Edessa - Ein Feldaltar

  • Kein Sieg kann ohne die Zustimmung der Götter errungen werden und vor jeder Schlacht wird ihre Zustimmung zu dem Aufeinandertreffen eingeholt. So entspricht es auch dem Brauch, ihnen nach der Schlacht für die hilfreiche Unterstützung zu danken. Einen großen Feldaltar haben die Soldaten zu diesem Zweck vor den Toren Edessas auf dem Feld errichtet und einige Tiere als Opfertiere in der Stadt zusammen getrieben.


    Der Kaiser persönlich leitet das Opfer, einige Offiziere der Legionen assistieren ihm und die Signalbläser der Legionen sorgen mit ausgefallen sanften Tönen für die nötige musikalisch Untermalung, während die metallbeschlagenen Bänder an den Feldzeichen leicht hin und her schaukeln und gelegentlich leise klingend gegen die metallenen Zierscheiben stoßen. Das Voropfer ist bereits dargebracht worden, auf einem kleinen Platz in der Stadt, von dem aus sich die Prozession nun zum Feldaltar bewegt. Für die Bevölkerung der Stadt Edessa auch eine Gelegenheit, den Kaiser und neuen Herrn der Stadt einmal nicht als militärischen Führer zu erleben, auch wenn die Straße von Soldaten der Garde massiv abgeschirmt ist.


    Größere Mengen Wasser sind herbei geschafft worden, um die Handwaschung und die rituelle Reinigung der anwesenden Soldaten durch Besprengung mit Wasser durchzuführen. Der Tag neigt sich schon dem Ende entgegen und trotzdem sind die Spitzer für viele eine willkommene Erfrischung, bevor kräftige Stimmen zum Schweigen aufrufen, um den Ablauf der Zeremonie nicht zu stören. Am Altar werden die Opfertiere von Soldaten festgehalten, während der Kaiser jedes einzelne persönlich weiht und mit dem Opfermesser rituell entkleidet.


    "Vater Iuppiter und Kriegsherr Mars! Hört uns an!


    Unsere Vorfahren sind gegen die Karthager in den Krieg gezogen und ihr habt ihnen einen Sieg geschenkt. Unsere Vorfahren sind gegen die Gallier in den Krieg gezogen und ihr habt ihnen einen Sieg geschenkt. Unsere Vorfahren sind gegen die Briten in den Krieg gezogen, und ihr habt ihnen einen Sieg geschenkt. Unsere Vorfahren sind auch schon einmal gegen die Parther in den krieg gezogen, und der große Augustus, den wir nun als göttlich verehren, konnte siegreich davon berichten.


    Vor wenigen Tagen haben wir euch um einen weiteren Sieg gegen die Parther gebeten und ihr habt uns nicht enttäuscht. Wir haben gemäß dem Brauch vor der Schlacht ein Tier geopfert und euren Willen erkundet und sind euren Rastschlägen gefolgt.


    Nun stehen wir erneut hier, auf dem Feld unseres Sieges und bringen euch zum Dank ein weiteres Opfer dar, wie es die Sitten erfordern. Nehmt es an als Zeichen unserer Dankbarkeit und Treue, mit der wir eure Treue vergelten, damit dieser Bund auf ewig weiter bestehen möge und wir nach jedem weiteren Sieg erneut dankbar und glücklich vor euch treten dürfen."


    Mit fester Stimme gibt der Kaiser dann die Anweisung, die Tiere zu töten und das Opfer damit zu vollziehen. Die Innereien erweisen sich, den Umständen einer besetzten Stadt entsprechend, als ausreichend makellos und damit als Abbild des Sieges, der viele römische Opfer gekostet hat. So wie dieser Sieg sie letztlich hierher geführt hat, wird auch das Opfer letztlich als erfolgreich beendet und das Fleisch an die Truppen verteilt.


    Der Kaiser verlässt das Feld wieder mit seinen Offizieren, um am nächsten Tag an derselben Stelle die Verleihung von Auszeichnungen vorzunehmen.

