• So langsam gewöhnte er sich an diese Tortur. Aber auch wirklich nur sehr, sehr langsam... wie lange weilte er jetzt schon im Reich, wie lange in Rom? Zehn Jahre? Elf? Der Fortschritt dieser Zeit war, dass Vala nicht mehr das Gefühl hatte bei lebendigem Leibe gekocht zu werden... heuer war es eher so, dass er das Gefühl hatte schongegart zu werden, was etwas weniger unangenehm war als der Aufenthalt in einem Dampfkochtopf. Keine Frage, er hätte gewusst warum man später gewisse Kochutensilien nach der ewigen Stadt benennen würde...


    Im Tepidarium zermarterte Vala sich gerade zum wiederholten Male das Hirn, woran auch die sorgsame Behandlung durch einen der Sklaven nichts änderte, der mit kundigem Griff Valas Rückenmuskulatur bearbeitete als hätte er es mit einem störrischen Teig zu tun. Antworten waren Vala noch keine gekommen, weshalb er diesen Thermengang nicht alleine zuende bringen würde..

  • Sermo trat irgendwann neben den Duccius, der sich eine Massage gönnte. "Da bin ich," machte er sich bemerkbar und begann sich nebenbei - ganz selbstverständlich im Gegensatz zu seinem barbarischen Freund - an einem der vielen Becken zu waschen, denn er wollte den Dreck der verschlammten Lagergassen und die Feuchtigkeit des ägyptischen Winters schnell los werden. "Wie war die Reise?" Sermo hatte den Kanzleibeauftragten nämlich nach dessen Rückkehr noch nicht wieder getroffen, da ihn seine Aufgabe durchaus in den letzten Tagen ordentlich in Anspruch genommen hatten, was er definitiv nicht so erwartet hatte.

  • "Danke für dein Kommen...", grüßte Vala seinen Freund knapp, während er weiter die Massage über sich ergehen ließ, hatte es doch eine ganze Weile gedauert bis er den Sklaven nahe genug an sich herangelassen hatte, damit dieser ihm beweisen konnte, dass er dem Germanen nicht bei nächstbester Gelegenheit die Knochen neu ordnete und ihn so zu Hel schickte.


    "Anstrengend... langweilig... aber erkenntnisreich...", fasste er seine Reise knapp zusammen, um dann ein wenig ins Detail zu gehen, "Wenn man sich für ganze Berge an vor Urzeiten behauenem Stein interessiert, Frauen mit Tierkörpern und Tieren mit Menschenkörpern... dann dürfte man sich so eine Reise wohl nicht entgehen lassen. Für mich war das was ich gesehen habe allerdings nicht mehr als ein grüner Streifen im sandigen Nichts... unfassbar, dieses Land ist tot, und scheint sich wirklich am Nil zusammen zu kauern."


    Der Sklave marterte sich weiter an Valas Wirbelsäule hinauf, was dem Germanen ein angestrengtes Schnaufen entlockte, bevor er dem Quintilier selbst Fragen stellte: "Was ist in meiner Abwesenheit passiert? War immerhin fast sieben Wochen im Land unterwegs..."

  • Den Dank nickte Sermo beiläufig ab. War ja kein Problem für ihn, ja vielmehr eine angenehme Bequemlichkeit, die Thermen aufzusuchen.
    "Klingt, als sollte ich mir auch einmal eine Reise gen Süden gönnen," resümierte Sermo dann schmunzelnd und definitiv nicht völlig ernst gemeint, als Vala über seine Reise berichtete. Und er fügte hinzu: "Wenn ich nicht sowieso irgendwann den Nil hinaufgeschickt werde, um Karawanen zu sichern." Beinahe hätte er die Augen verdreht.
    Auf die Frage seines Freundes hin schaute Sermo mit gemischten Gefühlen auf. "Naja, sonderlich viel passiert ist wirklich nicht..." begann er zögerlich. "Die Wallarbeiten sind unfassbar langweilig und überhaupt besteht meine Arbeit hier zum größten Teil aus ödem Schreibkram." Er hatte sich genug gewaschen und positionierte sich jetzt einfach neben Valas Massageliege, wo er das Gespräch bequem fortführen konnte, ohne durch den ganzen Raum quatern zu müssen. "Allerdings kam kurz nach deiner Abreise ein junger Vinicius mit seiner Schwester hier an und sprach beim Praefectus Legionis vor. Vinicius...Massa? Ja, ich glaube so heißt er. Seitdem heißt es, in Rom sei bei seiner Abreise dort der Notstand ausgerufen worden. Es herrsche wohl Ausgangssperre." Forschend betrachtete Sermo den Massierten, um dessen Reaktion auf die Nachricht ja nicht zu verpassen.

