Hortus | Die Schönheit und der Marspriester (Claudia Antonia et C' Flavius Aquilius)

  • Wieder wurde ich gut nass, und in der Hitze des Tages so erfrischt zu werden, tat einfach nur gut - ich hätte mich wohl auch noch selbst komplett in das Innere des Brunnens gelegt, wäre ich früher auf diese Idee gekommen - und natürlich, wäre Antonia nicht bei mir gewesen, an und für sich war ich normalerweise nicht der erste, der sich mit weit ausgebreiteten Armen der Peinlichkeit entgegenwarf. Aber jetzt gab es an diesem kindlichen Spaß nichts peinliches mehr zu entdecken, immerhin machte sie mit und sie schien Spaß dabei zu haben - was wollte man mehr? Mein Vater hatte irgendwann im ziemlich betrunkenen Zustand gesagt, dass der direkteste Weg in das Herz einer Frau über das Lachen führte, wobei sich mir auch eröffnet hatte, wieso die Ehe meiner Eltern eher ungünstig verlaufen war - meine Eltern hatten einfach nicht denselben Humor gehabt.


    Ich sah eine Sandale fliegen, anscheinend war der Boden hinter ihr genauso nass wie hinter mir von unserer Wasserspritzerei, und ich fluchte leise, denn meine Sandalen rutschten inzwischen auf dem Boden ziemlich herum. Wer war auch auf die dumme Idee gekommen, hier Steinplatten zu legen, die kaum wurden sie nass, zu einer höchst schlüpfrigen Sache gerieten. Mir lief das Wasser inzwischen in dünnen Rinnsalen über den Leib, nicht nur über das Gesicht, und ich hatte gerade ausgeholt, neues Wasser auf sie zu schütten, als das Malheur auch gleich passierte - ich rutschte aus, versuchte mich am glitschig gewordenen Brunnenrand festzuhalten und - PLATSCH! - legte ich eine saubere Punktlandung im Brunneninneren hin, die mich nun vollends durchnässte und sicherlich aussehen ließ wie einen Abkömmling Neptuns. "Du hast Dich mit dem Wasser gegen mich verschworen, gib es zu!" rief ich aus und versuchte, mich wieder aufzurichten, während die Tunika nun eindeutig meine Gestalt nachmodellierte und wenig Zweifel darüber ließ, dass der Priester des Mars' seiner gewählten Gottheit zumindest in der trainierten Statur nacheiferte.

  • Durch die plötzlichen ruckartigen Bewegungen Aquilius' schon einen neuen Angriff erwartend macht Antonia sich bereit auszuweichen - nur um anschließend, wie in Zeitlupe, den Fischer, den angeblichen Herr über das Wasser, in selbiges fallen zu sehen.
    Antonia bemüht sich verzweifelt, sich das Lachen zu verkneifen. Doch nach seinem 'Vorwurf' ist es endgültig um ihre Selbstbeherrschung geschehen. Lachtränen laufen ihre Wangen hinab, als sie triumphal die Arme verschränkend an die Stelle tritt, von der aus Aquilius' soeben die Brunneninspektion angetreten hatte.
    Ich hatte eben die besseren Argumente., bringt sie glucksend hervor und geht in die Hocke. Zum einen, um dem Flavier besser in die Augen sehen zu können, zum anderen, weil ihre Tunika, wie sie bemerkte, ein wenig durchsichtig wurde. Unbewusst wird ihr Blick musternd, gleitet vom Gesicht zu den breiten Schultern über den Brustkorb.. rechtzeitig besinnt sie sich und holt sich durch ein Kopfzucken zurück in die Realität.
    Nun, Fons, frotzelt sie, Ich hatte dich ja gewarnt, wir Claudier und das Wasser sind so.
    Sie hebt eine Hand empor und kreuzt zwei Finger übereinander. Eine Geste, die sie bei einem Einkaufsbummel auf dem Markt entdeckt hatte.
    Aber ich will gnädig sein.
    So anmutig, wie es in tropfnassem Zustand möglich ist richtet sich die Patrizierin wieder auf und streckt dem Wassermann eine Hand entgegen.

  • Ich konnte nicht anders - auch wenn es mich wirklich ärgerte, dass ich nach meiner Ankündigung, mit Wasser umgehen zu können, gleich in selbiges geklatscht war- ich musste ebenso lachen, als ich sie lachen hörte, dafür war ihr Lachen einfach zu ansteckend. Nicht zuletzt, weil ich mich vor meinem inneren Auge sehen musste, und höchstwahrscheinlich hätte ich, wäre jemand anders so elegant im Brunnen gelandet, ganz genauso gelacht wie Claudia Antonia.


