Oikos des Timokrates

  • "Shalom, Timkorates ! Worüber sollten die Nachbarn den reden ?" fragte der Tylusier verwundert. Er hoffte nicht, daß sich Timokrates schämte, einen Iuden zum Patronus zu haben.


    "Eine kleine Erfrischung wäre genau das richtige. Du hast mich ja schön warten lassen."


    Schwang da ein gewisser Mißbill mit ? ;)


    "Ich hörte, die Wahlen verliefen erfolgreich für dich. Meine Gratulation !"


    Dabei schüttelt er die Hand des Klienten und das nicht zu schwach.

  • An diesem Tag wurde Timokrates ein Schreiben überbracht. Timokrates nimmt es und liest es durch:


    Xszriv.


    Rxs vmgyrvgv Wri wrv yvhgvm Tifvhhv. Szhg Wf Rmgvivhhv zm vrmvn Givuuvm rm Zovczmwirz? Zmgdligv izhxs!


    Nztrhgvi Xzmrh


    Fragend runzelt er die Stirn. Der Magister von Rom? Was macht der denn hier? Und vor allem: Warum benutzt er einen staatlichen Verschlüsselungscode? Naja, man wird es herausfinden müssen. Sofort verfasst er einen eignen Brief:


    Xszriv.


    Afr wirggvm Mzxsghgfmwv zfu wvi Rmhvo Kszilh


    Wrlmrhlh


    Jetzt stellt sich nur noch die Frage, wo man es hinschicken soll...

  • "Worüber die Nachbarn reden wollen? Keine Ahnung, muss wohl so ein Gedanke gewesen sein, nichts Wichtiges." wehrt Timokrates ab. Es ist ihm so rausgerutscht und er will das Thema nun nicht weiter vertiefen. Man kann den Nachbarn ja auch erklären, dass der Jude wegen geschäftlichen Gründen in seiner Funktion als Prytane zu Besuch kam. Ein jüdischer Patron für einen Prytanen dagegen war etwas extrem rufschädigendes.


    "Ja, ich weiß, es hat etwas gedauert, aber weißt du, die Geschäfte..." entschuldigt sich Timokrates und führt den Juden an einem Tisch, der mit allerlei Getränken und Leckereien gedeckt ist. "Wenn du mir deinen Besuch vorher angekündigt hättest, dann hätte ich dich nicht warten lassen müssen..."


    Timokrates setzt sich und nimmt sich gleich eine Olive. "Bedien dich." Wie die meisten Griechen hält Timokrates zuviel Bedienungspersonal für ein Zeichen von Schwäche und Dekadenz. "Ja, man hat mich zum Eutheniarchen und zum Archiprytanen gewählt, ein voller Erfolg, möchte ich sagen." meint er mampfend. "Und bei dir? Wie gehen die Geschäfte?"

  • Ioshua folgte an den Tisch. Im Gegensatz zu einem Klienten hielt Ioshua Dekadenz für einenn Luxus, den man sich erst würde leisten können müssen. :D


    So nahm er sich dann selbst den Becher und füllte ihn mit Wein. "Prosit." und nahm einen kräftigen Schluck.


    "Ich komme gerade erst aus Rom von einer geschäftlichen Reise und hatte keine Zeit, mich vorher anzukündigen."


    Als würde er sich vorher ankündigen, wenn er seinen Klienten besucht. ;)


    "Das ist auch der Grund, warum ich dich aufsuche. Es geht um etwas geschäftliches, genauer gesagt um eine Beteiligung an einer Gesellschaft."

  • Ioshua fuhr weiter aus, während er sich großzügig bediente.


    "Ich plane in den Seehandel einzusteigen. Ich bin es leid, tausende an Sesterzen an Kleinstreedereien auszugeben, wenn ich genausogut eigene Schiffe auf die Meere schicken kann.
    Ein hochstehendes, gesellschaftliches Mitglied aus Rom konnte ich für eine Beteiligung schon gewinnen, und nun möchte ich auf deine Erfahrung in diesem Bereich zurückgreifen.


    Du warst früher selbst ein Seemann und hast die Meere bereist. Ich glaube, deine Erfahrung könnte uns sehr nützlich sein."

