Bei der Frage des Princeps schaute Commodus sich in der Curia um und erkannte, völlig unüberraschend, dass niemand eine weitere Frage hatte.
Rede zur Lage des Imperiums
- Marcus Vinicius Hungaricus
- Geschlossen
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Auch Hungi schaute sich um und hörte keine Fragen mehr.
Gut. Schließen wir die Sitzung für heute. Morgen können wir ja noch immer weiterdiskutieren.
Ausgezeichnetes Timing, denn er brauchte dringend ein Frühstück.
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Der kommende Tag war nun auch jener, an welchem Meridius nach langer Abwesenheit vom Senat die heiligen Hallen betrat. Er hatte sich in eine neue Toga gekleidet, die Haare schneiden und frisieren lassen und zudem auch den Bart ausputzen lassen. Mit zielsicheren Schritten suchte er seinen Platz auf, welcher erstaunlicherweise frei gelassen worden war, obwohl es keine wirklich festen Sitzplätze in diesem Kremium gab. Er grüßte Macer mit einem Nicken, als er ihn erblickte, redete hier ein bisschen mit dem einen, dann mit einem anderen Senator.
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Hungi hatte schon von der Ankunft des Meridius gehört, solche Neuigkeiten sprachen sich fast schneller in der Stadt herum als die Geburt eines zweiköpfigen Kalbes ins Ostia. Sie begrüßten sich, dann erinnerte sich Hungi wieder seiner Pflichten und eröffnete die Sitzung.
Guten Morgen, Senatoren. Gehen wir gleich in medias res: Gibt es Wortmeldungen oder Neuigkeiten zum Thema Parthia?
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Auch Aelius Quarto hatte seinen festen Platz in der Curia Iulia und zwar vom Eingang gesehen auf der linken Seite hinten, in der ersten Reihe. Dort saß er an diesem Morgen und erlebte, wie Decimus Meridius nach langer Zeit, aber forsch wie immer und augenscheinlich frisch frisiert die Halle des Senats betrat.
Er selbst war ein wenig schläfrig, hatte das Grübeln über das parthische Problem ihm doch in der Nacht den Schlaf geraubt. Als erster zu Wort meldete er sich jedoch nicht.
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Zwischen den Senatoren praetorischen Ranges sassen natürlich auch die amtierenden Praetoren und daher auch Commodus. Dieser war gerade in ein Gespräch mit seinem Sitznachbarn vertieft, als Meridius eintraf, was ihn jedoch nicht von seinem Gespräch abhielt.
Als dann der Princeps die Sitzung eröffnete verstummten auch Commodus und sein Gesprächspartner, wollten sie doch nicht so wirken, als ob sie etwas beitragen wollten. -
Furianus, am heutigen Morgen schlecht gelaunt und nicht vollends ausgeschlafen, saß mit ein wenig geröteten Augen zwischen den ehemaligen und derzeitigen Praetoren in vorderer Reihe, wurde jedoch der Anwesenheit des Meridius nicht gewahr. Eine Senatssitzung begann auch immer mit einer stattlichen Anzahl an Teilnehmern und die Reihen nach neuen oder fehlenden Gesichtern absuchen wollte Furianus schon gar nicht. Außerdem hatte er Meridius zwar ein Geschenk zur Hochzeit geschickt, ihn jedoch persönlich noch nie getroffen.
So saß er vor sich hin und senkte leicht die Augen, um sie erschrocken wieder aufzureissen und leicht verwirrt zur Seite zu schauen. -
Die ganze Nacht hatte sich Victor mit Berichten des jetzigen unfähigen Trottels von einem Praefectus Annonae herumgeschlagen und von dem schummrigen Schein der Öllichter tränende Augen bekommen, die ihn auch jetzt noch verfolgten. Aber seit der Ankündigung des Imperators in den Krieg zu ziehen, hatte er sowieso kein Auge zubekommen... dafür war schlichtweg keine Zeit.
Schweigend musterte Victor den Praetor urbanus und hielt dessen Müdigkeit durchaus für eine passende Metahpher für den Gesamtzustand des Senates. Wie lange war es denn her, das rom in einen richtigen Krieg gezogen war und nun dümpelten alle Senatoren in der Curie lustlos vor sich hin, anstatt sich gegenseitig, immer wieder und deswegen natürlich völlig überflüssig, zu versichern, dass Roms Größe, Stärke und Macht den Feind zermalmen würde. Aber das übernahm ja wenigstens der Kaiser und der Senat brauchte sich nichtmal mehr zu bemühen die Bevölkerung auf den Krieg einzustimmen.
