Übungslager nahe Confluentes

  • Nachdem der Decurio die Übung abgebrochen hatte, ging es wieder beinahe wie gewohnt weiter: Mittagessen und dann am Nachmittag mit den Wurfspießen üben. Aber inzwischen hatte sich Merowech an den Trott des Lagerlebens gewohnt und so machte ihm das Training kaum etwas aus.

  • Nach dem Essen hatte Brigio noch kurz nach seinem Pferd Justitia geschaut. Die Pferde grasten ruhig eine kleine Lichtung ab. Sie hatte der morgendliche Kampfeslärm nicht im geringsten gestört.
    Es juckte Brigio in den Muskeln mal wieder richtig zu reiten, aber es waren ja noch Wurfübungen angesetzt, also ließ er es sein.
    Auf dem Weg zum Wurftraining traf er Merowech. Er ging ein Stück mit ihm und sagte: "Du hast dich während des Kampfes gut gehalten, wie die meisten Probati. Wenn es ein normaler Angriff auf den Wall gewesen wäre, hätten wir auf Grund der besseren Position sicherlich gewonnen.
    Wichtig ist auf jeden Fall Disziplin zu halten. Die Hispanier unserer Gruppe sind wie du gemerkt hast ziemliche Hitzköpfe, aber im Kampf sind sie eine Einheit. Es freut mich, einen guten Mann wie dich in meiner Gruppe zu haben."
    Sie erreichten den Übungsplatz und begannen mit den Wurfübungen.

  • Quintus reihte sich zu den Wurfübungen ein. Er hatte schnell etwas gegessen und sich dann noch ein wenig mit seinem Pferd Fuhon beschäftigt. Jetzt stand er da mit dem Pilum in der Hand und wartete, dass er an der Reihe war.
    Der junge Germane hasste Wurfwaffen. Und Bögen oder Schleudern waren auch nicht besser. Auf kurze Entfernungen hatte er keine Probleme sein Ziel zu finden, aber ab einer gewissen Distanz verschwammen sie vor seinen Augen, genau wie Personen oder auch alles andere. Er musste dann die Augen zusammenkneifen, um klar sehen zu können. Seine Mutter hatte dies immer als Zeichen der Göter gesehen, dass ihr Sohn eher für eine städtische Umgebung geschaffen sei, wo die Wege und Entfernungen kurz waren. Sein Vater aber hatte stets behauptet, dass man lediglich die Augen trainieren und an weite Entfernungen gewöhnen müsse. Außerdem hatte er Quintus stets gescholten, dass das Lesen von Wachstafeln oder Papyri beim Licht nur einer Kerze oder Öllampe den Augen schadete... aber welches Kind hört schon auf seine Eltern? Und so konnte er sich nicht sicher sein, ob es jetzt ein Fluch der Götter war, oder ob er es sich selbst zuzuschreiben hatte.
    Endlich war er an der Reihe. Er warf den Pilum und erwischte das Ziel eher außen denn im Zentrum...

  • Merowech hörte Brigios Worte und antwortet: "Ich danke dir und weiß dein Lob sehr zu schätzen. Ich weiß, dass ich noch viel zu lernen habe, aber ich gebe mir Mühe."


    Schließlich erreichten sie den Übungsplatz. Merowech begann sogleich, eines der freien Ziele anzuvisieren. Wenn er auch im Schwertkampf noch eher unbeholfen wirkte, so halfen ihm bei Zielübungen seine Erfahrungen als Hirte in seiner Heimat. Wenn er persönlich auch die Schleuder bevorzugte, so wusste er dennoch mit einem Wurfspieß umzugehen. Und so war das Ergebnis seiner Übungen durchaus akzeptabel.

  • Gegen Abend teilte Lucius die Leute abermals zur Wache ein. Danach schickte er die Eques einzeln aus dem Lager. "Die Männer werden heute Nacht versuchen, über den Wall zu kommen! Ihr habt Wache! Benutzt dazu die Übungswaffen!" erklärte er den Probati. "Für jeden der Eques, der es über den Wall schafft ohne dass ihr ihn aufhalten könnt, gibt es morgen früh zehn Runden Lauf ums Lager obendrauf!" Dann gab es erstmal wieder Abendessen während die Dunkelheit hereinbrach.

  • Heute war Merowech für die zweite Schicht der Nachtwache eingeteilt. Also holte er sich sein Abendessen und setzte sich ans Feuer, wo er es in Ruhe löffelte. "Das wird ja interessant", sagte er zu den übrigen Probaten, die bei ihm am Feuer saßen, "Ich bin gespannt, wie viele Runden wir morgen laufen dürfen." Einige der anderen nickten zustimmend. Es würde sowieso so kommen, wie es das Schicksal bereits vorherbestimmt hatte. Also machte sich Merowech gar keine Gedanken mehr darüber, sondern nahm sich vor, einfach sein Bestes zu geben. Noch war er Probat, noch durfte er Fehler machen...

