Atrium | Der Wunsch nach Widerrufung, Gracchus et Epicharis

  • Das junge Sklavenmädchen führte die Claudia stillschweigend ins prächtige Atrium der Villa Flavia und musterte sie dabei verstohlen von der Seite. Dido, Leibsklavin des jungen Herrn Serenus, hatte bereits oft über die gewaltige Nase gesprochen, welche jeder Claudia zu eigen sein sollte, doch außer an der Herrin Antonia, deren Nase gar nicht einmal so groß schien, hatte die junge Sklavin diese These bisherig noch nicht verifizieren können. Die Nase der Epicharis nun befand das Mädchen auch nicht für übermäßig imposant, sie würde dies noch einmal im Detail mit Dido erörtern müssen.


    Mit einem mädchenhaften Lächeln bot die Sklavin der Patrizierin einen Platz auf einem Korbstuhl, welcher in einer kleinen Gruppe mit weiteren Sitzgelegenheiten dieser Art nahe des Impluvium aufgestellt war, goss ihr sodann ein Glas frisches Wasser ein und reichte es ihr, um die Wartezeit zu verkürzen.

  • Heute hatte Epicharis keinen Sinn für das Schöne. Vorbei an wächsernen Ahnenmasken, hinter denen selbst am Tage Öllampen brannten, ging sie, an Büsten und kleinen Statuen aus weißem Marmor, an prächtigen Wandteppichen und frischen Blumen in edlen Vasen. Doch heute sah Epicharis weder Schönheit noch Punk, weder Sauberkeit noch das anheimelnde Ambiente der passenden Formen und Farben. Auch den Blick der jungen Sklavin spürte sie nicht, viel zu sehr war sie noch mit sich selbst beschäftigt und dem, was gleich geschehen würde. Wusste man denn hier im Hause bereits von der grauenhaften Nachricht? Las man regelmäßig die Acta? Da sie aber heute früh erst herausgekommen war, mochte es unwahrscheinlich sein, dass dieser schreckliche Artikel hier bereits bekannt war.


    Abwesend schüttelte die Claudierin den Kopf, als man ihr einen Platz anbot. Der Bewegungsdrang in ihrem zwarten Körper schien ihr unbezwingbar, und wenn sie sich nun setzen würde, so nur aus dem Grund, sogleich wieder aufzuspringen. Das Wasser hingegen nahm sie dankbar an und trank einen tiefen Schluck. Der Becher fand dann jedoch abermals den Weg auf das niedrige Tischlein, und dann ging Epicharis unsittlich, aber von einem inneren Drang getrieben, unruhig auf und ab, die halbzerknitterte Acta in den Händen.

  • Bereits zum zweiten Male an diesem Tage hatte Gracchus das flavische Familienvermögen eingehend geprüft, ohne dabei eine gravierende Variation der Zahlen zum Vortag festzustellen. Ohnehin flossen die Zeichenkolonnen mehr an seinem Geist vorbei, als dass er ihnen tatsächlich viel Aufmerksamkeit schenkte, doch die Kontrolle der Vermögenssituation war zumindest ein Vorwand, dem er sich täglich konnte widmen, ohne allzu offensichtlich sich einzugestehen, dass das Stöbern in Serenus' privater Bibliothek und das Studium anderweitiger Schriften ihn tatsächlich zur Genüge ausfüllten und er die Tatenlosikgeit, welcher er sich Tag um Tag widmete, durchaus zu Goustieren wusste. Als jedoch ihm wurde gemeldet, dass Claudia Epicharis im Atrium wartete, war dies ein mehr als willkommener Anlass, diese Arbeit zu unterbrechen, und sie zu empfangen, obgleich Gracchus derzeitig keinen Anlass für ihren Besuch sah und darob nichts Gutes dahinter vermutete, galt ihm die Claudia doch als zu enge Vertraute seiner Gattin. Dennoch, sie würde als Claudia sich nicht erdreisten, jedwedes Gespräch hin auf diese Dinge zu lenken. Er folgte darob dem jungen Sklaven in das Atrium, eine Szenerie, welche ihn immer gar schmerzhaft an seine Base Leontia zu erinnern wusste, war sie doch maßgeblich für die entzückende Ausgestaltung der Räumlichkeit verantwortlich gewesen. Bereits vom Eingang des Raumes aus fiel Claudia Epicharis in Gracchus' Blick, störte sie doch das harmonische Ambiente durch ihre unablässig rastlose Bewegung.
    "Salve, Claudia. Welch bezaubernder Anblick in unserem Hause. Es ist mir immer eine Freude, eine Verwandte meiner Gattin begrüßen zu dürfen."
    Er stockte in seiner flüssigen Begrüßung, als ihr derangierter Blick ihm wurde gewahr, ihre gänzliche Haltung wollte nicht im Geringsten zu der stolzen Claudia passen. In unbewusster Art schob sich Gracchus' rechte Augenbraue empor, doch in diesem Augenblicke lag nichts Despektierliches in jener Bewegung, einzig Irritation.
    "Ist etwas geschehen?"

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  • Kaum erklangen Schritte, welche bisher nicht zu hören gewesen waren, wandte sich Epicharis um und sah demjenigen entgegen, welcher sie verursachte. Es war Gracchus, und er erschien ihr in diesem Moment der einzige zu sein, der ihr weiterhelfen konnte und ganz bestimmt auch würde. Wieder verhielt sie sich eine Spur zu unangemessen, so sehr belastete sie das vermeintliche Wissen um ihren Verlobten: Kaum hatte ihr Auge die Silhouette des Flaviers erfasst, eilte sie ihm auch schon entgegen. Seine Irritation bemerkte sie nicht einmal, und den lieben Worten einer herzlichen Begrüßung schenkte sie keinerlei Aufmerksamkeit. Gracchus hatte eben erst seine Frage vollends stellen können, da blieb Epicharis vor ihm stehen, umklammerte die Acta aufs Neue und hauchte ohne die Umschweife über eine Begrüßung: "Oh, etwas Schreckliches, ganz und gar Furchtbares ist geschehen! Ich mag es nicht wahrhaben, ich kann nicht daran denken, Gracchus! Sag", fuhr sie ohne Umschweife fort und legte ihre Hand geschwind auf seinen Unterarm. "Sag, bitte, hast du die Acta gelesen? Hast du eine Nachricht von Marcus, du musst doch eine haben!" Als wäre ihr Verhalten nicht schon Grund genug, einige Schritte zurückzuweichen, rüttelte Epicharis nun auch noch ziemlich contenanceverloren am Arm des Flaviers, gleichsam beinahe flehentlich zu ihm aufsehend.

