SCRIBAE PROVINCIALIS
Amtsstuben der einfachen Schreiber in der Regia Praefecti.
Besucher, mit dem Wunsch vom Praefectus Alexandriae et Aegypti empfangen zu werden, möchten sich zuvor bitte hier anmelden.
SCRIBAE PROVINCIALIS
Amtsstuben der einfachen Schreiber in der Regia Praefecti.
Besucher, mit dem Wunsch vom Praefectus Alexandriae et Aegypti empfangen zu werden, möchten sich zuvor bitte hier anmelden.
Die Sänfte stand auf den Stufen vor der Regia. Einen komfortablen Rundumblick bietete dieser Ort und die Sänftenträger begannen sich etwas zu verschnaufen. Selbst für diese vier Kerle war der fette Tylusier kein Leichtgewicht.
Mühsam hatte dieser sich aus der Sänfte bewegt und betrat nun, gefolgt von Rhabos, die Regia, wo ihnen ein Bediensteter sogleich den Weg zu den Officien zeigte.
Rhabos ging voraus, öffnete die Tür, noch ehe der Tylusier in seinen prachtvollen Gewändern, die ihn exotischer erscheinen ließen, als er ohnehin schon war, den Raum betrat, als ob er jemanden beeindrucken wollte, was sicher nicht verkehrt war, immerhin beabsichtige er den obersten Hüter dieser Provinz zu besuchen und da war ein standesgemäßes Auftreten sicher nie verkehrt.
Der treuseelige Tylusier Rhabos begann in geflissenen Griechisch, schließlich war das hier unten die Amtssprache, sich an den nächststehenden Schreiber zu wenden.
"Chaire ! Ioshua Hraluch, seiner Majestät von Tylus treuer Diener und Untertan wünscht eine Unterredung mit dem Praefectus Alexandriae et Aegypti."
In der typischen Weitschweifigkeit des Ostens antwortete der Scriba:
“Ich heiße deinen Herrn, den ehrenwerten Ioshua Hraluch, seiner Majestät Annius Otho von Tylus treuen Diener, willkommen. Darf ich fragen in welcher Angelegenheit er den Praefectus Alexandriae et Aegypti Decius Germanicus Corvus zu sprechen wünscht?“
Der Tylusier antwortete.
"Der ehrenwerte Ioshua Hraluch seiner Majestät treuer Diener und Untertan wünscht den Praefekten in einer persönichen wie geschäftlichen Angelegenheit zu sprechen."
Die Antwort war ebenso nichtssagend wie eindeutig. Der Besucher wollte sein Ansinnen wohl nicht offenbaren. Der Scriba verzog jedoch keine Miene.
“Dein Herr möge sich bitte einen Augenblick gedulden.“
Der Scriba entschwand durch eine Seitentür, kehrte jedoch nach kurzer Zeit zurück.
“Dein Herr, der ehrenwerte Ioshua Hraluch, seiner Majestät von Tylus treuer Diener möge mir bitte folgen. Der Praefectus wird ihn empfangen.“
Die gemieteten Sklaven trugen die gemietete Sänfte hinauf zur Regia. Dabei bemühten sie sich, die Sänfte gerade zu halten und den Insassen nicht durch übermäßiges Schwanken Unannehmlichkeiten zu bereiten, was nicht vollkommen gelang. Vor den Amtsstuben blieben die Träger stehen, setzten aber die Sänfte nicht ab. Der Mann von der Stadtwache, der schon am Tor vorgesprochen hatte, ging in eine der Amtsstuben. "Chaire", begrüßte er den Schreiber. "Der neue Strategos von Alexandria, Nikolaos Archaos, bittet zum Praefectus vorgelassen zu werden." Auch dieser Satz schien auswendig gelernt. Die Sänftenträger hatten derweilen die Sänfte abgesetzt und Nikolaos war ausgestiegen. Er sah sich um. Hier war er zuvor noch nie gewesen. Er blickte hinüber zu dem Mann von der Stadtwache, den er vorgeschickt hatte.
“Selbstverständlich. Wenn der ehrenwerte Strategos mir bitte folgen möge.“
Endlich kam ich vor das Officium, das man mir genannt hatte. Aufgeregt klopfte ich an. Nachdem ich eintreten konnte, trat ich vor den Schreibtisch des Scriba und äußerte meinen Wunsch.
"Chaire. Mein Name ist Theodorus von Corinthus. Ich bitte um eine Audienz beim Praefectus zwecks eines Stellengesuchs."
“Chaire! Mein Name ist Lyros. Um was für eine Stelle geht es, wenn ich fragen darf?“
"Um die eines Scriba."
“Du möchtest dich als Scriba bewerben?“, fragte Lyros, der ja selbst einer war. “Fähige Schreiber sind ihm gewiss immer willkommen. Bitte warte kurz, ich werde sehen ob er Zeit für dich hat.“
Der Scriba verschwand durch eine Tür im hinteren Teil des Raumes, kehrte aber gleich darauf zurück.
