[Habitatio] Centurio Servius Artorius Reatinus

  • Das Staunen von Reatinus wuchs, als der Optio ihm die Situation schilderte. Ja, Marcus Aurelius Corvinus kannte der Centurio. Nicht nur, weil er vor einigen Jahren hier ein Tribunat abgeleistet hat... sondern weil er gleichzeitig auch sein Patron war! Reatinus sah sich nun erfreut, dass man ihm bescheid sagte, hatte er doch vor einer Weile dem Aurelier zugesagt ein Auge auf die Sklaven zu werfen, die ihn Germania waren. Reatinus hielt seine Versprechen und war seinem Patronen treu. Grund genug, die Sache nun in die Hand zu nehmen. Vielleicht konnte er Siv, deren Namen er eigentlich noch nicht in Erfahrung bringen konnte bei Ursus abliefern. Der würde sicherlich wissen, was sie mit Sklaven tun, wenn diese abhauen wollten.


    Autoritär nickte er, als der Optio mit seinen Äußerungen abschloß. "Der Name tut wirklich nichts zur Sache. Ich werde ihn vielleicht noch aus ihr hinausquetschen.", sprach Reatinus mit einem sehr drohenden Unterton und trat einige Schritte zur gefangenen Sklavin. Er beugte sich ein wenig zu ihr herunter, denn sie war kleiner als der hießig als Schreihals bekannte Centurio. Der Centurio war mindestens einen Kopf größer, die Schulterlänge konnte man bei ihm wohl gegenüber der Frau als verdoppelt betrachten. Dann blickte er ihr mit gefährlicher Miene in die Augen. Angst zeigte sie nicht, doch eine gefangene Fraue alleine im Castellum, die so bedrohlich unter die Lupe genommen wurde, dass man am liebsten davonrennen würde... wie konnte sie keine Angst haben?


    Mit seinen kräftigen Pranken packte Reatinus die unbekannte Sklavin am Kinn, wollte sie jedoch nicht ernsthaft verletzen. Eher warnen, dass noch Schlimmeres folgen könnte.
    Sie hatte den Optio also auch angespuckt... nun, das zu ahnden lag wirklich nicht in Reatinus´ Hand. Wie er Drusus kannte, hätte dieser das nicht auf sich sitzen lassen. Reatinus wollte die Leidensspirale der eigentich hilflosen aurelischen Sklavin nicht fortsetzen. Allein der fehlgeschlagene Fluchtversuch und das, was ihr Haushalt dafür übrig haben sollte, sollte ihr Strafe genug sein. "Wie heißt du?", fragte Reatinus ein wenig lauter. Doch seine Exerzierplatzstimme ließ er nicht erschallen. Gut für die Frau, doch hoffentlich erkannte sie, was gut für sie ist. Und das Reatinus auch anders konnte, selbst wenn er es ungerne tat.

  • Siv hörte sich stumm an, wie der Soldat, den sie angespuckt hatte, erzählte, was passiert war. Am liebsten hätte sie irgendetwas gesagt, getan, irgendetwas… aber kaum dass sie eine Bewegung machte, verstärkte sich der Griff um ihre Arme. Sie zuckte kurz zusammen und versuchte erneut, sich loszureißen, einfach um dem Druck auszukommen, aber einziger Erfolg war nur eine erneute Verstärkung. Wieder biss sie die Zähne zusammen, knirschte fast schon mit ihnen, und als sie den letzten Satz hörte, warf sie sich erneut nach vorn, fast so als wollte sie auf ihn losgehen – jedenfalls für den Bruchteil des Augenblicks, in dem sie die Gelegenheit dazu hatte, bevor sie wieder zurückgerissen wurde. "Das hast du auch verdient", fuhr sie ihn an – wie angenehm war es doch zu wissen, dass er sie trotzdem verstehen würde, obwohl sie Germanisch sprach, dass sie nicht auf ihre unzulänglichen Lateinkenntnisse angewiesen war.


