• "Das wollen wir doch nicht hoffen, daß Du die Saturnalia nicht überlebst", lächelte Ursus und schüttelte den Kopf. Diese Frau war wirklich unglaublich. Auf was für Ideen sie kam? "Weiche also bitte solch lebensgefährlichen Keksen aus." Er zwinkerte ihr zu, beantwortete dann aber sachlich ihre Frage. "Deinem Namen nach zu urteilen bist Du sine manu verheiratet? Dann erbt Dein Ehemann gar nichts. In erster Linie erben Deine Kinder. Wenn Du keine hast, Dein Vater. Wenn der nicht mehr lebt, Deine Geschwister. Deine Neffen und Nichten erben nur, wenn Du keine Geschwister mehr hast. Nimmt der Erbe das Erbe nicht an, dann geht es an den Staat." Im Grunde war es ganz einfach. Aber manchmal waren die Fälle eben doch noch etwas verzwickter. "Wenn Du das so nicht möchtest, - dann mach ein Testament."


    Als sie davon sprach, daß die Familie immer weniger wurde, nickte Ursus ernst. Es schien im Moment allen Familien so zu gehen. Und es starben so viele junge Leute, das war wirklich erschreckend. Wieder mußte er lachen, als sie recht unverfroren nach seinem Familienstand fragte. "Nein, ich bin noch nicht verheiratet und ich habe auch noch keine Kinder. Dafür habe ich noch Zeit, denke ich. Im Moment versuche ich, meine Karriere in Gang zu bringen." Immer schön einen Schritt nach dem anderen. Wenn er auf dem Karriereweg ein bißchen weiter war, hatte er auch bei Verhandlungen um eine Ehefrau einen besseren Stand.


    "Ist es wirklich so arg? Wird so viel geschimpft wegen unwichtiger Kleinigkeiten? Es stört mich gar nicht, wenn irgendwo ein a zuwenig oder in z zuviel ist, wenn ich nur die Information bekomme. Die Information selbst sollte allerdings schon stimmen. Aber da mache ich mir bei der acta eigentlich keine Sorgen. Obwohl ihr meinen Namen und mein Amt ruhig ausdrücklich hättet erwähnen können." Er lachte, denn es störte ihn nicht so sehr. Jetzt noch nicht. Bei höheren Ämtern würde das dann schon anders aussehen. Doch bis dahin war es noch ein weiter Weg. "Ein auctor bekommt auch kein Gehalt? Wenn es Dich tröstet: Ein vigintivir ebenfalls nicht. Ich finde es sehr schade, daß Du dieser Arbeit nicht mehr nachgehen kannst. Meiner unmaßgeblichen Meinung nach hast Du diesen Posten ganz hervorragend ausgefüllt." Auch wenn er das als Außenstehender vermutlich gar nicht richtig beurteilen konnte.

  • Zitat

    Original von Manius Tiberius Durus
    "Eine ganze Menge natürlich! Besonders öffentliche Speisungen sind natürlich höchst komplex zu organisieren. Die ganzen Einkäufe, und so weiter. Und für Opfer kommt natürlich auch noch die Konsultation von Fachleuten dazu.


    Allerdings sind viele Tempelverwalter et cetera all das gewohnt, daher hält sich der Aufwand für den einzelnen im erträglichen Rahmen. Im Prinzip muss man nur noch hinterher sein, dass jeder seine Aufgabe zeitig erledigt."


    "Ja, das muss man wohl überall, wo viele Menschen zusammenarbeiten", stimmte Macer schon einmal dem letzten Punkt zu. "Da kenne ich keinen Bereich, wo das anders ist. Dass die Tempelverwalter so große Feste gewohnt sind, ist wohl auch richtig. Mir kommt es immer sehr voll und ungeordnet vor, wenn ich diese Menschenmassen sehe." Vielleicht lag es daran, dass Macer größere Menschenansammlungen häufig in geordneter Formation auf freiem Platz oder aufgereiht auf den Rängen eines Stadions oder Amphitheaters gesehen hatte und nicht als wilder Haufen in der Stadt.


    "Das ist zwar in Rom sicher keine Seltenheit, aber ich möchte da keine Ordnung rein bringen müssen und erst recht nicht dafür sorgen müssen, dass da jeder seinen Keks abbekommt. Aber vielleicht ist es wirklich nicht so schwer. Der Platz ist ja jedes Jahr gleich groß - wenn man einmal weiß, was man für die Masse machen muss, macht man es einfach im nächsten Jahr genauso."

  • Zitat

    Original von Titus Aurelius Ursus


    "Sine manu, ja." bestätigt Lucilla zwischendurch. Avarus würde also gar nichts bekommen und Meridius alles. Das schlimmste ist das natürlich nicht, Meridius würde es sicher weiter verteilen, er hat ja selbst genug. Aber so ganz passt es Lucilla doch nicht. Sie würde wohl ein Testament aufsetzen.
    "Muss man denn bei einem Testament irgendwas beachten? Oder kann ich da völlig frei entscheiden, wer was erbt?" Spätestens hier macht sich die flüchtige Bekanntschaft mit Aurelius Ursus eindeutig bezahlt. Denn ansonsten hätte sie irgendwann vielleicht irgendeinen Vigintivir in seinem stickigen Officium aufsuchen müssen und Officien geht Lucilla lieber aus dem Weg, falls sie überhaupt jemals auf die Idee gekommen wäre, ein Testament zu schreiben. So alt fühlt sie sich ja doch auch noch nicht. Eigentlich noch gar nicht alt. Was sie schließlich auch nicht ist. Allerhöchstens 29, was man ihr aber ganz sicher auch noch nicht ansieht.


