>meditrinalia< | Das Opfer

  • Typisch: Wenn erst einmal einer vorausmarschiert, kommen sie alle hinterher. - Das jedenfalls dachte sich Plotina, als sich, kaum dass sie selbst sich vorgestellt hatte, das Atrium schlagartig mit weiteren Gästen zu füllen schien. Die energische Sergierin kannte diese Rolle des Vorausmarschierens schon seit ihrer Kindheit zur Genüge und war wiederholt dafür von ihrem paedagogus getadelt worden, doch war ihr klar, dass er sie insgeheim auch ein bisschen für diese Eigenschaft bewunderte.


    An diesem Abend in der Villa Aurelia erbrachte ihr ihr Vorausstürmen zumindest die Gelegenheit, die gastgebenden Aurelier in genauen Augenschein nehmen zu können, bevor ihr andere, längere Gäste die Sicht und andere, bedeutendere Gäste den Zutritt zu den Patriziern versperren würden. Besonders erfreut aber war Plotina über die Begrüßung durch Aurelia Prisca:


    "Prisca! Ich freue mich, dich wiederzusehen! Auch wenn du offenbar keines der Kleidungsstücke trägst, die du bei Eurydike auf dem Markt erstanden hast, muss ich sagen, dass du hier alles überstrahlst! Aber was rede ich; deine Schönheit wird man an diesem Abend sicherlich noch oft loben!"


    Eine Frage nach ihrem Befinden erübrigte sich angesichts der unfassbaren Schönheit Priscas von selbst. Als nächstes kam die Sergierin in den Genuss einer Vorstellung der gesamten Aurelia-Gens, soweit sie sich bereits im Atrium versammelt hatte, durch Aurelius Corvinus selbst. Dessen Schmeicheleien registrierte sie durchaus, doch durchschaute sie sie augenblicklich als von einer solchen Art, wie er sie sicherlich den gesamten Abend jeder Frau gegenüber äußern würde, die sich nicht weit genug von ihm entfernt hielt. Aber immerhin:


    "Aurelius Corvinus, ich freue mich sehr, dich kennen zu lernen und damit endlich einem Mann gegenüberzustehen, dessen rasanten Werdegang ganz Rom gebannt verfolgt dank der Acta Diurna, für die ich in der Tat ab und zu schreibe, ja."


    Der Vigintivir stellte der Subauctrix nun noch zwei seiner Verwandten vor, deren Namen Plotina neu waren und die sie deshalb nur mit einem freundlichen Nicken begrüßte. Sie überlegte allerdings, ob es sich bei diesen beiden wohl nicht um die neu aufgenommenen Sodales bei den Salii Collini handelte, von denen die Acta berichtet hatte. Verstohlen musterte sie die Figuren der beiden, um abzuschätzen, wer von ihnen bei Vortanzen wohl die bessere Figur machen würde, allein sie kam noch zu keinem abschließenden Ergebnis, zumal nun noch der Duumvir von Mantua, Annaeus Modestus, mit einer Verwandten das Atrium betrat, ihr vorgestellt wurde und ebenfalls begrüßt werden wollte, was Plotina mit einem Lächeln und einem Nicken auch tat. Als nun eine weitere Verwandte der Aurelier hinzutrat, die ebenso schön anzuschauen war wie Prisca, bemerkte Plotina, dass nun bereits der Zeitpunkt gekommen war, von dem sie natürlich gewusst hatte, dass er alsbald eintreten würde: Nun stand die kleine Plebejerin störend im Weg. Indem sie Aurelia Helena, der neu Hinzukommenden, und natürlich noch einmal Prisca zulächelte, trat sie einen Schritt zurück und nahm dankbar einen Becher mit Apfelsaft an, den ein Sklave anbot. Bis zum Opfer würde es vermutlich doch noch etwas dauern.

  • Nein, kein andres Gewächs, heiligen Wein, Varus, bau an zuerst
    dort, wo sonnige Flur Tiburs sich dehnt, Catilus' Stadt erstand.
    Denn dem Nüchternen stellt alles der Gott schwierig und düster hin,
    nur vorm Wein allein weichet der Druck nagender Kümmernis.
    - Lob des Weines, Horaz


    Sentiment wohliger Art hüllt Callista ein. Eine Flut aus wohltuendem Rot umfängt sie. Liebkost ihre Sinne. Reizt vortrefflich ihren Geist. Angetan strahlt Callista. Ihre Freude über die wohlgeratene und aparte Zier offeriert sich deutlich auf ihrer Face.
    Sie verharrt im Fauces. Umschattet von den Wänden des Ganges. Callista schließt ihre Augen. Atmet tief ein. Die Aufregung prickelt in ihr. Lässt sie erschaudern. Ein Fest. Wie sie solche Lustbarkeiten liebt. Sodann ist sie bereit. Sich den Blicken zu stellen. Sich in das Getümmel zu begeben. Das Parkett der hohen Gesellschaft und Hautevolee zu betreten. Die Gestalt hehr erhoben.
    Schmeichlerisch ist das Licht. Das entzückt Callista ungemein.


    Zart Elfenbein farben ist ihr Untergewand. Satt Granatrot ist die Stola. Aus der weit gereisten Seide erschaffen. Goldbestickt die Instita an der Stola. Ihre grazilen Schritte offerieren den Anblick Elfenbein farbener, filigraner Calcei muliebris. Besetzt mit einem Edelstein. An ihrem splendidem Dekolleté funkelnde Monilia aus ungetrübten Rubinen und glänzendem Gold. Der Händler hat Callista versichert. Die Rubine entstammen aus Simhala. Die Inaures aus Rom indes harmonieren perfekt zu der ägyptischen Halskette. Ebenso aus Rubinen gefertigt und mit Gold veredelt. Ein Vermögen hat das ihren Vater gekostet. Schon allein die Vorstellung seines entsetzten Gesichts ergötzt Callista. Jedes Mal, wenn sie die Ohrringe betrachtet und trägt. Golden sind die ägyptischen Brachialia und Armillae an ihren zierlichen Armen. Die Stola wird von einer goldenen Fibel in Gestalt einer Wasserpython gehalten. Dunkles und helles Gold imitieren das Muster der Schlange. An ihren Fingern macht der Schmuck nicht halt. Zwei prunkvolle wohlgeformte goldene Anuli zieren ihre kleinen Hände.
    Flagrant und offenkundig kann gesagt werden. Nach dem Gesetz der Lex Oppia wäre Callista schuldig. Die halbe Unze an Gold überschreitet sie dezisiv.
    Am liebsten würde Callista nur Schmuck tragen. Diese lästigen Gewänder sind ihr unlieb. Auch die aufwendigen Frisuren würde sie unterlassen. Doch es gehört sich nicht so. Nicht hier. Nicht in Rom.
    So trägt Callista auch ihre Haare nach der Art der Crispina. In sieben Scheiteln geteilt sind die Haare zu einem runden Zopf nach hinten geflochten. Goldene Bänder und Rubin besetzte Spangen halten ihre Haare. Ihre Stirn wird von einem gewunden Haarzopf umkränzt. Zierlicher erscheint ihr Gesicht unter den tief schwarzen Haaren. Wie aus Porzellan ihre kleine schmale Gestalt.


