Einmarsch in Edessa

  • Drei Tage sind seit der Schlacht auf den Feldern vor Edessa vergangen. Einer davon ist auf dem Schlachtfeld verbracht worden. Die anderen zwei haben die Truppen bis vor die Mauern der Stadt geführt. Die Späher berichten, dass das Tor geöffnet sei. Trotzdem bleibt der Kaiser misstrauisch. In Gefechtsformation voraus marschiert die Auxilia die letzten Meilen, dahinter folgen die Legionen, ebenfalls kampfbereit. Weniger als eine halbe Meile vor der Stadt lässt der Kaiser die Truppen anhalten. Die Legio XII, die als erste der drei Legionen marschiert ist, löst ihre Formation langsam auf. Eine Centurie nach der anderen schert zur Seite aus, marschiert ein Stück zur Seite, wendet sich und geht einige Schritte zurück, so dass sie neben der zuvor ausgerückten Centurie zum Stehen kommt. Aus einer langen Marschkolonne wird so ein breiter Gürtel, der die Stadt ein ganzes Stück umschließt, während in der Mitte vor dem Tor nun die Legio I nachrückt. Der Kaiser ruft einen Boten.


    "Melde ihnen: Wenn sie rauskommen, werden sie verschont."


    Die Legio X beginnt im Hintergrund mit dem Aufbau leichter Feldgeschütze, wie sie auch auf dem Schlachtfeld im Einsatz waren. Der Kaiser lächelt.


    "Ein kluger Mann sagte einmal: Sei' gnädig und vergiss' nie, die Artillerie mitzunehmen."

  • Immer und immer weiter stach die Sonne herab, bohrte sich in Marcus Kopf hinein, wie tausend feine Nadelstiche, suchte danach seinen Geist zu benebeln und seine Gedanken zu verklären. Unter sich spürte Marcus die Bewegungen des Pferdes, hörte das Klappern der Hufe als sie über den steinigen Boden traten. Marcus hatte das Gefühl, die Landschaft haßte sie, wäre nur zum Trotz verdorrt, um es den römischen Soldaten schwer zu machen, sie zu strafen für ihr Eindringen in das Land mit den römischen Sandalen, deren Nägel sich mit jedem Schritt auf dem Boden abwetzte. Heuschrecken gleichend, die sich über das Land stürzten, von einer grünen Oase zur Anderen zurück zogen und nur braches Land, tote Äste zurück ließen. Während Marcus neben der zweiten Zenturie her ritt, war er schon seit Stunden- seit zwei Tagen- in das düstere Brüten verfallen. Immerhin hatte er sich dazu durch gerungen zu reiten, statt zu marschieren, wie es auch so manch ein centurio selbst in unverletztem Zustand tat. Marcus leckte sich über die trockenen Lippen und schob sich etwas von den Kräutern in den Mund, bitter schmeckten sie auf seiner Zunge, aber er hatte sich mittlerweile gut an sie gewöhnt – vielleicht etwas zu gut – aber sie halfen den pochenden Schmerz an seiner Schulter zu vertreiben. Garstig hatte der medicus im Lazarett auf ihn eingestochen, hatte die alte Wunde von dem ersten Scharmützel erneut zugenäht, sie war in der letzten Schlacht aufgeplatzt. Als ob er auf ein totes Tier ein stach, so kam sich Marcus bei dem Arzt das letzte Mal vor, aber Marcus hatte keine Ahnung, was dem Griechen im Lazarett über die Leber gelaufen war. Irgendwas von: Vermaledeite Frauen, hatte er gefaselt; Marcus war es egal gewesen, er hatte das Kraut verlangt -was auch immer darin war, dann hatte er erneut andere Arbeit zu tun.


    Stimmengemurmel drang bis zu Marcus Ohren, er sah auf und das erste Mal seit langem labten sich seine Augen an prächtigem Grün, eine fruchtbare Ebene bereitete sich vor ihnen aus und inmitten thronte die Stadt- Edessa, die noch oft Beute erbitterter Kämpfe werden sollte und so womöglich auch an jenem Tage. Hügelig war auch hier die Landschaft, ockerfarben zeichneten sich die Häuser ab, die Straßen waren einem wohl geordnetem Netz nach entworfen worden als ob eine riesige Spinne ihre Straßenfäden durch die Stadt gesponnen hatte. Scharf waren auch die Konturen der Mauern, deutlich die wehrhaften Türme der Stadt, in jede Himmelsrichtung deutend. Marcus beschirmte seine Augen und starrte auf etwas, was ihm wie eine Festung erschien, eine Erhebung mit einem größeren Bau, doch Marcus vermochte auch nicht alles zu erkennen, außer, daß sich seine Augen an dem wunderbaren Grün satt sehen konnten. Doch schon eilten die Befehle zu den centuriones, Marcus lenkte das Pferd zur Seite und ließ die Einheit zu ihrer vorher gesehenen Stelle marschieren. Dort stieg Marcus schließlich von dem Roß herunter und reichte die Zügel an einem Sklaven weiter, der ihm gefolgt war, der das Tier davon führte. Marcus zog sein Schild herunter, rückte den Helm zurecht und stellte sich in die erste Reihe neben die Soldaten, und in der Nähe des signifers. Das Schild stellte Marcus auf dem Boden ab und spähte in Richtung der Stadt. Nun hieß es wohl: Warten.



