Albanus Mons - Praediolum Decimus Meridius

  • Seneca verzog die Mundwinkel, es sah wohl aus wie eine Mischung aus Resignation und verständnisvollem Lächeln.
    "Wenn ich könnte würde ich länger bleiben, so spannend diese Zeiten auch sind, so anstrengend sind sie auch. Und natürlich die Sorgen um die eigene Familie, auch wenn das nur meine Cousinen sind., Seneca versuchte den Gedanken zu verdrängen dass beiden etwas zustoßen könnte, immerhin waren ihre Gatten auch nicht gerade aus dem einfachen Volk, "Nun eine Ehefrau habe ich freilich nicht, auch nicht inoffiziell wie es natürlich durchaus usus bei uns ist.", scherzte Seneca und kaschierte auch damit, dass er sich durchaus manchmal einsam fühlte, wenn er in der Barracke sitzt, oder in der nur noch von Sklaven bevölkerten Casa Iunia vorbeischaut. Er war Optio, irgendwo mehr als ein Miles und deshalb nicht mehr ganz zugehörig, aber auch nicht ganz Offizier, zwischen den Stühlen, und nicht in der Lage heiraten zu dürfen, und somit zur zeitweiligen Einsamkeit verdammt..
    "Aber genug von mir,..", wiegelte der Iunius ab und fuhr direkt fort, "...Was meinst du mit bedingt besser? In Rom ist doch die Acta, es ist das Zentrum der Welt, es gibt viel zu berichten, was könnte einer arbeitswütigen dort noch fehlen?", fragte Seneca wieder ernster, wenn er auch die ganze Zeit ernst war und es sich nur nicht anmerken ließ, "Das alleine sein, es ist...", Seneca suchte noch die richtigen Worte, ".. Schwer, es kann einen zermüben, glaub mir ich kenne das Gefühl, ich war selten in Gesellschaft.", versicherte er Seiana und schob dann noch etwas nach, um seine Aussage nicht ganz so traurig wirken zu lassen, "Aber man kann auch daran wachsen. Im übrigen hätte dich gar nicht so eingeschätzt, du überraschst immer wieder.", und tatsächlich dachte Seneca dass Seiana einfach nur langweilig wäre, und nicht dass die Einsamkeit ihr was ausmachen würde, wirkte sie doch so unabhängig, kühl und kontrolliert..

  • Seiana spürte einen flüchtigen Hauch von... ja, was war es? Fast könnte sie meinen, es wäre etwas wie Freude... ein warmes Gefühl in ihrer Magengegend, als er sagte, dass er länger bleiben würde wenn er könnte. Was auch immer es war, es verflog allerdings recht schnell wieder, als der Iunius fortfuhr. Natürlich. Er würde gerne bleiben, weil auch für ihn die Zeiten in Rom nicht einfach waren, und nicht etwa, weil er tatsächlich gerne in ihrer Gesellschaft geblieben wäre. Und trotzdem spürte sie diesen leichten Hauch erneut – völlig irrsinnig und irrational –, als er sagte, dass er keine Frau hatte, auch nicht inoffiziell. „Warum nicht?“ fragte sie beiläufig nach. Und hörte dann wieder eine Weile stumm zu, als er erneut über sie sprach. Schwieg. Ließ die Worte sacken. Und überlegte, bevor sie schließlich antwortete. „In Rom ist es eindeutig besser. Dort gibt es genug zu tun, wie du schon gesagt hast. Aber es ist...“ Sie deutete ein leichtes Kopfschütteln an und lächelte erneut, vage, und wieder mit einem Hauch von Traurigkeit. „... nur bedingt besser, weil die Abende trotzdem nur allzu häufig ähnlich sind. Es kommt immer der Moment, in dem man fertig ist mit der Arbeit für den Tag... und dann...“ Sie ließ den Satz offen und musterte ihn eingehend und begann tatsächlich das Gefühl zu haben, dass er sie verstand, wenigstens was die Einsamkeit anging. „Wenn du es kennst, allein zu sein, dann weißt du, wovon ich rede. Es wird irgendwann zu viel. Dazu kommen Gedanken, von denen man sich manchmal zu viele macht.“ Konnte man daran wirklich wachsen? Sie dachte an den Sicinius. An Archias. An die Durchsuchungen der Prätorianer. An all die Verantwortung, die auf ihren Schultern gelegen hatte, all die Zeit allein in Rom, als einzige Decima hier. Bis zu einem gewissen Grad war sie daran vielleicht gewachsen, aber über diesen Punkt war sie wohl schon hinaus. Sie räusperte sich. „Wie hättest du mich denn eingeschätzt?“

  • Seneca entschloss sich kaum auf die Frage nach seiner fehlenden Frau einzugehen, eben nur so beiläufig wie die Frage auch gestellt wurde, "Ich weiß nicht, vielleicht bin ich zu wählerisch.", scherzte Seneca ohne seinen Worten zu viel Bedeutung zuzugestehen.
    Als sie dann wieder auf ihre allabendlichen Probleme zurückkam, wurde Seneca wieder etwas ernster, kurz kratzte er sich am Kinn, und bewegte seine Mundwinkel zu einer nachdenklichen Mimik.
    "Nun, in Rom hast du deinen Mann, und deine Familie. Sicher kann man auch in Gesellschaft einsam sein, aber es wird doch erträglicher.", Seneca hoffte Seiana irgendwie helfen zu können, und doch verstand er auch dass sein Präfekt und Seiana wahrscheinlich nicht den besten Draht zueinander hatten, schließlich waren sie ja auch nicht allzu lang verheiratet.
    "Ich weiß wie es ist ja, ich war bisher fast mein ganzes Leben lang allein. Und ich grübel und gräme mich oft wenn ich gänzlich für mich bin, wir sind also gar nicht mal so verschieden.", meinte Seneca mit einem leichten Lächeln. Vielleicht empfand er deshalb so eine seltsame Art von Zuneigung zur Decima, weil sie ihm selbst so glich.
    Dann fragte sie ihn wie er sie eingeschätzt hätte, und er musste Grinsen wie bei einem Kinderspiel, diplomatische Worte waren schnell gefunden, und trotzdem zögerte Seneca etwas um schließlich doch mit der Wahrheit rauszurücken..
    "Anfangs hielt ich dich für sehr kühl, fast schon gefühlslos, nur auf das taktieren und den Status bedacht..", mit diesen wenig schmeichelhaften Worten eröffnete Seneca sein Plädoyer, "Dann jedoch erkannte ich was wirklich dahinter steckt, du schützt dich, du hast Angst verletzt zu werden. Aber das du Angst vor Einsamkeit hast, oder diese schwer erträgst, das hätte ich nicht gedacht, wirkst du doch immer sehr kontrolliert, und vorallem so selbstständig.", Seneca hielt kurz inne und blickte Seiana an, bevor er noch kurz fortfuhr, "Ich schätze deine Offenheit mir gegenüber, und auch dich als Person, sehr sogar. Unglücklicherweise fürchte ich dass wir in Rom wieder sehr apart leben werden, und uns außerhalb gesellschaftlicher Hochtage kaum über den Weg laufen werden, der Umgang mit einem Unteroffizier schickt sich sicherlich nicht für die Gattin des Praefectus Praetoriae.", sagte der Iunier nun doch etwas betrübt, bemüht darum sich von der immer noch leicht unterkühlten wenig anmerken zu lassen.