    "Ich bin wenigstens selbst reingerutscht, Du hast mich nicht einmal gestoßen - und vom Wasser wegbleiben ist keine besondere Kunst, werte Claudierin," versetzte ich im gespielt beleidigten Ton und rümpfte meine patrizische Nase über ihre absolut unpatrizische Heiterkeit. Allerdings gelang es mir nicht lange, dieses Spiel durchzuhalten, dafür sah sie viel zu reizend aus, sie so lachen zu sehen entschädigte mich bei weitem dafür, bis auf die Haut nass zu sein. Selbst das Lendentuch musste inzwischen triefen und ich dankte den Göttern dafür, dass ich mich in der letzten Zeit regelmäßig zum Training hatte aufraffen können.


    Den Kopf schieflegend, blickte ich auf ihre ausgestreckte Hand, und den diabolischen Plan, welcher in meinem Inneren innerhalb kürzester Zeit reifte, setzte ich dann auch gleich gekonnt um - ich griff ihre Hand, tat kurz so, als wollte ich mich erheben, nur um sie, als ich mir sicher war, genug Kraft aus dem halb liegenden Punkt aus aufbringen zu können, an mich zu ziehen, ins Wasser und auch auf meine Brust herauf. Zumindest würde sie nicht komplett in der Nässe, sondern in meinen Armen landen ...

  • Nunja, wie man sieht ist es wohl doch eine Kunst., kontert sie schmunzelnd und weist mit ausladender Geste auf Aquilius.
    Glücklicherweise nahm er ihr ihre Lachattacke nicht übel, sondern schien sich auch über sich selbst amüsieren zu können.


    Doch allzu lange kann die Claudia nicht mehr oder weniger trockenen Fußes den hübschen Brunnen und den darin liegenden Flavier betrachten, denn die in 'Güte' ausgestreckte Hand wird zwar ergriffen, doch nicht etwa, um aus dem Nass zu klettern, sondern um sie selbst hinein zu ziehen. Nie hätte sie so viel Schurkenhaftigkeit in ihrem bislang so freundlichen Begleiter vermutet ;)
    So bleibt ihr nicht viel mehr, als erschrocken zu schauen, während sie dem Wasser immer näher kommt. Reflexartig stemmt sie sich zwar gegen die ziehende Kraft, doch ist Aquilius natürlich bedeutend stärker als die schmale Frau.
    Das Wasser spritzt in alle Richtungen, als sie schließlich halb auf dem Übeltäter, halb im Wasser landet. Zumindest ihr Rücken war noch einigermaßen trocken.
    Doch angesichts ihrer Schadenfreude, als nur Aquilius im Wasser lag, schafft sie es nicht los zu schimpfen.
    Also.. , will sie gerade mit dem letzten Rest Würde, den sie in dieser Situation noch aufbringen kann, ansetzen, als sie sich gewahr wird, wo genau sie eigentlich gelandet ist. Nur wenige digiti trennen die Nasenspitze von Antonia von der des Marspriesters. Augenblicklich wird die Claudia stocksteif, nur fähig dazu, in die ihr gegenüberliegenden Augen zu starren.
    Ohne es bewusst zu tun, als würde jemand anders ihre Bewegungen steuern, schiebt sie sich jedoch ein Stück nach oben, schließt die Augen und vollendet, wozu dieser Moment geradezu geschaffen zu sein scheint.
    Keine Sekunde liegen ihre Lippen auf denen von Aquilius, als sie die Augen wieder aufreisst, sich panikartig vom Boden abdrückt und geradezu fluchtartig aus dem Brunnen klettert - was die nasse Tunika nicht unbedingt erleichtert.
    Kopfschüttelnd, den Blick zu Boden gerichtet, wendet sie sich um.
    Aquilius, vergib mir. Ich weiß nicht, was über mich kam.. , stammelt sie, verzweifelt einen Ausweg suchend.
    Zu allem Überfluss bemerkt sie, dass 'weiß' und 'dünn' wirklich keine angemessene Kleiderwahl für Wasserspiele ist. So verschränkt sie schnell die Arme vor der Brust, nervös von einem Bein auf das andere tretend.