    [SIZE=7]Wer sich an den Beschreibungen stört, bitte einfach eine pn an mich.[/SIZE]

  • Edessa: Erstes großes Etappenziel und die Tore standen offen.
    Also entweder das wr eine Falle oder man hatt dem örtlichen Heer so eine Schlappe beigebracht, daß sie schon von vornerein kapituliert hatten.
    Nun er war gespannt was sie erwarten würde. Hauptsache er konnte einige schöne Stücke aus dem Stadtschatz mitnehmen. :D

  • Das kleine Haus liegt in einer kleinen Gasse, fernab des Zentrums der Macht, wer hier lebt, hat mit dem Krieg kaum etwas zu tun, ausser das aus so manchen Haus die Söhne mit in die Schlacht geworfen wurden.


    Doch die alte Frau die in dem Haus wohnt, hat keinen Sohn mehr, er wurde, wie ihr Ziehsohn auch, vor vielen Jahren von Barbaren getötet, während sie verschleppt wurde. Wie lange es genau war, das wusste sie nicht, es war ein langer Weg aus Gallien bis hier her in Eddessa. Sie war immer eine starke Frau gewesen, doch in den ersten Jahren war sie mehr als einmal dem Verzweifeln nahe.


    Heute steht sie in der Tür zu dem kleinen Haus, das ihr letzter Dominus vererbt hatte, es ist nicht gross, aber es genügt der alten Frau, die dort lebt und zwei jungen Frauen unterschlupft geboten hat, die ihr zur Hand gehen bei den Arbeiten, die ihr in ihrem Alter schwer fallen.


    Die Stimmung in der Stadt ist gereizt und nervös, die Römer stehen vor den Toren und überall kursieren Gerüchte über die Greueltaten, welche die Römer denn verüben werden. In den Gesprächen der Leute werden die einfachen Miles zu kinderfressenden Monstern.


    "....Sie haben eine schwere Schlacht geschlagen,..." schnattert Nia, die ältere der beiden jungen Frau. "....Sie werden sich rächen,..." meint Pia, die jüngere,.... "...Sie werden uns töten,...." "....aber erst werden sie uns vergewaltigen,...." "...dann töten,..." "...und wieder vergewaltigen,..."


    "Genug jetzt," unterbricht Mania das Geschnatter der jungen Fauen. Die alte Frau weiss aus ihrem früheren Leben gut genug, was passiert, wenn tausende Miles eine Stadt stürmen. "Ihr geht ins Haus, euch wird nichts passieren."


    ...jedenfalls nicht, solange der Rammbock nicht die Mauer berührt hat, fügt sie in Gedanken hinzu.

  • An den Flanken der Prima ritt wie immer die Reiterei, unterstützt von den Auxilia Reitern ritt auch die Legionsreiterei auf Edessa zu... Numerianuns wusste nicht was ihn erwartete, jedoch hoffte er auf eine Kapitulation... Falls die Bewohner der Stadt nicht kapitulieren sollten, so sollten sie den Zorn Roms zu spüren bekommen, in vollem Ausmaß...
    Ohne jeglichen Ausdruck im Gesicht saß Numerianuns auf seinem Pferd und blickte nach vorne, links und rechts seine Equites...

    'Hannibal wusste wie man Siege erringt, aber nicht wie man damit umzugehen hat.'

  • Die Armee marschierte wieder, und nach zwei Tagen trafen sie vor Edessa ein. Der Marsch war wie üblich in diesen Gefilden beschwerlicher gewesen als dies in italischen Klimaverhältnissen der Fall gewesen wäre, doch nun standen sie also vor der Stadt Edessa. Sie lag vor ihnen, die Stadtmauer vom gleißenden Licht der Sonne unnatürlich erhellt.