  • Seiana lächelte flüchtig, als er auf ihre Frage nach einer Gefährtin antwortete – lächelte so flüchtig und beiläufig, wie ihre Frage und seine Antwort gewesen war. Und hakte es dann ab. Würde er darüber mit ihr sprechen wollen, hätte er wohl ausführlicher geantwortet... aber vielleicht war das ganz einfach kein Thema, über das sie sprechen sollten.
    Anschließend zögerte sie ein wenig. „Nun, meine Familie ist größtenteils weit verstreut.“ Sie deutete ein Achselzucken an. Wie viel sollte sie noch eingestehen? Sie konnte ihm doch schlecht sagen, dass sie mit den Decimern, die derzeit in Rom waren, keine allzu große Bindung hatte. Dass er, der Iunius, sie jetzt schon besser kannte als jeder Decimus in Rom, und vermutlich auch besser als die meisten anderen noch lebenden Decimi, von ihrem Bruder abgesehen. Sie schlang die Arme leicht um ihren Oberkörper, als ihr das bewusst wurde – und entspannte sich gleich darauf wieder ein wenig, als seine nächsten Worte erneut deutlich machten, warum das so war. Warum sie ihm so viel preisgab von sich. Weil er eine Ruhe ausstrahlte, die wohltuend war, für sie jedenfalls. Weil er nicht aufdringlich war. Und weil sie offenbar einiges gemeinsam hatten.


    Und dann kam der Moment, in dem sie doch zu bereuen begann, ihn noch hereingebeten zu haben – in dem sie in jedem Fall zu bereuen begann, diese Frage gestellt zu haben. Ihre Lippen pressten sich zu einem immer schmaleren Strich zusammen, und sie wankte, innerlich, versuchte sich erneut hinter ihrer in langen Jahren gebauten Mauer zu verbergen, versuchte eine kühle Maske aufzulegen – und schaffte es doch nicht ganz. Es waren nicht seine einleitenden Worte, die dazu führten dass sie sich unglaublich verletzlich fühlte. So wollte sie wirken. So wollte sie sein. Kein Schmerz mehr zulassen, niemandem mehr die Gelegenheit geben, ihr weh zu tun. Und es half ihr auch bei weiteren Dingen – den Status ihrer Familie zu wahren, ihre Arbeit gut, sehr gut zu erledigen.
    Nein. Das war es nicht, was sie erschreckte. Was sie sich schutzlos fühlen ließ. Es war das, was er danach sagte. Die Einschätzung, zu der er später gekommen war. Ja, er hatte eine Art, die dazu führte, dass sie sich wohl fühlte in seiner Gegenwart, dass sie seine Gesellschaft genoss, dass sie sich gern mit ihm unterhielt – und dass sie ihm mehr preisgab. Aber dass er den Eindruck bekommen hatte sie hätte Angst verletzt zu werden... dass er das erkannt hatte... für Augenblicke schnürte es ihr die Kehle zu, weil es sie so... so verwundbar machte. Sie fragte sich, ob er überhaupt wusste, was er da aussprach, was das für sie hieß, dass er das erkannt hatte. Aber sie hatte wohl zu viel von sich gezeigt, als dass es sie hätte verwundern dürfen.
    „Kontrolle hilft. Sie hilft auch in der Einsamkeit. Sie hilft gegen Grübeleien, wenn sie überhand nehmen. Kontrolle... hilft gegen so viel Unerwünschtes.“
    Sie verstummte und lauschte seinen weiteren Worten. Und wandte sich dann um, zu ihm. Musterte ihn, und der Schrecken und das Unwohlsein in ihren Augen wurde von Traurigkeit abgelöst. „Ja“, antwortete sie schließlich. „Ja. Das fürchte ich auch. In Rom wird es nicht sein wie hier... selbst wenn wir uns sehen.“ Wie an diesem Tag, diesem Abend, an dem zwar so einiges anders war, und sie sich nicht sicher war ob alles davon gut, oder besser: richtig war... an dem aber zumindest eines fehlte: die Einsamkeit. Und auch die Grübeleien hielten sich deutlich in Grenzen. Er hatte Recht, in Rom würde es nicht so sehen. Aber für diesen Moment wünschte sie sich beinahe, sie könnte daran etwas ändern. „Aber noch sind wir hier.“

  • Seneca lächelte, er fühlte sich wohl in ihrer Gegenwart, doch bemerkte er auch dass sie sich teilweise wieder hinter ihre Maske flüchtete, und doch beließ er es dabei. Er wollte nichts erzwingen, warum sollte er auch, er war für sie wohl nur eine flüchtige Bekanntschaft, eine Fußnote in einem Leben welches in größeren Dimensionen verlief, zumindest in Rom in welchem Status nun mal das Maß aller Dinge war. Selbst wenn er sich wünschte dass es anders wäre, dass sie sich als Menschen die sie eben waren sehen würden und nicht als Optio und Gattin des Praefectus Praetorio, so konnte er sie verstehen, und auch seinen eigenen Standpunkt im Auge behalten, schließlich käme es wohl bei ihrem Mann alles andere als gut an.
    Deswegen lächelte Seneca einfach nur nachdenklich, blickte kurz nach draußen, blickte sie wieder an und sagte nur, "Ja. Noch sind wir hier.", dann fügte er allerdings noch etwas hinzu, selbst wenn es unwahrscheinlich erschien und sicherlich mehr Wunschdenken als Realität war, so hielt er es doch für den Moment gut, und wer wusste schon was kommen würde..
    "Wer weiß schon was die Zukunft bringt, vielleicht trifft man sich ja auf den Märkten oder sonst wo.", meinte Seneca etwas ironisch, auch im Bezug auf die Situation in der sie sich das erste Mal wirklich über den Weg liefen, abgesehen von dem einen Mal, als Seneca und seine Kameraden die Acta verwüsteten.


    So ganz ließen Seianas Probleme den Iunier dann doch nicht los und er kam letztlich noch einmal darauf zurück, auch wenn er sich eigentlich vorgenommen hatte sie zu nichts zu drängen, aber wenn sie schon so offen darüber sprach, würde er es auch aufgreifen, "Kontrolle ist wichtig, sicher, sie hilft in vielen unangenehmen Situationen, aber sie macht auch vieles kaputt.", merkte Seneca an, "Ich möchte dir nichts unterstellen, aber hättest du dich nicht ein wenig von deiner Selbstkontrolle gelöst, so säßen wir jetzt nicht hier. Wir hätten formal geredet, ich hätte die Vorkehrungen kontrolliert und wäre meiner Wege gegangen.", Seneca bemerkte recht schnell wie seltsam dieser Satz nun wieder schien, und versuchte gleich in zu korrigieren, wollte er Seiana doch auf keinen Fall verstören, "Also ich denke natürlich nicht dass es dir viel abverlangt mit einem einfachen Optio zu reden, aber es schien mir ein passendes Beispiel zu sein."