  • Derangierte und verzagte Frauen hatten schon seit jeher Gracchus ein wenig hilflos werden lassen, denn es fehlte ihm einerseits ob seiner persönlichen Neigungen der Drang, jene Damen in beschützender, maskuliner Weise beruhigend in die Arme zu schließen, ihnen Stärke und Trost zu bieten, wie dies sicherlich sein Vetter Aquilius ohne Umschweife und ohne Zögern nun hätte getan. Andererseits dauerte es bei Gracchus ohnehin bisweilen äußert lange, bis er sich in einem dazu angemessenen vertrauten Umgang mit irgendwem sah, was sich auch darin äußerte, dass er selbst kaum jemanden außerhalb der Familie überhaupt mit Cognomen ansprach, weshalb die unvermittelte Berührung der Claudia bereits gereichte, ihn ein wenig aus der Fassung zu bringen. In nervöser Art zog er die Unterlippe ein Stück zwischen die Zähne, um darauf herum zu kauen, und versuchte sich vorzustellen, nicht Epicharis, sondern seiner Gattin gegenüber zu stehen, was jedoch erwartungsgemäß kaum dazu beitrug, seine Verlegenheit zu novellieren. Er wollte eben diesen Gedanken bei Seite schieben, als Antonia sich weiter in seine Aufmerksamkeit drängte, ihn die Befürchtung überkam, jene Schrecklichkeit mochte mit eben dieser in Zusammenhang stehen - nicht in jener Art und Weise der Schrecklichkeit, wie Gracchus sie im Angesicht seiner Gattin nur allzu oft vor Augen sah, sondern in jener, welche ein Geschehen betraf. Hatten Epicharis und Antonia womöglich den Vormittag miteinander verbracht? Doch wie mochten die Acta und Marcus in dieses Gefüge passen? Im Bemühen einen beruhigenden Einfluss auf die Claudia auszuüben, gleichsam das Rucken ihrer Bewegung zu Stoppen, legte Gracchus beherzt seine eigene Hand auf die ihre.
    "Nein, ich habe weder die Acta Diurna gelesen, noch eine Nachricht von Marcus erhalten. Doch was ist denn überhaupt geschehen? Bitte beruhige dich doch und erzähle mir, was dich so aufwühlt."
    Hatte Aristides sich umentschieden und das Verlöbnis gelöst? Doch es war unwahrscheinlich, dass die Acta Diurna darüber würde berichten, zudem konnte dies kaum dazu gereichen, die Claudia in derartige Aufregung zu versetzen. Es musste ein Sachverhalt sein, von welchem sowohl die imperiale Zeitung Notiz nahm, als auch Aristides in einem Brief berichtet hatte, was Gracchus jedoch in keinerlei Weise dem wollte näher bringen, was der Grund all jener Derangierung war.

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  • Der Umstand, dass er - wie es ihr schien - einen kühlen Kopf bewahrte ob der schauerlichen Neuigkeiten, die sie brachte, war es schließlich, der Epicharis vorübergehend zumindest peripher beruhigte. Sie wurde sich nun auch der Tatsache bewusst, dass sie Gracchus berührte und er seine Hand auf die ihre gelegt hatte. Peinlich berührt und sich gelinde gesagt auch ein wenig schämend, entzog sie ihm vorsichtig die Hand und blinzelte angestrengt, den Blick gen Boden gerichtet. Von all seinen Befürchtungen und den damit verbundenen Ängsten bekam sie freilich kein Quentchen mit. Ihre Gedanken bewegten sich zudem in eine ganz andere Richtung, und an Antonia dachte sie nicht einmal.


    Das erste Unheil folgte auf dem Fuße: Er hatte keine nachricht von Marcus. Epicharis ließ enttäuscht die Hände sinken. Sicherlich hätte er, wenn schon nicht ihr, dann zumindest seiner Familie geschrieben, dass es ihm gut ging? Andererseits hätte man gewiss auch die Familie des Flaviers benachrichtigt, wenn er wirklich gefallen wäre. .....oder? Zerstreut hob Epicharis die Hand, welche noch immer die Acta Diurna umklammerte. Die gräuelbehaftete Seite war noch aufgeschlagen, das Blatt an einigen Stellen leicht aufgequollen und die Tinte punktuell verwässert. Obwohl sich Epicharis in diesem Moment wieder schämte für ihr zügelloses und undiszipliniertes auftreten und gleichsam für die deutlichen Tränenspuren auf dem Schriftstück, so reichte sie Gracchus dennoch die wortlos Acta, faltete die Hände betrübt vor dem Schoß und senkte scmerzlichen Ausdrucks die Augen. "Ich hatte gehofft.... Er...er kann doch unmöglich gefallen sein..nicht wahr, Gracchus? Es geht ihm doch gut... Das ist ein Fehler, es muss einer sein.. Ich.." hauchte Epicharis schließlich nur noch und konnte nicht vermeiden, dass ihre Augen sich zum wiederholten Male an diesem Tage mit Tränen füllten, welche sich bald darauf lösten und glitzernde Spuren über ihre aschfahlen Wangen zogen. Mit bebenden Lippen wartete sie, bis Gracchus die Acta sinken lassen würde. Hoffentlich, so schoss es ihr durch den Kopf, schickte er sie, die Hiobsbotschaftenüberbringerin, nicht einfach so fort.

  • Noch immer perplex ob des Geschehens nahm Gracchus das Schriftstück entgegen und konnte vorerst auch nichts mit Epicharis' Worten anfangen, da ihm die Verbindung zwischen seinem Vetter und demjenigen, von welchem sie als gefallen sprach, und überhaupt der Tatsache, was sie mit gefallen meinte, nicht im entferntesten in die Sinne drang, denn solcherlei Gedanken lagen ihm ob der zurückliegenden Geschehnisse zu fern. So hob er denn die bereits ein wenig ramponierte Zeitung vor Augen, studierte den Artikel über den Schutz der Dunkelheit, während er gleichsam noch immer in jener tappte, fand er doch auch hierbei nichts, was Epicharis' Zustand würde erklären. Eher beiläufig und aus Neugier ließ er hernach seinen Blick auch über die Liste der Gefallenen gleiten, wobei spätestens mit dem Titel langsam ihm ein ungutes Gefühl im Magen aufkam, bis schließlich auch er an jenem Namen hängen blieb, welcher für all dies verantwortlich war.
    "Marcus ..."
    , entfleuchte leise dieser Name seiner Kehle, während gleichsam die Farbe aus seinem Gesichte wich, als wolle er nun mit der Claudia um die vornehmste Blässe in Konkurrenz treten. Während seine Hand kraftlos hernieder sank, begann sein Körper in feinster Bewegung zu Zittern, wurde ihm blümerant vor Augen, sein Atem ging schwer. Es konnte nicht sein, es durfte nicht sein, gleichsam war nichts daran erstaunlich, da der Tod im Feld eine der natürlichsten Nebenwirkungen des Krieges war. Doch nicht Aristides' Tod, nicht der Tod eines Flaviers und nicht der Tod Gracchus' Vetters, nicht so bald nach seiner Base und seinem Bruder.
    "Diese Familie ist verflucht ..."
    Es war längst zuviel, um noch auf seinen Schultern lasten zu können. Es musste einen Punkt gegeben haben, an welchem das Ende dieser Familie bestimmt worden war, einen Punkt, welcher über Gracchus' Taten längst hinaus war, und doch drückte auch dieser neuerliche Verlust schwer auf sein Gewissen. Leontia, Quintus, Marcus - die Parzen durchtrennten die Fäden der Flavia als würden sie einen Mengenrabatt dafür erhalten, als würden die dii inferiores ihnen selbst hernach jagen. Unsicher taumelte Gracchus einige Schritte zurück, bis sein Rücken an einer marmornen Säule Halt fand, seine Kehle war trocken wie die Wüste Prathias, gleichsam drängten sich auch in seine Augen Tropfen, für welche es in seinem Leben keine Berechtigung gab. Es war zu viel der Misere für ein Leben, doch in jedem Falle war es zuviel der Misere in solch kurzer Folge, Gravitas und Dignitas konnten längst nicht mehr zusammen halten, was erneut im Zerbrechen inbegriffen war.
    "Marcus ..."
    Nie wieder würde seine Leichtigkeit das Leben bereichern, nie wieder seine unkonventionelle Art seine Vettern in Situationen bringen, welcher sie sonstige niemals wurden angesichtig, und niemals wieder würde er in jener künstlerischen Art seine Feder schwingen gleich einem Schwert, würde in jener unnachahmlich grazilen Weise sein M zu Pergament bringen. Kraftlos hob Gracchus das Blatt, starrte Epicharis vorwurfsvoll an, als wäre die Überbringerin der Botschaft Ursache für jene.
    "Wann ... von wann ist das?"
    Die Familien der Verstorbenen wurden üblicherweise ob des ausbleibenden Soldes benachrichtigt, doch vermutlich war jene Nachricht in Aristides' Fall nach Baiae gesandt worden, da dort neben dessen Mutter augenblicklich auch dessen Tochter weilte, wie Gracchus noch immer glaubte.

