Lex Flavia de frumentationes

  • Dem Consul Atius Labienus wurde zugetragen, daß der Senator Flavius Furianus dem Senat ein neues Gesetz vorstellen wollte. Labienus ließ den Punkt auf die Tagesordnung schreiben und als diese an die Reihe kam, erteilte der Consul dem Senator das Rederecht.

  • Sim-Off:

    Musste noch die lateinischen Bezeichnungen korrigieren lassen, hat etwas gedauert, sorry ;)
    edit: Nochmals grammatikalisch richtig angepasst, sfz.


    So erhob sich Furianus und nickte dem Consul kurz zu, bevor er sich räusperte und anfing zu sprechen.


    "Senatores,
    vor geraumer Zeit hatte ich das ehrenvolle Amt des Praefectus Annonae inne. Ein wichtiges und bedeutendes Amt, nicht nur für Rom, sondern auch für den Kaiser, dem es schon seit je her obliegt dafür zu sorgen, dass sich die Bürger Roms das Brot leisten können, welches ihnen zum Überleben dient. Und auch die Kaiser waren es, die schließlich die Cura Annona als Institution errichten ließen.
    Als ich jedoch dies Amt inne hatte und mich selbsverständlich näher mit meinen Befugnissen und der Verantwortung auseinander setzte, fiel mir besonders die lex Matinia frumentaria negativ auf. Diese lex wurde ins Leben gerufen, um die Grenzen aufzuzeigen, um jedem Römer sein Anrecht auf die Rationen zu gewährleisten, doch diese lex ist nicht nur konfus, die Formulierung entspricht auch keinem Gesetzestext, wie auch die Fehler, gar ganz neue Aspekte und Ansichten, neue Befugnisse, wie sie seit hunderten von Jahren kaum zu denken waren und regelt bei Weitem nicht alles.
    So entschloss ich mich diese lex zu überarbeiten, den Gegebenheiten heutiger Zeit anzupassen, wohlgemerkt auch Altbewertes, welches nicht aufgenommen oder gänzlich ausgelassen worden war, wieder aufzunehmen.
    Mit diesem Ziel begab ich mich zum Kaiser, welchem die Cura Annonae als letztes obliegt, dem Mann, der die Traditionen seiner Vorgänger weiter führt, in dem er die endgültige Verantwortung für das Brot Roms auf seine Schultern geladen hat. Ich setzte ihn daher in Kenntnis und unser Kaiser stimmte einer Überarbeitung sofort zu.
    Doch es hat sich letztendlich auch mir aufgezeigt, dass das Wort Überarbeitung hier weit untertrieben ist, es eines neuen Gesetzestextes bedarf. Heute stehe ich vor euch mit meiner Ausarbeitung, dem Nachfolger der lex Matinia frumentaria, da eine Änderung des bereits Bestehenden es unmöglich gemacht hätte dies noch lex Matinia frumentaria zu nennen, es waren einfach zu viele Änderungen vonnöten."


    Er wies mit der flachen Hand auf einen Schreiber, der eine Tabula empor hielt und bereit war diese laut zu verlesen.


    "Daher stelle ich Euch, Senatores, die lex Flavia de frumentationibus vor."


    Durch ein wohwollendes Nicken von Furianus begann der Schreiber laut zu lesen.


    lex Flavia de frumentationibus


    Dieses Gesetz regelt die Getreidespenden und die annona urbis der Stadt Rom.


    § 1 de abolitione legis Matiniae
    Mit Inkrafttreten der lex Flavia de frumentationibus wird die lex Matinia frumentaria außer Kraft gesetzt.


    § 2 de frumentationibus
    1) Eine Getreidespende besteht aus zehn Einheiten Brot und wird wöchentlich entrichtet.
    2) Die Getreidespenden sind für den Eigenverbrauch bestimmt und dürfen weder veräußert noch getauscht werden.
    3) Wird die Getreidespende veräußert oder getauscht, zieht das eine sofortige Einstellung der Getreidespenden mit sich.


    § 3 de plebe frumentaria
    1) Jeder Freigeborene mit römischem Bürgerrecht hat ein Anrecht auf eine Getreidespende pro Woche.
    2) Angehörige der Ordines Decurionum, Equester und Senatorius haben keinen Anspruch auf Getreidespenden.
    3) Empfangsberechtigte, die vor oder nach dem Bezug der Getreidespenden strafrechtlich in Erscheinung treten, verwirken ihr Anrecht auf eine Getreidespende pro Woche auf Lebenszeit.