  • Er reagierte kaum, wiederholte ihre Worte nur. Für einen Moment war Seiana sich unsicher, ob sie sich doch nicht nur etwas einbildete. Ob er tatsächlich gern hier war. Ob er nicht doch einfach nur höflich war ihr gegenüber, nicht mehr und nicht weniger. Aber dann fügte er doch noch etwas an, was Seiana sogar ein schwaches Lächeln entlockte. „Ja, vielleicht. Mich würde es freuen.“ Flüchtig sah sie nach draußen in die Dunkelheit. Sie könnten sogar nachhelfen. Könnten sich verabreden, auf den Märkten, einfach so, einfach um sich zu unterhalten. Ohne dass jemand etwas mitbekam und sich das Maul darüber zerriss, dass sie sich mit einem Optio abgab, der noch dazu nicht einmal der Sohn eines Senators oder Ritters war. Und ohne dass jemand falsche Vermutungen, oder noch schlimmer, Behauptungen aufstellte.
    Sie schob diese Gedanken fort, unterdrückte zugleich ein Seufzen und lauschte dem Schweigen, das im Moment herrschte, bis es vom Iunius erneut unterbrochen wurde. Und was er sagte, erwischte sie erneut. Schutzlos, das war es, sie hatte ihren Schutz aufgegeben. Und jetzt musste sie irgendwie damit klar kommen. „Sie macht nicht vieles kaputt!“ entgegnete Seiana, plötzlich heftig, auf seine ersten Worte, bevor sie diesmal tatsächlich seufzte und sich kurz über die Augen fuhr. „Entschuldige. Es ist nur... ich habe die Erfahrung gemacht, dass Kontrolle vor mehr Unheil und Schmerz bewahren kann, als sie womöglich verursacht.“ Seiana hatte das schon immer vorgehalten bekommen, gerade früher, als sie noch anders gewesen war. Eine römische Dame hatte sich zu beherrschen... und nicht so zu sein wie sie. Und ihre Mutter hatte ihr das ja auch vorgelebt, hatte nie wirklich den Schmerz über den Tod ihres Mannes gezeigt, und später nie jenen über die Söhne, die andere Wege einschlugen als von ihr gewünscht, der älteste und der jüngste fortgegangen, der mittlere ins innere Exil. Und als sie krank geworden war, hatte sie sich auch da nicht gehen lassen. Das waren die ersten Momente gewesen, in denen Seiana wirklich gelernt hatte, wie sehr eine eiserne Selbstbeherrschung helfen konnte... so sehr sie das zuvor auch versucht hatte sich anzueignen – erst als ihre Mutter so krank geworden war, hatte sie es tatsächlich gelernt. Gelernt, weil sie es erlebt hatte. Und später dann die Sache mit Archias... Archias, der ihr Hoffnung gemacht hatte, die Hoffnung, dass es doch anders möglich war. Nur um sie dann sitzen zu lassen. Sie musterte den Iunius und konnte nicht anders, als daran zu denken, dass Axilla seine Verwandte war... aber so wenig sie tatsächlich mit der Iunia anfangen konnte, so unterkühlt ihr Verhältnis sein mochte, den alten Groll hegte sie mittlerweile nicht mehr gegen sie. Über die Jahre hatte sich wenigstens der gelegt.


    Sie winkte leicht – und in einer Geste, die beinahe müde wirkte – ab, als er sich für sein Beispiel entschuldigen wollte. „Ich weiß, was du meinst. Und du hast Recht. Wir würden uns kaum hier unterhalten, und schon gar nicht so, wenn... wenn ich mich verhalten würde, wie ich mich verhalten müsste.“ Sie zuckte etwas hilflos mit den Achseln. „Ich weiß nicht warum. Du... du hast eine Art...“ Sie räusperte sich. „Ich mag deine Gesellschaft. Die Unterhaltung mit dir. Und deine Art lässt mich vergessen, wie wichtig mir meine Kontrolle für gewöhnlich ist.“ Natürlich tat auch der abgeschiedene Ort hier das seine dazu, aber Fakt war, dass sie dem Iunius schon vorher offener gegenüber getreten war. „Sag du mir, was das ist.“

  • "Jeder scheint seine Erfahrungen mit Kontrolle gemacht zu haben.", entgegnete Seneca der Decima welche scheinbar mehr von bedingungsloser Kontrolle hielt als er, "Ich muss mich den ganzen Tag lang kontrollieren, einige Befehle sind nicht immer leicht auszuführen.", sagte der Iunier ruhig, und nun, wo sie sich vertraut waren und doch zarte Band welche man als eine Art Freundschaft bezeichnen konnte schlossen, wagte er es noch ein wenig weiter aus dem Fenster, in der Hoffnung, dass Seiana ihrem Gatten nicht allzu viel zutragen würden, "Es ist nicht die Schwierigkeit der Befehle, mehr die Tatsache dass man seine eigenen Gedanken nicht ganz abschalten kann, Befehle aber auch nicht hinterfragt oder hinterfragen darf.", fuhr Seneca ernst fort und fügte noch etwas an, "Aber dafür habe ich mich entschieden und so ist es nun einmal, was ich sagen will ist, dass ich froh bin mich außerhalb des Dienstes nicht immer zurückhalten zu müssen, ich stehe nicht so sehr im Fokus, es ist sicher nicht leicht für dich die Kontrolle ständig bewahren zu müssen. Dafür hast du meine volle Bewunderung, auch wenn ich wünschte dass es alles leichter für dich wäre.", fasste der Iunius seine Aussage zusammen.


    Und tatsächlich war es beeindruckend für Seneca wie sehr er sich mit den Problemen Seianas konfrontiert sah, sie war mehr als eine flüchtige Bekanntschaft, die vielen Gesichter welche der Iunier in all den Jahren sah, in Hispania, Roma, oder sonst wo in der Zeit dazwischen. Er hatte bisher nur wenigen so viele Gedanken gewidmet, es war schon seltsam, und teilweise auch verwirrend, war er doch, wenn man die Konstellationen betrachtete mit seinen Aussagen auf dünnem Eis, schließlich war sie die Gattin des Präfekten, ein Gedanke, der zwischendurch wie ein Nadelstich in seinem Hinterkopf pochte, und seine Offenheit könnte einen schlimmen Tribut fordern, und doch war da diese Vertrautheit und Verbundenheit welche diese Konsequenzen ausschlossen.