  • "Sie ist scheisse gefährlich...", brummte Vala während der Sklave weiter seinen Rücken abarbeitete, bis es Vala schließlich zu bunt wurde und er den Kerl mit einer Handbewegung von dannen schickte. Währenddessen bekam er gar nicht richtig mit, was Sermo ihm da erzählte, und so bekam der Quintilier auch erst einmal nur eine automatische "Achso, jaja..."-Antwort. Als Vala sich erhob ließ er einmal die Schultern kreisen, als ob er sicherstellen wolle, dass alles noch da war wo es hingehörte. Mit einem Nicken deutete er in Richtung des Caldariums: "Wir sind irgendwo im Süden über die Überreste einer Reisegruppe gestolpert, die nicht ganz so groß war wie unsere... und wir waren schon mehr als zehn bewaffnete Männer. Wenn ich mich so recht erinnere, sind die größten Feinde von Karawanen andere Karawanen... die nehmen sich wohl laufend gegenseitig die Ware ab.. und sowieso: für sowas hast du deine Centuriones, wenn du überhaupt hundert Mann für so etwas einsetzen willst... ich erinner mich an mein Tribunat bei der ersten Legion... weißt du, wie oft ich das hübsche Schwert an meiner linken Seite gezogen habe, ohne es einem Sklaven zum Polieren zu reichen? Kein einziges Mal... gewöhn dich dran, die einzige Abwechslung für einen Tribunen ist ein Kontrollgang durch das Lager. Ich empfehle, so viel von deiner Kohorte wie möglich ins Feld zu schicken um sie dort kampieren zu lassen. Das bedeutet mehr Arbeit, und du bekommst öfter die Gelegenheit das Lager zu verlassen um ihnen da draußen auf den Geist zu gehen."


    Vala ließ den hier und da mit den verschiedensten Narben bedeckten Körper bis zum Hals in das warme Wasser eines der Becken gleiten und den Kopf am Beckenrand ruhen, wo er einmal tief einatmete und langsam den Atem wieder entweichen ließ. In diesen Moment der Ruhe kam die Erinnerung an das, was sein Freund noch erzählt hatte, und ruckartig schnellte Valas Kopf wieder in die Senkrechte: "Wie war das? Notstand in Rom? Warum das? Und wie hieß der Kerl jetzt? Vilicius Passa?"

  • "Hm," war das erste, was Sermo so auf die Einschätzung einfiel, die Vala zu diversen Sicherheits- bzw. Unsicherheitsfaktoren seiner Reise abgab. Jeder wusste, dass Reisen gefährlich waren. Aber dass sich hier offenbar die durch Räuberbanden ohnehin schon gefährdeten Karawanen offenbar auch noch gegenseitig Ärger machten, wollte dem Quintilius nicht so recht einleuchten. Das war doch wider allen Geschäftssinns. Wie dem auch war, die weiteren Worte des Ducciers schmeckten ihm erst recht nicht. Sermo hatte keine Lust, endlose Stunden herumzusitzen und Wachstafeln oder staubige Papyri zu studieren, nur um irgendwelche Versorgungslisten zu erstellen oder Patrouillenprotokolle anzufertigen. Er wollte doch seinem Vater nacheifern. Und der war in Sermos Erinnerung in erster Linie Soldat gewesen und kein popeliger Schreiberling!
    "Hach," seufzte der Quintilius also wieder ein Stückchen mehr desillusioniert. "Am Ende wird mein Handmuskel besser erstarkt sein als mein Schwertarm." Er setzte ein müdes Grinsen auf. "Ich schätze ich folge deinem Rat...wenn das Wetter besser wird." Sermo hatte definitiv keine Lust mehr auf dieses total bescheidene ägyptische Sauwetter.