    § 4 de comparatione frumentationum
    1) Der Anspruch jedes Empfangsberechtigten wird nur geltend gemacht, wenn dieser sich in die Liste für Empfangsberechtigte eintragen lässt und seine Getreidemarke, die tessera frumentaria, erhalten hat.
    2) Die Liste der Empfangsberechtigten wird an der Basilica Iulia und an den Märkten Roms öffentlich ausgehängt und jeden Monat erneuert.
    3) Die Getreidemarke darf weder veräußert noch getauscht werden, dies zieht eine sofortige Einstellung der Getreidespenden auf Lebenszeit mit sich. Die Getreidemarke darf jedoch innerhalb der Familie vererbt werden.
    4) Die Verpflichtung zur Aktualisierung der Listen trägt die Cura Annona.


    § 5 de pane
    1) Das Brot für die Getreidespenden wird von allen Bäckereien des Römischen Reiches zu gleichen Teilen und zum gleichen Stückpreis beschafft.
    2) Sollte eine Bäckerei nicht in der Lage sein die benötigte Anzahl an Broten zu liefern, so wird der Restbedarf von den restlichen Bäckereien gedeckt.
    3) Das Brot wird nach der Lieferung bis zur Verteilung an den Endverbraucher in speziell dafür errichteten Getreidespeichern, den horrea, aufbewahrt.
    3) Für die Qualität des Brotes ist die Cura Annona verantwortlich und zur Einhaltung der Qualitätsnorm verpflichtet.


    § 6 de fisco
    1) Die Kosten für die Beschaffung von Getreidespenden werden durch das Konto der Cura Annona, dem fiscus frumentarius, beglichen.
    2) Der fiscus frumentarius wird durch die Staatskasse mit Zuschüssen in Höhe der Kosten finanziert.
    3) Die Höhe der erforderlichen Zuschüsse wird durch den praefectus annonae ermittelt und der kaiserlichen Finanzabteilung durch eben diesen mitgeteilt.


    § 7 de Cura Annona
    1) Die Beschaffung, Lagerung und Verteilung der Getreidespenden obliegt der Cura Annona.
    2) Die Verantwortung über die Cura Annona hat der praefectus annonae zu tragen.



    Danach reichte der Schreiber wieder Furianus das Täfelchen, damit dieser vorgeschlagene Korrekturen selbst eintragen, wie auch Überarbeitungen durchnehmen konnte.

  • Durus saß an seinem Platz und hörte sich die Ausführungen seines alten Freundes an. Selbstverständlich hatte er daran nichts auszusetzen - außer vielleicht...


    Er erhob sich und wählte die förmliche Anrede.


    "Senator Flavius, ich hätte eine Frage:


    Ist es nicht unglaublich schwierig, das Brot aus allen Bäckereien unseres gewaltigen Reiches zu beschaffen? Schon allein der Verwaltungsaufwand wäre gewaltig.


    Vielmehr würde ich vorschlagen, einige Bäckereien mit entsprechenden Kapazitäten in den Händen von römischen Bürgern die Lieferrechte zu überlassen. Römisches Brot für römische Bürger!


    Nun war es an Durus, zu ersehen, wie sein Änderungsvorschlag aufgenommen werden würde.

  • Macer hatte sich mit der Antwort Zeit gelassen, da er mitbekommen hatte, immernoch einen gewissen Ruf als ehemaliger Aedil zu haben und daher wohl zu einem solchen Thema sowieso irgendwas sagen sollte. Was eigentlich unlogisch war, denn die meisten Senatoren waren irgendwann einmal Aedil, wenn sie nicht zufällig Volkstribun waren.


    Passend kam ihm dann auch tatsächlich jemand mit einer Frage zuvor, die Macer auch als erstes gestellt hätte. Den Aufwand, Brote überall im Reich zu beschaffen, stellte er sich enorm vor. Abgesehen davon, dass die Hälfte verdorben wäre, wenn sie ankämen.


    /edit: Hm, da war Durus schneller. Schnell umgeschrieben... :)

  • Sim-Off:

    Das mit den Bäckereien ist eine schwierige Sache, denn eigentlich wurde überwiegend Getreide und kein Brot nach Rom importiert und das auch nur überwiegend aus Ägypten. In Rom und Umgebung gab es dann staatliche Bäckereien, die aus dem Getreide eben Brot machten.
    Das mit den Bäckereien im ganzen Imperium bezieht sich eigentlich nur auf die die WiSim, da wir keine staatlichen Bäckereien haben und noch nicht die WiSim2, wo ja die Betriebe standortgebunden sein sollen, also man nur in der Provinz verkaufen kann, in der der Betrieb steht. Das sind sie derzeit nicht und liegen daher auch "im ganzen Reich", daher die Formulierung.
    Dass das mit den Bäckereien aus dem ganzen Imperium total unlogisch und schwachsinnig ist, das weiß ich, aber ich wollte so den Ankauf von Brot durch die Cura Annona in der WiSim regeln. SimOn ist es natürlisch Schwachsinn. ;)
    Ich versuche mal daher diesen Schwachsinn SimOn irgendwie zu begründen. :P


    Eine gute Frage, sogleich drehte sich Furianus zu Durus um und sprach auch so laut, dass die Anwesenden ihn gut verstehen konnten.


