Oikos des Timokrates

  • Zitat

    Original von Timokrates Kyrenaikos
    "Öhm, ja, da wäre dann noch was... Ich würde gerne ein kleines Geshäftchen eröffnen..."


    Ioshua wurde hellhörig.


    "Soso, und um was für ein Geschäftchen beliebt es dir ?"

  • Ohne mit der Wimper zu zucken meint Timokrates: "Ein Freudenhaus. Aber ein Besseres, für höher gestellte Personen."


    Solch ein Betrieb macht sich immer gut, vor allem, wenn man wichtige und einflussreiche Kundschaft hat. Es gibt Situationen, da reden Leute gerne...

  • Ein Freudenhaus ? Jetzt wurde Ioshua aus seinem Klienten erst recht nicht mehr schlau. Ein Nobelpuff sollte es also sein.


    "Hast Du schon konkrete Pläne, was die Umsetzung angeht ? Es würde mich interessieren."


    Schließlich wollte auch Ioshua wissen, worein er sein Geld investierte.

  • Timokrates überlegt noch einmal scharf. Hatte er "Freudenhaus" gesagt. Nein, das muss wohl ein Versprecher gewesen sein. MM Jahre später würde man so etwas wohl einen "freudschen Versprecher" nennen. Panisch wehrt er ab:


    "Öhm, vergiss es. Ich habe mich vertan! Eigentlich wollte ich mich wieder als Fernhändler verdingen, denn das ist die Profession, in der ich mich am meisten auskenne..."

  • Ein Bote gab einen Brief ab.


    Timokrates Kyrenaikos
    Argeusboulevard
    Broucheion



    Chaire Timokrates,


    ich möchte Dich, mein lieber Amtskollege, gern zu einem kleinen Symposion in meinem bescheidenen Hause zum fünften des Choiak (4.9.2007) gegen Abend einladen. Gemeinsam wollen wir bei guten Speisen und Getränken die bisherige Amtszeit revue-passieren lassen oder uns dem ein oder anderen heiteren Gespräch widmen.


    Auf Dein Kommen freut sich
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  • Eines nachmittags brachte ein nubischer Sklave einen Brief vorbei.


    Chaire Timokrates,


    ich möchte Dich bitten, dass Du Dich morgen Abend bereithälst, damit ich Dich zu den Mysterien des Dionysos abholen kann. Diese werden außerhalb der Stadt stattfinden, weshalb ich Dir rate, eine Sänfte zu nehmen. Bitte bringe Wein und Weihrauch als Opfergaben für den Bakhos mit.


    Sich über Dein Kommen freuend


    Dein Nikolaos Kerykes



    Sim-Off:

    Mit morgen Abend ist nicht zwangsläufig Rl morgen Abend gemeint. Ich muss mal schaun, wann ich in nächster Zeit Zeit dafür finde. Du wirst es dann schon sehen ;) .

  • Ranshid, der lustige Inder hört das Klopfen und macht sich auf dem Weg zur Türe, um den Gast zu öffnen. "Nurw Geduld! Ich komm' ja schon!"


    Er öffnet die Türe und erblickt Timokrates, sein Gesicht verzieht sich sogleich hasserfüllt. "Bedaurwe, der Herrw ist nicht da. Erw wollte ins Umland verrweisen, um irwgendeinen Gott zu verehrwen." meint er im festen und bestimmten Tonfall, um Nikolaos abzuwimmeln.


    Sim-Off:

    Weil Timokrates ja schon bei den Mysterien ist. ;)

  • Lange Zeit steht das Haus des Timokrates schon leer und verlassen am Argeusboulevard. Seit langer Zeit hat keiner der Nachbarn den Hausherren, welcher als ehemaliger Amtsträger der Stadt doch eine gewisse Berühmtheit erlangte, gesehen. Genau genommen, so erzählten sich die Phylenbewohner, war er bereits bei den letzten Neuwahlen nicht mehr erschienen, eine eher ungewöhnliche Vorangehensweise für einen Archonten. Aber richtig gewundert hatte sich keiner, schließlich war Timokrates überhaupt ein sehr seltsamer Kerl gewesen.


    So steht das Haus, leer und verlassen. Die Gänge sind dunkel, die Zimmer verstaubt, Türen und Tore verschlossen, Fenster verriegelt, der Putz bröckelt von salziger Meeresluft, trockenem Wüstenwinden und der Feuchtigkeit der nahen Sümpfe...


    An der Eingangstür ist ein hölzernes Schild angebracht, auf dem groß und breit steht:


    Auf Geschäftsreise

  • Fragt man in der Nachbarschaft herum, ob irgendwer etwas Näheres über das Verschwinden des Timokrates mitbekommen habe, erntet man in der Regel nur verhaltenes, ahnungsloses Schweigen.


    Anders jedoch, wenn man es bei dem rast- und heimatlosen Volke versucht, dem Heer der Bettler und Obdachlosen, die auf den Straßen und unter den Arkaden des hübschen Viertels ihre tristen Tage verbringen. Diese unruhigen Wanderer durch die Stadt, welche von den Phylaken selten näher beachtet werden, außer dass man ihnen aus Barmherzigkeit gelegentlich eine Münze oder ein Stück Fladenbrot zusteckt oder dass sie von Patrouillen der Stadtwache oder der Römer von ihrem Platz fort gescheucht werden, nur um sich eine Straße weiter erneut nieder zu lassen, sind die Augen und Ohren des Untergrundes der Stadt.


