• Ursus verstand das Problem, das sie ihm deutlich machen wollte und legte grübelnd seine Hand an das Kinn. Doch dann zeigte sie ihm schon neue Gesten und er hatte wieder etwas zu erraten. Er mußte zugeben, daß ihm diese Art zu lernen ziemlich viel Spaß machte. Zumal sie offenbar ihre Angst vor ihm langsam vergaß. Zumindest, solange sie damit beschäftigt war, ihm etwas beizubringen.


    "Das erste verstehe ich nicht... Das zweite.. Reicher Mann? Das dritte sieht eindeutig nach Diener oder Sklave aus. Und Bettler, das ist auch leicht zu verstehen. Was heißt das erste? Und das zweite?" Er deutete auf die Wachstafel, während er fragte. Sie sollte es besser aufschreiben.


    "Für Mann könnte man auch das hier machen." Er fuhr sich über das Kinn nach unten, als würde er sich über einen Bart streichen. "Wir Römer tragen zwar keinen Bart, aber ich finde das relativ eindeutig. Und für Frau... Hm. Das ist schwieriger. Vielleicht ihr langes Haar andeuten?" Er blickte sie fragend an. Es war ihre Sprache, er wollte ihr da nicht unbedingt etwas vorschreiben. Nur Vorschläge machen.

  • Jetzt verstand er sie nicht. Bereitwillig ergriff sie den Stift, schrieb die Bezeichnungen nieder. *Senator. Kaufmann.* Die Gebärden fügte sie hinzu. Tilla schob ihm die Tafel zu, zeigte vier Finger und tippte den dritten sowie den vierten Finger an. Diener. Bettler. Das hast du richtig. Nickend und lächelnd freute sie sich für ihn, zeigte ihm den erhobenen Daumen. Allmählich gefiel ihr diese Aufgabe immer besser. Impulsiv setzte sie sich rittlings auf die Sitzbank. So konnte sie ihn besser beobachten...


    Stimmt. Bart ist gut. Tilla wiederholte seinen Vorschlag, stimmte somit zu. Bei Frau zögerte sie noch, überlegte ihrerseits eine Weile. Lange Haare geht auch. Haar(-strähne) kämmen? Oder wie wäre es mit Schminke oder Parfüm? Sie tat so als ob sie sich die Lippen anmalte oder die Handgelenke mit Parfüm einrieb. Kinder sind so und so. Tilla wiegte ein fiktives Baby in der schmalen aber kräftigen Armen. Artete diese 'Unterhaltung' mit Ursus nicht langsam in ein theaterähnliches Spiel aus? Und wenn, es machte Spass, liess Tilla halbwegs vergessen, dass sie stumm war.

  • "Senator! Ja, natürlich! Da hätte ich auch drauf kommen können", lächelte er und schüttelte über sich selbst den Kopf. "Kaufmann, Händler... ja, gut, das leuchtet auch ein." Dann beobachtete er ihre weiteren Gesten und lächelte über ihre Freude. "Das dritte und vierte habe ich also richtig. Gut. Das ist für richtig." Er wiederholte die Geste mit dem erhobenen Daumen.


    "Hm, dieses Kämmen ist recht eindeutig, aber ich finde es arg auffällig und aufwendig. Wie ist es, nur eine Strähn lang zu ziehen? So?" Er tat so, als würde er sich in lange Haare fassen und eine der Strähnen durch seine Finger laufen lassen. "Da würde schon diese Geste reichen." Er deutete das ganze jetzt nur noch kurz an mit spitz zulaufenden zusammengefaßten Fingern, nach oben gerichtet, die Hand ein Stück nach unten führen. "Das ist kurz, knapp und der Zusammenhang ist noch eindeutig genug, daß man es sich gut merken kann." Es war schon mal ein Vorschlag, die Gesten etwas kleiner und unauffälliger zu gestalten.


    "Baby? Kleines Kind? Nein, Kind allgemein!", riet er dann weiter, als sie die wiegende Bewegung machte. Sie spezialisierte sich schließlich nicht sehr, daher mußte es den Oberbegriff bedeuten.