    "Der Brotpreis setzt sich hier natürlich aus den Anschaffungs- und Beschaffungskosten zusammen. Ich kann mir vorstellen, dass das Brot aus Aegyptus für weitaus weniger anzuschaffen ist, da diese Provinz sehr viele Getreideerträge einfährt und daraus sehr viel Brot herstellen kann, als andere. Dafür wird der Beschaffungspreis, also die Transportkosten, etwas höher sein, als bei Bäckereien aus Italien oder der Umgebung Roms, deren Anschaffungspreis wiederum etwas höher sein müsste.
    So gleicht sich der Anschaffungs- und Beschaffungspreis aus. Natürlich wäre es absurd von einer italischen Anbieter ein Brot für eine Sesterze zu verlangen, von einem syrischen aber ein Brot für drei. Zu gleichen Preisen sollte das Brot angeschafft werden, liegt der Brotpreis einer Bäckerei darüber, so wird sie selbstverständlich nicht berücksichtigt, da sie einfach zu teuer ist.
    So ist es auch verständlich, dass Brot aus Syrien wohl nicht angeschafft werden wird, da es letztendlich in der Beschaffung einfach zu teuer wäre. Ich kann zwar keine Prognosen geben, aber der Anbieterradius dürfte bei daher nicht das gesamte Reich einschließen. Durch meine Formulierung wollte ich, dass alle Bäckereien des Reiches eingebunden sind und keine der Provinzen und deren Einwohner sich ausgeschlossen sehen muss
    Der Verwaltungsaufwand wird daher auch nicht erheblich steigen, da, ich kann nur von mir sprechen, ich als Praefectus Annonae sowieso die Statthalter auf die üblichen Brotpreise schriftlich angesprochen hätte und danach die Schiffsunternehmer. Durch ihre Informationen ließe sich der Anschaffungs- und Beschaffungspreis der Brote ermitteln und ich würde einfach den Durchschnittspreis zur Bemessungsgrundlage nehmen. Dies würde einmal im Jahr durchgeführt werden, danach hätte die Cura Annona sowieso Anschaffungs- und Lieferverträge mit den jeweiligen Anbietern und Transportunternehmen zu schließen. Erheblich mehr Aufwand ist das nicht für eine Behörde, die doch weit über 100 Mitarbeiter zählt."


    Also schloss es sich sowieso aus. Er hoffte, dass man damit zufrieden war.

  • Sim-Off:

    Wenn es eine Sim-Off-Regelung für die WiSim ist, gehört sie nicht in ein Sim-On-Gesetz. ;) Aber danke für die Vorlage. :D


    "Das ist Schwachsinn!", äußerte sich Macer ungewöhnlich scharf. "Alles andere als in Rom hergestelltes Brot macht keinen Sinn. Die Hälfte wäre verdorben, bis es ankommt, mögliche Lieferausfälle müssten berücksichtigt werden und die Kosten hast du ja schon selber angesprochen. Warum also im Gesetz etwas fordern, was sich in der Praxis von selbst erledigt?"


    Von dem Aufwand, reichsweit die Brotpreise festzustellen, selbst wenn es nur jährlich ist, woltle er nicht reden. Davon, dass die Leute in Syrien ihr Brot sicher gerne selber essen würden, sowieso nicht. "Wir schaffen Unmengen Getreide nach Rom. Das macht Sinn, weil es erstens hier nicht in der nötigen Menge wächst und sich zweitens lange hält. Alles andere kann hier in Rom passieren."

  • Sim-Off:

    Das nutzt du natürlich aus...jaja. ;) Dann mach ich das mal historisch...
    Dann wären ja 10 Brote pro Woche auch falsch, man bekam damals an ein paar Tagen im Monat seine 2-3 Brote und das war es. Habe das auch an die WiSim angepasst. ;) Nur die lassen den Balken heutzutage nicht ansteigen, diese 2 oder 3 Brote in zwei oder drei Wochen.


    "Damit wollte ich staatliches Geld nicht nur den Transportunternehmern und den Getreideanbietern zukommen lassen, sondern auch der Branche der Bäcker. Aber gut, wenn diese Geldumleitung nicht erwünscht ist, werde ich es dementsprechend ändern.


    Furianus schaute auf die große Tabula in seiner Linken, schniefte und veränderte sie, dabei erläuterte er dies.


    "Gut, dann streiche ich bei Paragraph 5 den Absatz 2 und verändere den ersten.
    Dann lautet es wie folgt:
    § 5 de pane
    1) Das Getreide wird von der Cura Annona zu dem marktüblichen Preis beschafft und anschließend in staatlichen oder von der Cura Annona mit der Produktion betrauten Bäckereien zu Brot verarbeitet."