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  • Endlich verstand Gracchus. Epicharis war gleichsam froh wie furchterfüllt - würde ein Schmerz ihn unbedacht handeln lassen? Würde sie die Villa verlassen und ihn allein lassen müssen? Aber dann wäre sie auch allein mit ihrem Gram. Wortlos verfolgte Epicharis, wie sich Gracchus nicht einmal unähnlich ihr selbst verhielt. Diese Nachricht traf auch ihn wie ein Faustschlag ins Gesicht. Wären noch letzte Zweifel über die Aufrichtigkeit Gracchus' in ihr gewesen, dieses Verhalten hätten sie entgültig zerstreut. Doch da war nichts, nichts, bis auf den Schmerz, und irgendwo tief in ihr war dieser Keim eines Hoffnungsschimmers, dass es nicht stimmte, was das Papier so vehement und dreist behauptete. Doch was sagte Gracchus da? Dass die Familie verflucht sei? Epicharis betrachtete ihn gequälten Ausdrucks, schwieg aber fortwährend und beharrlich.


    Es trennten sie nun wieder mehr Schritte voneinander, und Epicharis blieb wie angewurzelt stehen. Hatte sie das Recht, dem Beinaheverwandten Trost zuzusprechen? Hatte sie die Pflicht, optimistisch zu sein? Würde Aristides nicht darauf bestehen, dass sie unbeschwert fortlebte? All dies mochte sein, doch Epicharis sah sich ebenso außer Stande, tröstende Worde zu sprechen wie optimistisch zu sein oder auch nur fortzuleben. Beinahe alles, was sie sich erhofft hatte von den kommenden Jahren, war zunichte gemacht worden mit dieser vermaledeiten Ausgabe der Acta Diurna. Epicharis starrte das verhasste Stück Papier in den Händen des Flaviers an.


    Seine Worte drangen wie Peitschenhiebe durch die Betrübnis, und Epicharis riss den Blick vom Pergament und hob ihn an, um Gracchus in die Augen zu sehen. Der stille Vorwurf, den sie gefürchtet hatte, war unverkennbar daraus abzulesen. Epicharis' Hände fanden erneut zueinander, wie ein kleines Mädchen bei einer Rüge stand sie nun an Ort und Stelle. "Sie kam heute Früh mit der Tagespost", murmelte sie. "Es muss nachgereicht worden sein...sonst hätte ich es vor der Verfielfältigung doch bemerkt", rechtfertigte sie sich grundlos und viel mehr vor sich selbst als vor dem Flavier. Immer leiser war sie geworden und schließlich verstummt. So musste sich ein Sklave fühlen, dachte sie bei sich, wenn sein Herr Grund zum Tadel hatte.


    Dennoch, etwas in ihr veranlasste sie, ernaut aufzuschauen, Gracchus anzusehen. Er wirkte so fahl, beinahe grau. Um Jahre gealtert innerhalb weniger Momente. Epicharis wusste nichts vom Tod seiner Base und den sonstigen, negativen Umständen innerhalb der Familie, ausgenommen Antonia, denn sonst hätte sie sich seinen vorherigen Ausspruch vielleicht erklären können. So aber sah sie einen Mann vor sich, der ebenso verwirrt und trauererfüllt war sie sie selbst, wenn nicht sogar noch mehr. Und war geteiltes Leid nicht halbes Leid? Die irrwitzige Frage brandete auf in ihr, was denn aus diesem weise klingenden Spruch wurde, wenn man doppeltes Leid teilte. Doch sie ließ den Gedanken einer stürzenden Träne gleich fallen und bewegte sich nun auf Gracchus zu, bis sie nur mehr einen Schritt entfernt von ihm stehen blieb und ihn zerknirscht ansah. "Bitte verzeih mir", hauchte sie, schlug die Augen demütig nieder und begann nun vollends, in Tränen auszubrechen. Hastig schlug sie eine Hand vor den Mund, doch das Schluchzen konnte sie dennoch nicht verbergen. Ihre Schultern zuckten verräterisch und das Schniefen an sich war auch nicht zu überhören. Die Lider fest und schmerzlich zusammengepresst, vergoss Epicharis Träne und Träne, und sie fühlte sich schlicht jämmerlich, wie sie dort vor Gracchus in dieser weiten, unpersönlichen Halle stand.