    Es freute ihn, daß sie so sichtlich lockerer wurde. Ihre Angst schien im Moment vergessen. Doch natürlich durfte er das jetzt nicht herausfordern, war ja auch nicht nötig. Sie würde schon mit der Zeit begreifen, daß er ihr nichts antun wollte.

  • Diese Geste passte auch. Sie sah ihm mit schiefgelegtem Kopf zu, ahmte die Geste mit der Haarsträhne nach. Alles klar. Mann hat Bart und Frau hat Haar(-strähne). erwiderte sie lächelnd, klatschte in die Hände, erfreut darüber, dass sie beide bessere und schneller verständlichere Gesten erfunden hatten. Einmal mehr zeigte sie auf den dritten Finger ihrer rechten Hand, dass er wieder ins Schwarze getroffen hatte, hob danach mit einem bestätigenden Nicken den Daumen. Das macht Spass. 'sprach' sie mit ihren Händen, berührte ihre Nasenspitze und lächelte dazu.


    Mit einem verschmitzten Grinsen, zog sie die Tafel zu sich heran und schrieb fein säuberlich alles auf, was sie bisher an Gebärden hatten. Mit dem Stift deutete sie auf das erste Wort und fügte die entsprechende Geste hinzu. Tilla setzte die Liste fort. Reden. Essen. Trinken. Schreiben. Komm. Geh. Bitte hilf mir. Komm schnell. Es ist sehr wichtig. Besuch für Dich. Senator. Kaufmann. Diener. Bettler. Mann. Frau. Kind. Tilla deutete auf Ursus und tippte die Tafel an. Jetzt bist du dran. Sie holte Luft und fügte die dazugehörige Geste hinzu. Bitte.

  • Ursus lachte als er sah, wie sehr sie sich freute. Was für ein Unterschied zu vorhin, wo sie sogar unter der Bank durchgekrochen war vor lauter Angst! So gefiel sie ihm viel besser. Richtig hübsch war sie, wenn sie sich so freute.


    Die Geste mit der Fingerspitze verstand er nicht so ganz. Es schien etwas mit Freude zu sein. Sie freute sich. Aber das war ohnehin nicht zu übersehen. Sie hatte richtig Spaß dabei, mit ihm zu lernen. Und ihm machte es auch Spaß. Versuchsweise ahmte er einfach ihre Geste nach, um ihr zu zeigen, daß er auch Freude an diesem "Spiel" hatte, das ja eigentlich gar keins war.


    Nun schrieb sie alles gelernte untereinander. Und bedeutete ihm, daß er dran sei. "Ich bin dran, ja?" Sie hatte noch ein Bitte angefügt, sicherlich angemessen für eine Sklavin, auch wenn er in diesem Moment das Fehlen gar nicht mal bemerkt hätte. "Gut, dann wollen wir mal." Er machte die Geste für Senator und dann gleich noch die für Bettler.

  • Genau, das ist spassig. Tilla tippte ihre Nasenspitze an und lächelte Ursus an. Langsam veränderte sich der Eindruck den sie von ihm hatte und überlagerte die Furcht die sie vor ihm gehabt hatte. Vielleicht würde sie später über sich selbst lachen, wenn sie an die ersten Minuten zurückdachte. Nickend bestätigte sie, dass er dran war und deutete auf ihn. Du bist dran. wiederholte sie.


    Tilla wurde nicht müde, die Gesten und Gebärden geduldig zu wiederholen. Sie wollte ja selbst, dass man sie verstand und dieses Verständnis ihrer Handsprache auch als Schutz vor erneute drakonische Strafen. Mit wachem Blick sah sie Ursus zu, korrigierte, ihn von sich aus ganz kurz berührend, seine Handstellung. So musst du das 'Senator' machen.. nicht zu weit weg von der Brust. erklärte sie, führte selbst die Geste vor. Vielleicht sollte sie sich neben ihn setzen? Sie saßen ja schliesslich spiegelverkehrt gegenüber. Nein!! Für diesen Schritt war sie noch nicht bereit. Tilla tippte die Tafel an, deutete mit dem Stift auf die ersten Wörter in der Liste und sah Ursus an.

  • Ursus störte sich nicht daran, daß sie ihn berührte. Doch er wunderte sich, daß sie das fertig brachte, nachdem sie vorhin so ängstlich auf den Abstand geachtet hatte. Anscheinend begriff sie wirklich langsam, daß sie keine Angst zu haben brauchte.