    Fulminant ist das Atrium. Eine traumhafte Ausstattung.
    Sicherlich aus Frauenhand, Callista.
    Traun. Oder von einem erlesenen männlichen Geschmack.
    Das Kräuterwerk ihrer Sklavin belebt Callistas Geist. Effiziert sie. Lässt ihr Temperament aufleben. Gleichsam verzehrt es ihre Sinne. Intensiver sind die Farben. Eindringlich die Düfte. Geschärft sind auch die anderen Sinne. Und Callista nicht immer ganz urteilsfähig. Souverän schreitet Callista in den Raum hinein.
    Alle Anwesenden werden gemustert. Dezent und diskret. Viele schöne Männer. Beglückt bemerkt Callista. Keine verstaubten alten Senatoren. Keine feisten Eques.
    So viele gut aussehende Männer.
    Aber auch viele strahlende Gegenspielerinnen, Callista.
    Traun. Und wie herrlich hoch gewachsen sie doch alle sind.
    Mit Neid muss Callista fest stellen. Sie sind alle nahezu größer als sie. Und beweisen zudem einen erlesenen Geschmack in der Wahl ihrer Kleider.
    Eine Herausforderung, Callista.
    Traun.
    Zudem ist es ein Wohlgefallen für Callistas Augen. Von einer Reihe schöner Männer und Frauen umgeben zu sein. Zwischen ihnen fühlt sich Callista selber wie eine leuchtende Blume. In einem Garten vollkommener Blüten.


    Corvinus bemerkt Callista zuerst.
    Der schöne und höfliche Magistratus. Der Blond gelockte.
    Erfreut lächelt sie. Ein bekanntes Gesicht in der Menge. Und scheinbar ist er nachher der Gastgeber. So wie alle auf ihn zuströmen.
    Sodann erblickt sie Aquilius.
    Der schöne Heroe ihrer seltsam entrückten Nacht. Die Erinnerung verschwimmt. Ist kaum greifbar. Wie viele Tropfen der Mondtränen hatte sie zu sich genommen? Zu viele. Entzückt seufzt sie.
    Die restlichen Menschen erscheinen ihr unbekannt. Auf einem Fest darf man nicht zaudern. Am Ende steht Callista alleine in der Ecke und fühlt sich ganz verlassen. Das will sie natürlich nicht. So tritt sie auf eines der unbekannten Gesichter zu.
    "Salve, o Du serener Fremder. Meine Rettung kannst Du sein. Fremd sind all jene Menschen in diesem Raum. Womöglich möchtest Du mir helfen? Einen Fremden weniger zu erblicken. Eventual einen Freund zu finden?"
    Schmeichlerisch ist ihr Lächeln.

  • Der junge Sklave der Aurelia begleitete die beiden Octavier ins Innere des Hauses, doch der Senator ließ sich dabei sehr viel Zeit und betrachtete akribisch jede Ecke, hin und wieder wandte er sich an seinen Sohn und lästerte über die ein oder andere Statue oder Malerei, natürlich flüsterte er, denn er wollte ja die Gastgeber nicht verärgern. Letztendlich erreichten sie dann doch noch den Raum wo man das Opfer abhalten wollte und wie es nun mal seine Art war hielt sich der Detritus etwas abseits und musterte erstmal die anderen Gäste.


    "Titus siehst du bekannte Gesichter?"

  • Es war, als wäre man in ein Meer von Rot getaucht. Staunend sah der Germane um sich. Ob das Wein war, da im Impluvium? Wie das wohl wäre, ein Bad in Wein zu nehmen... Aquilius' Amphore in der Hand, schlenderte er neben dem Flavier, ihn flankierend, bis der eine Geste machte, die wohl zu besagen schien, dass Bridhe und er sich im Hintergrund halten sollten. Nun gut. Bridhe zulächelnd begab er sich mit ihr an den Rand des Raumes. Er pflückte ein Büschel Trauben, bot Bridhe davon an, und betrachtete dann, den Rücken an die Wand gelehnt, den Aufmarsch der römischen Schickeria.
    Was für ein Luxus hier heute wieder zur Schau gestellt wurde. Was für üppig drapierte, leuchtende Farben die Römer am Leibe trugen, wie bunt und verschwenderisch sie sich schmückten mit Gold und Edelsteinen. Dass sie sich dabei nicht albern vorkamen, fand er ganz unverständlich.
    Ruhig sah er sich den Jahrmarkt der Eitelkeiten an, ohne dass in seinen Zügen zu lesen gewesen wäre, wie er darüber dachte. Beobachten und lernen. Eine vorüberschwebende Grazie zog kurz seinen Blick auf sich, dann sah er zu Aquilius herüber, der sich mit einem blonden Mann unterhielt, der ihm vage bekannt vorkam. Ach, war das nicht der Jüngling, der nicht reiten konnte?


    "Meine Süße, ich seh mal, ob ich was zu trinken für uns finde.", meinte er zu Bridhe, und lenkte dann seine Schritte am Rande des Atriums entlang. Aufrechter Haltung und selbstgewissen Blickes, in seiner schlichten, doch ausgesuchten dunkelgrünen Tunika mit der Reben-Borte, die vernarbten Handgelenke unter mit Mustern geprägten breiten Lederbändern verborgen, war er nicht unbedingt als Sklave zu erkennen.
    Ah, da sah er schon was er suchte. Zielstrebig trat er auf Cadhla zu.
    "Heil Dir, schöne Hüterin des köstliches Rebensaftes.", grüßte er sie fröhlich, und fragte mit schalkhaftem Grinsen: "Ob Du mir wohl einen Trunk aus Deiner Quelle gewährst?"

