>meditrinalia< | Das Opfer

  • Und schon waren die beiden Grazien wieder entschwunden - Aurelia Helena auf der Suche nach Corvinus, wie es schien, denn ihn hatte sie zielsicher angesteuert, und Aurelia Prisca gefangen von ihrer Pflicht als Gastgeberin, nicht ohne eine Hoffnung geäußert zu haben, die mich lächeln ließ. Der Gedanke, ihr mein Hispania zu zeigen, hatte etwas an sich, das mir gefiel, denn auch wenn viele weniger erfreuliche Dinge in meinem Elternhaus vor sich gegangen waren, die Landschaft und meine Liebe dazu hatten sich niemals geändert. Prisca hatte ich verständnisinnig zugenickt, wie hätte ich sie auch aufhalten können, wo sie doch einen wichtigen Teil der Organisation auf sich geladen zu haben schien, das Fest musste schließlich weitergehen. Spätestens zur cena würden sich weitere Gelegenheiten zum Gespräch ergeben. So verblieb ich einige Augenblicke, nachdem sie geopfert hatte, noch an Claudia Aureliana Deandras Seite, und meinte mit einem Lächeln: "Nun sind nur noch wir beide übrig - und da mein Freund Corvinus gerade beschäftigt scheint, will ich die Gelegenheit gern nutzen und seine Verlobte hinüber zum Theaterstück führen - vorausgesetzt, Du möchtest mit mir gehen?"


    Das fanfarenlaute Dröhnen aus Sklavenrichtung hätte man auch schwerlich überhören können, und ich war wirklich gespannt darauf, was 'cena pro uno' für ein Stück war, ich war mir fast sicher, noch nie zuvor davon gehört zu haben. Vielleicht ein neuer Stern am Himmel der Komödienschreiber, die Götter allein wussten, wie dringend Rom gerade in dieser Zeit einiger geistvoller Lacher bedurfte. Allerdings - und als hätten dieselben Götter mal wieder beschlossen, einen angenehmen Abend mit einer Misstimmung zu versehen, damit ich mich nicht zu sehr freute - musste ich vernehmen, dass Severus wegen irgend etwas laut wurde, und das auch noch in Gesellschaft gleich zweier Senatoren. Dieser Sklave würde es niemals lernen, soviel war sicher, und diesmal war ich nicht gewillt, Nachsicht walten zu lassen. "Entschuldige mich einen Moment bitte ..." sagte ich höflich, aber nun doch eiliger, und schritt in Richtung meines aufmüpfigen Besitzes, der es wirklich gewagt zu haben schien, sich in das Gespräch einzumischen, das andere geführt hatten.


    "Severus! Komm sofort mit mir," bellte ich ihm knapp und nun in eindeutig eisigem Ton zu ihm, die beiden anderen - Purgitius Macer und Decimus Mattiacus - mit einem höflichen Nicken grüßend. Wenn er klug war, folgte er mir nun, und das zornige Blitzen in meinen Augen ließ keinerlei Zweifel daran, dass er deutlich über das hinausgeschossen war, was er mir versprochen hatte. Ob ich ihn nochmals auf irgendein Fest mitnehmen würde, war für mich in diesem Augenblick keine Frage - ganz sicher nicht! Dass er es schaffte, mich gleich am ersten Abend eines gesellschaftlichen Ereignisses vor gleich zwei Senatoren zu blamieren, war einfach unmöglich.


    /böse Rechtschreibfehler

  • "Meine Familie hat ein Weingut in Tarraco, dass ich in meiner Kindheit öfters besuchte, selber habe ich mich aber noch nicht an die Winzerei getraut. Wo du es aber erwähnst, ich glaube in der Gegend gegenüber von Mogontiacum könnte man gut..." Mattiacus konnte den Satz kaum zu Ende sagen, als auf einmal ein großer Germane, wohl ein Sklave der Aurelier, auf sie zukam und in rauhem Latein wüst beschimpfte.


    Mattiacus schaute erst ein wenig verdutzt zu Macer, dann zu dem Germanen. "Was will der überhaupt?" dachte sich Mattiacus. Wie sollte er reagieren? Ihn ignorieren ? Schließlich war er ein Sklave und Macer und er Senatoren. Ihn konfrontieren? Er war immernoch Sklave und kein Fürst, mit dem ein Abkommen verhandelte. Ein klassisches Dilemma und der Wein tat dann sein übriges.


    "Das mag ja sein, dass das Land von Wolf und Wälder nicht für uns bestimmt ist. Es ist uns auch ziemlich egal. Aber die Menschen, die dort unter unserem Schutz leben, sind uns nicht egal. Und du irrst dich, viele sind des Kämpfens müde und wollen in Frieden, Freiheit und Wohlstand mit uns Römern leben. Das Land der Wälder und Wölfe möchte ein Land der Reben und des Rechts werden."

  • Leone bat so laut um Einhalt, dass Tilla ihn böse anblickte. Was hatte er ´heute bloß gegen sie? Sie fand, das sie gar nicht so schlecht auf der kleinen Fanfare gespielt hatte. Mit gesenktem Kopf und ganz beschämt trat Tilla zurück und trollte sich gegen den Strom derjenigen, die sich das Theaterstück ansehen wollten, von dannen. Jetzt waren ihr die Erwachsenen erst recht egal. Tilla schlüpfte mitsamt der Fanfare hinter einer der marmornen Säulen und sah von da aus mit an, wie der Raum sich leerte. Traurig liess sie sich hinter der Säule auf den Hosenboden nieder und schmiss den blöden Kopfschmuck fort. Dieser schlidderte ein Stückchen über den Boden und blieb teilsteils unter einer Wandverkleidung hängen. Da sollte er gefälligst auch bleiben! Der Aufführung beizuwohnen, darauf hatte sie keine Lust... und es war mit Sicherheit im angrenzendne Raum sehr voll. Behutsam legte sie die kleine unschuldige Fanfare beiseite und zog die Knie an. Hier, an diesem Platz, würde sie jetzt warten, bis die alle wieder rauskamen. Außerdem konnte sie, wenn sie sich umwandte, fast den ganzen Raum überblicken. Tilla bettete ihren Kopf auf die angewinkelten Arme, liess ein paar Tränen aus den Augenwinken laufen.