    Er ließ sich von ihr belehren und versuchte die Geste für Senator nochmal nach ihren Korrekturen. Das kam wohl eher hin, ja. Er nickte verstehend. "Gut, dann näher am Körper. Vielleicht auch nicht ganz so ausgeprägt? So reicht doch auch?" Er machte die Geste kürzer und blickte sie fragend an.


    Dann blickte er auf die beiden Wörter, die er jetzt darstellen sollte. Reden und essen, das war einfach. Er machte die Gesten und hielt sie auch hier recht sparsam. Ob ihr das reichen würde? "Findest Du nicht, so ist es eindeutig genug?" Wieder blickte er sie fragend an. Es war wirklich interessant, die Sprache nicht nur zu lernen, sondern sie auch noch zu verfeinern.


    "Wie wäre es, wenn Du uns mal einen kleinen Imbiß aus der Küche holen würdest? Und etwas zu trinken? Aber für zwei Personen, hm? Als Lehrerin hast Du Dir das echt verdient." Er lächelte sie an. Sie würden sicher noch eine Weile brauchen und sein Magen meldete sich schon mit leisem Knurren.

  • Kurze Geste für Senator? Wollte er mit ihr eine noch stillere Sprache als ihre bisherige Handsprache basteln? Tilla beobachtete seine Handbewegung und die Stelle die sie berührt hatte. War diese spontane Akktion doch nicht so gut gewesen? Rasch suchte sie mit dunklen Augen seine Mimik ab und fand zu ihrer Erleichterung keine Anzeichen von Verärgerung. Nickend hob sie den Daumen, zeigte ihm, dass es so mit den verkürzten Gesten auch in Ordnung war. Vielleicht sollte sie ihre eigene Zeichensprache überdenken? Aber dazu später... denn jetzt sprach er wieder zu ihr.


    Mit einem Nicken und kurzen Aufleuchten der Augen rutschte sie von der Bank, rannte über den Rasen zur Küche rüber. Soweit sie wusste war Dina dort beschäftigt.. und eine Schreibtafel gab es da auch. Eine schriftliche Erklärung reichte, kurz berichtete sie ihr, was sie mit Ursus im Garten machte. Dina half Tilla die Eßsachen zusammen zu stellen. Nach einer ganzen Weile erst kehrte sie zu Ursus zurück, trug das schwere Tablett mit den Händen. Wie blöd, dass sie nicht sehen konnte, wo sie ihre Füße hinsetzte, aber sie schaffte es ganz ohne stolpernde Zwischenfälle zur Bank. Dort stellte sie es ab, legte den Kopf schief. Und jetzt? Bisher hatte sie immer abwarten müssen, bis die Herren gegessen hatten. Daher trat sie vor Ursus zurück, stellte sich in respektvoller Entfernung auf. Tilla bemühte sich den plötzlich aufgetauchten Appetit auf Trauben, Käsewürfel, Nüsse und Brot zu unterdrücken.

  • Ursus freute sich, daß sie mit seinen Änderungen ihrer Gebärden einverstanden war und lächelte, als er sah, wie eifrig sie aufsprang, um etwas zu essen zu besorgen. Sie ließ ihre Tafel liegen. Aber sie würde schon wisse, ob sie sie brauchte oder nicht. Auf die Idee, vielleicht alleine ein wenig zu üben, kam er nicht.


    Es war aber auch ein schöner Tag heute. Nicht zu warm und nicht zu kühl. Er atmete tief durch und lehnte sich ein wenig zurück, um die Ruhe und die frische Luft zu genießen bis Tilla wiederkam. Wie anders war ihm doch jetzt zumute als vorhin. Fast mußte er über sich selbst lachen. Aber nur fast.


    Da kam Tilla auch schon mit einem vollen Tablett zurück. "Stell es zwischen unsere Bänke, dann können wir uns bedienen. Und setz Dich doch bitte wieder. Wir wollen doch weitermachen." Er klang nun durchaus auch ein wenig bestimmt, auch wenn es immer noch freundlich war. Nur hatte sie gerade wieder so die Pose der Sklavin eingenommen, daß er das Gefühl hatte, dem mit einer gewissen Bestimmtheit begegnen zu müssen.


