... bekommt endlich den Segen der Götter. So steht es zumindest im Ablauf des Tages. Zwar befindet sich der Senator noch nicht in der Casa Decima, aber die Vorbereitungen auf das große Fest und die Zeremonie befinden sich in agilen Verzug...
Zuerst begann man die Räumlichkeiten zu öffenen, gesagt ist soetwas schnell, doch wer die Einrichtung kennt, weiß, das da sehr viele Tische, Vitrinen, Schränke, Stühle, Büsten und Statuen in den Speicher geschafft werden mußten. Dazu kamen noch all die feinen Tellersammlungen, Kannen etc. und der Glaube daran, das all dies im heilen Zustand geschehen sollte.
War dies getan, folgte eine Obersklavin einem strikten Ablauf, sie beschäftigte das Heer von Sklaven mit den nötigen Vorbereitungen. So wurden alle Vorhänge, Teppiche, Leinen und Tücher, alle Kissenbezüge und Überdecken gewalkt und in langen und zeitraubenden Verfahren geglättet. Daneben kümmerten sich viele Diener darum das Geschirr herzurichten und vorallem von jedem noch so kleinen Hauch eines Fingerabdrucks oder Staubkrümels zu entfernen. Am Ende würde sich nichteinmal ein Gast darüber erkenntlich zeigen, wenn es überhaupt jemand merkte. Es gehörte einfach zum guten Ton. Was die Ausschmückung anbelangte so wurde nicht an duftenden Blüten gespart. Wahrscheinlich hatten einige Blütenhändler ein gutes Sümmchen dabei verdient, das sie zu dieser Jahreszeit diese Casa Decima in ein so leuchtendes Meer frisch duftender Blumenblüten verwandeln konnten. Neben diesen zarten Blumengesichtern wurde reichlich Grün um die Säulen im Atrium, den Gängen und dem Eingangsbereich gerankt. Kein Gast sollte sich mit der Kühle von Marmorgestein identifizieren können.
Neben dem sehr offensichtlichen Tun, wurde auch in der Culina gehandelt. Um dort überhaupt auch nur eine Pfanne, einen Topf zu füllen oder den großen schweren Ofen anwerfen zu können, sandte man einen ganzen Zug Küchensklaven aus nur das Beste auf den Märkten zu erstehen. Dabei kam der Herrin auch ihr besonderer Ruf zu Gute. Immerhin waren die saftig zarten knusprig braun gegaarten Hendln aus ihrer Zucht erwachsen. Doch es würde natürlich nicht nur vom Huhn aufgetragen, die Gäste sollten sich verwöhnt fühlen und den Glanz dieser Verbindung auf dem Gaumen spüren.
Was die Einkäufer herbei schafften, wurde in einem langen Vorgang gewaschen, geschählt, gewürzt und gesalzen. Fleisch und Fisch bekam seinen eigenen Geschmack nicht aberkannt, vielmehr vertieften die Küchenwunder den meist herzhaften Geschmack mit einer Reihe von Spezialrezepten. Wahrscheinlich kam auch hierbei die hervorragende Verbindung der Decima Lucilla zu einigen Gourmetküchen dem Haushalt Decima zu Gute.
Waren die Möbel ersteinmal entfernt, der Boden geschuppt und glänzend poliert, folgte das Auflegen seltener Teppiche. Dazu einige hangearbeitete Mosaike, die in ihrer schweren Form hinein gerollt werden mußten. Ihre leichte zusätzliche Höhe ließ sich gut mit passend postierten Liegen vertuschen. Dazwischen spannten sich immer wieder feine Leinen, Stoffbanner und Seidevorhänge. Auch für die kühlen Abende war gesorgt, denn das Wetter vermochten auch die Frösche noch nicht vorzubestimmen.
...zwar formte sich die Vorbereitung immer näher dem Endstadium entgegen, aber hier und da war eben jene Phase zu kurz.
Mit den ersten Strahlen wurde das Fest durch Boten, Hörner und Posaunen durch die Straßen Roms getragen...
Der halbe Straßenzug würde am Abend die bereits füllige Gesellschaft weiter auffüllen, um dann am traditionellen Brautzug zur Casa Germanica teilzunehmen und auch dort noch am Gabentisch der Leckereien zu naschen. Üblich war es ohnehin. Es heiratete ja nicht irgendeine Gens.
... Kinder tanzten um die Männer, ein Schreier mit tiefer, fester und vorallem lauter Stimme verkündete die Nachricht, damit es auch die letzten Distriktbewohner mitbekamen. Noch lud man keine Gäste von der Straße. Es war sowieso üblich, das man sich selbst einlud und wohl kein Gast würde an diesem Tag zu darben haben. Einzigst der Stand des Einzelnen mußte da bedacht und eingehalten werden. Mit den gehenden Vorreitern dieser Kunde kam auch das Treiben in die Straße hinein, die ganz vom imposanten Bau der Casa Decima geprägt war. Man bereitete das vor, was das Äußere ja eine Art Aushängeschild für diesen Bezirk war. Straßen wurden geputzt und von Karren beräumt. Wimpel und Tücher bildeten eine Gasse, die jedem unkundigen Gast den Weg zeigen sollte.
Mit dem ersten Mittagsgänger zog eine unheimliche Stille ein. Zwar wurde diese in den Mauern der Casa Decima durch weiteres emsiges Treiben durchbrochen. Auf der Straße davor allerdings lebte die Siesta.
Zu dieser Zeit war es auch, als der Senator sich aufmachte die Casa Decima zu erreichen. Sein Gespann von dreißig nubischen Sklaven war auch nötig, denn die eigens für diese Hochzeit angefertigte Sänfte wog ihren Teil. Feine Gebilde rankten im Holz des Elfenbeins. Die Seidetücher trugen neben Germanicus Avarus auch eine gute Anzahl mit Gold und Silber bestückter Kissen. Die Front und Heckseite bestand aus reinem Azobéholz. Die aufgebrachten Perlmutringe erzählten ihre eigenen Geschichten, die wohl einer längeren Betrachtung erwünschten. Neben den Nubiern befanden sich viele Männer um das Geläuft herum. Zwar fühlte sich der Senator sicher in seiner Haut, doch konnte es durchaus geschehen, das ein anderer Römer, auch reicher Gesinnung, dieses Prachtstück besitzen wollte und dann eine handvoll Taugenichste sandte um.... naja den Rest denken wir uns.
Avarus erreicht also die Casa Decima. Im Zuge sind außerdem zwei reichliche Hände voll Künstler. Sie sollen an diesem Abend noch ihre Chance erhalten...