  • Oh, ich hatte nicht beabsichtigt, Prisca ein Kompliment zu entlocken, aber nichtsdestotrotz freute ich mich natürlich über ihre Worte.


    „Das ist lieb, danke“, erwiderte ich ihr lächelnd. Mit Prisca war alles unkompliziert, ich fühlte mich stets wohl, sogar aufgehoben, und dass, obwohl sie jünger als ich war. Und ich dachte ebenfalls nicht daran, ihre Hand loszulassen – zumindest so lange nicht, bis sie mit dem Weinopfer begann. Ich bedauerte, auf sie wegen der Vorbereitungen für das angekündigte Theaterstück verzichten zu müssen, sah aber selbstverständlich die Notwendigkeit ein. Prisca verabschiedete sich mit einem Händedruck und der Aussicht, sich später noch einmal zu treffen. Ich nickte, denn genau das würde mich freuen, bevor ich ihrem Blick folgte. Sie hatte Corvinus und Helena ins Auge gefasst, aber da ich nichts besonderes in einer Unterhaltung zwischen Verwandten fand und mir ohnehin vorgenommen hatte, nicht übertrieben oft über ihn nachzudenken, wandte ich alsbald wieder den Kopf und schaute Flavius an. Ich für meinen Teil wollte gerne ins Tablinum umziehen, um mir einen guten Platz zu sichern.


    Wie es schien, hatte er ähnliche Pläne, und ich wollte mich bereits mit den Worten „Sehr gerne“ in Richtung des Tablinums drehen, um mich in seiner Begleitung zum Austragungsort des Lustspieles zu begeben, als er meine Bewegung mit einer Entschuldigung unterbrach und forteilte. Ein gewisses Amüsement entbehrte die Situation nicht, die sich nachfolgend abspielte. Ich konnte ein Schmunzeln nicht unterdrücken, als er durchaus hörbar seinen Sklaven zurechtwies. Da er allerdings anschließend nicht zurückkehrte, schloss ich mich kurzerhand dem Menschenstrom an, der dem Tablinum zustrebte.

  • Fast wollte Sisenna aufatmen, weil die Rundumkontrolle keinen Beobachter ihres undamenhaften Verhaltens ergeben hatte, da blieb ihr Blick an einer fremden Frau hängen, die sich zielstrebig näherte. Sisennas Augen vergrößerten sich zusehends, sie fühlte sich ertappt - dabei kannte sie die Näherkommende nicht einmal. Ihre Kleidung hob sich von den meisten anderen Gästen ab, sodass Sisenna nicht wusste, ob sie die Frau wie eine Sklavin behandeln durfte oder nicht.


    „Äh“, entfleuchte ihr, während sie noch immer die Fremde anschaute. Sie spürte jedoch instinktiv, dass ihr nichts Schlimmes bevorstehen konnte, denn der Blick war freundlich auf sie gerichtet.


    Das ‚Zweifellos, Süße’, riss sie aus ihren Gedanken. Sie löste den Blick von der Fremden und wandte sich wieder der Frau zu, die Tante Prisca ähnelte und hilfreiche Ratschlägen zur Hand hatte. Zweimal wurde sie bereits mit ‚Süße’ angesprochen, was ihr gefiel. Sisenna zeigte ihr kleines Lächeln, das Befangenheit und Unsicherheit verriet, die sie ansonsten mit einem ansatzweise resoluten Verhalten überspielte. Herzlich und laut lachen hörte man Sisenna nicht mehr, sie war ein stilles Kind geworden.


    „Lauter, rein und ehrlich“, wiederholte sie, um sich das neue Wort und seinen Sinn einzuprägen. Und wieder hörte sie ein Kosewort. ‚Liebes’. Sisenna fand sich eigentlich nicht lieb, denn sonst hätte Papa ja nicht die Familie verlassen. Es musste an ihr liegen, daran glaubte sie fest. Gleichzeitig gab es Auftrieb, wenn jemand anderer Gutes von ihr dachte. Aus Nervosität strichen ihre Hände erneut über den Bauch, dreimal insgesamt, während Sisenna den Blick nicht von Claudia Callista lösen konnte.


    „Callista finde ich auch hübsch“, erwiderte sie, während ihre Gedanken bereits um den Jungen kreisten. „Er ist nicht zufällig ein Kaiserjunge?“ Ihre Augen nahmen einen hoffnungsvoll fragenden Ausdruck an. Ganz bestimmt wollte sie einmal zu Besuch bekommen, egal wie die Antwort nachher ausfiel, denn zunächst sprach Callista die fremde Frau von eben an. Sisennas Blick schwenkte wieder zu ihr. Sie wusste zwar, dass sie nicht ihre Amme war, aber sicherlich würde gleich die Aufklärung folgen.


    Als jedoch das Fanfarengetöse erklang, drückte sie erschrocken beide Hände auf die Ohren. Erst als Callista sprach und sie kein Wort verstand, gab sie den Gehörschutz auf. Sie konnte sich zusammenreimen, dass nun bald dieses Theater begann, weswegen alles Sklaven seit Tagen wie die Hummeln herumliefen.


    „Ich möchte in der ersten Reihe sitzen“, kündigte sie an, streckte beide Hände nach oben, sodass jede der beiden Frauen zufassen konnte, wenn sie wollten.