  • Imperiosus folgte der Prozession von der Stadt Edessa nach draussen. Er danke den Göttern, dass sie diese Schlacht überstanden hatten, auch wenn es einen hohen Blutzoll gekostet hatte. Parther standen an ihren Fenstern und beschimpften sie, auf ihre Sprache. Doch schnell verstummten sie auch wieder.


    Als er mit dem gesegnten Wasser bespritzt wurde und somit rituell gereinigt wurde, ging es weiter zum großen Altar. Die Rede des Kaisers war wirklich sehr gut und man konnte von den Siegen vergangener Zeit hören. Sicherlich würden die Götter das Opfer annehmen, dachte sich Tiberius.


    Nun wurden die Tiere geopfert. Blut floss auf den Boden und versickerte darin. Anscheinend war das Opfer erfolgreich und ließ das Fleisch an die Truppen verteilen. Der Artorier freute sich schon, auf ein saftiges Stück Fleisch.

  • Rauschend bewegten sich die Äste einiger Palmen in Marcus Nähe, die doch so zahlreich um die Stadt Edessa wuchsen. Zwischen all den vielen Menschen, Soldaten und Opferteilnehmern stand Marcus, ohne jegliche Rüstung, ohne Waffen, nur mit seinem pugio an seiner Seite, der in der goldsilbernen Dolchscheide steckte. Sein cingulum militare war das einzige Zeichen, was er an dem Tag des Opfers trug, daß ihn als Soldaten der römischen Legionen auswiesen. Die Sonne schien warm auf Marcus hinab, fast schon zu heiß an jenem Tage. In der Hand hielt er einige Körner, die er sich langsam in den Mund steckte. Gedrehte und gerollte Kräuter; bitter schmeckten sie in seinem Mund, vertraut bitter und mittlerweile recht gefällig, denn Marcus hatte sich gut an sie gewöhnt, vertrieben sie doch den Schmerz aus seinen Wunden, hielten ihn auf den Beinen, wenn er schon zu erschöpft war, um eigentlich noch seinen Pflichten nachzukommen. Und in den letzten Tagen hatte er oft das Bedürfnis gehabt, sich einfach hinzulegen und Wochen lang zu schlafen, all die Ruhe nachzuholen. Doch stattdessen kaute er nur auf dem bitteren Zeug herum und sah nach vorne, zu der beeindruckenden kaiserlichen Erscheinung. Die Wassertropfen reichten nicht bis zu Marcus, benäßten die Häupter der vorderen Zuschauer.


    Aufmerksam verfolgte Marcus die Worte des Kaisers, er bemühte sich den Sinn zu verstehen. Aber die geschichtlichen Bezüge, ja, die waren Marcus zu schleierhaft. Karthago...Karthago...ach, ja, da war doch was mit Hannibal. Marcus grinste breit, entsann er sich doch gut an die Kinderspiele, die er mit seinem Sklaven gespielt hatte, wobei es dort mit Sicherheit nicht historisch korrekt vor sich ging, denn natürlich hatte Hannibal stets in Italia zu verlieren. Eine weitere Kräuterkugel landete in Marcus Mund und ließ sie über seine Zunge zu den Zähnen gleiten. Gallien? Briten? Marcus wußte nicht so recht, wie er das einordnen sollte. Er hatte dabei mehr schlecht als recht aufgepaßt, wie stets, wenn es von den Lippen seines alten, vertrockneten Hauslehrers kam. Letztendlich verstand Marcus den Kern der Botschaft. Die Römer waren und sind unbesiegbar; oder so in etwa. Marcus lächelte still vor sich hin, vergeßen waren in dem Moment die erbitterten Momente in dem Kampf, die schweren Strapazen, die großen Gefahren, die Marcus bis ins Innerste zu erschüttern vermochten. In diesen Herzschlägen bei dem Opfer, dort zählte nur der Sieg. Zumit zeigte Marcus die Zufriedenheit darüber im Gesicht und seiner entspannten Köperhaltung, wenn auch noch die Verbände an seiner Schulter und dem Unterarm von den unschönen Seiten ihres Sieges und Marsches offenbarten. Das Opfer gelang, Marcus schickte drei Soldaten ihrer Einheit nach vorne, damit diese sich darum kümmerten, daß die Zweite auch etwas von dem Opferfleisch abgekamen. Dann erst wandte sich Marcus um, um sich wieder den Pflichten zu stellen, die ihn alltäglich verfolgten.

