Ludi Praetorae

  • PANEM ET CIRCENSES


    Brot und Spiele gehörten seit Jahrhunderten zu der römischen Tradition und waren untrennbar. Diese beiden Werte standen für Sicherheit und Wohlstand, sie standen für Rom. Gab es kein Brot, wie auch Spiele, stand es schlecht um das Haupt der Welt, doch stets bewies man das Gegenteil.


    So waren auch am heutigen Tage die Pforten des größten Amphitheaters offen und Menschen aller Klassen strömten in den Ovalbau. Menschen, die nach der Arbeit aus dem Alltag entführt und unterhalten werden wollten, Menschen, die sich nach den Spielen mehr sehnten als nach dem Brot.


    Langsam füllte sich der Bauch des Gebäudes und schon nach einer Weile schien es keine freien Plätze mehr zu geben. Lautes Gemurmel war überall zu vernehmen, Menschen stritten um Plätze, begrüßten sich oder sahen nur gelangweilt ob der Warterei in die Tiefe. Ritter wie auch Senatoren saßen abgetrennt von der Masse auf den ihnen entsprechenden Logen, die des Kaisers überragte jedoch alle an Prunk und Nähe zum Schauspiel.


    Unter Trompetenklängen betraten zwei Männer, gefolgt von ihren Liktoren und tanzenden Akrobatinnen die Arena. Beide waren in weiße Togen gehüllt, die ein breiter Purpurstreifen zierte und ihren Stand wie auch ihren Namen preisgeben sollte. Es waren keine Geringeren als Gaius Prudentius Commodus und Lucius Flavius Furianus. Zwei Praetoren, die sich den Spielen annahmen.


    Die Menge jubelte, während die beiden Männer in der Arena der Menschenmasse mit einem Wink dort und dem anderen da, die Menge begrüßten. Diese Prozedur dauerte auch nicht lange und die Beiden entfernten sich, um sogleich in der Loge des Kaisers, als Träger der Spiele, Platz zu nehmen.


    Man wartete auf den Kaiser während der Jubel wieder verklang und einige Akrobatinnen noch munter zu den Klängen einiger Lautenspieler umherturnten.

  • Unter der Sonne Roms, die im Mai bereits hoch und gnadenlos am Himmel brannte, bewegte sich auch die tiberische Sänfte, umstellt von ägyptischen Sklaven zum flavischen Amphitheater. Ihr entstieg Senator Tiberius Durus, nicht zu verwechseln mit seinem militärverwandten Cousin Tiberius Vitamalacus, der schon wieder fast im Felde stand.


    Durus hingegen hatte beschlossen, die Spiele seines Freundes Furianus zu sehen, weshalb er sich in die Senatorenloge eskortieren ließ und dort an den besten Plätzen des Theaters den Tänzerinnen in der Arena zusah. Sie tanzten hübsch und erinnerten ihn daran, dass sein eigenes Bett wohl wie jeden Abend leer war, wenn er nach Hause kam...

  • Seitdem seit einigen Tagen Aushänge auf allen Plätzen der Stadt die Ludi Praetore angekündigt hatten, waren diese Spiele eines der Hauptgesprächsthemen in Rom. Auch Plotina war natürlich dieses und jenes zu Ohren gekommen, und das Lob, das routinierte und stadtbekannte Spielekenner schon im Vorfeld dieses Ereignisses manchen der Künstlergruppen, die hier auftreten sollten, gezollt hatten, hatte die Sergierin hellhörig gemacht. Ja, künstlerische Darbietungen - darauf freute sie sich auch sehr.


    Als der große Tag gekommen war, erschrak Plotina dann doch sehr über den riesigen Andrang, den die Spiele hervorriefen. Sie hatte große Mühe, einen guten Platz im Amphitheater nicht nur zu ergattern, sondern auch zu behaupten.


    Als aber endlich Trompeten erklangen, kehrte allmählich Ruhe ein, und die Augen aller richteten sich in die Arena, die jetzt zwei Senatoren betraten. Sicher die beiden Prätoren, die die Spiele ausrichten, dachte Plotina. Lange blieben diese aber nicht in der Arena, sondern begaben sich in die Loge des Kaisers. Plotina war zufrieden. Von ihrem Platz aus konnte sie nicht nur die Arena, sondern auch die Loge gut sehen, in der der Kaiser erscheinen würde. Der Kaiser, diese entrückte, erhabene Gestalt, die sie nun mit eigenen Augen schauen konnte.


    Aber noch war es nicht soweit. Plotina lehnte sich ein wenig zurück und ließ ihren Blick über ihre Sitznachbarn gleiten.