    "Und nimm Dir, es ist wirklich in Ordnung so, Tilla. Du bist eine Sklavin, ja. Und Du bist dafür da, uns zu bedienen. Aber im Moment bist Du meine Lehrerin. Und das ist eine anstrengende Arbeit. Also iß, ja?" Er füllte zwei Becher mit dem stark verdünnten Wein, reichte ihr einen und nahm sich dann von dem Käse und den Trauben, dazu ein Stück des noch leicht warmen Brotes.

  • Noch ein wenig außer Atem,w eil sie sich so beeilt hatte und vom Laufen stand sie auf ihrer Stelle und hob langsam den kopf. Warum sprach er sie jetzt an? Er sollte doch bloß essen! Verwirrt über die Änderung des sonst so üblichen Geschehen lauschte sie seinen Worten, blickte zwischen Mimik, Gestik, Essen und Sitzplatz hin und her. Ja.. weitermachen wäre schön.. aber das Essen. brachte sie spontan hervor.


    Jetzt reckte er ihr auch noch einen gefüllten Becher entgegen. Sollte sie mitmachen? Wirklich? Ein letzter forschender Blick huschte über seine Mimik. Tilla gab sich nach seiner zweiten Ansprache einen Ruck und setzte sich mit kleinen Schritten wieder auf die Bank. Mit etwas eingezogenem Kopf, weil sie noch nicht ganz überzeugt war, das Richtige zu tun, nahm sie sich kleine Portionen von allem etwas und legte es auf dem Teller ab. Tilla nahm sich immer zwei von jedem, schob es in den Mund und kaute langsam. Ihr Blick ruhte auf der Tafel, gedanklich ging sie durch, was sie bisher gemacht hatte. Mit den Fingern riss sie ihr Stück Brot in einzelne Stücke und schluckte. Das Essen.. das ist gut. Wein. Käse. Trauben. Nüsse. Brot. Tilla begann impulsiv wieder die Gesten zu den Bezeichnungen auszuführen.

  • Es dauerte ein wenig, bis sie sich dazu durchrang, sich zu setzen und etwas zu essen zu nehmen. Und sie wagte es auch nur, wenig zu nehmen.


    "Schön", riet er und wiederholte die Geste. "Weitermachen?" Er wiederholte die andere Geste. Als sie dann noch die ganzen Lebensmittel in rascher Abfolge vormachte, lachte er. "Halt, halt, halt, nicht so schnell. - Komm, nimm Dir noch was, Du hast ja kaum etwas ausgewählt!" Er selbst war deutlich weniger bescheiden und trank erstmal einen guten Schluck Wein. Dann aß er etwas Brot und Käse. Kauend machte er dann die Gesten nach, die er sich hatte merken können. *Brot*, *Käse*, Trauben mißlang und die Nüsse hatte er sich nicht so recht merken können. Dafür gelang *Wein* ganz ausgezeichnet, wie wohl nicht anders zu erwarten gewesen war bei einem Mann wie ihm.

  • Tilla stockte als er um Einhalt bat und liess die Hände sinken, die eben noch 'gesprochen' hatten. Forschend sah sie sein Gesicht an und entdeckte eine freundliche, amüsierte Miene, die sie gerade anlachte.


    Seine Aufforderung, sich mehr nehmen zu dürfen, gab ihr den nötigen Mut, dies auch zu tun. Sie nahm sich eine Handvoll Käsewürfel, Trauben und etwas Brot. Mit einem stumpfen Messer, nahm sie von der Butter, strich es auf dem Tellerrand ab und stippte das Brot hinein.


    Nun selbst fleissig kauend sah sie ihm zu, zeigte ihm die fünf Finger ihrer Hand. Brot und Käse sind richtig. Ich zeige dir die anderen nochmal. Trauben abzupfen, Nüssen knacken. Tilla fügte die erklärenden Gesten hinzu, tat so, als ob sie Trauben pflückte oder Nüsse knackte.Sie tippte den kleinen Finger an. Wein ist richtig. Das ist einfach. Handzeichen waren echt nützlich, sie konnte zweierlei Dinge tun: weiterkauen und mit den Händen reden. Sie deutete auf Ursus für die Geste 'Du'. Du bist Mann. Du trinkst Wein. Du ißt Käse. Allmählich fand sie wieder den Anschluß. Mit langsamen Bewegungen schlng sie die Beine in den Schneidersitz, um so bequemer zu sitzen.

