Loki bekam von alledem nichts mit. Er rannte von Gegner zu Gegner und versuchte so viel Verwirrung wie möglich zu stiften, damit seine Gruppe nicht die ganze Masse der Gegner abbekam. Aus seinen Augenwinkeln konnte er sehen wie seine Leute sich alle in den Kampf warfen, nur seine Schwester konnte er nicht erblicken. Doch das Adrenalin in seinen Adern ließ keine Zeit für sorgenvolles Suchen, und so blieb ihm nichts anderes als weiter zu agieren.
Agieren, nicht reagieren, denn reagieren war der sichere Tod.
Als er hinter einem Kerl auftauchte, der sich gerade Marbods annehmen wollte, gab er diesem einfach einen Tritt in den Hintern und hastete sofort weiter.
Das Sax in seiner Hand wirbelte herum und traf hier und dort jemanden in der Seite oder im Rücken, aber nie tödlich, das mussten seine Gefährten erledigen.
Schließlich griff er in seine linke Seite und holte einen handlangen Dolch hervor, den er weiter ohne Umstände dem Gegner von Harlif in den Nacken rammte, als dieser zu einem erneuten Schlag ausholen wollte.
Es waren kaum zwei Minuten seit Beginn der Kampfhandlungen vergangen, und der Schockmoment schien seine Wirkung zu verlieren, denn ihre Gegner, jetzt nurnoch zu acht, rotteten sich in kleinen Gruppen zu zweit oder zu dritt zusammen, um sich sicher sein zu können nicht den falschen zu treffen. Das machte es schwieriger überhaupt gegen sie vorgehen zu können, aber nicht unmöglich. Loki packte sich einen am Boden liegenden Ger und warf diesen in einer fließenden, in Jahren erlernten Bewegung auf einen Gegner der gerade mit einem anderen auf Aulus losgehen wollte. Er konnte das Knirschen und Bersten von Knochen hören, als der Ger in Schulterhöhe Arm und Seite durchschlug. Sieben.
Sein Vater wäre stolz auf diesen Wurf gewesen, und Loki gönnte es sich eine halbe Sekunde in Richtung des Feuers zu sehen, in dem die Überreste seiner Eltern und von Syrus in ihr jeweiliges Nachleben übergingen.
Dieser andächtige Moment währte nicht lange, Loki sah sich gleich drei Gegnern gegenüber, und sah sich zum Rückzug gezwungen. Er schaffte es gerade noch einen Sceld zu heben und zum Schutz vor sich zu halten, als Marbod, der seinen Gegner gerade niedergemacht hatte, sich aus dem Rücken heraus in die Gruppe stürzte und dabei einen der Männer niederriss. Loki nutzte den Moment und warf sich von der anderen Seite auf die Männer, Schild und Sax vorran, und stieß mit hoch erhobenem Arm das Sax nach unten, wo es den Schädel eines Mannes streifte und eine hässliche Wunde im Gesicht hinterließ. Der Mann knickte zusammen, durch das Blut in seinen Augen geblendet, und war vorerst außer Gefecht gesetzt.
Dann krachte es einmal hörbar, und Loki blieb die Luft weg. Aus seinen Augenwinkeln sah er noch wie der Gegner zu seiner linken, von dem Ramm-Manöver nicht so sehr mitgenommen wie seine Freunde, mit beiden Händen das Sax gegen Lokis Seite geschmettert hatte. Der Aufprall auf das Kettenhemd, das einmal einem der alten Duccier gehört hatte, warf Funken, doch hielt das Hemd aus Eisen und erfüllte seine Funktion, auch wenn Loki wohl mehrere gebrochene Rippen von dem Aufprall hatte.
Die Tatsache dass Loki nicht tot zur Seite kippte reichte um dem Mann, welchen Loki als Bauern vom anderen Ende der Moorsenke erkannte, Ansgar mit Namen, in Erstaunen zu versetzen, woraufhin Loki ihm einfach sein eigenes Sax von oben in die Schulter stieß. Tödlich getroffen, aber immernoch mit Überraschung im Gesicht knickte der Mann einfach um, und fiel auf den Kerl mit der Schramme im Gesicht. Sechs.
Loki spuckte Blut, und betete insgeheim dass der Schlag nicht zu viel in ihm zerstört hatte, doch humpelte gleich weiter um sich eine neue Aufgabe zu suchen, nachdem Marbod auch den dritten Kerl im Bunde ausgeschaltet hatte. Fünf.