Das Staunen von Reatinus wuchs, als der Optio ihm die Situation schilderte. Ja, Marcus Aurelius Corvinus kannte der Centurio. Nicht nur, weil er vor einigen Jahren hier ein Tribunat abgeleistet hat... sondern weil er gleichzeitig auch sein Patron war! Reatinus sah sich nun erfreut, dass man ihm bescheid sagte, hatte er doch vor einer Weile dem Aurelier zugesagt ein Auge auf die Sklaven zu werfen, die ihn Germania waren. Reatinus hielt seine Versprechen und war seinem Patronen treu. Grund genug, die Sache nun in die Hand zu nehmen. Vielleicht konnte er Siv, deren Namen er eigentlich noch nicht in Erfahrung bringen konnte bei Ursus abliefern. Der würde sicherlich wissen, was sie mit Sklaven tun, wenn diese abhauen wollten.
Autoritär nickte er, als der Optio mit seinen Äußerungen abschloß. "Der Name tut wirklich nichts zur Sache. Ich werde ihn vielleicht noch aus ihr hinausquetschen.", sprach Reatinus mit einem sehr drohenden Unterton und trat einige Schritte zur gefangenen Sklavin. Er beugte sich ein wenig zu ihr herunter, denn sie war kleiner als der hießig als Schreihals bekannte Centurio. Der Centurio war mindestens einen Kopf größer, die Schulterlänge konnte man bei ihm wohl gegenüber der Frau als verdoppelt betrachten. Dann blickte er ihr mit gefährlicher Miene in die Augen. Angst zeigte sie nicht, doch eine gefangene Fraue alleine im Castellum, die so bedrohlich unter die Lupe genommen wurde, dass man am liebsten davonrennen würde... wie konnte sie keine Angst haben?
Mit seinen kräftigen Pranken packte Reatinus die unbekannte Sklavin am Kinn, wollte sie jedoch nicht ernsthaft verletzen. Eher warnen, dass noch Schlimmeres folgen könnte.
Sie hatte den Optio also auch angespuckt... nun, das zu ahnden lag wirklich nicht in Reatinus´ Hand. Wie er Drusus kannte, hätte dieser das nicht auf sich sitzen lassen. Reatinus wollte die Leidensspirale der eigentich hilflosen aurelischen Sklavin nicht fortsetzen. Allein der fehlgeschlagene Fluchtversuch und das, was ihr Haushalt dafür übrig haben sollte, sollte ihr Strafe genug sein. "Wie heißt du?", fragte Reatinus ein wenig lauter. Doch seine Exerzierplatzstimme ließ er nicht erschallen. Gut für die Frau, doch hoffentlich erkannte sie, was gut für sie ist. Und das Reatinus auch anders konnte, selbst wenn er es ungerne tat.