[MARE INTERNUM] Die Seereise nach Syria

  • Zitat

    Original von Marcus Flavius Aristides
    Der Stumpf flog in die Höhe und landete....


    ... wie eigentlich immer nach ein paar Augenblicken wieder auf dem hölzernen Deck. Priscus hatte aus dem letzten Zwischenfall gelernt und den Fuß diesmal nicht dazwischen, was allerdings auch bedeutete, dass er diesmal einen Schritt weiter weg stand. Ein anderer Soldat, der aber auch in seiner Mannschaft war, schnappte sich den Klotz, brachte ihn irgendwie trotz des Fettes gut unter Kontrolle und machte sich auf den Weg in Richtung Ziel. Priscus dagegen blieb einfach absichtlich wie angewurzelt stehen, drehte sich um und breitete die Arme aus, um möglichst viele der Verfolger aus der anderen Mannschaft möglichst lange aufzuhalten. Zumindest im Augenblick schien das die wesentlich erfolgreichere Taktik zu sein und verschaffte dem Soldat mit dem Klotz auch einen gehörigen Vorsprung. Erst ein ganzes Stück später stürmten von der Seite weitere Soldaten heran, die sich auf der anderen Seite des Schiffes aufgehalten hatten und die damit freie Bahn hatten, um den Mann mit dem Rumpelstumpf zu stoppen.

  • Zitat

    Original von Quintus Tiberius Vitamalacus
    Ohne den Trierarchus weiter zu beachten, denn er pflegte nicht Befehle zu diskutieren, wandte er sich zu dem Miles.


    "Wir laufen bald ein, sorgt dafür, das mein Pferd an Deck ist, wenn wir anlegen !"


    Kurz darauf legte die Flotte an.


    "Herr, dein Pferd zum Anlanden bereit machen, jawohl, Herr!"


    Nachdem er den Befehl zum Wegtreten erhalten hatte begab Licinus sich unter Deck, wo die Pferde waren. Innerlich fluchte er von wegen er sei doch Soldat und kein Pferdeknecht .
    Als er das Pferd des tribunus erreicht hatte sah er just einen von eben jenen und fauchte ihn an, er solle ihm das Pferd des tribunus zeigen und ihm helfen es fertig zum Anlanden zu machen.
    Das Pferd ließ die Prozedur ruhig über sich ergehen.
    Bald war das Pferd fertig und Licinus begab sich wieder an Deck und ging schnell ohne jedoch zu rennen zurück zum tribunus. Nach dem obligatorischen Gruß sagte er:
    "Herr, melde das Pferd einsatzbereit, Herr!" und fuhr fort:
    "Der oberste Pferdeknecht wird es zu dir bringen, sobald es das Schiff verlassen hat, er hat versichert, es würde sofort nach den milites das Schiff verlassen.
    Bitte darum mich nun wieder meiner Einheit anschließen zu dürfen, Herr!"

    Licinus hatte es langsam eilig, da man schon einzelheiten des Hafens ausmachen konnte und er hatte keine Lust wegen Zuspätkommens Ärger zu kriegen."


  • "Jawohl, Centurio!"
    Mit Schwert und Schild folgte ich ihm. Der Gedanke das Kämpfen gleich mit scharfen Waffen zu lernen flößte mir allerdings großes Unbehagen ein... Ich hatte wirklich kein Verlangen danach mich beim Üben schon aufschlitzen zu lassen.
    Zögerlich zog ich mein Gladius aus der Scheide, nahm umständlich meinen Schild von der Schulter herunter und hob das schwere Ding an. Ein wenig breitbeinig stehend, um die Bewegungen des Schiffes auszugleichen, atmete ich tief ein und ging dann in die Pose des heroischen Feldherren vor Thebens Toren:
    Aufrecht, das Kinn gereckt, hob ich elegant den Schwertarm, im Ellbogen leicht angewinkelt, und streckte mein Gladius über den Schild hinweg dem Centurio entgegen. Es war schwerer als die Theaterwaffen, eben eine richtige Waffe, für den Krieg bestimmt, solide und gefährlich. Ich fragte mich in diesem Moment auch, ob mit dieser Klinge wohl schon mal jemand getötet worden war?
    Der kühle Griff lag jedenfalls gut in meiner Hand. Kurz ließ ich das Gladius kreisen, locker aus dem Handgelenk, ein Lichtstrahl blitzte dabei auf dem blankpolierten Metall. Dann hielt ich das Schwert still, die Spitze zeigte in Richtung der Brust meines Gegners. Ich sah auf die Schwerthand des Centurio und wartete angespannt was er als nächstes tun würde.