    Lucilla fragt nicht nur unverfroren, sie mustert auch unverfroren. Das erste Heiratsalter hat Ursus sicher schon lange überschritten, aber eine Ehe hat wohl noch etwas Zeit. Das späte Heiraten ist zur Zeit ja eh ganz mondän - Lucilla selbst kennt sich da bestens aus. "Das mit der Karriere wird sicher noch etwas. Man muss nur die richtigen Leute kennen, die die richtigen Leute kennen. Hast du denn konkrete Pläne?" Natürlich, Consul wollen sie alle werden, aber mancher hat vielleicht tatsächlich noch Ideen, Ideale und Pläne - und diese zu kennen, kann nie schaden. Gerade jetzt, wo Lucilla langsam anfängt, sich für Karrieren zu interessieren.


    "Die Informationen stimmen in der Acta Diurna natürlich immer." lächelt Lucilla fröhlich. "Und wenn doch nicht, dann steht es in der nächsten Ausgabe. Aber das ist in meiner ganzen Zeit wirklich nur ein oder zweimal passiert. Manche Korrespondenten haben aber auch eine Sauklaue, da kann man ein A nicht von einem Z unterscheiden. Gerade bei fremdländischen Namen ist es dann nicht verwunderlich, wenn Aabrax auf einmal Zabrax heißt." Sie schaut nachdenklich in die Gegend. Wann ist Urusus in der Acta Diurna erwähnt worden? "Du meinst in der letzten Ausgabe? Die habe ich schon nicht mehr heraus gegeben. Tja, da siehst du mal, wie das Schicksal einem mitspielen kann. Hättest du mich einen Monat früher kennen gelernt, hätte ich sicher trotzdem dafür gesorgt, dass dein Name erwähnt wird." Sie zwinkert ihm frech zu und versucht damit die leichte Röte zu überspielen, die ihr wegen seines Kompliments in die Wangen steigt.

  • Ursus grübelte über ihre Frage nach. Was sollte sie bei ihrem Testament beachten? "Also... Du solltest es auf jeden Fall gut lesbar schreiben, den Vigintiviri sind auch nur Menschen." Er lächelte und zwinkerte ihr zu. "Du kannst zum Erben bestimmen, wen Du möchtest. Allerdings muß ein testamentarisch bedachter Erbe gemäß der Lex Iulia et Papia verheiratet sein, wenn er männlich und zwischen 25 und 60 Jahre alt, oder weiblich und zwischen 20 und 50 Jahre alt ist, um erbberechtigt zu sein. Die Heirat kann natürlich noch innerhalb von 100 Tagen nachgeholt werden... Ja, da wird es etwas kompliziert." Er nahm noch einen Schluck Wein und lächelte. "Du schreibst einfach auf, wie Du Dein Vermögen verteilt sehen möchtest und gibst das Testament dann zur Aufbewahrung im Vestatempel ab." Schließlich waren ja doch die meisten Personen in den genannten Altersgruppen verheiratet, so daß man sich darum nicht viele Sorgen machen mußte.


    Das Thema war so schrecklich trocken, daß er einen weiteren Schluck Wein zu sich nahm. "Ja, man muß die richtigen Leute kennen, die noch richtigere Leute kennen." Er lachte. "Ich war leider zu lange fort, so daß ich da noch Defizite habe. Doch ich hoffe, das im Laufe der Zeit ändern zu können. Zumindest gebe ich mir alle Mühe. Meine konkreten Pläne gehen zur Zeit erst einmal bis zum Senat, - danach schaue ich dann weiter. Ich möchte nach Möglichkeit jetzt erst ein Tribunat ableisten, danach entweder ein religiöses Amt oder eben ein weiteres Vigintivirat. Mir fehlt es noch an Erfahrungen. Ich möchte den nächsten Schritt nicht zu schnell versuchen, sondern mir lieber erst eine breite Grundlage schaffen und Wissen und Erfahrungen in mehreren Bereichen sammeln. Aber dann steht natürlich auch eine Quästur an. - Na, bis dahin wird noch viel Zeit vergehen. Ein Schritt nach dem anderen, sage ich immer. Der Weg ist mindestens so wichtig wie das Ziel." Sie hatte nach seinen Plänen gefragt und so mußte sie sich nicht wundern, daß er ihr seine Pläne ausführlich darlegte, so langweilig das für sie auch sein mochte. Es war nichts Geheimes daran, so hatte er keinen Grund, etwas zurückzuhalten.


