Nach der Verlesung der Rede des Imperators hatten wir für den Rest des Tages Freigang bekommen. Rusticus hatte daraufhin sowas gegrunzt in der Art wie "un dann kann ja der Kleine gleich mal noch Korn auf Vorrat mahlen" - da hatte ich mich ganz schnell aus dem Staub gemacht!
Bis in die Stadt rüber war es mir in dieser Gluthitze zu weit. Aber man musste nur aus dem Lagertor treten, ein paar Passus gehen, und war schon mitten in dem Lager des Trosses - das, entsprechend der Größe des Heeres, ebenfalls gigantisch war. Wie eine zweite Heerschar folgten Marketender und Huren, Bäcker, Schankwirte, Krimskrams- und Sklavenhändler und sogar manche Soldatenfamilien in unserem Kielwasser.
Neugierig schlenderte ich durch das Wirrwarr der krummen Lagergassen - ganz anders als die schnurgeraden Wege bei uns drüben - und betrachtete das Sammelsurium der Bewohner und ihrer Behausungen - von großen Zelten über Eselskarren bis zu löchrigen Planen, und manche schliefen auch auf der nackten Erde. Kinder bettelten mich an, Dirnen winkten mir zu und zeigten lockend die Schenkel, und an jeder Ecke gab es Talismane zu kaufen gegen alles mögliche Unheil.
Ein Ausschank mit einem Sonnendach davor lockte mich, vor allem wegen des Schattens. Ich stellte mich an den "Tresen", der ein Brett über einigen Strohballen war, um mir einen Becher Wein zu bestellen. Schritte in meiner Nähe ließen mich den Kopf wenden - Ups! Da war ja Sparsus. Mit einem klein wenig nervösen Lächeln sah ich ihm entgegen - denn ich hatte immer noch die leise Befürchtung, dass er mir meinen dummen Spruch übelgenommen hatte, und das jetzt womöglich klären wollte.
"Salve.... ähm, ganz schön groß hier, nicht? Und wonach schaust du hier so?"