>meditrinalia< | Das Opfer

  • Sim-Off:

    Danke Deandra! :)


    Währendessen stand Minna immer noch schweigend in der Ecke und beobachtete aufmerksam, ob bei den Claudiern alles in Ordnung war. Sie bemerkte Ofellas missmutiges Gesicht. Ein Blick in die Richtung, in der sie ihren Kopf gewandt hatte, offenbarte Minna den Grund für ihre Entrüstung. Einer der Gäste trug ein Gewand mit derselben Stickerei wie Ofellas Kleid sie hatte. Schadenfroh grinste sie vor sich hin. Dieser Anblick war einfach zu köstlich!


    Dann fiel ihr Deandra auf. Minna war froh darüber, dass sie mit zum Fest gekommen war. Es würde sie sicherlich ablenken und auf heitere Gedanken bringen. Ja, es würde ihr ganz gewiss gut tun, so verschlossen sie sich in letzter Zeit verhalten hatte. Außerdem war Deandra neben Epicharis einer der wenigen Römerinnen, die ihr sympathisch waren.
    Minna musterte sie ganz genau. Sie sah heute bezaubernd aus. Ihre Haare waren perfekt frisiert und das elegante Kleid betonte ihre wohlgeformte Figur. Was hatte sie vor dem Fest noch zu ihr gesagt? Ja genau, dass wahre Schönheit von innen kommt. Minna fand die Aussage sehr treffend. Und wenn man das Aussehen und die Charakterzüge von ihr und Ofella verglich, so schien das Ganze tatsächlich zu stimmen.


    Unruhig verlagerte sie ihr Gewicht immer wieder von einem Fuß auf den anderen. Sie begann sich zu langweilen. Es gab nichts zu tun für sie. Menecrates und seine Familie unterhielten sich und waren scheinbar wunschlos glücklich. Verloren stand sie im Hintergrund und schaute sich um. Da entdeckte sie eine Sklavin, die Wein an die Gäste verteilte. Minna überlegte. Sollte sie wirklich? Sie wollte schon immer einmal Wein probiert haben. Das wäre hier eine passende Gelegenheit. Sie blickte verstohlen zu den claudischen Herrschaften, die immer noch in einem Gespräch vertieft waren. Besser die bekämen nichts davon mit, vor allem Ofella. Aber die war sicher noch mit dem Gast beschäftigt, der den gleichen Stoff wie sie trug. Zudem war der Tisch nicht allzu weit von ihrem jetzigen Standpunkt entfernt, sie würde sie also noch im Auge behalten können. Einen Augenblick zögerte sie noch, doch schließlich gab sie sich einen Ruck. Diesen günstigen Moment wollte sie ausnutzen. Ganz unauffällig ging sie schließlich zu Cadhla hinüber. "Salve, ich hätte gerne etwas Wein..." Sie versuchte dabei möglichst akzentfrei und selbstbewusst zu sprechen. Vielleicht würde man sie ja für eine Römerin halten, so schick wie sie heute aussah? Schließlich hatten die Claudier für den heutigen Tag selbst für ihre Sklaven keine Kosten und Mühen gespart. Geizig waren sie nicht, das musste man ihnen lassen. Aber nein, wo dachte sie hin? Man würde sie mit ihrer hellen Haut und den blonden Haaren sicherlich nicht zu den Römern einordnen. Und eigentlich wollte sie das auch gar nicht."... für meine Herrin." fügte sie deshalb noch schnell an und strahlte ihr Gegenüber mit einem freundlichen Lächeln an.

  • Zitat

    Original von Marcus Decimus Mattiacus
    "Wie ich sehe habe ich auch schon euer Interesse an der iurispurdencia geweckt." bemerkte Mattiacus verschmitzt.


    Auch ich hatte mich mittlerweile bei einer vorbeieilenden Sklavin mit Wein versorgt - war das nicht sogar Tilla gewesen? Na, in der Eile hatte ich das nicht richtig gesehen, und leider auch den falschen Becher erwischt, denn wie mir schon ein erster Blick bestätigte, handelte es sich hier um unverdünnten Wein. Nun denn, ich brauchte ja nicht viel davon trinken, und eigentlich wollte ich auch nur einen Becher haben, um ihn nun auf die Worte des Decimus Mattiacus hin heben zu können.


    "Dass du das Interesse an der Jurisprudenz bei uns geweckt hast, kann man wohl sagen, Decimus. Sieh nur zu, dass da nicht noch etwas nach kommt und dich eines Tages einer von uns beiden fragt, ob er dich nicht einmal eine Weile bei deiner Arbeit begleiten könne!"


    Dabei sah ich sowohl den Juristen als auch Titus schmunzelnd an - und hob meinen Becher, um dann daran zu nippen. Mehr nicht, denn der Abend würde noch lang werden, und ich wollte auf keinen Fall etwas verpassen.


    "Einstweilen werde ich aber, wann immer es meine Zeit erlaubt, die Basilica Ulpia aufsuchen, um interessanten Prozessen beizuwohnen, wenn zum Glück ja auch Verfahren gegen Aufständische nicht an der Tagesordnung sind. Titus, wir müssen unbedingt einmal zusammen dorthin gehen."


    Als ich mich umsah, wurde ich gewahr, dass offenbar allmählich Vorbereitungen für das Opfer getroffen wurden.



  • Ursus lachte über die verschmitzte Äußerung des Mattiacus. "Ich fürchte fast, daß Du tatsächlich Anteil an dieser Schuld hast", scherzte er und ließ sich noch etwas Saft nachschenken. Vielleicht war es an der Zeit, dieses ernste Thema zu beenden?


    "Da ich die letzten Jahre in Athen war, habe ich leider den gesellschaftlichen Anschluß ein wenig verloren. Kennst Du vielleicht einige der Anwesenden?" Natürlich ging sein Blick zu einigen sehr schönen Damen herüber. Aber nicht nur diese Damen hatten sein Interesse geweckt, sondern auch einige der Herren, die durchaus so wirkten, als hätten sie bedeutende Positionen inne.

  • "Macht das nur, dort könnte ihr am meisten lernen." sagte Mattiacus zu Cotta und zu Ursus.


    "Ich bin leider genauso ahnungslos wie du. Ich war bis vor kurzem in Germania und habe daher leider keinen Überblick, wer oder was in der Urbs gerade angesagt ist." sagte Mattiacus. Eines wird sich in Rom aber nie verändern, dachte sich Mattiacus: die schönen Frauen und der gute Wein.

  • Zitat

    "Übermorgen kommt mir sehr gelegen, ja, wenn das für dich nicht zu früh ist."


    "Keinesfalls", erwiderte ich postwendend und mit einem amüsierten Schmunzeln auf den Zügen. Diese Feier sollte zwar ausgelassen und fröhlich sein, doch zwei Tage der anschließenden Regeneration sollten mehr als ausreichend sein. Kurz darauf unterhielten sich die beiden Damen auch schon wieder, und da ich nicht stören wollte, entschuldigte ich mich auch hier wieder und begrüßte die frisch eingetroffenen Senatoren Macer, Avarus und Meridius. "Bona Meditrinalia, meine Herren! Schön, dass ihr ein Kommen einrichten konntet. Ein herrlicher Abend, um gemeinsam der Meditrina zu opfern."