    Als sich dann der andere Römer, der offenbar von den Anwesenden am meisten zu sagen hatte, ihr näherte und sich zu ihr beugte, zeigte Siv zum ersten Mal wirklich Nerven. Wäre nicht einer hinter ihr gestanden, wäre sie einen Schritt zurückgewichen, so aber prallte sie nur gegen seine Brust. Sie sah zu dem Mann hoch, und sie konnte nicht verhindern, dass seine Statur, seine Miene, sein ganzes Auftreten ein flaues Gefühl in ihrem Magen auslösten, das sie nicht ignorieren konnte und das – wenn sie es denn zugegeben hätte – nichts anderes als Angst war. Als sie am Kinn gepackt wurde, verstärkte sich die Flauheit noch, und sie versuchte – allerdings erfolglos –, ihr Gesicht wieder zu befreien. Ihre Kiefermuskeln waren stark angespannt, ihre Augen geweitet, während sie sich bemühte, den Römer anzufunkeln. "Das doch… wie hast du’s genannt? Das… du sagst das nichts tut zur, zur Sache. Mein Name", fauchte sie. "Warum du frag dann?" Die Germanin wehrte sich erneut, versuchte sich aus dem Griff zu winden und hatte doch keine Chance. "Du kannst den andern Gesellschaft leisten, wenn die Thursen kommen!"

  • Die Frau machte einen Schritt zurück als wolle sie vor dem Centurio fliehen,...nun er machte aber auch ein Gesicht,...würde Lupus seinen Centurio nicht kennen, so wäre ihm auch mulmig geworden...
    Er nahm sie wieder an den Armen und hielt sie fest,...jedoch nur so fest, daß sie merkte daß dort jemand war und sie aufhörte herum zu zicken.
    Sie stieß wieder ein paar Worte hervor,...Lupus verstand jedoch relativ wenig,...nur diese Thursen waren wieder mal da,...bei Gelegeneeit würde er sich einmal der germanischen Sprache widmen.

  • Hartnäckig versuchte sich die Sklavin Reatinus´ Pranken zu entreißen, doch es war vergebliche Liebesmüh. Reatinus war mindestens genauso hartnäckig und ließ nicht ab von dem Griff. Es hätte Reatinus zutiefst verwundert, wenn die Frau ihren furchtlosen Schein hätte wahren können. Trotzdem brachte sie es Zustande, noch aufzumucken und wild zu böcken. "So eine Zicke!", dachte Reatinus. Die Sklavin war ein großes Energiebündel, das musste man ihr lassen. Reatinus´ Griff wurde nun ein wenig stärker, bis er den ganzen Unterkiefer der Frau fest in der Hand hatte. "Dein Name tut auch nichts zur Sache. Ich kann dich auch so Aurelius Ursus überreichen. Strafen werden sie dich so oder so!", fauchte Reatinus in einem verächtlichen Tonfall zwischen flüstern und normal reden.


    Als Reatinus mit diesem germanischen Fluch belegt wurde, löste er den Griff am Kinn von Siv in Form eines leichten Schubsens. Allein schon wegen des Tonfalls, den die Frau drauf hatte. Hätte Reatinus verstanden, was sie überhaupt gesagt hat, hätte er herzhaft gelacht. Diese ach so gefährlichen "Thursen" hätten ihn mindestens schon zehn mal holen sollen (Reatinus hatte öfter in seiner Laufbahn mit Germanen jenseits des Limes zu tun gehabt), doch immer versäumten sie es irgendwie...


    Reatinus ließ Siv daraufhin links liege, als er genug gehört hatte. "Das reicht, Männer. Bringt sie mir zum Officium von Tribunus Aurelius, den Rest nehme ich in die Hand.". Die Frau erkannte nicht, was gut und was schlecht für sie war.

  • Zitat

    Original von Appius Petronius Calenus
    Calenus klopfte und trat ein.Er war etwas unsicher und sah Artorius nicht.Er musste sich ja schließlich bei ihn melden.


    Wo könnte er denn stecken?Ach diese elende Lauferei!


    Reatinus widmete sich gerade in aller Ruhe einem kleinen Bericht von seinem Tesserarius, als da auf einmal ein Jemand in seinem Officium stand, den er nicht kannte. Bald würde er diesen Unbekannten wohl kennen lernen. Schnell registrierte er den Petronier, musterte ihn von Kopf bis Fuß und fragte sich, ob er halluziniert oder ob es sich tatsächlich jemand vorweg nahm, ohne Klopfen mitten im Officium zu stehen. Das musste ein neuer sein, den Reatinus mit einigen "Hausregeln" vertraut zu machen hatte. Je früher man damit anfing, desto schneller prägte sich das in die Köpfe der Neuen ein.
    Reatinus verschränkte die Arme hinter sich, erhob sich von seinem Tisch und sprach Calenus geduldig, aber mir fester und kräftiger Stimme an.


