• Von seinem Büro aus hatte Macer seinen Sklaven, der ihn an diesem Tag bei der Arbeit begleitet hatte, nach Hause geschickt, um seine Badeuntensilien zu holen. Nun erreichten die beiden die Thermen und begaben sich in die Umkleidekabine. Mit aufmerksamem Blick schaute Macer, ob er vielleicht hier schon zufällig Senator Meridius sehen würde, mit dem er sich im Bad treffen wollte. Aber der Senator war nicht zu sehen. Zahlreiche Sklaven saßen hier herum und passten auf die Habe ihrer badenden Herren auf, aber bei Macers schlechtem Gedächtnis wäre es ein Wunder gewesen, wenn er den Leibsklaven des Senators erkannt hätte. Zumal er besseres zu tun hatte, als sich die Sklaven der Kollegen zu merken. Sein eigener Sklave war ihm dabei auch noch keine Hilfe, schließlich lernte er ihn gerade erst an, einmal sein wichtigster Mann für solche Aufgaben zu sein. Also entkleidete sich Macer ungestört, traf dann bald auf einen anderen Senator als Gesprächspartner und verschwand mit klappernden Badesandalen im ersten Thermensaal.

  • Wenig später erschien Meridius im ersten Thermensaal. Zu seinem Leidwesen hatte er sich minimal verspätet, so dass er Macer bisher nicht angetroffen hatte. Hier jedoch entdeckte er ihn nach kurzem Suchen sofort, auch wenn man die Leute nicht an der Senatorentoga erkennen konnte. Macer war dennoch unverwechselbar, er trug nicht umsonst sein Cognomen, wie Meridius fand.


    "Salve, Macer."


    sprach er, als er zu ihm hinzutrat.


    "Schön, dass Du es einrichten konntest. Wobei, was hat man in dieser Stadt um diese Zeit sonst zu tun? Der Senat ist leer gefegt, man trifft fast alle Kollegen hier!"


    Er schmunzelte.

  • Macer hätte es nicht gestört, länger warten zu müssen, denn in den Thermen war immer für Unterhaltung gesorgt. Dennoch freute er sich, dass Meridius nur wenig später als er eintraf. "Salve Meridius, das hat ja bestens geklappt mit dem Treffpunkt. Und du hast Recht, der Nachmittag sollte den Thermen gehören, was sich aber leider nicht immer einrichten lässt. Vielleicht sollte man die Senatssitzungen einfach hierher verlegen. Platz genug haben wir hier ja."

  • Macer hatte Recht. Platz war in der Tat vorhanden, die Thermen in Rom waren gigantisch. Es gab mit Sicherheit keine Stadt im gesamtem Imperium, keine Stadt auf der gesamten Welt, welche solch große Therme ihr eigenen nennen konnte. Allein badetechnisch gesehen war Rom das non-plus-ultra. Meridius zweifelte daran, dass jemals an irgendeinen anderen Ort etwas ähnliches auf die Beine gestellt werden würde.


    "Es hätte auch den Vorteil, dass man sich vor den Besprechungen die Muskeln massieren lassen könnte. Vielleicht würden dann einige Kollegen weniger verkrampft auftreten..."


    Er schmunzelte.


    "Ich war lange nicht mehr hier. Die Thermen in Mogontiacum sind sicher die besten in Germanien, aber kein Vergleich zu diesen hier.


    Was hast Du alles vor?"


    Er fragte Macer gleich. Man konnte hier ein unendliches Programm in Anspruch nehmen. Besser war es, sich vorher abzusprechen.

  • "Ja, Mogontiacum kann sich mit hier nicht messen", bestätigte Macer, den den vergleich selber ja auch hatte. "Ich habe meine Aufenthalte dort aber auch immer genossen. Für meine Badengewohnheiten reichten sie aus."


    Womit dann auch schon fast das Tagesprogramm festgelegt war. "Wolltest du eine Massage nehmen? Ich hatte heute zwar schon genug Bewegung, aber wenn wir zwei freie Plätze finden, nehme ich dennoch auch eine."

  • Die Massage war für Meridius obligatorisch. Seid seiner Verletzung in der Schulter, welche ein Relikt aus den Legionszeiten war, suchte er in den Thermen immer erst den Masseur auf. Die Sklaven, welche darauf spezialisiert waren fanden immer ein paar Muskeln, von welchen Meridius bis dahin nicht einmal gewusst hatte, dass sie existierten. ;) Umso besser fühlte man sich hinterher.


    "Ich bitte darum."


    antwortete er und schlug zusammen mit Macer den Weg in die entsprechende Richtung ein.


    "Was macht eigentlich die Academie? Wir hatten neulich das Thema schon kurz angerissen. Allerdings muss ich gestehen, dass ich zuviel um die Ohren habe, um mich dieser Aufgabe so intensiv zu widmen, wie es sein sollte..."

  • Gemeinsam erreichten die beiden Senatoren die Massagebänke und fanden auch zwei Liegen direkt nebeneinander, so dass sie ihre Unterhaltung ungestört fortsetzen konnten.