    Sim-Off:

    Also, wenn jemand neben mir sitzen möchte ... :)

  • Manche Menschen kommen in Sänften zum Amphitheater, lassen sich von vielen Sklaven geleiten und verschwinden nach ganz vorne auf die Plätze für Senatoren und Würdenträger. Andere laufen sich die Füße wund, weil sie vom Stadtrand oder sogar von Außerhalb kommen, und wenn sie Pech haben, dann müssen sie auch noch auf den letzten Rängen des Theates stehen, um überhaupt noch einen Platz zu bekommen. Dazwischen sitzt die Masse Roms, einfache Bürger, aber auch Ritter, Händler, Verwaltungsbeamte, Handwerker, Priester, Bankiers, Soldaten, Männer, Frauen, Kinder, bunt gemischt und wer zuerst kommt, der ergattert die vorderen Plätze.


    Zu dieser Masse gehört heute auch Lucilla, denn da ihr Senator schon halb auf dem Weg nach Mogontiacum ist, ist Lucilla heute zwar nicht irgendwer, aber jemand ist sie halt auch nicht. Das macht aber gar nichts, denn der Tag ist viel zu angenehm, um Trübsal zu blasen, ganz abgesehen davon, dass Lucilla darin eh nicht besonders gut ist. Außerdem geht es vorne bei den Senatoren eh langweilig zu, vor allem wenn es in der Arena richtig rund geht. In einem sommerlichen Kleid aus kräftig rotem Stoff mit feinen Mustern, einer orangeroten Palla und aufwändig aufgetürmten Haaren macht sie sich schon früh am Tag auf den Weg zum Amphitheater, begleitet von ein paar Sklaven, darunter auch Ambrosius. Nur der frühe Vogel fängt den Wurm und nur der frühe Zuschauer bekommt einen guten Platz. So sitzt Lucilla schließlich in einer ganz annehmbaren Reihe und wenn der kleine Mann vor ihr nicht den Platz frei hält für einen großen, grobschlächtigen Typen, dann würde sie während der Spiele eine sehr gute Sicht in die Arena haben. Sogar die Kaiserloge ist von hier aus gut zu sehen.


    Dann betreten die Praetoren ihre Loge. Lucilla ist immer wieder erstaunt wenn sie Senator Prudentius sieht. Sie muss dann immer an den Magistrat Tarracos denken, der er einst gewesen ist, und daran wie er sie eingestellt hat. Irgendwann müsste sie es unbedingt einmal schaffen, auf irgendeiner Feier mal wieder mit ihm ins Gespräch zu kommen.


    Nachdem die Praetoren ihre Loge betreten haben richten sich alle Augen wartend auf die Kaiserloge. Lucilla runzelt kritisch die Stirn und schaut zu ihrer Sitznachbarin, die gerade in dem Augenblick zufälligerweise ihren Blick zu ihr wendet. Lucilla beugt sich etwas zu ihr und flüstert, obwohl es nicht wirklich so leise ist, dass das notwendig wäre. "Also ich glaube nicht, dass der Imperator sich blicken lässt. Mit dem Besuch bei Spielen ist er ja schon immer sehr sparsam gewesen und bei den momentanen Kriegsvorbereitungen hat er sicherlich viel zu tun."

  • Meridius kam etwas später, hatte er doch den Vorzug auf einen reservierten Platz zurückgreifen zu können, was er an diesem Tag dann auch tat. Gladiatorenkämpfe und Spiele waren nicht seine Sache, er mochte lieber die Wagenrennen, ihnen galt seine ganze Leidenschaft. Dass er folglich diesen Kämpfen beiwohnte, war eher der Tatsache geschuldet, dass sie von dem Praetor Prudentius Commodus abgehalten wurden, welcher sich in den kommenden Tagen auf einen Besuch in der Casa Decima angemeldet hatte. Dort dann bemerken zu müssen 'Ich war nicht auf den Spielen', wäre allzu unhöflich gekommen und die Spiele ignorieren ging irgendwie auch nicht.

  • Es war noch gar nicht so lange her, da war Macer in Mantua gewesen und hatte anlässlich der Eröffnung des dortigen Amphitheaters Spiele besucht. Jetzt also auch welche in Rom und wieder konnte sich Macer ganz entspannt unter die Zuschauer setzen, da es keine Wagenrennen gab. In den ersten Reihen waren schon einige Senatoren anwesend und bald fand er einen Platz.


    "Salve, Decimus Meridius", begrüßte er den ehemaligen Statthalter, mit dem er bisher schon im Senat gesprochen hatte, seit er aus Germania zurück war. "Du hast in Germania so wenige Spiele bekommen, dass du hier gleich die erste Gelegenheit nutzen musst?" fragte er lächelnd und schaute, ob irgendwo das Programm der Spiele ersichtlich war.