  • Manche Tage begannen bescheiden und setzten sich umso erfreulicher fort - dieser Tag schien genau zu jenen zu gehören, bei denen man anfangs am liebsten liegen geblieben wäre und dann doch noch erfährt, warum es sich gelohnt hat, sich aus der Schlafstatt zu quälen. Ich hatte vieles erwartet, mir eine Ohrfeige einzufangen, einen empörten Zornesausbruch, einen Vortrag über angemessenes Benehmen und dergleichen mehr, aber einen Kuss hatte ich nun wirklich nicht erwartet, als ich sie an mich gezogen hatte - vielleicht erhofft, aber erwartet ganz sicher nicht. Es war nur ein winziger, wenige Augenblicke dauernder Kuss, und wäre ich nicht so überrascht gewesen, hätte ich sie sicherlich bei mir behalten und die Sache angemessen weitergeführt, doch so entschlüpfte sie meinen Armen schneller, als ich sie an mich hatte ziehen können, nur noch das prickelnde Echo der Berührung ihrer Lippen auf den meinen, das so sehr nach mehr schmeckte, dass ich instinktiv einen meiner Ellenbogen über einer heiklen Region meines Körpers plazierte, sicher war sicher.


    Als sie ihre Entschuldigung stammelte, hätte ich die Situation am liebsten durch ein Lachen entspannt, aber ich war mir sicher, dass dies nichts besser gemacht hätte, eher schlimmer - und so stemmte ich mich langsam aus dem Wasser, welches in Strömen nun an mir herunter lief und eine hübsche, fast perfekt oval geformte Pfütze auf dem Boden hinterließ.
    "Es gibt nichts, wofür Du Dich entschuldigen müsstest, Antonia, mich trifft vielmehr die Schuld, ich hätte Dir nicht so nahe treten dürfen," erwiederte ich mit ernster Stimme und trat hinter sie, ohne sie zu berühren - sie wäre wohl nur noch nasser geworden.


    "Und ich denke, wir sollten uns jetzt erst einmal trockene Sachen besorgen, was meinst Du? So können wir schlecht in die Villa zurückkehren, ohne dass morgen gleich halb Rom darüber klatscht - auch wenn es sicherlich interessant wäre, welche Erklärungen sich die Leute ausdenken, wieso wir so nass geworden sind." Sanft berührte ich sie am Ellenbogen und versuchte, sie mir zumindest halb zuzudrehen, um sie anblicken zu können - mein Blick blieb dabei zumindest die meiste Zeit auf ihr Gesicht gerichtet, ihre Augen, und mein Lächeln hätte nicht harmloser und freundlicher sein können als in diesem Moment.

  • An manchen Tagen wäre man eben einfach besser im Bett geblieben.
    Diese und ähnliche Gedanken fahren gerade in Antonias Kopf Karussell. Was, wenn das nun jemand gesehen hatte? Nicht, dass diese ganze Brunnensache an sich schon peinlich genug wäre, nein, sie musste dem noch einen draufsetzen.
    Trotz Aquilius' Beteuerung, sie müsse sich nicht entschuldigen, hat die Claudia das dringende Bedürfnis nach einem Loch, in dem sie versinken konnte. Ob er Gracchus davon erzählen würde? Ob das die Verachtung, die ihr Gatte ihr entgegen brachte nur noch schüren würde?
    In ihrer eigenen Welt der Gedanken völlig versunken zuckt sie durch die Berührung des Flaviers zurück, ehe sie den Kopf hebt und ihn ansieht.
    Wie durch dicken, britischen Nebel dringt sein Vorschlag an ihr Ohr. So dauert es ein wenig, bis sie antwortet.
    Trockene Sachen? Ja, eine gute Idee.
    Die Worte kommen mit einem Lächeln aus ihrem Mund, doch ist es nun eines jener Lächeln, welches sie für öffentliche Anlässe und ihren Gatten eingeübt hat. Zu peinlich ist ihr diese Geschichte, als dass sie sie einfach beiseite wischen könnte.
    Sein Lächeln, so unschuldig und freundlich es für jeden anderen ausgesehen hätte, wirkt für Antonia im Moment wie ein höhnisches Grinsen. Was hatte sie sich nur gedacht? Verschämt schluckt sie und senkt den Blick erneut.