  • An diesem Tage erst war es geschrieben, so dass kaum verwunderlich war, dass nichts den flavischen Haushalt hatte bisher darob berührt, dass einzig persönliche Albträume für einzelne hatten ein grauenhaftes Beginnen des Tages gebracht, dass der Morgen doch gleichsam Erlösung hatte beschert, trügerische Hoffnung auf Stunden ohne Qual. Trügerische Hoffnung auf ein Ende der Qual. Noch immer konnte Gracchus es nicht fassen, wollte nicht die Nachricht wahrhaben, wollte nicht noch einen Flavier zu Grabe tragen müssen, nicht Aristides. Serenus gelangte ihm in den Sinn, sein Versprechen, sich um den Jungen zu kümmern, sollte sein Vetter nicht aus Parthia zurückkehren, ein Versprechen in vollster Ernsthaftigkeit und doch gegeben im stillen Bewusstsein, dass dieser Fall niemals würde eintreten, und doch war es geschehen. Wenig wünschte sich Gracchus sehnlicher, als dass endlich er von der drängenden Last eines Erben würde befreit, doch nicht auf diese Weise. Nicht auf diese Weise. Obgleich sein Kopf erhoben war, sein Blick die Claudia zu tangieren schien, so reichte er doch durch sie hindurch, versank in der Unendlichkeit hinter ihr, bis dass sie vor ihn trat und ihn um Verzeihung bat. Wofür? Aus seinen Gedanken gerissen musterte Gracchus sie und erst nun kamen ihm Fragen ob ihrer Anwesenheit, ob ihrer Gemütslage auf. Ihr zukünftiger Ehegatte war ein Flavier gewesen, doch kein Patrizier, welcher sich nicht aus ihrer Sicht durch einen anderen ersetzen würde lassen. Nicht eine einzige Träne würde Antonia ihm nachweinen, dessen war Gracchus sich sicher, die in Aussicht gestellte Ehe konnte somit kaum der Grund für Epicharis' überschwängliche Trauer sein. Mit ihrer Trauer jedoch nahmen die Fragen kein Ende, denn unvermittelt ergoss sich die Claudia in einer Kaskade aus Tränen, welcher gegenüber Gracchus nicht im Mindesten war gefeit und welche die Dringlichkeit jeglicher Antworten auf etwaige Fragen in Bedeutungslosigkeit versinken ließ. Seit jeher war er eine äußerst larmoyante Seele gewesen und hätte Gracchus bei einem Angehörigen des gleichen Geschlechtes womöglich noch an dessen Beherrschung appellieren können, so fühlte er sich im Angesicht der Patrizierin erneut hilflos, hilfloser noch als gegenüber der Tatsache Aristides' Todes. Er kannte Claudia Epicharis in keinster Weise, und doch war sie gleichsam seit ihrer Verlobung so gut wie ein Teil der flavischen Familie. Da sie als eben dieser Teil der Familie augenblicklich im Atrium dieser Familie stand, war es müßig darüber zu sinnieren, wie die Verhältnisse nun geordnet waren, so haderte Gracchus nur Augenblicke mit sich selbst, sodann überwand er die letzte Distanz zwischen ihnen, ließ achtlos das Schriftstück fallen, legte behutsam seine Arme um Epicharis' Schultern und suchte ihr jene Ruhe zu vermitteln, welche er selbst kaum in sich zu spüren vermochte.
    "Es gibt nichts, was es notwendig macht zu Verzeihen."
    Es war ein merkwürdiger Anblick, zwei Menschen, welche kaum sich kannten, welche nichts wussten über ihren gegenseitigen Schmerz, einzig sahen, was offensichtlich war, und doch in diesem Augenblicke verbunden waren durch die abstrusen Wirrungen des Schicksals, während um sie herum der Tag unbarmherzig seinen Fortgang nahm.

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  • Es kam Epicharis nicht in den Sinn, dass Gracchus ihr Verhalten missdeuten könnte. Und dennoch: Hatte sie sich nicht in etwas hineingesteigert? War es nicht vielmehr so, dass sie wegen der politischen Beziehungen einen Flavier hatte heirten dürfen, ja gar sollen? War es nicht nur Höflichkeit gewesen, die ihn dazu getrieben hatte, derart freundlich und zärtlich zu ihr zu sein? Hatte er nicht nur versucht, damit die Anfeindungen von Teilen seiner Familie zu kompensieren? Epicharis schniefte herzerweichend. Nein, das konnte sie nicht glauben, sie hatte doch seine Augen gesehen...oder war alles nur eingebildeter Lug und Trug?


    Die Acta fiel zu Boden, verursachte ein leises schmirgelndes Geräusch, überdeckt vom Rascheln der Kleidung des Flaviers. Unwillkürlich und gequält seufzte sie auf, als seine Arme sie umfingen, und dankbar bettete sie ihren Kopf an der Brust, hob die Hände und suchte sich einen unverfänglichen Platz an Gracchus' Kleidung. Mit geschlossenen Augen weinte sie vor sich hin, erzitterte unter Schluchzern und wunderte sich in schier kindlicher Manier darüber, dass die tröstliche Umarmung eines eigentlich fremden Mannes so gut tun und beruhigen konnte.


    Epicharis' Geist indes schwankte zwischen der vermeintlichen Selbstlüge der alleinigen Höflichkeit seinerseits ihr gegenüber, die einfacher zu ertragen gewesen wäre als die gegenwärtige Situation, und der Erkenntnis, dass mit Aristides auch seine Gefühle gestorben waren, die nicht trügerisch, sondern ernst und ehrenhaft waren. Aber wollte sie sich selbst belügen? Diese Fragen waren müßig, denn sie konnte ohnehin nicht logisch feststellen, was nun seinerseits der Fall gewesen war - der Fall war! Aristides musste noch leben, er musste einfach... Und mit diesem Gedankengang hatte die junge Claudierin sich dafür entschieden, vermeintlich Feststehendes nicht einfach hinzunehmen, sondern gleichsam nachzuforschen und all ihre Energie für die Wahrheitsfindung aufzubieten. Dennoch versiegten die Tränen nicht, wenngleich auch die Schluchzer allmählich verebbten uns sie sich nur noch still weinend an die Schulter Gracchus' schmiegte.


    Seine Worte beseitigten vorerst die Schürhaken der Angst und der Pein, sodass deren Glut abnehmend vor sich hin glomm, wenngleich sie auch so schnell nicht zur Ruhe kommen würde. Der Duft Gracchus' füllte nun alleinig ihr Denken aus, sie nahm die Beschaffenheit seiner Kleidung wahr, horchte seinem Atem und wurde immer noch ruhiger, bis die letzte Träne schließlich gerollt war. Epicharis war sich der seltsamen Situation durchaus bewusst - was mochte Antonia sagen, wenn sie ihren Gatten und ihre Verwandte so innig beieinanderstehen sah? Unvermittelt herzte Epicharis Gracchus, ehe sie sich sanft von ihm löste, lieb zu ihm aufsah und mit vollem Ernst und verweinten Augen sagte: "Nicht viele beweisen Größe im Angesicht solcher Gräuel. Wir kennen uns nicht, aber ich werde stets für dich da sein, so wie du für mich da warst." Stumm musterte sie die Gesichtszüge des Flaviers und konnte mit einem Mal gar nicht mehr verstehen, warum Antonia solche Aversionen ihm gegenüber hegte. "Wir müssen etwas unternehmen", fuhr sie dann noch leicht zittrig fort, legte einen Zeigefinger an die Lippen, wandte sich nach rechts und ging drei Schritte in die eine Richtung, ehe sie umkehrte und wieder zu Gracchus ging. Untätigkeit führte in diesem Fall um jeden Preis zum Verdruss, also würde sie die Sache anders anpacken müssen, wollte sie nicht vor Gram vergehen. "Wir müssen Nachforschungen anstellen. Ich kenne den Praefectus Castrorum. Wenn jemand etwas weiß, dann wird er es sein. Ich werde ihm gleich schreiben."