  • Zitat

    Original von Marcus Aurelius Corvinus


    Mit einer lockeren Handbewegung wischte Gracchus die zurückliegenden Bedenken des Gastgebers bei Seite.
    "Aber nicht doch, Aurelius, was könnte an diesem Abend agreabler sein, denn den Göttern ihre Güte zu Danken in solch illustrer Gesellschaft? Es waren die Pflichten und Aufgaben, die mit einem Male so zahlreich sich präsentieren, welche diese Verzögerung bedingten."
    Den Glückwunsch nahm Gracchus mit einem dankenden Nicken entgegen. Er war der Hoffnung erlegen gewesen, diese Nachricht hätte sich womöglich noch nicht allzu weit verbreitet, so dass sich die Aufmerksamkeit darauf würde in Grenzen halten, doch mit des Corvinus' Worten schwand ein wenig dieser Hoffnung, obgleich sie nicht gänzlich erlosch, denn obgleich die Ehre überaus groß war, so war die Ehrbezeugung Gracchus doch seit jeher unangenehm. Antonia* indes nahm das Kompliment mit einem perfekten Lächeln auf und erwiderte die Begrüßung des Aureliers in formvollendeter Manier, sodann wandte auch sie ihren Blick zu den kleinen Amphoren.
    "Keinesfalls wollen wir uns den Genuss der szenischen Darbietung entgehen lassen, doch den Göttern gebührt natürlich unser Augenmerk zuvor. Antonia"
    , forderte Gracchus seine Gattin und gleitete sie von Corvinus geleitet zum Altar. Da er nicht wusste, ob in den Amphoren neuer und alter Wein gemischt war, und er ohnehin bereits am Vormittag jenes Opfer hatte getätigt, so zog er eine neutrale Formulierung der Gabe vor.
    "Iove, höchster und größter, Meditrina, hochgelobte, wie es Euch gebührt an diesem Eurem Tage, zu Euren Ehren dieser Wein, auf dass Ihr Eure Gunst schenken möget an diesem Eurem Tage, den Wein aller Tage wie dies Euch gebührt."
    Als würden sie in tadelloser Perfektion harmonieren, brachten Antonia und Gracchus das Opfer gemeinsam den Göttern dar, ganz so, als wäre die gemeinsame Tat alltäglich, welche doch tatsächlich einen äußerst seltenen Anblick bot. Im Anschluss daran ließen sie sich noch eben den Weg durch Aurelius weisen, begaben sich zum Ort der angekündigten schauspielerischen Darbietung und ließen dem Gastgeber Gelegenheit, sich weiter um die Gästeschar zu bemühen.



    Sim-Off:

    *Da Antonia derzeit ein wenig unpässlich ist, werde ich sie in ihrem Einverständnis ein wenig mit ziehen, so dass wir baldig zum Theater schreiten können.

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    IUS LIBERORUM

    PONTIFEX PRO MAGISTRO - COLLEGIUM PONTIFICUM

  • Hungi stand ein wenig abseits und wartete, bis er an der Reihe war mit seinem Opfer. Da er in der Tat sehr spät gekommen war und sich aus Bequemlichkeit nicht vordrängeln wollt, nutzte er die Zwischenzeit, die sich ergab, indem er die Gästeschar taxierte und sich von seinem Sklaven mit den dazugehörigen Namen und sonstigen oberflächlichen Informationen versorgen ließ. Dem einen oder anderen nickte er freundlich zu, doch sprach ihn niemand an, und er selber hatte bisher auch keine allzu große Lust, sich zu jemandem zu gesellen und ihm ein Gespräch aufzuzwingen (ein "Ah, du auch hier?" fand er so extrem öde...) und sich einmischen in ein Gespräch wollte er ohne Einladung heute auch nicht. Er wusste selber nicht warum, aber irgendwie war er heute nicht besonders gut drauf.


    Irgendwann, nach einer ganzen Weile, war er an der Reihe, sein Gebet zu sprechen und sein Opfer zu tun. Er tat dies auch, gewissenhaft (schließlich wollte er nichts falsch machen), und bat um das das für ihn Übliche, lautlos, die anderen brauchten es nicht mitbekommen, worum er bat. Er schloß sein Gebet mit der üblichen Bewegung nach rechts und wollte nun zum angekündigten Theaterstück schreiten, als ein merkwürdiges, ihm nicht unbekanntes Gefühl überkam. Hungi wartete zwei Augenblicke, dann erst hob er den Kopf und schaute ganz ruhig und ohne Hast durch die Menge. In der Tat, er wurde beobachtet, von einer Frau, was seine Laune gleich stark anhob. Er vermied den Fehler, sie anzustarren, sondern blickte sie nur kurz an, lächelnd, um gleich wieder weiterzusehen, so als ob er auf der Suche nach einer anderen Person wäre. Und dieser eine kleine Blick hatte gereicht um zu erfahren, was er - fürs erste natürlich - wissen wollte: jung, ausnehmend hübsch, aus gutem Hause. Unmerklich schob er seine Brust ein wenig heraus und zog sein kleines Wohlstandsbäuchlein ein, das er sich seit der Hochzeit angefuttert hatte. Seit eben diesem Zeitpunkt hatte er auch kein kleines Abenteuer mehr, nur Sklavinnen, die ihm aber ohnehin zu Diensten sein mussten, was mit der Zeit eine äußerst langweilige Geschichte werden konnte. Doch das hatte Zeit, jetzt war zuerst das Theaterstück dran... und Gespräche mit Senatorenkollegen.

  • Zufrieden sah ich meinem Vetter Titus dabei zu, wie er sich schon eine ganze Zeitlang um ein auf mich sehr ehrwürdig wirkendes Ehepaar kümmerte, das ein wenig später gekommen und eben noch allein gestanden, dank meines Vetters aber nun schon fest integriert in dieses Fest war. Charme hatte er, der Ursus, das musste ich ihm lassen, und auch eine menschliche Wärme fiel mir in letzter Zeit, ganz besonders aber an diesem Abend, immer mehr an ihm auf. Es gab ihn also doch, diesen anderen Ursus. ( =))