    Dem weggeschickten Masseur hatte Sermo keinerlei Beachtung geschenkt. Vielmehr interessierte er sich jetzt für die Reaktion seines Freundes auf die Nachricht vom Notstand. Wo Vala zuerst ausgesehen hatte, als würde ihn diese Neuigkeit lediglich peripher tangieren, so äußerte er schließlich doch so abrupt seine Überraschung darüber, als hätte er zunächst gar nicht so recht geschnallt, was Sermo überhaupt gesagt hatte.
    "Ja, Notstand. Und ich habe keinen blassen Schimmer warum. Dieser Vinnniiiicius Mmmassa konnte auch nicht mehr sagen. Offenbar war er genauso ahnungslos, als er sich davon gemacht hat. Es heißt, er suche hier 'Zuflucht'." Sermo machte mit seinen Fingern Gänsefüßchen in der Luft, bevor er sich dann ebenfalls ins Becken gesellte. "Was glaubst du wohl, was vorgefallen sein mag?" Er stellte diese Frage nun ganz bewusst, hatte sie sich im voraus bereits zurecht gelegt. Sermo wollte wissen, wie Vala die Lage beurteilte. Und wie er eine Lage mittels geringstem Informationsstand zu beurteilen in der Lage war.

  • "Darauf kannst du wetten...", frotzelte Vala, "..als Tribun ist der Griffel dein Schwert, wenn überhaupt. Die Abenteuer überlässt man den einfachen Soldaten, dafür sind sie da.. und sowieso: Abenteuer bringen einen nur um." Von diesen hatte Vala unfreiwillig mehr als genug gehabt, auch wenn er selbst nur mitbekommen hatte, wie Abenteuer andere Leute umgebracht haben. Aber das Sichten eines Exempels reichte normalerweise aus, um einem die Abenteuerlust auszutreiben.


    "Vinicius Massa? Das ist der Neffe meines Patrons... weißt du rein zufällig, wo dieser logiert?", war Valas erste Frage, immerhin würde er von dem Vinicius selbst erfahren können was nun ging und was nicht. Und vor allem: wie es seinem Patron ging.. und wie Sabina. Der Kontakt mit seiner Bettgefährtin war nach der expliziten Drohung seines Patrons relativ fix eingeschlafen, das letzte was er gehört hatte war, dass man sich gerade um eine Verlobung mit einem Vipsanius bemühte. Der Notstand selbst ließ Vala die Stirn runzeln: "Naja... Notstand... vielleicht ist eine Seuche ausgebrochen, wahrscheinlich auf dem Aventin, mal wieder. Oder ein Feuer des es einzudämmen gilt.. Da gibt es einige Gründe.."

  • Abenteuer bringen einen nur um. Wahre Worte sprach Vala da. Aber er lebte ja immerhin auch noch. "Langweilig leben oder ruhmreich sterben," phrasierte Sermo achselzuckend und wischte diese betrübende Aussicht auf seine Zeit bei der XXII mit einer energischen Handbewegung fort.


    "Ich nehme an im Domus Praefecti Castrorum? Der steht ja noch leer." Sermo konnte dahingehend nur raten. Er hatte im Grunde gar keine Ahnung, wo der Junge sich überhaupt die ganze Zeit aufhielt. "Seine Schwester hat er auch dabei," zwinkerte er dann schelmisch, wurde aber schnell wieder ernst, denn über die Verwandtschaft des Patrons seines Gegenübers sollte man vielleicht nicht zu respektlos reden. "Wenn er aber der Neffe deines Patrons ist...Vinicius Hungaricus ist das, ja? Na, dann solltest du ihm jedenfalls einen Besuch abstatten, so viel steht fest." Er nickte bekräftigend und streckte sich dann einen Moment ausgiebig im Wasser aus. Sermo hatte das Gefühl zum ersten Mal an diesem Tag wieder Wärme in den Gliedern zu spüren, so häufig war er draußen aus langeweile bei den Wallarbeiten gewesen, wo er kletschnass geworden war.
    "Seuche, Feuer,....naaa." Sermo schüttelte den Kopf. Irgendetwas passte da nicht so ganz. "Alles plausible Gründe. Aber warum bitteschön sollte der Vinicius davor Zuflucht bei einer Legion suchen?"