    Und dann kam es, Seiana versuchte scheinbar auf ihre Art auszudrücken dass es ihr ähnlich wie Seneca erging, dass der Iunier eben nicht nur der rettende Grashalm war nach dem sie aus lauter Langeweile Griff, sicher, sie hatte es vorher schon angedeutet, aber niemals so direkt angesprochen. Seneca freute sich darüber, innerlich, aber die Frage nach dem was es ist, ließ ihn wie so oft um die richtigen Worte ringen, was war es?
    Die beiden verband etwas, doch war es Freundschaft? War es mehr oder weniger? War es die Abgeschiedenheit des Landsitzes und die daraus resultierende Ereignislosigkeit oder Senecas Verzweiflung auf dem Markt welche sie unweigerlich zusammenbrachte, oder war es doch eine Art Fügung, dass sie sich nun hier trafen,so offen sprachen, auch wenn sie aus gesellschaftlicher Sicht aus verschiedenen Welten zu kommen schienen.
    Seneca wählte seine Worte mit bedacht, er atmete ruhig, und blickte Seiana an, vielleicht weil es einfach sein Wesen war, oder aber auch ein wenig weil sie gerade dies an ihm zu schätzen schien, fast schon in einer abwägenden Geste zuckten seine Hände kurz, bevor er letztlich doch zu sprechen begann, "Was es ist.", sagte er kurz und hielt noch einmal kurz inne, "Ich kann dir nicht genau sagen was es ist. Du bist mir irgendwie vertraut, oder es scheint zumindest so. Wenn wir reden vergeht die Zeit, und die schlechten Gedanken.", Seneca lächelte unsicher, und seine Augen suchten einen brauchbaren Fixpunkt, "Ich interessiere mich für dich, es ist schon komisch, aber deine Worte, sind sie nun positiv oder negativ, sie schaffen es mich gänzlich einzunehmen, ein Gefühl, welches ich selten verspüre. Ich kann dir nicht genau sagen was es ist, aber es nichts schlechtes, ganz im Gegenteil.", Seneca hoffte dass die Decima mit der Aussage irgendetwas anfangen konnte, auch wenn sie wohl genauso schwammig war wie ihre davor.
    Seine Augen verließen den willkürlich gewählten Fleck auf dem Boden wieder und blickten wieder auf.
    Sie war ihm vertraut und doch fremd, nah und doch aus einer anderen Welt, es war einer dieser einzigartigen Momente, ein besonderer Abend und eine wertvolle Erinnerung, und doch würde Seneca wohl morgen auf seinem Pferd sitzen, und bedauern dass es wohl bei diesem Abend bleiben würde, sie beide wieder in ihre Leben zurückkehren würden, und er für sie nur ein Untergebener ihres Mannes war, und sie für ihn nur ein Name in einem Einsatzbericht der für die Prätorianergarde keine große Bedeutung haben würde. Von diesen trüben Gedanken getrieben schaute Seneca nun nachdenklich aus dem Fenster, und hoffte, dass die Götter, das Schicksal oder auch sein Einsatzplan andere Dinge vorgesehen hatten.

  • Seiana musterte den Iunius nachdenklich. „Ich kann mir vorstellen, dass es nicht immer einfach ist Befehle auszuführen.“ Ein schwaches Lächeln huschte flüchtig über ihre Lippen. Er beherrschte sich im Dienst, weil er sich beherrschen musste... „Ich weiß nicht, ob ich das so gut könnte.“ Sicher beherrschte auch sie sich, was ihre Gedanken und Meinung betraf, sie überlegte sich sehr genau, wann sie was sagte – aber wenn sie etwas wirklich los werden wollte, dann musste sie damit auch nicht hinterm Berg halten, sondern konnte es auch sagen. Mehr noch, sie war ja diejenige, die ihren Mitarbeitern die Anweisungen gab. Wo es ihn offenbar störte, sich ständig kontrollieren zu müssen – im fachlichen Bereich, sozusagen –, da hätte sie es auch gestört, wenn sie keine andere Wahl gehabt hätte. Sie allerdings sprach von der Kontrolle über sich selbst. Über ihre Gefühle. Über alles, was einen schwach sein ließ... was einen verletzbar machte.
    „Aber ich bin mir sicher, die gewöhnlichen Milites sind froh darum, nicht großartig nachdenken zu müssen... wie so viele andere Menschen auch. Was ich meine ist: Kontrolle – in dem Fall von außen – hilft beispielsweise denen, die es aus irgendwelchen Gründen gerne einfach haben.“ Sie machte eine Pause, dann fügte sie deutlich leiser an: „Und Kontrolle hilft auch dann, wenn man Halt braucht. Sicherheit.“


    Als er dann auf ihre Frage antwortete, stellte sie fest, dass er sie falsch verstanden hatte. Sie hatte eigentlich gemeint, was er an sich hatte, was ihn so besonders machte, dass sie auf ihn so reagierte. Dass sie sich in seiner Gesellschaft wohl fühlte. Dass ihr seine Art eine Ruhe vermittelte, die sie sonst selten kannte. Aber dass er ihre Frage falsch verstand, oder besser, wie er sie stattdessen verstand, gab auch schon Aufschluss. Darüber, dass es ihm offenbar genauso ging wie ihr. Dass da tatsächlich etwas zwischen ihnen war, nicht nur etwas, was sie so empfand. Und was er danach weiter ausführte, ließ jeden Zweifel, den sie daran noch gehabt haben mochte, verstummen. Ohne dass sie etwas dagegen tun konnte, wurde ihr plötzlich ein wenig warm. Sie war ihm vertraut. Seiana konnte gar nicht sagen, warum ihr das so wichtig war... vielleicht weil sie sich geöffnet hatte, aber das war nicht alles. Sie hatte sich ja geöffnet, hatte sich Stück für Stück auf ihn eingelassen, weil sie sich wohl fühlte in seiner Gegenwart. Weil sie seine Art mochte. Weil er ihr das Gefühl gab, nicht allein zu sein... und sie zu verstehen. Deswegen bedeutete es ihr so viel, dass es ihm ebenso zu gehen schien. Nicht umgekehrt.
    Sie erwiderte seinen Blick, schweigend, weil sie nicht wirklich wusste was sie darauf sagen sollte. Worte schienen irgendwie fehl am Platz. Alles, was die Stimmung hätte zerstören können, schien fehl am Platz. Aber alles, was sie nicht zerstören würde, war es genauso... weil sie nun mal waren, wer sie waren. Seiana schloss für einen Moment die Augen und zögerte. Sie wollte nicht, dass das hier endete. Sie wollte nicht, dass er ging und sie allein ließ. Sie war sich bewusst über die möglichen Konsequenzen, sie wusste vor allem, dass das genau das war, was sie sich seit Jahren verbot, um sich nicht abhängig, verletzlich zu machen. Trotzdem war es so, und in diesem Moment gestand sie sich ein, dass sie es gar nicht anders wollte.
    Als sie die Augen wieder öffnete, blickte der Iunius gerade zum Fenster hinaus, nachdenklich, fast ein wenig traurig schien er. Und ohne wirklich darüber nachzudenken, setzte Seiana sich in Bewegung und kam zu ihm hinüber. Bei ihm angekommen hob sie die Hand und berührte langsam, beinahe zögerlich, sein Gesicht. Nur sachte, mit ihren Fingerspitzen, jederzeit bereit die Berührung wieder zu beenden, würde sie auch nur den kleinsten Hinweis darauf entdecken, dass ihm das unangenehm war, strich sie über seine Stirn die Schläfe entlang zu seiner Wange. „Nein“, murmelte sie. „Schlecht ist es nicht.“

  • Seneca lächelte wage als Seiana noch einmal etwas zur Selbstkontrolle sagte. Sicherlich, sie hatte recht, es half denen die nicht viel Verantwortung übernehmen wollten. Auf der anderen Seite galt das natürlich nur für die Kontrolle von außen, nicht für die eigene Kontrolle, aber Seneca verstand ihren Punkt, lächelte, und schwieg. Sie musste wissen was für sie am besten war. Er wollte ihr helfen, aber sie nicht drängen, ihr nicht seine Ansicht als die einzig wahre verkaufen, so stur und dickköpfig er manchmal auch war, bei ihr war vieles anders, vieles besser.