  • Der nächste Tag kommt, so zuverlässig wie der Lauf der Sonne ist, doch die geplante Zeremonie der Verleihung von Auszeichnungen wird durch andere Ereignisse gestört. Es kommt zu Verzögerungen, der Plan wird geändert, der Kaiser muss sich seine Worte nur überlegen. Er muss zur gesamten Legio I sprechen, was trotz ihrer reduzierten Größe auf freiem Feld unmöglich ist und trotzdem möglich gemacht werden muss. Die gesamte Legion wird zum Antreten gerufen und jedem wird auffallen, dass ihr Kommandeur fehlt.


    "Soldaten und Offiziere der Legio I Traiana Pia Fidelis! Es war meine Absicht, euch heute hier zusammen kommen zu lassen, um eure Verdienste in der Schlacht zu loben und diejenigen auszuzeichnen, die sich besonders hervor getan haben. Es ist dies immernoch mein Plan und doch gibt es Mächte, die alles andere unscheinbar werden lassen. Die Götter sind es, die uns heute auf eine Probe stellen, die unsere Treue und unser Vertrauen prüfen wollen. Gestern haben wir ihnen hier für den Sieg gedankt und geopfert und schon heute fordern sie ein neues Zeichen von uns. Euer Kommandeur Decimus Livianus ist heute von einem Ausritt nicht zurück gekehrt. Es besteht weder Anlass zu der Annahme, dass er tot ist noch können wir darauf hoffen, dass er vor Ende dieses Tages in das Lager zurückkehren wird."


    Damit ist klar, dass die Legion eine neue Spitze bekommen muss.


    "Das Kommando im Lager führt der Praefectus Castrorum. Darüber hinaus wird die Legion Tiberius Vitamalacus unterstellt."


    Er wendet sich mit militärischem Gruß an diesen.


    "Legatus. Möchtest du zu deiner Truppe sprechen?"

  • Die Gedanken des Tiberiers waren, während er beobachtet wie die Legion antrat, bei seinen Ahnen, ganz besonders bei jenem Mann, der ihn seit Kindestagen auf diesen Moment vorbereitet hatte, seinem Grossvater, den alle Welt nur Legatus genannt hatte. Er hatte ihm dazu erzogen, seine Gefühle zu verbergen, dessen kühlen, emotionslosen Gesichtsausdruck er geerbt hatte. Doch heute, dessen war sich Tiberius Vitamalacus sicher, heute hätte sich auf dem Gesicht seines Grossvaters eines seiner so seltenen aber umso wertvolleren Lächeln gezeigt. Wahrscheinlich hätte er zwar bemängelt, das die Rüstung seines Enkels nicht angemessen polliert war, aber er würde im Stillen auch einsehen, das dazu einfach die Zeit gefehlt hatte.


    Als der Imperator geendet hatte, trat Tiberius Vitamalacus einen Schritt vor, erwiederte den militärischen Gruss mit der für in üblichen Präszision.


    "Imperator, Ja, Imperator !"


    Dann wendet er sich an die ganze Legion, seine Legiion. Leicht wehte der Umhang im gehen, seine llinke Hand ruhte auf Knauf seines Gladius.


    "Milites !"


    Seine kräftige, geschulte Stimme trug auch bis in die letzte Reihe.


    "Ich weiss, der Wechsel an der Spitze einer Legion ist immer ein besonderes Ereignis und die Umstände dieses Wechsel sind in in der Tat besonders Aussergewöhnlich."


    "Doch ihr kennt mich, ihr wisst das ich viel von euch erwarte, nicht mehr und weniger als die besten Miles des Imperiums zu ! Die Prima hat den Ruf die beste aller Legionen zu sein ! Und ich erwarte, das ihr diesem Ruf jeden Tag auf neue gerecht werdet !"


