• Nachdenklich studierte er Bridhes Gesichtszüge. War es denn so unterträglich, das Leben als Sklave? So furchtbar der Gedanke, weitere Sklaven seine Nachkommen zu nennen? War nicht so mancher Sklave am Kaiserhof mächtiger als viele Senatoren? In früheren Zeiten zumindest.


    "Ist das alles, wofür du lebst?", fragte er ernst. "Wen kümmert die Zukunft? Vergiss gestern, vergiss morgen, es gibt nur das Hier und Jetzt. Vergiss Bedauern, Kummer und Reue, oder sie bestimmen dein Leben, nicht du."
    Sein Lächeln blitzte wieder auf.
    "Wir können unser Schicksal ohnehin nicht kontrollieren. Mach es wie ich: Das Wichtigste im Leben ist einfach zu 'sein'. Zu leben. Vielleicht ist das Leben als Sklave nicht viel, aber es ist bei Weitem nicht das Schlechteste."


    Jene Feier schien ihr indes tatsächlich Wichtig, die Begeisterung mit der sie darüber sprach war eindeutig. Wenigstens etwas, das sie aus ihrer Trübsinnigkeit riss.
    "Nun, dann ist das ja das perfekte Fest für dich. Vielleicht bringt es Licht in deine düstere Stimmung."
    Die Frage nach der Erlaubnis konnte er jedoch lediglich mit einem Schulterzucken beantworten.
    "Ich weiß es nicht. Aber ich glaube nicht, dass jemand etwas dagegen haben könnte."

  • Ich würde mich wohl niemals richtig damit abfinden können. Einen Vogel, den man einfängt und anschließend einsperrt, würde sich auch immer nach der Freiheit sehnen. Doch war es nur die Sehnsucht nach Freiheit, wofür ich lebte? Da war einst mehr gewesen, wofür ich gelebt und mich danach gesehnt hatt. Doch das war unwiederbringlich verloren!


    Wie du vielleicht weißt, war ich bis vor kurzem noch, ähm, verliebt.


    Zaghaft sprach ich es aus, obwohl mir doch eigentlich bewußt sein mußte, dass diese Geschichte schon das ganze Haus wußte.


    Da hatte ich diese Kümmernis nicht. In lebte in der Gewissheit, dass es jemanden für mich gab fuhr ich fort.
    Ja, die Verliebtheit hatte das Schicksal, das man erleiden mußte, etwas erträglicher gemacht. Doch davon war nichts mehr übrig geblieben.


    Ja, vielleicht schwindet durch das Fest meine trübsinnige Stimmung.


    Ich lenkte das Gespräch wieder auf das Fest, dass ich beschlossen hatte, zu feiern. Das war eine Thematik, mit der ich gegenwärtig weitaus besser zurecht kam.


    Was glaubst du, sollten wir es draußen im Garten oder hier im Haus feiern?


    Die Frage nach der Örtlichkeit mußte noch geklärt werden. Für das Fest benötigte man ein Feuer. Zu Hause hatten wir das Fest immer an der heimischen Feuerstelle gefeiert. Doch hier bot sich nur ein Lagerfeuer im Garten oder das Herdfeuer der culina an.

  • Sie verstand ihn nicht. Sie verstand ihn ebenso wenig, wie er sie verstand. Ein wenig musste er Schmunzeln ob dieser Tatsache. Kopfschüttelnd hörte er ihre Worte, vermochte jedoch nicht zu sehen, wie jemand seinen Lebenswillen gänzlich verlieren konnte.
    "Ich bin sicher, in diesem Haus oder in deiner Heimat gibt es noch mehr Menschen, die sich um dich sorgen und die dir zur Seite stehen, wenn du sie brauchst, als nur jenen Sklaven. Trauere nicht dem nach was war, sondern freue dich lieber auf das, was noch kommen könnte."


    Draußen oder drinnen? Gute Frage, eine Antwort hatte er jedoch nicht.
    "Ich weiß es nicht. Aber ein keltisches Fest in einem römischen Haus zu feiern kommt mir seltsam vor."
    Wieder erschien jenes Grinsen, das bisweilen stundenlang in seinem Gesicht verharren konnte. Als hätte er einen Witz gehört, den nur er verstand. Als wäre ihm etwas klar geworden, über dessen Lösung er wochenlang gebrütet hatte.
    Er war so gänzlich anders, als sein Gegenüber. War er in seinem Leben einen gesamten Tag trübsinnig gewesen, es wäre hoch geschätzt.

  • Ja, das ist wahr! Ein keltisches Fest sollte nicht in einem römischen Haus stattfinden!