    In jenem Moment trat auch Caecus zu mir und berichtete mir vertraulich, dass alles bereit war und man mit dem Opfer beginnen konnte, wenn ich es wünschte. Nun, ich wollte weder die Geduld der Gäste strapazieren, noch wollte ich die noch abwesenden Gäste außen vor lassen. Vermutlich aber, so dachte ich mir, würden die noch fehlenden Gäste in Kürze eintreffen, und so nickte ich Caecus zu und verließ auch die Senatoren für einen Moment. Kurz blickte ich zu Prisca hinüber, die bei Helena und Aquilius stand und sich gut zu unterhalten schien. Mit einem Schmunzeln begab ich mich zu dem zweckmäßig im atrium errichteten Altar mit den Statuen der Meditrina und des Iuppiter. In einem kleinen foculus glommen bereits einige Kohlen und eine große, festliche Schale mit Verzierungen war aufgestellt worden, daneben zwei irdene Karaffen mit griechischen Motiven darauf.


    "Meine Freunde, verehrte Seantoren - liebe Gäste! Darf ich euch einen kleinen Moment eurer Aufmerksamkeit stehlen?" fragte ich zunächst laut in den Raum hinein. Ich wartete, bis es recht ruhig geworden war, und fuhr dann fort. "Zunächst möchte ich sagen, dass ich mich - wir uns! - sehr freuen, dass ihr Zeit gefunden und Lust verspürt habt, dieses Fest mit uns gemeinsam zu begehen. Euch erwartet - neben der obligatorischen cena etwas später am Abend - unter anderem ein kleines Theaterstück, doch dazu später mehr. Jetzt wollen wir erst einmal Meditrina und Iuppiter ehren, wie es Sitte ist. Sicherlich hat ein jeder von euch zu Hause geopfert, doch ein gemeinsames Opfer, das dieses Fest einleitet, ist eine schöne Sache und lässt die Götter an diesem Abend vielleicht ihre Aufmerksamkeit etwas näher auf den heutigen Abend herabschauen."


    Ich nickte einmal kurz in die Runde und drehte mich dem keinen Altar zu. Ein Sklave hatte während meiner Worte bereits etwas von der Weihrauch-Kräuter-Mischung über die Kohlen gestreut, sodass sich ganz allmählich allmählich und leise knisternd ein Wohlgeruch im atrium ausbreitete. Ganz benebeln würde er die Gäste nicht, da der leicht weißliche Rauch durch die Öffnung an der Decke abzog. Sofia spielte leise eine alte Weise auf ihrer Flöte und ich begann mit dem Opfer. "Iuppiter, Vater der Götter und Wächter der Blitze! Nimm diese Kekse und schaue mit Wohlwollen auf uns herab. Meditrina, Göttin des Weines und Göttin der Heilung, wir danken dir für die schützende Hand, die du über uns hältst, und wir danken dir für die Kraft, die du den Reben spendest, damit uns ihre Trauben den köstlichen Saft schenken, den wir begehren. Meditrina, wir trinken neuen und alten Wein, um von neuer und alter Krankheit geheilt zu werden. Nimm diese deine Gaben, denn sie stehen dir zu und wir geben sie gern." Ich brachte dem Göttervater Kekse dar und griff bei den rituellen Worten an Meditrina nach beiden Karaffen. Aus beiden ließ ich die rote Flüssigkeit fließen, und sie fügten sich zu einem Strahl zusammen, der sich plätschernd in die dafür vorgesehene Schale ergoss. Angesichts der vielen Gäste und der damit verbundenen vielen Opfergaben hatte ich beschlossen, den Wein in der Schale zu sammeln und erst anschließend Schluckweise dem Feuer zu überantworten.


    Nachdem ich die Kannen neuerlich auf ihren Platz gestellt hatte, wandte ich mich wieder an die Gäste. "An der porta hat ein jeder von euch eine kleine Amphore erhalten, in der bereits der Wein vom Vorjahr mit einem aus der neuen Traubenlese vermengt wurde. Ihr mögt nun eure Opfergaben der Meditrina darbieten" sagte ich und machte Platz für diejenigen, die opfern wollten.

  • Zitat

    Original von Marcus Aurelius Corvinus
    Annaea Minervina! Verwundert sah ich zu Minervina und zurück zu Modestus. So ein Halunke. Mit keinem Wort hatte er erwähnt dass er verheiratet war! Kürzlich konnte das gar nicht stattgefunden haben. Modestus hätte mich doch sicher eingeladen. Oder? "Tja, mein Freund, ich weiß gar nicht, was ich sagen soll... Minervina, es ist mir eine Ehre, dich kennenzulernen."


    Seine Schwester war mittlerweile einige Meter und Modestus bemerkte wie sie sich mit einigen anderen Frauen unterhielt. Unrecht war es ihm beileibe nicht, da sie sonst recht schüchtern war. Trozdem behielt er doch ein Auge auf sie und schaute manchmal kurz zu ihr herüber. Seit ihr Eheman gestorben war, hatte Modestus irgendwie das Gefühl auf sie Aufpassen zu müssen. Er bemerkte natürlich auch, dass Corvinus Minervina etwas verdutzt angeschaut hatte. Hatte der Aurelier seine Schwester vieleicht schon einmal in Germanien gesehen ? Modestus beschloss zu fragen, denn er war neugierig warum sein Freund so verblüfft gewesen war. Vorher wechselte die kleine Amphore allerdings noch den Platz vom rechten zum linken Arm, da sich Modestus nun mit der rechten Hand über sein Kin strich.


    >Du siehst so erstaunt aus Corvinus. Kann es sein, dass du meine Schwester vieleicht schon einmal in Germanien gesehen hast ?<


    Kurze Zeit später bemerkte Modestus wie weitere Gäste eintrafen. Er mussterte sie kurz und erkannte das eine oder andere Gesicht, als Corvinus auch schon mit seiner Ansprache begann. Er hörte aufmerksam zu und trat dann einen Schritt nach vorn um die kleine Amphore zu öffnen. In seinen Gedanken tauchte die Idee auf erst noch einen Schluck aus der Amphore zu nehmen, doch das wäre weder schicklich noch besonders pietätvoll gewesen und so verdränkte er den Gedanken rasch wieder. Langsam und bedächtig goß er dann den Wein in eine der der Schalen. Die leere Amphore immernoch haltend, sah sich Modestus nach irgendeinem Bediensteten um, dem er sie geben könnte.

  • In dunklem Rot waren die Tuniken der Sklaven gehalten, eine güldene Kordel hielt die Kleidung auf Hüfthöhe ordentlich zusammen. Ihre Häupter waren bekränzt mit geflochtenem Weinlaub und jeder Sklave, vom größten bis zum kleinsten und vom jüngsten bis zum ältesten, trug am linken Handgelenk einen vergoldeten Armreif.