    "Treue ! Ehre ! Mut ! Dafür steht die Prima. Treue zu den Kameraden, Treue zu ihrem Legaten und vorallem Treue zum Imperator ! Ehrenvoll im Kampf gegen den Feind und Ehrenvoll im Umgang mit den Besiegten ! Mutig den Feind gegenüber zutreten, auch im Anblick eines scheinbar übermächtigen Feindes nicht weichend !"


    Er machte eine kleine Pause, liess seinen Blick über die Reihen der Legion wandern.


    "All das erwarte ich von euch, jeden Tag, zu jeder Stunde. Doch so wie ihr für den Imperator und für eintretet und kämpft, so werde ich für Euch eintreten und kämpfen. Ihr gehört zu der grossen Familie, zu der zugehören für mich eine Ehre ist !"


    "Auf die Prima !"


    "Für Roma !"


    "Für unserer Imperator !"

  • Dass der Legatus beim morgentlichen Ausritt verloren ging, fand Priscus alles andere als toll. Er hatte zwar schon mehrere Kommandowechsel erlebt und meistens hatte sich für die einfachen Soldaten sowieso nichts geändert, aber im Feld einen neuen Kommandeur zu bekommen, ohne dass man den alten bestatten musste, war schon blöd.


    "Auf die Prima! Für unseren Imperator!" stimmte er dann aber natürlich trotzdem mit ein, als der neue Legat seine Rede beendet hatte.

  • imperiosus stand nu da. Der Legat war also verschwunden... die Gerüchte, die er seit gestern gehört hatte, stimmten also. Zwar hate er jedem Miles, der dies es Gerücht verbreitet hatte Latrinendienst gegeben, doch konnte er ja auch nicht wissen, dass dieses Gerücht wahr war.


    Nun tratihr Tribun nach vorne. Als er die Rede sprach, erinnerte sich der Artorier an die vielen Momente, wo er den Tribun gesehen hatte. Bei vielen Wachen kam des Nachts der Tiberier vorbei und schaute, ob auch alles ruhig gewesen war. Manchmal fragte sich Imperiosus, ob dieser Mann überhaupt Nachts schlafen würde, da er ihn so oft gesehen hatte. auch an den Luchs erinnerte er sich sehr gut, hatte doch dieser ihm mal eine riesigen Hasen zum Frühstuck beschert. Nun wurde der Tribun also zum Legaten der Legion befördert. Zwar waren die Umstände nicht gerade sehr erfreut, da der alte Legat anscheinend verschwunden war, aber trotzdem gönnte es Tiberius den Tiberier.


    Die Rede endete und der Artorier stimmte mit ein.


    " Auf die Prima ! Für Roma ! Für unserer Imperator ! "


    Die Männer schlugen mit ihrem Gladius auf ihrer Schilder.

  • Der Legat war verschollen? Wie war das passiert? Licinus meinte, ein Legat könne nicht so einfach verschwinden, schon gar nicht der der prima.


    Vor allem die sofortige Beförderung des Tiberierers Sprach Bände zu Licinus, offensichtlich rechnete der Imperator nicht mehr damit, dass der Decimer zurückkehren würde, wahrscheinlich wurde er bereits für tot gehalten.


    Dennoch fand Licinus es gut, dass man den Männern eine bekannte Person, ja Persönlichkeit vorangestellt hatte, Licius war sich sicher, dass dies für die Moral besser war, als wenn man ihnen jemanden unbekanntes vorgesetzt hätte.
    und so viel auch er in das vieltausendfache Rufen und reckte die Standarte in die Luft, während seine Kameraden die Gladii hoben.

