Nachdem mich zögerlich einige jüngere Legionäre angesprochen hatten und ich somit auch in den Gesprächen noch etwas mehr über den Zustand der Legion und die Situation hier in Germanien ganz generell gelernt hatte, machte ich mich wieder auf den Weg in mein neues zu Hause.
Die Thermen
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Nachdem der Optio das Contubernium krankheitsbedingt beinahe um die Hälfte verkleinert hatte, machte sich der Rest nach Ablieferung der Übungsgladii wie befohlen zu den Thermen auf. Zusammen mit Rusius, der ebenfalls von der Lectio verschont geblieben war, betrat Nero das Ziegelsteingebäude und begab sich zunächst zur Umkleide. Etwas flau war dem Hünen durchaus bei dem Gedanken, dass der Optio die Tirones womöglich zum Schwimmen aufforderte - denn das hatte Nero auf dem Schweinehof natürlich nicht erlernt. Gleichwohl hatte der Optio Ringen und Nahkampfübung angekündigt, sodass vielleicht doch Hoffnung für ihn bestand, einen guten Eindruck hinterlassen zu können. Zum ersten Mal seit Beginn der Ausbildung von leichter Nervosität geplagt, fand sich Nero also neben dem Rest des Contuberniums in der großen Schwimmhalle ein, um auf die Ankunft und die Anweisungen des Ausbilders zu warten.
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Festus trat ebenfalls bis auf seine Holzsandalen und den Lendenschurz bekleidet zu seinen Frischlingen und ließ sie einen Halbkreis bilden. Der Raum war angenehm temperiert und menschenleer. Also, da die Hälfte von euch offenbar mit einem zarten Gesundheitszustand ausgestattet ist, werden wir bis Ende der Woche hier ein paar Fertigkeiten einüben. Er klatschte kurz in die Hände und grinste Also, erstmal in Reihe auf zur Palaestra,...dort widmen wir uns dort dem Ringkampf. Dort angekommen standen sie in einem hohen Raum mit einer kreisförmigen, sandgefüllten Mitte. Festus zog seine Sandalen aus und stellte sich ins Zentrum der Sandfläche. Er vollzog die Geste des Halbkreises und fuhr dann fort. Wenn ihr während eines Gefechts nach Auflösen der Formation in einen waffenlosen Nahkampf übergeht ist es von Vorteil ein paar Grundsätzliche Griffe zu beherrschen, denn euer Gegner hier ist in der Regel ungepanzert und somit beweglicher, ihr hingegen seid durch die Lorica nicht direkt behindert aber doch schwerfälliger und, sollte sie nicht korrekt verzurrt sein, durch sich lösende Rüstungsteile irritiert. Er winkte seine beiden Hilfsausbilder heran und ging kurz die nächsten Schritte mit ihnen durch, dann verließ er das Rund und gab Kommando zum Beginn der Demonstration. Die beiden Hilfsausbilder demonstrierten die verschiedenen Griffe die Festus jeweils beschrieb.
Der Spaltgriff ist ein Griff, bei welchem man den Gegner zwischen den Beinen ergreift und ruckartig hochreißt. Er wird bevorzugt angewendet, um einen in der Bank befindlichen Gegner abzuheben oder zu drehen. Der Spaltgriff kann für einen Ringer sehr unangenehm sein.
Beim „Paketgriff“ im freien Stil wird mit dem einen Arm der Gegner um den Nacken gegriffen. Mit dem anderen Arm erfasst man das Bein des Kontrahenten in den Kniekehlen und reißt es hoch, so dass er sich nicht mehr befreien kann. Dieser Griff wird auch als „Achselwurf“ bezeichnet.
Der Armzug ist ein Griff im Standkampf, bei dem der Ringer an einem Arm des Gegners zieht und den Gegner mit diesem Richtung Matte herunterreißt. Hierbei gibt es mehrere Variationen, wie z. B. die Art, den Arm über die Schulter zu ziehen und selbst auf die Knie zu gehen, um den Gegner aus dem Stand herunter zu zwingen.
Der Kopfzug und Kopfhüftschwung sind ähnlich dem Armzug, jedoch wird hier mit einem Arm der Kopf umklammert und eine dem Armzug ähnliche Bewegung ausgeführt. Auch hierbei wird der Gegner, meistens aus dem Stand, auf die Matte befördert.