  • Ohne sich noch seiner eigenen Verlegenheit bewusst zu sein, strich Gracchus beruhigend mit einer Hand über Epicharis' Rücken, ließ ihrer Tränen gleich seine Verzweiflung und Trauer auf viel klandestinere Art in die Welt hinaus und versuchte gleichsam die gänzliche Sachlage zu erfassen. Was stand zwischen Claudia Epicharis und seinem Vetter Aristides, was hatte zwischen ihnen gestanden? Hatte nicht Aristides sie selbst kaum gekannt, bevor es zu dem Verlöbnis gekommen war? War es kein Kalkül gewesen, welcher ihn hatte zu ihrem Vater geführt? Hatte Aristides nicht ohnehin niemals wieder die furchtbaren Zwänge und Leiden einer Ehe eingehen wollen? Was also war tatsächlich geschehen, was ihn zu diesem neuerlichen Versprechen hatte gebracht? Bisherig war Gracchus davon ausgegangen, dass einzig Aristides' Mutter Agrippina für diesen Zustand war verantwortlich. denn niemals hätte Marcus sich gegen ihren Wunsch gestellt, gleichsam niemals hernach in negativer Weise über diese Entscheidung gesprochen. Doch vielleicht war dies tatsächlich nicht einmal von Aristides ausgegangen, sondern einzig von Epicharis. War sie nicht kaum älter als seine Schwester Minervina, kaum älter als Aristides' Tochter Arrecina, und damit wie Aquilius Gracchus glaubhaft hatte versichern können in eben jener Phase weiblicher Konfusion, welche patrizische Damen reihenweise den Kopf verlieren ließ? War nicht Aristides ein gut aussehender Bursche - es hatte eine Zeit in seiner Jugend, in eben seiner eigenen Phase männlicher Konfusion, gegeben, in welcher Gracchus selbst zu seinem Vetter mit mehr als nur vetterlicher Bewunderung hatte auf-, oder auch beim familiären Thermenbesuch hinabgeschaut, doch glücklicherweise hatte sich dies mit der Zeit gelegt, denn ein Vetter allein in einer solchen Beziehung brachte schon mehr als genügend Probleme - und mochte er nicht auf ein junges Mädchen einen guten Eindruck machen, so dass es ihr würde leicht fallen, sich in unendlicher Liebe ihm hin zu geben? Beinahe echappierte Gracchus ob all dieser Gedanken ein Seufzen. Warum - bei Amor, Anteros und Angerone - hatte er für seine eigene Ehe ausgerechnet die einzige Frau erwischen müssen, welche derart unterkühlt war, dass selbst die weibliche Konfusion an ihr spurlos war vorüber gegangen? Oder entsprach nur er tatsächlich einfach nicht dem Abbild eines starken, gut aussehenden Eroberers? Vermutlich - und in Bezug auf das weibliche Geschlecht sogar ohne Zweifel. Andererseits, so stellte Gracchus einen Herzschlag später erleichtert fest, wäre eine solche Gattin vermutlich nur mehr noch Last als Antonia dies war, denn mochte er dem Trösten noch gewachsen sein, so gereichte ihm doch bereits schon die Erfüllung der ehelichen Pflicht in mancher Nacht zur Verzweiflung, da er sich der eigenen Unzulänglichkeit in Antonias Augen mehr als nur bewusst war. Dennoch, wäre seine Gemahlin ein wenig mehr nur wie ihre Verwandte, so könnte diese Ehe vielleicht denn ein wenig erträglicher sein. Durch Epicharis' sanftes Drücken aus seinen Gedanken gerissen, blickte Gracchus ihr schuldbewusst nach. Sein Vetter war verschieden und er bemitleidete sich selbst aufgrund seiner desolaten Ehe. Wenn nur alles nicht wäre solch ein furchtbares Durcheinander in seinem Kopfe.
    "Obgleich ich dies gerne für mich in Anspruch würde nehmen, doch dies hat nichts mit Größe zu tun. Du bist ein Teil dieser Familie ... in gewisser Weise ... und ..."
    In hilfloser Geste bereitete er seine Arme aus, als wäre mit diesen Worten bereits alles erklärt, vom Verlust der Gravitas und Dignitas bis hin zum vertrauten Umgang mit einer fast Unbekannten, gleichsam war mit diesen Worten bereits alles erklärt, denn in Worte fassen würde er es ohnehin nicht können.
    "Etwas unternehmen?"
    , fragte er sodann unvermittelt, erst nicht ihr folgen könnend, dachte alsbald jedoch an die Vorbereitungen zur Bestattung. Es musste in Erfahrung gebracht werden, ob Marcus' Asche würde zurück nach Rom gesandt werden oder ob letztlich nichts war von ihm übrig geblieben, der Trauerzug und das Begräbnis müssten zudem organisiert werden. Dass Epicharis den Praefectus Castrorum der Legio I kannte, würde vieles einfacher machen. Gracchus selbst hatte sich kaum je mit militärischen Belangen beschäftigt, wusste nicht einmal, wer in solchen Dingen ein Ansprechpartner würde sein, und hätte darum nur eine Nachricht zum Stammlager der Legio I gesandt, deren Beantwortung jedoch konnte dieser Tage Wochen dauern, da vermutlich dererlei Nachforschungen viele würden angestellt werden während des Feldzuges.
    "Ja"
    , bestätigte er darum schließlich.
    "Ich werde meiner Tante eine Nachricht nach Baiae senden, Marcus' Mutter."
    Es schauderte ihn bereits beim Gedanken daran mit Agrippina in Kommunikation treten zu müssen. Zwar war der Schriftverkehr mit ihr nicht halb so furchteinflößend, wie ihr leibhaftig gegenüber zu stehen, doch gleichsam musste jedes Wort und jeder Satz auf das Genaueste hin abgewägt werden. Dazu stellte das Schreiben in Aussicht, dass sie ob der Bestattung nun doch persönlich nach Rom würde anreisen, denn jene ihres Sohnes würde sie nicht an sich vorüber ziehen lassen, ohne dabei alles und jeden auf das Schärfste hin zu kontrollieren.
    "Vermutlich ist die Benachrichtigung über seinen Tod dort eingetroffen, vielleicht auch bereits etwas über die näheren Umstände und ob wir ... ob wir mit ... mit seinen ... Überresten ... "
    Der Gedanke, Aristides in einem kleinen Päckchen in Empfang zu nehmen, wollte ihm nicht über die Lippen kommen. Dass nichts von seinem Bruder und seiner Base geblieben war, dass nicht einmal ihr Ende ihm geblieben war, dies war eine Sache, doch die Reste, das Ende Marcus' Existenz in Händen zu halten, dies würde noch weitaus schlimmer zu Ertragen sein. Er erinnerte sich an die Tage, an welchen er je die Überreste seines Vaters und seiner Mutter hatte aus der Erde geborgen, gemeinsam mit seinen Geschwistern Lucullus und Minervina, welche ihm dieser Tage ebenso fremd gewesen waren wie seine Eltern selbst. Fremd, wie Aristides dies nie gewesen war. Tief atmete Gracchus die frische Luft ein, welche durch das compluvium in den Raum hinein strömte, drängte mühsam die aufkommende Panik in sich zurück, die allgegenwärtige Furcht davor, Stück um Stück zu verlieren, was ihm bedeutsam und teuer war.