  • Mich traf ein Vorschlaghammer vor die Stirn. Wuchtig und betäubend.
    "Was...?", flüsterte ich entsetzt. "Nein..."
    Die Worte hallten in mir nach. Ist heute von einem Ausritt nicht zurückgekehrt.... weder Anlass zu der Annahme, dass er tot ist noch können wir darauf hoffen, dass er vor Ende dieses Tages in das Lager zurückkehren wird... Was sollte das heissen?!! Der Tribun wurde Legat? Sie ersetzten meinen Onkel? Sie hatten keine Hoffnung dass er wiederkommen würde?!!
    Ich wurde kreideweiss im Gesicht und starrte fassungslos ins Leere. Man verschwand nicht einfach so, hier. Er war tot oder gefangen. Ich wusste nicht was von beiden das schlimmere war. Vollkommen schockiert presste ich die Hand vor den Mund, stand erstarrt, wie gelähmt von diesem Schlag inmitten meiner Kameraden, während die Rede des neuen Legaten über uns weg schwappte. Dann brandete der Jubel auf, und ich spürte, wie meine Augen überflossen, und mir Tränen über das Gesicht liefen. Das konnte doch nicht sein. Das konnte doch einfach nicht sein, dass mein Onkel, der starke, der unbesiegbare Legat, der Held den ich ebenso bewunderte wie dass ich mit ihm haderte - dass er einfach nicht mehr da war...

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    SODALIS FACTIO AURATA - FACTIO AURATA

    Klient - Decima Lucilla

  • Auch die Garde wohnte der Zertemonie am Feldaltar bei; Sie stand, wie es sich für die Leibwache des Princeps gehörte, direkt bei diesem. Die Milites harrten schweigend aus, und es wie üblich war nicht zu erraten was in ihren Köpfen vorging.


    Der Praetorianertribun Triarius Romanus stand ein Stüc hinter dem Kaiser, in dessen Schatten. Er verfolgte das Schauspiel ebenfalls aufmerksam, allein fand er es ein wenig verwunderlich dass die große erste Legion des Imperators es nicht fertigbrachte auf ihren Legaten aufzupassen ;)



    Decius stand mit seinen Kameraden ebenso still wie die anderen, und er empfand es als ein wirklich schlechtes Omen dass der Legat der Prima auf dem Feldzug so mir nichts dir nicht verloren ging. In ihm machte sich mehr und mehr das Gefühl breit, dass dieser Feldzug gegen die Parther alles andere als von Mars gesegnet war.

  • Für Andronicus waren das ja keine neuen Informationen und die Beförderung des Tiberius Vitamalacus zum Legatus Legionis der Prima war auch abzusehen gewesen. Es war ja doch unwarscheinlich, dass der Imperator jetzt einen Offizier aus Roma kommen ließ. Natürlich freute er sich für seinen Bruder, hatte er sie doch mehr als verdient, aber er hatte beinahe schon vergessen, dass der Vronestehende sein Verwandter war, so militärisch wie er immer mit ihm sprach.
    "Auf die Prima! Für Roma! Für unseren Imperator!"
    stimmte der Tiberier mit ein. Auch Andronicus streckte sein Langschwerter gen Himmel und seine Kameraden taten es ihm gleich, das hieß, wenn sie nicht mit ihren Langschwerten auf die sechseckigen Schilde schlugen.

  • Eigentlich waren die Tage von Lobhudelei und Auszeichnungen gute Tage, dementsprechend hatte Marcus eben Jenen angegangen. Vorschläge waren aufgeschrieben worden, Empfehlungen für Beförderungen – natürlich nur für seine Einheit, aber es gab da den ein oder anderen, der es verdient hatte, in der Legion weiter zu kommen. Die Liste hatte Marcus mit einem Boten zu dem - zu dem Zeitpunkt noch- Tribun Tiberius gesandt, sich in seine Rüstung gequält – die Verletzungen an der Schulter machten es zu einer wahren Tortur- und anschließend hatte er sich mit dem mageren Rest seiner Einheit zu dem Platz begeben, wo nun die Männer ihren wohlverdienten Lob erhalten würden. Doch das, was sie erwartete, damit hätte Marcus im Traum nicht gerechnet. Wie vom Donner gerührt vernahm Marcus die Kunde von ihrem Legaten. Verschollen? Verschwunden? Nicht aufgetaucht? Aber nicht tot, trotzdem wird er nicht zurück kehren können? Das verstand Marcus nicht. Eine steile Falte bildete sich zwischen seinen Augenbrauen. Ärger keimte in Marcus auf, denn der Platz des Legaten war kaum von dem Decimer verlassen worden, er gerade mal ein paar Stunden verschwunden und schon wurde er ersetzt? Ein derartig langjähriger und loyaler Legat? Marcus Treue zu seinem Legaten war stets unerschütterlich gewesen, er wäre ihm in das Inferno gefolgt, hätte der Mann das befohlen; in eine aussichtslose Schlacht und in das nördlichste und grauenerweckenste Land. Selbiges hätte Marcus wohl nur auf die Weisungen des Kaisers hin getan. Grimmig starrte Marcus auf den Nachfolger, der prompt den Platz von dem Decimer einnahm; Argwohn keimte in Marcus auf. Was, wenn der Tiberier dem nachgeholfen hatte? Womöglich war das Verschwinden mehr auf seiner Initiative zurück zu führen und eventuell plante er sogar noch schlimmeres; es wäre wohl nicht das erste Mal in der Geschichte, daß derartiges passierte – wobei Marcus nicht irgendeinen Präzedenzfall zitieren könnte, er hatte einfach zu wenig Ahnung davon.