    Irgendwann hatte sie man doch aus dem Versteck hinter der Säule hervorgeholt und zum Umkleiden gebracht. Mit großen Augen und völlig erstaunt schlüpfte sie in die neue Kleidung, nahm mit kribbelnden Fingern den vergoldeten Schmuck entgegen, den man ihr reichte. Oh wow, damit konnte man bestimmt einige Monate auf der Straße überleben, schoß es ihr durch den Kopf. Viel Zeit blieb ihr nicht, um die ihr überlassenen Sachen zu bewundern. Mit zusammengekniffenen Augen und zusammengepressten Lippen liess sie das Haare kämmen über sich ergehen. Uff.. musste das wirklich sein? Mit zusammengezogenen Augenbrauen blickte sie den Kämmerer böse an, entzog sich ihm, sobald sich dazu eine Gelegenheit bot. Tilla visierte den Ausgang an, wuschelte ihre offenen Haare durch. Doch bevor sie entwischen konnte, bekam etwas auf den Kopf gesetzt. Uhm.. was war denn das? Ein Kranz aus Weinlaub?


    Kopfschüttelnd schlüpfte sie aus der Tür. Der Armreif war ungewohnt und die Kordel nicht fest genug geknotet. Letzteres knüpfte sie fester, bemerkte nebenbei, dass alle aurelischen Sklaven einem Raum zustrebten. Tilla folgte den anderen Sklaven hinterher und fand sich in einer großen Menschenmenge wieder. Huch.. wo war sie jetzt hineingeraten? Nach einigem Umschauen erkannte sie die Besucher von der porta wieder. Ahso.. ein Fest. Moment mal! War heute etwa DAS Fest, von dem die Sklaven immer und ständig sprachen? Tilla klappte ihren offenstehenden Mund zu, sie hatte es tatsächlich geschafft dieses kommende große Ereignis zu vergessen. Offensichtlich wurde erwartet, dass alle im Haus tatkräftig mithalfen. Sie sah an sich runter. Mhm, leider war sie etwas auffällig gekleidet, um einfach zu verschwinden. Erneut hob sie den Kopf, suchte die Gesichter nach den Bewohnern des Hauses ab.


    Titus Aurelius Ursus, Appius... ach verflixt wie hiess der nochmal mit vollem Namen?? Nachdenklich auf den Lippen kauend betrat sie den festlich geschmückten Raum, schlich an der Wand entlang, bis sie ungefähr auf einer Höhe mit einer unbekannten Frau, Sergia Plotina, stand. Die Unbekannte hielt einen Becher in der Hand. Sie kreuzte deren Weg und hörte unterwegs die Stimme von Marcus. Was geschah denn da? Tilla schnupperte, kräuselte die Nase. Weihrauch? Kräuter? Kohle? War das etwa Musik? Eine Flöte? Abermals kreuzte sie Sergias Weg, entschuldigte sich mit einem stummen Lächeln bei ihr und machte sich auf den Weg nach vorne. Sie erreichte den Altar und sah noch, wie ihr dominus Wein zu einem Strahl zusammenfügte. Beeindruckt von dem Geschehen, versuchte sie zu verarbeiten, was sie soeben gesehen hatte. Eine Opferung? Es sah ganz danach aus. Tilla stand nicht weit von der Flöte spielenden Sofia entfernt. Von ihrem Platz hatte sie einen guten seitlichen Blick auf die Vortretenden. Der Wein war für die Göttin Meditrina. Ausgerechnet diese! Sie war schuld daran, dass sie keine Stimme mehr hatte, weil ihr alter Herr Wein im Übermaß genossen hatte. Tilla trat langsam zurück, überlies den anderen Anwesenden ihren Platz.

  • Zitat

    Original von Herius Claudius Menecrates
    "Einen Schritt hinter mir, im Höchstfall auf gleicher Höhe",
    zischte er ihr den Marschbefehl für diesen Abend ins Ohr.


    Ofella blickte beleidigt in eine andere Richtung, als Menecrates ihr Unwohlsein ignorierte. Mit geschürzten Lippen und neiderfülltem Blick warf sie nochmals einen Blick auf dieses Rankenmuster. Ha, er trug sicher nur eine billige Kopie. Ein billiger Abklatsch ihres hochwertigen (und nebenbei sündhaft teuren) Gewandes.


    Wären sie jetzt nicht in Gesellschaft gewesen, Ofella hätte eine Szene sondergleichen gemacht. Menecrates dachte nur an sich selbst, er war zu anderem Denken oder gar Rücksichtnahme nicht einmal fähig, und in Ofella hineinversetzen konnte er sich auch nicht. Das war nicht einmal eine Frage des Wollens. Er war eben ein hoffnungsloser Fall. Soldat und Trottel, jawohl! Ofella schnaubte erbost und machte einige Schritte von ihrem Gatten fort, nur um sich seiner Anweisung zu widersetzen. Sie war doch keine Sklavin! Trotzig gesellte sich Ofella zu Callista. "Meine Teuerste, ein ganz reizendes Ambiente, nicht warh? Ich wünschte, mein Gemahl wäre nicht so geizig, was die Dekoration anbelangt", sagte Ofella und seufzte theatralisch. "Du bist Galeos Tochter, nicht warh? Ich habe so einiges von dir gehört, aber dich leider noch nicht kennengelernt. Ich bin Ofella!" stellte sie sich vor und zupfte ihre stola zurecht.


    In diesem Moment bat der junge Corvinus um Aufmerksamkeit. "Oh", hauchte Ofella entzückt und richtete ihre Aufmerksamkeit nach vorn. Gebannt verfolgte sie das Schauspiel und winkte nach der Aufforderung sogleich Minna herbei, deren Grinsen sie zuerst irritierte. "Meine Amphore, ungeschicktes Ding. Und mach dich mal nützlich", fauchte sie und riss der Sklavin die Amphore aus der Hand. Zu Callista gewandt fuhr sie fort. "Wie steht es, wollen wir gemeinsam für unsere Gesundheit opfern?" Einige Male blinzelte Ofella lieblich.

  • Auch Fiona hatte man mit zum Fest der Aurelier mitgenommen. Festlich gekleidet, so wie die anderen claudischen Sklaven, die die Herrschaft begleitete, beobachtete sie das bunte Treiben. Allerdings versuchte sie möglichst im Hintergrund zu bleiben, da sie auf gar keinen Fall Callista begegnen wollte. Sei dem Vorfall im Bad, waren sie sich nicht mehr begegnet. In der heimischen Villa war dies auch gut möglich, doch hier war die Chance, auf sie zu treffen viel größer.


    Da alle dem Wein frönten, beschloß auch sie zum Ausschank zu gehen und sich einen Becher zu holen. Dort erkannte sie eine Sklavin mit roten Haaren, deren Name wohl Cadhla lautete. Sicherlich stammte sie auch aus Britannien. Instinktiv sprach sie sie in ihrer Muttersprache an."Da hwyr, allais ca rhyw gwin , blesio?"
    Freundlich lächelte sie ihr zu und hoffte, daß sie sie verstanden hatte.