  • Romanus war erfreut über den Befehl und nahm sich im vorbeilaufen ein Seil und verließ mit ein paar anderen Equites das Castellum.
    Er nahm sich mit 3 anderen Equites vor ziemlich lange zu warten damit die Probaten vor der Wachablösung ziemlich müde und nicht mehr so Aufmerksam waren!


    Kurz bevor er das Lagerchen verließ machte er noch einmal halt beim Decurio und fragte nach der 2 Wachablösung mit der Begründung:


    >Ich will die Probaten testen ob sie kurz vor der Ablöse noch so aufmerksam sind oder sich auf Grund der Freude endlich Schlafen zu dürfen unaufmerksamer sind!<

  • Lucius schmunzelte auf Quintus' Frage hin. "Im Allgemeinen gilt diese Provinz eigentlich als befriedet. Wenn es hier mal etwas gibt dann kleinere Überfälle auf weiter abgelegene Gehöfte und dergleichen. Ich glaube kaum, dass sich eventuell herumschleichende Grüppchen von Germanen ausgerechnet ein römisches Militärlager für einen Angriff aussuchen. Die meisten kommen über die Grenze um diesseits irgendetwas zu stehlen. Aber wenn es dich beruhigt kannst du dir deine echten Waffen ja in Reichweite legen."

  • Nach dem Abendmahl ging Merowech in sein Zelt um sich ein wenig auszuruhen. Er hatte jedoch nur einen kurzen und traumlosen Schlaf. Als er erwachte, legte er seine Ausrüstung an und trat vor das Zelt. Bis zur Wachablöse blieb noch einige Zeit, also setzte er sich an eines der Lagerfeuer, um sich noch ein wenig zu wärmen. Beim Wachdienst würde es dann bereit kühler sein, denn die Nächte waren schon ziemlich frisch.

  • Vibulanus nickte kurz. Sein Pugio würde an seinem Gürtel bleiben und das Spatha würde er in Reichweite seines Armes am Wall lehnen.
    Da er für eine der späteren Wachen eingeteilt worden war legte sich Vibulanus nach dem Essen mit seinen Kumpanen, in sein Zelt und
    schlief. Eine starke Hand riss ihn aus einem wunderbaren Traum in dem er gerade auf einen Triumphzug feierte und von Kaiser Iulianus
    selbst für seine Verdienste um das römische Imperium gelobt wurde. Noch etwas müde schaute Vibulanus wer ihn aus diesem Traum
    gerissen hatte und erkannte den großen Erkmar.


    "Hab ich schon Wache ?" fragte er während er langsam aufstand.


    "Jap. Nimm deinen Mantel mit. Ist kalt." sagte Erkmar. Seine Stimme klang als würde man zwei Steine aufeinander reiben. Er grinste
    sein breitestes Grinsen und strich sich einige struppige blonde Haaresträhnen aus dem Gesicht.


    Langsam trotete Vibulanus aus dem Zelt. Als er sicher nicht irgend eines seiner Tötungsinstrumente vergessen zu haben, schlurfte er
    langsam durch das Lager zu dem Posten, den er ablösen musste.


    "Du kanns schlafen gehn." nuschelte Vibulanus noch immer müde und der andere Probati nickte und verließ seinen Posten. Weil er das
    hölzerne Schwert nicht in die Scheide stecken konnte blieb, das Spatha in der Scheide und das Holzschwert wurde an den Wall gelehnt.
    Den Schild stellte er vor sich auf den Boden und lehnte ihn an sich. Den langen Speer behielt er in der Hand und stützte sich auf ihn
    während er langsam seine Blicke wandern ließ.

  • Merowech bezog pünktlich zur Wachablöse seinen Posten. "Bis jetzt alles ruhig?", fragte er den diensthabenden Probaten. Dieser nickte und antwortete: "Ja, nichts ungewöhnliches."
    "Gut", erwiderte Merowech, "ich übernehme. Du kannst dich aufs Ohr hauen."
    Hier auf dem Wall wehte ein kühles Windchen. Merowech zog den Mantel etwas fester. Dann nahm er seinen Schild und die Spatha und starrte in die dunkle Nacht. Es war ungewohnt ruhig. Aber dafür würde man es sofort hören, wenn jemand versuchen würde, näher zu kommen.