  • "So ist es." nickte Ioshua bestätigend.


    "Und von dir erwarte ich eine Zusicherung, mich nicht zu enttäuschen."


    Es konnte nicht schaden, abundzu einmal ausdrücklich auf die fides, das Treueverhältnis zwischen Patron und Klient, hinzuweisen.


    "Wie die genauen Anteile an der Gesellschaft aussehen, werden wir zu gegebener Zeit sehen. Zunächsteinmal muß ein Vertragsentwurf aufgesetzt werden."

  • Da Timokrates kein Rhomäer ist und Ioshua übrigens auch nicht, darüber hinaus in der griechischen Welt ein Begriff, analog zur römischen Fides unbekannt ist und Patronageverbindungen eher temporäre Zweckbeziehungen zwischen ungleichen Partnern sind, und Timokrates sich auch nicht des Eindruckes entwehren kann, dass das ganze Unternehmen etwas unausgegoren wirkt, willigt Timokrates natürlich nicht so ohne Weiteres ein, wirft er ein:


    "Im Prinzip würde ich einwilligen, deiner Gesellschaft beizutreten und natürlich werde ich dir mit Rat und Tat zur Seite stehen. Und damit will ich sogleich anfangen: Man soll nämlich kein Schiff mit dem Masten zuerst bauen*. Deshalb würde ich doch gerne etwas konkreter wissen, wie du dir das Unternehmen vorstellst, bevor wir uns Gedanken um die Anteile machen."


    *Eine unter Händlern weit verbreitete Redensart

  • Ioshua räusperte sich. Derartige Anmaßungen gefielen ihm nicht und er konnte sich wiedermal des Eindrucks nicht erschweren, daß er sich einen ausgesprochen schwierigen Klienten geholt hatte.


    "Die Details sind sogutwie abgeschlossen. Es werden Niederlassungen in Alexandria und Ostia errichtet, zudem Handelsverbindungen nach Tyros, Massilia, Tarraco, Gades. Die Schiffe, tylusische Dhows, werden in Tylus hergestellt. Eine Corbita wird aber dazu auch in Auftrag gegeben. Durch eine ausgewogene Mischung an verschiedenen Schiffstypen sind wir auf verschiedene Bedingungen und Aufträge eingestellt. Mit den Dhows erreichen wir zudem einen Geschwindigkeitsvorsprung von fünf Tagen.


    Du siehst, die Planungen gedeihen. Deine Beteiligung wäre gewiss eine große Hilfe."

  • "Gut, aber das einzige was ich jetzt dazu sagen kann, ist, dass ich mir an deiner Stelle die Standortwahl noch überlegen würde. Das Handelsvolumen vom etwas nördlicher gelegenen Antiochia ist zum Beispiel viel bedeutender als das von Tyros und wichtige Handelsposten wie Rhodos, Korinthos oder Karthago fehlen. Außerdem würde ich mir dringend überlegen, ob es nicht sinnvoll wäre, wenn man den wirklich lukrativen Ozeanhandel miteinbeziehen würde, was ich daraus schließe, dass du eine Niederlassung in Tylus gründen willst, auch einen Kontor in Berenike zu gründen, was der einzige Ozeanhafen des Römischen Reiches ist.


    Ansonsten verstehe ich gerade einfach nicht, wie meine Beteiligung ansonsten aussehen sollte."

  • Ioshua schmunzelte.


    "Du machst schon genau das, was ich es mir vorgestellt hatte." ;)


    Er stellte den Becher auf den Tisch zwischen ihnen ab. Er wirkte recht zuversichtlich, daß die Beziehungen Früchte tragen würden.


    "Expansionen sind natürlich immer diskutabel. Mein Ziel ist weniger, in allen besagten Städten eigene Handelskontore zu eröffnen, sondern die Beziehungen von einheimischen Händlern und Kaufleuten zu nutzen. Das spart Personal und anfallende Kosten für eine Niederlassung. Du bist als Magister Navis viel herumgekommen, kennst einige von diesen Kaufleuten. Ich bin mir sicher, Du könntest einige von diesen Kontakten herstellen.