  • Wenn ich mir sie recht betrachtete, schien sie gerade unter einer durchaus verständlichen Nach-Kuss-Panik zu leiden, zumindest war das Flackern ihrer Augen ein recht untrügliches Zeichen dafür. Anscheinend war sie wirklich ohne Erfahrung bei dem Spiel mit der Leidenschaft, auch wenn das für eine Patrizierin recht ungewöhnlich war, und jetzt galt es vor allem, Schadensbegrenzung zu betreiben und ihr klar zu machen, dass ein einziger, kleiner Kuss, den ohnehin niemand hatte sehen können, sicherlich kein Weltuntergang war.
    "Antonia, hör mir zu, ja?" versuchte ich ihre Aufmerksamkeit wieder auf mich zu lenken. "Und schau nicht auf den Boden dabei, denn es gibt nichts, dessen Du Dich hier in irgendeiner Form schämen müsstest." Wieder lächelte ich, in der Hoffnung, dass es sie ein wenig entspannen würde, auch wenn ich irgendwie das Gefühl hatte, dass im Moment wohl alles falsch war, was ich tun konnte, ausser die Zeit zurückzudrehen.


    "Es war ein - zugegebenermaßen schöner - Kuss und ich sehe ihn als ein Geschenk, das eine Freundin einem Freund gemacht hat, ein Geschenk, das wir zwischen uns bewahren werden und auch allein zwischen uns bleiben wird. Bist Du damit einverstanden? Ein solches Geschenk ist doch etwas schönes und sollte nicht zu Ärger und schlechten Gedanken führen müssen, und wir haben uns doch heute vorgenommen, den Tag zu genießen, der so schön ist, in einem so schönen Garten." Herrjeh, ich kam mir schon fast vor, als müsste ich ein durchgegangenes Pferd beruhigen, und wahrscheinlich wäre es mir bei einem Pferd auch deutlich leichter gefallen - irgend etwas in mir sagte mir, dass es mit einer Karotte bei Antonia leider nicht getan sein würde.

  • Während er sie zu beruhigen versucht, wird Antonia nur noch aufgewühlter. Sie lässt ihrer blühenden Phantasie freien Lauf, was diverse Horrorszenarien, vom tarpeiischen Felsen, bis hin zu ewiger Verachtung zur Folge hat.
    Ihr Kopf ruckt zur Seite, doch widerwillig gehorcht sie schließlich und sieht Aquilius' an. Die Augen ungesund weit geöffnet starrt das Wild den Jäger an. So ganz würde der Irrsinn vermutlich nie aus den Claudiern verschwinden, somit hat auch Antonia ein gewisses Maß an Verfolgungswahn und anderer - kleiner wie großer - Verrücktheiten geerbt.
    Sein Lächeln strafte seine Worte lügen, zumindest in Antonias Augen. Wie konnte er sie nun auch noch so angrinsen? War sie nicht bereits gestraft genug?
    Sicher., erwidert sie. Es ist alles in Ordnung, mach dir keine Sorgen.
    Nichts war in Ordnung, das weiß sie. Er würde es nicht für sich behalten. In der nächsten Ausgabe der Acta würde man etwas von unzüchtigen Claudierinnen lesen und jeder würde wissen, dass sie gemeint war.
    Sie blinzelt noch einige Male und setzt sich schließlich in bestem Legionärstempo in Bewegung.
    Lass uns gehen.

  • Als sie davon zog - was diese Frau mit einem Mal für einen Stechschritt entwickeln konnte, war ausgesprochen erstaunlich! - eilte ich ihr gezwungenermaßen hinterher, und war um weitere Worte ziemlich verlegen. Höchstwahrscheinlich hätte Mars in derselben Situation mit einer panischen Venus anders gehandelt, aber ich war eben nur ein Mensch und kein Gott, und mir fiel im Moment nicht viel mehr ein als ihr möglichst schnell trockene Sachen zu besorgen, damit sie nicht krank wurde. Oder noch Schlimmeres - ich wollte mir das alles gar nicht ausmalen müssen. Der Garten flog geradezu an uns vorbei, und die langsamen, gemächlich gegangenen Schritte von zuvor schienen von uns abgleiten zu wollen, als müsste die angenehme Erinnerung an diesen Sommertag gleichsam im dunklen Strudel ihrer jäh emporgeschossenen Angst vergehen. Nichts war in Ordnung, soviel war sicher, spätestens wenn Frauen diesen Satz benutzten, war die Welt kurz vor einem sicheren Einsturz.