    Dann strich er in Absatz 4 das "Brot" und ersetzte es durch "Getreide".
    Nun blickte er wieder fragend zu dem doch nicht gerade erfreuten Senator Macer.
    Vielleicht hatte jener noch so einen Wutausbruch. ;)

  • "Alles Andere wird hier in Rom passieren..." gab Avarus zu Protokoll. "Die Listen sind ja auch für das Getriede ausgestellt und nicht für die Brote. Vielmehr isst man in dieser Schicht einen herzhaften Brei, als göttliches Brot." Kein Wunder, das dieser verwöhnte Sohn eines Patriziers davon keine Ahnung hatte. Umso mehr verwunderlich, das jener sich in Angelegenheiten mischte, die den Geldadel betrafen.













    PRAECEPTOR - SCHOLA ATHENIENSIS
    MAGISTER ARCHITECTURAE - SCHOLA ATHENIENSIS
    SODALIS FACTIO VENETA - FACTIO VENETA

  • Woraus jetzt die unzähligen Änderungen in diesem Gesetzesvorschlag gegenüber der alten Regelung bestanden, wollte Victor nicht so richtig einleuchten. Einzig die besondere Betonung der tessera frumentaria war da neu. Macer hatte auch schon eindrucksvoll in der schwachen Stelle des Vorschlages gebohrt und Furianus diese geändert, sodass Victor keine Veranlassung sah mit drein zu schlagen. Einen Punkt gab es allerdings noch, der neu, bzw. wesentlich präziser definiert war, als bisher.


    "Siehst du nicht bei deiner Präzisierung der Zuständigkeit in deinem §7 einen Konflikt mit den Aufgabe nder Aedile? Hast du deren ausdrückliche Verantwortungslosigkeit beabsichtigt oder ihre bisherigen Rechte vergessen?"


    Nicht das der Praefectus Urbi sich gesträubt hätte, wenn die alleinige Verantwortung in Zukunft allein beim Praefectus Annonae liegen - war es doch schon längst usus - würde, aber zukünftigen Irritationen und Fehlinterpretationen konnte man ja vorbeugen.

  • Sim-Off:

    Ich änder dann sämtliche "Brote" in "Getreide", da ich es ja, wie schon erwähnt, auf die WiSim ausgelegt habe.
    @Vertretung: Ich konnte es nirgendwo finden, dass Aedile die Vertreung des Getreidepräfekten übernahmen, denn normalerweise wäre der Praefectus Urbi dafür zuständig, daher habe ich sie ausgelassen, um das hier zu diskutieren. Es greift ja auch doch ins Spiel ein.


    Die Frage von Octavius Victor war sogar erwünscht.


    "In der Vergangenheit lag dies, wie von mir in meiner Einleitungsrede erwähnt, in dem Aufgabenbereich der Kaiser das Getreide an die Bürger zu liefern, danach wurde die Cura Annona als dafür zuständige Institution geschaffen, damit hatte der Praefectus Annonae die alleinige Verantwortung. War das Amt nicht besetzt, griff entweder der Kaiser selbst ein oder er übertrug dies dem Praefectus Urbi.
    Diesen Punkt habe ich offen gelassen, da wir hier in die Kompetenzen des Kaisers und der Aedile eingreifen, die damals überhaupt keine Verantwortung für die Cura Annona trugen, es nur in unserer jüngeren Vergangenheit der Fall war.
    Entweder man nimmt in § 7 in den dritten Absatz den Vorschlag auf, dass beim Ausfall des Praefectus Annonae der Kaiser einen Nachfolger zu ernennen hat, der dann wahrscheinlich sowieso der Praefectus Urbi sein wird oder wir geben dem Praefectus Urbi gleich im Falle, dass das Amt des Praefectus Annonae vakant ist, die Obhut über die Getreideinstitution. Schließlich hat der Kaiser doch auch dir die Besetzung des Getreidepräfekten überlassen, Octavius Victor? Zumindest hat der Kaiser in jüngerer Vergangenheit keinen Praefectus Annonae ernannt."


    Zum Glück sprach es gerade der Leidtragende an. :D

  • Zitat

    Original von Lucius Flavius Furianus
    "Damit wollte ich staatliches Geld nicht nur den Transportunternehmern und den Getreideanbietern zukommen lassen, sondern auch der Branche der Bäcker. Aber gut, wenn diese Geldumleitung nicht erwünscht ist, werde ich es dementsprechend ändern.