Beim Suplex greift man den Gegner von hinten mit beiden Armen um den Brustkorb und geht mit Schwung in eine ‚Brücke‘.Er bedankte sich bei den Hilfsausbildern und meinte zu den Tirones,
Sinn und Ziel ist es zu obsiegen, dazu bedarf es Kraft und Geschick. Ihr bildet jetzt Paare und stellt euch hier hinein. Als erstes macht ihr den Spaltgriff...und denkt daran, Verletzungen sind unerwünscht! Ihr sollt den Griff üben und euch vorstellen was ihr im Ernstfall damit anfangen werdet! Dann klatsche er in die Hände und ließ die Übung beginnen.
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Paullus Oppius Gratus gedachte seine übersichtliche Freizeit in den Thermen zu verbringen. Er durchlief das Prozedere.
Als erstes kühlte er sich im frigidarium, dem Kaltbaderaum, ab und sprang dort in das Kaltwasserbecken. Das frigidarium war der größte Raum der Thermen und daher der Hauptaufenthaltsraum, Gratus grüßte hier so manchen Offizierskameraden die in den reichlich vorhandenen Marmorsesseln auf denen man sich sitzend mit kaltem Wasser begießen lassen konnte. Hier befanden sich auch kleine Becken von denen noch einige frei waren zu dieser Stunde. Er reinigte sich mit dem strigilis und ließ sich nach dem Bad im aleipterion (lateinisch: unctuarium) einölen und massieren. Danach stromerte er ein wenig herum und betrat die Palaestra, wo ein paar Männer dem Ringkampf huldigten. Er erkannte Optio Germanicus Festus. Offenbar trainierte er hier in den Thermen den Ringkampf. Das war sicherlich neu und vielleicht auch ein wenig unerhört, denn die Thermen waren ein Ort der Muße und sollten den beschwerlichen Dienst außen vor lassen. Aber der Ansatz war nicht schlecht. Interessiert betrachtete er die Fortschritte der Tirones.
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Nero folgte zunächst den Erklärungen des Ausbilders, konzentrierte sich dann aber recht schnell nur noch auf die Demonstrationen der Hilfsausbilder. Er konnte bildhaften Darstellungen schon immer besser folgen als abstrakten Worten. Der ein oder andere Griff war Nero geläufig; nicht aber in dem Sinne, dass er schon davon gehört hatte, sondern vielmehr, weil er sie schon unbewusst angewandt hatte. In Mogontiacum, wenn er ab und an wegen Besorgungen für Lydie in der Stadt war, hatte er manchen Abend mit Glücksspiel in den Tavernen verbracht. Selbstredend hatte dieses auch zum einen oder anderen weinschwangeren Konflikt geführt, der letztlich nur noch mit Fäusten zu lösen war. Lydie hatte ihn immer getadelt, wenn er übersäht mit blauen Flecken am folgenden Morgen zum Schweinehof zurückkehrte.
Nachdem der Optio alle Griffe erläutert hatte, trat Nero zusammen mit Rusius in den Sand. Natürlich war dieser schon seiner körperlichen Unterlegenheit wegen im Nachteil. Normalerweise hätte Nero diesen mit bloßer Kraftanstrengung schon zu Boden gebracht, doch er versuchte, die Anweisungen des Optios zu beherzigen und einen sauberen Spaltgriff zu präsentieren. Dreimal hintereinander packte der Hüne den Rusier zwischen die Beine und riss ihn auf den sandigen Untergrund, woraufhin dieser einige Sekunden mit schmerzverzerrten Gesicht und Wehklagen liegen blieb. Rusius bewies allerdings Kampfgeist und stellte sich dem überlegenen Nero ein ums andere Mal. Mit einem schnellen und gekonnten Griff zwischen die Beine riss der schmächtige Rusier Nero tatsächlich um. Nero hob sich langsam und etwas benommen auf und erkannte, dass die bloße Technik einiges an körperlicher Unterlegenheit wett machen konnte. Der nächste Spaltgriff gelang ihm deshalb auch sehr viel effizienter und mit weitaus weniger Kraftanstrengung.
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