    "Da hwyr, allais ca rhyw gwin , blesio?" = Guten Abend, könnte ich bitte etwas Wein haben?

  • Ich wollte Severus schon folgen. Es war mir doch etwas unangenehm, unter all den Fremden alleine zu sein.
    Doch dann hielt ich inne, als ich sah, wie er vom einem Mann, wohl dem Herrn des Hauses, angesprochen wurde. Ich konnte nicht verstehen, worum es ging, da ich mich außer Hörweite befand.
    Dann wandt er sich von ihm ab und ging noch einmal auf das Mädchen zu, welches den Wein ausschenkte und ließ sich noch zwei Becher reichen.
    Schließlich setzte ich meinen angestrebten Weg fort und gesellte mich zu Severus und Cadhla (deren Name ich gerade vernommen hatte), die sich noch miteinander unterhielten.


    Salve!


    Ich begrüßte sie. Mit ihren roten Haaren erinnerte sie mich an so manche meiner Freundinnen, deren Haarfarbe ähnlich war. Auch ihr Latein war noch nicht perfekt, genauso wie meines, doch ihr Akzent verriet mir, daß sie wohl einst nicht in Éireann beheimatet war.
    Dann wandte ich mich Severus zu.

    Ich möchte nicht sein ohne dich! Hast du Wein? Kann ich probieren?


    Ich wollte jetzt auch einmal dieses Getränk kosten, von dem ich schon einiges gehört hatte, es aber bislang für mich noch keine Gelegenheit gab, es zu probieren.


    Edit.:Text verändert!

  • Zitat

    Original von Marcus Aurelius Corvinus
    "Keinesfalls", erwiderte ich postwendend und mit einem amüsierten Schmunzeln auf den Zügen. Diese Feier sollte zwar ausgelassen und fröhlich sein, doch zwei Tage der anschließenden Regeneration sollten mehr als ausreichend sein. Kurz darauf unterhielten sich die beiden Damen auch schon wieder, und da ich nicht stören wollte, entschuldigte ich mich auch hier wieder und begrüßte die frisch eingetroffenen Senatoren Macer, Avarus und Meridius. "Bona Meditrinalia, meine Herren! Schön, dass ihr ein Kommen einrichten konntet. Ein herrlicher Abend, um gemeinsam der Meditrina zu opfern."


    Macer war schon einen ganze Weile durch den Raum gestreift und hatte einige bekannte und eine Menge unbekannte Gesichter entdeckt, bevor er auf den Gastgeber traf. "Bona Meditrinalia, ja, ein wirklich schöner Herbstabend. Ich danke für deine Einladung", erwiderte er den Gruß. "Eine große Runde ist es, die hier zusammen gekommen ist. Eine Menge Verwandtschaft von dir, nicht wahr?" In patrizischen Familiengeschichten kannte sich Macer noch weniger aus als mit seinem allgemein schlechten Personengedächtnis, aber wenigstens für diesen Abend sollte er sich wohl halbwegs merken, wen er da jeweils vor sich hatte. Zu Verwandten des Gastgeber musste man schließlich besonders höflich sein.


    Wenig später reihte er sich dann mit seiner Amphore in die Reihe der Opfernden ein und goss ebenfalls den Inhalt in die Opferschale. Ein leises Gebet war diesem Vorgang voraus gegangen, auch wenn der Beginn der Weinernte für Macer nur aus der Sicht eines Konsumenten Bedeutung hatte. In Oberitalien baute er anderes Obst an, vor allem Äpfel, da waren andere Feste mindestens ebenso wichtig.

  • Fluten aus tosenden Wogen vermischen sich mit dem Funkeln vieler Lichter. Unentwegt rauschen sie um Callista herum. Kleine Nachen tummeln sich in dem blutroten Gewässer. Sirenen säuseln ihr todbringendes Lied. Mit jedem Ruderschlag nähert sich Callista dem schönen Gesang. Odysseus gleichend kann sie dem Nämlichen nicht widerstehen. Ihre schwarzen Augen glimmen voller Verlangen. Sehnen. Ziehen. Verlangen.
    "Drei Boote auf dem Tiber."
    Ein seltsam entrückter Wortfetzen dringt bis zu Callista auf dem mächtigen goldenen Schiff.
    "Oliven."
    Callista seufzt entzückt.
    "...noch nie hat mir jemand derart zugehört, holde Callista."
    Die Wellen aus tiefem Rot verschwinden. Es werden profane Stoffbahnen. Das liebliche Schaukeln. Weg. Ebenso der wundervolle Gesang der Sirenen. Konsterniert sieht Callista zu ihrem Gesprächspartner. Übertrieben ist das. Der junge Mann bestreitet die Rolle ganz alleine. Und das mit einem großen Eifer. Callista hat keinem Wort zugehört. Seitdem er von seinen Geschäften spricht
    Fadheit und Stumpfsinn. Das kann Callista beinahe weniger ertragen als die Ungestalt.
    "Ich habe noch nie eine Frau getroffen wie Dich, Callista. Die meisten Römerinnen interessieren sich nicht für die Olivenpreise. Und all die Widrigkeiten. Die man bei dem Transport und dem Verkauf erdulden muss. Aber dieses Entzücken in Deinem Gesicht. Sag, Teuerste. Bist Du schon verheiratet?"
    Schweigen. Das Entsetzen dringt bis in Callistas schwarze Augen. Gefällig ist der junge Mann. Aber leer und hohl. Im Höchstfall angefüllt mit seinen Obliegenheiten. Schon wenige Minuten seines Geredes haben sie in eine andere Welt versetzt. Länger kann sie es mit diesem Mann nicht ertragen.
    Eine Rettung muss her. Oder ich kratze ihm die Augen aus.
    Nicht auf einem Fest, Callista.
    Leider. Er hat es verdient. So eine bodenlose Unverschämtheit.


    Die Errettung naht. In Gestalt einer rothaarigen Patrizierin. Das Bild verschwimmt vor Callista. Grün umfließen Smaragd farbene Fluten die rothaarige Frau. Eine Sirene? Überrascht sieht Callista ihr entgegen. Seit wann kommen die Sirenen zu Odysseus? Ein Becher wandert in Callistas Hand. Sie trinkt davon. Benohé wird ihr diesen gegeben haben. Doch Callista sieht sie nicht. Überhaupt. Sie ist recht zerstreut.
    "Oh."
    Ein Hauchen. Der Name? Callista beißt sich auf die Unterlippe und erstrahlt.
    "Ofella. Wie schön Dich zu sehen. Hinreißend siehst Du aus. Eine Nymphe ist aus dem Wasser gestiegen. Zu diesem Fest. Traun. Er ist mein Vater."
    Sie hat viel von mir vernommen? O je.
    Eventual auch Gutes, Callista.
    Von meinem Vater? Eher nicht.
    Der Trank brennt auf Callistas Zunge. Pelzig fühlt die Nämliche an. Immer noch glänzt die Claudierin vor Callista. Die Fluten ziehen sich träge zurück.
    Sehr viel Schminke für eine Nymphe.
    Das Fest, Callista. Auch eine Nymphe richtet sich her.
    Ungelogen?
    Callistas Sinne gaukeln ihr Widersprüchliches vor. Eine Stimme zieht ihren Blick von Ofella.
    "Ist er nicht schön?"
    Auf Corvinus ruht Callistas Augenmerk.
    "Er ist mit Deandra verlobt? Bestimmt ist sie glücklich."
    Benohé hat all jenes Callista vermeldet. Callista kann mit dem Namen Deandra nicht viel anfangen. Aber Ofella hat Callista auch erst vor wenigen Tagen das erste Mal erblickt.
    "Parenthetisch. Wo ist Dein Gatte?"
    An Menecrates entsinnt sich Callista dunkel. Es ist schon viele Jahre her. Ein großer und ernsthafter Mann war er. Er hat die kleine Callista sehr beeindruckt. Wenn ihre Lebensfäden sich trafen.