  • Der Dank, den Prisca mir für mein Kompliment zollte, und vor allem das Lächeln und Augenzwinkern, mit dem sie mich nun bedachte, machten mich so verlegen, dass ich für einen Moment den Blick von ihr wenden musste. Als ich sie wieder ansah, wusste ich nicht, was ich sagen sollte, und blieb auch stumm, doch ich wusste sicher, dass ich sie noch oft an diesem Abend ansehen würde - aus der Ferne. Denn als säßen wir in zwei getrennten Nachen auf hoher See, die der Wellengang immer weiter voneinander entfernen würde, so würden die bald hereinströmenden Gäste uns voneinander trennen, und ich würde mit Interessierten über Politik sprechen, während Prisca umlagert werden würde von Männern, Verheirateten und Unverheirateten. Dies war der Wellengang der Dinge in dieser Welt.


    Und während ich noch über dies alles nachdachte, ging der zweite Stern über dem atrium der villa Aurelia in Roma auf, denn Helena trat auf uns drei Männer zu. Dass sie strahlend schön war, überraschte mich nicht im Mindesten, denn es musste wohl ein Leichtes sein, ihrer natürlichen Schönheit noch ein wenig aufzuhelfen. Eher verwunderte mich die aufgeräumte, ja scherzende Art, mit der Helena uns drei nun ansprach, und ich konnte mich nicht enthalten, sie anzulachen und zu sagen:


    "Warte nur erst ab! Wir drei charmanten Herren bekommen gleich noch Verstärkung! Und dann stürzt sich alles auf dich und Prisca. Du siehst einfach umwerfend aus, Helena!"


    Ob auch sie mit einem "Ziel" in dieses Fest ging? Ich konnte Helena noch viel weniger einschätzen als Prisca; sie war schließlich lange krank gewesen und hatte ihr cubiculum kaum verlassen, aber auch sonst erschien sie mir oft so traurig und fast ein wenig düster. Leider war es mir nicht gegeben, über solche Dinge zu sprechen, und andere mochten sich mir für gewöhnlich auch nicht anvertrauen.


    Nun ging es aber wirklich Schlag auf Schlag. Nach der subauctrix der Acta Diurna, als die uns Sergia Plotina jetzt vorgestellt wurde - daher kannte ich also den Namen -, betraten immer mehr Gäste das atrium. Mein Blick fiel natürlich sofort auf Annaeus Modestus, den ich lachend grüßte. Dass er uns bei den Ritualen für den neuen Tempel in Mantua allerdings seine schöne Verwandte vorenthalten hatte, war natürlich eine Schande! Aber nun war sie ja hier, und fröhlich grüßte ich auch sie. Eine besondere Freude bereitete mir sodann der Anblick meines bevorzugten Marspriesters Flavius Aquilius, dessen Aufmachung das gewisse Etwas nicht vermissen ließ; ich grüßte ihn mit einer besonders tiefen Verbeugung. Sodann wurde ich von Ursus in ein Gespräch gezogen, das dann bald meine gesamte Aufmerksamkeit in Beschlag nahm, war doch der Gesprächspartner kein Geringerer als Decimus Mattiacus. Titus allerdings schien ihn noch nicht zu kennen.


    "Ein herzliches Willkommen auch von mir! Wenn ich mich nicht sehr täusche, habe ich deine Kunst unlängst beim Prozess gegen den Hochverräter Helvetius Sulla in der Basilica Ulpia bewundern können. Damit kann ich dich auch meinem Vetter vorstellen. - Titus, das ist Decimus Mattiacus, der dem imperium in verschiedenen herausragenden Funktionen dient und insbesondere zu den bekannten Juristen gehört."


    Mehr konnte ich leider jetzt ad hoc auch nicht über ihn sagen, denn, wie schon erwähnt, fehlte Maron ja, der sicher mehr gewusst hätte. Ich wandte mich sofort noch einmal an den Decimer, denn der genannte Prozess hatte mich noch eine ganze Weile beschäftigt:


    "Bei jenem Prozess hat mich vor allem beeindruckt, wie du es als Vertreter der Anklage immer wieder geschafft hast, das Verfahren verhältnismäßig fair zu gestalten. Viele hätten sich sicher einen Schauprozess gewünscht; meiner Meinung nach aber wäre das nur Wasser auf die Mühlen derjenigen gewesen, die sich von solchen Personen wie Helvetius beeindrucken lassen."


    In diesem Moment fiel mein Blick auch auf eine ausnehmend schöne Patrizierin, die das atrium betreten hatte. Sie war eine außergewöhnliche Erscheinung, deren Charakterisierung mir mit noch so vielen Worten nicht gelingen würde. Kurz war ich versucht, mich zu ihr zu wenden, schien sie doch allein zu stehen; da aber sprach sie schon von sich aus jemanden an, eine Handlung, die mir imponierte. Weil einer unserer größten und kräftigsten Sklaven, der sonst mit Gartenarbeit beschäftigt war, nun aber hier Getränke verteilte, mir den Blick verstellte, konnte ich nicht erkennen, wer der Glückliche sein mochte. Ich war gespannt.

  • Nach und nach kamen die Gäste und langsam füllte sich das atrium mit offensichtlich gut gelaunten Menschen. Priscas Freude darüber war groß, denn sie liebte solche Feste und die vielen Menschen um sich herum. Dabei hatte das Fest gerade erst begonnen, also was mochte der Abend noch so alles mit sich bringen?! So viele neue und interessante Gesichter, welche davon mochte sie wohl heute Aben kennen lernen? Am liebsten hätte Prisca ihre Augen und Ohren überall zugleich gehabt, doch musste sie sich einschränken. Kritisch musterte sie die anderen Frauen, verglich sich mit ihnen und musste sich neidlos eingestehen, welch guten Geschmack in der Wahl ihrer Garderobe so manch edler Dame hier und heute bewies. Aber auch die Männer, die allein mit ihrem Äußeren es verstanden sich hervor zu tun, bedachte sie mit verstohlenen Blicken und suchte zu ergründen, wie viele innern Werte wohl hinter ihren adretten Masken stecken mochte.