    Sorgen bereitete mir dagegen Helena. Strahlend schön war sie heute zweifellos; da ich aber meinen Blick von ihr gar nicht lassen konnte, entging mir natürlich nicht jene seltsame Veränderung, die mit dem Voranschreiten des Abends Schritt hielt. War die Anstrengung vielleicht doch zu groß für sie so kurz nach ihrer schweren Krankheit? - Ich wollte schon zu ihr gehen, doch dann bekam ich mit, dass Marcus selbst sich wieder um sie kümmerte. Schon wieder er? Hatte er sich nicht schon in den Tagen ihrer Krankheit oft lange an ihrem Bett aufgehalten? Ein ungutes Gefühl, das mich schon damals beschlichen hatte, machte sich auch jetzt wieder in meinem Inneren breit; entschlossen wandte ich mich ab, ließ mir von einer Sklavin nun doch schon einen Becher Wein geben und mich selbst und meine Blicke ein wenig zwischen unseren Gästen treiben. Naturgemäß blieben nicht wenige dieser Blicke länger als anderswo an den vielen schönen Frauen hängen, die sich hier im atrium der villa Aurelia in Roma eingefunden hatten, auch, und viel länger, als ich wollte, an meiner Mutter, an der ich mich kaum sattsehen konnte. Als ich mich endlich von ihr gelöst hatte, fiel mein Blick auf einen stattlichen Mann in den besten Jahren, der von seinem ganzen Auftreten her kein geringer Gast sein konnte - und dennoch allein stand (Vinicius Hungaricus). Unwillkürlich folgte ich seinem Blick, der jener geheimnisvollen Schönen galt, die mir schon während des kurzen Gesprächs mit Decimus Mattiacus aufgefallen war. Und auch diese schien auf ihn ihr Auge geworfen zu haben. Dennoch hielt ich es als einer der Gastgeber für meine Pflicht, ihn auch noch einmal persönlich anzusprechen.


    "Salve! Ich bin Appius Aurelius Cotta und heiße dich hier herzlich willkommen in der villa Aurelia in Roma! Ich hoffe, es fehlt dir hier an nichts. Falls es dir an Unterhaltung mangeln sollte - du hast sicher gehört, dass das Theaterstück nun beginnt."


    Tilla und Leone hatten schließlich nichts versäumt, um dies auch den letzten der Gäste wissen zu lassen. (:D)

  • Irritiert blinzelte Ofella. Kein Fünkchen sah sie? Vermutlich war die Gute nicht ganz bei Sinnen. Oder hatte die Claudierin selbst etwas missverstanden? Neinnein. Ach, sie meinte Deandra, diese Hupfdohle? Ofella rümpfte die Nase und wollte soeben etwas erwidern, als ihr Gatte und sein neues Töchterlein auf sie zusteuerten. Innerlich fassungslos, äußerlich mit einem missbilligenden Ausdruck auf dem geschminkten Gesichte, verfolgte die Claudierin die wenigen Worte, die gewechselt wurden. Callistas Höflichkeit gegenüber Deandra fand Ofella unpassend, doch sie sagte nichts. In ihren Augen sank Callistas Sympathiekonto um ein paar Punkte. Und dann ging es um eine Sklavin. Minna? Welche war das nochmals, die Rothaarige oder die mit den flachsblonden Haaren? Ofellas Blick suchte flüchtig die Gästeschar ab. Im Grunde war es einerlei - das war ihre Sklavin, Menecrates hatte sie ihr geschenkt und ein Geschenk würde er ihr nicht wieder abnehmen! Dafür würde sie Sorge tragen. Ofellas Sklavenverschleiß war ohnehin schon groß genug. Und dass man dieser eingebildeten, allzu selbstsicheren Schnepfe auch nur einen ihrer eigenen Sklaven gönnte, würde sie ganz sicher nicht dulden. Schon öffnete sich Ofellas Mund, um eine abfällige wie pfiffige Bemerkung zu machen - sie wusste, dass Menecrates insgeheim darauf wartete, dass sie nach Baiae zurückreiste... Sicherlich würde er auf die Weitergabe der Sklavin verzichten, wenn sie beiläufig erwähnte, dass es ihr sooo gut in Rom gefiel, dass sie zur Gänze herziehen würde....


    Doch dann sah sie die Dame, welche die Treppe hinunterschritt. Ofellas Lippen schlossen sich. Neiderfüllt blickte sie zu der Frau hinauf. Deandra und Menecrates waren vergessen, und dann hatte sie den Moment verpasst, etwas zu sagen: Beide waren gegangen. Gehässig schürzte Ofella die Lippen. Das würde ein Nachspiel haben! Neuerlich wandte sie sich der Frau zu. Sie musste beinahe gleichalt sein. Und, bei Venus, sie hatte sich gut gehalten. Ofella fühlte sich plötzlich alt. War das eine Aurelierin? Musste es wohl sein, ein Gast hatte in den Privatgemächern schließlich nichts zu suchen. Callistas Schwärmereien lenkten sie ab von der strahlenden Erscheinung der faltenkaschierten Frau in ihrem purpurnen Fetzen und den großkotzigen Klunkern. Die Sphinx? Herrlich! Ofella strahlte. Dann fiel ihr Blick auf die kleine Sisenna. Herzallerliebst! Neuerlich glitt der Blick zu der strahlenden Frau. Vermutlich die Großmutter des kleinen Mädchens, dachte sie sich. Ofella ließ es sich nicht nehmen, der Frau entgegen zu gehen. Erfreut lächelte sie, als sie im Schritt verhielt. "Salve, ich bin Claudia Ofella. Du musst eine der Gastgeberinnen sein. Welch schönes Ambiente, so passend und edel. Sicher ist dies zum Teil auch dein Verdienst, meine Liebe?"


    In jenem Moment erklang die Fanfare, und Ofellas Kopf ruckte herum. Fasziniert sah sie zurück zu Callista und dann zurück zu der unbekannten Aurelierin. "Wie famos! Wollen wir uns zu meiner Verwandten begeben, Claudia Callista? Wo können wir zusammen dem Stück beiwohnen", schlug sie vor.

  • Die Resonanz entgeht Callista nicht. Ein Lächeln. Es wird erwidert. Frohgemut stimmt das Callista. Ihr Interesse wird sie indes wohl später verfolgen müssen. Denn der stattliche Fremde wird bereits von einem vermutlich Bekannten angesprochen. Es bringt sie hinwieder nicht in die Verlegenheit. Tugendhafte Verschämtheit vor zu gaukeln. Callista kann weinen, wenn sie es will. Schimmrige Tränen perlen dann über ihre Wangen. Auch in Ohnmacht kann sie fallen. Wenn sie es bedarf. Aber Röte auf die Wangen bringen. Nein. Das vermag sie nicht. Obwohl sie schon Wochen daran geübt hat. Es wäre auch nutzbringend.