    "Salve, Civis! Drei Fragen: Was machst du hier, wer hat dir erlaubt, ohne Klopfen einzutreten und wer bei den Göttern bist du überhaupt?!".



    Sim-Off:

    Hallo, willkommen erstmal bei uns. :)
    Vorweg: Normalerweise klopft man der Logik halber an, bevor man die privaten Officii/ Unterkünfte der Offiziere betritt. Außer du gehst in eine "öffentliche Einrichtung" des Lagers, dort macht man das grundsätzlich nicht. War nur ein kleiner Tipp!

  • Calenus ging ohne einen Ton von sich zu geben wieder hinaus und klopfte dreimal heftig gegen die Tür.Danach salutierte er mehr schlecht als recht und antwortete der imposanten Figur in zackigster Weise


    :"Salve.Ich bitte vielmals um Entschuldigung,Centurio.Ich sollte mich hier melden bevor ich den Schwur leiste.Ich wurde somit ihnen zugeteilt.Mein Name ist Appius Petronius Calenus,Sohn des Petronius Varro, Cousin des Petronius Crispus.Ich stehe ihnen fortan zu Diensten,Centurio"


    Sim-Off:

    Das werde ich mir gut merken..Danke.)

  • Zitat

    Original von Servius Artorius Reatinus
    Reatinus ließ Siv daraufhin links liege, als er genug gehört hatte. "Das reicht, Männer. Bringt sie mir zum Officium von Tribunus Aurelius, den Rest nehme ich in die Hand.". Die Frau erkannte nicht, was gut und was schlecht für sie war.


    Ich hielt die Gefangene immer noch fest an ihrem Arm gepackt. Als ich hörte, wie der Optio erzählte, dass die Sklavin ihm in sein Gesicht gespuckt hätte, musste ich fast grinsen. Ich fragte mich, wie häufig dem Iulier das in seinem Leben als Optio wohl schon passiert wäre. Doch diese lustige Frage vergaß ich schnell wieder, denn die Gefangene fing wieder an, sich zu wehren. Ich riss an ihrem Arm. Also entweder war diese Germanin mutig oder sie hatte soviel Angst vor der Betrafung durch ihren Herrn für ihren Fluchtversuch. Ich hatte schon davon gehört, dass sich Sklaven lieber selbst umbrachten, als von ihren Herren ausgepeitscht zu werden.


    Dann näherte sich der Centurio der Sklavin. Seine Miene verhieß nichts gutes. Immer wenn er dieses Gesicht machte, hieß es für uns Legionarii, dass wir lieber unsere Köpfe einziehen sollten. Die Germanin hatte scheinbar den selben Eindruck gewonnen, denn sie versuchte, ihm nach hinten auszuweichen. Ihr Kauderwelsch, mit welchem sie antwortete, war schrecklich. Man verstand kaum ein Wort. Hatte sie soviel Angst vor dem Centurio, dass es ihr die Sprache verschlagen hatte? Allen Grund hätte sie jedenfalls dazu gehabt. Doch sie blieb standhaft, wie ich erstaunt feststellte. Der Artorier befahl daraufhin, sie zum Tribunen zu bringen. Mir sollte es recht sein. Ich wollte sie jedenfalls so schnell wie möglich los werden. Was der Tribun mit ihr anstellen würde, war mir egal.

  • Lupus war froh, als ihm Probus die Germanin übernahm. Ihr Schicksal lag nun ganz in der Hand ihres Herrn. Einmal mehr ärgerte sich Lupus darüber die Frau angehalten zu haben...
    Er fragte sich wie er an Stelle der Sklavin sich fühlen würde,...als römischer Soldat in die Sklaverei zu gelangen war nicht sehr schwer,...eine verlorene Schlacht,...ein Überfall,...schon war man Unfreier...er war sicher in solch einem Fall würde er auch versuchen zu fliehen um sein altes Leben wieder zurück zu erlangen.