    Doch vergaß sie bei all den vielen Eindrücken nicht diejenige, welche ihr mit ihrem Charme besonders am Herzen lag. Gleichwohl Prisca aus gutem Grund mit ihren Worten und Komplimenten gegenüber Plotina etwas befangen war, bedachte sie die Sergierin umso mehr mit anerkennenden Blicken. Und eben gelang es ihr noch schnell ein paar Worte mit Plotina zu wechseln, bevor auch schon ihr Onkel die Begrüßung übernahm „...bei diesem einen Wiedersehen soll es von meiner Seite aus nicht bleiben, werte Plotina. Ich freue mich sehr, das du hier bist und ...psst... noch etwas! wir werden etwas später ein Theaterstück aufführen und ich bin schon sehr gespannt, wie es dir gefallen wird.“ Kündigte sie Plotina ganz freudig an, weil sie seit dem Besuch auf dem Markt um Plotinas Vorliebe für das Theater wusste. Nun war Prisca neugierig, welches Urteil sich Plotina wohl über das Stück bilden würde.. „Wir müssen unbedingt zu sehen, dass wir nachher zwei zusammenhängende Plätze ergattern!“ tat Prisca ganz verschwörerisch ohne jedoch dafür garantieren zu können, das später die Zeit und Gelegenheit auch wirklich bliebe, um sich mit den Plätzen ab zu sprechen.


    Dann war auch schon die erste Vorstellung des Abends an der Reihe und so wie ihr Onkel den nächsten gast begrüßte, schien es sich dabei um einen sehr guten Freund von ihm zu handeln. Modestus? Und wer war die attraktive junge Frau an seiner Seite? Zweifellos eine Leidensgenossin, teilte die junge Frau an der Seite von Modestus doch anscheindend das gleiche Schicksal, in Germanien gewesen zu sein. Germanien! Allein schon der Name dieses Landes verursachte ihr eine Gänsehaut und so bedachte Prisca vor allem Minervina mit einem mitfühlenden Lächeln, während sie ergänzend zu den Worten ihres Onkel die beiden begrüßte. „Salvete! Germanien? ..wahrlich ein schreckliches Land wie ich meine. ... Ein Glück und mein Dank an die Götter für euch, das ihr nun wohlbehalten hier zurück in Rom seid. ... Es ist mir eine Freude, euch beide kennen zu lernen!“


    Gerne hätte Prisca als nächstes erfahren, wie Minervina vielleicht über diese Land denken mochte, doch zunächst wollte ihr Couisin Ursus es ihrem Onkel gleich tun und ihr einen weiteren Gast vorstellen. Wobei er jedoch den Namen nicht erwähnte, wodurch Prisca zunächst nur folgende Worte finden konnte.. „Salve! Es freut mich auch dich auf unserer Feier heute begrüßen zu dürfen...“ Kaum hatte sie das gesagt, trat auch schon der nächste Gast, ein wahrlich gut gekleideter Mann und zweifelsohne ein Patrizier in die Nähe ihres Onkels. Viel Zeit um sich weiter darüber Gedanken zu machen wer die sein mochte, wurde ihre Aufmerksamkeit momentan an einer anderen Stelle verlangt...


    Fast kam es Prisca so vor, das Helena und sie heute der Mittelpunkt der Feier wären. Das mochte wohl anfangs bei der Begrüßung der Gäste auch so zutreffen und es war alles andere als ein unangenehmes Gefühl, ganz im Gegenteil sogar. Ein kurzer suchender Blick zu Helena hinüber und Prisca deutete ihr mit einem verschmitzten Grinsen und einem kurz zum Siegeszeichen erhobenen Daumen an, das sich ihrer Meinung nach die Mühen und Strapazen der Vorbereitungen auf dieses Fest heute vollends gelohnt hätten. Doch eigentlich konnte bei einer solch erlesen Gästeschar der Abend nur ein Erfolg werden. Davon war Prisca überzeugt und schon wanderte ihr Blick neugierig weiter umher, um auch die anderen Gäste mit einem freundlichen Lächeln zu begrüßen.

  • Da kam auch schon der erste, der wohl nach dem teuren Wein verlangte, zu ihr herüber und grüßte sie freundlich, was Cadhla mit einem Lächeln erwederte. "Salve und willkommen zum Fest der Meditrina!" versuchte sie möglichst akzentfrei zu sagen, was ihr zuvor von einer der älteren Sklavinnen mühevoll eingetrichtert worden war. Wieso nur bestand dieses Volk darauf, sich in einer so umständlichen Sprache zu unterhalten? Bestimmt hatte der Mann vor ihr, dessen Kleidung bis auf die fehlende toga genau so aussah wie die der anderen, gemerkt, dass sie nicht von hier war, soviel stand fest. Nur was wollte er? Sie hatte hier doch keinen Brunnen, wollte er etwa Wasser statt des Weins? Etwas verwirrt schaute sie Rutger Severus an und musste überlegen, in ihrem Kopf schwirrten die lateinischen Worte umher und versuchten vergeblich, einen Sinn zu ergeben. Quelle? Trunk? Rebensaft?! Ah ja doch, er wollte Wein, Reben hatte etwas mit Wein zu tun.


    Eilig schenkte sie ihm einen Becher Wein ein, den guten Wein, der für die Gäste bestimmt war - begleitende Sklaven bekamen einen anderen, aber er sah nun wirklich nicht wie ein Sklave aus. Wobei, woran erkannte man schon andere Sklaven? Na ja, es war auch egal, denn es würde bei diesem Auflauf an reich geschmückten Gästen und ihrem Gefolge ohnehin keiner merken. Wie hatte man ihr dieses Fest beschrieben? 'Alles muss raus!' - auch wenn sich das eher wie eine Parole eines gewieften Markthändlers anhörte. "Hoffentlich er Dir schmeckt," fügte sie lächelnd an und überlegte, aus welcher Familie er wohl stammen mochte, die wichtigsten und reichsten gentes kannte sie inzwischen auswendig, um bloß keinen der geladenen Gäste zu beleidigen. Außer diesem Mann schienen die meisten jedoch noch nichts trinken zu wollen, zumindest noch nichts berauschendes, einen anderen Sklaven sah sie gerade Becher mit Apfelsaft verteilen und eine der schönen, geschmückten Frauen einen entgegen nehmen.