    Die halbe Rede lang flüstert Callista ihre Fragen an Ofella. Bei dem Opfer verstummt sie indes. Kontemplation und Ästimation ergreifen Callista. Schön wie er die Worte spricht. Der Flavier fällt Callista ein. Ein Priester des Mars. Gemeinsam könnten die beiden Männer ein vortreffliches Opfer darbringen. Callistas Geist sucht sich erneut einen Weg in das Land der Phantasie. Ofella verhindert ein Entschweben.
    "Von Herzen gern, Ofella."
    Callistas Hände sind leer. Was soll sie der Göttin bieten? Verzagt hebt sie die Hand. Ein Gleiten. Eine sanfte Berührung. Sie hält die Amphore in der Hand. Der Becher ist hinfort. Glückstrahlend lächelt Callista.
    "Erweisen wir den Göttern unseren Respekt, liebste Ofella."
    Ein weltverlorener Zug auf dem Gesicht. Ihre Gewänder rascheln verhalten. Ihr Schmunk klimpert als sie den Wein in der Amphore anhebt. Ein roter funkelnder Bach ergießt sich in die Schale.
    "O Heilerin, Göttin der blauen Perlen und Gönnerin des optimen Weines. Eine Gabe für Dich."
    Raunen. Flüstern. So ist ihre Stimme. Der letzte Rest des Rebsaftes vermischt sich mit dem Anderen.
    "O Jupiter, Vater aller Götter. Auch ein Opfer für Dich."
    Verklärt wartet Callista ab. Bis der letzte Tropfen sich mit dem wunderschönen Rot vereint hat. Damit jeder Bruder zu seiner Schwester findet. Ein melancholischer Ausdruck manifestiert sich um Callistas roten Mund. Sie wendet sich ab. Kann den Anblick des Weines nicht ertragen. Es erinnert sie erneut an ihn. Bis zu den anderen Gäste geht Callista. Und wartet bis Ofella ihr Opfer den Göttern vermacht.

  • Mit einem Lächeln auf den Lippen beobachtete sie den stattlichen Mann dabei, wie er seinen Wein trank. Auch seine Sprache verstand sie nicht wirklich, aber langsam hatte sich Cadhla an diesen allgegenwärtigen Zustand gewöhnt - denn dass er noch etwas anderes verwendet hatte als dieses grässliche Latein, hatte schon die Klangfarbe der Worte verraten. "Ich hoffen, er Dir schmeckt gut," sagte sie in ihrem gebrochenen Latein, das mehr als deutlich verriet, wie sehr sie noch immer mit der Sprache zu kämpfen hatte. Dass sich ihr Herr nun näherte und Rutger Severus offensichtlich für einen Sklaven hielt, obwohl er so teuer gekleidet war, erstaunte sie dann doch - hatte er vielleicht nicht den Fremden, sondern sie selbst gemeint? Doch da war er schon wieder fort, auf Kampfkurs mit den anderen Gästen, und sie konnte ihre unbeholfene Frage nicht formulieren.


    "Wir genug Sklaven," meinte sie auf Severus' Frage hin und hob dann unsicher die Schultern, die trainierten Muskeln spannten sich für einen Moment an und offenbarten, dass sie nicht ohne Grund bei den schweren Krügen stand. Als er dann nochmals Wein wollte, schenkte sie welchen ein - überrascht feststellend, dass auch er ein Sklave war. Wobei er wirklich nicht danach aussah. "Flavier auch wichtige, große Familie, oder nicht richtig?" Ganz sicher war sie sich nicht, diese römischen Namen klangen so gleich. Vorsichtig reichte sie Severus die beiden Becher und sah schon den nächsten Gast nahen.


    Auch Minna hätte Cadhla sicher nicht als Sklavin erkannt - die Anwesenden waren fast alle unglaublich teuer und gut gekleidet, da fiel es ihr einfach schwer, zu unterscheiden. allenfalls das blonde Haar hätte ihr eine Hilfe sein können, wäre es nicht in Rom mal wieder in Mode gewesen, dass sich reiche Frauen ihre Haare bleichen ließen - zu viele Unsicherheiten für eine einzige Sklavin. Also war sie zu allen höflich, und alle bekamen Wein, wenn sie welchen wollten. Schließlich trug keiner der Sklaven ein Schild mit einer solchen Aufschrift auf dem Kopf, und selbst wenn, sie hätte sie nicht lesen können.
    "Mit Wasser oder ohne?" vergewisserte sie sich, die seltsame Angewohnheit der Römer, in den Wein Wasser zu schütten, hatte sie in der villa zur Genüge kennenlernen müssen. Sie lächelte Minna freundlich an und stellte für sich selbst fest, dass sie viel besser aussah als einige der römischen Damen, die viel zu viel von diese komischen Zeug ins Gesicht schmierten, um jünger zu wirken. "Du wollen auch Wein haben für Dich?"


    Als das Opfer so langsam losging, näherte sich noch eine dritte Frau ihrer kleinen Weinausgabe, und diese Frau wirkte mit ihren Gesichtszügen und ihrer Haarfarbe so seltsam vertraut auf Cadhla, dass ihr unwillkürlich das Herz schneller schlug. Eindeutig, diese Frau war keine Keltin, und hätte Cadhla ihren amen gewusst - Fiona - hätte sie wohl vor Freude gelacht. Und die zumindest vertrauten Klänge, die sie aussprach, es tat so gut, so unendlich gut! Endlich war ihre kleine, einsame Insel aus kultureller Verwurzelung kein ewig einsames Eiland mehr, es schien noch ein paar andere treibende Inseln im römischen Schlamm zu geben, die noch nicht untergegangen waren. Doch sie bezähmte sich, mühte sie sich doch immernoch mit dem Latein, und so antwortete sie auch, mühsam, aber auch gehorsam.
    "Ich freuen mich zu treffen Frau aus Heimat," sagte Cadhla und schenkte den Weinbecher fast zu voll, bevor sie ihn Fiona überreichte. Sicher, es war nicht der Dialekt von zuhause, aber sie verstand zumindest, was sie sagte. "Du auch sein Sklavin von wichtiger Familie?"