  • Die Antwort auf die Frage nach der Logie des Vinicius war eigentlich keine Antwort, und ließ Vala relativ ratlos zurück.. den schelmischen Blick seines Freundes konnte er dagegen nur mit einem schiefem Grinsen beantworten. "Sollte ich wohl. Und trotzdem: Die Viniciae sind für mich tabu, wenn du verstehst was ich meine... mein Patron hat mir den Umgang mit den Frauen seines Hauses verboten, so ich nicht offiziell um sie werbe. Und der letzte Kontakt mit Vinicius Lucianus war für mich eher von... gereizter... Natur. Ich glaube nicht, dass ich das im moment etwas angespannte Verhältnis lockern könnte, in dem ich seine Tochter auf's Kreuz lege.", erzählte er frei heraus aus dem Nähkästchen, konnte sich aber ein ebenso schelmisches Grinsen am Ende doch nicht verkneifen: "Obwohl die Vinicii jetzt bei ihren Frauen nun wirklich nicht mit Schönheit geizen. Vinicia Sabina... kennst du die eigentlich? Tochter des Gaius Marcellus? ...also, die hat es auf jeden Fall faustdick hinter den Ohren... und ist dummerweise auch gleich drei Nummern zu groß für mich. Ihre Tante übrigens genauso, Vinicia Petronilla... ich sag's dir... nur Venus selbst kann die Schönheit der vinicischen Weiber übertreffen."


    Die Suche nach dem Grund für den Notstand in Rom konnte Vala nur mit einem Schulterzucken beantworten: "Was weiß ich? Vielleicht hat er Angst sich anzustecken, oder so? Frag ihn doch einfach selbst... oder noch besser, lade ihn zu einer Cena ein. Und mich gleich hinzu..."

  • Sermo musste lachen. Vala war doch unglaublich. "Alter Schwerenöter!" rief er aus, nicht ganz ohne Neid. Und doch, dieser Duccius war immer wieder amüsant. "Sabina!" Da überraschte Vala ihn nun erneut. Er hätte sich wohl denken können, dass die Vinicia Vala bekannt war, aber damit gerechnet hatte er nicht. "Oh ja, die kenne ich. Ein Traum von einer Frau, sag ich dir. Äh..." Er wollte schon weiter schwärmen, da musste Sermo stutzen. "Wie meinst du das, faustdick? Die hast du doch nicht etwa auch...?!" Das war ja wohl nicht zu fassen! Wenn das wahr wäre... Sermo schwankte zwischen einem Grinsen, so breit wie die Via Appia, und maßloser Entrüstung - nicht aus Ärger über die Unverfrorenheit des Duccius, sondern darüber, dass DER Sabina möglicherweise ins Bett bekommen hatte, und Sermo eben NICHT!
    "Petronilla?" hakte er dann aber noch einmal nach. "Nein, die kenne ich nicht. Ist die in der Villa Vinicia aufgewachsen? Das wüsste ich."


    "Warum eigentlich nicht?" gab er auf Valas Vorschlag dann zurück, nach dem er Vinicius zum Essen einladen sollte. Genau das nahm er sich dann auch vor. "In Ordnung, komm einfach morgen zur Cena in mein Haus. Unnötig zu sagen, dass du Hunger mitbringen sollst." Er zwinkerte voller Vorfreude und erhob sich dann aus dem Becken. "Wollen wir weiter? Du drüben kannst du weiter schrumpeln," feixte er dann und bezog sich auf die wesentlich heißeren Becken im nächsten Thermenabschnitt.

  • Oh, ging das runter wie Öl. Nichts streichelte ein Männerego wie die Anerkennung von anderen Kerlen. Vala platzte beinahe vor Stolz der aktuelle kerligste Kerl zu sein und sonnte sich in seinem Erfolg mit einem zufriedenen Schmunzeln.
    "Na, von nix kommt nix... allerdings hat sie das nicht davon abgehalten mich abzusägen, als eine Hochzeit mit einem Cornelius in Aussicht stand.", gab er dann ehrlicherweise zu, und zog dazu die Lippen schmal, "Ich meine... dass der Kaiser mir verbietet, seine Nichte zu ehelichen war irgendwo zu erwarten, nen Versuch war es trotzdem wert. Dass Sabina einen Cornelius vorzieht war auch irgendwo zu erwarten.. dass die Suche nach einer passenden Verbindung sich allerdings so schwierig gestaltet, kann einen schon frustrieren...."
    Die Einladung quittierte Vala mit schlicht erhobenem Daumen, dieAufforderung das Becken zu wechseln beantwortete Vala allerdings einfach, in dem er es tat... auch wenn er sich betont langsam in das heiße Wasser gleiten ließ, gewisse Temperaturen lagen immernoch gefährlich nahe an seiner Schmerzgrenze: "..ich meine, ich bin bald Senator.. wenn es gut läuft, heißt das.. und immernoch geben die meisten ihre Töchter lieber an einen anderen als mich. Na, aber genug von meinem Gejammer,.. wie sieht es mit dir und den Frauen aus? Hast du dich in meiner Heimat ausgetobt?"