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  • Weder war es Derangement noch Amentia, unter der Epicharis litt. Mit ihren neunzehn Lenzen war sie auch bereits aus der Phase der weiblichen Irritationen hinausgewachsen, doch Gracchus wusste gewiss nicht, wie alt Epicharis letztendlich war. Was er wusste, war was er sah: Eine weinende, aufgelöste junge Frau. Dies kombinierte er mit seinem Wissen über die äußeren Umstände, namentlich der Verbindung zwischen Epicharis und Aristides, und seiner persönlichen Annahme, dass aus einer zwanglosen Beziehung zweier Menschen durchaus etwas erwachsen konnte - bei den einen früher, bei den anderen später und bei manchen auch gar nicht. Von dieser Warte aus gesehen, war es nur logisch, was Gracchus dachte, auch wenn die Claudierin ganz anders argumentiert hätte. Aus Epicharis' Sicht hingegen war alles normal. Gracchus verhielt sich nicht seltsam oder gar kurios, sondern wie ein Verwandter, der sich in dieser Situation eben ganz normal verhielt. Hätte Epicharis Gracchus' Gedanken lesen können, wäre hier vermutlich der erste Protest samt Erklärung ihrerseits gefallen, doch da sie kein Orakel war, hatte Gracchus vorerst Glück.


    Während Gracchus sich zierte, Epicharis' aufrichtig gemeinte Worte für sich anzunehmen, schüttelte sie bereits sanft den Kopf und senkte den Blick, als er davon sprach, dass sie ein Teil der Familie sei. Die hilflose Geste, die diese Worte untermalte, fasste sie nur teilweise als solche auf, denn für sie bedeutete das Ausbreiten der Arme gleichsam eine Art Zugehörigkeit für diese Villa. Bestätigend nickte sie sodann, als er ihre Worte des Tatendrangs wiederholte. "Ja, das müssen wir. Es ist unsere Pflicht", bestätigte sie sogleich und meinte damit etwas vollkommen anderes als Gracchus. Während er Aristides vor seinem geistigen Auge bereits als kleines Paket vor sich sah, weigerte sich alles in Epicharis, daran auch nur für den Bruchteil einer Sekunde zu denken. Es war so viel einfacher, den vagen Hoffnungsschimmer tief in ihrem Inneren beständig zu schüren, auf dass er einer Blume gleich wuchs und gedieh und das scheinbar Unabwandelbare doch wandelte. Bereits formten sich hinter ihrer Stirn Formulierungen an den Praefectus Matinius, dem sie so bald wie möglich einen Eilbrief senden wollte - musste! - wohingegen Gracchus' Denken von Düsternis erfüllt war, einer Elegie gleich.


    Skeptisch wurde Epicharis erst, als Gracchus davon sprach, Aristides' Mutter zu schreiben, von welcher sie angenommen hatte, sie sei tot, da sie nicht auf der Sponsalia zugegen gewesen war. Einen Moment lang drehten sich die Gedanken nur um die Frage, warum er ausgerechnet ihr schreiben wollte, doch die Erklärung folgte auf dem Fuße und neuerlich verspürte Epicharis einen Stich in ihrem Herzen, weil er aussprach, was sie zu verdrängen suchte. Die Befangenheit, die in Gracchus' Worten mitschwang, betrübte Epicharis. Aristides hatte doch stets den Namen seines Vetters in einem Atemzug mit seinem persönlichen Idealbild eines Senators und der Selbstbeherrschung in Person genannt? Aber was dachte sie da nur, natürlich musste diese Nachricht ihn genauso getroffen haben wie sie selbst. Da sie niemand war, der leidenden Menschen Trost versagte, kam sie auch hier wieder näher und legte dem Flavier behutsam und selbst weiß wie Kalk eine Hand auf die Schulter. "Gracchus", sagte sie traurig und leise und ärgerte sich kurz darüber, dass sie seinen Praenomen vergessen hatte, denn der Cognomen kam ihr schrecklich distanziert vor - zu distanziert für eine solche Situation. Mit dem Heben der Hand war die Palla etwas von der Schulter gerutscht. Es fiel ihr schwer, ihr Gefühl angesichts derUmstände in Worte zu fassen. "Ich bitte dich: Lass uns investigieren. Ich mag nicht glauben, dass er...dass er wirklich...dass er nicht mehr wiederkehrt", schloss sie mit schwankender Stimme, doch entschlossenem Blick. Woher sie die Kraft nahm, wusste sie selbst nicht so genau.

  • Nicht nur, dass Epicharis kein Orakel war und ob dessen keinen Protest konnte gegen Gracchus' Gedanken erheben, war für diesen ein äußerst günstiger Umstand, sondern gleichsam ebenso, dass jener sich nicht dessen gewahr war, welch Glück ihm an diesem Tage durch diesen Umstand beschieden war, denn Glück war ein Gut, welches in seinem Leben kaum eine Berechtigung zur Existenz genoss, und welches er noch weniger geneigt war anzunehmen als seine Person lobpreisende oder auch nur schätzende Worte. Ohnehin war es vermutlich von Vorteil, dass ein Mensch nicht in den Geiste eines anderen konnte blicken, denn hätte Gracchus jenen Geist der Claudia geblickt, er wäre ob ihrer Gedanken wahrlich nur mehr verwundert, verwirrt und verloren gewesen als ohnehin. Doch zurück zum Geschehen, in welchem die Claudia nicht des Flaviers Gedanken, noch der Flavier der Claudias Gedanken blickte, und somit die entstandene Verwirrung sich nur auf je eigene Derangierung bezog, und fort von Eventualitäten zu Tatsachen. Tatsächlich schwankte Gracchus augenblicklich zwischen der Sehnsucht nach seinem stillen Cubiculum, dem Wunsch von all dem nichts zu wissen - auch von Epicharis nicht und gerne auch nicht von sich selbst - und der durch seine Herkunft genährten Erwartung, die Kontrolle über das Geschehen und allem voran sich selbst zu be-, die Familie beisammen zu halten und jegliche Last und Verantwortung von ihr abzuwenden und auf seine eigenen Schultern zu laden, was auch Epicharis' Trauer und Leid zu inkludieren suchte. Instinktiv und ohne einen Gedanken daran zu verschwenden hob er seine Hand und schob Epicharis' Palla zurück über deren Schulter, um die Harmonie ihrer Erscheinung wiederherzustellen, zumindest soweit dies möglich war. Mit der gleichen Bewegung nahm er ihre Hand von seiner Schultern, legte sie zwischen seine eigenen Hände und blickte der Claudia sodann tief in die durch die zuvor vergossenen Tränen schimmernden Augen, so als könne er durch ihre Pupillen hindurch bis weit in ihren Geist vordringen, als würde eben dort ein kleiner Schalter darauf warten, umgelegt zu werden, so dass Epicharis sich der unvermeidlichen Wahrheit würde stellen. Denn wie sinnlos schien es ihm noch zu Hoffen, der er nurmehr gar das schlimmste allen Übels erwartete, der er kaum noch um sich herum mehr denn Vergehen und Verblühen sah, kaum mehr denn Trostlosigkeit, Endgültigkeit, Vergessenheit und Leere.
    "Es tut mir leid, Claudia ..."
    Er blinzelte kurz, schüttelte marginal den Kopf, als wolle er eine Blockade daraus vertreiben, welche noch immer und trotz allem allzu vertrauten Umgang zu verhindern suchte.
    "Epicharis. Doch es besteht kaum Hoffnung. Die Legio ist nicht einfach ein Kampfverbund, es ist eine disziplinierte und straff organisierte Einheit, mit einer beinahe unfehlbaren Verwaltung. Bis ein Mann endgültig als verlustig nach Rom gemeldet wird, werden umfassende Prüfungen getätigt, allein um den Verdacht der Fahnenflucht zu exkludieren. Ein Irrtum ist daher gänzlich ausgeschlossen. Der Glaube indes mag essentieller Anteil unseres Lebens sein und durchaus so manches Ereignis oder manche Tat bewirken können, welche kaum je als möglich gelten."
    Es war ihm selbst nur allzu bewusst, welche Macht dem Glauben inne wohnte, denn obgleich er sich dieser Konsistenz in Bezug auf sein eigenes Leben nur selten gewahr war, so hatte ihn doch seit jeher das Machtgefüge im Hintergrund des Cultus Deorum fasziniert und seinen Drang genährt, eben in jenem Gefüge die Fäden in Händen zu halten.
    "Doch der stoffliche Tod hat nichts mit Glauben zu tun, und so sehr wir uns auch danach sehnen, die Endgültigkeit des Vergehens durch unseren festen, unerschütterlichen und bisweilen irrealen, doch dadurch nur um so menschlicheren Glauben zu negieren, so ändert dies nichts an der Tatsache, gleich wie stark er sein mag. Es ist eine harte Erkenntnis, Claudia, doch dies ist das Leben, hart und unbarmherzig."
    Es war ihm ein Gräuel, ihr dies zu eröffnen, jedoch war es unvermeidlich. Gracchus löste seine Augen von den ihren, kehrte seinen Blick in sich und senkte seine Stimme, welche von einer Traurigkeit überlagert wurde, welche seit einiger Zeit ihm tief innewohnte.
    "Doch das wahrlich Entsetzlichste daran ist, dass das Leben um dich herum trotz allem nur einfach weiter seinen Lauf nimmt, seine gewohnten Bahnen zieht als wäre nichts geschehen, obgleich doch ein Leben erloschen ist, welches für seinen Träger einzigartig war, obgleich doch eine Welt in sich kollabiert ist, für immer vergangen, obgleich doch ihre Anwesenheit für uns verloren ist, obgleich doch wir zurück bleiben mit leerem Platz in unserem Herzen, welcher durch nichts niemals wieder zu füllen sein wird. Die Zeit heilt alle Wunden, so sagt man, doch der Tod ist keine Wunde und auch die Zeit ist gegen ihn machtlos."
    Längst sprach er nicht mehr nur von Aristides.