  • Verdammter Mist! Ausgerechnet jetzt winkte der rote Drachenkopf sie zu sich. Zum Glück hatte Minna es rechtzeitig bemerkt bevor sie den Becher Wein angenommen hatte. Mit einem entschuldigen Lächeln wandte sie sich rasch zu Cadhla. "Verzeihung, ich bin gleich wieder da..." Sprach’s und verschwand.


    Erst als sie bei Ofella ankam, bemerkte sie voller Schrecken, dass diese sich inzwischen zu Callista gesellt hatte. Ausgerechnet Callista! Hätte Ofella sich nicht jemanden anderen als Gesprächspartner aussuchen können? "Herrin, die Amphore für..." Gerade wollte sie ihr die Amphore überreichen, als diese ihr plötzlich aus den Händen gerissen wurde. Ts, das war aber nicht sehr damenhaft! Dennoch verzog sie keine Miene. Glücklicherweise wandte sich Ofella gleich wieder an Callista. Minna nutzte die Gelegenheit und zog sich unauffällig wieder in den Hintergrund zurück. Auch wenn sie sich nicht allzu weit von ihnen entfernte, so tat die Distanz zwischen ihnen unheimlich gut.


    Neugierig verfolgte sie das Spektakel, das sich nun vor ihr abspielte. Diese Römer hatten schon eigenartige Sitten, was ihre Religion betraf. Aber das konnte ihr auch eigentlich egal sein. Was sie beunruhigte war stattdessen die Tatsache, dass Ofella und Callista gemeinsam das Opfer den Göttern übergaben. Minna stellte sich voller Grauen vor, was passieren würde, wenn diese beiden Biester sich anfreunden würden. Aber war diese Vorstellung überhaupt realistisch? Sicherlich waren beide Frauen viel zu niederträchtig und missgünstig als das sie richtige Freundschaften schließen könnten.


    Minna versuchte auf andere Gedanken zu kommen. Da fiel ihr wieder der Wein ein. Den hätte sie beinahe schon vergessen! Nur wie sollte sie an den verlockenden Trank herankommen? Sie beschloß noch ein bisschen zu warten. Vielleicht hatte Ofella noch eine Anweisung für sie. Doch sobald die Luft rein war, würde sie es ein weiteres Mal versuchen.

  • Nach und nach stellte ich meinem Vater all jene ehemaligen Familienmitglieder vor, die auf dem Fest weilten und nicht zufällig in ein Gespräch verwickelt waren. Bei den darauf folgenden Wortwechseln hielt ich mich im Hintergrund, es wurden ohnehin überwiegend Männerthemen aufgegriffen, die mich nur begrenzt interessierten. Währendessen schweifte mein Blick umher, aber keineswegs, um nach Corvi zu schauen, denn zum einen fand ich es angebracht, mich nach Ostia eher zurückhaltend zu geben, und zum anderen, um weitere Gäste auszumachen, die ich eventuell begrüßen konnte. Plötzlich jedoch fiel mir Minna ins Auge. Ich mochte die blonde Naturschönheit, die sich in vielem von meinen anderen Sklavinnen unterschied. Sie besaß keinerlei Aufsässigkeit, war stets zur Stelle, ihr Charakter erschien mir aufrichtig und ihre Art eher sanft. Gerade bemühte sie sich unaufgefordert um ein Getränk, sicherlich für Menecrates, dachte ich bei mir. Nicht viele Sklavinnen waren derart freundlich und fleißig, mir fiel eigentlich nur noch Kassandra ein.


    Einem Gedanken zufolge, reckte ich mich etwas, um an das Ohr meines Vaters zu gelangen, als er eine Gesprächspause einlegte.


    „Vater, ich habe bald Geburtstag und bereits eine Idee für ein Geschenk. Würdest du mir Minna übereignen? Bitte! Sie ist genau das, was ich schon seit langem gesucht habe. Epicharis besitzt auch so eine vortreffliche Sklavin.“


    Mit bittenden Augen blickte ich Menecrates an und hoffte inständig, er möge heute einen seiner guten Tage haben. Wie es schien, hatte ihn Ofella noch nicht aus der Ruhe gebracht, außerdem war sie im Moment ohnehin abgelenkt. Oder konnte sie meine Bitte am Ende hören? Ich lugte neugierig zu ihr hin, denn inzwischen war es selbst zu mir durchgedrungen, dass Minna ein Willkommensgeschenk meines Vaters an seine Gattin war. Allerdings passten die beiden zueinander wie Feuer und Wasser, vielleicht sahen das ja auch die anderen ein, hoffte ich jedenfalls.


    Ich wartete die erste Reaktion meiner Eltern ab, bevor ich mich einer wohlbekannten Stimme zuwandte, die um Aufmerksamkeit bat. Corvinus führte durch den Abend, das war zu erwarten gewesen und ich hatte mich längst darauf eingestellt. Meine Gefühle verbarg ich hinter einer freundlichen, aber undurchdringlichen Maske, denn es ging niemanden etwas an, wie es zwischen uns stand.
    Seine Ankündigung auf ein Theaterstück lenkte meine Gedanken in eine unerwartete Richtung. Ich hob erstaunt um eine Nuance die Brauen, denn es stellte nicht unbedingt eine Üblichkeit dar, auf einem Fest, wie diesem, eine Aufführung zu präsentieren. Meine Neugier war jedoch geweckt. Flüchtig schaute ich zu Prisca, die leider heute ständig umringt war, aber Aufschluss bot ihre Miene ebenfalls nicht, weswegen ich mich wieder den Vorgängen um Corvinus zuwandte, der bereits begonnen hatte, die anstehende Opferung vorzubereiten. Als erste Schwaden leichter Weihrauchdämpfe in meine Nase drangen, atmete ich unwillkürlich ein. Die rechte Hand suchte unwillkürlich die Stirn, bevor ich den Kopf senkte, die Augen für einen Moment schloss und ein stilles Gebet an die Götter sandte. Dies stellte meine persönliche Kontaktaufnahme dar, wohl wissend, dass die übliche Haltung beim Gebet eine andere war. Seit dem Besuch beim Orakel bedeutete Glauben für mich mehr als nur eine Notwendigkeit, um inneren Frieden und Wohlgefallen zu erlangen. Der Glaube spendete mir Kraft und eine gewisse Form von Glückseeligkeit. Mit einem sanften Lächeln um die Mundwinkel blickte ich wieder auf, ließ mir die für mich vorgesehene Amphore reichen und schloss mich dem Strom der Opferwilligen an.

  • Zitat

    Original von Marcus Aurelius Corvinus
    "Keinesfalls", erwiderte ich postwendend und mit einem amüsierten Schmunzeln auf den Zügen. Diese Feier sollte zwar ausgelassen und fröhlich sein, doch zwei Tage der anschließenden Regeneration sollten mehr als ausreichend sein.