    Als die Villa in Sichtweite auftauchte und wir nur noch durch eine hohe Hecke von irgendwelchen peinlichen Fragen und Blicken getrennt waren, bedeutete ich ihr, im Schatten der Hecke eine der Bänke als Sitzplatz zu wählen und meinte, in der Hoffnung, einen einigermaßen beruhigenden Ton anzuschlagen: "Warte Du einen Moment hier, ich hole Dir einen Umhang, damit Du nicht so nass ins Haus zurückkehren musst - ist das in Deinem Interesse?" Was man über mich sagen würde, war mir herzlich egal, aber so, wie sie sich bisher verhalten hatte, war es doch recht offenkundig, dass ihr die Meinung anderer weit mehr bedeutete, als die üble Nachrede anderer mir jemals bedeuten würde.

  • Da ihre Sandalen weiterhin ein nasses Dasein am Brunnen fristeten, piekt ab und an der unebene Boden unangenehm in Antonias Fußsohlen. Es stört sie nicht. Selbst über glühende Kohlen wäre sie jetzt wohl gegangen, ohne eine Miene zu verziehen.
    So abrupt, wie sie losgestürmt war, hält sie nun wieder inne und folgt mit ihrem Blick Aquilius' Deutung zu einer Sitzbank.
    'Warte Du einen Moment hier', hört sie ihn sagen. Warten? Warten? Damit er ungehindert und ungesehen in der Villa verschwinden konnte, um gleich allen zu erzählen, was geschehen war? Niemals. Wenn er schon halb Rom davon erzählen wollte, würde sie zumindest nicht seelenruhig hier auf einer Bank sitzen und abwarten.
    Ich soll hier warten?
    'Das würde dir so passen' liegt ihr auf der Zunge, doch beschließt sie, nicht zuzugeben, dass sie ihn durchschaut hatte. Diese Flavier waren doch alle gleich!
    So?, fragt sie stattdessen und deutet an sich hinab. Das kann nicht dein Ernst sein.
    Welch diabolischer Plan.. er wollte sie hier sitzen lassen, um anschließend das ganze Haus zusammen zu trommeln und sie vorzuführen. Oder plante er gar noch Schlimmeres?

  • "Äh ...?!"


    Es gab nicht wirklich viel, das mich überraschen konnte, aber heute hatte sie es glatt zum zweiten Mal geschafft. Erst der Kuss, und jetzt diese Bemerkung, die ich so wenig einordnen konnte wie das Ausmaß ihrer Panik, die sie im Augenblick offenbarte. Was sie wohl denken mochte? Allzu angenehme Gedanken schienen es nicht zu sein, wenn man ihren Blick dabei bedachte, und ich hatte das dumpfe Gefühl, dass ich wahrscheinlich nicht einmal ganz wissen wollte, was in ihrem Kopf so vor sich ging.
    "Wie sollen wir Dich denn sonst in einigermaßen sittsamem Zustand wieder ins Haus bekommen? Willst Du lieber triefend nass herumlaufen?" Irritiert blinzelte ich mehrmals, dass eine Frau es ablehnte, dass ich mich um ihren Ruf sorgte, war mir auch noch nie passiert. "Aber wenn Du einen anderen Vorschlag hast, bin ich gern bereit, ihn anzuhören und danach zu handeln, sollte er sich als besser und praktikabler erweisen als mein Angebot, Dir schnell einen Umhang zu bringen."


    ... Frauen!!!

  • Die offenkundige Logik in seinen Worten nimmt Antonia den Wind aus den Segeln. Für einen Moment zumindest. Verwirrt blinzelt sie ihn an.
    Nachdenklich geht sie einige Schritte, wobei sie an ihrer triefenden Tunika herumnestelt. Einen anderen Vorschlag hat sie nicht, aber den seinen kann sie auch nicht akzeptieren. Also was tun?
    Gemeinsam mit ihren Überlegungen wandern ihre Augen durch den Garten. Es scheint tatsächlich keine andere Möglichkeit zu geben. Doch brav auf der Bank sitzen würde sie sicherlich nicht, wenn Aquilius zurückkam.
    Also gut., willigt sie schließlich ein und wandert zurück.
    Ihr Blick scheint zu sagen 'Plaudere es aus und ich werde dich entmannen'. Völlig im Gegensatz hierzu steht das freundlich-dankbare Lächeln, das sich in ihr Gesicht gräbt.