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  • Unvermeidlich. Wahrheit. Tatsache. Ausgeschlossen, Tod und Erkenntnis. Epicharis wollte diese Worte allesamt nicht hören, drängte Gracchus sie damit doch dazu, die Nachricht als unwiderruflich anzunehmen, und dies entsprach ganz sicher nicht dem, was sie wollte oder auch zu tun gedachte. Epicharis blickte bestürzt zu Gracchus auf, als er sie so förmlich ansprach, ehe er sich korrigierte. Sein Verhalten schien seinen Worten von eben zu widersprechen und stellte die Distanz wieder her, die sie ob der gemeinsamen Betroffenheit so flugs überwunden hatten. Epicharis hielt die Luft an, denn so waren Gracchus' Worte besser erträglich. Sie wollte sie nicht gleichsam mit der Luft einsaugen, damit sie sich nicht einnisten und ihren winzigen Hoffnungsschimmer sverderben konnten. Aus großen Augen sah die Claudia Gracchus an und begann beim Ende seiner Worte, abwehrend den Kopf zu schütteln. Sie wusste natürlich schon ihres Vaters wegen um die Beschaffenheit der Heeresorganisation, verdrängte dieses Wissen aber recht nachdrücklich und mit Erfolg. Gracchus kramte es mit seinen Worten wieder hervor. "Aber niemand ist frei von Fehlern, Gracchus!" prononcierte sie daher leise und schwieg neuerlich einen Moment, in welchem Gracchus Zeit fand, um weiterzusprechen. "Nein", erwiderte Epicharis bestimmt. "Das Leben ist nicht hart und unbarmherzig, Gracchus. Es mag dem Protagonisten zwar bisweilen so erscheinen und vermag auch großen Schmerz auszulösen, aber was ist mit all dein angenehmen Dingen des Lebens? Denke nur an die wärmenden Sonnenstrahlen an einem verträumten Sommertag, einen schmeichelnden Windhauch! Was ist mit dem Gefühl, gebraucht zu werden, mit empfundenem Stolz oder der Liebe? Es gibt so vieles, was das Leben lebenswert macht, nicht unbarmherzig und hart. Man muss die Dinge nur bewusst wahrnehmen und darf nicht in Lethargie verfallen, Gracchus!" Epicharis redete voller Elan. Fast konnte man meinen, Schmerz und Trauer über diese ungeheuerliche Nachricht seien verflogen, doch der bittere Zug um die hoffend lächelnden Lippen verschwand ebenso wenig wie die Augen zu lachen begannen, denn sie zierte immer noch die Trauer. Das Gefühl der Melancholie ergriff Epicharis. Sie betrachtete die Gesichtszüge des Flaviers, befand, dass er schon länger in Lethargie verfallen und daher ohne Hoffnung auf ein gutes Ende war. Und dennoch war genau jenes Spiel, welches Epicharis zu spielen gedachte - nämlich sich der Hoffnung aufzuopfern - gerade deswegen gefährlich, weil die Lethargie nur umso schwerer auf sie hernieder sinken würde, stellte sich heraus, dass es doch Gracchus war, der mit seinen Worten im Recht war.


    Epicharis schiweg, in Gedanken versunken. Doch von ihrem Standpunkt wollte sie nicht weichen, gleich wie viel Kraft es sie kosten mochte. Sie mochte Gracchus, einen Mann von Ehre - zumindest diesen Eindruck hatte sie gewonnen - und weil sie ihn mochte, bot sie das letzte Quentchen Kraft auf, um zumindest zu versuchen, ihn aus dieser trübsinnigen Tristesse zu fischen, soweit es ging. Was war ein Mensch schon ohne Hoffnung? Er war verloren. "Aber du hast Recht, Gracchus, wie du vom Glauben sprichst. Ein Gebet erfrischt die Hoffnung des Herzens. Sind Glaube, Hoffnung und Liebe nicht die stärksten Tugenden, die ein Römer je in seinem Herzen tragen kann?" fragte sie Gracchus und lächelte ihn so zuversichtlich an, wie es ihr möglich war, auch wenn es nicht viel war. "Warst du nicht einst Priester, Gracchus? Würdest du Mars mit mir ein Opfer darbringen, jetzt gleich?"

