• "Das ist erfreulich zu hören, Phaeneas und sollte es doch einmal zu Problemen kommen, welcher Art auch immer, so scheue dich nicht, zu mir zu kommen..... ich denke wir werden alles regeln können!"


    Mit diesen Worten nickte ich ihm zu, als Zeichen, dass er sich zurückziehen konnte..... ich hatte doch noch einen Brief zu schreiben....

  • Phaeneas hörte sich dieses Zugeständnis an. In seinen Ohren klang es ungewöhnlich, weil er so etwas noch nie zuvor gehört hatte.
    Es hatte nicht den Anklang einer leere Versprechung, denn immer, wenn der Herr, Lucianus, etwas gesagt hatte, hatte Phaeneas bisher die Erfahrung gemacht, dass man darauf bauen konnte.
    Dazu kam noch, dass für den Bithynier Probleme bisher nicht dazu da gewesen waren, um sie zu lösen, sondern um sie zu ertragen.
    Dieser fremde, unbekannte Anklang in den Worten des Herrn gefiel Phaeneas...


    „Ich würde den Weg zu dir nicht scheuen“, antwortete er schließlich und es war schwer zu sagen, ob mehr nachdenklich oder fest.
    Dann nickte er, wandte sich ab und entfernte sich.

  • Am nächsten Tag brachte Phaeneas seinem Herrn wiederholt Post, allerdings war dieser Brief nicht vom Postdienst abgeliefert worden, sondern einfach direkt vorbeigebracht.
    So reichte Phaeneas seinem Herrn den Brief mit den Worten: „Für dich, Herr.“
    Tja, und er wusste schon, was der darauf sagen würde! Es war kaum zu glauben, aber so gut kannte er seinen Herrn nun schon, nachdem er seit Jahren mehrmals täglich bei ihm war. Höchstwahrscheinlich etwas wie: „Danke!“ :D :P


    - Gens Duccia -



    Sei gegrüßt, Freund und Bekannter


    Endlich erstrahlt der Stammsitz unserer Familie in neuem Glanz, und diesen Anlass möchten wir dazu nutzen mit Euch in geselligem Zusammensein bei Speis und Trank zu feiern!
    Die Feierlichkeiten werden im Garten der Casa gehalten, und seid unbesorgt, auch unsere feinfühligeren Gäste werden nicht frieren müssen!


    Wir freuen uns darauf Euch am ANTE DIEM XV KAL FEB DCCCLVIII A.U.C. (18.1.2008/105 n.Chr.) willkommen heißen zu dürfen!


  • Ich nahm die Rolle entgegen "Danke!" und öffnete sie, um sie zu lesen, dann sah ich zu Phaeneas....


    "Eine Einladung der Gens Duccia für den ANTE DIEM XV KAL FEB DCCCLVIII A.U.C. (18.1.2008/105 n.Chr.)..... erinner mich am Morgen dieses Tages bitte daran!"

  • Na, wer sagt's denn! Da war es ja auch schon!


    Phaeneas nahm die Informationen auf, die der Herr ihm nannte. Einladung, Gens Duccia, ANTE DIEM XV KAL FEB DCCCLVIII A.U.C.
    "Mache ich, Herr", antwortete er und das war wohl das lässigste, was Phaeneas seinem Herrn gegenüber bisher je in den Mund genommen hatte.

  • Der Herr und Phaeneas hatten gerade etwas besprochen, da fiel Phaeneas spontan etwas ein, was Jahre zurücklag, also eine ganze Weile bevor er in den Besitz des Vinicius Lucianus übergegangen war, ihm aber nach wie vor durch den Kopf ging. Wenn er so recht überlegte... Die Wege des Schicksals waren wirklich unergründlich, so auch in dieser Angelegenheit. Denn die Gelegenheit bot sich förmlich an.
    Aber damit konnte er den Herrn schlecht überfallen, die Sachlage war nämlich lang und kompliziert. Deshalb kündigte Phaeneas sein Vorhaben erst einmal an: „Herr...“, begann er, noch etwas sinnierend über das, was er ansprechen wollte, und fuhr dann fort: „Vor einigen Jahren habe ich ein recht interessantes Gespräch geführt, nur manchem von dem, was mir dabei erzählt worden ist, stehe ich nach wie vor skeptisch gegenüber. Du könntest mir helfen, einige Zweifel auszuräumen...“
    Und gleichzeitig lag damit die Frage im Raum, ob der Herr denn überhaupt Zeit dafür hatte...