    Dann jedoch nahm alles eine Richtung welche Seneca nicht unbedingt erwartet hätte, vielleicht ein wenig erhofft, tief im Inneren, auch wenn er sich das wohl nie hätte eingestehen wollen und den Moment auch ein bisschen fürchtete. Beinahe unbemerkt bewegte sich Seiana zu ihm rüber, während er in die Nacht hinausblickte. Ihre Hände, ihre Berührung, wie ein Blitz durchzog sie ihn, er war gänzlich im hier und jetzt, Konsequenzen, welche so grausam wie auch tödlich, sie waren einfach nicht in seinen Gedanken, dort war nur sie. Er schloss die Augen als sich ihre Hände langsam an seinem Kopf hinuntertasteten, er schwieg, und fühlte. Es war ein Gefühl welches er noch nie erlebt hatte, ein Moment, nahe der Perfektion, aber zerbrechlich und hauchzart wie ein Seifenblase, jeder Windstoß, jedes Wort und jeder Blick könnte die Magie entzaubern. Und doch, der Iunier wagte eine Bewegung, er umschloss ihre Hände mit seinen, öffnete seine Augen, und blickte sie an. Dann löste er eine seiner Hände, und strich ihr durchs Haar, er bereute nichts, für ihn gab es in diesem Moment keinen morgen, keinen drohenden Krieg, keine drohenden Strafen, nur zwei Menschen, welche wie vom Schicksal gefügt hier waren.
    Sollte er sie küssen? Immerhin hatte sie doch die Initiative ergriffen, ein Schritt um den Seneca sehr dankbar war, schließlich hätte er sich niemals angemaßt auch nur einen Schritt näher an sie heranzutreten. Er näherte sich ein wenig, zaghaft, er wusste dass alles was er tat alles zerstören könnte, und deswegen wartete er lieber ihre Reaktion ab, als das was nun zu folgen schien zu vollenden.

  • Er stieß sie nicht fort. Er schob sie auch nicht weg. Er zeigte nicht einmal den Hauch einer Ablehnung... ganz im Gegenteil. Er schloss nur die Augen, und er sah so aus, als genoss er ihre Berührung. Und so ließ sie ihre Hand, wo sie war, strich sacht über seine Haut – bis er sich doch bewegte. Im allerersten Moment befürchtete Seiana, jetzt könne die Ablehnung kommen, der Hinweis darauf, dass sich das hier nicht ziemte, egal wie sehr er das wollen mochte, unter gar keinen Umständen, oder, noch schlimmer, dass er das hier nicht wollte. Dass er sie nicht wollte. Weil sie nicht gut genug war, wie so häufig...
    Aber nichts dergleichen geschah. Ganz im Gegenteil legte er seine Hand auf ihre, hielt sie an seiner Wange, und öffnete dann wieder die Augen. Sah sie an, ohne ein Wort zu sagen. Und hob dann seine andere Hand, um ihr durchs Haar zu streichen. Diesmal war sie es, die kurzzeitig die Augen schloss, und ihr Kopf neigte sich, nur eine Winzigkeit, aber er neigte sich seiner Hand entgegen. Sie wusste, was das hier bedeutete, es stand mit geradezu brennender Klarheit vor ihrem inneren Auge. Sie wusste, dass das hier nicht richtig war. Sie wusste, dass sie das hier eigentlich nicht dulden sollte, aus so vielen verschiedenen Gründen.
    Und sie wusste auch, dass ihr all das egal war. Er hatte ihr etwas gegeben, was sie schon seit langem nicht gespürt hatte, vielleicht noch nie in dieser Form, dieses Gefühl der Geborgenheit, der Sicherheit – und sie wollte darauf nicht verzichten. Nicht jetzt, nicht heute Abend. Nicht heute Nacht. Das einzige, was dich dieser Welt wirklich entrücken kann... Sie wollte für den Moment nichts mehr wissen von den Zwängen, die ihr Leben bestimmten. Sie wollte fort, wollte sich befreien davon, und sei es nur für einen kurzen Zeitraum. Und sie wollte, dass er ihr dabei half, dass er bei ihr blieb. Wollte ihn spüren, seine Nähe und seine Berührungen und all das, was ihn ausmachte, auskosten, wenigstens für diese eine Nacht, ganz egal was das für den Morgen bedeuten mochte.
    Und trotz all dem war sie immer noch vorsichtig, so unendlich vorsichtig. Sie konnte nicht verführen. Sie wusste nicht, wie das ging. Und sie hätte es auch nie bewusst versucht, wäre das Risiko einer Zurückweisung nie eingegangen, wenn auch nur der Hauch eines Zweifels seinerseits zu spüren wäre. Aber noch spürte sie davon nichts... er war zurückhaltend, bedächtig wie sonst auch jetzt, aber sie meinte zumindest nichts zu spüren, was darauf hingedeutet hätte, dass er nicht wollte. Stattdessen näherte sich nun sein Kopf dem ihren, langsam, und sie reagierte beinahe ohne nachzudenken, näherte sich ihm so zaghaft wie er ihr, immer weiter, nach wie vor instinktiv auf jedes Zeichen der Zurückweisung achtend, das aber nie kam... bis sich ihre Lippen schließlich trafen. Seiana schloss die Augen, öffnete leicht ihre Lippen, um seinen Geschmack wahrzunehmen, und genoss den Moment dieser ersten, sachten Berührung.

  • Es war einer dieser Augenblicke welche man für die Ewigkeit konservieren möchte. Dieses letzte Stück welches zwischen den Lippen zweier Menschen lag, man spürt sie irgendwie, aber doch weiß man dass es noch nicht so weit ist. Als sich Seianas Kopf in die Richtung seiner Hand neigte, und sie sich immer näher kamen, durchfuhr Seneca ein Kribbeln, dieses Gefühl, das was nun geschehen würde klar vor Augen zu haben, dem Kuss so nah zu sein, und doch jeden einzelnen Moment zu genießen, es ließ alles vergessen, nichts schien wichtig genug, um irgendwie mit diesem Augenblick aufgewogen zu werden, und je näher sich die Lippen kamen, desto mehr rückte alles in weite Ferne und hinterließ die Beiden mit sich allein.
    Und dann, der Kuss. Ganz zart trafen sich ihre Lippen, und Senecas Hand glitt von ihren Haaren herunter zu ihrer Wange um sie weiterhin sanft gegen seine Lippen zu führen, er wollte seine Lippen noch nicht lösen, noch nicht jetzt, er fühlte sich viel zu lebendig, und ihr viel zu nah, um sich nun wieder auch nur einen Moment von ihr zu lösen.
    Und wenn sie wohl auch keine andere Wahl hatten als bald wieder in ihre Leben zurückzukehren, und so tun müssten als ob sie sich kaum kennen, er ein Soldat, sie die Gattin aus dem obersten Kreise Roms, in dieser Nacht würden sie dem entfliehen, zusammen. Während seine Lippen weiterhin ihre berührten, versuchte Seneca so viel wie möglich von ihr zu spüren.
    Seine Hand strich zaghaft über ihren Körper, noch immer hatte er etwas Sorge etwas zerstören zu können, aber je länger er sie berührte, desto selbstbewusster wurde er, nicht forsch, aber etwas weniger zaghaft, etwas sicherer, was es ihm auch leichter machte sich voll und ganz auf sie einzulassen.
    Und wenn es wohl auch falsch war, und gefährlich, in diesem Moment schien es das einzig richtige, es ergab alles einen Sinn...