    Weniger energisch als zuvor, aber mit einem deutlich sichtbaren Kopfkratzen hakte Macer an dieser Stelle später noch einmal ein. "Dann ist für dich, zumindest in deiner zuerst vorgelegten Fassung, einer der wichtigsten Zwecke des Gesetzes nicht, das Volk mit Nahrung zu versorgen, sondern Geld an Geschäftsleute zu verteilen? Es sollte doch das Ziel sein, das Geld effizient einzusetzen und nicht möglichst viel davon möglichst weit zu verteilen. Oder etwa nicht?"

  • Verwundert, über diese Annahme drehte sich Furianus zu Senator Macer.


    "Eben dies war mit dieser Regelung bestimmt."


    Antwortete er ihm etwas finster, fuhr aber entspannter fort.


    "Du wirst bemerkt haben, Senator Purgitius, dass nun nicht mehr Ritter und Senatoren empfangsberechtigt sind, nicht mehr Liberti einen Anspruch auf die Getreidespenden haben - das war zuvor anders.
    Durch diese Maßnahme werden nun etwa hunderttausende Bezieher ausgeschlossen, dadurch erhalten wir eine immense Einsparung an Geldern. Diese Gelder hätten dann nicht nur für die reichen Transportunternehmer und staatlichen Bäckereien rund um Rom und Aegyptus zu Gute kommen können, sondern auch anderen Römern, die nicht mit Privilegien und Sesterzen überhäuft werden. Schließlich ist so eine Bäckerei in Rom nicht billig zu erstehen, wie du weißt, Senator, die Leute haben in Roms Bäckereien genügend Sesterzen, andere, besonders die im Umland und im ganzen Reich, wiederum nicht. Zudem erhalten römische Bäcker Privilegien wie Steuervergünstigungen und die Befreiung der munera, davon können Bäcker im Umland nur träumen.
    Kurzum gesagt: Roms Bäcker werden immer reicher, die Bäcker auf dem Lande immer ärmer. Das Gleiche spielt sich bei den Transportvereinigungen ab, die wir ständig beschäftigen und beschäftigt haben im Gegensatz zu anderen im Reich.
    Der Wegfall dieser Bezieher, die dies bisher unrechtmäßig in Anspruch nehmen, wird den römischen Bäckereien weniger Einträge erbringen, genau so den Transportunternehmern, sie werden höhere Preise verlangen und das heißt wiederum einen finanziellen Gewinn, aber einen Verlust an Aufwand für sie. Dem wollte ich entgegenwirken und nicht nur die "Üblichen" Geschäftspartner einbinden, sondern auch die, die Roms Schätze nicht sehen, die, die auf dem Lande am Existenzminimum leben oder auf dem großen mare nostrum für kleines Geld ihr Leben riskieren."


    Er hoffte nun nicht nur seine Entscheidung begründet, sondern dem Senator Gewissensbisse zugeführt zu haben.

  • "Erneut muß ich diesen Unsinn entschieden zurückweisen. Deine Worte Flavius Furianus sind ferner der Realität als sie es sein sollten. Brot wird schon immer dort gebacken, wo es benötigt wird. Was bringt es den am Existenzminimum lebenden Menschen in der Stadt, wenn wir der Senat von Rom ihre Zuteilungen verkomplizieren, was bringt es den Bürgern, wenn wir das Brot aus weit entfernten Gemeinden, vielleicht noch in Mindestmengen per Karren nach Rom rollen lassen? Nichts, genau das bringt es überhaupt nichts. Wir sollten mehr dafür einstehen ein einfaches System zu stärken, als uns dahin zu bewegen Gesetze aus heiteren Himmel zu formen, um alles was Rom belebt kompliziert und unübersichtlich zu gestalten. Was wird dein Vorschlag an Unsummen verschlingen? Wieviele Beamte werden sich aufmachen müssen, um Bäckereien zu untersuchen, zu kategorieren, zu verwalten? Hunderte, vielleicht mehr. Nein Roms Getreideversorgung für das arme Volk funktioniert bestens. Jene verschwendeten Mittel -und als mehr sehe ich deinen Vorschlag nicht- sind in den Mengen der staatlichen Getreidevorräte deutlich sinnvoller aufgehoben."

  • "Und ich wiederum diesen."


    Gab Furianus verärgert zurück und fragte sich woher der Alte all sein Geld hatte, ohne jeglichen Sinn für ökonomisches Denken und wirtschaftliches Feingefühl. Vielleicht hatte er auch die Beiträge verschlafen, darauf hatte Furianus ja schließlich nicht geachtet.