    Erneut fallen Callista die artigen Manieren der jungen Sisenna auf. Dieses stille und liebliche Lächeln. Callista hätte das kleine Mädchen sofort mit nach Hause genommen. Die Frage vergnügt Callista ebenso.
    "Mit dem ersten Kaiser sind wir Claudier verwandt. Ebenso mit vielen späteren Kaisern, kleine Sonnenmaus. Somit fließt in den Adern meines Sohnes durchaus kaiserliches Blut. Aber der Kaisersohn ist ein Anderer. Er ist schon ein erwachsener Mann. Weit in der Fremde lebt jener Mann."
    Gerne würde Callista ihren Sohn als Kaisersohn sehen. Aber die glorreichen Zeiten der Claudier scheinen verblasst zu sein. Der Glanz leuchtet nicht mehr durch das römische Imperium. Indes hält Callista daran fest. Die Resonanz schwingt in jedem Claudier mit. Und eines Tages wird sich das Schicksalsblatt wenden.
    Dann könnte das Undenkbare möglich zu sein. Ihr innigster Wunsch kann erfüllt werden. Den sie schon als Kind gehegt hat. Aber der für sie noch verboten ist.


    "Dann eilen wir besser, mein hübsches Sternenlicht. Damit wir noch Plätze der ersten Reihe erringen können."
    Zögernd sieht Callista auf die ausgestreckten Arme. Callista hätte sie gerne hoch gehoben. Aber sie weiß. Callista ist nicht stark genug. Das Mädchen wäre wohl zu schwer für sie. Wenn sie auch recht zierlich auf Callista wirkt. Aber ihren eigenen Sohn kann Callista schon seit einem Jahr nicht lange halten.
    "O Süße. Gerne würde ich Dich tragen. Aber ich kann Dich leider nicht hoch heben."
    Hilfe suchend sieht sich Callista um. Kordial ist das Lächeln. Was sie Plotina schenkt. Länger betrachtet Callista die fremde Frau. Eine Amme scheint sie doch nicht zu sein. Dafür sind ihre Kleider zu vornehm. Zu schön. Der Ausdruck auf dem Gesicht zu wach und geistreich. Die Mutter gar? Callista hofft keine tödliche Beleidigung ausgesprochen zu haben. Aber ein Ähnlichkeit zu dem Mädchen kann sie in den Gesichtszügen der Frau nicht erkennen. Aber ein weiteres Mal möchte Callista die Fremde nicht herumkommandieren. Sollte sie nicht. Möchten womöglich doch.


    "Meine Benohé?"
    Still und mit einem wundermilden Ausdruck auf dem Antlitz tritt die dunkelhäutige Sklavin hinzu. Sie beugt sich hinab und hebt die hübsche Sisenna in die Höhe. Callista deutet auf ihre Sklavin.
    "Das ist Benohé, meine Sklavin. Was Du auch wünschst, meine Süße. Sie wird es Dir heute Abend erfüllen."


    Ofella schien verschwunden zu sein. Aber nein. Da ist sie schon wieder. Callista deutet ihre Zustimmung an.
    "Mir dünkt, es findet in dem Tablinum statt, liebste Ofella. Begeben wir uns doch dorthin."
    Gewänderrauschen. Das Theater wartet nicht und so macht sich Callista auf den Weg zu der Vorstellung. Darauf vertrauend, dass alle mitkommen würden.

  • Gerne hätte die zupackende Sergierin dem kleinen Mädchen Aurelia Sisenna in diesem Moment beigestanden, denn auch wenn sie eine heranwachsende Patrizierin war, so war sie jetzt noch ein Kind, das der Hilfe und Fürsorge bedurfte. Als Plotina jedoch schon einen weiteren, letzten Schritt auf Sisenna zu machen wollte, bemerkte sie erst so richtig das Gespräch, welches jene Patrizierin mit dem Kind angeknüpft hatte, die Plotina zuvor noch vor dem betrügerischen dacischen - äh, syrischen Händler in Alexandreia hatte warnen wollen. Die taktvolle Sergierin zog augenblicklich zurück, um sich auf keinen Fall in dieses Gespräch hineinzudrängen; da sie sich aber auch nicht überwinden konnte, sich ganz von Sisenna zu entfernen, hörte sie einiges von dem Gespräch zwischen der großen und der kleinen Patrizierin mit an.


    Zu Plotinas großer Freude stellte sich dabei zunächst heraus, dass es sich bei der kleinen Patrizierin in der Tat um niemand anderen als Aurelia Sisenna handelte; ein Lächeln gemischt aus fast diebischem Übermut wegen dieser ihrer richtigen Vermutung und ganz naivem Entzücken malte sich jetzt auf den Zügen Plotinas ab. Bei aller Kinderliebe fühlte sich die Sergia nun aber auch, je länger das Gespräch währte, seltsam zu der großen Patrizierin hingezogen, deren Namen sie nun auch mitanhörte: Claudia Callista. War diese ihr eben vielleicht doch ein wenig der Welt entfremdet vorgekommen, so war Plotina nun ganz und gar überrascht, an dieser verschlossenen und gleichsam über den Dingen schwebenden Frau nun Mutterliebe zu entdecken und eine Zärtlichkeit, welche die Patrizierin selbst fast zu überwältigen schien. Ganz angetan von dieser sie verblüffenden Wendung, konnte Plotina sich nicht enthalten, Claudia Callista längere Zeit anzuschauen, in vollem Bewusstsein, dass sich solches für sie eigentlich nicht gehörte. Doch die fremde Dame schien es ihr nicht übel zu nehmen; sie richtete vielmehr eine Frage an die Sergierin, die diese nun vollends nicht erwartet hatte: Ob sie Sisennas Amme sei? Eigentlich war diese Frage ganz berechtigt, dachte sich Plotina später; doch in jenem Moment war sie einfach nur erstaunt und blickte instinktiv an sich selbst herunter hin auf das, was eine Amme für ihren Dienst unverzichtbar brauchte. Ein kleines Seufzen entrang sich den Lippen der Sergierin, wies das Ziel ihres Suchens doch wohl bei weitem nicht die Prallheit auf, die hier wohl angestanden hätte. Errötend sah sie wieder zu Claudia Callista auf und wusste nicht recht, was sie antworten sollte:


    "Die Amme Sisennas bin ich nicht, nein. Ich bin ..."