    Marcus Wangenknochen mahlten aufeinander, traten unter der sonnen gebräunten Haut deutlich zu Tage und er fixierte einige Steine vor seinen Füßen, um nicht den argwöhnischen Blick nach vorne zu werfen. Seine Hand krallte sich um sein gladius, doch er riß es nicht in die Höhe, jubelte ebenso wenig, noch stimmte er in die Rufe ein. Mühsam war Marcus darum bemüht, den Ingrimm in Schach zu halten, in seinem tiefsten Inneren. Oh, wenn doch nur Hannibal hier wäre oder gar seine Mutter, die wüßten, was es zu tun galt, was für Handlungen angebracht wären! Marcus jedoch war ratlos in seiner Wut, denn er war es gewohnt, frei heraus zu sprechen, seine Gefühle nicht zu verbergen und lauter sich zu verhalten. Marcus sah auf und erblickte ihren neuen Legaten. Würde er ihm in den Tod folgen wollen? Nein! Würde er ihm bedingungslos ergeben sein? Ebenso wenig. Marcus sah zum Kaiser, die Gesichtszüge des Flaviers entspannten sich ein wenig, denn Marcus war sich sicher: Der Kaiser würde schon erkennen, sollte sich der Tiberier als die giftige Natter in der Legion erweisen, was Marcus in dem Moment vermutete, als ihnen gleichzeitig Verschwinden und Ersetzen des Legaten verkündet wurde.


    Eine flüsternde Stimme zu seiner Rechten raunte Marcus leise zu.
    'Du grollst doch nur, weil er Deine Mutter beleidigt hat!'
    Links hauchte eine dunklere Stimme- eindeutig mit einem boshaften Unterton.
    'Das ist nicht wahr! Und wenn schon! Das von damals unterstreicht doch nur die Niedertracht des Tiberiers!!'
    Die Stimme zur Rechten kicherte leise.
    ' Vielleicht, vielleicht auch nicht! Und was, wenn er doch nichts damit zu tun hat? Er hat doch auch unter dem Decimer gedient!'


    Irritiert blinzelte Marcus; herrje, was war denn das? Er sah nach rechts und nach links. Nein, kein Soldat der ihn angesprochen hatte. Sein Blick wanderte tiefer, zu dem kleinen Sack mit Kräutern; ob das wohl davon kam? Marcus schluckte und wischte mit einer fahrigen Handbewegung über seine Stirn jegliche Zweifel hin fort.

  • Auch Appius fiel in die Rufe mitein. Die Wahl war schon eine richtige. Der Mann war kompetent und sicherlich die einzig richtige Wahl für eine Beförderung im Feld. Ansonsten tangierte ihn die Wahl nicht sonderlich. Er war nur auf Zeit hier und nicht 25 Jahre wie der normale Soldat.