  • Unwillkürlich schloss Seiana die Augen, als ihre Lippen sich berührten. Sanft, so sanft wie sie es noch nie erlebt hatte. Es war immer anders gewesen, bisher. Drängender. Härter. Fordernder. Manchmal auch schlicht und ergreifend unbeteiligt. Aber die Sanftheit, die sie in diesem Kuss spürte, und diese... diese Vorsicht, diese Zurückhaltung, nicht von ihrer Seite, sondern von seiner, war ihr neu. Und wirkte umso hinreißender auf sie, da sie ehrlich schien. Und er schien nicht enden zu wollen, der Kuss. Weder er noch sie machten Anstalten, ihn zu beenden, stattdessen spürte Seiana nun eine Hand an ihrer Wange... und die andere auf ihrem Körper. Sie reagierte auf die Berührung, indem sie sich ihm noch ein Stück näherte – wie alle Annäherung bisher eher langsam, sacht... aber jene Vorsicht, die sich in der Angst vor Zurückweisung gründete, wurde geringer. Sie näherte sich ihm, bis ihre Körper sich tatsächlich berührten, und sie seufzte leicht, ihre Lippen immer noch an seinen, als sie es schließlich taten. Sie hatte das Gefühl nicht genug bekommen zu können von ihm... und genoss sie jede einzelne Berührung, wollte sie um keinen Preis missen, um keinen Preis beschleunigen, wollte auskosten, was hier entstand.
    Und genau das tat sie. Sie zitterte leicht unter seinen Berührungen, und erwiderte sie, ließ auch ihre Hände über seinen Körper streichen, über langsam und kontinuierlich Stoff, noch langsamer dort, wo sie auf Haut trafen. Und stets blieb ihr Gesicht an seinem. Ihre Lippen lösten sich durchaus von seinen, strichen sacht über Kinn und Wangen oder ruhten einfach nur für Momente regungslos an seiner Haut... aber sie ließ ihren Kopf wo er war, schien es nicht über sich zu bringen, sich von ihm zu trennen, jetzt, wo sie sich einmal so nahe gekommen waren. Fast als befürchte sie, dieser einzigartige Moment, der seinen Anfang gefunden hatte an diesem Abend, könne ein allzu rasches Ende finden, wenn sie nun wieder Distanz zuließ.
    Und doch ließ sie schließlich Distanz nicht nur zu, und sondern löste sich von selbst ein wenig. Eine Winzigkeit nur, gefolgt von einem Schritt nach hinten. Einem sehr kleinen, einem, der sie nicht wirklich fortbrachte von ihm... was sie auch gar nicht wollte. Ihr Ziel war ein anderes, das wurde auch ersichtlich aus dem sachten Druck, mit dem sie ihn dazu zu bewegen versuchte ihr zu folgen, Stück für Stück, hin zu ihrem Bett.

  • Dieses Kribbeln, dieses Kribbeln, eine verloren geglaubte Erinnerung, ein Schatten, erwähnt in all der Lyrik der großen Schreiber, er konnte es spüren, sie ließ es ihn spüren. Ihre Berührungen, so zaghaft und vorsichtig, und doch schien sie sich gänzlich im klaren zu sein was sie tat.
    Er musste kurz Lächeln, es war kein ungläubiges Lächeln weil er sein Glück nicht fassen konnte, sondern weil er die Schmetterlinge im Bauch fühlte, und wie bei jeder ihrer Berührungen seine Muskeln unkontrolliert zuckten.
    Hätte er nicht um den Geschmack ihrer Lippen gewusst, oder um den Genuss den ihre Hände seiner Haut bereiteten, er hätte sie auch einfach stundenlang betrachten können, ihr zuhören können, ihre Art, ihre Eleganz, sie war wunderschön.


    Als sie sich kurz löste befürchtete er für den Hauch eines Augenblicks das schlimmste. War er zu forsch? Zu zaghaft? Doch sie ließ in nicht lange im Argen. Sie hatte ein klares Ziel vor Augen, und Seneca, er erhob sich, schaute ihr tief in ihre Augen, in welchen er sich stets zu verlieren glaubte. Er griff sachte nach ihren Händen, denn auch wenn sie nur ein wenig Distanz zugelassen hatte, er wollte die Lücke schnell wieder schließen. Mit einer kleinen Bewegung, wie bei einem Tanz, drehte er sie, direkt in seine Arme, und legte sie dann sanft auf das Bett, wo das Spiel wieder begann, wo seine Hände wieder den Weg auf ihre Haut fanden, und seine Lippen auf ihren Hals, ihren Mund, überall wo sie hinzugehören schienen.


    Immer wieder suchte er den Augenkontakt, suchten seine Hände die ihren, das schummrigen Licht ihres Zimmers, ihr anmutiger Körper an seinem, alles wirkte surreal, wie in einem Traum, und doch fühlte sich Seneca mit ihr lebendiger denn je...

  • Er folgte ihr. Obwohl Seiana nicht mehr wirklich Zweifel daran gehabt hatte, obwohl sie nicht mehr wirklich befürchtet hatte, er könne sie nun noch zurückweisen, huschte doch ein Lächeln über ihre Züge, als er ihr folgte. Mehr noch als das... nach ihr griff, sie wieder an sich zog. Nur zu bereitwillig ließ sie zu, dass sich ihre Körper wieder aneinander schmiegen konnten, überließ es ihm, die letzten paar Schritte zu ihrem Bett zu finden, und konzentrierte sich lieber sofort wieder auf ihn. Seine Berührung. Seine Nähe. Seiana war beinahe verblüfft und gleichermaßen fasziniert, wie sehr sie das einnahm. Mitnahm. Sie, die sonst so auf Distanz bedacht war, der sonst Berührung, ein zu enger Kontakt nur allzu häufig unangenehm war. Sicher hatte sie schon mit anderen Männern geschlafen... nicht wirklich vielen, zwei, drei, aber dennoch – genug. Es ging nicht ohne Berührung. Aber in den allermeisten Fällen hatte sie die Erfahrung gemacht, dass es ihr dennoch nicht leicht fiel, diese Grenze zu überwinden, an jenen Punkt zu kommen, an dem es auch ihr nichts mehr ausmachte, weil Leidenschaft überhand nahm... wenn sie denn überhaupt an diesen Punkt kam. Selten hatte sie es so genossen, einfach nur berührt zu werden und zu berühren, nicht in diesem Stadium. Es war klar, worauf das hier hinaus lief... aber so weit waren sie noch nicht, und wo Seiana sonst häufig versuchte, schnell zur Sache zu kommen, schien sie hier nicht genug bekommen zu können.