Endlich konnte ich mein neues officium beziehen. Lächelnd ließ ich mich am Schreibtisch nieder und las einige Akten durch.
Lässig spaziert Timokrates ins Innere der Amtsstube. Das Klopfen spart er sich einfach. Er ist sowieso schon zu spät und kann den Präfekten nicht mit noch mehr Kleinigkeiten warten lassen. Er geht vor das Schreibpult des Sekretärs, beugt sich Nahe zu diesem herunter und meint, selbstverständlich wieder auf Koiné:
"Chaire, Timokrates Kyrenaikos mein Name, meines Zeichens Eutheniarchos und Archiprytanes der Polis Alexandria. Ich habe einen Termin mit dem Eparchen."
Klopfen war wohl eine Tugend, die manche hier verlernt hatten. Etwas grimmig schaute ich zu dem Jungspund vor mir, der sich als Beamter der Stadt vorstellte. Aber Bürokratie war Bürokratie und so musste ich schließlich nachfragen.
"Wenn du bitte warten würdest, ich werde sehen, ob der Praefectus Zeit hat..."
Nach kurzer Abwesenheit stand ich wieder im Türrahmen und nickte dem Mann freundlich zu.
"Folge mir bitte, der Praefect wird dich im Audienzsaal empfangen!"
Erstaunt glotzt Timokrates den Scriba an. Am Liebsten würde er ihm etwas hinwerfen wie: Natürlich hat der Praefectus Zeit, er hat mich ja eingeladen. aber rechtzeitig erinnert er sich daran, dass er eigentlich viel zu spät dran ist und hält lieber die Klappe. Relativ brav folgt er dem Scriba.
Der bereits erwähnte Amtsgehilfe betrat die Amtsstube eines Schreibers. Ihm folgte Nikolaos. "Chaire", sagte der Gehilfe. "Der Strategos Alexandres bittet darum, für einen wichtigen Nachtrag zu seiner gestrigen Audienz beim Eparchen noch einmal vorgelassen zu werden." Nikolaos drängte sich nach vorne. "Ich bitte um Verzeihung, falls ich den Eparchos damit ungebührlich oft Zeit stehle, doch es ist wirklich von einiger Wichtigkeit, weshalb ich mit ihm sprechen möchte.", fügte Nikolaos hinzu.
Wieder nahm mich die Arbeit stark in Anspruch, als zwei Männer eintraten. Ich hob den Blick und erkannte einen der beiden als Strategos.
"Chaire, Strategos. Aber nicht doch, ich glaube kaum, dass wichtige städtische Angelegenheiten einen Raub von Zeit bedeuten. Bitte warte doch kurz, ich werde anfragen, ob der Praefectus Zeit hat..."
Schnurstracks verschwand ich mit dem Kopf im Nebenbüro. Nach einer kurzen Unterhaltung schloss ich die Tür wieder und nickte dem Mann zu.
"Strategos, folge mir bitte. Dein Gehilfe darf es sich derweil hier im officium bequem machen. Das Protokoll lässt es nicht anders zu."
In Wirklichkeit wollte ich nicht, dass irgendwelche provinzialischen Gehilfen in den Räumen herumschnüffelten. Daher wies ich eine der Wachen draußen an, ein Auge auf den Gehilfen zu haben. Die Wache betrat nickend den Raum und nahm Wachposition an der Tür ein. Schließlich führte ich den Strategos weiter.
Nikolaos nickte höflich und folgte dem Schreiber. Der Gehilfe setzte sich vor die Amtsstube in der Säulenhalle auf eine Steinbank. Er blieb regungslos sitzen und wartete darauf, dass sein Vorgesetzter zurückkehrte. Aus den Augenwinkeln jedoch beobachtete er unmerklich das Treiben vor, um und in den Amtsstuben. Seine Ohren waren gespitzt. Misstrauisch blickte er zu den Wachen hinüber. Schnell setzte er jedoch ein falsches Lächeln auf. Falschheit hatte er schon gelernt, auch gegenüber seinem Vorgesetzten. Er war dem Strategos Alexandres nicht so treu ergeben, wie es den Anschein hatte. Doch das würde sein Geheimnis bleiben.
Als Curio das entsprechende Officium gefunden hatte klopfte er zweimal lautstark gegen und öffnete dann die Tür, nachdem er hereingebeten wurde.
"Salve, mein Name ist Caius Sergius Curio, ich wünsche, mit dem Praefecten zu sprechen!"
Knapp schaute er sich im Zimmer um, konnte aber nichts erkennen, was seine Aufmerksamkeit ernsthaft halten könnte und ließ den Blick dann wieder auf dem Scriba ruhen.
Hab des mal etwas abgekürzt, hoffe, das sört nicht
“Salve!“, entgegnete der Scriba. “Darf ich fragen weshalb du den Praefectus Alexandriae et Aegypti zu sprechen wünschst?“
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