    Ja, was war sie eigentlich? Als Bekannte Aurelia Priscas wollte sie sich jetzt nicht bezeichnen, um diese nicht zu kompromittieren. Und sich als Subauctrix der Acta Diurna vorzustellen, war an dieser Stelle und im Angesicht dieser Dame wohl ebenso unpassend wie einfach ihren Namen zu nennen. Fand Plotina, denn sie war in so etwas ganz ungeübt und wusste eigentlich selbst nicht, warum man sie eingeladen hatte.


    In diesem Moment aber verlangte mit Bestimmtheit Sisenna, nun zu dem angekündigten Theaterstück gebracht zu werden, und bitteschön in die erste Reihe. Diese Bestimmtheit prägte sich die aufmerksame Sergierin schon einmal sicherheitshalber als einen Charakterzug ihres möglichen Schützlings ein und dachte sich ihren Teil dazu. Natürlich überkam sie auch hier wieder das Bedürfnis, dem Kind emporzuhelfen, wobei ihr ihr kräftiger Körperbau natürlich ganz entgegengekommen wäre. Allerdings schien es nun, dass sich eine Sklavin Claudia Callistas nun des Kindes annehmen würde, der Plotina selbstverständlich den Vortritt ließ.


    Alles machte sich nun auf den Weg zu diesem Drama, und auch die kunstsinnige Sergierin folgte mit großen Erwartungen, schien doch immerhin Aurelia Prisca hier maßgeblich ihre Hände im Spiel gehabt zu haben. Dass nun sie, Sergia Plotina, dort nicht mit Sisenna und den anderen in der ersten Reihe sitzen würde, war ihr bewusst, und so ließ sie sich auf dem Weg zu dem Theaterstück ein wenig zurückfallen, nicht ohne der Gruppe um Aurelia Sisenna und Claudia Callista noch ein Lächeln geschenkt zu haben und noch mehr:


    "Ich wünsche euch allen viel Freude bei dem Stück!"


    Als sie wieder allein war, fiel ihr Blick jedoch gleich auf den wieselflinken Pegasus im Sklavengewande der Gens Aurelia (Tilla), der eben noch so resolut das Theaterstück angekündigt hatte und dann Plotinas Augen entschwunden war. Die Sklavin hockte nun tatsächlich zusammengekauert in einer Ecke, und der sensiblen Sergierin schien es, als schimmerten Tränen in ihren Augen. Dies war der Moment, in dem sich all die aufgesparte Zärtlichkeit Plotinas, die sie Sisenna gegenüber eben nicht zu zeigen gewagt hatte, betätigen konnte. Augenblicklich beugte Plotina sich zu der jungen Sklavin und steckte ihr wortlos ein Taschentuch zu. Dann erst sagte sie zu ihr:


    "Salve! Ich heiße Sergia Plotina! Willst du nicht auch zu dem Theaterstück gehen - mit mir vielleicht?! Ohne dich hätte ich ja vielleicht gar nicht mitbekommen, dass es anfängt!"


    Lachend sah Plotina die Sklavin an, und erst jetzt fiel ihr auf, wie jung diese eigentlich noch war.

  • Zitat

    Original von Appius Aurelius Cotta
    "Salve! Ich bin Appius Aurelius Cotta und heiße dich hier herzlich willkommen in der villa Aurelia in Roma! Ich hoffe, es fehlt dir hier an nichts. Falls es dir an Unterhaltung mangeln sollte - du hast sicher gehört, dass das Theaterstück nun beginnt."


    Etwas überrascht, weil er eigentlich in den nächsten Momenten mit der Menge gehen wollte, blickte Hungi den Mann an, der ihn ansprach. Ah, ein Aurelier, einer, oder vielleicht sogar der Gastgeber. Vinicius Hungaricus, sei gegrüßt. Ich danke für die Einladung. Nein, an Unterhaltung mangelt es nicht... Er konnte es nicht verhindern, noch einen Blick zu der jungen Frau zu werfen, zweifelsohne die faszinierendste Unterhaltung des Abends, obwohl gerade diese Art Unterhaltung eben erst begann.


    Doch fürchte ich, daß ich etwas spät ankam und gerade mit dem Opfer beschäftigt war, so daß ich keine Ahnung habe, welches Stück eigentlich aufgeführt wird. Wer ist der Schreiber? Ich hoffe doch wohl kein ... Schon wollte er "langweilig" sagen, da fiel ihm ein, daß dies vielleicht doch der Fall sein könnte und er daher den Gastgeber mit dieser Aussage beleidigen würde. ... allzu philosophischer Grieche? Es würde die famose Stimmung, die derzeit unter den Gästen dank eurer Bewirtung herrscht, ein wenig drücken, fürchte ich.

  • Tatsachlich gelang es mir dank meiner dunklen Stimme und meines freundlichen, aber bestimmten Auftretens (:D), die Aufmerksamkeit des Gastes von jener geheimnisvollen Schönen abzuziehen und meiner Wenigkeit zuzuwenden, wenn auch sicherlich nur für einen Augenblick; als der Herr mir nämlich seinen Namen [B]Vinicius Hungaricus[B] nannte, wusste ich gleich, dass ich bei meinem Gesprächspartner gegen die Reize einer Frau nicht würde ankommen können. Vielleicht aber war dies dem angekündigten Theaterstück beschieden.


    "Senator Vinicius, ich freue mich, dich kennenzulernen! Wenn ich ganz offen sprechen darf, freue ich mich allerdings auch schon sehr auf das Theaterstück. Meine Cousine Prisca und auch Marcus haben sehr geheimnisvoll getan; in den vergangenen Tagen war aber in der villa teilweise ein derart überschäumendes Lachen zu hören, dass ich sicher bin, wir werden auf unsere Kosten kommen."


    Ein kurzer Seitenblick auf die schöne Patrizierin bestätigte mir, dass nun auch sie sich auf den Weg gemacht hatte; mit angestrengter, künstlicher Unbeteiligtheit fügte ich daher noch hinzu:


    "Ich denke, auch die Zuschauer des Stücks werden nichts zu wünschen übrig lassen."