  • "Gegen einen Cornelius kannst du einfach nicht anstinken," bemerkte Sermo mit einer Spur von Bedauern. Wäre ja eigentlich gar nicht so schlecht, wenn Vala das Format eines Cornelius hätte. Aber das konnte ja noch kommen. "Was genau gestaltet sich denn so schwierig? Es liegt ja offensichtlich nicht daran, dass du nicht bereit wärest..." Sermo hatte eher den Eindruck, dass Vala sich wesentlich zu hohe Ansprüche setzte. "Ich meine...du kannst von den hochwohlgeborenen Damen der Gesellschaft kaum erwarten, dass sie einem Homo Novus gleich wie wild Anträge machen, oder?" Beziehungsweise ihre Väter.
    Sie wechselten das Becken und Sermo machte es sich ebenfalls im heißen Wasser gemütlich. Vala lenkte das Thema schließlich von sich ab und kam lieber auf Sermo zu sprechen, der eben das schon befürchtet hatte. "Germania war ein Spaß, das sag ich dir," grinste er also erstmal ablenkend und schwärmte dann ein bisschen vor sich hin: "Noch nie habe ich so viele blonde und rothaarige Frauen auf einem Fleck gesehen. Und alle sind sie viel hellhäutiger als in Italia. Unglaublich. Unglaublich anziehend vor allem!" In seinen Augen blitzte der Schalk auf und einen Augenblick schwelgte er in Erinnerung an einige erinnerungswürde Stunden seiner Zeit im Norden.
    "Was das Heiraten angeht..." meinte er dann mit etwas gedämpfter Stimmung, "da hat sich noch nichts ergeben. Ich hatte vor einiger Zeit eine Decima an der Angel, entschied mich allerdings gegen sie. War mir nicht so ganz geheuer." Er zuckte die Achseln. "Ist auch egal, ich finde sicherlich noch eine wesentlich bessere Partie." Oder auch nicht. Wer konnte schon mehr bieten als die Kontrolle über die Acta Diurna und die Schola Atheniensis? Aber diese Positionen widersprachen einfach zu sehr Sermos Weltbild, als dass sie von einer Frau - und schlimmer noch: von seiner Ehefrau! - besetzt sein sollten.

  • "Ich kann gegen so ziemlich alle bessergestellten Römer nicht anstinken, Sermo." , grummelte Vala in seinen mittlerweile doch recht üppig gewachsenen Bart hinein, "Ich werde noch mit der Tochter eines Fleischhändlers im Ehebett landen, du wirst sehen.. und dann werde ich der einflussreichste Mann unter all jenen, die mit totem Tier handeln. Ich sage dir: die hochwohlgeborenen Damen Roms bevorzugen es, sich einen Barbaren ins Bett zu holen um ein wenig Spaß zu haben. Aber wenn es um die Familia geht, existiere ich quasi nicht mehr, manchmal frage ich mich, wer hier wen benutzt..."


    Als das Thema dann zu den Frauen seiner Heimat wanderte, konnte Vala sich ein amüsiertes Lachen nicht verkneifen: "Im Vergleich zu Rom sind das sicherlich mehr... ja. Aber habe ich blonde oder rote Haare? Selbst in meiner Familie sind helle Haare eher selten. Und anziehend... glaub mir, wenn du dir ein germanisches Weib ins Bett holst, hast du Spaß. Holst du es dir ins Haus.. hah. Das wäre das Ende deiner Tage als verwöhnter Römerschnösel, die Menschen meiner Heimat ehren ihre Frauen als heilige Bewahrer des natürlichen Kreislaufs. Sie haben in Dingen der Familie und der Gemeinschaft beinahe ebenso viel mitzureden wie Männer.. und sind teilweise noch wilder. Ich hab da eine Base, ja? Von der wird erzählt, sie hätte mehr Männer erschlagen als so manch gestandener Krieger!"


