Kandidatur zum Cursus Honorum - Gaius Octavius Victor

  • Am heutigen Tag standen die Vorstellungen der Kandidaten zum Cursus Honorum an. Seppius Septimus, der Consul, sah auf die Liste und las den nächsten Namen vor.


    "Gaius Octavius Victor kandidiert zum Consul. Er möge vortreten."

  • In den letzten Tagen hatte sich der Zustand des Octaviers soweit gebessert, dass er wieder alleine stehen und gehen konnte, ohne sich nach kürzester Zeit wieder mit schmerzender Wunde hinlegen zu müssen. Täglich war es besser geworden und heute war der Tag des ultimativen Testes, denn wenn er den heutigen Tag gut überstand, dann wusste Victor genau, dass er auch wieder bereit war, aus dem Privatleben zurückzukehren.


    Als der Consul ihn nun aufrief, erhob sich Victor von seinem Platz und trat vor die versammelten Senatoren. Einen Augenblick liess er den Blick schweifen, während er sich sammelte und einen bequemen Stand suchte, dann räusperte er sich noch einmal und begann seine Rede.


    "Patres Conscripti! Meine letzte Amtszeit nämlich als Praetor liegt nun schon einige Zeit zurück, dem entsprechend auch meine letzte Kandidatur, doch denke ich, dass ich auf Grund meiner zurückliegenden Tätigkeit doch den meisten Anwesenden bekannt bin."


    Da keiner der Senatoren fragend zu ihm schaute oder sich mit einem Achselzucken zu seinem Nachbarn wandte, sprach der Octavier einfach weiter.


    "Heute stehe ich nun vor euch, um für die nächste Stufe im Cursus Honorum, für das Amt des Consuls zu kandidieren. Was möchte ich in diesem Amt erreichen, mag sich jetzt so mancher fragen. Als Antwort möchte ich geben, dass ich plane die religiösen Pflichten des Consuls wieder stärker in den Mittelpunkt zu rücken. Zum einen fühle ich mich aus persönlichen Gründen den Göttern verpflichtet und zum anderen sollten in Zeiten des Krieges und der Abwesenheit des Kaisers die Consuln schon alleine aus Sorge um den Staat die Unsterblichen durch besondere Aufmerksamkeit gnädig stimmen."


    Einen Moment machte Victor Pause um durchzuatmen, dann fuhr er fort.


    "Einen zweiten Schwerpunkt würde ich auf den Dienst an den Sterblichen legen wollen, nämlich immer eine Tür und ein Ohr offen zu haben für Beschwerden und ein Auge für die Tätigkeiten der anderen Magistrate.


    Ich bitte euch also um eure Stimme, um dem Reich, dem Imperator und den Römern in der kommenden Amtszeit als Consul dienen zu können."


    Nachdem er seine Ansprache nun beendet hatte, blickte Victor sich wieder um und wartete auf Reaktionen.

  • Wie immer war Durus pflichtgemäß im Senat anwesend und lauschte den Reden der Kandidaten - er war schließlich selbst einer und wollte aktiv mitgestalten, mit wem er zusammenarbeiten sollte.


    Es überraschte ihn sehr, als der Praefectus Urbi...nein, der ehemalige Praefectus Urbi vom Consul aufgerufen wurde und dann auch noch als Kandidat für das Consulat! Hatte er nicht vor kurzem mit anderen Senatoren zu Tisch gelegen und sich gefragt, wie lange Victor noch leben würde?


    "Verzeih die Frage, Octavius, aber wurdest du nicht schwer verwundet?


    Fühlst du dich bereits wieder in der Lage, den zahlreichen Pflichten eines Consuls nachzukommen mit einer solchen Verletzung?"


    Mit einer Bauchwunde war schließlich nicht zu spaßen...

  • Meridius ging ein Licht auf. Mit einem Mal wurde ihm schlagartig klar, wie gut sich die Octavier diesmal bei den Wahlen aufgestellt hatten. Und wie gut sie sich auch auf die anderen Kandidaten vorbereitet hatten. Es war schon fast zu klug, in der Durchführung doch fast schon wieder plump. Erst die Anschuldigungen gegen Annaeus Modestus, vom Zeitpunkt gesehen strategisch am besten plaziert. Wenn auch plump. Und jetzt diese Kandidatur. Der Kaiser war im Osten, der vorherige Konsul Prudentius ermordet. Und auch Octavius Victor war Opfer eines Attentats geworden. Dass Octavius Victor diesen Vorzug nicht besser auszunutzen wusste, sprach jedoch für dessen Kreativität und Begeisterungsfähigkeit, welche Richtung Null ging.


    Stünde er hier und würde rufen - Seht her, hier stehe ich, ermordet fast wie Prudentius Commodus, doch immer noch am Leben, ermordet fast von unseren Feinden, doch am Leben, wie auch Rom immer am Leben sein wird! - und hätte die richtige theatralisch dramatische Haltung, der Senat hätte keine andere Wahl als ihn zu wählen und mit dieser Wahl das Exempel zu statuieren, dass man Rom nicht unterkriegen konnte.