  • Während er sich die guten Sachen schmecken ließ, sah er dem Mädchen aufmerksam zu. Er versuchte, sich alles zu merken. Dann wischte er sich die Finger sauber und machte die Gesten nach, während er aussprach, was er glaubte, verstanden zu haben. "Trauben... abzupfen... Nüsse .. knacken." Er lächelte und machte weiter. "Ist... richtig... Das ... ist .. einfach..." Das schien ihm recht eindeutig zu sein.


    Aber er machte noch weiter. "Du ... bist... Frau... Du ... bist... Diener ... Du ... trinkst ... Wein... Du ... ißt... Brot." Es war gar nicht so schwer, wenn man gut aufpaßte und das Prinzip begriffen hatte. Die meisten Gesten waren schlüssig und leicht zu verstehen.


    "Das geht ganz gut", stellte er fest und trank noch etwas Wein. "Erste Sätze, auch wenn sie noch kurz sind." Er versuchte noch etwas. *Du... bist schöne Frau* Das war ein Versuch, ihr ein Kompliment zu machen. Gespannt wartete er auf ihre Reaktion. Ob sie jetzt wohl wieder Angst bekam? Das wollte er jedenfalls nicht. Er hatte es einfach nur freundlich gemeint.

  • Sie nickte und zeigte zwei Finger vor, tippte die Fingerspitzen an und nickte lächelnd. Ganz genau. Das ist einfach. Du verstehst es allmählich... Jetzt machte Ursus eigene Gebärden. An einem größeren Käsewürfel knabbernd sah sie seinen Händen zu und grinste. Wieder zeigte sie vier Finger einer Hand vor, tippte sie nacheinander an, zeigte den erhobenen Daumen. Prima.... Ursus, wollte sie sagen, da fiel ihr auf, dass sie noch keine Namensgebärde für den Mann, der ihr gegenüber saß, hatte. Ihre eigene Namensgebärde hatte sie ihm ebenfalls noch nicht gezeigt beziehungsweise verraten. Dafür wollte sie noch etwas abwarten... sie saß erst wenige Stunden mit ihm hier im Garten zusammen. Uhm.. was zeigte er ihr da? Du bist schöne FrauTilla sah auf ihren Teller hinab, um ihre erröteten Wangen zu verbergen. Wie sollte sie bloß darauf reagieren? Sie ergriff einige Weintrauben und aß sie auf. Er hatte ihr gesagt, wie er sie wahrnahm. Tilla hielt sich nicht für schön. Überhaupt hatte sie noch keinen Gedanken daran verschwendet. Danke erwiderte sie schlicht und probierte nun endlich den Wein. Brrr... sie schüttelte sich kopfschüttelnd, verzog das Gesicht. Bah.. ich mag keinen Wein. Saft von Orangen ist gut.

  • Wie nett, sie wurde rot! Ursus lächelte sie an und mußte sogar auflachen, als sie das Gesicht verzog wegen des Weines. Dabei war der Wein gar nicht trocken, sondern süß und lecker. Aber es war eben nicht jedermanns Geschmack. Vor allem nicht beim ersten Versuch.


    "Das heißt danke", versuchte er die neue Geste. "Aber den letzten Satz habe ich nicht verstanden. Irgendwas ist gut? Was ist gut?" Es mußte ein Getränk sein, denn sie hatte es im Zusammenhang mit dem nicht schmeckende Wein gesagt. Aber nach Wasser hatte es irgendwie auch nicht ausgesehen.


    Er nahm sich eine Handvoll Trauben und zupfte sich eine ab, um sie sich in den Mund zu stecken. Nachdem er ausgekaut hatte, fragte er sie: "Wir hatten Mann und Frau. Aber wie machst Du es, wenn Du eine bestimmte Person meinst? Dina oder meinen Onkel oder mich? Hast Du für jeden eine Gebärde? Gibt es eine für Dich außer dem Begriff ich?"