    Da mußte ich ihm sofort Recht geben! So hatten wir es ja vor fast drei Monaten auch mit Samhain gehalten. Nur diesmal würde das Fest erheblich kleiner ausfallen. Nur er und ich! Sonst niemand. Hoffentlich! Dann müßte man sicher auch niemand um Erlaubnis fragen. Schließlich täten wir ja dann nichts schlimmes. Oder sollte ich doch lieber erst einmal fragen? Zweifel beschlichen mich.


    Gut, dann sollten wir uns ein kleines Feuerchen machen. Wenn es etwas aus der Sichtweite der Villa heraus ist, sollte es sicher keinem auffallen!


    Endlich gab es wieder etwas, worüber ich nachdenken konnte. Etwas, was ich planen und dann auch ausführen konnte.


    Auch in Bezug auf das, was er zuerst sagte, dass es hier Menschen gab, die sich um mich sorgten und die da waren, wenn ich sie brauchte, mußte ich ihm auch zustimmen.


    Ja, ich glaube du hast Recht. Diese Menschen, auch wenn es nicht viele sind, gibt es wohl hier. Vielleicht sollte ich mich wirklich wieder freuen können!


    Es tat wirklich gut, wieder lächeln zu können uns so lächelte ich, während Youenn mich immer noch angrinste.

  • "Das ist sicher machbar, der Garten ist ja groß genug."
    Jene Ansammlung von Pflanzen und Statuen noch Garten zu nennen war im Grunde genommen ohnehin die Untertreibung des Jahres. Park, das passte schon eher.
    "Und solange wir nicht die Rosen von Felix anzünden, dürfte es auch keine Probleme damit geben."
    Noch immer grinste er. Das war das Erste, was man ihm nach seiner Ankunft in dieser Villa gesagt hatte. 'Und, bei allen Göttern, lass die Rosen in Ruhe! Fass sie nicht an, sieh sie nicht an, denk nichtmal an sie!'.
    "Was braucht man denn noch für dieses Fest... außer Feuer?"


    Je länger sie sprachen, desto befreiter wirkte die junge Sklavin. Sie lächelte, sie dachte über die Zukunft nach und trauerte nicht jede Sekunde dem nach, was gewesen war. Es gab also doch noch Hoffnung. Dass ausgerechnet er sie eventuell geweckt hatte, wunderte ihn dennoch ein wenig.
    "Na siehst du. Manchmal wirkt alles viel schwärzer, als es ist."
    Langsam wandelte sich sein Grinsen in etwas, das man als Lächeln bezeichnen konnte.

  • Jetzt mußte ich grinsen, als er die Rosen erwähnte. Nein, das Allerheiligste würden wir nicht anrühren!
    Ich ich wusste um die Wichtigkeit dieser Pflanzen. Deshalb hielt ich mich auch ja immer fern davon.


    Also, außer Feuer benötigen wir noch Kerzen und etwas Milch. Ein paar Frühlingsblümchen wären vielleicht auch nicht schlecht.


    Ich malte mir alles so wunderschön aus. Ein kleines Feuer am Rande des Gartens, nur Youenn und ich, ein Opfer für Brigid, die Stille und die Ruhe, die wir genießen könnten. Je mehr ich darüber nachdachte, desto euphorischer wurde ich.


    Ich freue mich schon! Ich freue mich wirklich! rief ich lachend.


    Vielleicht können wir uns auch noch etwas zu Essen organisieren.


    Das war tatsächlich das erste mal, dass ich wieder an etwas eßbares dachte.

  • Er nickte. Die Sachen zu besorgen wäre sicher nicht allzu schwierig... bis auf die Blumen vielleicht.
    "Hm... Blumen... bei uns dürften im Moment noch keine blühen. Gibt es welche auf den Märkten?"
    Zur Not ging es eventuell ja auch ohne das Grünzeug, überlegte Pallas, während er sich am Kinn kratzte.
    Ihr Lachen gepaart mit der freudigen Stimme riss ihn jedoch schon wenig später aus diesen Überlegungen und er sah sie halb irritiert, halb zufrieden an.
    "Das Essen wird das geringste Problem darstellen.", erwiderte er dann grinsend.

  • Er machte sich doch tatsächlich Sorgen um die Blumen! Dabei musste er das doch gar nicht, denn dieses Problem würde sich sicher von alleine lösen. Für die Imbolc Feier benutzte man keine exotischen Blumen, die nur in den warmen Ländern wuchsen. Nein, man verwendete die ersten Blumen, die zu Beginn des Jahres die Erde durchbrachen und zu blühen begannen. In meiner Heimat gab es so etwas, dann musste es doch hier auch so etwas geben!