    Die Heiratssorgen seines Freundes versöhnten Vala dann wieder ein wenig mit seiner eigenen recht desolaten Lage, wäre da nicht: "Moment... Decima? Aus welcher Familia denn? Da gibt es so viele..."

  • Sermo hörte sich das Wehweh geduldig an. Am Ende zuckte er nur mit den Schultern. "Tja, du wirst der Realität ins Auge sehen müssen: Ein Homo Novus hat es schwer in Rom. Und solange du noch nicht Senator bist und auch keinen ordentlichen Posten inne hast, bist du eben keine Partie für die Zielgruppe Frauen, die du anvisierst." Er verzog den Mund zu einer Art entschuldigender Grimasse, bevor er grinsend hinterherwarf: "Aber mit einer Fleischertochter könntest du im Moment wirklich ganz zufrieden sein."


    "Vermutlich kam es mir nur so vor," pflichtete Sermo dann Valas Tatsachenbeschreibung über germanische Haarfarben bei. "Ich meine ja nur, dass man die in Italia oder noch südlicheren Provinzen höchstens auf dem Sklavenmarkt in kleineren Grüppchen sieht, aber wenn du in Mogontiacum über den Marktplatz läufst...nicht zu vergessen die Stände, wo Frauenhaar verkauft werden!" Oh ja, er war einmal an einem Stand stehen geblieben und hatte ungläubig Körbeweise Haarbüschel betrachtet. Da hatte er mit eigenen Augen gesehen, woher das Material für die Perücken der Reichen und Schönen Roms kam.
    "Was bitte?" wunderte er sich dann darüber, dass Valas Cousine so kampfwütig sein sollte. "Die würde ich ja gerne mal kennen lernen." Er grinste breit. "Solcher Art müssen die Frauen sein, die sie im Circus Maximus gelegentlich als Höhepunkt eines Gladiatorenkampfes vorführen." Dass germanische Frauen darüber hinaus mit den römischen nicht zu vergleichen seien, nahm Sermo so erstmal zur Kenntnis. Mochte ja gut sein, dass sie daheim mehr zu sagen hatten. Aber einen Haushalt mussten sie ja trotzdem zu führen wissen. Und Krieg führten seines Wissens nach auch immer noch die germanischen Männer. Wobei, wenn man da an Valas Cousine zurückdachte...


    "Seiana. Tochter des...öh...Decimus Silanus. Wieso? Sag mir nicht, dass du die auch kennst!?" Das wär ja noch schöner!

  • Eigentlich war es der pure Irrsinn was Thyrsus da machte. Es war in Alexandira eh schon schwül und warm genug, da legte er sich noch in die Therme wo es ja nicht anders war. Aber das hier war wenigstens etwas entspannend, und da es bei der Legio XXII eh wenig treiben kam sollte er hier wohl kaum jemanden antreffen können.
    Die ersten Wochen hier waren ruhig, seine Zuteilung fand bereits statt und auch die Kameraden waren alle sehr nett, naja es gab natürlich auch Ausnahmen. Auch die Tatsache dass der Kaiser wirklich ermordet wurde hatte ihm nach anfänglicher Bestürzung nicht soviel angetan, er wusste ja dass man sich daran verlassen konnte dass die Senatoren, nach einigem hin und her und Blutvergießen und Intrigen, sicherlich einen neuen Kaiser aus ihrer Mitte ernennen würden.


    All das interessierte den jungen Terentier im Moment aber wenig, er war nicht hier um seinen Kopf heiß laufen zu lassen, er wollte etwas Ruhe und Entspannung. In solchen Momenten vermisste er seinen alten Optio etwas, die gemeinsamen Thermenbesuche waren stets etwas besonderes.