  • Noch vor ihrem Gemahl betrat Ofella die Bildfläche. Ihr Blick fiel zuallererst auf die sonderbare Farbe des impluvium, das nämlich rot war, und musterte sodann die geschmackvolle Einrichtung und die Aufmachung des Raumes. Etwas zu viel Rot für ihren Geschmack, aber für einen Abend war dies sicherlich erträglich. Ihre Aufmerksamkeit wandte sich nun der Mode zu. Die anwesenden Damen sahen natürlich längst nicht so gut aus wie sie selbst. In eine blassgrüne tunica gewandet, deren Abschlüsse und Saum jenes Blätterwerk vorwiesen, das auch der Flavier auf seiner toga trug, und mit einer stola von tiefdunklem Grün behangen, wirkte Ofella zugegebenermaßen etwas overdressed. Der Touch zu viel goldenen Schmucks, mit dem sie sich behangen hatte, und die etwas zu sehr aufgetragene Schminke verstärkten diesen Eindruck noch und konnten bei weitem nicht über ihr Alter hinwegtäuschen. Ofella hingegen hielt sich für die schönste Frau im ganzen Saal, und wenn nicht die augusta noch eintreffen würde, dann wäre der Abend hinsichtlich der Konkurrenz gerettet.


    "Ach schau dir das mal an... ist noch gar kein Senator da. Na, hoffentlich kommt noch einer", sagte sie zu ihrem Gemahl, ehe sie die Hörweite der Gäste erreichten. Schließlich ging es auf so einem Fest ums Sehen und Gesehenwerden. Mit Lucius an der Hand, überließ sie es Menecrates, sie anzukündigen und vorzustellen. Inzwischen taxierte sie Schmuck und Kleider der Anwesenden. Ihr Blick fiel auf Callista, die sie bereits ein paarmal flüchtig im claudischen Hause erblickt hatte. Und dann sah sie ihn. Ihn, der die Kleidung mit der gleichen Stickerei wie sie trug. Welche Tragödie! Ofella schnappte nach Luft und starrte auf die geschickt gestickten Fäden. Welche Schmach, von einem Mann ausgestochen zu werden! Sicherlich hatte er den gleichen Händler aufgesucht wie sie! Und dieser verlauste Bastard eines stinkenden Wurms hatte ihr auch noch versichert, dies sei das einzige Stück dieser Art, das er hatte. Ofella schlug die Lider nieder und wandte den Kopf ab. "Herius, mir ist nicht wohl", japste sie hypochondrisch und griff sich ermattet ans Herz.

  • Zitat

    Original von Claudia Ofella
    Über dieses und jenes hatte Ofella gesprochen, während die Sänfte sie zu den Aureliern brachte. Menecrates hatte - wie immer - auf Durchzug geschaltet. Ofella rede ununterbrochen, zog über diesen und jenen her und vergaß dabei nicht, hin und wieder einen Sklaven zu schikanieren. Dann endlich waren sie da, und Ofella beendete ihren Sermon mit den vorwurfsvollen Worten "Du hörst mir gar nicht zu!"
    (…) Nichtsdestotrotz erntete Menecrates noch einen feindseligen Blick.


    …den er geflissentlich übersah. Mit dem entsprechenden Herzpanzer versehen konnte seine Frau tun und lassen, was sie wollte, solange sie seine Ehre nicht befleckte, war ihm alles egal, es berührte ihn nicht. "Natürlich höre ich dir zu", merkte Claudius - wenn auch nicht sehr überzeugend - an, ohne seine Gemahlin dabei anzusehen. Zwar entsprach dies nicht der Wahrheit, aber sie würde wenigstens Ruhe geben.


    Wie es Ofella allerdings geschafft hatte, noch vor ihm das Atrium zu betreten, erschloss sich dem ehemaligen Offizier nicht. Es musste die unbändige Neugier gewesen sein, die seinem Weib Tag für Tag als Antriebsmotor für die unglaublichsten Handlungen diente.
    "Einen Schritt hinter mir, im Höchstfall auf gleicher Höhe", zischte er ihr den Marschbefehl für diesen Abend ins Ohr. Anschließend blickte er sich um, aber er kannte, einmal abgesehen von einem ehemaligem Amtskollegen, einem Stadtbeamten von Mantua, der womöglich ihn nicht einmal kannte, und einem Flavier aus der Bruderschaft kaum jemanden. Er ahnte nicht, dass ein Teil der Gäste gar keine Gäste, sondern Aurelier waren, die ihm bislang nur noch nicht begegnet waren. Demzufolge schweifte sein Blick auf der Suche nach dem Hausherrn, den er alsbald in der Menge ausmachte.


    Auf die Bemerkung hin, dass noch kein Senator anwesend war, stellte Menecrates wieder einmal fest, wie kalkuliert seine Gemahlin dachte. Diese Feststellung gereichte ihr aber nicht zum Nachteil, denn er selbst bewertete sein Umfeld in ebenfalls nicht geringem Maße nach dem Stand. Trotz allem, vielleicht bereits aus Prinzip, entgegnete er: "Wir sind überwiegend unter unseresgleichen, was reichen sollte."
    Er hielt ihr den Arm hin, um einerseits ohne Worte darauf aufmerksam zu machen, dass sie vorerst bei ihm zu bleiben habe und andererseits er beabsichtigte, einen gezielten Weg einzuschlagen, bei dem er sich nicht darum kümmern wolle, ob sie nun den Anschluss behielt oder nicht. Mit seinem Sohn, seiner Tochter Deandra und Ofella im Gefolge nutzte er anschließend eine Gesprächspause und trat auf den Gastgeber zu.


    "Salve, Corvinus. Ich bedanke mich im Namen meiner Familie für die Einladung."

  • Ich blickte zu meinem Bruder, dann zu Corvinus. Er lächelte, als wüsste etwas, was er nicht wissen dürfte. Ich überlegte, ob ich ihn ansprechen sollte, kam aber schnell zum Schluss, dass sich dies nicht ziemte.


    Freundlich grüsste ich Corvinus und war froh, schon jemanden von der ganzen Menschenmenge zu kennen.