Nunja, der Mensch war aber ein Herdentier, sodass sich auch Victor nicht bemüßigt fühlte, seine rethorischen Fähigkeiten mal wieder aufzupolieren und die Mitsenatoren mit belanglosem Geschwafel zu beglücken.
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Zitat
Original von Marcus Vinicius Hungaricus
Guten Morgen, Senatoren. Gehen wir gleich in medias res: Gibt es Wortmeldungen oder Neuigkeiten zum Thema Parthia?Der Princeps begann die Sitzung kurz und knackig, wie Meridius es von Hungiaricus gewohnt war. Schon bei der Legio I Traiana Pia Fidelis, welche nun in den Krieg geschickt wurde, hatte er eher mit Worten gespart. Dies hatte sich auch im Senat nicht geändert.
Legio I Traiana Pia Fidelis. Hatten sie nicht alle dort gedient? Macer, Hungaricus, er selbst? Und nun saßen sie hier im Senat und beschäftigten sich mit einem Feldzug, auf welchen ihre ehemalige Legion geschickt werden würde. Auch wenn Meridius den Auftritt des Kaisers vom Vortag nicht mitbekommen hatte, war er dennoch informiert worden. In groben Zügen hatte er den gestrigen Tag daher im vor seinem geistigen Auge präsent.
Neuigkeiten hatte er diesbezüglich kaum welche beizutragen, war er ja nicht die Anlaufstelle von Informationen militärischer und diplomatischer Bedeutung. Stellung beziehen zu der Debatte vermochte er auch nicht, hatte er sie ja nicht im Detail verfolgen können. Dennoch hatte er eine Frage:
"Ehrenwerter Princeps! Senatoren!
Verzeiht meine Frage, denn es kann gut möglich sein, dass dies schon gestern debatiert wurde. Doch, was gedenkt der Senat zu tun, um den Kaiser und unsere Truppen in dem kommenden Krieg zu unterstützen?"
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Eigentlich wollte er Neuigkeiten hören, aber anscheinend hatte Hungi selber noch die besten Informanten... oder die anderen nur noch schlechtere. Was auch gut sein konnte.
Du meinst außer moralisch und mit einigen Senatoren, die als militärische Berater und Feldherren den Kaiser begleiten?
Er stellte mal eine Gegenfrage, denn er hatte keine Ahnung, wohin der Senator Decimus hinauswollte.
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"Von militärischen Beratern habe ich nicht gesprochen, Princeps. Ich denke es versteht sich von selbst, dass der Kaiser über einen vorzüglichen Generalstab verfügt. Und die wenigen Senatoren unter uns, welche ebenfalls über militärische Referenzen verfügen, gehen sicher mit mir konform, dass es an diesem Stab nichts auszusetzen gibt."
Er hielt einen Moment inne.
"Ich bin ebenfalls davon überzeugt, dass der Senat - etwas anders dürften wir schwerlich annehmen - unseren Kaiser und die Truppen - moralisch unterstützen wird. Nur..."
Nun wurde seine Stimme etwas lauter
"... was gedenkt der Senat zu tun, um diese moralische Unterstützung auch sichtbar werden zu lassen? Belassen wir es bei Debatten in diesen Hallen, oder drücken wir unsere Solidaritär auch aus? Dies kann in Form symbolischer Handlungen, aber auch auf viellerlei Arten geschehen. Ich jedenfalls denke nicht, dass es ausreicht, die Tatsache eines Krieges nur zur Kenntnis zu nehmen und den Feldzug durch Abnicken abzusegnen."
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Durus hatte im Gegensatz zu vielen anderen vorzüglich geschlafen. Er betrachtete Krieg weniger als gefährlichen, denn als ruhmreich. Es würde endlich wieder einmal etwas passieren - vielleicht gab es auch Beute zu teilen...oder eine neue Provinz? Auf jeden Fall viele Chancen.
Deshalb gefiel ihm auch die Anregung von Maximus. Deshalb erhob er sich, um etwas sehr simples vorzuschlagen.
"Vielleicht sollte der Senat möglichst geschlossen beim Ritual der Fetiales anwesend sein."
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"Wolltest du dem Ereignis fern bleiben Senator Tiberius Durus? Ich kann mich nicht entsinnen, das der Senat dieser rituellen Kriegserklärungshandlung in den vergangenen Jahrhunderten nicht beigewohnt hat. Es ist eine Tradition Roms an dem Akt beteiligt zu sein. Ich wüßte nicht wer uns auferlegt mit dieser Tradition zu brechen?!"