  • Sie schüttelte sich nochmal, schob den Wein beiseite. Er fragte sie nach dem was sie am liebsten trank. Wie sollte sie ihm orange erklären? Tilla legte die Stirn in Falten, dachte angestrengt nach. Ihr Gedankengang wurde abgelenkt nach der Frage, wie sie bestimmte Personen bezeichnete. Ihr kam der Gedanke, oder ihre Gedanken lesen konnte oder war ihr Zögern so auffällig gewesen?? Langsam schüttelte sie den Kopf, zuckte mit den Schultern. Es gefiel ihr 'Lehrerin' zu spielen, brachte sie gleichzeitig dazu, sich genauer zu erklären und es warf vielerlei Fragen auf. Eine Idee tauchte auf, wie sie die erste Frage beantworten konnte. Bleib sitzen.. ich bin gleich wieder da.


    Darum sprang sie von der Bank auf, lief in den hinteren Teil des Gartens und kehrte mit drei reifen Orangen zurück. Die Bewegung tat ihr gut und ermöglichte ihr sich auszutoben, gar das Erröten loszuwerden, wobei sich dies auch nicht gerade vermeiden liess. Bewegung brachte ebenso rote Wangen hervor wie ein Kompliment... Sie blieb vor der Bank stehen, legte die Orangen auf das Tablett. Orangen.. die haben Saft.. den kann man trinken. versuchte sie ihm zu erklären, bohrte mit dem Fingernagel eine Schale an und riss die auf. Es spritzte, tropfte, kleckerte zugelich. Die Tropfen trafen ihre und auch Ursus Kleidung. Tilla machte unbeirrt weiter daran, die Orange zu schälen, damit sie beide die Frucht essen konnten.

  • Seine Fragen schienen von der Art zu sein, über die sie sich bisher wohl eher weniger Gedanken gemacht hatte, weswegen ihr die Antwort offenbar schwer fiel. Man sah ihr an, wie ihre Gedanken sich überschlugen. Und dann schien sie eine Idee zu haben.


    Sie eilte aufgeregt davon und Ursus blickte ihr kopfschüttelnd hinterher. Sie war wie ein Vogel, ängstlich, wenn man ihm zu nahe kam, ansonsten aber Fröhlichkeit verbreitend und flatternd. Gerade flatterte sie in den hinteren Teil des Gartens und erst als sie zurückkam, verstand er, was sie wollte.


    "Orangen", sagte er überflüssigerweise und schreckte etwas zurück, als sie herumspritzte. Seine Augenbraue hob sich wieder einmal, doch dieses mal merkte er es nicht. "Sei etwas vorsichtiger, sonst werden die anderen Sklaven zornig auf Dich. Solche Flecken sollen ja schwer rausgehen." Ihm selbst war es relativ egal. Er hatte nicht seine beste Kleidung an und waschen mußte er ja nicht.


    "Du magst also lieber Organensaft als Wein." Eine umständliche Art, es ihm zu erklären, sie hätte es ja einfach auf ihre Tafel schreiben können. "Hat man Dir nie gezeigt, wie man Orangen schält, ohne daß sie so spritzen und matschig werden?" Er nahm eine Orange, dann sein Messer, ritzte die Schale ein und schälte sie dann gekonnt und sauber. "Siehst Du?" Er brach die Frucht auseinander in einzelne Schnitze und legte diese auf das Tablett. Eines davon steckte er sich gleich in den Mund. Süß und saftig.


    Als er aufgegessen hatte, fragte er nochmal. "Also, wir brauchen Gesten für jede Person hier im Haus. Das ist gar nicht so einfach. Könnte man nicht mit den Fingern auch Buchstaben zeigen? Es braucht ja nicht immer den ganzen Namen. Anfangsbuchstabe oder die ersten zwei reichen doch meistens." Er zeigte ein C mit seiner Hand an und meinte dann. "Corvinus. Und bei Cotta brauchen wir noch einen zweiten, damit man ihn nicht mit Corvinus verwechselt. - So." Er zeigte C und O. "Was meinst Du?"