    Dann hörte ich, wie Corvinus uns einige Leute vorstellte: Sergia Plotina, Prisca, Ursus und Cotta. Die Namen sagten mir alle nichts, aber wer weiss, vielleicht würde ich ja noch die eine oder andere Bekanntschaft machen. Dazu waren solche Feiern ja wunderbar geeignet.
    Auf jeden Fall nickte ich den Herrschaften höflich zu.

  • Frisch gewaschen und in einer feinen Tunika gekleidet war Minna zusammen mit weiteren claudischen Sklaven unauffällig Menecrates und seiner Gattin gefolgt. Freudige Aufregung machte sich in ihr breit. Auch wenn der offen zur Schau gestellte Reichtum der Römer sie anbiederte, so war das aurelische Fest eine willkommene Abwechslung zum tristen Sklavenalltag in der Villa Claudia.


    Sichtlich überwältigt betrachtete sie die prächtige Dekoration, als sie ins impluvium eintraten. Es schien, als würde die intensive rote Farbe überall leuchten. Dazu kamen noch diese wohlriechenden Düfte. Die Villa strotzte geradezu vor Luxus.
    Die Aufmachung der aurelischen Sklaven beeindruckte sie sehr. Aber noch eindrucksvoller waren die eleganten Gewänder und der imposante Schmuck der Gäste. Sie alle hatten sich herausgeputzt und es fiel ihr wirklich schwer, Römer und Sklaven zu unterscheiden.


    Während sie sich im Hintergrund aufhielt und auf Anweisungen von ihren Herren wartete, schweifte ihr Blick über die Menschenmenge. Bis auf die Claudier war ihr niemand bekannt. Plötzlich entdeckte sie Callista, die sich gerade mit jemanden unterhielt. Augenblicklich bekam Minna ein unangenehmes Gefühl in der Magengegend. Die Erinnerungen an die Dinge, die sich erst vor kurzem im Bad ereigneten, kamen wieder hoch. Nein, daran wollte sie in diesem Moment nun wirklich nicht denken. Rasch wandte sie ihren Blick von Callista. Ob Benohé auch hier war? Sicherlich war sie das, nur konnte Minna sie zwischen all den Menschen nicht ausfindig machen.

  • Modestus vertiefte sich zunehmend in eifrige Gespräche mit einigen Männern, weshalb ich mich nach anderen Frauen umzusehen begann. Ich hatte bemerkt, dass Prisca noch Worte auf der Zunge gelegen hatten, als wir einander vorgestellt worden waren. Daher lief ich etwas im Raum herum, und steuerte langsam und eleganten Ganges auf sie zu. Doch kurz bevor ich bei ihr ankam, drehte sie sich um und lief auf eine neu hinzutretende Frau zu. Dem Aussehen nach eine Patrizierin und wenn ich die Art der Begrüssung und das Gespräch in Betracht zog, so schienen die beiden Verwandte zu sein.


    Zurück blieb, insofern ich mich richtig an den Namen erinnerte, Sergia Plotina.
    Ich gesellte mich zu ihr und sagte freundlich.


    Salve, ich möchte mich nun, da wir uns gegenüber stehen, persönlich vorstellen. Ich bin Antonia Annaea Minervina.

  • Versonnen stand Plotina ein wenig abseits und nippte an ihrem Apfelsaft, der wirklich vollmundig schmeckte, dabei aber nicht zu süß. Doch auf ihre Geschmacksnerven achtete die empfindsame Sergierin in diesen Momenten eher weniger; viel zu sehr war sie von der Beobachtung all dessen beansprucht, was um sie herum vor sich ging, und innerlich hing sie immer noch an den Worten, die Prisca ihr zugeflüstert hatte.


    Ein Theaterstück?! Dieser Abend versprach in der Tat etwas Besonderes zu werden, wenn sich zu dem nicht ganz ungefährlichen Wein- auch noch ein erlesener Kulturgenuss gesellen würde. Plotina freute sich schon sehr, denn sie konnte sich kaum noch daran erinnern, wann sie das letzte Mal im Theater war. Ach ja, in der "Antigone" - aber das war wirklich lange her. Und nun hatte Prisca ihr die Nachricht von dem Theaterstück mit einer solchen Verschwörermiene zugeflüstert, dass sie geneigt war zu glauben, dass möglicherweise ihre patrizische Bekannte selbst an der Einstudierung mitgewirkt hatte. Oder hatte sie es gar abgefasst? Für Plotina stand fest, dass Aurelia Prisca dazu sicherlich die Fähigkeiten hatte.


    Noch einmal sah sie zu ihr hinüber, sah sie neben ihrer genauso berückenden Verwandten Helena, und sah eben auch, dass dieser Abend so ablaufen würde, wie es in einer Zivilisation wie der römischen unvermeidlich war. Prisca war eine ungewöhnlich intelligente Frau, als sie aber zu Plotina von dem Platz neben sich gesprochen hatte, war doch einmal aufgeblitzt, wie jung sie eigentlich noch war. Denn natürlich war es völlig ausgeschlossen, dass dies geschehen würde, und schon jetzt, da das Atrium gut gefüllt war, aber wohl noch nicht alle Gäste eingetroffen, befanden sich alle in genau den Positionen, die ihnen von den Sitten her zukamen und von ihnen erwartet wurden: Helena und Prisca Aurelia bereits umringt von Verehrern, die aurelischen Männer in politische Gespräche vertieft, um ihrer Karriere Anschub zu verleihen, und sogar die Sklaven schienen schon zueinander gefunden zu haben. Und sie selbst, Sergia Plotina, ein weibliches, plebejisches, berufstätiges und lediges Unding von 23 Jahren am Rand mit ihrem Saft.


    Der Saft schmeckte köstlich, stellte sie gerade wieder einmal fest.

  • Anscheinend hatte ich wieder einmal zu leise gesprochen. Die junge Frau schien mich nämlich in dem ganzen Lärm der Gespräche nicht verstanden zu haben.


    Ich ärgerte mich einmal mehr über meine Schüchternheit, trat etwas näher an sie heran und sagte nochmals herzlich lächelnd:


    Salve!

  • Ich wandte mich um, als der Saal sich immer weiter füllte. Fast jeder der Gäste hatte eine der kleinen Amphoren in der Hand, mit der wir später gemeinsam Meditrina würden ehren. Einige bedeutendere Persönlichkeiten fehlten noch und würden sich vermutlich verspäten. Nun hieß es, die Gäste bei Laune zu halten, ehe die Nachzügler eintreffen würden.