    "Das einzige, was aus heiterem Himmel kam, war die lex Matinia frumentaria, in der, das will ich nochmals betonen, alte Normen verworfen und, vielleicht gehe ich damit ein Stück zu weit, Unsinn aufgenommen wurde.
    Dass die derzeitige Getreideverwaltung bestens funktioniert, durfte ich damals als Praefectus Annonae erfahren, indem man mir zutrug, dass eine bedeutende Lieferung aus Aegyptus gar nicht angekommen war. Und nun stell dir doch vor, Senator Avarus, wenn das so gut funktioniert und eine weitere Lieferung abhanden gekommen wäre, wäre nicht ein Volksaufstand mit Blut und Toten zu erwarten gewesen? Warum denn, wenn es doch so gut funktioniert? Nein, eben weil es nicht funktioniert. Wir, Rom und das Volk können uns nicht leisten nur von den Ernten Aegyptens abhängig zu sein oder dem Preisdiktat der Großgrundbesitzer dort zu unterliegen. Oder willst du etwa neuerdings 20 Sesterzen für ein Laib Brot ausgeben, Senator Avarus?"


    Naja, der wäre sicherlich verhungert, als 20 Sesterzen für Brot zu zahlen, da war sich Furianus sicher.


    "Also rede nicht von einer gut funktionierenden Getreideverwaltung, wenn du selbst keine Erfahrungen und kein Interesse an jenem Gebiet aufzuweisen hast und auch in Zukunft wohl nicht ändern willst.
    Dieser Gesetzesvorschlag ist weder kompliziert, noch mit überauß großem bürokratischen Aufwand versehen - was ich nebenbei schon zum widerholten Male sagen muss - und erst recht nicht teurer. Durch ihn sparen wir ein, an Sesterzen, die derzeit für Liberti und die Ordines, die es sich leisten können, vergeudet werden, wir sparen in der Abhängigkeit ein und außerdem wird das System dadurch gestärkt, da klare Kompetenzen und Verantwortungen aufgewiesen und den Funktionsträgern zugedacht werden - was vorher eindeutig nicht der Fall war."

  • "Mit den Sommern reift das Korn, mit den Wintern leeren sich die Speicher. Wenn wir auf die Vorräte schauen, finden wir Rom in einer guten Versorgungslage wieder. Trotzdem spricht es für sich einen Vorfall aus diesem Kalender zu nehmen, um ein Gesetz aufzustellen, das alte Idealitäten vernichten soll. Wir sollten es nicht hinnehmen, Senatoren, das ein noch junger Mann eingeführt in diese Reihen so mit dem Respekt umgeht. Ist es nicht so, das du Flavius Furianus hier vor aller Schaar das ausgeklügelte Gesetz eines Consuls als Unsinn bezeichnest. Du der gewillt ist deine Vorlage uns als Ultimative unterzuschieben?"


    Ein Blick huschte durch die Curia Iulia.


    "Natürlich möchte ich dir helfen, zu verstehen, was ältere Senatoren durch ihre Erfahrung mit einbringen und dir aufzuzeigen, das nicht jedes Wort ein Spruch gegen das sein wird, das sinnvoll für die Getreideversorgung von Rom ist. Aber es ist nonsens zu glauben Italien, Sizilien, Creta, Sardinien oder gar der Norden über dem Rubicon könnten Rom und sich selbst alleine und ohne Abhängigkeit von Aegypten nähren. Wir wissen, das die Getreideflöße schiffen müssen, um alle hier im Herzen satt zu bekommen. Wir ahnen darum, das Sturm, Gewalt, Natur Risiko trägt und Pläne schmieden läßt. Das Umland ist garnicht dazu in der Lage die Hauptstadt und all jene Gemeinden, Städte, Dörfer, Höfe und so weiter allein zu versorgen. Wieviele tausend Ochsen und Eselkarren voll Getreide wäre nötig, um das Kerngebiet zu versorgen? Wieviele dieser Gespanne meinst du vertragen die Hauptverkehrsadern auf Rom zu? Kannst du dir nicht auch denken, Furianus, das die alten Senatoren unsere Vorgänger nicht selbst soweit gedacht hätten. Das sie es als einzigste Hoffnung für weitere Ausbreitung römischen Lebens und sicheren Standarts sehen Getreide aus dem Nilstromland zu importieren? Nun wenn du das nicht kannst, dann weiß ich nicht wer von uns beiden das Rechnen versäumte. Wer diese Unmengen an Transportgut von der See auf den Landweg verlagern will, wer die zweimalige Ernte am Nil der einfachen Bewirtschaftung der Krete zugunsten ausschlägt und dabei nicht bedenkt, das es außerhalb der Stadtmauern nicht auch Leben gibt, das ernährt werden will, der hat die Zeichen der Neuzeit verpasst.


    Wir sind kein Stadtstaat mehr."


    Avarus hält kurz inne und fügt dann noch hinzu:


    "Es sollte in unserem Interresse liegen die Schiffswege sicher zu halten, den Nil zu studieren, um das Korn noch sicherer im Wachstum zu machen und dafür Sorge tragen Unruhen in Aegyptus, wie in anderen africanischen Ländern im Zaume zu halten. Dann wird es immer genügend Getreide in Rom und Italien geben. Alle anderen Anstrengungen führen zu mehr Aufwand bei weniger Nutzen. Brot muß bezahlbar bleiben."