  • Es war das erste Mal, dass Phaeneas selbst zu sprechen begann, ohne wirklich gefragt zu werden und ohne angesprochen zu sein....


    Andere Besitzer hätten wohl an solcher Stelle zur Peitsche gegriffen oder sonstwas mit seinen Sklaven angestellt, doch was mich betraf, war ich immer schon der Meinung, dass die Sklaven viel besser arbeiteten, viel loyaler waren, wenn man sie als normale Menschen behandelte....


    Ich nickte also "Sprich, Phaeneas!"

  • Die Boten ließen sich ins Tablinum begleiten und salutierten vor dem Statthalter.


    Salve, Legatus Augusti pro Praetore. Wir bringen Nachrichten aus Parthia. Der Imperator Caesar Augustus ist im Feldlager vor den Toren Edessas verstorben und zu den Göttern aufgestiegen. In den Stunden vor seinem Tod dachte er an alle, die ihm treu zur Seite standen und dabei auch an dich. Sein Sohn Gaius Ulpius Aelianus Valerianus soll seine Nachfolge antreten und der Kaiser äußerte vor seinem Tod den Wunsch, dass alle seine Legaten seinem Sohn ebenso treu zur Seite stehen würden, wie sie es ihm gegenüber getan haben."

  • Ja, das erste Mal. Das erste Mal, nachdem der Herr es tatsächlich geschafft hatte, Phaeneas’ Bedenken zu beseitigen. Man könnte auch sagen, nachdem er Phaeneas’ Widerstand aufgeweicht hatte, Widerstand, das zu glauben, was seine Augen und sein Verstand ihm schon lange offenbarten.
    Tja, und prompt ging der Herr auf Phaeneas’ Ansuchen ein. Auf ihn war wirklich Verlass!
    So versuchte der Bithynier, ihm folgende fiktive Situation möglichst einfach darzulegen: „Angenommen, ganz Germania stünde kurz vor einem Aufstand gegen Rom. Inmitten all der davon ausgelösten Wirren verlangen die Bewohner plötzlich die Verurteilung eines Mannes, eines Peregrinus, der angeblich ein germanisches Heiligtum entweiht hat. Um das ganze schwerwiegender zu machen, wird ihm außerdem unterstellt, er hätte Hetze gegen Rom betrieben. Der Tod dieses Mannes würde verhindern, dass die ganze Provinz überkocht." Und so schloss Phaeneas: "Würdest du dein Einverständnis zu der Hinrichtung geben, Herr?“

  • Eine aussergwöhnliche Frage, eine interessante Aufgabenstellung und ein komischer Gedanke....


    "Es ist nicht einfach über ein Menschenleben zu richten.... im Normalfall würde ich Beweise für seine Verbrechen verlangen und wenn sie wirklich begangen wurden, würde er seiner gerechten Strafe zugeführt werden...."


    Ich wusste, dass dies nicht die Frage wirklich beantwortete, aber es gab mir Zeit, nachzudenken, bis Phaeneas seine Frage nochmal ins richtige Licht rücken würde....

  • Zitat

    Original von Narrator
    Die Boten ließen sich ins Tablinum begleiten und salutierten vor dem Statthalter.


    Salve, Legatus Augusti pro Praetore. Wir bringen Nachrichten aus Parthia. Der Imperator Caesar Augustus ist im Feldlager vor den Toren Edessas verstorben und zu den Göttern aufgestiegen. In den Stunden vor seinem Tod dachte er an alle, die ihm treu zur Seite standen und dabei auch an dich. Sein Sohn Gaius Ulpius Aelianus Valerianus soll seine Nachfolge antreten und der Kaiser äußerte vor seinem Tod den Wunsch, dass alle seine Legaten seinem Sohn ebenso treu zur Seite stehen würden, wie sie es ihm gegenüber getan haben."


