Und schon waren die beiden Grazien wieder entschwunden - Aurelia Helena auf der Suche nach Corvinus, wie es schien, denn ihn hatte sie zielsicher angesteuert, und Aurelia Prisca gefangen von ihrer Pflicht als Gastgeberin, nicht ohne eine Hoffnung geäußert zu haben, die mich lächeln ließ. Der Gedanke, ihr mein Hispania zu zeigen, hatte etwas an sich, das mir gefiel, denn auch wenn viele weniger erfreuliche Dinge in meinem Elternhaus vor sich gegangen waren, die Landschaft und meine Liebe dazu hatten sich niemals geändert. Prisca hatte ich verständnisinnig zugenickt, wie hätte ich sie auch aufhalten können, wo sie doch einen wichtigen Teil der Organisation auf sich geladen zu haben schien, das Fest musste schließlich weitergehen. Spätestens zur cena würden sich weitere Gelegenheiten zum Gespräch ergeben. So verblieb ich einige Augenblicke, nachdem sie geopfert hatte, noch an Claudia Aureliana Deandras Seite, und meinte mit einem Lächeln: "Nun sind nur noch wir beide übrig - und da mein Freund Corvinus gerade beschäftigt scheint, will ich die Gelegenheit gern nutzen und seine Verlobte hinüber zum Theaterstück führen - vorausgesetzt, Du möchtest mit mir gehen?"
Das fanfarenlaute Dröhnen aus Sklavenrichtung hätte man auch schwerlich überhören können, und ich war wirklich gespannt darauf, was 'cena pro uno' für ein Stück war, ich war mir fast sicher, noch nie zuvor davon gehört zu haben. Vielleicht ein neuer Stern am Himmel der Komödienschreiber, die Götter allein wussten, wie dringend Rom gerade in dieser Zeit einiger geistvoller Lacher bedurfte. Allerdings - und als hätten dieselben Götter mal wieder beschlossen, einen angenehmen Abend mit einer Misstimmung zu versehen, damit ich mich nicht zu sehr freute - musste ich vernehmen, dass Severus wegen irgend etwas laut wurde, und das auch noch in Gesellschaft gleich zweier Senatoren. Dieser Sklave würde es niemals lernen, soviel war sicher, und diesmal war ich nicht gewillt, Nachsicht walten zu lassen. "Entschuldige mich einen Moment bitte ..." sagte ich höflich, aber nun doch eiliger, und schritt in Richtung meines aufmüpfigen Besitzes, der es wirklich gewagt zu haben schien, sich in das Gespräch einzumischen, das andere geführt hatten.
"Severus! Komm sofort mit mir," bellte ich ihm knapp und nun in eindeutig eisigem Ton zu ihm, die beiden anderen - Purgitius Macer und Decimus Mattiacus - mit einem höflichen Nicken grüßend. Wenn er klug war, folgte er mir nun, und das zornige Blitzen in meinen Augen ließ keinerlei Zweifel daran, dass er deutlich über das hinausgeschossen war, was er mir versprochen hatte. Ob ich ihn nochmals auf irgendein Fest mitnehmen würde, war für mich in diesem Augenblick keine Frage - ganz sicher nicht! Dass er es schaffte, mich gleich am ersten Abend eines gesellschaftlichen Ereignisses vor gleich zwei Senatoren zu blamieren, war einfach unmöglich.
/böse Rechtschreibfehler