    Stück für Stück erforschte sie seinen Körper und ließ zu, dass er umgekehrt das gleiche tat, schob störenden Stoff beiseite, bis er so sehr störte dass sie sich dessen entledigte, strich über nackte Haut, zeichnete Konturen von Muskeln nach, mit Fingern und Lippen und Zunge, setzte ein was ihr zur Verfügung stand, ohne darüber nachzudenken, mit wachsender Leidenschaft, genoss zugleich seine Berührungen, mit denen er ihre Haut in Flammen zu setzen schien, ein Feuer, das sich tiefer und tiefer in sie hineinfraß, bis sie irgendwann noch mehr wollte von ihm, bis es ihr nicht mehr genug war, ihn Haut an Haut mit ihrer zu fühlen, sondern ihm noch näher kommen, ihn in sich spüren wollte, und sie sich an ihn drängte und sich ihm öffnete, ihm anbot zu nehmen, was ohnehin schon sein war, von dem Moment ihres ersten, so vorsichtigen Kusses an.

  • Und plötzlich lagen sie da. So, wie sie erschaffen wurden, so schmucklos, und natürlich, aber mehr bedurften sie auch nicht, mehr bedurfte sie nicht. Ob mit dem schönsten Schmuck der Welt, aus der Hand der besten Künstler, den feinsten Stoffen welche sich sanft an ihren Körper schmiegten, sie genügte ihm wie sie war, mehr noch, er fand sie noch viel schöner. Seine Hände berührten sie überall, ihr Bauch, ihr Rücken, und noch viel intimer.
    Wann hatte er das letzte Mal so empfunden? Wann hatte es eine Frau das letzte Mal geschafft ihn so einzunehmen? Er konnte sich nicht erinnern, es war wohl noch nie vorgekommen. Wäre er doch nur eines höheren Standes geboren, eines Standes der ihr würdig gewesen wäre, doch das alles führte zu weit. Sie waren im Hier und Jetzt. Er gehörte ihr, sie gehörte ihm, ihr Zimmer, das war ihre kleine Welt, außerhalb dieser Wände gab es nichts, außerhalb ihres Bettes nichts was es wert gewesen wäre ihr auch nur eine Sekunde die Aufmerksamkeit zu entziehen.
    Alles war wie im Rausch, er konnte gar nicht mehr sagen wie oft er sie geküsst hatte, wie oft er ihr sanft ins Ohr gehaucht hatte, aber er wusste dass es noch lange nicht reichte. In seinem Kopf rasten die Gedanken, und doch war er nicht in der Lage auch nur einen klar zu erfassen, er wusste lediglich dass sie sich alle um sie drehten.


    Als sie sich ihm schließlich gänzlich hingab, vereinte er sich sanft mit ihr, genau wie ihr erster Kuss, ihre ersten zaghaften Berührungen, wurde auch dieser Schritt vorsichtig angegangen, doch auch hier wurden sie sicherer. Er genoss alles an ihr, ließ sich fallen, war fest in ihrem Bann, er zuckte, er hauchte sanft all die süßen Wörter in ihr Ohr die alle nicht in der Lage schienen das zu beschreiben was sie für ihn darstellte. Alles kribbelte,seine Bewegungen wurden ein wenig schneller, kräftiger, er griff ihre Hände, küsste sie, und spürte wie sie gänzlich vereint waren...

  • Seiana bebte unter seinen Berührungen, wand sich gemeinsam mit ihm, gab sich ihm hin... und hatte das Gefühl, dass er sich ihr hingab. Dass er sich genauso verlor wie sie. Sie hätte ihm die Führung überlassen, aber irgendwie war das nichts, was er beanspruchte, was er gar einforderte... vielmehr war er so vorsichtig wie die ganze Zeit schon, und erst im ständigen Geben und Nehmen wuchs die Leidenschaft, und nahm die Vorsicht im Gegenzug ab – auch wenn sie nie völlig zu verschwinden schien. Auch das war Seiana neu, diese Sanftheit, die sich durch alles zu ziehen schien, jede Berührung, jede Bewegung schien geprägt davon, gleich wie leidenschaftlich, wie heftig sie wurden. Und sie wurden leidenschaftlich. So vorsichtig, beinahe zaghaft er sich ihrer zuerst annahm, steigerte es sich doch bald, der Tanz wurde schneller, wurde intensiver, und Seiana verlor jeden Bezug zur Realität, nicht nur zu all dem, was sie zuvor schon von sich geschoben hatte, auch ihr Zimmer, das schwache Licht, die Gerüche und Geräusche hier hörten plötzlich auf zu existieren. Es schien nur noch ihn und sie zu geben, und so wie er sich ihrer annahm, wie er sie berührte und anfachte und vorwärts jagte, so antwortete sie, bog sich ihm entgegen und umschlang ihn mit ihren Beinen, mitgerissen von ihm und zugleich getrieben von dem Wunsch nach noch mehr Nähe, mehr Tiefe, während ihre Finger und Lippen zugleich über verschwitzte Haut glitten. Nur noch sie beide gab es, und das nicht einmal mehr getrennt voneinander, sondern als Einheit, sie beide, bis Seiana das Gefühl bekam sich völlig zu verlieren in diesem Wir, und sich selbst zugleich nie so spürte wie in diesem Moment, in dem sie mit ihm vereint war und gemeinsam mit ihm Erfüllung fand. Sie kannte das nicht. Nicht so. Nie so. Und sie war überwältigt und hingerissen von dem, was sich ihr da gerade eröffnete, was seine Nähe, seine Haut auf ihrer, sein Körper an ihrem... was er ihr bedeutete.

  • Jeder ihrer Finger hatte die Macht ihn verrückt zu machen, wie ein Schwamm saugte er mit einem wohligen Zittern all ihre Berührungen auf, er verzehrte sich nach jedem bisschen dass er von ihr bekommen konnte, jeder Kuss, jedes Streicheln, es fühlte sich immer wieder neu an. Sie waren vereint, in einer Ekstase, nur sie, als wären sie die Einzigen welche jemals so vereint waren, welche jemals so gefühlt haben.
    Sie umklammerte ihn, und es ließ ihn nur noch intensiver spüren, jede Bewegung schien wie gemalt, voller Leidenschaft, voller aufrichtiger Gefühle. Und je leidenschaftlicher es wurde, desto unvorstellbarer wurde es für ihn sich jemals wieder von ihr zu lösen. Seine Atmung wurde schneller, sein Herzschlag schien den Takt des ihren zu suchen, als ob es die Einheit perfekt machen wöllte, und seine Lippen wanderten über ihren Körper, so als würden sie sich nicht entscheiden können, welche Stelle ihres Körpers es mehr verdient hatte geküsst zu werden.
    Seine Worte waren verstummt, sie mussten weichen, denn in ihrer Welt war für Worte nun kein Platz mehr. Er wollte immer mehr von ihr, das Tempo steigerte sich, während Seneca versuchte auch die letzten Lücken welche ihren Körper von seinem trennte zu schließen.
    Eng verschlungen lagen sie da, einzelne Schweißperlen rannten seinen schaudernden Rücken herunter, er nahm ihren Atem auf, er nahm alles auf was sie ihm gab, und doch schien es immer noch nicht genug zu sein um sein Verlangen zu stillen. Hätte er in diesem Moment auch nur einen Gedanken an den Morgen vergeudet, er hätte gewusst was er sich da für eine Bürde auflud, diese Frau zu lieben, und nein, es waren sicherlich nicht nur die Umstände, sondern etwas viel tieferes, Liebe.
    Doch dafür war kein Platz.
    Sie kamen sich immer näher, es wurde intensiver und leidenschaftlicher, schneller, wärmer, gleichzeitig kälter, während alles um sie herum im dunkeln verschwand, auf dem Weg zum Höhepunkt...