  • Aber niemand ist frei von Fehlern, Gracchus! Es schallte in seinem Kopfe, als wolle die Bedeutung der Worte gewaltsam durch die dicke Mauer seiner Welt brechen, als könne dies tatsächlich eine Rechtfertigung sein für alles, von Beginn an, vom ersten Sonnenstrahl des Tages, bis zu seinem unabwendbaren Ende in Dunkelheit. Doch Gracchus' Mauer gab kein Stück weit nach, sie war Stein um Stein über die Jahre gewachsen, sorgfältig durch harten Mörtel verbaut, in exorbitanter Weise in Höhe und Breite expandiert in den letzten Wochen und Monaten, ein gewaltiger Schutzwall vor dem Unbill der Welt, doch gleichsam ein steinernes Gefängnis. Welche Freude brachte ein wärmender Sonnenstrahl, wenn man ihn nicht konnte mit demjenigen Menschen teilen, für welchen er bestimmt war, da dieser zu eng mit dem eigenen Schicksal war verwoben? Welcher Sommertag bot verträumte Idylle, wenn all jene, welche in Entzücken zu Teilen fähig waren im fernen Elysium weilten? Wo war das Gefühl, gebraucht zu werden, so gleichsam Pflicht und Schuldigkeit in ihm mitschwang, welche gleichsam dem eigenen Empfinden konträr wirkten? Was, wenn Stolz und Liebe mit einem Messer im Rücken am Grunde des Mare Internum lagen, durch Feindeshand geraubt? Wo waren die angenehmen Dinge des Lebens, wenn nur mehr diejenigen blieben, denen die eigene Existenz nur mehr Schmerz konnte bereiten? Es kam nicht einzig darauf an, die Dinge um sich herum bewusst wahrzunehmen, es mussten zudem die richtigen Dinge in der richtigen Wahrnehmung sein, doch Gracchus fand nur mehr Tristesse und Disharmonie um sich herum und mit jeder Todesnachricht sank er tiefer darin ein. Wäre nicht die Pflicht noch immer der stärkste Strang gewesen, an welchem sein Leben hing, viel stärker noch als die Hoffnung, vermutlich hätte er es längst seiner Mutter gleich getan und die Lebensfäden von eigener Hand gekappt. Epicharis' Betrachtung seiner Selbst war ihm indes unangenehm, Scham kroch in ihm empor, ohne dass er gleichsam genau wusste aus welchem Grunde. Womöglich darob, dass er sich in solcher Weise hatte vor ihr gehen lassen, womöglich, da sie noch immer aller Irrationalität entgegen an das winzige Quäntchen Hoffnung glaubte, während er seinen Vetter bereits zu Grabe trug, was ihn wiederum zu seiner Frage zurück führte, weshalb sie dies tat. Wer war Claudia Epicharis? Sie war ein Mensch zumindest, welcher Glaube, Hoffnung und Liebe allen Tugenden voran stellte, ein Mensch der darum nur um so mehr dem strengen Bild Gracchus' Erwartung - geprägt durch Dignitas, Pietas, Severitas, Firmitas und Industria- entgegen stand, obgleich jenes Bildnis selbst seinem eigenen Hang entgegen wirkte, der er viel eher Clementia, Honestas, Humanitas und Veritas wollte folgen, weshalb es ihm womöglich so leicht fiel, ihrem Drang nachzugeben, obgleich es eben jene Hoffnungslosigkeit und vermutlich auch der Verlust eines Großteils eben jenes Glaubens gewesen war, welcher dafür hatte Sorge getragen, dass Gracchus nicht mehr Priester war.
    "Zu einem Opfer braucht es keinen Priester, einem jedem Römer ist die Fähigkeit zu kultischem Handeln gegeben."
    Ein wenig Überwindung kostete es ihn trotz alledem, sich ein feines Lächeln abzuringen.
    "Möchtest du dies in einem Tempel vollziehen oder gereicht dir die Purität unseres Anwesens zur Zufriedenheit?"
    In keinem Falle war es verkehrt, ein Opfer dem Kriegsfürsten angedeihen zu lassen, mochte es den verstorbenen Marcus vor maliziöser Feindesschändung bewahren oder einen unwahrscheinlicherweise noch lebenden Marcus vor dem maliziösen Feind an sich.

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  • Sim-Off:

    Wollen wir die Opferung noch ausspielen oder findest du das weniger sinnvoll? :)


    "Natürlich ist sie das", entgegnete Epicharis beinahe sanft auf Gracchus Hinweis, einem jeden Römer läge die Religio im Blut. Die Sorge um Aristides überwog nun bei weitem die Gedanken an das, was dieser Acta-Artikel suggerierte. Nicht einmal kam ihr in den Sinn, Gracchus würde tief in seinem Inneren wirklich zweifeln daran, dass sein Verwandter dem Leben entrissen worden war. Spürte er denn nicht, dass dem nicht so sein konnte? Epicharis ward, als würden die Geister der Ahnen, die Allwissenden, die sie überall umgaben, beständig das Haupt schütteln. War es Gracchus verborgen, obgleich er ein Priester des Göttervaters gewesen war? Doch da, er lächelte, wenn auch nur schwach. Epicharis hoffte, der Keim der Hoffnung würde in ihm aufgehen.


    "Nicht mir soll das Opfer gefallen", rief sie Gracchus ins Gedächtnis. Schließlich war Mars derjenige, der das Opfer genießen sollte. "Ich denke, einem Opfer an eurem Altar wird Mars ebenso viel Aufmerksamkeit zollen, wie einem in seinem Haus. Schließlich hat er ganz bestimmt sein Augenmerk schon hierher gerichtet, ist doch Marcus einer seiner Soldaten. Und ich weiß, dass er den Göttern treu ist", erzählte Epicharis und nickte bestimmt. Im Grunde hatte sie Aristides dazu nicht einmal befragt und auch sonst war seine Haltung den Göttern gegenüber niemals zur Sprache gekommen, doch konnte sich die fromme Epicharis nicht vorstellen, dass ausgerechnet ein Soldat die Götter vernachlässigte.

  • Ein wenig mehr noch dehnte sich das feine Lächeln um Gracchus' Mundwinkel aus, er legte den Kopf in marginaler Weise schief - eine Art seitwärts gerichtetes Nicken, während er antwortete.
    "Natürlich hast du Recht, Mars wird unsere Bitten vernehmen, gleich, wo wir jene äußern."
    Er wandte sich um, fixierte einen der fortwährend und immerzu in der Villa herumstehenden Sklaven.
    "Bereite Opfergaben, dem Mars würdig. Spute dich."
    Eilig sauste der Angesprochene hinfort, um den halben Sklavenhaushalt in Aufruhr zu versetzen, auf dass dieser schnellstmöglich angemessene Opfergaben würde herbei schaffen. Indes bat Gracchus Epicharis hin zu dem kleinen Raum, welcher das lararium beherbergte, dieser Zeit geschmückt mit den Gaben des herannahenden Herbstes, die Schalen für lares und penates stets gefüllt und auch die genii der Hausherren nicht vernachlässigend. Es dauerte nicht allzu lange, bis die Sklaven mit den Gaben für ein Opfer herannahten, Opferkuchen und Wein, ein Hahn mit rotfarbenem Gefieder für das blutige Opfer draußen im Hof, Weihrauch stand ohnehin immer an dem kleinen Hausaltar bereit. Wie es dem Kriegsfürsten zustand, reichten Epicharis und Gracchus die Opfergaben dar, formulierten ihre Bitte und zelebrierten den Ritus, bis dass die Gaben gegeben, das Blut vergossen und die Hoffnung erstarkt war. Doch obgleich es der Claudia mochte nach all dem ein wenig leichter gewesen sein um ihr Herz, so versank Gracchus erneut in tiefen Defätismus ob des Todes seines Vetters, nachdem sie die Villa hatte verlassen.


    ~ finis ~

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