  • Meridius lachte.


    "Salve, Purgitius Macer. Die letzten Spiele in Germanien liegen tatsächlich zurück."


    Er konnte sich jedoch an die Wagenrennen noch erinnern, für welche er extra einen hölzernen Circus vor Mogontiacum errichten ließ.


    "Aber ich dachte mir, wenn Praetor Commodus und Praetor Flavius Spiele ausrichten, sollte man zumindest am Eröffnungstag anwesend sein."

  • Tiberius saß auf einem Platz und beobachtete das Treiben in der Arena. Die von seinem Arbeitgeber organisierten Spiele wollte er sich auf keinen Flal entgehen lassen, und er musste sich dringend von seinem schwerem Arbeitstag entspannen.


    Gespannt wartete er sie es nun weitergehen würde.

  • Zitat

    Original von Maximus Decimus Meridius
    "Aber ich dachte mir, wenn Praetor Commodus und Praetor Flavius Spiele ausrichten, sollte man zumindest am Eröffnungstag anwesend sein."


    "Ja, das sollte man sich sicher nicht entgehen lassen. Ich bin gespannt, was wir geboten bekommen. Flavius Furianus war ja mein Kollege als Aedil - da haben wir auch Spiele ausgerichtet, wie üblich. Mal sehen, ob er das diesmal steigern kann."


    Macer war sich sicher, dass das möglich war, denn schwächer als damals konnte die Organisation wohl kaum noch werden. Seine Unzufriedenheit beim Gedanken an damals spiegelte sich ein wenig in seinen Gesichtszügen wieder, aber er sagte nichts.

  • Zitat

    Original von Decima Lucilla
    Nachdem die Praetoren ihre Loge betreten haben richten sich alle Augen wartend auf die Kaiserloge. Lucilla runzelt kritisch die Stirn und schaut zu ihrer Sitznachbarin, die gerade in dem Augenblick zufälligerweise ihren Blick zu ihr wendet. Lucilla beugt sich etwas zu ihr und flüstert, obwohl es nicht wirklich so leise ist, dass das notwendig wäre. "Also ich glaube nicht, dass der Imperator sich blicken lässt. Mit dem Besuch bei Spielen ist er ja schon immer sehr sparsam gewesen und bei den momentanen Kriegsvorbereitungen hat er sicherlich viel zu tun."


    Plotina hatte ihren Blick schon wieder in die Arena richten wollen, wo einige Akrobatinnen ihre Künste zu Lautenklängen zeigten, als sich plötzlich ihre Sitznachbarin zu ihr beugte und ihr mit Verschwörerblick etwas über den Kaiser und dass er nicht an den Spielen teilnehmen werde, zuflüsterte.


    Was sollte Plotina davon halten? War dies einfach eine alleinstehende Bürgerin, die bei diesen Spielen gute Unterhaltung, auch mit Sitznachbarn, suchte? Oder war sie so etwas wie ein Spitzel, die während der Spiele Bürger bezüglich ihrer Meinung zum Kaiser aushorchen sollte? Immerhin war ja Krieg. Vielleicht war sie gar auf der Suche nach parthischen Peregrini ...


    In sekundenschnelle musterte Plotina die Dame, die für ihren Geschmack ein wenig grell aufgemacht war; eigentlich doch zu grell für einen Spitzel, beruhigte sich Plotina allmählich wieder. Nein, nein, nur nicht übertreiben, rief sich Plotina zur Ordnung. Bestimmt ist dies nur eine freundliche Frau, die Unterhaltung und Gesellschaft sucht, wie ich.


    Und doch: Die Worte dieser Dame hatten irgendwie so - eingeweiht geklungen, als wisse sie mehr als so mancher andere. Plotina beschloss, Vorsicht walten zu lassen.


    "Du hast ganz Recht; die Verantwortung unseres Kaisers möchte ich auch nicht auf meinen Schultern tragen müssen, gerade in diesen schweren Tagen. Ich hoffe, dass nicht auch Verwandte von dir in den Krieg ziehen müssen? - Es imponiert mir allemal, dass du hier, bei diesen fröhlichen Spielen, die politische Lage im Blick behälst. Darf ich fragen, mit wem ich das Vergnügen habe? Mein Name ist Sergia Plotina."

  • Da Appius momentan nicht viel zu tun hat und besseres sowieso nicht, besucht auch er die Spiele. Wieder mit allerhand Lebensmitteln beladen setzt er sich auf einen der Sitze in der "Ritterloge" und wartet auf den Beginn der Spiele

  • Commodus hatte den Gang durch die Arena und das Gejubel des Volkes genossen und ebenso wie sein Kollege hier und da dem Volk zugewunken. Der weg hinauf zur Loge war nicht allzuweit und Commodus nutzte die Zeit um seine Gedanken ein wenig zu sammeln. Viel ging ihm in letzter Zeit im Kopf herum und er war sich nicht einmal zu hundert Prozent sicher, ob wirklich alle Vorbereitungen abgeschlossen worden waren.