    Die Garde befand sie wie üblich in der Nähe des Imperators, und Decius stand bei seiner Centurie, stützte sich leicht auf seinen Speer und blickte mit gemischten Gefühlen zu der Stadt. Er hoffte eigentlich dass sich die Bewohner kampflos ergeben würden, das würde ihnen einiges an Leid und den Soldaten einiges an Arbeit ersparen. Er erinnerte sich noch sehr gut an die Belagerung und Erstürmung von Corduba, wo die Einwohner sich ebenfalls gewehrt hatten. Aber dies hatte ihnen nichts genutzt, die kaisertreuen Soldaten hatten die Stadt erobert, auch wenn es eine ziemliche Plackerei gewesen war.

  • Edessa lag nun also vor ihnen, die erste Stadt auf dem Gebiet der Parther, welche sie unter ihre Kontrolle bringen wollten und mussten, wenn ihr Feldzug im Allgemeinen und im Speziellen die Verluste in den Tagen zuvor überhaupt einen Sinn machen sollten.


    Tiberius Vitamalacus blickte auf die Stadt und das weitgeöffnete Tor. Es schien ganz danach, als ob der Feind kapitulierte und er ging davon aus, das sicher so mancher Miles sich fragte, warum sie nicht einfach hereinmarschierten. Doch er traute den Parthern nicht und der Imperator schien es genauso zu sehen, forderte er die Parther doch dazu auf, heraus zu kommen.


    "Erinnert sich einer der Herren an die Befreiung Germanicums ?" fragte er mehr ins Leere denn in die Runde der Stabsoffiziere. Damals hatte er im kleinen erlebt, was es hies, eine Stadt Gasse für Gasse, Haus um Haus zu erobern. Und wenn hier der Feind einen Hinterhalt gelegt hatte, dann zweifelte er nicht daran, das sie siegreich sein würden, aber der Preis wäre auf allen Seiten ein hoher.

  • In der näheren Umgebung des Tribuns ritt auch Andronicus mit der restlichen Legionsreiterei auf Edessa zu. Das Stadttor der parthischen Stadt war geöffnet, doch noch sie bekamen nicht den Befehl in die Stadt einzumarschieren. Der Imperator schien misstrauisch zu sein und das wohl zu Recht. Schließlich konnte es ja genauso gut eine Falle sein. Andronicus überlegte ob die Reiterei im Falle eines Kampfes in der Stadt überhaupt zum Einsatz kam. Jedoch hoffte auch er, dass die Parther kapitulieren würden. Angespannt blickte er in die Richtung des weitgeöffneten Stadttors.

  • Die Lippen des Artorier waren etwas spröde und trocken. Immer wieder versuchte er sie mit seiner Zunge etwas an zu feuchten, doch das war ei endloses unterfangen. Die letzten Tage marschierte sie weiter auf Edessa zu und sicherlich würden sie diese Stadt erobern, egal ob sie nun freiwillig aufgaben oder sie die Satdt einnehmen mussten. Nur fragte sich Imperiosus, wieviele Sodalten würden diesmal sterben... wieviele seiner Freunde ?


    Als sind nun endlich angekommen waren und Kampfbereit vor der Stadt warteten, fragte sich Tiberius, ob die Parther wirklich glaubten, dass die Römer so blöd seien. Jeder wusste es doch, dass dies nur eine Falle sein konnten. Da die Parther viel zu feige waren, sich ein weiteres mal ihnen zu stellen.

  • Mit einem Gesichtsausdruck, an dem man seine nicht gerade gute Laune ablesen konnte, saß Avitus im Sattel, den Blick zur Stadt gerichtet, in Erwartung dessen, was da auf sie zukommen mochte, während sich die Legio ihrer Position näherte. Seine Verwundungen zwangen ihn, die letzten beiden Tage im Sattel zu verbringen, statt seiner Centuria voranzumarschieren. Die Primi Ordinis mochte dies vielleicht freuen, konnten sie schließlich so ebenfalls reiten, statt gehen. Die Prima wurde wieder in der Mitte positioniert, direkt gegenüber dem Tor. Die Artillerie wurde in Stellung gebracht, um, wenn es sein musste, die Stadt mit einem tödlichen, unbarmherzigen Sperrfeuer zu belegen. Avitus ritt vor die Centuria, brachte das Pferd zum Stehen und blickte zur Stadt, sich fragend, ob die Parther es auf ein weiteres Gefecht ankommen lassen würden. Wenn sie das täten, konnte niemand hinter diesen Mauern auf Gnade hoffen. Wenn sie das täten, verdammten sie sie ihre Stadt. Vae Victis, hatte einmal ein Gallier gesagt. Wie Recht er hatte...


    "Scuta dorsum" ~ Schilde ab (hier: i.S.v. 'auf den Boden abstellen')
    befahl der Artorier und kam von seinem hohen Ross runter, um seinen Platz in der Reihe einzunehmen. Sein eigenes, neues Scutum, ein wunderbarer Schild mit leicht abgerundeten Ecken, weißem Grund und goldfarbenen Schwingen drauf, stellte er auf den Boden ab. Auf dem Boden, der bald schon wieder mit Blut getränkt sein könnte. Er wartete...