War es nicht einer der Hauptverteidiger von Nomen und Ahnen? Hatte dieser Durus also doch nur Worte verbreitet und stand nicht selbst hinter diesen wie es für einen Römer alter Art gehörte? Avarus mußte sich dieser Tage mehr als nur einmal wundern. Manchmal kam es ihm dabei so vor, als wöllte man unbedingt etwas von sich geben egal wie belanglos die Worte auch waren.
PRAECEPTOR - SCHOLA ATHENIENSIS
MAGISTER ARCHITECTURAE - SCHOLA ATHENIENSIS
SODALIS FACTIO VENETA - FACTIO VENETA -
Durus fixierte Avarus kurz wie ein widerliches Insekt, das in seine Suppe gefallen war und erwiderte
"Ich kann mich nicht erinnern, zum Boykott dieses Rituals aufgerufen zu haben...vermutlich hast du mich falsch verstanden.
Für mich stellt sich die Frage nach der Teilnahme an diesem höchst würdigen Ritual nicht. Doch heutzutage kann man nicht wissen, ob sich jeder Senator seiner Pflichten bewusst ist, Germanicus."
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“Senator Tiberius Durus, du bist erst sehr kurze Zeit Mitglied dieses Hauses. Du sagst, nicht jeder Senator sei sich seiner Pflichten bewußt. Kannst du deine Behauptung belegen? Willst du damit andeuten, wir hätten Verräter in unseren Reihen?
Oder soll ich denken, dass da ein anmaßender Jungsenator vor mir steht, erpicht darauf, sich rasch einen Namen zu machen und das bei jeder sich bietenden, wenn auch unpassenden Gelegenheit?
Denn hier und heute geht es um eine bedeutende Frage römischer Außen- und Sicherheitspolitik. Ich bin der letzte der sagen würde, in der Curia Iulia dürfe nicht mit harten Bandagen gestritten werden. Doch heute und in dieser Frage müssen wir zusammenstehen und dem Imperator Caesar Augustus zeigen, dass wir geschlossen und verlässlich sind und ihn nach Kräften auf seiner schweren Mission unterstützen.In deinen Aufruf stimme ich ein: Begehen wir feierlich, gemeinsam mit dem Kaiser die Fetialen, so wie es schon unsere Ahnen taten. Zeigen wir uns angesichts des äußeren Feindes einig und mehr gibt es da auch nicht zu sagen.“
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Durus blickte zu Aelius. Was für ein Problem hatte der Mann?
"Verzeih, Aelius, wenn ich deine oder die Staatstreue der anderen Senatoren in Frage gestellt habe.
Meine Bemerkung mag für alle provokant sein, jedoch habe ich nicht behauptet, dass irgendein bestimmter Senator pflichtvergessen sei. Ich habe diesnur gesagt, um wachzurütteln.
Mag es sein, dass mir derartiges nicht zusteht, aber ich sehe manchen Senator nur noch selten bei öffentlichen Auftritten, deshalb hielt ich es für angemessen, an die moralische Verpflichtung aller zu appellieren."Er setzte sich wieder und ärgerte sich ein wenig - nur weil er dem Gremium noch nicht lange angehörte, wollte er sich einen Namen machen, wenn er sprach?
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Da Furianus selbst eher zu den jüngeren Senatoren zählte und diese kleine Attacke durchaus kannte, schüttelte er leicht den Kopf und flüsterte zu einem Nachbarn.
"Wenn es danach ginge, wie lange man diesem Gremiun angehört, wären die meisten hier mundtot und ein paar wenige hätten etwas zu sagen."
Das war seine Meinung und wenn es auch nur ein Jüngling gewesen wäre, er hätte ihn nicht aufgrund des Alters mundtot zu machen versucht. Erfahrung bedeutete ja sowieso nichts, man konnte seine Sache auch über Jahre hinweg schlecht machen.
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Hungi war nur mehr am Kopfschütteln.
Gut, ich unterstütze den Vorschlag der Senatoren Tiberius und Aelius und werde meinerseits bei den Fetialen anwesend sein. Und bevor das hier in einer unnötigen Streiterei ausartet, schließe ich hier die Sitzung und gebe uns allen die Gelegenheit, unsere erhitzten Gemüter ein wenig abzukühlen.
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