Als der Kerl nun plötzlich anfing ihn anzubrüllen, traute Hadamar für einen winzigen Moment seinen Ohren nicht – dann machte er einen schnellen Schritt nach vorne und krachte seinem Gegenüber mit einem Schwinger von der Seite die Faust ins Gesicht, so heftig, dass wohl auch ein völlig gesunder Mann auf dem Stuhl ins Wanken gekommen wäre – und selbst wenn nicht: der Fußtritt, den Hadamar dem Gefangenen noch versetzte, tat sein letztes dazu, dass er zu Boden gefegt wurde.
Die folgenden Worte interessierten Hadamar kaum noch. Der Kerl war von Anfang an renitent gewesen, und dass obwohl er schon einige Zeit einsaß, hatte offenbar nichts dazu getan, um ihn demütig werden zu lassen, wie es sich gehörte in seiner Lage. „SCHAFFT MIR DEN DRECKSACK AUS DEN AUGEN!“ brüllte Hadamar.
Während zwei der Legionäre nach dem Mann griffen und ihn vom Boden hoch hievten, fragte einer der anderen neugierig: „Was wird mit ihm?“
„Ist mir SCHEIßEGAL! Soll er doch verrotten!“ knurrte Hadamar. War ja schon bescheuert genug gewesen, dass der Kerl sich als so vorlaut erwiesen hatte, aber seit er ihn angebrüllt hatte, war Hadamar richtig angepisst. „Packt hier alles zusammen, was interessant sein könnte“, winkte er seinen Leuten zu, die sich sofort an die Arbeit machten, während der Gefangene wieder in seine Zelle gebracht wurde. Was den betraf... naja, der hatte vorhin ja selbst gesagt, er hätte den Vinicier beworfen, also den, der ein Gegner vom Usurpator gewesen war und damit in ihren Augen einer der Guten, und in den Unterlagen stand es auch drin, dass er das felsenfest behauptete – auch wenn da genauso dabei stand, dass ihm das nicht zu glauben war. So oder so reichte das aber, um den noch ein bisschen schmoren zu lassen, das hieß: sofern sich überhaupt wer für ihn interessieren würde, was Hadamar nicht glaubte. Er würde einfach... Meldung machen. Letztlich würde der Kerl wohl einfach laufen gelassen werden, er war einfach nicht wichtig genug neben all den anderen Gefangenen, die in die Castra Praetoria gebracht worden waren, und er hatte ja auch schon eine ordentliche Abreibung bekommen. Aber so wie er sich gerade aufgeführt hatte... hatte er es verdient, noch ein bisschen länger in der Zelle zu sitzen. Hadamar wartete, bis seine Leute fertig waren, dann gab er den Befehl zum Abrücken. Erst beim Hinausgehen fiel ihm auf: wie war der Kerl eigentlich darauf gekommen, dass er Germane war?
Tage später...
...tauchten wieder Soldaten auf. Wortlos öffneten sie die Tür, wortlos schnappten sie sich den Gefangenen, und wortlos brachten sie ihn nach draußen – wo sie ihn mit einem Tritt vor die Palasttore beförderten. „Kleiner Hinweis von unserm Optio: lern nen bisschen Demut. Würd dir gut tun. Und jetzt verschwinde, bevor wir's uns anders überlegen.“