Phylake tes Basileias – Torwache des Königsviertels


  • Besucher, die das Palastviertel betreten wollen, müssen zuvor bei den Wachen an den Eingangstoren vorstellig werden.
    Dabei ist es einerlei, ob sie einen Einwohner des Viertels in seiner Domus aufsuchen, oder zur Regia Praefecti möchten.


    Einwohner der Basileia können die Tore hingegen frei passieren, ohne angehalten zu werden.

  • Vor dem Treffen am Abend hat sich Timokrates noch etwas anderes vorgenommen:


    Es gibt gewisse Orte in manchen Städten, die überall auf der Welt bekannt sind. Auch Alexandria kann mit einer Vielzahl solcher Orte aufwarten. Einer davon ist das Mausoleum Alexanders des Großen.
    Im Übrigen sind, was dieses angeht, Alexandriner und Ausländer erstaunlich anderer Meinung. Während die Alexandriner Alexander zwar einen wichtigen Platz in ihrem religiösen Leben einräumen, lässt sie der große Makedone im Alltagsleben ungewöhnlich kalt. Die Meisten Bürger dieser Stadt könnten wohl nicht einmal eine Auskunft darüber geben, wo der einstige Eroberer überhaupt liegt. Für diejenigen aber, die nach langer Reise in die Stadt am Nildelta kommen, ist der Besuch des makedonischen Hügelgrabes ein Muss, direkt neben Pharos und Bibliothek auf der Liste der Orte, die unbedingt abgeklappert werden müssen.


    Timokrates gehört zwar mittlweile mehr zu Ersteren als zu Letzteren und das, was er über das Grab gehört hat, klang wenig schmeichelhaft. Aber ein Mythos bleibt ein Mythos und dagegen ist auch die Neugierde des Kyreners nicht gefeilt. Deshalb stellt er sich brav in die Schlange vor der Torwache und wartet, bis er an der Reihe ist.

  • Die Eingänge des Königsviertels wurden gut bewacht. Nur die privilegierten Bewohner des Viertels, soweit sie den Wachen vom Angesicht bekannt waren, konnten ungehindert passieren. Alle anderen mussten sich in eine Warteschlange stellen und sich gedulden, bis sie an der Reihe waren und erklären konnten, warum sie nach Basileia hinein wollten.


    Das waren in diesen Tagen zumeist Lieferanten und Handwerker, die zu einer der Villen wollten. Besucher für die Regia Praefecti waren zurzeit kaum dabei, denn der alte Praefectus Aegypti hatte die Stadt bereits verlassen und sein Nachfolger war noch nicht eingetroffen.


    Darum war die Schlange an diesem Tag nicht sehr lang und Timokrates Kyrenaikos musste nicht lange warten.
    “Wie heißt du und wohin willst du?“, fragte der Wachhabende ihn.

  • Timokrates gelingt es, eine Haltung anzunehmen, die unauffällig genug ist um bei uniformierten Menschen keinen Verdacht aufkommen zu lassen, aber auch wichtigtuerisch genug, um ihnen instinktiv das Gefühl zu vermitteln, einen Vorgesetzten oder zumindest einen wichtigen Bekannten des Vorgesetzten vor sich zu haben.


    "Timokrates Kyrenaikos. Ich will zum Alexandergrab."


    Antwortet er knapp und in einem Tonfall auf der Schwelle vom Zivilischen ins Militärische/Beamtische. Dabei hält er seinen Blick konsequent schräg an dem Legionär vorbei in die Luft.

  • Der Wachhabende musterte Timokrates kritisch, befand ihn dann aber doch für harmlos. Denn er nickte und sagte: “In Ordnung.“ Allerdings gab er den Weg noch nicht frei, sondern hielt die Hand auf. “Macht ein As.“

  • Timokrates, vor eventuellen Nepp gewarnt und darauf vorbereitet, rechnet kurz durch, wieviel ein As in alexandrinischer Währung ist. Er beschließt, dass es im Ungefähren 4 alexandrinischen Khalkoi entspricht. Er kramt 6 Khalkoi heraus und wirft sie dem Soldaten in weiter Streuung hin, so dass er Schwierigkeiten haben wird, das Geld aufzufangen. Diese kleine Demütigung ist ihm das Trinkgeld in Form der überflüssigen 2 Khalkoi wert.


    "Behalt den Rest."

  • Der Wächter fing nur ein einziges Geldstück. Missmutig blinzelte er den frechen Kerl an und las die anderen vom Boden auf.
    “Mach' das du rein kommst, bevor ich es mir anders überlege.“, schnaubte er.

  • Eine Sänfte, bei der als Schutz vor eindringlichen Blicken und der sengenden Mittagshitze die Vorhänge heruntergelassen waren, bahnte sich ihren Weg durch die Straßen Alexandrias.