    "Ja, in der letzten Ausgabe, in der die Wahlergebnisse bekannt gegeben wurden. Es ist wirklich schade, daß der Name nicht ausdrücklich erwähnt wurde. Doch ein Beinbruch ist es auch nicht. Ich hoffe, daß ich durch mein Amt etwas an Bekanntheit gewinnen werde. - Ich halte viel von der acta. Wie sollte man sonst einigermaßen zuverlässige Informationen aus dem gesamten Imperium erhalten? - Ja, hätte ich Dich nur früher kennen gelernt. Was hätte ich dadurch alles erreichen können." Er zwinkerte ihr nicht minder frech zu, denn natürlich übertrieb er ein wenig. "Ich hoffe, daß Dein weiteres Leben glücklich und doch auch niemals langweilig sein möge. - Laß uns darauf anstoßen!"

  • Lucilla nimmt sich fest vor, ihr Testament leserlich zu schreiben. Auch wenn Ursus nur ein Scherz gemacht hat - sie kenn das ja nur zu gut, sowohl von der Acta Diurna, als auch früher vom Cursus Publicus. Über die genaue Verteilung würde sie dann nochmal in Ruhe nachdenken, zwischen Keks und Wein denkt es sich über so etwas einfach nicht gut nach. Und zur Not würde sie ja wissen, wo sie nochmal nachfragen kann.


    "Ach, in Rom lernt man doch schnell die richtigen Leute kennen. Natürlich nur, wenn man die richtigen Leute kennt." grinst auch sie nochmal dazu. "Aber dich bei Feiertagsopfern blicken zu lassen, das ist schonmal ein guter Anfang. Kennst du Senator Purgitius Macer? Das ist ein echter Feiertagsgänger, den treffe ich fast jedes Mal ganz vorne. Und er ist ein sehr vielseitig interssierter Mensch und dabei in der Politik sehr moderat. Wenn jemand einen intelligenten Vorschlag macht, dann ist Senator Purgitius dabei, ganz egal, zu welchem Lager er gehört. Oder Sentor Tiberius Durus? Mit ihm habe ich noch nicht wirklich viel gesprochen, er hats politisch nicht so mit meinem Ehemann und umgekehrt. Aber wenn ich mal ein Anliegen hätte, dann würde ich ihn auch an einem Feiertag abpassen. Seit er Pontifex ist, sieht man ihn noch viel öfter, das muss schließlich so sein. Senator Flavius Gracchus ja auch, wobei ich den heute noch nicht gesehen habe. Wahrscheinlich sind die Saturnalia ihm zu ordinär." Sie kichert. Von Gracchus hat sie seit dem todlangweiligen Gespräch nach dem Opfer beim Fest der Fides publica eine festgefahrene Meinung. Todlangweilig eben, da wäre ihr für ein Gespräch fast noch Quintus Tullius lieber ... obwohl sie so weit dann wohl doch nicht gehen will.


    "Die nächste Gelegenheit sind natürlich Spiele. Entweder, man sitzt weiter hinten und lernt die Männer von Morgen kennen, oder aber irgendwer nimmt einen mit nach vorne, wo dann wieder die Senatoren herumsitzen. Die meisten haben überhaupt keine Ahnung von Spielen und sind eh nur da, um Politik zu treiben." Bei dieser Gelegenheit kann Lucilla allerdings selbst keine 'Politik treiben', denn im Gegensatz zu den Senatoren kann sie sich immer für Spiele begeistern. "Naja, und dann noch diese vielen Feste und Gastmähler, davon gibt es in Rom doch wirklich mehr als genug. Als Aurelier solltest du in dieser Hinsicht doch wirklich keine Schwierigkeiten haben. Da kannst du dich zum Senator hochfuttern." :D


    Fröhlich hebt Lucilla ihren Becher. "Aber nur, wenn wir auch auf dein weiteres glückliches und doch niemals langweiliges Leben anstoßen. Prosit!"

  • Ursus mußte grinsen. Ja, man lernte die richtigen Leute kennen, wenn man die richtigen Leute kannte, da hatte sie zweifellos recht. Diese Frau gefiel ihm außerordentlich, sie war klug und hatte einen feinen Sinn für Humor. Ihr Ehemann war wirklich um sie zu beneiden.


    "Ja, Senator Purgitius Macer kenne ich. Allerdings nur sehr flüchtig, ich bezweifle, daß ihm mein Name gleich einfallen würde, wenn er mich zu sehen bekommt. Senator Tiberius Durus ist mir da schon besser bekannt, er ist ein sehr angenehmer Gesprächspartner. Auch Senator Flavius Gracchus ist mir noch nur flüchtig bekannt. Doch wenigstens da besteht die Hoffnung, ihn bald näher kennenzulernen, da unsere Familien ja durch meinen Onkel Corvinus und Flavius Aquilius freundschaftlich miteinander verbunden sind." Daß vielleicht eine Heirat ins Haus stand, die diese beiden Familien noch enger miteinander verbinden würde, erwähnte er lieber nicht. Noch hatten sich Aquilius und Prisca nicht offiziell geäußert.


    Ursus hörte Gracchus gerne reden, gerade weil er sich so umständlich und über alle Maßen gewählt ausdrückte. Manchmal war es geradezu amüsant, ihm zuzuhören. "Zu ordinär? Nein, das glaube ich nicht unbedingt. Er wird viel für heute Abend vorzubereiten haben." Womit Ursus nun auch noch verriet, wo er heute eingeladen war.