    Gibt man zum Beispiel die Einäugige Kassandra, welche ihren Stammplatz neben der Bäckerei auf der Straßenseite gegenüber der Wohnung des Timokrates bewohnt und macht sich die Mühe, ihre Geschichten anzuhören - eine Idee, die die wenigsten Passanten in Erwägung ziehen - kann man einiges über den Verbleib des Timokrates erfahren.


    >>>

  • Der Exegetes, der immer noch über kein angemessenes Haus in Alexandria verfügte und dessen Nerven die langen Wagenfahrten von seinem Landhaus nach Alexandria und umgekehrt oder aber die Übernachtungen in seinem eigenen Gasthaus zusetzten, hatte sich von seinem Grammateos eine Liste anfertigen lassen mit allen Häusern, die unbewohnt schienen. Als er darauf Haus des Timokrates aus Kyrene gelesen hatte, war er neugierig geworden. Er hatte Timokrates lange nicht mehr gesehenm, seit sich dieser plötzlich aus seinen politischen Ämtern zurückgezogen hatte, es hatte gehießen, er sei krank geworden. Nun schien er gar aus Alexandria verschwunden.
    So hatte sich Nikolaos in der Frühe in seiner Sänfte zu dem Haus tragen lassen. Es erinnerte an einen faulen Zahn in einer sauberen Zahnreihe, dieses Haus, dessen Putz abbröckelte. Offenbar hatte hier lange keine Handwerker mehr gewirkt. Mit einem überschaubaren Aufwand jedoch würde dieses Haus rasch wieder herzustellen sein. Während die Träger seine Sänfte und darin Nikolaos die Fassade auf und abtrugen, damit dieser sie begutachten konnte, was wohl einen komischen Eindruck erwecken mochte, war dem Insassen ein Schild an der Eingangstür aufgefallen. Er befahl den Trägern, die Sänfte hinunterzulassen, damit er aussteigen konnte.
    Auf Geschäftsreise, was mochte das bei Timokrates bedeuten? Nikolaos blickte ratlos die Fassade hinauf. Diese Geschäftsreise schien ihm sehr lange zu dauern. Außerdem hatte Timokrates offenbar niemanden damit beauftragt, sein Haus in Stand zu halten. Er wollte wieder auf seine Sänfte steigen und sich zu seinem Handelshaus tragen lassen. Doch plötzlich fiel ihm ein abgerissenes Weib auf, das auf der anderen Straßenseite an eine Mauer gelehnt saß und ihn zu beobachten schien. Nikolaos schickte seine Sänftenträger mit der Sänfte davon. Er ließ einen weiteren Augenblick verstreichen, nachdem die Sänfte hinter der Straßenecke verschwunden war, dann ging er auf das Weib zu.
    "Chaire", sagte Nikolaos. "Sitzt du hier jeden Tag?"


    edit: Signatur hinzugefügt.

  • Direkt freundlich war die Einäugige. "Von hier aus hast du gewiss das Haus dort drüben im Blick-" Er deutete auf die verlassene Behausung des Timokrates. "Vielleicht kennst du sogar den Besitzer, er ist in der Stadt sehr bekannt... ." Er lächelte sie nun ebenfalls an. "Ich bin ein guter Geschäftsfreund von ihm. Er ist vor einiger Zeit krank geworden, und ich wollte mich nach seinem Befinden erkundigen. Doch als ich an seine Tür kam, antwortete niemand auf mein Klopfen, stattdessen hing dort ein Schild, wonach der Besitzer auf Geschäftsreise sei." Nikolaos war geübt darin, Fragen auf scheinbar harmlosen Schleichwegen zu stellen, das Staatswesen hatte ihn darin gut gelehrt.

  • Natürlich mochte der Archont sich durch das Auftreten auf dem "politischem Marmor" einiges an Schläue und Gewitztheit angeeignet haben, aber das Leben auf der Straße lehrte einem gewisse Dinge mindestens genauso gut wie das Reden im Theaterrund...


    "Da Drüben?" krächzte die Alte mit gespielter Ahnungslosigkeit. "Ja, da drüben wohnt Jemand, allerdings kann ich mich gerade nicht daran erinnern, wer..."


    Dabei hielt sie dem Archonten auffällig unauffällig eine offene, zur Schale geformte Hand hin. Auch diese Spielregel müsste dem Demagogen aus der Politik bekannt sein...

  • Nikolaos hatte das Zeichen verstanden, obgleich man ihn in gewisserweise weltfremd nennen konnte, zumindest weltfremd aus Sicht der Elenden, die ihre Welt die Welt nannten. Außerdem war ihm die Geste der Frau auch aus seiner Welt bekannt, dort freilich verbarg man solche eindeutigen Gesten hinter süßlichen Worten. Daher lächelte er der Frau ins Gesicht, bemüht dabei trotz einer gewissen Abscheu freundlich zu wirken, zog einen Beutel hervor, der an einer Kordel befestigt war, die ins Innere seiner Gewänder führte, und entnahm ihm demonstrativ genau die Hälfte des Inhaltes (natürlich hatte er an versteckter Stelle noch einen weiteren Beutel bei sich). Immer noch warm lächelnd legte er die Drachmen, eine übertrieben große Anzahl an Drachmen, in die Hände der Bettlerin. "Das ist wirklich sehr bedauerlich, gute Frau." ,säuselte Nikolaos süßlich. Langsam, sehr langsam machte er Anstalten, den Beutel wieder einzustecken, ließ jedoch seine Hand kurz vor der Gewandfalte innehalten.

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