    Das das Reich am Nildelta und Strom fest unter der Führung des Kaisers stand, ließ Avarus aus. Immerhin wußte das jedes römische Kind und keiner würde in seinen Gedanken sehen, das jene fruchtbaren Landstriche mal kein Korn nach Rom lieferten. Denn irgendwie ist jede Krise bisweil immer zum Guten für die Hauptstadt und ihre vielen millionen hunriger Mäuler ausgegangen. Mit Sicherheit lag das auch am besonders innigen Klima zwischen der Macht auf Erden am Mare Internum und der Götter im Himmelreich.

  • Nun war seine Geduld wohl am Ende.


    "Alte Idealitäten.."


    Ob sich der Mann, der die Römer als Nachkommen einer Räuberbande und die Gründer selbst als Banditen bezeichnete, wirklich in der Lage sah über Idealitäten Roms zu sprechen, bezweifelte Furianus in jenem Moment ganz stark.


    "Sie werden nicht verletzt, sondern hergestellt - das sage ich dir nun schon ein zweites Mal. Oder war Rom stets auf Ägypten und seine Kornfelder angewiesen? Was war davor, vor dem schicksalshaften Tage, an dem der erste Kaiser Roms, Augustus, Aegyptus zu einer Provinz Roms machte? Hat Rom davor Hunger leiden müssen? Beantworte mir diese Frage, bevor du von einem Abbruch alter Idealitäten sprichst.
    Wie ich bereits erwähnte, sehe ich die völlige Abhängigkeit von Aegyptus als einen Risikofaktor, es ist nur eine Provinz, die Rom zur Zeit ernährt. Durch meine Formulierung in § 5 wollte ich diese völlige Abhängigkeit so gut es geht aufheben, ein Erfolg wäre es schon, wenn aus jener völligen nur eine teilweise bestehende Abhängigkeit werden könnte. Man sollte auch das Umland beachten, nicht nur den direkten Seeweg nach Aegyptus.
    Und ich habe nicht von Esels- oder Ochsenkarawanen gesprochen, die Rede war von umliegenden Provinzen, die auch durch den Schiffsweg Rom versorgen könnten, zwar nie so gut wie Aegyptus, aber dennoch, man könnte Verbindungen aufbauen, die bereits bestehenden, wie zum Beispiel zu Corsica und Sicilia stärken, um von dort Getreide per SCHIFF ebenfalls zu beziehen.
    Wenn diese Rückkehr zu den alten Versorgungswegen nicht erwünscht wird und Rom nicht autonomer in der Beschaffung von Getreide machen möchte, so wird dies von mir akzeptiert, denn darum sitzen wir hier, um das beste für Rom zu erreichen."


    Eine kurze Redepause und er wandte sich an andere Senatoren.


    "Dass dieses Gesetz die Bürger Roms stärker einbindet, ist kaum zu bestreiten, wenn man sich nur die Getreidespenden ansieht. Diese werden derzeit nur an einigen Tagen im Monat an die Bedürftigen ausgegeben - und es reicht einfach nicht.
    Ich habe es für sinnvoll befunden diesen Ablauf allwöchentlich stattfinden zu lassen, ist es doch nur ein wesentlich geringerer Aufwand, doch der Ertrag um einiges höher, nämlich satte und zufriedene Römer. Das durch den Wegfall der unrechtmäßigen Bezieher eingesparte Geld wird hier an erster Stelle greifen können, denn anders wäre dies nicht möglich, die Schatzkammern füllen sich nicht von selbst."


    Dass Avarus das derzeitige Gesetz so hinnehmen wollte, es sogar noch unterstützte, lag wohl nicht daran, dass er unfähig war zu erkennen, dass es geändert werden musste, sondern dass es gerade von ihm selbst eingereicht wurde und schlicht "Flavia" drin vorkam.
    Nun drehte er sich direkt zu seinem Widersacher.


    "Was ich mich jedoch immer gefragt habe, Senator Avarus, ob es hier mehr Klassen als die des politischen Ranges gibt. Schließlich trennst du ja immer die Jungen von den Erfahrenen. Darf ich nicht lauter sprechen, als du, nur weil du mehr Falten im Gesicht hast? Darf ich keine Kritik an dir üben, nur weil du alt bist? Bin ich dann gleich respektlos, im Gegensatz dazu wäre deine Kritik nur sehr aufmerksam?
    Was also, das würde ich doch gerne wissen, spricht dir dieses Recht zu? Warum beanspruchst du die so wertvolle "Erfahrung" nur für dich, das nur auf der Grundlage deines Alters?
    Weißt du nicht, Senator Avarus, dass man durch mehr Lebenserfahrung nicht besser oder klüger ist?
    Man kann eine Sache auch über Jahre hindurch falsch machen, davor schützt dich deine Erfahrung auch nicht."