  • Noch näher, noch schneller, noch intensiver. Seiana glaubte zu vergehen unter seinen Berührungen, erzitterte ein ums andere Mal und schien doch nicht genug bekommen zu können, wollte mehr von ihm. Ihr Verlangen, ihr Hunger schien keine Grenzen mehr zu kennen, genauso wie der seine, so wie er sie berührte, wie er sie vereinnahmte, wie er alles nahm, was sie zu geben hatte, bis sie schließlich beide den Höhepunkt erreichten, und Seiana bebte, erschauderte unkontrolliert unter seinen Händen, seinen Bewegungen, seinem Körper, grub eine Hand in sein Haar und zog seinen Kopf nah an ihren heran, suchte mit ihren Lippen die seinen, strich darüber und löste sich wieder minimal, in dem ihr selbst unerklärlichen Bedürfnis, ihn anzusehen. Sie konnte nicht einmal mehr klar denken, sie verging in einem Schauer aus Lust, aber dieser eine Wunsch machte sich beinahe ebenso brennend bemerkbar: sie wollte ihn sehen, ihm in die Augen sehen, während dieses Moments höchster Leidenschaft.


    Später hätte sie nicht sagen können, wie lange es gedauert hatte. Ihr Zimmer war nur von wenigen Öllampen erleuchtet, aber diese waren gut gefüllt, so dass sie auch jetzt noch vor sich hin flackerten, wo sie neben ihm lag, erfüllt von einem merkwürdigen Gefühl tiefer, aber zugleich zufriedener Erschöpfung. Ihr Körper schien immer noch zu dampfen, und obwohl sie nach wie vor keine Decke über sich gezogen hatten, war ihr nicht kühl... noch nicht. Was auch kein Wunder war, denn abgesehen von der Wärme, die ihr eigener Körper ausstrahlte, war auch seiner nach wie vor erhitzt. Und Seiana lag dicht bei ihm, suchte nach wie vor seine Nähe, seine Berührung.

  • Schweigend lagen sie da, schweigend, verschwitzt, aber glücklich. Er war unfähig sich von ihr zu trennen, unfähig zu sprechen, noch immer angezogen von ihr und allem was sie umgab. Und so blieb er neben ihr liegen, legte seinen Arm um sie, fuhr ihr sanft durchs Haar und blickte durch das schwummrig beleuchtete Zimmer auf den Sternenhimmel. Er hatte gehofft dass diese Nacht nicht zu Ende gehen würde, dass sie sich weiterhin gegenseitig genügten und keine gesellschaftlichen Konventionen, keine politischen Ehen, kein Stand und kein Dienst sie trennen würde, Wunschdenken, aber was bliebe ihm wohl anderes übrig?
    Noch einmal sah er ihr in die Augen, er wusste ja nicht was sie fühlte, und dennoch küsste er sie erneut, einfach nur um ihr zu zeigen dass er auch jetzt noch von ihr angezogen war, und es eben nicht nur eine spontane Reaktion war, ein Werk von Einsamkeit, Langeweile und dem ein oder anderen Getränk. Auch nach Momenten der Stille, immer noch eng einander traute er sich nicht das Wort zu ergreifen, aus Angst sie könnte seine Illusion zerstören, könnte ihn bitten zu gehen, und sobald die Sonne aufgehen würde, würde sie ihn meiden, und er würde wortlos davonreiten.


    Es war wohl schon spät, ein wohliges Gefühl der Erschöpfung erfüllte Seneca, das Kribbeln war noch, es wärmte, irgendwie. Sein Blick wanderte immer wieder von ihren Augen in den Nachthimmel, er war glücklich...

  • Nähe. Wärme. Haut an Haut. Was sie sonst um jeden Preis mied, konnte sie plötzlich genießen – mehr noch als das: hatte das Gefühl es zu brauchen, sehnte sich danach, so sehr, dass das, was sie bekam, fast nicht genug zu sein schien. Aber sie zögerte, sich noch mehr an ihn zu schmiegen als sie es ohnehin schon tat, aus Furcht, es könnte ihm zu viel werden, aus Furcht, gerade das könnte ihn veranlassen, sich zu verabschieden. Und sie allein zurück zu lassen.
    Sie wollte nicht, dass er ging. Sie wollte, dass er bei ihr blieb, diese eine Nacht, die ganze Nacht. Sie verzichtete darauf darüber nachzudenken, was am Morgen kam – was hätte das schon gebracht? Sie wusste wohl um all die Dinge, die das hier eigentlich so undenkbar machten, so unmöglich. Sie hatte sich dennoch dafür entschieden, dafür, sich ihm endgültig zu öffnen, sich auf ihn einzulassen und das, was er in ihr auslöste. Und sie hatte sich durchaus bewusst dafür entschieden – nicht in einem einzigen, großen Gedankengang, sondern eher in vielen kleinen, in jedem einzelnen Moment, in dem sie ihm ein bisschen mehr von sich preis gegeben hatte, anstatt die kühle Maske aufzusetzen und ihn abtropfen zu lassen, bis hin zum heutigen Abend, wo sie diese letzte Grenze überwunden und ihn berührt hatte. Ja, sie hatte sich bewusst dafür entschieden. Und ebenso bewusst verweigerte sie sich nun jedem Gedanken an das, was später kommen würde. Noch waren sie hier, nur sie beide, und Seiana wollte das nicht aufgeben, nicht jetzt. Der Moment würde früh genug kommen, in dem sie es musste... aber so lange es nicht nötig war, wollte sie es nicht. Und sie hoffte, dass er ihr diesen Gefallen tat. Dass er bei ihr blieb, die Nacht über, dass er mit ihr einschlief und sie weiterhin seine Nähe spüren ließ, selbst im Traum.


    Sie erwiderte seinen Blick stumm, als er sie ansah, und als er sie dann küsste, wagte sie es doch, sich noch ein wenig näher an ihn zu schmiegen. Sein Blick, sein Kuss, all das wirkte nicht so, als ob er vorhatte zu gehen... oder als ob er sich auch nur wünschte, gehen zu können. Ihre Hand strich über seine Brust und fuhr dann langsam nach oben, zu seinem Gesicht, wo sie sie flach auf seine Wange legte und mit dem Daumen sacht über seine Lippen strich. Sie sah ihn so gern an. „Seneca“, murmelte sie schließlich, zum ersten Mal eine vertrautere Anrede verwendend, und das einfach nur so, einfach nur um zu sehen, wie sich sein Name anhörte, wenn sie ihn aussprach, wie er auf ihrer Zunge schmeckte, wie es sich anfühlte, ihn so zu nennen. Aber sie wusste nicht, was sie sonst noch hätte anfügen sollen. Sie wollte nicht mit etwas Profanem das Schweigen stören. Und das, was bedeutender war, dafür fand sie nicht wirklich Worte... außer dem Morgen, und darüber wollte sie nicht reden. Nicht jetzt. Also beließ sie es schlicht bei seinem Namen, der für sich schon genug auszusagen schien, in ihren Ohren jedenfalls, strich nur noch einmal sacht mit ihrem Daumen über seine Unterlippe und streckte ihm dann wieder ihren Kopf entgegen, um ihn erneut zu küssen.

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