    Aquilius' Worte beantwortete ich mit einem Grinsen und dem Hinweis: "Warte erst einmal das Programm ab, mein Freund, ehe du uns über den Klee lobst. Um das passende Ambiente haben sich haptsächlich zwei Damen gekümmert, die ich dir gern vorstellen möchte." Suchend sah ich mich nach Prisca und Helena um. Einen vorübergehenden Sklaven mit einem Tablett wies ich an, Prisca und Helena zu organisieren. Als die beiden bei uns angekommen waren, deutete ich nacheinander auf Helena und Prisca. "Meine Base Helena und meine Nichte Prisca." Zu den beiden gewandt fuhr ich fort: "Dies ist Caius Flavius Aquilius. Er ist mein bester Freund und noch dazu ein verdammt guter Marspriester."


    Aus den Augenwinkeln fiel mir die junge Sergierin auf, die etwas allein zwischen den Gästen stand und verloren wirkte. Ich hoffte nur, sie fühlte sich nicht ausgegrenzt. Gerade wollte ich mich in Bewegung setzen, um ein paar Worte mit ihr zu wechseln, da gewahrte mein Blick Menecrates und seine Familie. Selbst Callista war anwesend, was mich freute. Einzig Epicharis und Priscas Namensvetterin fehlten. Ich verschob die Sergierin auf später und erwiderte die Worte des Claudiers. "Menecrates, ich freue mich sehr, dass ihr heute herkommen konntet." Deandra war ebenfalls da, sagte aber nicht ein Wort. Ruhig lag mein Blick einen Moment auf ihrem weißen Antlitz, dann sah ich fort. Ich musste über den Dingen stehen, für Gefühlsduseleien war heute keine Zeit. "Du. Stell den Wein fort und bediene die Gäste", wies ich Rutger an, den ich in jenem Moment nicht als flavischen Sklaven erkannte, obwohl er eindeutig keine rote tunica trug. "Entschuldigt mich", bat ich kurz darauf, seilte mich ab und ließ Aquilius mit den beiden Mädels allein, nicht ohne ihm nochmals zuzuzwinkern. Ich begab mich zu Plotina, neben die plötzlich auch Minervina getreten war. "Ich hoffe, es wird ein schöner Abend werden", begann ich ein Gespräch. "Ehe ich es im weiteren Verlauf vergesse, würde ich gern mit dir über dein Stellengesuch sprechen. Es wäre mir allerdings lieb, wenn wir uns das für ein andermal aufsparen täten. Würde dir übermorgen passen?" fragte ich sie ohne Umschweife. "Sisenna, um die es ja geht, müsste auch irgendwo hier im atrium sein. So könntet ihr euch schon einmal kennenlernen", schlug ich vor und sah mich suchend um.

  • Zitat

    Original von Antonia Annaea Minervina


    Sim-Off:

    Arrrgh, wir haben gleichzeitig gepostet! Aber jetzt kommt was! :D



    ... Vielleicht war es aber nur wieder einmal so, dass sich die sensible Sergierin zu viele Gedanken machte. Aus Grübelei und Apfelsaft-Verköstigung wurde sie nun nämlich durch die sanfte Stimme einer Frau geweckt, die ihr soeben vorgestellt worden war, nun aber freundlicherweise selber noch einmal ihren Namen nannte. Für einen kurzen Moment dachte Plotina daran, ob sich ihr Fauxpas bei der Hochzeit von Germanica Aelia und Corvus etwa schon reichsweit herumgesprochen hatte, als sie so furchtbar mit den Namen durcheinander gekommen war, sehr zur Erheiterung der anderen Gäste. Aber nein, so wichtig war sie natürlich nicht, dass diese Begebenheit die Runde gemacht hatte, und so konnte sie sich jetzt mit frischem Mut ihrer neuen Gesprächspartnerin zuwenden. Der Name allerdings gab ihr auch sogleich zu denken, verbunden mit einer anderen Tatsache, die sie glaubte, eben bei der allgemeinen Vorstellungsrunde aufgeschnappt zu haben.


    "Salve! Verzeih mir, ich war ganz in Gedanken! Ich bin Sergia Plotina. Aber habe ich das eben richtig gehört, du kommst aus Germania?"


    Doch, auch Prisca hatte Annaea Minervina ja danach gefragt.


    "Dann muss ich dich gleich noch einmal um Entschuldigung bitten, denn mir brennt eine Frage auf den Nägeln, die gar nicht dich betrifft, sondern wohl eine Verwandte von dir. Auf einem Fest hier in Rom hatte ich nämlich das Glück, eine Annaea Sorana kennenzulernen. Es ist schon länger her, sie ist dann auch wieder nach Mogontiacum gereist, und ich habe ihr einmal einen Brief geschrieben - und seitdem leider nichts von ihr gehört. Wie geht es ihr?"


    Dies war aus Plotina nur so herausgesprudelt, aber sie machte sich ehrliche Sorgen um Sorana.

  • Ich war erstaunt, dass mein Aufenthalt in Germania so sehr für Aufruhr sorgte. Aber ich stand gerne bereit für Fragen.


    Ja, ich war auf einer langen Reise in Germania. Da kam ich natürlich auch in Mogontiacum vorbei. Ich möchte dir auf keinen Fall das Fest vermiesen, aber von Sorana gibt es traurige Nachrichten. Sie verstarb in der nähe der Stadt, in einem verlassenen Haus, es war ein tragischer Unfall.


    Ich fühlte mich irgendwie gemein, obwohl ich am Tod der Sorana natürlich nicht in geringster Weise schuld war. Aber ich wollte der jungen Sergierin doch auf keinen Fall durch den Tod einer Freundin den wunderbaren Abend zunichte machen, auf den sie sich womöglich schon lange gefreut hatte.


    Es tut mir sehr leid, dir das jetzt sagen zu müssen. Ich wünschte auch, es wäre anders...

  • Mattiacus blieb nicht lange alleine stehen. Sogleich kam einer Aurelier, der sich als Aurelius Ursus vorstelle zu ihm.


    Er führte Mattiacus herum und stellte ihn den anderen Mitgliedern der Familie vor.