  • Keiner der Soldaten lockerte seinen Griff auch nur um einen Deut, im Gegenteil, aber das hatte Siv auch nicht erwartet. Seit die sie sie endgültig geschnappt hatten, wehrte sie sich im Grunde nur noch aus Prinzip – und weil ihr genau das half, ihre Angst im Zaum zu halten. Dafür nahm sie gern in Kauf, dass sie es eigentlich nur noch schlimmer machte. Inzwischen hatte der Mann vor ihr seinen Griff um ihren Unterkiefer so sehr verstärkt, dass sie ihr Gesicht nicht mehr wirklich bewegen konnte, und so hörte sie für den Moment auf, sich zu bewegen – dafür sprühten ihre Augen umso mehr Feindseligkeit. "Ich weiß", fauchte sie zurück, als der Soldat meinte ihr unter die Nase reiben zu müssen, dass sie bestraft werden würde. Natürlich wusste sie das. Aber es war auch nicht die Strafe, vor der sie Angst hatte, denn dass Ursus dabei nicht grausam sein würde, so gut kannte sie ihn inzwischen, um das sagen zu können. Angst hatte sie vor seiner Reaktion, davor, wie er sie ansehen würde – auch Ursus bedeutete ihr inzwischen etwas, sie hielt etwas von seiner Meinung, nicht zuletzt wegen Cadhla. Angst hatte sie auch vor der Reaktion der anderen, wenn sie erst einmal in die Villa zurückgebracht werden würde – wobei sie da noch froh sein konnte, dass Merit oder Caelyn keine Ahnung hatten, dass das Misslingen ihrer Flucht zum guten Teil an ihr selbst lag. Und Angst hatte sie vor dem Moment, in dem sie in Rom eintreffen würde, in dem sie auf Corvinus treffen würde…


    Ihr Fluch zeigte überhaupt keine Wirkung - vielleicht verstand er ja kein Germanisch, aber nicht einmal auf den Ton reagierte er wirklich. Er gab ihrem Kinn nur einen leichten Stoß und ließ es dann los, bevor er sich abwandte, und Siv knirschte in ohnmächtiger Wut mit den Zähnen. Sie konnte es nicht ausstehen, wenn sie so gar nicht beachtet wurde, gerade dann wenn sie provozieren wollte, wenn sie es darauf anlegte. Sie hasste es, auf Menschen zu treffen, die auf ihre offenen Angriffe kaum oder gar nicht reagierten. Es gab nur wenige, bei denen sie sich daran gewöhnt hatte, dass sie sie in solchen Fällen meistens auflaufen ließen, und bei diesen Menschen beherrschte sie sich auch eher – was allerdings nicht hieß, dass es sie nicht trotzdem störte, wenn es doch wieder mal so weit war. Corvinus gehörte genauso dazu wie Cadhla, mit dem kleinen Unterschied, dass die Keltin der einzige Mensch war, dem es gelungen war das auf eine Art anzustellen, dass Siv es nicht einmal wirklich bemerkte und sich daher darüber auch nicht aufregte. Der Mann vor ihr dagegen stachelte ihr Temperament nur noch mehr an, als er sie ignorierte – aber sie ahnte auch, dass er sich von ihr kaum provozieren lassen würde, jedenfalls nicht durch irgendwelche Flüche, die noch dazu auf Germanisch waren. Und er ließ ihr auch gar keine Zeit, weder zum Fluchen noch für irgendeine andere Reaktion. Stattdessen sprach er die Worte aus, die sie die ganze Zeit schon gefürchtet hatte – er wollte sie zu Ursus bringen, und genau dorthin schleppten sie die Soldaten nun.

  • Zitat

    Original von Appius Petronius Calenus
    Calenus ging ohne einen Ton von sich zu geben wieder hinaus und klopfte dreimal heftig gegen die Tür.Danach salutierte er mehr schlecht als recht und antwortete der imposanten Figur in zackigster Weise


    :"Salve.Ich bitte vielmals um Entschuldigung,Centurio.Ich sollte mich hier melden bevor ich den Schwur leiste.Ich wurde somit ihnen zugeteilt.Mein Name ist Appius Petronius Calenus,Sohn des Petronius Varro, Cousin des Petronius Crispus.Ich stehe ihnen fortan zu Diensten,Centurio"


    Sim-Off:

    Das werde ich mir gut merken..Danke.)


    Der Centurio nickte autoritär und wandte dem Neuen den Rücken zu, um zu seinem Schreibtisch zurückzukehren und eine von vielen Schriftrollen zu zücken. Diesmal waren es die Mitglieder des Contuberniums III, die darauf notiert waren. Ja, das Contubernium war ein wenig unterbesetzt. Da traf sich der neue Petronier genau richtig.