    Die Ankunft des neuen Praefectus Aegypti hatte sich auch bei ihm herumgesprochen und er hielt es für schicklich, daß er als vermögender und ranghoher Vertreter der iüdischen Gemeinde Alexandrias dem frisch ernannten kaiserlichen Statthalter einen Empfangsbesuch abstatten sollte.


    Am Eingang zum Königsviertel, standen zwei Wachen, die den Verkehr abrupt unterbrachen und jeden, der Einlass suchte, nach ihrem Begehr fragten.
    Als die Sänfte in unmittelbare Nähe der Wachsoldaten anrückte, trat Rhabos, der treue Gefolgsmann des Ioshua, nach vorne und sprach in bestimmten Tonfall


    "Der ehrenwerte Ioshua Hraluch, seiner Majestät von Tylus ergebener Diener und Untertan, bittet um Durchlass für eine Audienz mit dem Praefectus Aegypti et Alexandriae."

  • Der kommandierende Offizier der Wachmannschaft musterte den Mann kurz und warf einen Blick auf die Sänfte. Dann nickte er.
    “Dein Herr kann herein. Er mag bei den Scribae der Regia vorsprechen.“


    Dann wandte er sich zu seinen Männern um.
    “Lasst die Sänfte passieren!“

  • "Ich danke." sprach Rhabos und deutete eine leichte Kopfverneigung vor dem Römer an. Dann wunk er der Sänfte zu und diese setzte sich mit ihren vier muskelbepackten Trägern in Bewegung richtung Regia.

  • In einer Sänfte, die allerdings nur gemietet war, was aber niemand wissen musste, wurde Nikolaos von zwei Sklaven, die ebenfalls nur gemietet waren zum Tor des Palastviertels getragen. Die Sänfte wurde von drei Männern der Stadtwache begleitet, einer von ihnen kam der Torwache entgegen. "Salve", sagte der Stadtwachenmann in einem etwas eigenartigem Latein. Der Anblick des Legionärs hatte ihn offenbar dazu verleitet. "Der neue Strategos, Nikolaos Archaos, möchte um eine Audienz beim Präfekten bitten.", sagte der Stachwachmann, und es schien, als habe er diesen Satz auswendig gelernt. In der Tür der Sänfte wurde inzwischen ein Vorhang beseite geschoben und Nikolaos sah hinaus. Doch schnell verschwandt das Gesicht wieder in der Sänfte. Den Sänftenträgern wurde die Situation langsam unangenehm. Ihnen fiel es sichtlich schwer, die Sänfte in der Luft und gerade zu halten und sich dabei nicht zu rühren.

  • "Vielen Dank.", sagte der Mann. Die Sänfte wurde durch das Tor getragen, flankiert von den Männern der Stadtwache, die natürlich offensichtlich unbewaffnet waren. Der Vorhang in der Sänfte wurde von der zarten Hand des Insassen wieder zugezogen. So verschwand dieser Zug im Palastviertel.

  • Endlich war ich in Alexandria angekommen. Die Seereise hatte mich ganz schön durchgeschaukelt, aber letztendlich machte die Pracht dieser Stadt alles wieder wett. So viele Menschen, und alle waren sie mit dem Griechischen vertraut. Endlich hatte ich mich bis zum Königsviertel durchgefragt, wo auch der Statthalter residierte, dem ich mich vorstellen wollte. Vielleicht konnte ich ja eine gute Stelle erhalten. Doch zuvor galt es, durch das Tor zu kommen. Freundlich grüßte ich die Torwache.


    "Chaire, mein Name ist Theodoros o Corinthi, ich möchte zum Praefectus."

  • Zu einer Zeit, die mit der ursprünglich vereinbarten so absolut überhaupt nichts zu tun hat, weswegen der Besuch eigentlich nur als spontan bezeichnet werden kann, erscheint Timokrates vor der Torwache. Zufrieden stellt er fest, dass die selbe Wache wie letztes Mal Wache schiebt. Wichtigtuerisch stellt er sich - natürlich auf Griechisch - vor:


    "Chaire, mein Name ist Timokrates, Archiprytane der Polis Alexandria und ich wünsche, zum Eparchos vorgelassen zu werden bezüglich einer offiziellen Einladung des selbigen."

  • Ehrlich verwundert, denn gerade dachte er noch, den dicken, minderwertigkeitsbehafteten Zenturio vor sich zu haben, nur um dann festzustellen, dass es sich bei dem vermeidlichen Zenturio um einen jungen, kraft- und blutlosen - und sogar freundlichen- Legionär handelt, betritt der Prytane das Königsviertel...

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