  • "Sehr witzig." , quittierte Vala das Flachsen seines Freundes, und beließ es dabei. Er würde wirklich noch einiges zu arbeiten haben, bevor er mit einer Verbindung rechnen konnte, die ihm nicht nur einfach Nachwuchs schenkte, sondern ihn auch politisch weiterbrachte. Das Interesse Sermos an Valas männermordender Base Eila entlockte ihm hingegen nur ein mitleidiges Schmunzeln: "Vergiss es... die ist die Schwester meines Vetters Lando, der noch Jahre nach seinem Tod eine große Nummer in Germania ist. Bis du die zu Gesicht bekommst musst du es ebenfalls zu mehr bringen als nur zu einem kleinen Tribunen, Sermo." Was freilich einfach nur gelogen war. Ein Legionstribun war für die Duccii immernoch ein verdammt großer Fisch, aber wenn Vala seinen Freund so zu mehr anstacheln konnte, warum nicht? Eine Verbindung der beiden Gentes war nicht unorthodox... andererseits: "Ich bin mir sicher, sie würden sie nicht im Circus kämpfen lassen, weil die Veranstalter auch ein wenig Spannung haben wollen. Meine Base würde alle einfach nur niedermachen und wieder rausspazieren."


    Als Vala den Namen der Decima vernahm, mit der er vor wenigen Jahren noch selbst im Schweiß gelegen hatte, konnte er sich ein siegessicheres Grinsen nicht mehr verkneifen: "Achwas... die wolltest du heiraten? Nicht schlecht... also: wirklich nicht schlecht. Das Weib ist nicht zu verachten... besonders unbekleidet. Ich sage dir... ich hab schon einige Frauen unter mir gehabt.. aber eine, die definitiv mehr Macht auf sich vereint als mancher Senator in Rom.. da klingt ihr Gestöhne noch einmal so schön. Harrr.. Erinnerungen.."

  • Das Grinsen wurde durch Valas knatschige Erwiderung natürlich nicht weniger. Aber auch Sermo beließ es dann dabei, denn die Duccische Base fand er wesentlich interessanter. "Lando? Titus...Tiberius? Tiberius Duccius Lando, von dem habe ich allerdings so einiges gehört!" Oh ja, Sermo hatte viel Gutes und viel Schlechtes gehört. Er glaubte gern, dass dieser Lando eine große Nummer gewesen war, denn nur ein mächtiger Mann konnte sich so viele Freunde und Feinde zugleich machen, die einem bereitwillig ihre Erfahrungen oder einfach nur vom Hörensagen über ihn erzählten.
    "Na hör mal!" intervenierte Sermo dann allerdings, als Vala frech wurde. "Kleiner Tribun, ich glaub's dir wohl...werde du erstmal Senator, dann reden wir weiter." Dass er mit dieser Provokation einige Wochen oder Monate später einen äußerst wunden Punkt bei seinem Freund treffen würde, konnte Sermo zu diesem Zeitpunkt natürlich noch nicht wissen. Umso unbedarfter sprach er aus, was er dachte. "Und mit deiner blutrünstigen Base würde ich in Rom an deiner Stelle nicht großartig hausieren gehen. Das kommt nicht unbedingt besser an, als es deine Herkunft sowieso schon tut."


    Und dann schockte Vala wieder einmal mit seinem unfassbaren Frauenverschleiss. "Sachma!" Sermo war entsetzt, neidisch und belustigt zugleich, was sich in der Komposition aus seinen entgleisten Gesichtszügen, dem empörten Ton in seiner Stimme und einem wissenden Grinsen äußerte. "Elender Schwerenöter. Lass mir bloß die Weiber meiner Männer hier in Frieden, das gibt nur Zoff," zwinkerte er. Immerhin gab es im Castellvicus zahlreiche leichte Mädchen abseits der noch viel zahlreicheren Konkubinen der Milites und Unteroffiziere. Und erst recht sollte Vala Acht darauf geben, sich nicht mit den Frauen der Centuriones und Stabsoffiziere einzulassen. Das gab nur Stress auf höchster Ebene.