    Dass es nicht zum Thema gehörte, überhaupt wohl niemals angesprochen wurde, war ihm durchaus klar, doch es lag ihm einfach auf der Zunge. Vermutlich war er nicht der einzige junge Senator, der diese Fragen gerne beantwortet gehabt hätte. Schließlich wurde man ja ständig kritisiert, nur weil man jung war. Falls man sich kritisch äußerte, war es gleich respektlos und solche Worte sogar aus dem frevelhaften Mundwerk des schmutzigsten Senators Roms. Das war doch eine Frage wert, diese Diskriminierung junger Senatoren.

  • "Deine Nachfragen lassen sich sehr einfach beantworten. Und eigentlich gab ich dir diesen Hinweis schon. Rom ist eben kein Stadtstaat mehr. Es ist gewachsen. Die Städte in Italien verbrauchen mehr als nur Getreide und Brot. Anders gesagt: Der Mensch lebt nicht von Brot allein. Eben jenes wird in Form von Weizen besonders günstig in Aegyptus angebaut. Andere Sektoren, wie auch schon bemerkt haben sich vermehrt aus dem Getreideanbau zurückgezogen. Es ist unrentabel. Man setzt auf Trauben, Früchte und Oliven. Doch die Wirtschaftskunde muß ich dir wohl nicht erklären."


    Natürlich mußte er es, aber Avarus fand keinen Gefallen daran, das Greenhorn zu lehren. Immerhin schien dieser Jungspund nichteinmal zu wissen welches Gut in welcher Menge von welcher Provinz nach Rom eingeführt wurde.


    "Es mag dir außerdem deine schlechte Kinderstube auferlegt haben gegen mich zu grollen. Das wie du mit Senatoren, mit Consulaten umspringst aber sollte dir zu denken geben. Nach deinen vermehrt und erneut ausgedrückten Worten sind wohl alle vorherigen Gesetzesgebungen nur einen Dreier Wert, während die Lex Flavia den Zehner verdient. Ich für meinen Teil habe schon positiv für Lex Flavia's gestimmt. Jene waren allerdings durch einen erfahreren Senator deiner Gens eingebracht. Das was ich von dir sehe und dies nicht nur hier empfinde ich und sicher auch einige 'wenige' Andere als Flickschusterei."


    Und da konnte der Furianus noch so aufstampfen wie Rumpelstielchen...

  • Da dies schon die beiden anderen Senatoren zuvor angesprochen haben und Furianus dies schon längst bereitwillig korrigiert hatte, sparte er sich hier eine weitere Vertiefung in den Sphären der Wirtschaft, in die er sicherlich mehr Einblick hatte, als erwartet, und wandte sich wieder Senator Avarus zu.


    "Meine Kinderstube hat mich gelehrt zwischen Recht und Unrecht zu unterscheiden, daher ist es doch eine Selbstverständlichkeit gegen dich zu grollen, egal wie schlecht die Kinderstube sein mag, jeder hätte es mir gleichtun müssen."


    Antwortete er entspannt lächelnd und nickte sogleich bei den weiteren Worten des Senators.


    "Meine Worte und diese lex zeigen auf, dass diese lex hier weder mehr wert ist, noch weniger. Sie zeigen nur auf, wo Missstände versteckt oder offensichtlich zu sehen waren, deren Behebung ich mir zum Ziel gesetzt habe. Falls du keine Missstände siehst, so sei es so, andere sind durchaus in der Lage welche zu sehen."


    Naja, war ehe nur der Kaiser gewesen, der Furianus zugestimmt hatte.


    "Aber gut, Senator Avarus, da ich ja so unerfahren bin, so werde ich in Zukunft bestrebt sein Solcherlei durch einen erfahreren Flavier einzubringen."


    Bei seinem Vater wäre der Germane sitzen geblieben, das war gewiss wie der Lauf der Sonne, gezogen durch den Wagen des Phöbus.

  • Meridius kam zu dieser Anhörung verspätet. Er bekam gerade noch mit, wie der Names des Senators Germanicus fiel, wie es schien, hatte er im Hause einmal wieder auf seine unnachahmliche Art und Weise für Stimmung gesorgt. Der Nachmittag konnte folglich heiter werden, wie Meridius fand. Vorausgesetzt, er hatte die Höhepunkte nicht schon verpasst. Ruhig nahm er Platz, grüßte kurz seinen Nebenmann und blickte dann nach vorne. Es ging um die Lex Flavia de frumentationibus, wie er sich hatte sagen lassen. Eigentlich eine wichtige Angelegenheit. Immerhin produzierte er selbst auf seinen Landgütern Getreide.

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