Danke Deandra!
Währendessen stand Minna immer noch schweigend in der Ecke und beobachtete aufmerksam, ob bei den Claudiern alles in Ordnung war. Sie bemerkte Ofellas missmutiges Gesicht. Ein Blick in die Richtung, in der sie ihren Kopf gewandt hatte, offenbarte Minna den Grund für ihre Entrüstung. Einer der Gäste trug ein Gewand mit derselben Stickerei wie Ofellas Kleid sie hatte. Schadenfroh grinste sie vor sich hin. Dieser Anblick war einfach zu köstlich!
Dann fiel ihr Deandra auf. Minna war froh darüber, dass sie mit zum Fest gekommen war. Es würde sie sicherlich ablenken und auf heitere Gedanken bringen. Ja, es würde ihr ganz gewiss gut tun, so verschlossen sie sich in letzter Zeit verhalten hatte. Außerdem war Deandra neben Epicharis einer der wenigen Römerinnen, die ihr sympathisch waren.
Minna musterte sie ganz genau. Sie sah heute bezaubernd aus. Ihre Haare waren perfekt frisiert und das elegante Kleid betonte ihre wohlgeformte Figur. Was hatte sie vor dem Fest noch zu ihr gesagt? Ja genau, dass wahre Schönheit von innen kommt. Minna fand die Aussage sehr treffend. Und wenn man das Aussehen und die Charakterzüge von ihr und Ofella verglich, so schien das Ganze tatsächlich zu stimmen.
Unruhig verlagerte sie ihr Gewicht immer wieder von einem Fuß auf den anderen. Sie begann sich zu langweilen. Es gab nichts zu tun für sie. Menecrates und seine Familie unterhielten sich und waren scheinbar wunschlos glücklich. Verloren stand sie im Hintergrund und schaute sich um. Da entdeckte sie eine Sklavin, die Wein an die Gäste verteilte. Minna überlegte. Sollte sie wirklich? Sie wollte schon immer einmal Wein probiert haben. Das wäre hier eine passende Gelegenheit. Sie blickte verstohlen zu den claudischen Herrschaften, die immer noch in einem Gespräch vertieft waren. Besser die bekämen nichts davon mit, vor allem Ofella. Aber die war sicher noch mit dem Gast beschäftigt, der den gleichen Stoff wie sie trug. Zudem war der Tisch nicht allzu weit von ihrem jetzigen Standpunkt entfernt, sie würde sie also noch im Auge behalten können. Einen Augenblick zögerte sie noch, doch schließlich gab sie sich einen Ruck. Diesen günstigen Moment wollte sie ausnutzen. Ganz unauffällig ging sie schließlich zu Cadhla hinüber. "Salve, ich hätte gerne etwas Wein..." Sie versuchte dabei möglichst akzentfrei und selbstbewusst zu sprechen. Vielleicht würde man sie ja für eine Römerin halten, so schick wie sie heute aussah? Schließlich hatten die Claudier für den heutigen Tag selbst für ihre Sklaven keine Kosten und Mühen gespart. Geizig waren sie nicht, das musste man ihnen lassen. Aber nein, wo dachte sie hin? Man würde sie mit ihrer hellen Haut und den blonden Haaren sicherlich nicht zu den Römern einordnen. Und eigentlich wollte sie das auch gar nicht."... für meine Herrin." fügte sie deshalb noch schnell an und strahlte ihr Gegenüber mit einem freundlichen Lächeln an.