Nun war er ins Schwitzen geraten, ich sah es mit Genugtuung. Gut, es war ein heißer Tag, ich schwitzte auch, aber nicht so sehr, dass mir der Schweiß auf der Stirn stünde. Der Gefangene gab sich jetzt bescheiden, liebenswürdig bescheiden. Er hatte etwas an sich... ich konnte mir sehr gut vorstellen wie er draussen im Geschäftsleben die Leute mit Worten um den Finger wickelte. Aber ich nahm ihm die unschuldige Tour nicht ab, natürlich nicht nach unserem verräterischen Fund. Ich betrachtete ihn und dachte Lügner!! und war zugleich auf eine gewisse Weise fasziniert... er sah nicht roh aus, oder grob, er lebte in einer gediegenen Stadtwohnung, und keiner derer, die wir befragt hatten, hatte ein böses Wort über ihn verloren. Aber hinter dieser Fassade verbarg sich ein Abgrund. Es sei denn, jemand versuchte ihm die Schuld in die Schuhe zu schieben...?
"Hmhm." machte ich unbestimmt. Und ungeachtet dessen, dass er nach Wasser gefragt hatte, neigte ich die Weinkaraffe und goss ihm den Becher voll. Dabei dachte ich mir, dass er sehen sollte, dass er keine Wahl hatte, noch nicht mal in den ganz kleinen Dingen.
"Ist gut verdünnt."
Ich schenkte ihm ein unangemessen strahlendes Lächeln und schob ihm den Becher zu. Dann warf ich einen Blick in die Runde – auf die beiden Soldaten, die sich schräg hinter ihm postiert hatten, auf den Wärter bei den Instrumenten zur Wahrheitsfindung, der gerade mit gelangweilter Miene eine Klinge polierte, dann auf den Scriba, der, über das Schreibbrett auf seinen Knien gebeut, eifrig kritzelnd dieses Verhör festhielt. Mit leisem Schaben glitt seine Feder über das Blatt. Meine Gedanken glitten zu Fassaden und Abgründen, ich musste daran denken, dass Hannibal angeblich auch Leute umgebracht haben sollte, in der Subura... bevor ich mich wieder ganz auf den Gefangenen konzentrierte.
"Du hattest also keinerlei geschäftliche Verbindung mit der Dame." fasste ich zusammen, dann stutzte ich, legte nachdenklich die Hand ans Kinn, blickte ihm direkt ins Gesicht. "...merkwürdig. - Wie kommt es denn dann, dass sie dir noch kurz vor ihrem Tod eine größere Summe überbringen ließ? Das musst du mir jetzt aber genauer erklären, Bagaeos."