  • Stolz betrachtete Numerianuns Vitamalacus, er als Legatus, es war ein gutes Gefühl, und auch wenn Numerianuns seinen alten Legaten Livianus mochte so war er doch auch irgendwo froh seinen alten Freund an der Spitze der Legio I zu sehen. Er war fähig, er war duch und durch Soldat und auch er würde die Legio I zu seinen Glanztaten führen!


    "FÜR DEN IMPERATOR! FÜR ROMA! FÜR DIE LEGIO I!"
    rief er, und er hätte am liebsten Vitamalacus in höchste Ehren gehoben doch das war anlässlich des verschollenen Decimers nicht so eine gute Idee wie er befand...

    'Hannibal wusste wie man Siege erringt, aber nicht wie man damit umzugehen hat.'

  • Auch Avitus hatte der Zeremonie beigewohnt. Der Artorier stand mit durchaus gemischten Gefühlen da. Doch über sie zu reflektieren fehlte einfach die Zeit und die Kraft, es ging, nach vorne zu schauen und Avitus war zuversichtlich, dass der neue Mann an der Spitze der Prima sich seine Position nicht nur verdient hatte, sondern die Legio erfolgreich durch diesen Krieg führen würde. So stimmte auch Avitus mit in die Ruge ein, die nach der Ansprache des Tiberiers erklangen.

  • Etwas abseits des Geschehens kam trotz des helllichten Tages eine Eule herbei geflogen und ließ sich auf einem nahen Baum nieder. Scheinbar ohne Scheu beobachtete sie die Zeremonie aus starren, orange lodernden und zugleich dunkel und undurchdringlich wirkenden, großen Augen und ließ den für Eulen so typischen Ruf hören. Als die Männer den Imperator hochleben ließen flog sie auf und war im nächsten Augenblick entschwunden.

  • Nachdem der neue Kommandeur der Legio I gesprochen hat, tritt wieder der Kaiser nach vorne, um nun die geplanten Auszeichnungen vorzunehmen.


    "Soldaten und Offiziere, in der vergangenen Schlacht habt ihr alle Großes geleistet. Nun ist es an der Zeit diejenigen auszuzeichnen, die sich besonders hervor getan haben."


    Gruppenweise werden nun Soldaten nach vorne beordert, um ihre Auszeichnungen zu empfangen.


    "Es treten nach vorne Primus Pilus Artorius Avitus sowie die ihm unterstellten Soldaten Vocontius Archias, Artorius Imperiosus, Iulius Licinus, Aburius Marcellus, Poenius Decius und Epidius Iubellius."

  • Als der Kaiser die Namen der Milites der ersten Centuria rief, darunter seinen eigenen, trat Avitus einen Schritt vor. Er verharrte einen Augenblick, bis die Milites in einer Reihe vor ihm angetreten waren, auf das er ihre Anwesenheit dem Kaiser melden konnte. Archias, der neue Aquilifer der Prima, hatte sich während der Zeremonie ohnehin in der Nähe des Legatus und des Kaisers aufgehalten und näherte sich nun den aufgerufenen Milites mitsamt dem Adler, den er nun über sein eigenes Leben, seinen eigene Identität erhoben hatte. Er nahm Platz zur Rechten des Artoriers.

  • Imperiosus war ein wenig überrascht, als er seinen Namen hörte. Er sollte Ausgezeichnet werden... !


    Ein wenig stolz trat er vor und stellte sich neben seine Kameraden, die ebenfalls aufgerufen wurden. Er wartete noch kurz, bis alle standen, nun lag es am Centurio, der dem Kaiser bestätigen musste, dass sie alle Anwesend waren.

  • Als Licinus seinen Namen hörte straffte er sich noch stärker und folgte dem primus pilus in die Nähe des Kaisers. Dort nahm er seinen Platz rechts neben dem Aqulifer ein.


    Sein Herz schlug ihm bis zum Hals, noch nie war er dem Kaiser so nahe gekommen, es war eine eigenartige freudige Nervosität, die Licinus ergriff, die er jedoch mit Mühe unter Kontrolle hielt, nur einem äußerst aufmerksamen Beobachter würde auffallen, dass seine Augen irgendwie anders aussahen, als dies normal der Fall war.

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