    "So, das verrät mir natürlich, daß Du die Spiele gerne besuchst. Ich spreche also mit einem ausgesprochen blutrünstigen Wesen." Er grinste frech und seine Augen funkelten übermütig dabei. Zwar waren die Wagenrennen für ihn das größte, doch auch die Spiele fand er durchaus spannend. Nur mochte er es nicht, wenn ein Kämpfer mit deutlich unterlegenen Waffen antreten mußte und somit dem Tod allzu offensichtlich ausgeliefert war.


    "Zum Senator hochfuttern ist eine Alternative, sagst Du? Hm. Hat nur den Nachteil, daß man damit dick und rund wird." Er lachte und stieß mit ihr an. "Also darauf, daß wir beide ein glückliches und interessantes Leben haben mögen."

  • Senator Tiberius Durus als angenehmen Gesprächspartner zu sehen, hat Lucilla noch nie versucht. Vielleicht sollte sie doch bald mal mit ihm sprechen, immerhin kann es nicht schaden, eine Bekanntschaft aufzubauen, die über die politische Feindschaft mit Avarus hinaus geht. Männer haben für soetwas ja keinen Sinn. Wenn sie erstmal ihre Meinungsquadriga festgefahren haben, dann spornen sie die Pferde immer weiter an, bis diese sich die Köpfe an der Mauer platt gedrückt haben.
    "Senator Flavius kennen zu lernen lohnt sich trotzdem nicht, er redet nicht viel." Natürlich würde Lucilla nie im Leben auf die Idee kommen, dass das vielleicht an ihrer Person gelegen haben könnte.


    Endlich rückt Ursus auch mit seiner Verwandtschaftsbeziehung zu Corvinus raus. Onkel - wobei er Lucilla nicht viel jünger scheint. Vermutlich ist das so eine Onkel-Neffe-Verbindung wie bei ihr und Maximian, der ja auch kaum jünger ist als sie. Gleich im Nachgang erfährt sie dann auch beiläufig, wo Ursus den Abend verbringen würde. Aurelier bei den Flaviern am Saturnalienabend - na wenn das mal nicht über freundschaftliche Verbindungen hinaus geht.


    "Blutrünstig? Weil ich die Spiele liebe?" Sie schaut gespielt verärgert. "Aber bitte, ich besuche ständig die Festtagsopfer - wenn überhaupt, dann kennzeichnet mich das als blutrünstig. So viel Blut wie aus einem Ochsen oder einer Kuh fließt, das fließt bei manchen Spielen nicht. Überhaupt gab es in letzter Zeit kaum gute Spiele oder Wagenrennen."


    Sie zuckt mit den Schultern, trinkt nach dem Anstoßen einen Schluck und grinst hintergründig. "Wird man als Senator nicht sowieso dick und rund? Da kann man es ja ruhig auch schon vorher angehen."

  • An ihrem zufriedenen Gesichtsausdruck erkannte Ursus, wie sehr sie es genoß, all die kleinen Hinweise aus seinen Worten zu einem Bild zusammenzusetzen. Er grinste innerlich. Diese Frau würde sicher niemals aufhören, Informationen zu sammeln. Ein großer Verlust für die acta, ohne Frage. Auf charmante Weise zog sie einem all das aus der Nase, was sie gerne wissen wollte. Und man fühlte sich dabei nicht einmal unwohl.


    "Jaja, blutrünstig", nickte Ursus ein wenig übertrieben. "Und da haben wir den nächsten Hinweis darauf: Du schaust gerne bei Opferungen zu. Ja, so etwas von blutrünstig aber auch." Er lachte, denn er meinte das natürlich ganz und gar nicht ernst. "Aber ich gestehe: Ich besuche auch gerne die Spiele. Obwohl ich Wagenrennen deutlich bevorzuge. Und ja, es wird Zeit, daß es wieder ein anständiges Rennen gibt. Möglichst bevor ich fort muß." Er seufzte. Rom verlassen zu müssen war der große Nachteil an einem Tribunat. "Aber Spiele müssen nicht unbedingt blutig sein. Ich ziehe einen spannenden Kampf einer blutigen Schlachterei allemal vor." Ja, sie hatte recht. Gute Spiele waren selten geworden. Schade eigentlich. Doch bald waren ja wieder Wahlen, da gab es vorher vielleicht die eine oder andere Attraktion.


    Er trank nach dem Anstoßen ebenfalls von seinem Wein. Dann ging er auf ihre kleine, böse Bemerkung ein. "Und Du sagst, als Senator wird man zwangsläufig ein Dickbauch?" Er tat aufs höchste entsetzt. "Ich fürchte, dann werde ich mir doch einen anderen Karriereweg suchen müssen!" Er strich dabei über seinen Bauch, der alles andere als dick und rund war, was ihn ja auch nicht wenig Schweiß kostete. "Ach, welch ein furchtbares Schicksal steht mir da bevor!" Auch wenn sein Gesichtsausdruck Entsetzen zeigte, war doch der Schalk in seinen Augen nicht zu übersehen.