  • Für einen sehr, sehr kurzen Augenblick fragte ich mich, ob ich wirklich heiraten wollte. Potentiell eine leidenschaftliche Frau zu erwischen war ein Glücksfall, und irgendwie schienen alle Frauen in so einigen Momenten sehr kompliziert zu sein, selbst Claudia Antonia, die ich bisher für recht verträglich gehalten hatte. Vielleicht wäre es doch besser, würde ich mein Leben als den Künsten hingegebener, einsamer Liebhaber von Männern fristen, es schien doch so einige Probleme zu vermeiden. Allerdings, wenn ich bedachte, wie katastrophal die letzten Begegnungen mit Gracchus verlaufen waren ... innerlich seufzte ich und riss mich zusammen. "Ich bin gleich wieder zurück!" Eindeutig, diesen zwischen Mord in den Augen und Zucker auf den Lippen schwebenden Gesichtsausdruck brachten nur Patrizierinnen fertig, meine Mutter hatte genau diesen Ausdruck bis zur Perfektion beherrscht und meinen Vater damit nicht nur einmal in den Wahnsinn getrieben.


    Ich eilte in Richtung der Villa, als ob mein Leben davon abhinge, und gelangte schließlich in den Korridor, der zu meinem cubiculum führte, ohne auch nur einen Sklaven gesehen zu haben, so weit, so gut. Doch kurz bevor ich in meinen Raum einbiegen konnte, tappte mir die größte Schwatzbase der Villa entgegen, eine dicke Nubierin, deren Ausmaße auch für drei Sklavinnen locker gereicht hätten, mit einem Korb Wäsche unter dem Arm, die mich mit großen Agen anblickte. Da half nur eins - die Flucht nach vorn. Ich herrschte sie im besten 'gleich gibt's die Peitsche!'-Ton an: "Wer von euch nachlässigen Schwätzern hat schon wieder vergessen, nach dem Gießen der Pflanzen die Pfützen von den Wegen zu trocknen? Wegen euch bin ich in den Brunnen gefallen! Geh zum vilicus und sag ihm, wenn das bis heute abend nicht bereinigt ist, werdet ihr merken, was Zorn bedeutet!" Die Lippen zu einer antwort geöffnet, starrte sie mich ungläubig an, aber ich winkte nur herrisch, sodass sie sich gleich wieder umdrehte und in die entgegengesetzte Richtung davon eilte - einem wütenden Patrizier trat nun einmal niemand gern entgegen.


    Schnell eilte ich in mein cubiculum und nahm einen der bodenlangen, weinroten Mäntel aus meiner Kleidungstruhe für den Sommer, die für kühlere Abende gedacht waren, um dann den Rückweg anzutreten - anscheinend hatte mein gespielter Zorn gewirkt, ich hörte in der Entfernung einen zornigen Ruf männlicher Natur und konnte ungehindert zurück in den Garten gehen, hinter die Hecke, wo ich Claudia Antonia zurückgelassen hatte, um ihr dann den Mantel in die Hand zu drücken - vielleicht würde das ihre Laune wieder ein wenig heben.

  • Kaum ist Aquilius verschwunden, rafft Antonia ihre nasse Tunika, geht einige Schritte nach links, nur um kopfschüttelnd stehen zu bleiben, kehrt zu machen und schließlich wieder stehen zu bleiben.
    Oh ihr Götter, murmelt sie und lässt die Tunika wieder zu Boden. Ins Haus konnte sie nicht, ebenso wenig Sinn würde es jedoch machen, wieder tiefer in den Garten zu gehen. Nie war eine Vase in der Nähe, wenn man eine brauchte. Zum kaputt werfen, nicht zum verstecken, natürlich.
    Ihr Blick fällt wieder auf die Steinbank, doch widerstrebt es ihr, sich tatsächlich noch hinzusetzen. Nein, sie würde aufrecht, hoch erhobenen Hauptes warten, komme was wolle.
    Sie stellt sich - neben der Bank - in Pose, als würde sie für einen Bildhauer Modell stehen. 'Die triefnasse Venus' vielleicht.


    Als sie Schritte hört, wendet sie den Blick zur Hecke, hinter der kurze Zeit später Aquilius wieder auftaucht. Sie runzelt die Stirn.. kein Heer von Sklaven, keine anderen Flavier.. nur er. Was war das für ein sonderbares Spielchen, das er zu spielen schien?
    Als sie in seiner Hand auch noch den tatsächlich versprochenen Umhang entdeckt, geben ihre Knie nach und sie landet schließlich mehr oder weniger sanft mit ihrem claudischen Hinterteil auf der flavischen Bank. Was konnte er nur vorhaben?