    Moment, Petronier? Cousin des Petronius Crispus? Erstaunt riss Reatinus die Augenbraue auf, doch Calenus konnte dies nicht merken, da er ihm ja immer noch den Rücken zugewandt hatte. Doch sollte er keine Sonderbehandlung kriegen, weil er Cousin des Primus Pilus war. Im Gegenteil, anders hätte es Crispus warscheinlich nicht gewollt. Er wandte sich ohne Weiteres wieder dem Neuling zu, um ihm zu erklären:
    "Nun gut, Civis. Ich stecke dich in das Contubernium III. Dort scheinst du mir am Besten aufgehoben. Melde dich bei den Unterkünften bei Optio Tiberius Iulius Drusus, er wird dir eine Pritsche zuweisen. Noch Fragen?".

  • Ich stand vor dem Officium des Centurio und klopfte an die Tür. Ich wollte mir meine Ausgangsgenehmigung abholen. Ungeduldig wartete ich darauf, dass er mich hineinließ, denn ich konnte es kaum noch abwarten, mit Lupus die Stadt unsicher zu machen. Hoffentlich kannte er eine gute Taberna.


    Ich hatte mich in den Thermen frisch gemacht, meine Ausrüstung auf Vordermann gebracht und hatte mir dann extra zur Feier des Tages eine neue Tunika angezogen. Ich wusste nicht, ob es eine bestimmte Kleidervorschrift für den Ausgang gab und hatte deshalb die normale Alltagsuniform angelegt. Also außer der Tunika noch mein Gladius und den Gürtel mit dem Dolch. Am Gürtel hatte ich einen kleinen Lederbeutel befestigt, in dem sich mein Geld befand.

  • Reatinus war gerade dabei, seine wunderbar riechende Suppe im Kessel umzurühren, als er ein Klopfen vernahm. Obwohl es ihm schwer fiel, die leckere Suppe außer Acht zu lassen, mit der er eine weitere erfolgreich ausgebildete Welle Probati feiern wollte, trat er einige Schritte zum Schreibtisch. Für die Suppe hatte er sich besonders gutes, zartes und vor allem leckeres Fleisch gegönnt. Obwohl es so teuer war, dass sogar der römische Adel über die Preise lautstark gemotzt hätte, schreckten Reatinus die Preise nicht ab... er gönnte es sich einfach.


    "Herein!", rief Reatinus laut und wartete gespannt darauf, wer erscheinen würde.

  • Da hörte ich die laute Aufforderung zum Eintreten. Ich öffnete die Tür und sah den Centurio. Gleichzeitig wehte mir ein angenehmer Geruch nach Essen entgegen. Scheinbar war der Artorier gerade dabei sich etwas ziemlich köstliches zuzubereiten. Auf der Stelle merkte ich, dass ich Hunger hatte. Denn vor lauter Aufregung hatte ich vergessen zu essen. Dem galt es nachher in der Stadt Abhilfe zu schaffen. Ich trat in den Raum, blieb in Habachtstellung stehen und starrte an die Wand hinter dem Centurio..


    „Salve Centurio Artorius! Probatus Germanicus. Ich bin hier, um mir die Ausgangsgenehmigung für heute abend abzuholen.“, sagte ich laut zu ihm. Hoffentlich erinnerte er sich noch an seine Ankündigung auf dem Campus. Aber es gab für mich keinen Zweifel, dass er das tat. Aufgeregt wartete ich auf die Bestätigung des Artoriers.

  • Reatinus erinnerte sich ganz genau daran, dass Probus zu der Gruppe gehörte, welcher er Ausgang versprochen hatte. Auch war Probus nicht der Erste, der seine Ausgangsgenehmigung für heute abholte. Wie auch immer, grüßte der Schreihals zurück. "Salve, Prob... Legionarius!", rutschte ihm dabei versehentlich der falsche Rang aus. Jetzt merkte er, dass er sich schon daran gewöhnen musste, Probus mit "Legionarius" anzureden. Peinlich war dem Centurio das nicht. Schließlich war er auch nur ein Mensch!


    "Nun gut... du bekommst deine Genehmigung.", sprach Reatinus schließlich im Geschäftston und marschierte in Richtung Schreibtisch, aus welchem er eine frische Wachstafel zückte. Schnurstracks und ganz geübt schrieb er einige Worte auf die leere Tafel. Er musste eigentlich nur das Gleiche schreiben, was er jedem der frischgebackenen Legionäre schrieb.



    Ausgangsgenehmigung


    Hiermit wird dem Legionarius Tiberius Germanicus Probus unbeschränkter Ausgang für den Rest des Abends gewährt. Widrigkeiten oder unsachgemäße Zustände sind umgehend bei mir zu melden.




    Servius Artorius Reatinus




    Nachdem Reatinus fertig war, reichte er Probus die Tafel wortlos.