  • "Gehörst du einer Factio an?" fragt Lucilla sogleich. "Ich war früher einmal in der Aurata, wegen der Familie. Aber in den Bann gezogen hat es mich nie. Natürlich schaue auch ich mir gerne Wagenrennen an, aber mehr so allgemein. Höchstens noch wegen einem speziellen Fahrer." Sie grinst breit. Erst dann fällt ihr ein, dass Avarus ja in der Veneta ist. Als gute Ehefrau muss sie also demnächst für diese applaudieren. Aber so eng wird das vermutlich auch nicht gesehen, immerhin sitzt Avarus zwischen den Senatoren und nicht im Veneta Fanblock.


    "Mit der Spannung hast du natürlich recht. Die ist meist bei Wagenrennen auch größer. Da die einzelnen Gespanne meist nicht unglaublich weit auseinander kommen, weiß man bis zuletzt nicht, wer gewinnen wird. Zum Wetten ist das natürlich wundervoll, gerade wenn mehrere Personen beteiligt sind. Dann muss man sich auch nicht auf zwei Parteien aufteilen. Umso mehr kann man gewinnen." Wieder grinst sie. " Nicht, dass es aufs Gewinnen ankommt, aber es macht das Wetten doch spannender."


    Lucilla nickt gespielt weise. "Oh ja, welche fürchterliches Schicksal! Was meinst du, wie furchtbar das erst für die Frauen Roms ist?" Sie kichert verhalten. "Aber was meinst du damit, bevor du fort musst? Ich denke, du willst durch den Cursus Honorum? Da kann man doch nicht einfach fort aus Rom!"

  • "Nun, auch ich bin in der Aurata", schmunzelte Ursus. Sie war tatsächlich in der Aurata gewesen? Aber gut, wenn man ihre vielfältigen Aktivitäten und Interessen bedachte, war es vielleicht gar nicht mal erstaunlich. "Und es hat Dich nicht in den Bann gezogen? Also, ich finde es ausgesprochen packend. So, Du schaust die Wagenrennen also eigentlich nur wegen eines speziellen Fahrers an? Welcher Fahrer besitzt denn zur Zeit Deine besondere Aufmerksamkeit?" Auch das hätte er sich eigentlich denken können. Waren nicht die meisten Frauen bei den Wagenrennen, um bestimmte Fahrer zu bewundern und zu umjubeln? Er selbst bewunderte vor allem das Können und die mehr oder weniger geschickten Manöver der Fahrer. Und natürlich die herrlichen Pferde!


    "Ja, Wetten sind natürlich auch wichtig. Was wäre ein Rennen ohne die Wetten? Durch sie wird die Stimmung doch erst richtig angeheizt. So, dann bist Du also nicht nur blutrünstig, sondern auch noch dem Wettfieber verfallen." Er lachte. Das Gespräch machte ihm wirklich Spaß. Wieviele Frauen gab es wohl, die solch doch eher ungewöhnliche Leidenschaften so unverblümt zugeben würden? Und bei Lucilla schien es nicht mal unangemessen zu sein, es paßte irgendwie zu ihr. Wobei heute natürlich sowieso fast alles erlaubt war.


    "Dann werde ich mir wohl doch eine Braut suchen müssen, bevor dieses entsetzliche Schicksal mich trifft und ich ein Dickbauch werde. Sonst nimmt mich am Ende gar keine mehr. Die Frauen Roms sind wahrhaftig nicht zu beneiden. Haben sie einen einflußreichen Mann geangelt, wird er unweigerlich dick werden, haben sie einen gleichbleibend gutaussehenden, so müssen sie damit leben, daß er niemals Einfluß gewinnt", spann er das Szenario noch ein wenig aus. "Was kann man nur tun, um diesem Fluch zu entkommen?"


    Auf ihre letzte Frage hin wurde er schon wieder ernster. "Ich fürchte, es gibt nur wenige Möglichkeiten, seinen Militärdienst in Rom abzuleisten. Daher rechne ich damit, fort zu müssen. Falls es dem Kaiser gefällt, mich als Tribun einzusetzen."

  • Aurelier - Aurata, das hätte Lucilla sich ja fast denken können. Immerhin ist das auch so eine Traditionsgeschichte, wie bei den Decima. Ob man in der Aurelia wohl auch enterbt wird, wenn man zur Praesina geht? Lucilla hat das eine Zeit lang tatsächlich mal überlegt zu tun, oder zur Veneta oder Albata, ganz egal, nur, um die Reaktion zu testen. Aber irgendwie war sie dann doch schon zu alt für solche rebellischen Selbstversuche (was nur heißt, dass sie zu dieser Zeit schon über 16 war, weshalb durchaus nichts dagegen spricht, dass sie derzeit immer noch jugendliche 29 ist).
    "Lupus ist toll, von der Praesina. Er hat einen wahnsinns Peitschenschlag. Er holt dann so aus und ..." Lucilla lehnt sich in eine Bewegung, zögert dann aber. "Ähm, also ... das sieht eben sehr elegant aus." Schnell weiter im Text. "Hermes von der Veneta ist auch ein ... ähm ... sehr toller Wagenlenker. Aus ihm wird sicher nochmal einer der Favoriten. Und Brinno von den Roten. Wen ich gar nicht mag, das ist Marsyas, der ist so grob. Die Fahrer von der Aurata sieht man gar nicht mehr so oft. Wieso eigentlich, haben sie so abgebaut?"