  • Zitat

    Original von Lucius Artorius Avitus
    ...


    Licinus, der mittlerweile auch offiziell zum Signifer befördert worden war fühlte sich dennoch nicht wohl in seiner Haut. Zwar hatten ihm die Kameraden heftig die Schultern geklopft und im gesagt, der habe es verdient, dennoch fühlte er die Bürde, die er jetzt im warsten Sinne des Wortes mit sich "herumschleppte" nicht nur in Form des Signums sondern auch noch als zusätzliches Gewicht auf den Schultern.


    Er wollte sich sich dieser Beförderung als würdig erweisen, aber dennoch hoffte er, dass es noch nicht heute dazu kommen würde. Misstrauisch beäugte er die offenen Tore. Nein, eine Schlcht in der Stadt musste nicht sein, lieber auf freiem Feld, auch wenn es wieder gegen Panzerreiter ging, aber keine tausend Scharmützel, in eienr Stadt, die dann womöglich noch brannte und man gar nichts mehr sehen konnte.


    Vor allem aber hatte er heute morgen, nachdem ihm die medici die Verbände abgenommen hatten einige Kameraden und Freunde auf einen Becher Wein eingeladen, sollten sie die Stadt unbeschadet erobern und Ausgang bekommen.* Und das Versprechen wollte er halten.


    Als also vor den Stadttoren der haltbefehl kam riß Licinus das signum in senkrechte Haltung um den Befehl weiterzugeben. Daraufhin blieb nur wieder mal nur noch eines: warten.


    Sim-Off:

    * Die Einladung ist nicht ausgesimmt, gilt aber, so sich die Gelegenheit ergibt, für alle

  • Die Parther mussten eine schwere Niederlage hinnehmen und die Truppen, die noch flüchten konnten, waren zurück zur Stadt gekommen und warteten ab was nun passieren würde. Sie leckten sich die schweren Wunden, die ihnen zugefügt wurden. Verletzte wurden versorgt, einige Heerführer von der Wut eines alten Mannes getötet, der mit ansehen musste wie sein Krieg, seine Schlacht aufgerieben wurde und die Angriffe verpufften. Drei Tage hatte man Zeit sich ein wenig zu erholen zumindest so weit man es in dieser kurzen Frist konnte. Als die Römer schließlich vor der Stadt halt gemacht hatten, entsandte man eine parthische Abordnung, die ermächtigt war mit den Invasoren zu verhandeln.


    Nachdem die römischen Truppen samt Anhang einige Zeit gewartet hatte, zeigte sich am Tor Bewegung. Menschen kamen heraus. Es waren so an die 300. Vor dem Tor sammelte sich die Gesandtschaft. Sieben Wagen nebeneinander, denen wiederum je sechs Wagen folgten machten sich in die Richtung auf in der die Römer warteten. Sieben mal Sieben war eine heilige Zahl für die Parther, die als Zaroastrier nach den sieben Pfeilen aus Zarathustras Lehren strebten. Sie sollte ihnen Glück bringen und die Verhandlungen geschickt zu ihren Gunsten enden lassen. Die Wagen wurden von Sklaven gezogen, die wie Zugtiere vor sie gespannt waren. Dahinter folgten weitere Sklaven und Träger. Die Sklaven waren große muskulöse Männer ohne ein Fehl oder Makel. Wohlgestaltet und gleich groß, in weiße einfache Gewänder gehüllt, waren sie die ersten Schemen, die sich den Römern zeigten. In den Wagen saßen die reichen Männer der Stadt. Wie es sich gehörte waren sie gut gekleidet. Seidenstoffe, feine Baumwollgewebe umhüllten die Körper der Männer. Parfümiert und gut zurecht gemacht hatten sich die Männer, ohne jedoch zu übertreiben. Für die Verhältnisse Edessas waren sie sogar noch recht normal gewandet.


    Keiner von ihnen war bewaffnet, lediglich ein Schmuckdolch zierte die Gürtel der Männer. Golden glänzten Griffe und Schneiden. Mit Juwelen waren die Griffe verziert. Im Licht der Sonne schimmerten und erstrahlten sie dabei in unendlich vielen Farben. Edessa zeigte seinen Stolz sehr eindrucksvoll.