    Als er in der kaiserlichen Loge auf einem der Plätze für die Spieleausrichter Platz nahm, wurde ihm bewusst, dass er hier noch nie war, schliesslich hatte er in seiner Amtszeit als Aedil die eigentlich obligatorischen Spiele nicht ausgerichtet.


    Er beobachtete die Menge und auch die noch in der Arena tanzenden Akrobatinnen eine Weile und beugte sich dann zu seinem Kollegen hinüber.


    "Sollen wir beginnen?"

  • Zitat

    Original von Sergia Plotina
    "Du hast ganz Recht; die Verantwortung unseres Kaisers möchte ich auch nicht auf meinen Schultern tragen müssen, gerade in diesen schweren Tagen. Ich hoffe, dass nicht auch Verwandte von dir in den Krieg ziehen müssen? - Es imponiert mir allemal, dass du hier, bei diesen fröhlichen Spielen, die politische Lage im Blick behälst. Darf ich fragen, mit wem ich das Vergnügen habe? Mein Name ist Sergia Plotina."


    "Die politische Lage sollte eine Frau immer im Blick behalten, auch wenn sie es nicht immer offen zeigen sollte, vor allem nicht in Gesellschaft von Männern." Ein offenes, freundliches Lächeln legt sich über Lucillas Gesicht. "Es freut mich, dich kennen zu lernen, Sergia Plotina." Es scheint Lucilla, als hätte sie den Namen schon einmal gehört, aber sie ist sich nicht sicher, wann und wo. "Bist du mit Sergius Curio verwandt?" Beziehungen und Verwandschaften sind in Rom das Alpha und Omega der Gesellschaft, daher ist eine solche Information immer nützlich. Obwohl Sergius Curio längst auch nicht mehr Praefectus Vehiculorum ist und Lucilla keine Ahnung hat, was der junge Mann nun tut oder auch nicht tut.


    "Ich bin Decima Lucilla, die Auctrix der Acta Diurna." Als Auctrix P.P.A. hatte Lucilla dieses Amt nie erwähnt, nicht etwa weil sie 'nur' P.P.A. gewesen war, sondern einfach, weil es ihr nie als besonders vorgekommen ist und es eine Aufgabe wie jede andere war. Jetzt aber, da sie die Staatszeitung ehrenamtlich führt ist das irgendwie etwas anderes. Irgendwas muss man aus dieser Aufgabe schließlich gewinnen, und wenn es die Steigerung des Bekanntheitsgrades ist. Außerdem ordnet die Information, dass sie diese Decima Lucilla ist und nicht vielleicht eine andere, sie in den Gesamtkontext der Gesellschaft Roms ein, sie braucht weder zu ewähnen, mit wem sie verlobt noch mit wem sie verwandt ist.


    "Der Legatus Legionis der Legio I, Decimus Livianus, ist mein Cousin, es wird sich kaum vermeiden lassen, dass er mit in den Osten zieht. Aber meine Verwandschaft ist zum Glück über das Stadium hinaus, in dem sie in den ersten Reihen als Soldaten oder Centuriones in einem Feldzug kämpfen. Sie sind mittlerweile alle Kommandeure oder ganz aus dem Militär." Oder tot, gestorben im Dienst des Imperium, aber das ist nichts, was in diesem Umfeld Erwähnung finden müsste. Um den bedrückenden Gedanken auch aus ihrem Geist zu verdrängen, redet Lucilla munter weiter, denn sowohl Kaiser, als auch Beginn des Programms lassen eh noch auf sich warten und es gibt zudem wenig, was Lucilla lieber tut als Reden. "Natürlich bewahrt auch das Kommando über eine Legion einen Mann nicht, wenn die Parzen sein Ende bestimmen, so ein Feldzug ist für alle Beteiligten noch hart genug. Die Überfahrt über das Mare Internum, der lange, entbehrungsreiche Weg durch das fremde Land fern von der Heimat, das ungewohnte Klima, das ist alles nicht so einfach. Zudem sind die Parther nicht einfach plündernde, chaotische Barbaren, zumindest nicht, nach dem, was man so hört. Schon allein, dass der Kaiser den Feldzug begleitet zeigt in meinen Augen, dass dieser Krieg strategisch äußerst anspruchsvoll geführt werden wird. Aber was rede ich über den Krieg, wo heute die Spiele auf uns warten? Hast du schon irgendwo gehört, was genau die Praetoren geplant haben? Sie haben sich ja sehr bedeckt gehalten mit allem. Ich hoffe es gibt Gladiatorenkämpfe! Angeblich ist der große Rumpernator aus der Schule des Mescinius in Rom. Ich habe ihn letztes Jahr in Caesarea kämpfen gesehen, das ist vielleicht ein Mann! Natürlich nicht vergleichbar mit dem großen Horatius Spartacus, aber da bleibt kein Knochen auf dem anderen."