    Lucilla seufzt theatralisch und zuckt schicksalsergeben mit den Schultern. "Blutrünstige und wettsüchtige Frauen - mein lieber Ursus, es tut mir Leid, deine Illusionen von der Perle der Welt zerstören zu müssen, aber du bist nuneinmal in Rom." Sie grinst frech. "Na gut, ich muss zugeben, bei den Spielen war ich auch früher schon immer gerne, bevor ich nach Rom gekommen bin." Obwohl sie da noch viel zu klein war, aber für eine schmale Gestalt gibt es immer Wege, sich zwischen die Zuschauer zu schmuggeln. Die richtige Begeisterung - und vor allem die schamlose, lautstarke Begeisterung - die hat Lucilla allerdings erst von ihrer Großtante Drusilla gelernt - wie so vieles andere.


    Sie lässt ganz offensichtlich ihren Blick ein mal von Oben bis Unten an Ursus entlang gleiten. Er sieht tatsächlich so aus, als würde er jeden Tag seinen Körper in Form halten. Verwunderlich ist das nicht, immerhin ist er erst Vigintivir und noch etwas vom Senat entfernt. "Du könntest etwas ganz neues wagen, etwas, was noch nie zuvor dagewesen ist, etwas fulminant extraordinäres, mit dem du in die Geschichtsbücher eingehen wirst: Werde der erste Senator, der beweist, dass ein Senatssitz nicht automatisch den Bauchumfang anschwellen lässt." Lucilla grinst breit. Natürlich sind das nur Vorurteile. Avarus ist gar nicht dick. Er hat höchstens ein bisschen Bauchansatz. Lucillas Bruder Meridius ist auch nicht dick, obwohl sein Bauchumfang auch schon schmalere Tage gesehen hat. Aber Hungi zum Beispiel ist der Vorzeige-Athlet in Person. Und Macer ist sogar recht mager, was Lucilla insgheim darauf schiebt, dass er keine Frau hat, die dafür sorgt, dass er sich einen gescheiten Kochsklaven zulegt.


    "Aber du gehörst doch zum patrizischen Zweig der Aurelier?" Es ist mehr eine Feststellung als eine Frage, denn wenn Corvinus sein Onkel ist, dann besteht kein Zweifel daran. "Ich dachte immer, Patrizier sind vom Militärtribunat befreit?"

  • Schmunzelnd beobachtete Ursus, wie Lucilla versuchte, die Bewegungen des Wagenlenkers nachzuahmen. Er wich ein wenig zurück, weil der Wein in ihrem Becher gefährlich schwappte, doch zum Glück hatte sie schon genug daraus getrunken, so daß die Flüssigkeit sich dann doch entschloß, in dem Gefäß zu bleiben. Doch leider vollführte sie das Kunststück nicht vollständig. Wirklich schade, denn es bagann gerade, interessant zu werden.


    Als sie von den Fahrern berichtete, vertiefte sich sein Schmunzeln noch. Er konnte es nicht genau wissen, da noch keine Wagenrennen stattgefunden hatten, seit er wieder hier war, doch er konnte sich schon denken, daß die genannten Fahrer allesamt ansehnliche Burschen waren, die nicht nur durch ihr Können die Aufmerksamkeit der Damenwelt auf sich zogen.


    "Ja, die Aurata hat es im Moment nicht leicht. Aber... es wird schon besser werden." Der Wille war ja zumindest da. Doch Ursus versuchte doch lieber von dem Thema abzulenken, da er nicht viel dazu sagen konnte. Und er würde es auch nicht wollen, wenn er schon wüßte, was für Maßnahmen ergriffen werden sollten. Das war nichts, was man weitertratschte.


    "Frauen sind also blutrünstig und wettsüchtig?" Er faßte sich theatralisch ans Herz und hob den Blick zum Himmel. "Du versetzt mir den Todesstoß! Sollte es wahr sein, daß nicht alle Frauen reine und sanfte Wesen von großer Schönheit sind, allein dazu geschaffen, den Mann zu verwöhnen und die Kinder großzuziehen, zu spinnen und zu sticken und ewig zu lächeln?" Er versuchte auszusehen, als würde er an dieser Nachricht zerbrechen, doch das hielt er nicht durch, da er doch das Lachen nicht verkneifen konnte.


    Er lachte noch immer, als Lucilla ihn aufforderte, in die Geschichte einzugehen als erster Senator ohne dicken Bauch. Natürlich wußte er, daß dies durchaus keine Premiere wäre, denn er kannte ja einige Senatoren, die wahrhaftig nicht dick waren. Doch auch auf diesen Spaß stieg er ein. "Du bist doch wettsüchtig, hast Du gesagt? Was hältst Du von einer Wette? Wenn ich eines Tages zum Senator ernannt werden sollte und dann einen dicken Bauch habe, dann... hm... mal sehen... was muß ich denn dann tun? Und was mußt Du tun, wenn ich keinen dicken Bauch habe? Außerdem brauchen wir eine unabhängige Person, die feststellt, ob mein Bauch ein dicker Bauch ist oder nicht." Er lachte. Es war eine dumme Kinderei, wie man sie auch wirklich nur an den Saturnalien ausheckte. Vielleicht hatte er heute doch schon etwas viel Wein genossen. "Was schlägst Du vor?"