    Du wirst sehen, wenn es soweit ist, wird Brigid schon dafür sorgen, dass wir Blumen haben. Bald schon wird das erste Grün sprießen und erblühen. Dann ist Imbolc!


    Wieder lächelte ich und in meinem Inneren konnte ich es kaum noch erwarten! Wie ein kleines Kind freute ich mich darauf.


    Ja, ich glaube, mit dem Essen wird es sicher keine Probleme geben. Vielleicht bleibt vom Abend noch etwas übrig für uns. Vielleicht können wir uns ja auch etwas zu trinken besorgen.

    Es würde ein wahrhaft vorzügliches Festmahl werden! Doch noch schöner wäre es, wenn man dazu noch etwas Met hätte. Allerdings wußte ich auch, wie schwer dieser zu bekommen war.

  • Er blickte zwar ein wenig skeptisch, doch widersprach nicht. Bridhe war zuversichtlich, irgendwie würde das dann wohl klappen.
    "Wenn du das sagst.", erwiderte er kryptisch und grinste erneut.


    "Was trinkt man an Imbolc? Doch nicht etwa Wein?"
    Vor seinem inneren Augen tauchte ein Bild wild aussehender Kelten auf, blau bemalt, gekalkte Haare, groß wie Baumstämme... und in der Hand ein filigran gearbeitetes Glas Wein. Er musste sich das Lachen verkneifen.

  • Glaubte er mir nicht, was die Blumen anbetraf? Seine Zweifel übermalte er wieder mit seinem grinsen, das er offensichtlich ständig mit sich zu führen schien. Doch ich empfand das als nicht störend. Nein es animierte mich dazu auch wieder zu grinsen. Doch in meinen Gedanken nahm ich mir vor, in den nächsten Tagen, im Garten nach den ersten Blümchen Ausschau zu halten. Sicher musste es sie auch hier geben!


    Seine Frage nach dem passenden Getränk ließ mich kichern und sogleich mußte ich vehement den Kopf schütteln.


    Nein! Bloß kein Wein! rief ich lachend. Nicht etwa, weil ich ihn nicht mochte, sondern eher auf die Traditionen meines Volkes bedacht. Gut, die Krieger und die Adligen konnten sich Wein leisten und kauften diesen auch bei den römischen Händlern, die an unsere Küste kamen. Doch das einfache Volk, zu dem meine Familie nun zählte, war Wein unerschwinglich.


    Nein, wir trinken Met oder Korma, so eine Art Bier, antwortete ich, nachdem ich mich wieder beruhigt hatte.

  • Sim-Off:

    Sorry, die Uni :rolleyes:


    Als Bridhe begann zu lachen, konnte auch er es sich nicht mehr verkneifen und stimmte fröhlich mit ein.
    "Gut, also kein Wein.", grinste Pallas.
    Anschließend begann er zu grübeln: "Denkst du in Rom bekommen wir dieses Korma? Met ließe sich sicher organisieren."


    Sein Hunger war mittlerweile gänzlich verflogen, so schob er die Schale samt der breiigen Substanz in die Tischmitte.

  • Sim-Off:

    Geht mir genauso! 8o


    Grinsend schüttelte ich den Kopf. Nein kein Wein!
    Als er zu grübeln begann und das, was ihn bewegte, offen aussprach, konnte ich ihn gleich beschwichtigen. Schließlich kannte ich ja bereits einen Händler, der Met führte. Doch in der Tat, Korma zu bekommen, stellte ich mir auch schwierig vor.


    Vor einigen Monaten war ich mit Severus auf einem geheimen Fest. Zu diesem Anlass hatten wir damals auch Met besorgt. Ich weiß, wo der Händler zu finden ist. Aber Korma? Das wird sich sicher als schwierig erweisen!


    Ich tat es ihm gleich, indem ich ebenfalls meine Schale beiseite schob. Nichts hatte ich davon angerührt. Allerdings war der Puls darin nun auch kalt geworden. Vielleicht würde ich später doch noch etwas essen. Ein gewisses Hungergefühl hatte sich nun doch bei mir eingestellt.

  • Severus. Allein bei der Nennung des Namens krampfte sich sein Magen zusammen... nicht, dass er ein Feigling wäre... wobei, im Grunde genommen wohl schon. Doch bemüht, dieses Unwohlsein nicht zu zeigen, nickte er.


    "Naja, nur Met reicht zur Not sicherlich auch."


    Er schmunzelte, als auch Bridhe ihre Schüssel von sich schob. Beizeiten musste er endlich dafür sorgen, dass er um diesen Sklavenfraß herumkam.