  • Furianus, der unruhig auf seinem Platz saß, abwartend wann der Augustus wohl zu erscheinen gedachte, nickte schließlich dem Vorschlage zu.


    "Ja, wir können die Menschen nicht so lange warten lassen, sie werden unruhig. Der Augustus wird wohl später erscheinen."


    Und damit gab er ein Handzeichen.

  • Das Handzeichen des Praetors wurde von einem Herold gespannt erwartet, als dieses nun doch endlich gegeben wurde, gab er selbst eines.


    Sofort fingen an die 20 Trompeter an in ihre Instrumente zu blaßen, vier Stöße, davon der zweite in die Länge gezogen, sorgten jedenfalls einigermaßen für Ruhe in der ausgelasteten Arena. Es herrschte zwar noch leichtes Geflüster, doch es war still genug.


    Auf einem Podest in den Reihen über der Kaiserloge stehend rief der Herold mit kräftiger und klarer Stimme.


    "Römer!
    Zu lange habt ihr warten müssen, zu lange musstet ihr dieses Ereignis entbehren, doch heute soll dies ein Ende haben. Die Praetoren veranstalten Spiele Euch zu Ehren!
    Es ist ein stetiges Geben und Nehmen! Ihr, o Römer, gebt Rom so viel, nun sollt ihr auch etwas bekommen!
    Keine Kosten und kein Aufwand wurden gescheut, um Euch dies hier zu präsentieren!
    Lehnt Euch zurück und genießt das Schauspiel, genießt das heutige Programm: Die Venationes!"


    ______________________________________________________________________




    [Blockierte Grafik: http://img385.imageshack.us/img385/9286/venationesgx9.gif]



    Nach der Ansage beherrschte Spannung den Schauplatz unzähliger Tode. Gebannt starrte man zu den Falltüren, zu den vielen Gittern in der Arenenbegrenzung, aus denen jeden Augenblick eines der Ungeheuer der Natur an das Licht der Sonne treten konnte.
    So dauerte es auch nicht lange, da wurden die Falltüren geöffnet und aus diesen sprangen fünf Leoparden hervor. Tiere, wie aus Gold und doch ausgestattet mit scharfen Krallen, einem starken Gebiss und der Passion alles lebendige zu verschlingen. Einige konnten gezähmt und als Haustiere gehalten werden, doch die meisten entstammten aus dem Schosse der Natur, voller Kraft und nicht unterdrücktem Mordinstinkt.


    Diese anmutigen und schönen Tiere, verschreckt von den jubelnden Massen um und über ihnen, bewegten sich instinktiv zueinander, um eine Gruppe zu bilden, ein Bollwerk voller Kraft und scharfer Krallen.


    Just in diesem Moment der Angst dieser Tiere, ihrem Drang sich zu gruppieren, wurde ein riesiges Gitter hochgehoben und an die 20 Gazellen sprinteten aus dem Dunkel in das grelle Licht der Arena. Selbst bis aufs äußerste verängstigt, sprangen sie in die scheinbare Freiheit, mit der sie das Licht ihrer Heimat seit je her asoziierten. An diesem Tag sollten sie sich täuschen.
    Nach wenigen Sekunden bemerkten die ersten Gazellen, dass sie nicht in die Freiheit gedrängt wurden, sondern in den sicheren Tod. Ruckartig änderten die ersten Tiere ihre Richtung, nachdem die Gruppe Leoparden, die natürlichen Feinde der schnellen Lebewesen, ebenso schnell, erblickt wurden. Der Herdentrieb setzte auch hier an und die Gazellen, weniger ruhig als ihre Feinde, bildeten nun auch eine Gruppe. Die Nähe der Jäger jedoch ließ einige Mitglieder vor Verzweiflung oder Angst - wie kann man dies bei Tieren wissen - ausbrechen und nach einem Fluchtweg, auch in der Nähe der Fleischfresser, suchen.


    Die Leoparden vergaßen ihre Angst schnell. Sie hatten seit Tagen kein Blut mehr gekostet, wie auch kein zartes Fleisch. Die ersten Tiere bewegten sich zähnefletschend auf die Gruppe Gazellen zu.

  • Auch Hungi war selbstverständlich bei den Besuchern. Und obwohl er - wieder einmal - ein wenig zu spät kam, hatte er Glück, denn mit der Masse an Besuchern kam er nicht wirklich in Berührung. Auch wurde er schnell zu seinem Platz geleitet.