    "Die Academia erfreut sich großer Beliebtheit und ganz langsam komme ich auch damit nach, dass Kurssystem entsprechend meiner Vorstellungen umzustellen. So macht es weniger Arbeit und ermöglicht den Offizieren doch eine größere Auswahl an Themen. Aber ich bin damit noch lange nicht fertig."

  • Der Sklave, welcher angefangen hatte Meridius Rückenmuskulatur durchzukneten, verstand seine Arbeit. Meridius fühlte sich sofort behaglicher und auch besser. Dass Macer in der Academie gut vorran kam war ebenfalls erfreulich.


    "Das hört man gerne."


    antwortete er und verzog kurz das Gesicht, da der Masseur eine Stelle gefunden hatte, die ziemlich verspannt war.


    "Ich muss Dir nur leider mitteilen, dass ich in Deinen Planungen nicht berücksichtigt werden kann. Es wird mir zur Zeit fast alles zu viel. Die Arbeit in Germanien hatte einiges an Energie gekostet, ich wusste schon fast nicht mehr wie Iulia aussah, ich bin gerade eben erst wieder dabei mich mehr um meine Familie zu kümmern...


    Ich hoffe es macht Dir nichts aus, wenn Du einen neuen Stellvertreter suchen musst."

  • Die Ankündigung kam für Macer nicht völlig überraschend, denn die Männer tauschten sich nicht zum ersten mal darüber aus. "Ich hatte fast damit gerechnet, Meridius. Die Academia wird ohne dich schon nicht untergehen."


    Er legte den Kopf kurz auf die eine und dann auf die andere Seite, um dem Masseur die Arbeit zu erleichtern, dann sprach er weiter. "Du hast nicht zufällig einen Namen parat, den du mir als dein Nachfolger empfehlen würdest? Nicht, dass ich nicht eigene Ideen hätte, aber du wärst nicht mein Stellvertreter gewesen, wenn deine Meinung nicht relevant wäre."

  • Meridius war erleichtert, dass es Macer keine Probleme bereitete. In der Tat war die Ausfüllung des Postens bisher auch eher symbolischer Natur gewesen. Durch seine Tätigkeit in Germanien hatte er wenig bis kaum Zeit gehabt, sich um die Academie zu kümmern.


    "Eine gute Frage. Ich denke, es würde am meisten Sinn machen auf jemanden zurückzugreifen, der sich ebenfalls in Rom befindet. Und er sollte selbst die notwendige Qualifikation mitbringen. Er sollte Kommandeur gewesen sein und die entsprechenden Kurse bestanden haben..."


    Wer dafür alles in Frage kam, entzog sich Meridius jedoch. Er hatte keinen Überblick darüber, welche Kommandeure gerade wo in welchem Einsatz waren und an Posten gebunden waren.


    Wieder hatte der Masseur eine verspannte Stelle gefunden.

  • "Die nötige Qualifikation versteht sich von selbst. Ganz einfach ist es aber dennoch nicht, denn zumindest theoretisch müsste ein geeigneter Kandidat wohl das Examen Quartum abgelegt haben, da er solche Kurse auch selber halten darf. Es sei denn, man nimmt es da nicht so genau und nimmt jemanden ohne dieses Examen." Was insofern nicht einmal eine Neuerung wäre, denn Macer selber hatte auch nur die ersten beiden Examina abgelegt und trotzdem schon höhere Kurse gegeben.


    "Auf einen Kommandoposten würde ich auch nicht einmal bestehen. Die Erfahrungen, die ein langjähriger Centurio oder Praefectus Castrorum hat, können für Offiziere auch sehr wertvoll sein. Zumal wir ja so ehrlich sein müssen, dass die meiste Zeit unserer Arbeit bei der Truppe für Verwaltung drauf geht. Deswegen war ich ja auch immer dagegen, uns an der Academia in strategischen Planspielchen zu ergehen und die Männer für Schlachten auszubilden, die sie nie schlagen werden."

  • Diese Ansicht konnte man durchaus vertreten und Merdius widersprach daher nicht, auch wenn er die taktische Ausbildung bei manchen Offizieren etwas gründlicher gesehen haben wollte. Heute war jedoch nicht der Tag um darüber zu diskutieren, sie waren in den Thermen und Meridius genoß diesen Umstand.


    "Was gibt es eigentlich Neues aus Deinem Leben?
    Hat eine Dame in der Zwischenzeit Dein Herz erobern können?"


    Er schmunzelte, galt Macer doch schon seit der I als eine Festung, welche schwer einzunehmen war. ;)

  • Das war nun ein etwas überraschender Themenwechsel und Macer nutzte die Tatsache, dass der Masseur seiner Arbeit pflichtbewusst nachging, dazu, einige Augenblicke schweigen zu können.


    "Nein, noch nicht", setzte er dann zu einer Antwort an. "Die diversen Festlichkeiten in Rom in der letzten Zeit gaben allerdings viel Gelegenheit, sich ein geeignetes Schlachtfeld und eine hübsche Gegnerin für eine Belagerung zu suchen."

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