  • Brigio hatte unweit von Vibulanus und Merowech seinen Posten bezogen.
    Er konnte sich lebhaft vorstellen, wie außerhalb ihres Lagers vier Eques im Gebüsch herumschlichen und auf eine Gelegenheit warteten, ins Lager einzudringen.
    Was sich wohl Romanus einfallen lassen würde?
    Brigio spähte in die Nacht. Bis jetzt war alles ruhig.

  • Es war schon ziemlich dunkel als sich die ersten beiden Eques dem Wall näherten. Da die Nacht noch lang war nahmen sie sich Zeit. Der Plan den sie am Waldrand ausgeheckt hatten war recht simpel: Einer sollte nahe am Wall herumrennen und so tun als schaue er sich nach einer Stelle zur Überquerung um. Dann würden die Probati sicher abgelenkt sein und der zweite, der solange auf dem Boden liegend wartete, konnte schnell und geräuschlos durchschlüpfen. Also spurtete der eine los...

  • Brigio spähte in die Nacht, als er plötzlich eine Gestalt ausmachte. Sie bewegte sich vorsichtig am Wall entlang. Brigio gab Merowech und Vib ein Zeichen. Sie beobachteten die Gestalt und gaben an die nächsten, patroullierenden Probati Zeichen weiter, daß es wohl bald losgehen werde.

  • Während er noch etwas verschlafen durch die Landschaft schaute bemerkte er auf einmal den rennenden Soldaten. Er nahm seinen Schild und den Speer
    wieder auf und konzentrierte sich auf den Läufer. Er wollte ihn erst verfolgen, doch dann kam es ihm in den Sinn, dass an der Palisade noch andere Männer
    standen, so dass der Mann laufen konnte so viel er wollte. Wozu ihn also verfolgen ?


    "Obacht. Da rennt einer um die Palisade. Passt also auf!"


    rief Vibulanus laut um die anderen schonmal vorzuwarnen. Außerdem konnte es nicht schaden den Mann merken zu lassen, dass sie ihn gesehen hatten.
    Vieleicht hatte ja einer von ihnen noch den einen oder anderen Wurfspeer dabei. Zwar würden sie ihn bei dem Tempo wohl kaum treffen aber darum ging
    es nicht. Gebannt schaute er dem Läufer hinterher, denn das war mal eine Abwechslung vom tumben in den Wald starren.

  • Der Mann, verschwand kurze zeit später wieder in die Dunkelheit. Auch der andere zog sich wieder zurück da er keine Chance hatte den Wall zu überqueren, denn alle waren auf ihrem Posten geblieben.


    Der nächste Versuch war etwas gewalttätiger. Die Eques suchten sich einen der Probati am Rande aus und begannen, ihn aus der Dunkelheit mit Stöcken und Steinen zu bewerfen. Während der Mann sich hinter sein Schild duckte näherte sich einer der Eques wieder dem Wall.

  • Als plötzlich ein Hagel aus Steinen uns Stöcken losging, konnte Vibulanus seine Parma nicht rechtzeit hochreißen. Ein Stein traff ihn
    unglücklich ins ungeschütze Gesicht. Er wankte kurz und fiel dann hart auf den Boden. Es dauerte einige Sekunden bis er sich wieder
    fing und sich wieder aufrappelte. Aus einer kleinen Platzwunde floss nun Blut über sein Gesicht langsam durch den stoppeligen Bart
    und tropfte auf den Boden. Er fluchte laut und rief den anderen laut zu die Parmae oben zu halten. Er stand nun hinter dem Wall der
    ihm zusammen mit seiner Parma etwas Schutz vor den Wurfgeschoßen der Angreifer gab. Langsam prasselten kleine Steine und
    auch Äste und Stöcke an seinem Schild ab, während er sich mit seinem Halstuch das Blut aus dem Gesicht wischte.

  • Merowech, der in der Nähe Vibs seinen Dienst versah, ging hinter seinem Schild in Deckung und nähert sich Vib, der zuvor von einem der Steine getroffen worden war. Er sah das Blut und fragte sogleich: "Alles in Ordnung Vib?"

  • "Ja. Passt schon." antwortete Vibulanus mit zusammengebissenen Zähnen, während er sich das Blut aus dem Gesicht wischte.
    Dann presste er den Stoff auf die Platzwunde. Als der Hagel in seine Richtung etwas nachließ setzte er sich mit dem Rücken zum
    Wall hin, nahm schnell seinen Helm ab und Band das Halstuch wie einen Verband um den Kopf. Er sah mit dem Halstuch im Gesicht
    sehr lächerlich aus, da er es komisch hatte umbinden müssen, damit es seine Sicht nicht zu behinderte.

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