    Senatoren. begrüßte er diejenigen, die bereits vor ihm angekommen waren und setzte sich danach auf seinen Platz. Tierhetzen standen auf dem Programm, wie oft ein hübscher Aufwärmer. Das einzige, was ihm nur noch fehlte, waren ein Becher gekühlten Weines und ein paar Knabbereien, die ihm auch gleich dargeboten wurden. Von ihm aus konnten also die Spiele ruhig beginnen.

  • Durus begrüßte die ebenfalls eintreffenden Senatoren persönlich mit Namen - lange hatte er geübt, um sich möglichst viele Gesichter mit dem dazugehörigen Namen einzuprägen. Zu den wichtigsten unter ihnen hatte er sich auch Interessen und Abneigungen gemerkt, um auch ohne einen Nomenclator nicht aufgeschmissen zu sein.

  • Zitat

    Original von Decima Lucilla


    "Ich bin Decima Lucilla, die Auctrix der Acta Diurna."


    Decima Lucilla also - na, dann war ja klar, warum diese Dame so gut informiert war. Plotinas Spitzelverdacht war besänftigt, ja, sie schämte sich jetzt dafür, Decima Lucilla so verdächtigt zu haben, wohingegen diese freundlich und offen zu ihr sprach.


    "Du bist wirklich Decima Lucilla? Verzeih die Frage, ich kann es noch gar nicht glauben, dass ich hier bei den Spielen so einfach neben dir sitze. Jemanden wie dich, die Auctrix der Acta Diurna, hätte ich doch eher in der Nähe der Kaiserloge vermutet."


    Plotina lachte sie an, immer noch ein bisschen verlegen ob ihres Verdachtes.


    "Es hätte übrigens gar nicht der Erwähnung bedurft, dass du die Auctrix der Acta Diurna bist - der Name Decima Lucilla ist mir natürlich geläufig, denn ich bin eifrige Leserin dieser Zeitung. Ich bin nämlich ganz deiner Meinung: Die politische Lage sollte eine Frau immer im Blick behalten. Leider sind auf der anderen Seite die Möglichkeiten einer Frau dazu ja sehr begrenzt, wenn sie nicht durch männliche Verwandte unterrichtet wird, und darauf muss ich im Moment leider verzichten. Caius Sergius Curio ist übrigens wirklich mein Verwandter, zurzeit aber außer Hause. Eine andere vorzügliche Informationsquelle sind natürlich die Acta Diurna."


    Da die Auctrix offenbar nicht nur schreiben, sondern auch reden konnte wie ein Buch und dies ja gerade auch getan hatte, fasste sich auch Plotina ein Herz und sprach noch weiter.


    "Übrigens hätte ich gar nicht gedacht, dass es wirklich eine Decima Lucilla gibt. Ich glaubte vielmehr, es handele sich dabei um ein Pseudonym. Dabei hätte ich es eigentlich besser wissen müssen, denn ich vermute, ich kenne auch einen Verwandten von dir: Den Magister Scriniorum Titus Decimus Verus, ein ganz außergewöhnlicher junger Mann. Für deinen Cousin Decimus LIvianus werde ich beten."


    Plotinas Worte wurden unterbrochen von Trompetenstößen. Die eigentlichen Spiele hatten begonnen, und die Augen der Zuschauer richteten sich in die Arena.

  • Zitat

    Original von Sergia Plotina


    Lucilla lacht fröhlich auf. "Aber nicht doch, ich bin froh, dass ich nicht so nahe an der Loge mit Option auf des Kaisers Nähe sitze. Natürlich ist das eine große Ehre, aber sie ist so groß, dass es schon zu viel für mich ist. Wir waren einmal mit der Redaktion der Acta Diurna bei einer Audienz, ich war völlig durch den Wind vor Aufregung. Als Tiberia Livia und ich dann auch noch persönlich vom Imperator Caesar Augustus geehrt wurden, wäre ich beinahe umgekippt." Sie kichert ein wenig verlegen beim Gedanken an die Erinnerung. Heute mag sie darüber lachen können, aber damals ist es tatsächlich furchtbar gewesen und wahrscheinlich wäre es bei jeder weiteren Audienz wieder so. Das ist ein Punkt, den sie in ihrem neuen Amt als Auctrix mit am meisten befürchtet, zu einer Audienz des Kaisers geladen zu werden. In dieser Hinsicht ist es gar nicht so schlecht, dass er in nächster Zeit im Osten sein wird. "Vielleicht ist das auch der Grund, warum Frauen nicht für die Politik tauglich sind. Stell dir vor, was da jedes Mal im Senat los wäre, wenn der Imperator erscheint. Wir Frauen sind viel einfach zu beeindrucken durch göttlichen Glanz."