  • "Wer nicht?" , brummte Vala, als Sermo die Berühmtheit seiner Familia als bekannt darstellte. Er selbst hatte oft genug daran zu knabbern, dass sein verstorbener Vetter echte Vorarbeit geleistet hatte, und es Vala recht schwer machte ihn an Bekanntheit zu übertreffen. Dabei war er nur ein popeliger Nominaleques ohne wirkliches Amt und Würden gewesen.. und Vala, er war so gut wie Senator der Stadt Rom!
    "Das werde ich, verlass dich drauf..." , quittierte Vala mit breitem Grinsen die Ansage seines Freundes, und sonnte sich schon einmal vorab im Ruhm eines neuen Homo Novus im Senat.. der zwar nur noch ein schwacher Abglanz alter Tage war, aber Vala hatte es sowieso nie wirklich auf die Curia Iulia abgesehen. Germania war sein großes Ziel... SEIN Germania.
    "Glaubst du wirklich, da macht es einen großen Unterschied? Abkömmling von Barbaren, Homo Novus und dazu noch eine blutrünstige Base... schlimmer könnte es gar nicht kommen. Ah, doch... könnte es... meine Familie hat immer wieder Probleme mit ihren störrischen Frauen.. aber lass dich nicht abschrecken.. diejenigen, die zu einfach zu haben sind werden dir auch weichherzige und verzagte Söhne gebären. Also besser ein Weib mit Messer unter'm Kissen als einen Sohn der mit Puppen spielt.. so, lass uns das Inferno aufsuchen, je eher ich das hinter mir habe, desto besser.." , gab Vala seine Theorien zur Weiberschaft zum besten während er sich aus dem Becken erhob und den vernarbten Körper in Richtung des Sudatoriums bewegte.


    "Keine Sorge,.. uff... die meisten deiner Männer... ich hasse das! warum tue ich das überhaupt?... deiner Männer haben nichts zur Hand was mich wirklich interessieren könnte." , brummte Vala gequält als ihm der heiße Dampf den Schweiß aus den Poren trieb. Um sicher zu gehen, dass niemand unpassendes mithörte und sämtliche Legionsweiber vorwarnte, wandte Vala sich um und senkte deutlich den Tonfall: "Und wenn... würden sie es eh nicht mitbekommen."

  • Valas Versprechen beantwortete Sermo mit einem ebenso breiten Grinsen, das sich allerdings recht schnell in ein schiefes Schmunzeln gepaart mit einem nachdenklichen Stirnrunzeln verwandelte.
    "Ich sehe schon", erwiderte er, als sie sich aus dem Becken hievten und weiterzogen. "An deinem Ruf müssen wir noch mit hartnäckiger Anstrengung arbeiten. Aber das wird schon. Wenn Vescularius als Homo Novus sogar Praefectus Urbi werden konnte..." Wobei Sermo dabei natürlich unterschlug, dass Salinator ein direkter Günstling des Kaisers war und aus dieser Position heraus auch noch das unfassbare Glück gehabt hatte, zu dessen Stellvertreter berufen worden zu sein.


    Amüsiert beobachtete Sermo, wie Vala sich im heißen Wasser quälte. Er konnte diesen Germanen manchmal einfach nicht verstehen. Aber wozu auch? Vala hatte so manche Eigenart, die einen gestandenen Römer nur wundern oder belustigen konnte, die ihn aber irgendwie sympathisch machte, wenn man ihn näher kennen lernte. Und Sermo kannte seinen germanischen Freund mittlerweile gut genug um zu wissen, dass Vala so einige Vorzüge hatte. Angefangen mit seinem einflussreichen Patron. Oder seinen Humor, den Sermo sehr schätzte, besonders was die Weiber anging. "Na wenn das so ist...ich verlass mich auf dich", schmunzelte Sermo nun wieder, während er die Hitze in sich aufnahm und spürte, wie seine Haut weich wurde. "Achja, du tust das hier übrigens, weil es gesund ist. Und weil du damit beweist, dass du nicht ganz so viel Barbar bist, wie manch einer meinen könnte."

  • "...werden sehen...." , presste Vala hervor während er sich zwanghaft an den kältesten Winter zu erinnern versuchte, den er erlebt hatte, "... Rom... ist... da.. etwas.. anders. Dein... Ruf... hängt von mehr... ab.. als ... deinen bloßen... Taten."
    Schließlich hielt er es doch nicht mehr aus, raffte sich aus und brummte etwas in Richtung von "..schulligung... scheissheiß... binnimfrigidingsbums..." bevor er das Sudatorium verließ. Sermo würde ihn mit seligem Lächeln im kalten Wasser des Frigidariums am Beckenrand lehnend wiederfinden.
    "Es ist mir ziemlich gleich, ob ihr das als gesund anseht oder sonstwas... es bringt mich um. Und das ist definitiv ungesund..." , brummte der Germane ohne seinen Kopf dafür vom Beckenrand zu heben.

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