  • Etwas verwundert schaute ich den Centurio an. Legionarius? Ich hatte gedacht, dass wir erst zum nächsten Tag zu Legionarii befördert werden sollten. Aber ich hielt mal lieber meine Klappe. Im Zweifelsfall hatte der Vorgesetzte immer recht. Erleichtert hörte ich, dass er mir die Genehmigung geben wollte. Mit Ungeduld und Aufregung sah ich dem Centurio dabei zu, wie er auf einer kleinen Wachstafel etwas schrieb und sie mir kurz darauf wortlos entgegenhielt. Ich trat zum Schreibtisch und nahm die Tafel entgegen.


    „Danke Centurio Artorius.“, sagte ich zu ihm und las mir den Text schnell durch. Da es meine erste Ausgangsgenehmigung war, verstand ich einen Teil nicht. Ich räusperte mich verlegen. „Centurio Artorius, wenn ich dich noch etwas fragen darf. Was bedeutet das am Ende der Ausgangsgenehmigung? Was sind Widrigkeiten? Und was sind unsachgemäße Zustände?“, fragte ich ihn. Hoffentlich brüllte er mich wegen meiner Fragen nicht aus seiner Unterkunft hinaus. Aber ich wollte nichts falsch machen.

  • So schnell war der Centurio nun auch nicht zum Brüllen zu bekommen. Und eben deshalb ging er geduldig auf die Frage des Germanicers ein, welcher zumindest nicht dumm fragte. War immerhin sein erster Ausgang als Soldat. Anscheinend machte Probus sich nichts daraus, dass Reatinus ihn noch voreilig als Probatus betitelte. Nach der Grundausbildung nannte Reatinus die Ex-Probati grundsätzlich immer Legionarius.


    "Widrigkeiten sind zum Beispiel, wenn du besoffen alles anpöbelst, was dir in den Weg kommt.", erklärte der Centurio ehrlich und direkt, "Und unsachgemäße Zustande, wenn du vom Alkoholkonsum nicht mehr laufen kannst und wir dich auf deine Pritsche tragen müssen. Was nicht bedeutet, dass du nicht trinken darfst. Bau einfach keine Scheisse, dann hast du heute Spaß.". Reatinus zwinkerte nach seinem letzten Satz freundlich. Heute wollte er ihnen einfach mal ihren Spaß gönnen, doch zu weit treiben sollten es die frischgebackenen Legionäre dann lieber nicht!

  • Fast hätte ich bei dem letzten Satz des Centurio grinsen müssen. Damit war für mich alles klar. Hauptsächlich hieß das also, saufe nicht zuviel sonst bekommst du nicht nur einen Kater. Gut, das ich nachgefragt hatte. Auch wenn es bedeutete, dass ich mir nicht die Kante geben durfte. Aber lieber überhaupt ein bisschen was trinken als garnicht. Und in der Stadt gab es auch noch andere interessante Dinge. Außerdem konnte man doch sicher noch ein bisschen Wein organisieren, um ihn mit in das Castellum zu nehmen.


    Ich nickte ihm zu. „Dann ist alles klar. Vale, Centurio Artorius!“, verabschiedete ich mich von ihm und verließ das Officium. Ich musste mich zusammen reißen nicht zu rennen. Vor der Tür wartete schon der nächste Probati. Kaum war ich aus der Unterkunft draussen, grinste ich über beide Ohren und lief zum Contubernium, um mich mit Lupus zu treffen.

  • Nach einigem Durchfragen mehr oder minder freundlicher Art kam Quintus zur Unterkunft des Servius Artorius Reatinus, Ceturio der Centuria IV. Bei dem sollte er sich melden und seinem Contubernium zugeteilt werden.


    Quintus hatte alles erledigt, was der Optio im Rekrutenofficium verlangt hatte. Er war im Sacellum gewesen, hatte seinen Musterungsbescheid vom Arzt und seine Ausrüstung empfangen, die in seinem Scutum verstaut etwas neben im lag.


    Mit dem Primus Pilus war es ja ganz gut gelaufen, aber was hatte der schon noch zu beweisen? Dieser Centurio war ein normaler Centurio, wenn es soetwas denn gab, Quintus musste also auf der Hut sein.


    Er klopfte an und trat einen Schritt von der Türe zurück und straffte sich.

Jetzt mitmachen!

Du hast noch kein Benutzerkonto auf unserer Seite? Registriere dich kostenlos und nimm an unserer Community teil!