  • Sie beendete das Schälen der eigenen Orange und sah ihm zu, wie er mit dem Messer schälte. Er hatte gut reden.. Wie sollte sie bitte schön, eine Orange schälen, wenn sie nicht mal ein Messer besaß? Denn darum spritzte, tropfte und kleckerte es ja. Sorgsam schob sie trotz der missmutigen Gedanken die Schalen auf ihren Teller rüber und nahm wieder auf der Bank Platz. Ja, Orangen trinken und essen tue ich gerne. Tilla nickte, hob den Daumen und schob sich die ersten Stückchen ihrer Orange in den Mund.


    Kurz darauf schüttelte sie den Kopf, zog die Tafel heran. *Nein, das hat mir keiner beigebracht. Mein alter Herr hat die Messer immer verschlossen gehabt. Nur der Oberkoch durfte ein Messer haben. Darum mache ich das Schälen mit den Fingern.* Dies war bald auf dem Wachs zu lesen, ein Versuch sich zu erklären. Tilla legte den Stift beiseite und aß ihrerseits die restliche Orange, wobei sie sich hütete unnötig zu kleckern. Seine Ermahnung hatte sie nicht überhört sondern nahm sie ernst.


    Kauend sah sie ihm zu, dachte über seinen Vorschlag nach. U wie Ursus. D wie Dina. Überraschend nannte sie Ursus an erster Stelle.. und danach erst Dina, obwohl sie die ältere Frau als allererstes kennengelernt hatte. Corvinius. Cotta. T wie Tilla. Immer noch verschwieg sie ihm ihre Namensgeste. Welche Geste würdest du dir denn für dich ausdenken?

  • Dieser vorherige Herr von ihr war ja wirklich ein eigenartiger Mann. Wie sollten die Sklaven denn arbeiten, wenn man ihnen kein Werkzeug gab? Aber natürlich, wenn man seine Sklaven so schlecht behandelte, mußte mal wohl auch fürchten, ihnen ein Messer in die Hand zu geben. Dabei gab es auch noch haufenweise Tötungsmöglichkeiten ganz ohne eine Waffe wie ein Messer.


    "Hier bekommst Du ein Messer, wenn Du eins brauchst. Es ist ein Werkzeug, das man doch schließlich dauernd braucht. Also... scheu Dich nicht, in der Küche eines zu nehmen, wenn Du Obst schälen willst." Sie mußte noch vieles lernen, bevor sie hier in diesem Haus zurecht kam. Aber er zweifelte nicht daran, daß sie sich bald eingewöhnte, denn in den meisten Punkten waren es ja offensichtlich Verbesserungen für sie.


    "Eine Geste für mich? Hm. Das ist nicht leicht. Ich finde, andere können sowas viel besser, als man selbst. Was wäre denn die Geste für Dich? Du hast immer noch nicht gesagt, ob Du eine hast." Ihm würde schon eine einfallen für sie.

  • Mit großen Augen sah sie Ursus an. Sie durfte sich ein Messer nehmen? Aber das war ja.. Doch im restlichen Satz nahm sie die Einschränkung wahr. wenn Du Obst schälen willst. Aha.. somit wusste sie wie die Sache aussah. Ihre Mimik verschloß sich. Tilla nickte gehorsam, merkte sich einmal mehr etwas was er zu ihr sagte und widmete sich den übrigen Weintrauben und Nüssen, die da noch auf ihrem Teller lagen. Ein Messer als Werkzeug nehmen... er traf da einen wunden Punkt. Ihr Herr hatte ein Messer gebraucht, um sie zu verstümmeln, auf ewig verstummen zu lassen.


    Mit dunkleren Augen als zuvor hob sie ihren Blick, verfolgte Ursus Hände und steckte sich die letzte Weintraube in den Mund. Das ist einfach. Es ist mir schon von Anfang an aufgefallen. Du musst nur die Mimik benutzen. Tilla zog mit den Fingern eine Augenbraue nach oben, weil sie ihre nicht so gut hochziehen konnte wie er es tat Deine Augenbrauen sind dein Zeichen. Du kannst sie auch nur andeuten.. Sie 'malte' ihre eigene Augenbraue nach, zog eine zweite unsichtbare Augenbraue drüber. Ursus = Augenbraue.

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