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  • Es ist nur ein leichtes Nicken, das den Iulier entliess, der Blick des Tribuns war direkt auf das Land und den Hafen vor ihnen gerichtet, die ersten Schiffe waren schon dabei anzulegen.


    Doch gerade als der Miles sich zum gehen wandte, sagte der Tribun noch etwas.


    "Danke, Legionär Iulius !"


    Ohne auf eine Antwort zu warten, wandte sich der Tribun wieder dem bevorstehenden Anlegemanöver zu.

  • Nur mit Mühe konnte Marcus ein Prusten unterdrücken als er die Bewegungen des Decimers beobachtete. Langsam trat Marcus noch einige Schritte von ihm weg, damit ihm nichts entging. Irgendwie erinnerte Marcus das an einige der Gladiatorengeschichten, die er als Kind so geliebt hatte. Die Manuskripte stammten auch von irgendwo aus dem Osten und waren reichlich illustriert gewesen, so dass Marcus sich nur die Texte vorlesen ließ und dazu die zahlreichen Bilder anstarren konnte. Gaius ist der Beste gehörte natürlich auch zu Marcus Lektüre als Kind, so manch ein Exemplar hatte er an seinen Sohn vererbt mittlerweile- manch eine kostbare Rarität gehörte dazu. Freilich hatte Marcus es nicht selber gelesen, stets hatte er sich das vorlesen lassen von Hannibal. Marcus hob die Hand zum Kinn und seine Augenbrauen wanderten amüsiert nach oben. Doch, so könnte man die Haltung sicherlich für eine Titus-will-Kaiser-werden Ausgabe in Bild fassen. Marcus trat auf ihn zu, zog sein Schert und schlug sachte mit der Breitseite gegen das rechte Bein des Decimers.


    „Wenn Du kämpfen willst, ist es stets wichtig einen guten Stand zu haben. So wie Du im Moment stehst, brauche ich Dich nur mit dem Schild anzurempeln und Du liegst am Boden. Rechtes Bein etwas zurück, das linke Bein an das Schild. Die rechte Schulter auch mehr nach hinten, dafür die Linke unter den Schutz des Schildes.“


    Marcus trat um Serapio herum und auf seine rechte Seite. Um es dem Decimer zu demonstrieren, stellte sich Marcus ebenfalls in die Grundhaltung auf. Rechtes Bein etwas zurück, Linkes vor und das Schild somit optimal als Deckung genutzt.


    „Römische Soldaten kämpfen nicht wie Gladiatoren alleine gegen ihre Gegner und das ist unsere Stärke. Die Phalanx. Schild ist an Schild gereiht und ein Soldat schützt auch immer seinen Mitkameraden. Wie Du nämlich sehen kannst, ist Deine rechte Seite doch ziemlich ungeschützt. Da kommt Dein Nachbarmann ins Spiel.“


    Marcus hob sein Schild an und der linke Teil seines scutum schützte nun die rechte Seite des Decimers. Dann löste sich Marcus wieder aus dieser Stellung und trat etwas zurück. Kurz streifte Marcus mit seinem Blick den Mast, aber der Kapitän würde es ihm wohl übel nehmen, wenn er diesen als Übungspfahl nutzen würde. Marcus zuckte mit der Schulter und meinte:


    „Und nun, stell Dir vor, ein Gegner stünde vor Dir, ein wild gewordener Syrer. Age!“