    Im ersten Moment war ich etwas verärgert, dass soviele Soldaten plötzlich mein Tablinum erstürmten und ich wollte schon loswettern, als die Boten berichteten, was zu berichten war....


    Ich war geschockt, verdutzt und betroffen zugleich, hatte ich doch erst vor ein paar Tagen noch einen Brief meines Patrons erhalten....


    Ich lauschte den Worten, überlegte kurz, aber es gab keinen Zweifel an der Richtigkeit der Worte der Boten und es gab keine Sekunde des Überlegens


    Der letzte Wille meines Patrons, meines Kaiser würde der Befehl sein, den die Truppen brauchten.... ich musste sofort die Kommandaten und Beamten informieren..... schnell verliess ich das Tablinum in Richtung Regia....

  • „Wenn du damit die ganze Provinz ruhig halten könntest, Herr ... es müsste dafür nur ein möglicherweise Unschuldiger das Leben lassen“ Es war fast schon makaber, wie einfach diese Lösung klang ...
    Das, was Phaeneas den Herrn bisher wissen hatte lassen, war natürlich nur ein knapper Umriss dieser Situation. Deshalb beleuchtete er noch ein paar Details für ihn: „Er gibt einzig Lästerung an den germanischen Göttern zu. Er macht insgesamt eher den Eindruck eines religiösen denn eines politischen Fanatikers.“
    Phaeneas erklärte weiter: „Es finden sich viele, die ihn beschuldigen, und fast kaum welche, die für seine Unschuld eintreten.“

  • "Nun Phaeneas, manchmal muss der Baum der Freiheit mit dem Blut von Patrioten oder Fanatikern getränkt werden!"


    Mit diesen Worten sagte ich im Prinzip Nichts aus, doch eigentlich schon, denn man konnte daraus vernehmen, dass ich das geringere Übel auf mich nehmen würde, also den Tod des Mannes, als denn ein Aufstand einer ganzen Provinz..... wenn es denn nicht anders gehen würde...

  • Eigentlich hatte Phaeneas eher damit gerechnet, dass der Herr sich mehr Zeit lassen würde, da ließ er auch schon jene eigenartig klingenden Worten verlauten
    Schön hatte er das formuliert, wirklich sehr schön! Aber Phaeneas konnte im ersten Moment nicht viel damit anfangen. Er hörte die Worte, aber der Sinn, der Inhalt erschloss sich ihm nicht! Nachdem er dann beschlossen hatte, den vorderen Teil der Aussage zuerst einmal beiseite zu lassen, und sich dem hinteren Teil zuwandte, schaffte er es die Botschaft herauszuanalysieren. „Blut von Patrioten oder Fanatikern“ lief jedenfalls auf die Hinrichtung hinaus.
    Eines aber irritierte Phaeneas ganz besonders. Wie kam der Herr in diesem Zusammenhang auf Freiheit? Nach Phaeneas’ Ansicht müsste das alles doch mehr eine Sache von Schuld und Unschuld, von Recht und Unrecht sein. Vielleicht im größeren Zusammenhang gesehen ... ?
    „Was meinst du mit Freiheit, Herr?“, fragte er deshalb prompt interessiert nach.

  • Doch so einfach sollte er die Antwort nicht erhalten.... Phaeneas war intelligent und schien immer über Vieles nachzudenken, auch hatt er schon viel erlebt, so wie es den Anschein hatte..... deswegen stellte ich ihm eine Gegenfrage.


    "Nun, was glaubst du, was ich damit sagen wollte? Interpretiere meine Aussage und ich werde dir sagen, ob du es richtig siehst!"