    Es folgt eine Handbewegung, mit der Lucilla jegliche Wichtigkeit ihrer eigenen Person weg wischt. "Im Übrigen ist das Amt des Auctors der Acta Diruna gar nicht so beeindruckend, wie das auf den ersten Blick vielleicht scheinen mag. Hauptsächlich ist es eine Menge Arbeit und wenn es Schwierigkeiten gibt, dann kann der Auctor seinen Kopf dafür hinhalten. Aus diesem Grund darf mein Name leider auch kein Pseudonym sein." Das ist ein weiterer Punkt, der Lucilla lange an der Entscheidung hat zweifeln lassen. Aber als sie mit Livia und Hungaricus über diesen Wechsel an der Redaktionsspitze gesprochen hatte, da hatte das alles so einleuchtend und richtig geklungen, vor allem natürlich aus Hungis Mund.


    Ihr Blick wird wieder verschwörerisch, was bei ihr allerdings selten auf große politische Verschwörungen hinweist, sondern eher auf die kleinen Verschwörungen und Geheimnisse des Alltags. "Früher, als ich noch nicht fest für die Acta Diurna geschrieben habe, da hatte ich aber tatsächlich ein Pseudonym. Irgendwie hatte ich doch Bedenken, meinen eigenen Namen unter die Artikel zu setzen. Verrückt, nicht wahr, wenn man bedenkt, dass ich nun für den Inhalt der ganze Acta Diurna stellvertretend mit meinem Namen hafte?"


    Unten in der Arena fangen endlich die Spiele an. Ein wenig enttäuscht stellt Lucilla fest, dass es jedoch erstmal nur Tierkämpfe sind. Daran konnte sie noch nie wirklich viel finden vor allem nicht an solchen, bei denen das Ergebnis unzweifelhaft fest steht und man nicht einmal wetten kann. Daher sieht sie sich vorerst nicht von ihrem Gespräch abgehalten, was ihr durchaus nicht ungelegen kommt. Erst kürzlich hatte sie sich bei Avarus darüber beklagt, dass sie kaum mehr jemanden kennt in Rom, und gerade die Spiele bieten immer eine gute Gelegenheit zu netten Unterhaltungen ohne dass man überhaupt irgendwen kennt.


    "Du liest die Acta Diurna also regelmäßig? Wie gefällt sie dir? Du kannst mir ruhig ehrlich deine Meinung sagen, ich bin immer froh über Rückmeldungen. Leider ist es meist eher so, dass wir nur dann einen Rückmeldung bekommen, wenn irgendetwas schief gelaufen ist. Zum Beispiel wenn sich so unverzeihliche Fehler eingeschlichen und wir bei einem Namen auf der Spendenliste den letzen Buchstaben vergessen haben, oder etwa, wenn wir über einen vergangenen Feiertag berichten und uns beim Datum vertun - als wüsste nicht jeder Römer sowieso, wann all die Feiertage liegen. Ganz beliebt sind auch Beschwerden über angebliche Unwahrheiten. Bona Dea, was glauben diese Menschen eigentlich, wie wir an unsere Informationen kommen? Als würde uns die Legio einen Brief schicken, wann sie gedenkt abzurücken, natürlich müssen wir ein wenig spekulieren." Sie zuckt lächelnd mit den Schultern. "Als würden wir uns nicht um Perfektion bemühen. Aber manchen Menschen kann man es wohl nie Recht machen."


    Schon fallen unten im Sand die ersten Leoparden die grazilen Huftiere an. Schnell und blutig, so wie es sich für eine Einleitung gehört. "Decimus Verus ist nur über unzählige Ecken mit mir verwandt. Das passiert allerdings ziemlich oft, wir Decima sind eine sehr weitreichende Familie. Manchmal habe ich das Gefühl, wir sind mit der halben Welt verwandt, wenn wieder irgendein Decima aus Griechenland oder Aegypten oder sonstwo vor der Tür steht." Nicht umsonst kursierte vor allem in Hispania die Spottbezeichnung der 'Karnickelgens' für die Gens Decima, eine Bezeichnung, die Lucilla insgeheim sehr amüsant findet. Seitdem sich ihre eigene nähere Verwandtschaft allerdings übers halbe Imperium verstreut hat, hat sie den Begriff schon lange nicht mehr gehört. Vielleicht liegt es aber auch nur daran, dass man kaum mehr soetwas sagen kann, ohne dass man die Klage eines Militärkommandanten riskieren muss.