  • Zitat

    Original von Marcus Flavius Aristides


    Schnell zog ich mein rechtes Bein zurück, und setzte den Fuß ein Stück weiter hinten auf das Deck. Außerdem drehte ich mich ein bisschen seitlich und nahm die rechte Schulter zurück, wie der Centurio es erklärte. Um meine linke Schulter zu decken, hob ich den Schild höher, dann sah ich aufmerksam dem Centurio zu, wie er mir die Pose vormachte, und korrigierte nochmal die Position meines linken Beines.
    Ja, das sah schon sehr standfest aus - allerdings machte man dabei den unschmeichelhaften Anschein, man würde sich hinter seinem Schild verstecken.
    Es war nicht halb so elegant wie bei den Gladiatoren... (Zum Beispiel bei Fulvius Invictus, meinem Helden der Arena, da reichte es schon aus dass er sein Schwert auf den Gegner richtete, mit seiner unnachahmlichen Grazie, damit die Ränge geschlossen in Beifallsstürme ausbrachen!)
    Schweren Herzens erkannte ich, dass es hier wohl mehr um Nützlichkeit als um schönen Stil ging. Ich nickte und lauschte dem Centurio aufmerksam. Ja, die Stärke des Imperium war die Geschlossenheit und die Disziplin. Ich dachte darüber nach, dass ich mir dann aber in der Phalanx einen fähigen rechten Mann wünschte - und hoffte zugleich, dass ich gut genug werden würde, damit sich mein Nebenmann links nicht beklagen müsste.


    Zitat

    Original von Marcus Flavius Aristides
    „Und nun, stell Dir vor, ein Gegner stünde vor Dir, ein wild gewordener Syrer. Age!“


    Oh. Unschlüssig sah ich zu meinem Centurio. Was sollte ich denn jetzt machen? In die Luft schlagen? (Wahrscheinlich bot ich aber in diesem Moment genau das Bild, dass man auch hätte sehen können, wenn wirklich ein wilder Syrer auf mich zugesprungen wäre - Hilflosigkeit.)
    Zaghaft stieß ich mein Schwert nach vorne und bohrte ein paar Löcher in die Luft. Doch dann übernahm meine Vorstellungskraft, und malte mir eine dramatische Szene aus:
    Ich, Faustus Decimus Serapio, mit meiner Centurie unterwegs auf einer staubigen Strasse durch öde Bergeinsamkeit. Plötzlich schmettern die Cornicen Alarm! Und da: von den Hängen hinab stürzt plötzlich eine Meute wildgewordener Syrer auf uns hinab. Wir packen die Schilde, ziehen die Schwerter und erwarten in geschlossener Formation ihren Angriff. Einer der Banditen stürmt direkt auf mich zu. Mordlust steht in seinen pechschwarzen Augen, er bleckt die Zähne und schwingt einen Stab mit einer riesigen Sichelklinge oben drauf.
    Bei allen Göttern! Ich hebe mein Schild hoch und vertraue darauf, dass mein Nebenmann mich von rechts mitschützt, warte bis der Syrer nah genug ist, und schmettere souverän einen Schlag seiner tödlichen Sense mit dem Schild ab, bevor ich meinen Gegenangriff starte.

    Das tat ich auch in Wirklichkeit, ganz gepackt von meinem Phantasie-Kampf agierte ich die Bewegungen aus so gut ich konnte.


    Der Syrer heult wütend auf als sein Schlag mir nichts anhaben kann. Ich setze nach und führe einen seitlichen Hieb gegen seine Schulter. Er lässt die Sense niedersausen um mir den Schädel zu spalten. Ich springe gewandt zur Seite und führe eine Folge schneller Schläge (die aus dem Kampf des Polyneikes stammt), die ihn zurücktreibt. Die Formation habe ich damit allerdings verloren. Mist! Wieder dringt er auf mich ein, ich springe zurück und die Sense zischt gefährlich nah an meiner Brust vorbei. Doch da, eine Lücke in seiner Deckung! Weitausholend schwinge ich mein Schwert über den Kopf hinweg und führe einen gewaltigen Streich. Meine Klinge bohrt sich in seinen Hals. Blut fließt, die Sense entfällt seinen Händen. Er kippt nach vorne, windet sich in Qualen am Boden, sieht mit vor Agonie verzerrtem Gesicht zu mir auf und ich...


    ... ließ das Gladius sinken und auch das Scutum (das sowieso während des "Kampfes" schon tiefer gesunken war, es war einfach zu schwer), und trat einen Schritt zurück. Aufgewühlt starrte ich auf die Decksplanken, da wo gerade, wenn auch nur in meiner Phantasie, ein Mensch sein Leben ausgehaucht hatte, von meinem Schwert, nein, von meiner Hand, getötet! Ich schluckte und richtete die Augen auf den Centurio. Eine Frage brannte mir dringlich auf der Zunge, ich atmete tief ein und stellte sie:
    "Centurio Flavius, wenn ich, ähm, fragen dürfte... Ist es SCHWER einen Menschen zu töten?"