  • Hatte ich etwa soeben ein Zucken bei ihm bemerkt, als ich den Namen Severus ausgesprochen hatte? Höchstwahrscheinlich zählte er nicht zu Youenn´s Freunden. Wenn ich es mir recht überlegte, gab es nur wenige, die Severus als ihren Freund betrachteten. Ich gehörte nicht mehr dazu und langsam aber sicher war ich auch froh, endlich darüber hinweg zu kommen.


    Nickend stimmte ich Youenn zu, Ja der Met ist völlig ausreichend. Bei nächster Gelegenheit, werde ich ihn besorgen.

    Wenn ich es recht etrachtete, hatte es doch etwas Gutes, dass ich mich heute dazu entschlossen hatte, hierher zu kommen. Auch wenn ich nichts gegessen hatte. Doch heute hatte ich damit angefangen, was mir Straton empfohlen hatte. Freunde gewinnen!
    Zufrieden und lächelnd blickte ich in das Gesicht meines Gegenübers und freute mich, dass ich es immer noch schaffen konnte, mich fremden Menschen gegenüber zu öffnen.

  • In Ermangelung einer besseren Antwort nickte er langsam und sagte: Gut... dann... hätten wir das wohl geklärt."
    Sein Blick schweifte zur Schüssel, erfasste die Maserung des Holzes, aus welcher sie gemacht war - und überlegte krampfhaft, was er noch sagen konnte, um die sich ausbreitende Stille zu vertreiben.
    Da ihm nichts einfallen wollte, stand er urplötzlich auf und griff nach der Schale.
    "Gut, also... dann... ähm... werde ich wohl mal wieder... die Pflicht ruft."
    Seine Mundwinkel zuckten nach oben, als er auf Bridhes unangerührte Mahlzeit deutete.
    "Soll ich das mitnehmen?"

  • Im Augenblick war wohl wirklich alles gesagt. Als sich Youenn dann erhob tat ich es ihm gleich.


    Ähm, ja. Äh, ich meine gerne, ja du kannst sie mitnehmen! Wir sehen uns dann!

    Noch einen Moment sah ich ihm nach, als er die Eßschalen wegbrachte.
    Dann ging auch ich wieder an die Arbeit. Allerdings diesmal mit einer erheblich besseren Laune, als zuvor.

  • Es hatte, wie der britannische Sklave immer wieder feststellte, ungemeine Vorteile, der Liebling der Hausherrin zu sein. Man bekam einen eigenen Schlafraum, man wurde mit neidvollen Blicken bedacht, doch am Wichtigsten: Man bekam weitaus besseres Essen.
    Eben dieser Vorteil war es, den Pallas in dieser Minute voll auszukosten gedachte, stopfte er doch eine Menge an Nahrung in sich hinein, die besser zu einem Mann, der doppelt so breit war wie er selbst, gepasst hätte. Geregelte Essenszeiten hatte er allerdings seit langem nicht mehr, weshalb er ebenfalls in den Genuss – wenn man es denn so nennen wollte – eines meist leeren Sklavenspeisesaals kam. Weitgehend allein mit seinen Gedanken, war derzeit auch das Klappern des Geschirrs das einzige Geräusch, das an seine Ohren drang. Es war ihm ganz recht so, mit den gewöhnlichen Sklaven gab man sich als Leibsklave nur noch ab wenn es nötig war und mit den anderen Leibsklaven gab man sich nur dann ab, wenn man sicher sein konnte, dass sie nicht danach trachteten, einem ein sprichwörtliches Messer von hinten in die Rippen zu stoßen.



    Sim-Off:

    Reserviert ;)