    [SIZE=4]/edit: Die liebe Rechtschreibung[/SIZE]

  • Nach der siegreichen Schlacht, die die Parther zurückschlug und zwang sich nach Edessa zurückzuziehen, um sich dort neu zu formieren, war es für die Reiterei wesentlich leichter, Briefe zu übermitteln.
    So kamen nach Wochen der literarischen Trennung Briefe an, die den Osten und die Front nahezu unwirklich mit der marmornen Stadt verbanden, die hunderte Meilen entfernt war, und die doch das Gefühl der Heimat vermittelten.
    Einer der Offiziere übergab die Schreiben an den Kaiser im eigens dafür eingerichteten Zelt.



    M. AELIUS CALLIDUS PROCURATOR A LIBELLIS PALATII
    PROCONSULI ET IMPERATORI L. ULPIO IULIANO SUO


    Arbeitsam sind die Wochen deiner Abwesenheit, doch versuchte ich alle deine Anliegen, Herr, mit größtem Eifer auszführen.
    Deine Worte erreichten Rom über die acta diurna, und der Glanz des Sieges der römischen Legionen unter deiner Führung strahlt hell in der Stadt, die sicher und ruhig ihrer Geschäftigkeit nachgeht.
    Ganz nach deinem Wunsch nämlich wurde Senator Vinicius Hungaricus zum praefectus urbi ernannt. Auch richtet sich der höchste Dank des Flavius Gracchus an dich, den du zum Senator ernanntest. Tiberius Caecilius Metellus überbrachte ich ebenfalls eigens die Urkunde mit deinem Willen, ihn unter die equites Roms aufzunehmen. Da ferner kein Einwand des neuen praefectus urbi bestand, wird nun auch Octavius Dragonum, wie du angeordnet hast, das Amt des tribunus vigilum ausfüllen können. Senator Vinicius Hungaricus schlug ferner die Neubesetzung des Amtes des praefectus vigilum vor und erbat deine Meinung hierzu.
    Wer die Ämter des cursus honorum beschreiten und sich der Kandidatur stellen will, werde ich dir nach Reichung der Listen durch den princeps senatus zukommen lassen.
    Du fragtest, Herr, nach den Voraussetzungen zur Ernennung des Octavius Avitus zum Senator Roms nach dessen Tribunat, woraufhin meine Prüfung dieser Angelegenheit keine Einwände gegen solches Vorhaben zu Tage brachte.


    Neben den ausgeführten Anordnungen, die ich von dir erhielt, gab es jedoch Angelegenheiten, die auch in deiner Abwesenheit deiner Aufmerksamkeit bedürfen, und die ich für allzu wichtig hielt, um sie dir noch vorenthalten zu können. So bat Q. Germanicus Sedulus, von dir ernannter Tribun der legio II Germanica fidelis, um die Verlängerung seines Tribunats, da er mit den Arbeiten am Limes beauftragt sei und diese bis zum Abschluss unter seiner Aufsicht wissen will.
    Herius Claudius Menecrates schrieb dir in einer ebenso wichtigen wie privaten Angelegenheit. Sein Schreiben, dass mir übermittelt wurde, fügte ich den Briefen an dich bei, um die Worte nicht zu verfälschen oder gar für dich Wichtiges auszusparen.
    Ferner hast du mich gebeten, Herr, Informationen über die Person des Kaeso Annaeus Modestus einzuholen. Lange dauerten die Gespräche, die mich durchaus zu den Größen des Senates führten und die Meinungen wichtiger Männer Roms an das Licht der Sonne brachten. Hierzu fertigte ich dir ein weiteres Schreiben an, das separat den Briefen angefügt ist.
    Ein Brief des Senators Purgitius Macer erreichte mich jüngst, der darum bat sein Anliegen an dich heranzutragen. So setzte er sich ausdrücklich für die Erhebung des Flavius Aquilius, der ein Cousin der Senatoren Flavius Gracchus und Flavius Felix ist, in den ordo senatorius ein, damit jener den cursus honorum beschreiten könne. Nach den mir vorliegenden Unterlagen ist Caius Flavius Aquilius magister der Salier und dient als sacerdos publicus seit geraumer Zeit dem cultus deorum in Rom.


    Rom bittet die Götter um den nahenden Sieg und erwartet freudig den Tag der Feier deines Triumphes in der Stadt.


    Vale.




    Imperator Caesar Augustus Lucius Ulpius Iulianus
    Legio I, im Felde
    Parthia



    Ich grüße dich, mein Kaiser,


    und gratuliere zunächst zu den bisherigen Erfolgen im Feld, die wir alle mit großem Interesse verfolgen. Erst heute erschien ein Artikel in der Acta, in dem auch deine Nachricht aus dem Kampfgebiet veröffentlicht wurde und all denen Aufschluss über den Feldzug gibt, die zwar als Zivilist in Rom verblieben, aber im Herzen dennoch Soldaten und Offiziere sind. Mögen die Götter, vor allem Iuppiter, Mars und Fortuna, weiterhin dir und der römischen Armee wohl gesonnen sein.