  • Die Männer um Anchisothep warfen die Taue zum Quai hinüber. Diese wurden dort dann sogleich von Helfern empfangen und an dicke Pflöcke gebunden. Die Ruderer hatten aufgehört, zu rudern, das Schiff war in das Hafenbecken förmlich hineingeglitten. Ein Ruck ging durchs Schiff, als die Anlegemannschaften es mithilfe von einigen Lastieren näher an den Quai zogen. Anchisothep und seine Kollegen legten Planken aus, auf denen Menschen und Ladung aufs Festland gebracht werden konnten. Mit einem heimlichen Vergnügen sah Anchisothep, dass einige Legionäre die Überfahrt nicht allzu gut überstanden hatten. Man sah es an ihren schwankenden Gang und ihren fahlen Gesichtern, die einen Ausdruck inne hatten, der verriet, welche Körpersäfte sie bald wieder von sich geben würden. Anchisothep half, die Ladung auf den Quai zu bringen. Er erkannte die Kriegsmaschine, die bei der Verladung in Ravenna zu Bruch gegangen war. Offenbar hatte jemand versucht, sie zu reparieren, das Resultat jedoch sah sehr dürftig aus.

  • Zufrieden war Marcus durchaus mit den Bemühungen des probatus. Natürlich zeigte Marcus solcherlei nur, wenn ein Soldat wirklich auch einer Tat beging, die auch lobenswert war. Nicht jedoch, daß der probatus lediglich eifrig bei der Sache war. Denn beim Schwertkampf waren die Männer immer schnell bereit sich für die Übungen zu begeistern. Als junger Mann- Marcus wähnte das immer noch nicht soo lange her- war es bei ihm auch nicht anders gewesen. Zwei Dekaden war es aber schon her, doch Marcus ließ gar nicht erst solche Gedanken aufkommen, sondern nickte knapp und machte noch einen Schritt zur Seite, denn die aufkommenden Bewegungen des Decimers schienen ihm doch etwas gefährlich zu wirken. Und wie manche Anfänger das Schwert schwangen, war durchaus mal eine Nasenspitze abgehauen oder ein Auge ausgestochen. Es wunderte Marcus somit nicht sonderlich, daß von dem jungen Mann eigentlich nur wildes Herum-Gefuchtel zu sehen war. Seherisch völlig unbegabt- man wußte ja, das war mehr die Gabe einer Frau, und sogar scheinbar aller Frauen, die doch schon immer wußten, was ein Mann dachte oder vor hatte, bevor er es überhaupt in Angriff nahm- nun, wie gesagt, Marcus wußte nicht, was sich der Decimer dort vorstellte und konnte immer weniger ein breites Grinsen unterdrücken.


    An das sanfte Schaukeln unter seinen Füßen hatte sich Marcus mittlerweile gut gewöhnt. Er machte den Gang viel weicher, der Boden schien bei jeder Welle nach zu geben. Marcus wischte sich mit einer Hand über die Stirn und einige Schweißtropfen von seinem rot angelaufenen Gesicht. Die Hitze wurde jedoch immerhin durch die milden Brisen immer wieder gemindert. Vor dem probatus blieb Marcus jedoch stehen und sah von seinem herunter sinkenden Schwert zu dessen Gesicht. Gerade noch wußte Marcus, was das Nächste war, was er anstreben wollte. Die ersten Grundbewegungen, die üblichen Reden von: Stechen, nicht Schlagen. Passt auf euren Nebenmann auf, etc., etc. als der probatus von dem üblichen Verhalten der Männer abwich, die Marcus bis dahin ausgebildet hatte. War es schwer einen Menschen zu töten? Marcus sah den Decimer ausdruckslos und starr für einige Herzschläge lang an, verschränkte die Arme hinter dem Rücken und war ein wenig aus dem Konzept gebracht. Marcus warf seine Stirn in Falten und betrachtete einen Herzschlag- der sich scheinbar in die Ewigkeit ausdehnte- die Maserung der Planken vor sich. Als Soldat hatte Marcus niemanden töten müssen, selbst in Germania nicht. Dennoch wäre es in diesem Krieg nicht das erste Mal. Die Sklaven, die durch ihn- jedoch selten durch seine eigene Hand- gestorben waren- es waren auch nicht so viele wie bei seiner Mutter- zählte er natürlich nicht zu den Menschen. Selbst wenn er ein freundschaftliches Verhältnis zu seinen vertrautesten Sklaven hegte und manches Mal früher eine Sklavin einem weiblichen Wesen seines Standes vorgezogen hätte, so galten sie in seinen Augen als Besitz- nicht mehr und nicht weniger. Marcus leckte sich kurz über seine vom Seewind getrockneten Lippen. Er schmeckte ein undeutliches Salzaroma- fast wie von Tränen und doch ganz anders. Womöglich war das Meer auch nur die Tränen einer Wesenheit...ehe Marcus ins Grübeln kam, sah er auf und zuckte mit der Schulter.