    Mit einem ebensolchen Schmunzeln auf ihren Zügen erwiderte Sergia Plotina das Lächeln des Aurelius Corvinus; was sie über diese Zeitplanung in Wirklichkeit dachte, behielt sie derweil für sich - na ja, schaden konnte es ja nicht, wenn sie in zwei Tagen einmal vorsichtshalber bei der Villa Aurelia vorbeischaute, sofern diese dann noch stehen würde. :P


    Kurz darauf begann aber auch schon das Opfer, an dem auch alle Gäste die Gelegenheit haben sollten teilzunehmen; daher ja die Weinamphoren, die am Eingang verteilt worden waren. Plotina hatte die ihre mangels Sklaven die ganze Zeit in der Hand gehalten; jetzt, da auch sie zum Opfer schreiten wollte, hätte sie ihren inzwischen leeren Apfelsaft-Becher gerne bei einem der bedienenden aurelischen Sklaven auf ein Tablett gestellt, und hielt daher nach einem solchen dienstbaren Geist Ausschau. Und schon schien auch einer gefunden, eine Sklavin, ihrem Outfit nach zu urteilen unzweifelhaft aus der Phalanz aurelischer Meditrinalia-Sklaven, ihrem Gang nach eher ein zweiter Pegasus. Diese Serva trug nun zwar kein Tablett in ihren Händen, aber ihre leeren Hände übten auf Plotina einen ähnlichen Reiz aus, hoffte sie doch, in eine dieser Hände ihren Becher vertrauensvoll geben zu können. Sie setzte ein Lächeln auf, das durchaus ehrlich gemeint war, sah die Sklavin an, und hob bereits ihren rechten Arm, in dessen Hand sich der ominöse Becher befand, doch vergebens: Pegasus flog an Plotina vorbei und schien sie nicht einmal zu beachten. Enttäuscht ließ die Sergierin ihren Arm wieder sinken und lächelte ein bisschen verschämt zu Annaea Minervina. Doch schon keimte neue Hoffnung auf, denn nun schien es, als habe Pegasus ihr sein gütiges Auge zugewandt: Die Sklavin kehrte zurück, und zwar immer noch mit leeren Händen, von denen Plotina jetzt eine zu füllen gedachte. Wieder die Hoffnung, wieder das Lächeln, wieder der erhobene Arm, und wieder die Enttäuschung, als Pegasus davoneilte. Diesmal aber war es noch schlimmer, nicht nur, weil alles sich so wiederholte und Plotina allmählich begann, sich vor Annaea Minervina zu genieren, sondern auch, weil Pegasus nun wirklich sein Auge auf die Sergierin gerichtet hatte mit einem entschuldigenden Lächeln, so jedenfalls war es Plotina vorgekommen. Den Becher jedenfalls hielt sie immer noch in der Hand und sah sich jetzt auch dazu gezwungen, mit diesem in der rechten und der Amphore in der linken Hand ihren Opfergang anzutreten. Sie nickte Annaea Minervina noch einmal zu und wandte sich dann um, sich in die Schar der Opferwilligen einzureihen.


    Da! eilte da nicht gerade ein anderer aurelischer Sklave, vielleicht sogar der, von dem sie den Becher ursprünglich erhalten hatte, an ihr vorbei? Diese Gelegenheit würde sich Sergia Plotina auf keinen Fall entgehen lassen, nein! Mit einer waghalsigen, uneleganten Bewegung gelang es ihr, sich dermaßen zu strecken, dass sie dem eigentlich schon vorbeigeeilten Sklaven doch noch ihren Becher auf sein Tablett stellen konnte. Missbilligend sah der Sklave sich um, hatte die Sergierin durch ihre Kühnheit doch die Gefahr heraufbeschworen, dass er das Tablett fallen lasse. Entschuldigend schaute Plotina ihn an und murmelte auch eine Bitte um Verzeihung. In diesem Moment fiel ihr Blick auch wieder auf die Pegasus-Sklavin von eben, die nun in der Nähe einer Frau saß, die während der Opferzeremonie Flöte spielte. Plotina wollte der Pegasus-Sklavin einen triumphierenden Blick zuwerfen, doch wie so oft in solchen Momenten wurde daraus schließlich ein freundliches Lächeln. Neugierig betrachtete Plotina die Sklavin eine Weile, denn sie hatte das Gefühl, dass diese sich hier irgendwie fremd vorkam. Und das war etwas, was sie mit Plotina teilte.


    Über all dem hatte die Sergierin gar nicht bemerkt, dass sie bei ihrer akrobatischen Becher-Entsorge-Aktion von eben die Person, die vor ihr in der Reihe der Opferwilligen stand, angerempelt hatte.

  • "Man tut was man kann, Herzchen", entgegnete Ofella gestelzt und fühlte sich durchaus geschmeichelt, was man an dem erfreuten Glitzern in ihren Augen erkennen konnte. Etwas lahm fügte sie hinzu: "Du selbst gleichst einer aufknospenden Apfelblüte, meine Teuerste. Frisch und rein. Herzallerliebst."


    Der aufmerksamen Musterung wurde Ofella nicht gewahr. Ihr Interesse richtete sich für den Moment auf das Opfer, auch wenn die Rede mehr an ihr vorbeizog als sie den claudischen Verstand erreichte, der entgegen Menecrates' Meinung recht scharf war, wenn auch auf Eigennutz bedacht. Kurz suchte ihr Blick den Jungen, ihren Jungen. Wo steckte er nur wieder? Ofella hoffte, dass sich Brutus nicht irgendwo versteckte. Zu viele Menschen machten ihm Angst, er war schüchtern. Dieses Verhalten musste er noch ablegen, wenn er einmal ein großer Politiker werden wollte. Definitiv! Neuerlich wandte sich sich Callista zu, die Amphore in den Händen drehend. Überrascht vernahm sie deren Worte, drehte den Kopf in die Richtung, in der die Anverwandte blickte. Der Hausherr? Ofella musterte den Jungen. Den Mann. Er war nicht mehr der Jüngling von einst, hatte sich gemausert und schien ehrgeizig seine Zeiele zu verfolgen. Kurz schwelgte auch Ofella in Gedanken, dann fiel ihr Blick auf Menecrates. Sie seufzte tragisch. "Touché. Er scheint kräftig und chevaleresk", erwiderte sie und schlug die Lider nieder. Gern ließ sie ihrer Fantasie einen Moment freien Lauf... Doch sie selbst hatte einen großkotzigen Exsoldaten zu Gatten. Nicht mal Senator war er geworden bei den letzten Ernennungen, trotz der Veraussetzungen! Wie schändlich. Ofella schwieg dazu, sie wollte sich nicht selbst bloßstellen. Callistas Worte lenkten ihre Gedanken wieder auf das Thema. Verschmitzt schmunzelte sie und deutete verstohlen auf Deandra. "Das ist sie. Sie wahrt den Schein. Etwas stimmt nicht, ich spüre das genau. Achte einmal auf die Art, wie er ihr aus dem Weg geht. Wie sie ihn anschaut. Alles nur Schein, sage ich dir, meine Liebe. Alles Trug", lästerte Ofella in leisem Tonfall und nickte bestimmt.