    Das Anliegen meines Briefes ist jedoch eines nicht militärischer Art. Um genau zu sein, habe ich sogar zwei Anliegen.


    Ich besitze bis auf den heutigen Tag noch keinen Patron. Bislang konnte ich für mich und meine Familie bestens sorgen, habe das als Tribunus Angusticlavius und innerhalb zweier Amtszeiten als Quaestor, von dir unterstützt, getan. Natürlich sind mir die Vorteile des Klientelwesens nicht verborgen geblieben, daher bin ich zu dem Entschluss gelangt, es namhaften und ehrenwerten Römern nachzutun und bei dir um die Aufnahme als Klient zu bitten. Ich gelobe, so wie ich stets meine Kraft in den Dienst des Reiches gestellt und stets pflichtbewusst und aufrecht gehandelt habe, mich auch als dein Klient würdig zu erweisen.
    Mit deiner Hilfe, und das wäre mein zweites Anliegen, würde ich mich auch im Senat für deine Interessen und die des reiches einsetzen, sofern du mir die Güte erweist, und mich in dieses Gremium berufst.


    Meine Person ist sicherlich weniger bekannt als vergleichbare Patrizier aus edlem Hause, denn mich hat die Legion und die erste Quaestur fernab von Rom gehalten. Meine zweite Quaestur absolvierte ich zwar in Rom, aber bereits kurz nach meiner Vorsprache und Fürbitte bei dir um Unterstützung meiner Kandidatur, berief dich der oben angesprochene Feldzug in dem Kampfeinsatz. Mein Wirken kann dir daher nur über Dritte zu Ohren gekommen sein, aber ich versichere, stets zum Wohle Roms gehandelt zu haben. Ich würde mich freuen, würdest du meinem Anliegen entsprechen.


    Möge der Feldzug ein erfolgreicher sein und du im Triumph nach Rom zurückkehren!
    Roma aeterna!


    Vale Bene
    Herius Claudius Menecrates,
    früherer H. Claudius Vesuvianus.




    M. AELIUS CALLIDUS PROCURATOR A LIBELLIS PALATII
    PROCONSULI ET IMPERATORI L. ULPIO IULIANO SUO


    Wie ich schrieb, Herr, brachten die Besuche einiger einflussreicher Senatoren durchaus Ergebnisse in der von dir geforderten Prüfung der Person des Kaeso Annaeus Modestus.
    So zeigte sich, dass der Mann nicht nur in seiner Stadt, sondern auch über die Grenzen der Mauern Mantuas hinweg bekannt ist und durch seine vielfältigen Tätigkeiten für die Stadt Ansehen genießt.
    So war auch den meisten Senatoren der Name des Mannes ein Begriff, auch konnte man sich an die ein oder andere Tätigkeit erinnern.
    Zeigen diese Eindrücke ein vortreffliches Bild des Annaeus Modestus, dürfen sie jedoch nicht darüber hinwegtäuschen, dass einige Senatoren einer möglichen Erhebung in den ordo senatorius zwiespältig gegenüberstehen. So wurden Worte laut, dass er seine Amtszeit als Duumvir Mantuas zunächst zu beenden habe, bevor er sich anderweitig orientiere. Andere standen einer möglichen Erhebung gar ablehnend gegenüber wobei sie jedoch die Arbeit des Mannes lobten. Sie verwiesen auf die Unbekanntheit des Mannes in Rom, die Unbekanntheit, die wohl auch dich, Herr, veranlasste dich zu erkundigen. Allgemein ging man unter den Ablehnenden davon aus, dass der Senat den neuen Mann nur ungern wählen wolle, der ihm doch zu unbekannt erscheine. Die Erhebung eines Unbekannten von deiner Seite könnte bei den patres conscripti Unverständnis auslösen, doch sollte sie das auch nicht stören, wenn der Mann dein Vertrauen genießt.
    Es hat sich ein Eindruck während der Gespräche bei mir vertieft, dass Annaeus Modestus äußerst fähig ist, als Decurio seiner Stadt jedoch nicht über großes Ansehen in Rom verfügt.
    So bleibt dir die schwierige Entscheidung, ob der Mann schon in den ordo senatorius zu erheben sei. Doch will ich mich nach den zahlreichen Gesprächen für ihn einsetzen, denn solltest du dich gegen diese Erhebung entscheiden, so wäre er doch unter deinen Augen in ein Amt zu setzen, dass die Würde eines eques mit sich bringt, um sich dir empfehlen und den Ruf seines Namens in Rom vergrößern zu können.


    Vale.


    Sim-Off:

    Edit: Nachtragungen, die von mir noch übersehen wurden.