    Er stand jedoch nicht hier und war auch nicht dramatisch, eher leblos, gerade so, als ob er immer noch auf seinem Krankenlager lag.


    Meridius stellte auch eine Frage:


    "Werden wir den kommenden Consul öfters zu Gesicht bekommen oder bleibt er so unsichtbar wie der vorherige Praefect?"

  • Zitat

    Original von Manius Tiberius Durus
    "Verzeih die Frage, Octavius, aber wurdest du nicht schwer verwundet?


    Fühlst du dich bereits wieder in der Lage, den zahlreichen Pflichten eines Consuls nachzukommen mit einer solchen Verletzung?"


    Nach dem ersten Teil von Durus Fragen, hatte Victor irgendwie den Eindruck der Tiberier ewartete von ihm mit klaffender Wunde und blutverschmierter Toga seine Kandidatur zu verkünden. So ganz wollte sich der Eindruck auch später nicht verflüchtigen, aber es war ja klar, wodrauf der Pontifex hinaus wollte.


    "Du hast recht Senator, ich wurde verwundet und niemand ist überraschter, als ich selbst, dass ich noch hier unter den Lebenden weilen darf und mein Dasein nicht als Schatten fristen muss.


    Nun, aber wie du siehst stehe ich jetzt aufrecht hier vor dem Senat. Ich bin nicht verkrüppelt, nur um einige Illusionen ärmer. Und auch wenn meine genesung wohl nicht vollständig abgeschlossen ist, so bin ich schon jetzt wieder vitaler, als so mancher ehemaliger Consul, die trotzdem alle ihre Arbeit tadellos gemacht haben."


    Das hätte er dem Staat und sich selbst auch sicherlich nicht angetan, zu kandidieren und bei einer Wahl sein Amt dann nur halb und unter Schmerzen auszuüben.


    Zitat

    Original von Maximus Decimus Meridius
    Meridius stellte auch eine Frage:


    "Werden wir den kommenden Consul öfters zu Gesicht bekommen oder bleibt er so unsichtbar wie der vorherige Praefect?"


    Was Meridius wohl erwartete? Dass sich Victor die Kleider vom Leib riss, auf seine Wunde deutete und die Götter als Zeugen anrief, dass er noch eine Aufgabe zu erfüllen hätte? Die Zeit der Schuldnerversklavung war ja wohl vorbei sodass ein Verhalten wie das der Veteranen in der Republik jetzt wohl durchaus unschicklich gewesen wäre und ihr Andenken beschmutzt hätte - sich jetzt mit dem produkt seiner eigenen Blödheit hinzustellen und zu prahlen, dafür war Victor zu stolz.


    Außerdem verwunderte es den Octavier schon, wie aggressiv Decimus Meridius auf einmal war, aber vielleicht hatte der ja auch Probleme im Ehebett und musste seine Wut abreagieren.


    "Ich werde meine Pflichten als Consul genauso gewissenhaft erfüllen, wie als Praefectus Urbi, Senator Decimus Meridius. Es sei natürlich euch allen überlassen, diese Antwort zu werten wie ihr wollt. Nur eins sei gewiss: Weder zu den Pflichten des Consuls noch zu denen des Praefectus Urbi gehört es den Pausenclown für gelangweilte, unterbeschäftigte Senatoren zu spielen und ich gedenke nicht dies zu ändern."

  • Hatte sich Meridius in der Wortwahl vergriffen? Er hatte lediglich eine Frage gestellt, diese weder weiter kommentiert, noch sich sonst irgendwelche Regungen anmerken lassen. Umso überraschter fiel die Reaktion des Octaviers aus. Sie war bissig, zeugte von wenig Hochachtung und kam schon fast überheblich daher. Gerade so, als ob Octavius schon zum Consul gewählt wäre. 'Pausenclown für gelangweilte, unterbeschäftigte Senatoren' hatte er gesagt. Wenn jetzt kein Raunen durch die heiligen Hallen ging, wann dann?


    "Ich denke nicht, dass der Senat unterbeschäftigt wäre, Senator.
    Und ich bin mir sicher, dass wir einen Clown auch nicht wählen werden."


    Die Sache war für ihn damit durch.

  • Zitat

    Original von Maximus Decimus Meridius
    "Ich denke nicht, dass der Senat unterbeschäftigt wäre, Senator.
    Und ich bin mir sicher, dass wir einen Clown auch nicht wählen werden."


    Da Meridius Frage ja an sich schon beleidigend in ihrer Wortwahl gewesen war, machte sich Victor sicherlich keine Gedanken, ob er nun den Decimer noch weiter verstimmt hatte.


    "Ich habe den Senat, Senator, auch mit keinem Wort erwähnt, oder?"

  • Überrascht verfolgte Macer den aggressiven Wortwechsel, der sich gleich nach der Rede ergab. Bei den höheren Ämtern schien die Stimmung gleich von Anfang an deutlich angespannter zu sein als bei den politischen Einsteigern.