    Es war natürlich auch nicht ungefährlich, ihr sozusagen die Wahl der Waffen zu überlassen, doch auf der anderen Seite war er sehr gespannt, was sie vorschlagen würde.


    "Ja, ich bin Patrizier und ich bin nicht zum Militärdienst verpflichtet. Trotzdem möchte ich auf die meiner Meinung nach sehr wichtige Erfahrung nicht verzichten. Sollte ein Senator nicht ein möglichst breites Wissen und einen möglichst vielfältigen Erfahrungsschatz haben? Ach, so ein schrecklich ernstes Thema, noch dazu heute. Hast Du noch genug Wein?" Sein eigener Becher war fast schon leer.

  • Lucilla lacht laut auf, sie amüsiert sich wirklich prächtig. Sobald sie denkt, Ursus mit ihren Neckereien bis in die letzte Instanz ausgespielt zu haben, setzt er noch eine drauf. "Frauen sind natürlich genau so, wie du sie beschreibst. Wie auch die Männer heroische Helden mit Adonis-förmigen Körpern sind, allein dazu geschaffen, die Frau auf Händen zu tragen, ihrer Arbeit nachzugehen ohne ein Wort des Murrens, all ihre Feinde aus dem Weg zu räumen und am Abend triumphierend und siegreich nach Hause zurück zu kehren und dabei nicht vergessen haben, ihrer Frau ein kleines Geschenk mitzubringen."
    Sie rückt sich in Pose und hebt herausfordernd die Nase - was natürlich nicht viel hilft, sie bleibt trotzdem klein. "Außerdem treffen bis auf das 'sanfte Wesen' all deine Punkte auf mich zu. Und dieser kleine Fehler an meiner Weiblichkeit macht mich doch erst interessant, findest du nicht?" Nun muss sie sich doch bald mühsam das alberne Kichern verkneifen.


    Der Wein tut sein Übriges, bis sie ernst nickt. "Eine Wette ist sehr gut. Lass mich überlegen." Sie schaut angestrengt in den Becher und trinkt dann den letzten Schluck Wein aus. "Ja, ich sehe es genau vor mir. Wenn du in den Senat einziehen solltest, ohne einen dicken Bauch zu haben, dann werde ich ein Fest geben. In meinem Haus, mit allem was Rang und Namen hat und mit dir als Ehrengast. Ich werde dir dann all die wichtigen Menschen vorstellen, die du bis dahin noch nicht kennst. Solltest du aber einen deutlich sichtbaren Bauch vor dir durch die Tür der Curia Iulia tragen, dann wirst du ein Fest geben, mit all deinen Patrizierfreunden und ich werde der Ehrengast sein."
    Am besten würde sie Ursus vorher schon auf irgendwelche Feste laden, bei denen viel gegessen wird. Andererseits wäre das unfairer Einfluss und soetwas hat Lucilla wirklich nicht nötig. Obwohl sie durchaus fürchtet, die Wette verlieren zu können, denn im Tribunat würde Ursus kaum zunehmen und hinterher hätte er nur noch eine Amtszeit, um aufzuholen.


    "Als Richter brauchen wir eine sehr neutrale Person. Kein Aurelier, kein Decimer, kein Germanicer. Vielleicht Senator Macer? Persönlich hatte ich nie so viel mit ihm zu tun und er ist die Neutralität durch und durch." Außerdem ist er unglaublich dünn und würde vielleicht auch einen kleinen Bauchansatz schon als dick bezeichnen. "Am besten sollte man ihn dann heute fragen, andernfalls habe ich die Befürchtung, er könnte ablehnen." Wieder kichert Lucilla. Jeder Mensch bei klarem Verstand würde soetwas vermutlich direkt ablehnen. "Wenn du darauf bestehst kannst du natürlich noch einen zweiten Richter benennen, falls du noch jemanden in Rom kennst, der neutral und integer ist." Was ja an sich schon fast an ein Paradoxon grenzt.


    Lucilla blickt in ihren Becher und zeigt Ursus die Leere darin. "Er ist tatsächlich leer. Irgendwer muss daraus getrunken haben als ich nicht hingeschaut habe." :]

  • Auch Ursus lachte fröhlich, als sie die Geschichte um die Vorstellung von Männern und Frauen weiterspann. Herzkommen hatte sich ganz ohne Frage gelohnt. "Aber ja, genau so sind wir Männer!", behauptete er einfach heftig nickend. "Genau wie meine Beschreibung auf Dich paßte, paßt Deine doch geradezu perfekt auf mich. - Oder möchtest Du etwa behaupten, daß irgendein Teil Deiner Beschreibung nicht auf mich zutreffen würde? Hm?" Er stellte sich ebenfalls ein wenig in Pose, Bauch rein, Brust raus mit stolz erhobenem Kopf und aufforderndem Blick. Seine Stimme klang ein wenig theatralisch."Ist es nicht der Sinn des Lebens für einen Mann, eine Frau auf Händen zu tragen, alle ihre Feinde aus dem Weg zu räumen und am Abend triumphierend und siegreich nach Hause zurück zu kehren, mit netten kleinen Geschenken... zum Beispiel den Köpfen besagter Feinde? Um sich dann zusammen mit der geliebten Frau daran zu machen, den Fortbestand der Familie zu sichern...." Nun mußte er doch wieder lachen und verdarb damit ganz seine wunderbare Pose. "Aber Du hast recht. Auch wenn ich noch nicht beurteilen kann, ob es Dir wirklich an Sanftheit fehlt, so kann ich doch auf jeden Fall bestätigen, daß Du sehr interessant bist."