  • Der Bote des römischen Heeres hatte den Ort des Treffens recht gut beschrieben. Die von Sklaven gezogenen Wagen holperten über den unebenen Boden der Steinwüste hinweg, die an die hohen Stadtmauern von Edessa grenzte. Ein schwacher Wind verschaffte den armen Männern vor den Wagen etwas Kühlung. Selbst für parthische Verhältnisse war es heute recht warm. Doch die Brise änderte auch nichts daran, dass die Gesandtschaft nur sehr langsam voran kam. Sie hatten aber auch alle Zeit der Welt und es auch nicht wirklich eilig. Sollten die Römer nur warten, ihnen war es gleich.


    Bei den Legionen schließlich doch noch angekommen, wurde ihnen der Weg zum Imperator gewiesen. So holperten die Wagen noch ein Stück weiter bis sie am endgültigen Ziel angekommen waren. Aus dem ersten Gefährt stieg ein Mann aus, der sich deutlich von der Erscheinung der anderen abhob. Das Tuch, das zu einer Kopfbedeckung verknotet worden war, war mit Goldfäden durchwoben und spiegelte das Licht der Sonne. Auch seine Gewänder glitzerten durch den prachtvollen Schmuck mit denen es reichlich bestickt war. Unübersehbar stand hier der Verhandlungspartner der Römer. Als er sich einige Schritte noch in Richtung des Kaisers bewegte, konnte man sogar die in den Bart eingeflochtenen Goldfäden erkennen. Dann blieb er stehen und ein Sklave, der ihm bis eben noch gefolgt war, trat vor. Der Eunuch würde wohl zu erst sprechen:



    „Arsakes der IV., Sohn des Vonones, Enkel des erhabenen Phraakes, Handelsminister des erlauchten Satrapen von Edessa Narseh Abgar von Osroene, Sohn des Meherdates, Enkel des Arthas, Nachfahre von Mithra, der in seiner Weisheit und Güte die Geschicke der Satrapie Edessas unzählige Sonnenjahre ruhmreich leitet, an Wissen unübertroffen und beschützt durch Mahura Mazda persönlich, Verteidiger des Glaubens und ruhmreicher Feldherr.


    Im Namen unseres edelmütigen, geliebten und mit langer Lebenszeit gesegneten Satrapen Narseh Abgar entbietet Arsakes der IV., Sohn des Vonones, Enkel des erhabenen Praakes dem Feldherren und Kaiser der römischen Provinzen Lucius Ulpius Iulianus, Imperator Caesar Augustus, Pontifex Maximus, Censer ond Princeps Senatus des Römischen Reiches Seine Grüße.


    Arsakes der IV., Sohn des Vonones, Enkel des erhabenen Praakes ist dazu ermächtigt die Verhandlungen zu führen.“


    Dann zog sich der Eunuch zurück und vor dem Kaiser stand wieder der Mann dessen Namen er sicher nicht vergessen würde da er ihn ja schon dreimal gehört hatte und wartete geduldig mit ausdrucksloser Miene ab Er war auf lange Wartezeiten vorbereitet worden als man ihm beschrieb, wie langsam die Legionen aufmarschiert waren.

  • Erst der Marsch hierher nach Edessa hatte spürbar gemacht, wie stark die Verluste der ersten Kohorte gewesen waren, fand Priscus. Im Lager konnte man sich immer einreden, dass die vielen fehlenden Kameraden gerade im Zelt waren oder irgendwo anders. Auf dem Marsch sah man unweigerlich, dass die Kolonne kürzer war. Viel kürzer. Und das, obwohl Priscus relativ weit vorne marschierte und so nur die ersten beiden Centurien sah.


    Mit zusammengekniffenen Augen verfolgte er den Auftritt einer parthischen Abordnung, die auf die Legion zu kaum. Er hatte keine große Lust, die ganze Zeit herumstehen zu müssen, während verhandelt wurde. Aber noch mussten sie zumindest kampfbereit bleiben und der Optio achtete darauf, dass keiner der Männer unaufmerksam wurde. Er wollte nicht noch mehr von ihnen verlieren.

  • Nun kam also eine parthische Abrodnung auf das Heer zu, genauer, auf den Standort des Kaisers. Das fand Decius sehr fein, denn da er als gardist mit seinen Männern unmittelbar beim Kaiser platziert war bestand die Möglichkeit dass er zumindest ein wenig mehr von dem nun Folgenden mitverfolgen konnte als die meisten anderen Angehörige der römischen Invasionsarmee.


    Auf der anderen Seite hieß die erhöhte Aufmerksamkeit für die Gardisten, denn wer vermochte schon mit Sicherheit zu sagen was diese Orientalen im Schilde bzw. im Gewande führten?