    Diese Worte begleitete ich mit einer Handbewegung und einer entsprechenden Körperdrehung, um nun auch den Senator in Richtung Bühne zu locken. Dabei machte ich mir allerdings keine Illusionen darüber, dass anderes ihn wohl mehr zu locken vermochte, vielleicht auch seine Senatorenkollegen, die am heutigen Abend erschienen waren. Tatsächlich dachte auch ich jetzt kurz an Politik, doch ganz gegen meine sonstige Art trat dieses Interesse deutlich zurück gegenüber meiner Vorfreude auf das Theaterstück. Für Politik würde nachher noch Zeit genug sein - wenn wir dann nicht alle schon zuviel getrunken hatten. (:D)

  • Zitat

    Original von Marcus Decimus Mattiacus
    "Das mag ja sein, dass das Land von Wolf und Wälder nicht für uns bestimmt ist. Es ist uns auch ziemlich egal. Aber die Menschen, die dort unter unserem Schutz leben, sind uns nicht egal. Und du irrst dich, viele sind des Kämpfens müde und wollen in Frieden, Freiheit und Wohlstand mit uns Römern leben. Das Land der Wälder und Wölfe möchte ein Land der Reben und des Rechts werden."


    "Eine schlagfertige Antwort", warf Macer anerkennend ein, während er den dreisten Sklaven nur mit einem kurzen Blick bedachte und sich dann wieder seinem Gesprächspartner zuwandte. Wäre es ein Sklave des Gastgebers gewesen, hätte er den Vorfall wohl nicht unkommentiert gelassen, aber so konnte er entsprechende Worte ruhig dem Hausherrn überlassen, falls diesem daran gelgen war, dass sich die Gäste gerne an diesen Tag erinnerten. "Aber der Wein gedeiht in Germania nur mühsam, habe ich mir sagen lassen. Es mangelt an Sonne und er wird nur von geringer Qualität. Das war zumindest letztlich auch der Grund, warum ich auf ein Gut verzichtet habe."

  • Nachdem Flavius Gracchus zum Altar aufgebrochen war, trat Durus vor und begrüßte den Gastgeber, der gerade bei seinem Erscheinen etwas neben sich gewirkt hatte, nun aber überschwänglich freundlich war - er würde mit Sicherheit einmal ein großer Kopf der römischen Politik werden!


    "Salve, Corvinus! Ich danke Dir herzlich für Deine Einladung!"


    Da es schien, als wäre das Schauspiel schon beinahe am Beginnen, beschloss Durus, lieber kein übermäßig langes Gespräch zu beginnen.

  • Während Gracchus und seine Gemahlin opferten, trat Durus zu mir. Ich musste mir eingestehen, dass ich ihn schlicht vergessen hatte, und sogleich schlug das schlechte Gewissen ein. "Durus!" grüßte ich zurück. "Wie schön, dass du noch kommen konntest. Ich hatte dich vorhin kurz zwischen den anderen entdeckt und war schon beinahe auf dem Weg gewesen, um dich angemessen zu begrüßen. Entschuldige bitte, Unaufmerksamkeit ist sonst nicht ganz meine Art - es sind einfach sehr viele Gäste, aber gerade das macht den Abend zu etwas Besonderem. Meinen Glückwunsch im Übrigen zu deiner inauguratio, es war eine festliche Zeremonie", sagte ich und gab damit preis, dass ich unter den Anwesenden gewesen war.


    "Aber gehen wir doch ins tablinum, das Theaterstück fängt gleich an. Ich bin gespannt, welchen Charakter es hat, meine Nichte Prisca hat es einstudieren lassen", erzählte ich und machte mich mit Durus im Schlepptau gemächlich auf den Weg ins tablinum. Mir fiel Helena wieder ein. Vermutlich war das kein sonderlich guter Zeitpunkt, um sie Durus vorzustellen - zumal auch das Stück gleich beginnen würde - doch aus dem Kopf geschlagen hatte ich mir diese Idee deswegen nicht. Ohnehin wollte ich noch ein kleines Gastmahl geben, während dem man sich besser kennenlernen konnte, und vielleicht kristallisierte sich sogar eine Zuneigung heraus...

  • Durus lächelte jovial, während er die Entschuldigung des Aureliers hörte. Natürlich wusste er, wie kompliziert es auf derart großen Feiern war, den Überblick zu behalten.


    "Danke."


    meinte er zu seinem Glückwunsch und hätte fast in seiner guten Laune ein ',ich auch' darangehängt, unterließ es dann aber doch. Stattdessen folgte er dem Aurelier nach hinten ins Tablinium, wo bereits eine junge Frau auf die Bühne getreten war...

  • Die raue Oberfläche der kleinen Amphore störte Camilla. Ein eindeutiger Kunstfehler, den man nicht bedacht hatte, bei der Herstellung. Zumindest die zarte Haut an ihren Händen fand es nicht besonders angenehm Amphoren zu tragen. Wozu hatte man eigentlich Sklaven? Plötzlich wurde sie abgelenkt. Camilla registrierte eine etwa gleichaltrige Frau, die sich von einer kleinen Gruppe um sie süße Sisenna löste und zielstrebig auf sie zuhielt. Erfreut stellte sie fest, dass es hier sogar mehrere Frauen ihres Alters gab. Jetzt stellte sich für Camilla die Frage, wieso der doch noch recht junge Corvinus soviele ältere Personen eingeladen hatte. Bestimmt alles Senatoren, dessen Unterstützung er brauchte, um in der Politik weiter Karriere zu machen.
    Als die Frau - Claudia Ofella - sie ansprach, zauberte sie schnell ein freundliches Lächeln auf ihre Lippen. Die Amphore war vergessen, jetzt widmete sie sich voll und ganz Ofella. „ Salve. Aurelia Camilla, es freut mich dich kennen zu lernen “, freute es Camilla doch tatsächlich, schließlich hatte sie kaum Bekannte oder Freunde in Rom. Zu lange hatte sie in der Einöde Norditaliens gelebt, „ Ähm ... Ja, ich habe auch einen kleinen Teil dazu beigetragen. Das größte Lob ist jedoch Prisca zu überbringen. Sie hat am meisten Zeit investiert. “ Mal davon abgesehen, dass sie den kleine Anmerkung gemacht hatte, man könne kleine Amphoren herstellen lassen, hatte Camilla nichts beigetragen. Sie hatte sich eher Gedanken gemacht, wie sie sich kleiden könnte. Keine leichte Entscheidung.