    Was den Ozeanhandel angeht, so muß ich Dich enttäuschen, denn er liegt fest in der Hand des tylusischen Königs. Der König hat eine Handelsflotte von fast 50 Schiffen. Wir würden es nur schwer mit diesem aufnehmen können."


    Außerdem hatte Ioshua wenig Interesse daran, eine Konkurrenz zu seinem Herrscher aufzubauen, zumal er den Ozeanhandel als ein sehr risikoreiches Geschäft betrachtete.

  • Timokrates grinst zurück: "Schön, dass wir das geklärt hätten. Dann können wir ja jetzt zum ersten Thema zurück kommen: Ich soll also den Berater und Kontaktmann spielen? Wieviel bietest du mir dafür?"


    Schließlich ist Timokrates immer noch Klient, kein Sklave.


    "Und was den Ozeanhandel angeht, so ist er vielleicht riskant aber dafür sehr lukrativ. Lukrativer als jeder Mittelmeerhandel sein könnte..." Auffordernd schaut er seinen Gast und Gönner an.

  • "Was ich Dir dafür bieten kann ? Meinen aufrichtigen und unendlichen Dank, und auf das Wort eines Ioshua Hraluch konnte man sich noch immer verlassen."


    Er grinste, ob es am Wein lag ? Mit so einer Antwort hatte sein Klient wohl nicht gerechnet und das wußte er auch genau.


    "Als gleichberechtigter Gesellschafter auf jeden Fall eine Gewinnbeteiligung, die ich Dir anbieten kann."


    Was anderes käme ja auch nicht in Frage.


    "Ich möchte erstmal den Mittelmeerhandel unter meiner Kontrolle haben. Gegen diese staatlich subventionierten Transportschiffe, die in Massen billiges Getreide nach Rom bringen, dürfte das schwer genug sein."

  • "Ehrlich gesagt, mir wäre ein fester Posten mit festem Gehalt lieber."


    Gewinnbeteiligung schön und gut, aber das Unternehmen soll mal schön Ioshuas Sache bleiben. Timokrates hat keine Lust, etwaige Verluste ausbaden zu müssen.


    "Und außerdem: Man könnte ja selber diese staatlich subventionierten Getreideschiffe besitzen. Und man könnte in staatlich subventionierten Getreideschiffen auch andere Dinge transportieren als Getreide..."

  • Ioshua guckte ungläubig. Wollte der Klient hier tatsächlich eine satte Gewinnbeteiligung ausschlagen zugunsten eines fixen, winzigen Gehalts ?


    "Und was für ein Posten sollte das sein ? - Nunja, das ließe sich anstreben. Als Eutheniarchos sitzt Du ja in einer günstigen Position."

  • Da sein Klient schwieg, fiel Ioshua noch etwas ein.


    "Ich veranstalte übrigens die Tage ein kleines Trainingsrennen, draußen nahe Eleusis, wo ich mein Gestüt errichtet habe. Einige namhafte Factiones haben zugesagt. Es wäre mir daher eine Ehre, Dich in meinem Gefolge zu wissen und als mein Gast dabei zu sein.
    Der ehrenwerte Praefectus Aegypti wird ebenfalls zugegen sein."

  • Timokrates schaut den Tylusier etwas ratlos an. "Ein Beraterposten dachte ich?" Was das mit dem Eutheniarchos zu tun haben soll, versteht er hingegen überhaupt nicht.


    Zur zweiten Sache gibt sich Timokrates ehrlich überascht. "Natürlich werde ich dieses Angebot nicht abschlagen, es wäre eine Ehre für mich, dort dabei zu sein. Verlass dich also auf mein Kommen. ;)"

  • "Nunja, auch das ließe sich gewiss einrichten und in einem Angestelltenverhältnis manifestieren."


    Er lächelte. So ganz wurde er aus seinem Klienten nicht schlau.


    "Schön, ich fühle mich geehrt. Ein geeignetes Transportmittel wird dich abholen. Wir sehen uns dann da."


    Dann wartete er noch einen Moment, ob der Klient noch etwas auf dem Herzen hatte. Von seiner Seite war alles gesagt.

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