    "So genau kenne ich Verus gar nicht, obwohl er in unserer Casa hier in Rom wohnt. Das ist ein Vorteil der Familie, egal wo man hinkommt, die Chancen ein Dach über dem Kopf zu bekommen stehen ziemlich gut. Woher kennst du ihn, aus seiner Verwaltungstätigkeit?"



    Sim-Off:

    *hust* ich bemühe mich wirklich, aber ich kann nicht kürzer ... wenn ich zu lang werde, muss mich irgendwer durch beeindruckende Spiele bremsen, bis dahin schreibe ich einfach mal weiter so munter vor mich hin. :D

  • Der anfänglich noch ansteigende Pegel an lauten Zurufen und Vorfreuden auf das rote Spektakel, bei dem sämtliche Gazellen wohl ihr Leben lassen würden, versank mit dem langsamen Anpirschen der Raubkatzen.
    Ihr Ziel vor Augen machten die anmutigen Katzen einen vorsichtigen Schritt nach dem anderen, Schritte, als wären ihre Pfoten zu weich für das Gelände, als würde dieses einen schnelleren Gang, einen Sprung oder gar Lauf gänzlich verbieten und je näher sie den schreckhaften Gazellen kamen, desto gewagter wurde ihr Gang, die anfänglich eingenommene geduckte Haltung so langsam aufgegeben.
    Allen Beteiligten war klar, was nun kommen würde. Zu oft sah man diese Raubkatzen, wann man sie nicht als Haustiere halten konnte, hier in der Arena Beute reissen. Und was man kommen sah, das traf auch ein.
    Ein großes Männchen war einer noch jungen Gazelle gefährlich nahe gekommen und stand nur an die 10 Meter von diesem entfernt. Anders als die Artgenossen versuchte das schreckhafte Tier nicht wegzurennen, sondern blieb wie erstarrt auf dem Platz stehen.
    Die Raubkatze sprintete auf einmal los, die Gazelle, schien jedoch just in diesem Moment aus dem Halbschlaf erwacht zu sein und machte es dem Räuber nach.


    Der Lauf wurde jedoch, wie immer, von der Form der Arena behindert und so sprinteten der Jäger und Opfer an der Arenenbegrenzung entlang, bis der Gepard die Kurve schärfer nahm und mit einem Satz, mit den ausgefahrenen Krallen voran, auf dem zarten Rücken der jungen Gazelle landete. Sofort riss er es mit sich. Ob der Sturz durch die in das Fleisch eingefahrenen Krallen oder durch den Hieb an sich verursacht wurde konnte man nicht sehen. Der Räuber schien von der Beute jedoch nicht loslassen zu wollen und schaffte das für die Menschen so unglaubliche Meisterwerk sich noch im Sturze in den Hals der Gazelle zu verbeißen.
    Das Opfer strampelte vergebens auf der Seite in der tödlichen Umarmung des Jägers liegend mit den Beinen, als wolle es die aussichtslose Flucht fortsetzen. Nach ein paar kräftigen Bissen war auch dieses Zucken nicht mehr zu sehen und die Raubkatze schleifte die Beute zu einem vergeblich sicheren Ort. Geparden hatten es an sich die Beute so schnell wie nur möglich in Sicherheit zu bringen, doch in diesem Käfig voller aufbrandendem Jubel und Staunen über die Fertigkeit dieses Risses war dies vergebens. Dies sah auch die Raubkatze nach einigen Metern ein und ließ die leblose Gazelle zu Boden fallen und suchte teils interessiert, teils verängstigt mit rotem Maul nach einer Beute oder herannahenden Gefahr. Diese kam auch wie befürchtet, denn eine andere Raubkatze hatte das Gerissene Tier gesehen und trabte langsam auf den Artgenossen zu, der noch immer neben seiner Beute standen.
    Aggressives Fauchen bedeutete dem faulen Artgenossen, dass der Räuber seine Beute verteidigen würde, ein paar in die Luft geschleuderte Tatzenhiebe überzeugten den Zweifler nun gänzlich und er lief davon, auf der Suche nach einer eigenen Gazelle, derer es doch so viele gab.


    Viele Zuschauer wunderten sich warum sich die Raubkatzen um ein erlegtes Tier stritten, es gab doch mehr als genug für jeden Einzelnen. Wenige Sekunden später befand man jedoch, dass die Tiere dumm seien und nur das Blut sehen müssten, um angelockt zu werden.


    Der erfolgreiche Jäger und späterer Verteidiger von vorhin machte sich nun liegend an seiner Beute zu schaffen, die Artgenossen schienen noch zu sehr mit der Auswahl beschäftigt zu sein. Einige fanden es belustigend, wie diese große Katze so desinteressiert schmauste, während über die ganze Arena verteilt Geparde Gazellen jagten und scheinbar nicht whälen konnten.

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