  • Ich zog es vor, immer etwas später in den Speisesaal zu gehen. Dann war ich meist allein, verschont von all den neugierigen Blicken, die auf meinem Kind und mir lasteten. Ich trug mein Kind in seinem Tragetuch, eng an meinen Körper gebunden. So hatte es immer die nötige Wärme, die es brauchte und ich hatte es immer bei mir, wenn ich arbeitete. Üblicherweise aß ich eine Kleinigkeit und stillte dann anschließend mein Kind. Dabei wollte ich gerne ungestört sein.
    Nachdem die große Masse der Sklaven bereits gegessen hatte, fand ich den Speisesaal fast leer vor. Ich ließ mir meine Ration in ein Schälchen geben. Hirsebrei mit Obst gab es heute. Mein Essen war etwas reichhaltiger und etwas besser, als das, was die meisten Sklaven bekamen. Ich sollte jetzt für zwei essen, hatte Cungah mit erhobenem Zeigefinger zu mir gesagt, denn ich musste ja jetzt auch mein Kind versorgen.
    Mit dem Schälchen in der Hand suchte ich mir einen Platz, an den ich mich setzten konnte und an dem ich in Ruhe essen konnte. Geschützt, in einer Ecke, wollte ich mich niederlassen, um zu essen.
    An einem der Tische erkannte ich Youen. Eigentlich wollte ich für mich alleine bleiben. Aber bei Youens Anblick plagte mich mein schlechtes Gewissen. Bei unserem letzten Zusammentreffen hatte ich ihn verletzt, mit dem, was ich gesagt hatte. Mir war es erst gar nicht bewusst gewesen, wie sehr ich ihn getroffen hatte. Ich hatte ihm doch nur gesagt, meinem Kind solle es nicht so ergehen, wie es ihm ergangen ist, als man ihn als Kind von seiner Mutter trennte und verkaufte. Seitdem war einige Zeit vergangen. Es tat mir leid, dass er mit mir böse war und mich die letzten Wochen einfach übersah. Er war einer der wenigen Sklaven gewesen, mit denen mich eine Art Freundschaft verband. Diese Freundschaft schien nun vorbei zu sein, wie so vieles!
    Ich fragte mich, ob ich mich nicht zu ihm setzten sollte. Entschlossen trat ich zu ihm.


    Darf ich mich zu dir setzten?

  • Als er jemand den Raum betreten hörte, hob Pallas kurz den Kopf, nur um ihn möglichst schnell wieder zu senken, angestrengt seinen Teller zu fixieren und zu hoffen, Bridhe möge ihn übersehen. Näher kommende Schritte ließen den Sklaven sich zunehmend versteifen, letztlich sogar die Augen schließen, nur um sie wieder zu öffnen, als er die Stimme der jungen Mutter vernahm.
    Kein Wort hatte er vergessen, das sie gesagt hatte, keinen der unzähligen Schwerthiebe, die sie ihm damit verpasst hatte. Er hatte zwischenzeitlich nicht mehr oft daran gedacht, war stattdessen der ehemaligen Sklavin aus dem Weg gegangen, um nicht daran erinnert zu werden. Doch nun gab es kein Entrinnen, sein Teller war zu voll, um sich bereits als fertig zu entschuldigen und ihre Bitte ablehnen konnte er auch kaum. Mit aufeinander gepressten Kiefern blickte er nach einigen Sekunden der Stille endlich auf, machte jedoch keinen Hehl daraus, dass er nach wie vor alles andere als bereit war, zu vergeben und vergessen. Sein Blick streifte kurz das Bündel an ihrem Körper, ihr Kind wohl, ein Sohn, wie er gehört hatte. Seine Augen blieben letztlich an ihren hängen.
    „Wie die Dame wünschen.“, gab er gepresst zurück. Kaum ausgesprochen senkte sich der Kopf des Britanniers wieder, der Löffel in seiner Hand stopfte einen Teil seines Essens ihm in den Mund. Es wollte ihm nicht mehr so recht schmecken.

  • Die Kälte und der Zynismus, die in seinen wenigen Worten lagen und die seine ganze Abneigung mir gegenüber widerspiegelte, versetzten mir einen ordentlichen Schlag. Ich wusste es ja, ich hatte ihn gekränkt! Auch wenn ich ihn gar nicht kränken wollte. Doch er hatte meine Worte so aufgefasst. Vielleicht konnte ich ihm ja jetzt, nachdem einige Wochen vergangen waren, seit unserem letzten Treffen, begreiflich machen, wie ich es meinte, was ich gesagt hatte. Vielleicht gab er mir die Möglichkeit, mich zu erklären.
    Ich überhörte den Spott und nahm auf der gegenüberliegenden Bank Platz, stellte die Schale mit Essen vor mir ab, sah auf den Brei, dann zu meinem Kind, das in seinem Tragetuch selig schlief und dann zu Youen. Er wirkte verkrampft und angespannt. So, wie er im Augenblick da saß, gefiel er mir überhaupt nicht. Er stopfte überstürzt sein Essen in sich hinein um möglichst schnell fertig zu werden, damit er von mir weg kam.


    Möchtest du ihn einmal sehen? Er schläft gerade, fragte ich ihn freundlich und hoffte, ich könne mich ihm so wieder etwas annähern. Seit mein Kind auf der Welt war, gab es mir wieder Halt und ich empfand so etwas wie Freude und Zuversicht. Dieses kleine Bündel, das so eng an meinem Körper lag, hatte mir ein neues Leben beschert. Vielleicht konnte ein Funke davon auch auf Youen übergehen, wenn er das wollte.

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