  • Warum setzte sie sich denn jetzt? Auch wenn ich zu den größten Bewunderern weiblicher Schönheit zählte, ihre Anmut und Eleganz immer wieder hätte bewundern können, nächtelang wohl von einem Lächeln schwärmen würde, wenn es mich unvermittelt traf, an so manchem Tag war ich wirklich kurz davor, die Hände über dem Kopf zusammenzuschlagen und das Weib kurzerhand über's Knie zu legen, wie es die peregrini taten. In so manchen Momenten waren mir die Handlungen der Frauen einfach ein sehr, sehr großes Rätsel, und ich ahnte schon, dass mir Claudia Antonia höchstwahrscheinlich nicht würde erklären können, wieso sie so handelte, wie sie es gerade tat. Das konnten sie nämlich nie und wehe, man fragte, dann bekam man unter Umständen noch irgend etwas nachgeworfen - im Augenblick wäre es nur ein Mantel, aber wer wusste schon, was sie irgendwann anders finden würde?


    "Komm, Antonia, die Sklaven werden hier gleich auftauchen, um die Wege zu reinigen, bis dahin sollten wir längst wieder in der Villa sein und Du bei Deinen Sklavinnen, damit Du etwas trockenes zum Anziehen bekommst. Ich helfe Dir auch in den Umhang, dann sollten wir hineingehen," sagte ich recht bestimmt, nahm ihr kurzerhand wieder den Mantel aus der Hand und hielt ihn einladend hin, sodass sie nur noch aufstehen musste, damit ich ihn ihr umlegen konnte. Was auch immer sie gerade denken mochte, ich war mir ziemlich sicher, dass ich es nicht verstehen würde. In solchen Situationen konnte man als Mann im Grunde nur eins tun - zu versuchen, die Lage zu bestimmen, bevor sie sich wieder darauf besann, einen eigenen Willen zu besitzen. Letztendlich konnte eigentlich jetzt nur noch alles schiefgehen, und ich versuchte, den Schaden zu begrenzen.

  • In Zeitlupengeschwindigkeit blickt Antonia auf. Im Moment scheint gar nichts Sinn zu machen, all ihre schönen - beziehungsweise weniger schönen - Vorhersagen waren nicht eingetroffen. Irgendetwas musste sie übersehen haben. Oder hatte sie sich gar getäuscht?
    Von Aquilius' Gesicht gleiten ihre Blicke immer wieder in Richtung Hecke, weil sie im Stillen doch noch erwartet, ja fast hofft, dass gleich der Mob auftauchen würde.
    Seine Worte machen auch diese Theorie jedoch wieder zunichte. Nun kündigte er schon an, dass jemand kommen würde. Immer unkontrollierter blinzelnd lässt sie letztlich den Kopf hängen und sieht zu der Pfütze, die sich zu ihren Füßen gebildet hat.
    Es dauert nicht lange, da reisst sie mit einem Ruck ihren Kopf hoch, im Gesicht das strahlendste Lächeln, als wäre nie etwas gewesen. Fast übermütig springt sie auf und lässt sich den Umhang um ihre Schultern legen.
    Fast schade, dass wir niemandem davon erzählen können. Die Lacher wären auf unserer Seite., schmunzelt sie und greift den Marspriester bei der Hand.
    Komm schon., fordert sie ihn auf und zieht ihn Richtung Haus.
    Vermutlich hätte nicht einmal sie selbst sagen können, was auf einmal in sie gefahren war. Nur eines war sicher: Das war nicht das letzte Mal. :D

  • Spätestens jetzt dämmerte mir die unerfreuliche Erkenntnis, dass ich, egal was ich tat, egal was ich in meinem Leben noch tun würde, die Frauen zweifelsohne niemals würde verstehen können. Vom einen auf den anderen Augenblick wechselte ihre Stimmung so schlagartig wie jäher Sonnenschein nach einem heftigen Regenschauer, und ich wurde das Gefühl nicht los, dass hier etwas passierte, dem ich zumindest gedanklich weit hinterher hechelte. Aber sie schien besser gelaunt, und ich wollte es nicht zu sehr beschwören, eine lachende Antonia schien mir ehrlich gesagt auch ungefährlicher als eine böse blickende. Ich ließ mich also in Richtung der Villa ziehen, und achtete darauf, dass uns die Sklaven nicht sahen - der Lautstärke des vilicus nach setzte er meine Anweisung, was die Wege anging, recht eilig um, ein weiteres Indiz dafür, dass mein Stern in diesem Haushalt langsam aber sicher im Steigen begriffen war.