    "Herius? Oh." Ofella überraschte die Frage nach ihrem Gemahl. Sie sprach nicht gern über ihn, es sei denn, er galt, seine Vorzüge herauszustellen. Doch von denen hatte er ja herzlich wenig. "Er spricht mit Deandra", erklärte sie und verzichtete diesmal darauf, verstohlen zu den beiden zu weisen. Es war schon schlimm genug, dass er die Tochter seines ehemaligen Freundes adoptiert hatte. Nicht mal Antoninus' leibliches Kind war sie gewesen. Wer wusste schon, von wem sie überhaupt gezeugt worden war? Unvorstellbar. Da läutete der Hausherr die Opferrunde ein. Ofella entstöpselte die kleine Amphore. Sicher eine Sonderanfertigung, so kleine Amphoren hatte sie noch nie gesehen. Mit Callista trat sie vor, nach ihr ließ sie den Wein in die Schale fließen. Behende und glitzernd produzierte er kleine Wellen auf der Oberfläche. "Jupiter, Meditrina, nehmt diesen Wein an euch. Gewährt meinem Sohn und mir auch im nächsten Jahr Gesundheit. Lasst den Husten nicht zurückkommen", bat sie und ließ einen Moment die Hüllen fallen. Ofella seufzte ergeben. Sie gab einem Sklaven die leere Amphore und trat zurück. Um ein Haar wäre sie dabei mit einer Plebejerin zusammengestoßen. Irritiert blickte sie auf jene hinab. Tollpatschig stieß die einfache Frau gerade jemand anderen an. Abfällig verzog Ofella das Gesicht und wandte sich Callista zu. "Wie kann man nur", sagte sie theatralisch und deutete ein Kopfschütteln an. Plebejer in erlauchtem Hause auf einem Fest, das verstand sie nicht.


    "Wie formidabel, ein Theaterstück!" entzückte sie sich alsbald und lächelte erfreut. "Was sie wohl spielen?" Erneut wandte sich Ofella zu dem Aurelier um. Callistas Gedanken waren gar nicht so abwegig. Doch sie musste sich gestehen, dass der junge Mann wohl kaum Interesse an ihr haben würde. Ein kurzer, neiderfüllter Blick streifte Callista, ehe sich Ofella neuerlich in ein Lächeln rettete. "Und du residierst üblicherweise in Alexandrien? Wie aufregend. Ich muss dich unbedingt einmal besuchen kommen, Teuerste." Sie meinte das tatsächlich ernst. Arme Callista.

  • Zitat

    Original von Aurelia Helena


    An einem Abend wie heute kam Prisca ihre gute Beobachtungsgabe wie gerufen. So konnte sie selbstverständlich dem Gespräch zwischen Helena und Caius Flavius lauschen ohne unaufmerksam zu wirken, während sie ihre Blicke trotzdem immer wieder durch den Raum schweifen ließ. Als erstes fiel ihr Deandra auf. Ihr Onkel hatte etwas erwähnt, dass Deandra krank gewesen sei. Dann kamen auch noch die Vorbereitungen für die Feier dazwischen, so dass Prisca keine Gelegenheit fand Deandra einmal zu besuchen. Prisca hatte diesbezüglich ein sehr schlechtes Gewissenund und immer wieder suchte sie zumindest den Blickkontakt zu ihr, um ihr mit einem Lächeln zu zeigen wie sehr sie sich über ihre Anwesenheit heute freute.


    Den Blick von Helena zu Plotina hinüber entging Prisca ebenso wenig. Allerdings konnte sie ihn überhautp nicht deuten. Auch wenn sie sich mit Helena sehr gut verstand, so hatte wohl jede von ihnen so ihre kleinen Geheimnisse. Weder wusste Helena etwas darüber, was Prisca und Deandra im Vertrauen mit einander besprachen, noch ahnte Prisca irgend etwas von den wahren Gründen für Helenas sehnsuchtsvolle Blicke zu Marcus.


    Soeben nickte Prisca ein weiteres Mal zu Helenas bestätigenden Worten über Germanien und bedachte auch Caius Flavius wieder mit einem aufmerksamen Blick, der ihm zweifellos gebührte, als sie bemerkte wie ihr Onkel bereits das Opfer an Meditrina ankündigte. Das war für sie das Zeichen, sich langsam bereit zu machen für eine kurze Ansprache, die sie vor der Aufführung des Theaterstückes halten sollte. Noch blieb aber Zeit und Prisca konnte weiterhin die Gesellsschaft von Helena und dem Flavier genießen. Die Weinamphoren für das Opfer würden mit Sicherheit von den Sklaven rechtzeitig gereicht werden, wobei ihr Blick ganz kurz Tilla erfasste, die sich anscheindend etwas zurück hielt anstatt dieser Aufgabe nach zu kommen. Wie dem auch sei, erst nach dem Opfer wollte sich Prisca kurz zurück ziehen, um bei den letzten Vorbereitungen für das Theaterstück nach dem Rechten zu sehen.

  • Zitat

    Original von Claudia Ofella
    Kurz suchte ihr Blick den Jungen, ihren Jungen. Wo steckte er nur wieder? Ofella hoffte, dass sich Brutus nicht irgendwo versteckte. Zu viele Menschen machten ihm Angst, er war schüchtern. Dieses Verhalten musste er noch ablegen, wenn er einmal ein großer Politiker werden wollte. Definitiv!


    Lucius hatte sich stets im Hintergrund gehalten, viel gab es hier ja nicht - nicht für Kinder. Nur Erwachsene - ermüdend. So gähnte er, verpasste es jedoch nicht manierlich die Hand vor den Mund zu halten, so, wie er es schon zig Male eingetrichtert bekommen hatte und schon langsam auch Gebrauch davon machte. Wenigstens gab es hier keine Hunde. So lehnte er an der Wand und las die neuste Ausgabe von "Sklave Gaius ist der Beste", die ihm einfach so mal geschenkt worden war und er ebenfalls dieses Sammlerfieber bekam.
    Kurz schweiften seine Blicke umher, damit er ja nichts verpasste, schließlich würde es dann Ärger geben, und las einfach weiter. Man würde schon für ihn opfern, er fand es nur sinnlos, lesen war viel schöner.

  • Ich war spät dran. Viele, wenn nicht alle der Gäste waren bereits da. Ein Gewirr aus Stimmen drang zu mir und ich hatte Mühe nicht umzukehren. Meine Laune war ziemlich am Boden und ich fühlte mich niedergeschlagen. Aber an solchen Tagen hat man sich nun mal zu zeigen und sich zusammen zu reißen. Also setzte ich mein schönstes Lächeln auf und gesellte mich dazu. Das war einer dieser Tage, die man am besten hinunter spült. Also ließ ich mir erst einmal Wasser einschenken und warf einen beobachtenden Blick in die Runde. Ich nahm mir vor, erst einmal anzukommen und alles auf mich wirken zu lassen. Ich zog die rauchige, mit Weihrauch gemischte, Luft ein, schloss einen Moment die Augen und atmete, nur für den Sklaven sichtbar, tief wieder aus.

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