    Mattiacus bedankte sich bei allen für die Einladung und erwiderte die Grüße der Gäste. Ihm war dabei aufgefallen, dass die Aurelier sehr viele gutaussende Damen eingeladen hatten. Sehr geschmackvoll, dachte Mattiacus und musste dabei sardonisch lächeln.


    Schließlich blieb Mattiacus bei einem Mann namens Cotta stehen, den er noch aus der Schola kannte.


    "Danke für dein Lob, das ist mir ja direkt peinlich." sagte Mattiacus "Ich habe nur das Beste versucht, damit Justitia nicht entehrt wird."


    Der junge Mann schien etwas abgelenkt und als er in die Richtung sah, in der er blickte, erkannte Mattiacus auch warum. Eine Dame trug ein feines Kleid und sehr ausgefallenen, aber schönen Schmuck, der ihr sehr gut stand.
    So schauten die beiden Männer zur Dame herüber und Mattiacus sagte fast beiläufig.


    "Ich erinnere mich noch an dich aus der Schola. Möchtest du immer noch den Cursus Iuris machen? Wenn es wieder einen gibt, sollst du sofort benachrichtig werden."

  • Er hätte doch zusammen mit Cotta Athen verlassen sollen! Der Vorsprung, den Cotta ihm gegenüber hatte, war einfach gewaltig. Nun kannte er diesen Mann auch noch. War er denn wirklich der einzige hier, der niemanden kannte? Sicher, einige Gesichter waren ihm vage bekannt aus alten Zeiten. Aber nach den vielen Jahren, und er war damals ja noch ein Kind gewesen, war er sich einfach nicht sicher, wenn er jemanden zu erkennen glaubte. Nun kam er sich vor wie ein Idiot, dabei hatte er nur freundlich sein wollen.


    "Erfreut Dich kennenzulernen, Decimus Mattiacus", sagte er also höflich und überspielte gekonnt seinen Ärger darüber, daß er nun irgendwie ausgebootet war, da Mattiacus und Cotta miteinander über Geschehnisse und Erinnerungen sprachen, die er nicht teilte.


    "Ihr entschuldigt mich sicher?", fragte er rein höflichkeitshalber. Er hatte keine Lust, fünftes Rad am Wagen zu spielen und ging nun langsam durch die Menge. Es war ganz offensichtlich nicht so einfach Bekanntschaften zu schließen. Nicht mal auf einer Feier der eigenen Familie.

  • Zitat

    Original von Marcus Aurelius Corvinus
    Ich begab mich zu Plotina, neben die plötzlich auch Minervina getreten war. "Ich hoffe, es wird ein schöner Abend werden", begann ich ein Gespräch. "Ehe ich es im weiteren Verlauf vergesse, würde ich gern mit dir über dein Stellengesuch sprechen. Es wäre mir allerdings lieb, wenn wir uns das für ein andermal aufsparen täten. Würde dir übermorgen passen?" fragte ich sie ohne Umschweife. "Sisenna, um die es ja geht, müsste auch irgendwo hier im atrium sein. So könntet ihr euch schon einmal kennenlernen", schlug ich vor und sah mich suchend um.


    Für einen kurzen Augenblick hatte sich nun sogar der Magistrat Marcus Aurelius Corvinus zu Plotina begeben, um sie auf eine Sache anzusprechen, die für sie in diesem Moment unerwartet kam, sie freilich insgesamt auch nicht völlig überraschen konnte - und dies auch nicht tat.


    "Ich bin dir sehr dankbar dafür, dass du dich mit dieser Angelegenheit befasst! Aber natürlich ist das hier nicht der richtige Rahmen für eine geschäftliche Sache."


    Andere waren auf solchen Festen da weniger zimperlich, das wusste Plotina natürlich auch; ihr aber war es sehr recht, nicht zwischen Tür und Angel über dieses Vorhaben sprechen zu müssen. Für den Moment bestand ihre Aufgabe nur darin, einen guten Eindruck zu machen.


    "Übermorgen kommt mir sehr gelegen, ja, wenn das für dich nicht zu früh ist."


    Plotina fragte sich nämlich, ob dann schon alle Nachwirkungen dieses Festes - welcher Art auch immer sie waren - beseitigt sein würden. Gerne aber wollte sie sich der optimistischen Zeitplanung des Vigintivir anschließen und lächelte ihm noch einmal zu. Aus den Augenwinkeln heraus begann sie sich aber nun auch nach Sisenna umzusehen. Ihre dunklen Augen fahndeten nach einem goldigen, anschmiegsamen Wesen - denn da Sergia Plotina noch keine eigenen Kinder großgezogen hatte, war sie in dieser Hinsicht noch sehr naiv.


    Auf den Boden der Tatsachen aber holte sie nun auch in aller Brutalität das zurück, was Annaea Minervina ihr jetzt über Sorana berichten musste. Stumm und ihre Hand fest um ihren Becher gekrallt, hörte sie sich das Unfassbare an. Sorana tot - Sorana, die sie als eine solch fröhliche junge Frau kennengelernt hatte; und sie sollte sich also zu einem verlassenen Haus begeben haben? Was um alles in der Welt hatte sie dort gewollt? Oder war es vielleicht doch ein wenig anders zugegangen?


    "Das ist wirklich eine sehr, sehr traurige Nachricht, die du da hast. - Erlaube mir die Frage, aber handelte es sich wirklich um einen Unfall? Doch nicht gar um ein Verbrechen?"


    Hatte nicht vielleicht sogar etwas in der Acta darüber gestanden? Wenn Plotina ehrlich war, verhielt es sich nämlich so, dass sie die Nachrichten aus den Provinzen, mit Ausnahme ihrer Heimat Alexandria et Aegyptus, manchmal nur oberflächlich zur Kenntnis nahm - das war unprofessionell, natürlich, aber sie hatte schließlich noch einen Haushalt zu versorgen. - Erst als sie bei diesen unpassenden Gedanken angelangt war, bemerkte Plotina, wie selbstsüchtig sie sich gerade verhielt. Sofort blickte sie wieder zu Annaea Minervina auf:


    "Ach, auch du hast ja mit Sorana eine Verwandte verloren! Mein herzliches Beileid!"


    Beim bevorstehenden Opfer würde Plotina sicher nicht in erster Linie an die Weingöttin denken.

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