    "Nun, einen Clown würde ich auch nicht wählen", schaltete sich Macer in die Debatte ein. "Die Unterhaltung würde ich in Form der Spiele sowieso eher dem Aedilen überlassen. Du möchtest statt dessen gerne die Religion in den Mittelpunkt rücken, sagtest du. Das finde ich serh nachvollziehbar, hast du doch allen Grund den Göttern dafür zu danken, dass das Attentat glimpflicher ausgegangen ist als bei anderen. Ich hätte nun aber durchaus erwartet, dass dir gerade deswegen auch die Sicherheit sehr am Herzen liegt. Betrübt es dich nicht auch, dass für das Attentat auf Consul Prudentius Commodus kein Täter zur Rechenschaft gezogen wurde? Dass kürzlich gar die Virgo Vestalis Maxima einem Überfall zum Opfer fiel? Wird ein Consul Octavius Victor aus eigener leidvoller Erfahrung eine harte Hand gegen solche Umtriebe haben?"

  • Vorübergehend schluckte Victor seinen Ärger runter, um Macer sachlich-neutral antworten zu können.


    "Nun als ehemaliger Praefectus Urbi liegt mir die Sicherheit in der Urbs aeterna natürlich am Herzen und dass die Mörderin des Prudentius Commodus immer noch nicht gefasst wurde, sehe ich als persönlichen Fehlschlag an.


    Allerdings muss man realistisch sein, was die Einflussmöglichkeiten des Consuls in diesem Bereich angeht, sind diese seit den Tagen unserer Vorväter doch weniger geworden.


    Ich denke die Stadteinheiten werden ihre Aufgabe schon erfüllen, wobei ich als Consul ihnen natürlich meine ganze Unterstützung anbieten würde. Was könnte der Consul aber noch tun? Ein Bewusstsein in der Bevölkerung für die Abscheulichkeit dieser Verbrechen müsste wohl nicht mehr geweckt werden und wohl kaum ein Prätor müsste erinnert werden, die Mörder und Frevler im Falle ihrer Ergreifung mit der ganzen Härte des Gesetzes zu bestrafen.


    Es bleiben also eigentlich nur Worte und Gesten und vielleicht kleinere Veränderunegn, wie zum Beispiel eine Verbesserung der Ausbildung und Qualität der Liktoren, damit sie ihren Aufgaben wieder nachkommen."

  • "Du strebst also keine neuen Gesetze an, um die Sicherheit für die Amtsträger zur erhöhen?", klopfte Macer auch hier wie bei anderen Kandidaten das Programm für die Amtszeit etwas genauer ab. Er hätte zwar selber keine genauen Ideen gehabt, wie man den Schutz vor solchen Taten per Gesetz noch hätte erhöhen können, aber es mussten ja nicht alle so phantasielos sein wie er selbst. "Wie sieht es mit diesen zusätzlichen Schutzmaßnahmen für Senatoren und Magistrate aus, die damals angeordnet wurden?"

  • "Nun welches Gesetz könnte das Leben von Amtsträgern und Bürgern besser schützen als § 73 des Codex iuridicialis? Kann ein Gesetz abschreckender sein, als wenn es die Todesstrafe bei seinem Bruch festlegt?"


    So auf die Schnelle wollte Victor kein Vorschlag einfallen, der den Senat passiert hätte und nicht auf Widerstand bei den Stadtpräfekten gestoßen wäre. Was natürlich nicht heißen musste, dass es ihn nicht gab.


    "Lass mich kurz deine zweite Frage beantworten, Curator, dann komme ich wieder auf deine erste zurück. Egal wie eure Wahl, patres conscripti, nun ausfallen möge, möchte ich die Beibehaltung wenn nicht gar die Ausweitung des Personenschutzes für alle Würdenträger dringend empfehlen. Wer will noch behaupten, dass vielleicht nur etwas Persönliches hinter dem Attentat auf einen gewählten Consul steckt, wenn sogar die Virgo Vestalis Maxima getötet wurde!


    Prinzipiell könnte man natürlich so einen Schutz durch das Militär gesetzlich festschreiben, entweder permanent oder situationsabhängig, aber welcher Senator würde so einen Vorschlag unterstützen."


    Fragend blickte Victor einmal in die Runde. Er erinnerte sich noch zu gut an die Empörung beim letzten Mal.


    "Lassen wir die Cohortes Urbanae und die Cohortes Praetoriae ihre Arbeit tun und wenn sie die Attentäter und ihre Hintermänner gefasst und die Hintergründe für die Morde preisgegeben haben, dann kann man sich auf die Suche nach Gesetzen begeben, die gleichgesinnten Kriminellen das
    Handwerk legen."

  • Wie zu Beginn der Debatte, ergriff Seppius Septimus, der Consul, auch zu deren Ende das Wort.


    "Wir danken Gaius Octavius Victor für seine Auskünfte. Die Befragung ist beendet."

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