    So wartete Decius aufmerksam und verfolgte die Szenerie mit wachsamen Augen.

  • Andronicus, der diesmal in der zweiten Reihe ritt und so kaum etwas sehen konnte, reckte und streckte seinen Hals und wahrlich er sah etwas. Sieben, nein dreizehn Wagen kamen aus dem Tor. Wohl eine parthische Delegation die mit dem Kaiser verhandeln sollte.

  • Auf dem Weg nach Edessa hat der Kaiser nicht nur den Schlachtbericht geschrieben oder besser gesagt schreiben lassen, sondern sich auch um allfällige Angelegenheiten gekümmert, die per Post herangetragen sind. Nun kann er sich auf die Verhandlungen kümmern. Schweigend wartet er ab, wie die Delegation zu ihm vorgelassen wird und ihm vorgestellt wird.


    "Der erlauchte Satrap von Edessa schickt also seinen Handelsminister? Ich hatte gehofft, er würde mir persönlich entgegen treten. Die Höflichkeit gebietet es, dass ich mich nach seinem Wohlbefinden erkundige. Berichte mir also, wie es dem Mann geht, dessen Heer ich geschlagen habe. Und berichte mit dann, wieso ihr der Ansicht seid, dass ich gekommen bin, um diese Stadt zu kaufen."

  • Wäre Arsakes der IV., Sohn des Vonones, Enkel des erhabenen Phraakes nicht so gut in der Beherrschung seiner Gesichtsmuskeln gewesen und durch die vielen Verhandlungen, die er schon geführt hatte, geübt, ihm wäre vermutlich das Kinn hinunter geklappt. Die Römer waren ja nicht nur langsam, sie waren auch noch ziemlich dumm. Innerlich fragte er sich wie so etwas so ein großes Reich regieren konnte. Doch es sollte nicht sein Problem sein wie er zu dem Reich gekommen war, seine Herausforderung bestand nun darin mit diesem scheinbar etwas unterbelichteten Herren zu verhandeln. Er hatte ein wirklich schweres Los gezogen. Ehe er zu sprechen begann lächelte er freundlich und versöhnlich und versuchte sich dann zu erklären.


    „Imperator, Kaiser, Der Satrap Narseh Abgar hat mich geschickt, da ich mich im Führen von Verhandlungen besser auskenne als er und er mir voll vertraut. Ich danke dir in seinem Namen für deine Erkundigung nach seinem Wohlbefinden und kann dir versichern, dass er sich bester Gesundheit erfreut. Unsere Absicht war es nicht dir Edessa zum Kauf anzubieten. Denkst du nicht auch, dass ein Handelsminister ein sehr guter Verhandlungspartner sein könnte, da er sich auch bestens in den Gepflogenheiten anderer Kulturen auskennt?“


    Er wollte gern noch fragen ob er dies nicht auch tun würde, aber das würde der Mann sicher falsch verstehen. Wieso war er nur nicht geflohen wie andere auch und hatte in Edessa ausgeharrt?

  • Zufrieden stellt der Kaiser fest, dass sein Gegenüber nicht auf den Mund gefallen ist und andererseits nicht so dreist, tatsächlich feilschen zu wollen. Dafür erscheint ihm die herausgeputzte Delegation zahlreicher Männer ohnehin zu groß.


    "Dann wird es mir eine Freude sein, den erlauchten Satrapen schon bald in Edessa anzutreffen. Wenn ihr nicht gekommen seid, um die Stadt zu verkaufen, so nehme ich an, dass ihr gekommen seid, um mich, den neuen rechtmäßigen Herrn der Stadt, willkommen zu heißen, nachdem ich euch auf dem Schlachtfeld besiegt habe. Ich sehe das Tor euer Stadt offen stehen und deute dies als Zeichen, dass ihr eure Niederlage akzeptiert und die Herrschaft des römischen Volkes anerkennt. Wenn du dich so vortrefflich mit den Gepflogenheiten unseres Volkes auskennst, wie du eben behauptet hast, wird dir geläufig sein, dass ich mein Heer nun aus den Vorräten der Stadt zu verorgen gedenke, bevor ich weiter ziehe um jenen Parthern entgegen zu treten, die ich hier nicht angetroffen habe. Dir wird ebenfalls geläufig sein, dass der Stadt nichts weiter passieren wird, wenn sie sich dem römischen Reich anschließt. Desweiteren wird dir geläufig sein, dass die Stadt gewaltsam besetzt wird, solltet ihr die Tore wieder schließen."


    Er wartet ab, ob dem Handelsminister dies tatsächlich alles bekannt ist und welches Vorgehen für die Übergabe dieser bevorzugt.

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