    „ Oh, nur zu gerne würde ich mit euch die Komödie betrachten! “ Entzückt von dieser Idee wollte sie in die Hände klatschen, doch dann fiel ihr ein, dass sie auch noch den Wein halten musste. Und kein Sklave war in Sicht, der das unnütze Tongefäß auffangen konnte. Allerdings muss ich noch das Opfer vollziehen, ihr könnt bereits vorgehen. Meine Sklavin hält mir einige Plätze in der ersten Reihe frei. “ Wahrlich zufrieden mit dem selbstständigen Vorschlag der Sklavin war sie gewesen. Hatte diese aber auch noch etwas gutzumachen, wegen der langen Verspätung Camillas.
    Mit den letzten Worten entschuldigt, entschwand Camilla der Claudierin und fädelte sich geschickt in die ziemlich kurze Schlange vor der Opferschale ein, so dass sie als nächste ihren Opferwein den Göttern Opfern konnte. Vorsichtig löste die den Verschluss und begann langsam den Wein in die bereits gut gefüllte Schale laufen zu lassen. Ehrfürchtig blickte sie leicht gen Himmel und sprach die Opferworte. „ Novum vetus vinum bibo, novo veteri morbo medeor. “ Nachdem auch der letzte Tropfen roten Weines die Amphore verlassen hatte, übergab sie selbige einem Sklaven, sprach noch ein kurzes Gebet an Iuppiter und Meditrina, bevor sie sich auf den Weg zum Theaterstück machte. Da sie nicht lange gebraucht hatte, holte sie Ofella noch ein, bevor diese das atrium verlassen hatte. „ Da bin ich wieder. Lassen wir uns jetzt an der Komödie erfreuen. “ Ein wirklich schönes Stück. Camilla kannte die Texte nicht, aber hatte es sich von Prisca sagen lassen, und derem Urteil vertraute sie.

  • Besonnen gab Decimus Mattiacus Antwort auf Rutgers wütende Botschaft. Doch seine Worte tönten hohl in den Ohren des versklavten Germanen. Er blickte von ihm zu Purgitius Macer, und insistierte:
    "Und eure Herrschaft wird bei uns ebensowenig gedeihen wie eure Reben!"
    Abgehackt schüttelte er den Kopf, streifte mit dem Blick seine Handgelenke, wo breite Lederbänder die Narben der Ketten verdeckten, und fixierte Mattiacus wieder mit wildem Blick.
    "Freiheit? Du sprichst von Frieden und Freiheit?!"
    Bis zum Bersten war Rutgers Stimme erfüllt von kaltem Zorn.
    "Unterwerfen und knechten wollt ihr uns. Was eure erzgepanzerten Legionen nicht an sich zu bringen vermochten, das sucht ihr nun mit listigen Ränken und Bestechungen zu gewinnen."
    Mit flammender Gewißheit fuhr er fort:
    "Doch wir haben unser eigenes Recht bei uns - es ist alt und heilig, die Asen gaben es uns einst - und unser Recht sagt: Rache dem der dir übles tat!
    Bei Fenris' Fängen, Frieden wird es keinen geben, solange ein Besatzer noch einen Fuß in unserem Land hat. Ich sage euch, Römer die ihr glaubt meine Heimat erobern zu können: stetig wächst die Wut der Stämme, und es kommt der Tag der Rache, der Blut-Tag, an dem sie sich erheben und wie eine Lawine euch überrollen und zerschmettern werden. Schwarz wird da der Himmel sein von den Raben die sich auf das Aas stürzen, und rot der Rhein von -"


    Severus!, ertönte es da eisig aus Aquilius Mund. Der Germane hielt inne. Als wäre ein Bann von ihm gefallen, schien er einen kurzen Augenblick wie erstarrt, als ihm mit einem Mal bewusst wurde was er hier war, und in was er sich da schon wieder reingeritten hatte.
    "Das Freie Germanien lässt sich nicht kaufen.", schloss er hochmütig, dann wandte er sich langsam zu Aquilius. Trotz huschte über seine Züge, Widerwillen, dann ein Ausdruck von Resignation.
    Dass Bridhe ihm gefolgt war, merkte er erst jetzt. Zerknirscht berührte er ihren Arm, drückte ihn kurz entschuldigend, und ging dann mit verschlossener Miene auf Aquilius zu, um ihm zu folgen, wie der es befohlen hatte.

  • Zitat

    Original von Spurius Purgitius Macer
    "Eine schlagfertige Antwort", warf Macer anerkennend ein, während er den dreisten Sklaven nur mit einem kurzen Blick bedachte und sich dann wieder seinem Gesprächspartner zuwandte. Wäre es ein Sklave des Gastgebers gewesen, hätte er den Vorfall wohl nicht unkommentiert gelassen, aber so konnte er entsprechende Worte ruhig dem Hausherrn überlassen, falls diesem daran gelgen war, dass sich die Gäste gerne an diesen Tag erinnerten. "Aber der Wein gedeiht in Germania nur mühsam, habe ich mir sagen lassen. Es mangelt an Sonne und er wird nur von geringer Qualität. Das war zumindest letztlich auch der Grund, warum ich auf ein Gut verzichtet habe."


    Nachdem der Sklave von seinem Herren zur Ordnung gerufen wurde, wandte er sich wieder an Macer.


    "Da hast du recht, er bräuchte viel Pflege und damit viele Arbeitskräfte. Man kann die Reben nicht wie in Hispania oder Italia einfach einpflanzen und Sol den Rest machen lassen, bis im Herbst dann die dicken Trauben an den Reben hängen. Ständig müsste man die Reben schneiden. Aber bei der Qualität habe ich eine andere Meinung. Ich glaube, mit viel Geduld und Arbeit könnten sogar Weine entstehen, die..." er überlegte kurz "zumindest den gallischen ebenbürtig sind." fachsimpelte er.

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