    „Nein, das Töten ist unter Umständen nicht sonderlich schwierig. Es kommt mit Sicherheit auf Deinen Gegner an. Das Schwert gleitet sogar erstaunlich weich durch den Körper, wenn Du an der richtigen Stelle ansetzt. Doch nicht der Moment des Tötens- Du wirst ihn meist nicht sonderlich bewußt wahr nehmen- sondern die Augenblicke danach, besonders beim ersten Mal, sind nicht immer einfach. Je nachdem, wen Du getötet hast. Aber, probatus, das ist etwas, worum Du Dir jetzt noch keine Sorgen machen mußt. Viel mehr mußt Du im Moment noch darum bangen, daß Du nicht allzu schnell einem Parther begegnest. Denn dann ist wohl die Wahrscheinlichkeit, daß Du Pluto von solchen Sorgen berichten kannst höher als tatsächlich jemanden zu dem Gott der Unterwelt geschickt zu haben.“


    Marcus zögerte einen Augenblick und fuhr etwas weniger streng fort.


    „Zudem vergiß nicht, die Parther sind unsere Feinde. Sie sind...nun, keine richtigen Menschen...also...ach egal, wie machen weiter.“


    Marcus ließ sich jedoch erst mal seinen Schlauch mit verdünntem Wein reichen- auf das Essigwasser verzichtete er, so gut es ging- und spülte solche ernsthaften Gespräche- die ihm ganz und gar nicht behagten, kratzten sie doch an ein oder zwei Begebenheiten, über die er von je her nicht gesprochen hatte- durch seine Kehle herunter. Schließlich widmete er sich dann doch wieder den Kampfesübungen.


    „Also, deine Vorführung war ja recht erheiternd, aber nicht effektiv. In der Legion kämpfen wir jedoch, um zu siegen und zu überleben. Oder halt umgekehrt oder...ach...Auf jeden Fall nicht um jemanden zu beeindrucken. Nun, Du bleibst in Formation- was wir noch in Syria üben können- und machst keine Alleingänge, stürmst nicht nach vorne, sondern folgst stets meinen Befehlen, da ich den Überblick in einem Kampf behalten werde. Dieser wird Dir schnell abhanden gehen, weswegen es wichtig ist, daß Du stets in der Reihe bleibst. Am Effektivsten zudem ist, über das Schild hinweg zu stechen, an der Schildkante vorbei, weniger das Schlagen. Denn zum einen exponierst Du Dich bei der Bewegung durchaus, zum Anderen kann es schnell passieren, daß Du im Schwung Deinen Nachbarmann mit dem Schwert erwischst. Das heißt nicht, daß das Schlagen nicht auch mal wichtig sein kann. Aber das werden wir in den nächsten Tagen und zwei Wochen üben.“


    So gesagt, so getan. Marcus demonstrierte und ließ den Decimer immer wieder alles einproben. Dabei zeigte sich schnell: So schön wie während einer Gladiatorenvorstellung sah es gewiß nicht aus. Schweißtreibend waren die Übungen dennoch.

  • Einen Tag, nachdem die Truppe die Hafenanlagen verlassen hatte und nach Antiochia gezogen war, kehrte Priscus mit einigen Soldaten und Lasttieren noch einmal in den Hafen zurück. Das Beladen der Schiffe in Ravenna hatte mehrere Tage gedauert, da war das Abladen nicht in wenigen Stunden zu schaffen. Die ersten Schiffe hatten schon wieder Provinat für die Rückfahrt aufgenommen und verließen den Hafen, an anderen schienen Reparaturen nötig zu sein.