  • Da hatte der Herr ihn kalt erwischt! Es war leichter, etwas tagelang mit sich herumzutragen, als zu versuchen so spontan etwas damit anfangen zu können. Am zweiten oder dritten Tag kam man oft auf Dinge, die man zuvor nicht gesehen hätte.
    Aber im Moment war dieser Satz nur einmal eine Ansammlung von Dingen, die auf den ersten Blick recht wenig miteinander zu tun hatten.
    Da sein Hinterkopf aber längst begonnen hatte, Theorien aufzustellen und wieder zu verwerfen, ließ er sich also noch einige Momente Zeit, um diese weiterzuspinnen, und legte schließlich dem Herrn seine Überlegungen dar: „Zunächst kommt es darauf an, wie man das tränken übersetzt. Man könnte es so sehen, dass der Baum, der für dich in diesem Fall als Symbol für die Freiheit dient, Herr, von seinem Blut beschmutzt würde. Dabei ist die Frage wessen Freiheit: Seine Freiheit als Peregrinus würde verletzt, wenn er unschuldig verurteilt würde. Und von den Germanen aus gesehen, wäre ihre Freiheit dann im Keim erstickt.
    Aber da du konkret von einem Baum ausgehst, Herr, ergibt es mehr Sinn zu deuten, dass der Baum der Freiheit mit dem Blut bewässert würde. Man würde also die Freiheit mit seinem Blut nähren. Wenn eine Revolte verhindert würde, könnten die Bewohner der Provinz weiterhin in Frieden und Freiheit leben.“

    Phaeneas endete. Dann fiel ihm noch etwas ein, aber das stellte seine bisherige Sichtweise der Dinge noch ein weiteres Mal komplett in Frage. „Nein halt, man könnte sogar noch weiter gehen und die Germanen, die die Befreiung des Landes von Rom wollen, als die Patrioten und Fanatiker sehen. Aber das wäre eine ziemlich abstrakt gedachte Freiheit, wenn es dann in Germania Krieg gäbe“ – und Blut fließen würde.

  • "Nun, du hast jetzt verschiedene Möglichkeiten aufgezählt, doch was du denkst, war vielleicht bei den Möglichkeiten dabei, doch du hast dich nicht definiert......


    Nun, für mich ist es so, Rom gibt den Menschen hier die Freiheit, auch wenn es manch anders sehen werden, doch wäre ich ein schlechter Statthalter, wenn ich anders denken würde. Und diese Freiheit, was für mich auch Frieden bedeutet, muss bewahrt bleiben, auch wenn das heisst, dass jemand dafür geopfert werden muss, in diesem Fall der, vielleicht, unschuldige Pregrinus.... "

  • „Das liegt daran, dass mich keiner meiner Erklärungsversuche wirklich überzeugt hat, Herr. Auf den ersten Blick schien jeder irgendwie zu hinken.“ Aber Phaeneas tat dem Herrn den Gefallen und überdachte die Angelegenheit noch einmal: „Na ja, wie konservative Germanen die Sache sehen“ – sprich Freiheit oder Unfreiheit – „wird dich wohl weniger interessieren und die letzte Möglichkeit ist sowieso weit hergeholt. Zwischen den beiden übrigbleibenden Varianten hätte ich wohl spontan entschieden.“


    Phaeneas sortierte die Antwort seines Herrn ein. Seine Ansicht bescheinigte die Glaubwürdigkeit derer, die dem Bithynier damals in etwa diese Geschichte erzählt hatten.
    „Ich kann deine Sichtweise nachvollziehen, Herr“, bestätigte er und erklärte dann: „Damit hast du entschieden, wie angeblich schon einmal ein Statthalter in dieser Situation entschieden hat...“

  • Das geringere Übel ... Ja, das war es wohl. Gerade weil ein solches Urteil schwierig war, war Phaeneas froh, dass er nie vor eine derartige Entscheidung kommen würde. Er wäre restlos überfordert! Das war einer der Vorteile, wenn man Sklave war, niemals derjenige zu sein, der das endgültige Urteil fällte. Dabei musste man eben in Kauf nehmen, manchmal derjenige zu sein, über den geurteilt wurde...
    „Nein, nicht hier in Germania, Herr, in Iudaea“, erklärte Phaeneas. „Die Christen jedenfalls behaupten, dass ihr Herr Iesus Christus in etwa so am Kreuz gelandet ist.“
    Nun gut, Iudaea war nicht Germania und deshalb konnte man die beiden Provinzen vielleicht nicht so unmittelbar miteinander vergleichen, wie Phaeneas das getan hatte, aber so ungefähr kam das auf das gleiche, oder zumindest etwas ähnliches, hin.


    Sim-Off:

    Edit: Fehler im Lateinischen

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