Nun, dann bin ich beruhigt", entgegnete Prisca schmunzelnd auf seine Bemerkung hin und kam ihm unbewusst ein paar Schritte entgegen. Sie war ja bereits umgekleidet, doch er stand immer noch in seinem Lendenschurz da und ein paar Wassertropfen perlten von seinen Schultern hinab über seine Brust. Die Szene strahlte eine seltene Vertrautheit aus, denn wo sonst standen sich zwei Patrizier, noch da zu Mann und Frau, so leicht bekleidet, unbekümmert und ungezwungen gegenüber? Ein wirklich schöner Anblick, der jedoch viel zu schnell durch eine Decke wieder versperrt wurde, welche die junge Sklavin ihm reichte. Sollte Prisca den Flavier in diesem Moment unverhohlen betrachtet haben, so tat sie das hoffentlich in ihrer gewohnt unauffälligen Art und Weise. Oder doch nicht?...
"Ooh! .. Oh, natürlich … entschuldige bitte, … ich ...", schnell ein paar entschuldigende Worte haspelnd schreckte Prisca auf und drehte sogleich ihren Rücken zu Aquilius, da dieser sich umziehen wollte. … hab ihn doch angestarrt! Was mag er jetzt nur von mir denken…" interpretierte Prisca seine Aufforderung spontan und biss sich auf die Unterlippe, ohne den Satz zu vollenden. Mit einer Hand fühlte sie kurz die Temperatur an ihrer Wange, welche Aufschluss über ihre Gesichtsfarbe hätte geben können und schon in der nächsten Sekunde grinste sie wieder verschmitzt. Ein Vergnügen ihm dabei zu zusehen?... Priscas Blick fiel just auf den kleinen Silberspiegel, der unbenutzt auf dem Tischchen lag, neben dem sie gerade stand. Zu dumm! Er spiegelte nur die Decke des Zeltes wieder …
So blieb Prisca nichts anderes übrig als auf das Rascheln hinter ihrem Rücken zu horchen und sich dabei vorzustellen, welchen Anblick er gerade bieten mochte. "Schade nur, dass wir bei unserem kleinen Wettschwimmen vorhin keinen Gewinner mehr bestimmen konnten … zu gern hätte ich gewusst, was mein Preis gewesen wäre … ", warf Prisca scherzend zur Überbrückung der Wartezeit ein und wieder musste sie an diese Vertrautheit denken, mit der sie schon nach so kurzer Zeit miteinander umgingen. Lag es nur an diesem Ort? War es dem Anlass entsprechend? Oder lag es vielleicht sogar in ihrer beider Natur selbst? - Das Rascheln hinter ihr ebbte ab und anscheinend wurde gerade die Zeltplane geöffnet, so dass Prisca es wagen konnte, sich wieder umzudrehen.
Was macht denn Tilla hier? nahm Prisca beiläufig aus den Augenwinkeln wahr und sah, wie Tilla von der anderen Sklavin eben nach draußen geschoben wurde. Weiter dachte sie darüber nicht nach, denn ihre Aufmerksamkeit gehörte ganz Aquilius. "Ein Frühstück wäre jetzt genau das Richtige … ja ...", stimmte Prisca gutgelaunt mit einem Lächeln zu und neigte dabei leicht fragend den Kopf zur Seite, da sie seinen entschuldigenden Blick nicht ganz deuten konnte. "Habe ich mich eigentlich schon bei dir für all die schönen Dinge hier bedankt? … ", stellte sie unvermittelt nach einer kurzen entstandenen Pause die Frage, während sie schon die Hand zum Zeichen hob, um sich von ihm zum Frühstückstisch führen zu lassen. Sie fand es einfach an der Zeit, diese - auch für sie nicht ganz alltäglichen - Zuwendungen gebührend zu würdigen. " … Ich meine, das wundervolle Kleid, der Armreif , das Zelt hier und die ganzen Köstlichkeiten … aber vor allem auch die schönen Worte, die du mir in deinen Briefen zugedacht hast, Aquilius. ... Ich fühle mich sehr geschmeichelt und danke dir dafür … "Prisca neigte den Kopf zum ehrlich gemeinten Dank und schenkte ihm ein bezauberndes Lächeln.