    Zuerst ließ Priscus das restliche schwere Gepäck abholen, das am Vortag noch nicht mitgenommen worden war. Akribisch achtete er darauf, dass alle Teile, die mit der Kennzeichnung seiner Einheit versehen waren, auch wieder bei ihnen ankamen. "Jetzt wisst ihr, warum ich bei Sutbenkontrollen immer so sehr auf solche Kleinigkeiten geachtet habe", erklärte er den Soldaten. "Hier im Durcheinander eines Feldzuges geht sonst viel zu schnell etwas verloren."


    Außerdem hatte man ihm gesagt, dass Provinat für die Legion eingelagert wurde, der zum Teil sofort mitgenommen werden sollte und zum Teil nachgeführt würde. Soweit es die Tragfähigkeit der Tiere zuließ, wurde davon ebenfalls aufgeladen, der Empfang quittiert und alles ins Lager gebracht, wo es dann an die Soldaten weitergegeben werden sollte.

  • Keine richtigen Menschen? Nachdenklich runzelte ich die Stirn. Sie waren natürlich Barbaren, die Parther, aber doch ziemlich hochzivilisierte. Wenn sie keine Menschen waren - was dann? Böse Mischwesen vielleicht, Ausgeburten des Tartaros, die hinauf ans Licht gekrochen waren um unser wohlgeordnetes Imperium mit Chaos und Verderben zu bedrohen? Dass dieses Volk mit dunklen Mächten und übelwollenden Daimonen im Bunde standen, hörte man ja immer wieder. Aber eigentlich glaubte ich nicht so richtig ersthaft an sowas.
    Keine richtigen Menschen... Was hatte der Centurio wohl damit gemeint? Ich traute mich nicht ihn nochmal zu fragen, nickte statt dessen zögerlich und betrachtete mein Schwert. Bei der Vorstellung, wie ich es in das "erstaunlich weiche" Fleisch eines Menschen hineinstieß, verspürte ich tief in meiner Kehle den hartnäckigen Reiz zu würgen. Aber ich wußte ja, dass der Centurio recht hatte - wenn ich irgendwann einem Parther gegenüber stehen würde, dann würde der auch keine Hemmungen haben mich abzustechen oder mir den Schädel zu spalten. Ich war jetzt bei der Armee, da durfte ich einfach nicht mehr so zimperlich sein!


    "Erheiternd" hatte er also meine Vorstellung gefunden. Geknickt fragte ich mich, ob ich es nicht vielleicht doch als Komödiant weiter bringen könnte als als Soldat... Aber ich war fest entschlossen alles zu lernen was wichtig war, und ein guter Soldat zu werden! Meine Familie würde noch staunen! Oder, wenn es mit dem werden nicht klappte, musste ich wenigstens nach Außen hin einen guten Soldaten darstellen, ihn erfolgreich mimen, um nicht schon wieder als Versager dazustehen...
    Aufmerksam hörte ich dem Centurio zu, merkte mir genau was er sagte und mühte mich eifrig ab, seinen Anweisungen nachzukommen. Er war wirklich ein guter Lehrer, fand ich, und obwohl er ja schon auch streng war, freute ich mich, dass er sich so viel Zeit für den Unterricht nur mit mir nahm. Es war, glaube ich, vor allem dieses irgendwie väterliche in seiner Art, das da immer mal wieder durch die Strenge hindurchschimmerte, was ich mochte.


    Wieder und wieder vollführte ich die Übungen, bis ich schweißgebadet war, Blasen an den Händen hatte, und jeder Muskel in meinem Schildarm laut vor Schmerzen schrie. Und so ging es auch die nächsten Tage und eigentlich die ganze Zeit bis zu unserer Ankunft in Syria. Es war eine elende Schinderei und zwischendurch gab es Moment wo ich Centurio Flavius von ganzem Herzen verfluchte (aber nur wenn er es nicht hörte) und am liebsten über Bord gesprungen wäre, doch stur hielt ich durch und gab wirklich mein bestes! An den Händen bekam ich Schwielen, die ständigen Liegestützen wurden weit weniger mörderisch, und auch beim Kampf mit dem Gladius machte ich richtig Fortschritte. Und das war für mich seit langer Zeit endlich mal etwas, auf das ich stolz sein konnte.

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