    Einige Schleichpartien später hatten wir Antonias cubiculum erreicht, jenen Ort, hinter dem, wie ich schätzte, die widerwilligen ehelichen Begegnungen der beiden stattfanden. Einerseits war ich schon neugierig, einmal einen Blick hineinzuwerfen, andererseits erfüllte mich die Stätte der Leidenschaft, auf der ich selbst gerne einmal mit Gracchus gelegen hätte und niemals liegen würde, mit einem gewissen, dumpfen Gefühl der Trauer. Ganz zu schweigen davon, dass sich mein Innerstes gerade eben ohnehin nicht wirklich entscheiden sollte, ob die Trauer um eine unmögliche Liebe stärker war oder mein Begehren Antonia gegenüber langsam an Kraft gewinnen sollte.
    "Nun ... ich denke, Du solltest Dich nun umkleiden, Antonia, und ich werde dasselbe tun, bevor wir hier noch riesige Pfützen hinterlassen," ich deutete schmunzelnd Richtung Boden und blinzelte ihr schelmisch zu. "Den Mantel kannst Du gern behalten, oder gib ihn einfach irgendwann einem der Sklaven, wenn Du ihn nicht mehr brauchst." Ein wenig Unsicherheit ob dieser Situation blieb - womöglich würde ihre Stimmung abermals so extrem drehen wie gerade eben und ich konnte froh sein, wenn ich mit dem Leben davonkam.

  • Wie zwei Diebe waren die beiden um die Ecken und durch die Gänge geschlichen, auf dass ja kein Sklave sie entdecken möge. Nichtsdestotrotz hinterließen die nassen Füße einige Abdrücke auf dem Boden, die jedoch, dank des warmen Wetters, binnen weniger Minuten trocknen müssten.
    Vor Antonias Cubiculum angekommen machen die beiden Halt und die Claudia entlässt endlich Aquilius' Hand wieder in die Freiheit.
    Das werde ich., erwidert sie auf den Vorschlag des Umkleidens hin und nickt. Ob sie den Mantel als Trost für einsame Stunden in der Nacht behalten wird, oder ihn zurück an seinen Eigentümer gehen lässt, bleibt mit einem undeutbaren Lächeln im Gesicht unausgesprochen.
    Nun gut. Dann werde ich dich demnächst einmal aufsuchen, um dir bei deiner Verwaltung behilflich zu sein.
    Drohung oder Versprechen? Nach der Szene vor Kurzem ist dies nicht eindeutlich ersichtlich. Angesichts Antonias derzeitgem Hoch jedoch wohl eher Letzteres.

  • Es hatte uns niemand erwischt und langsam begann sich auch meine Laune innerlich wieder zu heben - es war schon ein verrücktes Abenteuer gewesen und ich bereute keineswegs, an diesem Nachmittag in den Garten gegangen zu sein, um mich ein wenig zu entspannen. Vielleicht war diese ungewöhnliche Begegnung auch ein Geschenk des Mars an mich gewesen, um die letzten Tage voller Opfer und Arbeit auszugleichen, wer wusste das schon .. zuzutrauen wäre es Mamarce schon. So lächelte ich sie leicht an und nickte zustimmend.
    "Lieber früher als später, denn langsam quillt mein Schreibtisch von all diesen lästigen Berichten über, sodass mir der Überblick schon vor Wochen verloren gegangen ist. Es mag sicherlich Menschen mit einer Begabung für Zahlen und Verwaltung geben, aber ich gehöre eindeutig nicht zu ihnen - umso froher stimmt mich Dein Angebot. In sofern wünsche ich Dir noch einige erholsame und angenehme Stunden, Antonia, es hat mich sehr gefreut, Dich heute getroffen zu haben."
    Ich neigte ihr den Kopf zu und in einer flüssigen, schnellen Geste berührten meine Lippen noch einmal ihren Handrücken, bevor ich mich in die Richtung meines eigenen cubiculums abwandte, um die nassen Sachen loszuwerden - inzwischen kniff der Stoff des Lendentuchs doch recht unangenehm an einer gewissen Stelle.

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