    Auf die Wette ging sie ebenfalls ein. Eine Frau, die sich wirklich nichts entgehen ließ, wie Ursus mit Freude feststellte. "Eine Feier also. In Ordnung, das klingt doch ganz ausgezeichnet. Darf ich nur Patrizier einladen oder sind auch ein paar Plebejer genehm? Nur für den Fall, daß ich verlieren sollte." Er grinste breit. Immerhin gab es auch eine ganze Menge einflußreicher Personen in Rom, die durchaus nicht dem Adel angehörten.


    "Senator Purgitius Macer? Ich kenne ihn wie schon erwähnt nur flüchtig und ich bin mir nicht sicher, ob er sich auf so etwas einläßt", auf so eine Kinderei, "aber wenn Du ihn davon überzeugen kannst, warum nicht? Also noch einen zweiten Richter, ja? Hm, gar nicht so leicht. Ich schlage Flavius Aquilius vor. Mit ihm verstehe ich mich recht gut, doch lügen würde er gewiß nicht, auch nicht für mich. Er ist ein Marspriester und wer einen Körper wie er besitzt, der weiß, was ein dicker Bauch ist und was nicht. - Was meinst Du? Würdest Du ihn akzeptieren? Ich könnte ihn heute Abend noch fragen."


    Wenige Augenblicke später war auch sein Becher vollständig leer. "Wer immer das war, hat auch bei mir zugeschlagen, scheint mir. Frech sowas! Möchtest Du noch Wein? Dann kämpfe ich mich noch einmal zu den Quellen des kostbaren Nasses vor. Und räume alle Feinde der Dame aus dem Weg, die mich begleitet." Er reckte stolz das Kinn vor und ballte die Faust in einer gespielt kriegerischen Geste.

  • Abschätzig, als geht es um ein besonders teures Paar Schuhe, betrachtet Lucilla Ursus, wiegt den Kopf wägend hin und her und verzieht das Gesicht zu einer nicht ganz überzeugten Miene. "Na, ich weiß nicht. Du hast doch gar keine Frau, der du am Abend etwas mitbringen könntest? Oder doch?" Das wäre nun natürlich sehr interessant zu erfahren. Trotzdem zuckt sie scheinbar ganz uninteressiert mit den Schultern. "Den Rest könnte ich dir schon zutrauen." gibt sie lachend zu.


    "Ein paar Plebejer darfst du auch einladen. Als Gewinnerin dieser Wette kann ich ja großzügig sein." Wieder grinst sie. "Flavius Aquilius ... ja, meinetwegen." Zu diesem Zeitpunkt kennt Lucilla den Flavier noch nicht, nur vom Hörensagen und den Wahlen natürlich. "Auch wenn er anscheinend ein Freund von dir ist, aber einem Priester will ich mal trauen." In ihrer Naivität glaubt Lucilla daran, dass diese immer ehrlich sein müssen. Zumindest will sie daran glauben.


    Auffordernd hält Lucilla Ursus ihren Becher hin. "Einen nehme ich hoch. Wie könnte ich auch dem Angebot eines solchen Herkules widerstehen?" Ein breites Grinsen quer übers Gesicht verhindert, dass Lucillas Miene zu unglaubwürdig wird.

  • Ursus straffte unter ihrem abschätzigen Blick nochmals seine Haltung und bemühte sich um einen besonders stolzen Gesichtsausdruck. Angesichts ihrer Zweifel tat er dann aufs höchste empört. "Nur weil ich noch unverheiratet bin, heißt das ja nicht, dass ich sie nicht abendlich mit kleinen Geschenken verwöhnen würde, wenn ich denn eine hätte. Jawohl, der gute Wille ist es doch, der zählt. Und außerdem… zweifelst Du ja nur daran, um mich weiter aushorchen zu können und zu erfahren, dass ich noch keine Frau habe." Er lachte und zwinkerte ihr amüsiert zu. Denn gerade diese betont uninteressierte Haltung hatte sie verraten. Eine Frau wie Lucilla konnte an solch einer Frage nicht uninteressiert sein. Eigentlich konnte keine Frau an solch einer Frage uninteressiert sein, was bei einer außergewöhnlich wissbegierigen Person wie Lucilla dann ja dann doppelt wog.


    "Flavius Aquilius und ich sind bekannt miteinander. Ich persönlich würde mich gerne als seinen Freund betrachten. Ob er das auch bereits tut, weiß ich nicht. Wir kennen uns noch nicht sehr lange. Er hat durchaus einen Sinn für schöne Frauen, glaube also nicht, dass er eine solche belügen würde, um mir einen Gefallen zu tun." Außerdem machte Aquilius ohnehin nicht den Eindruck eines ausgemachten Lügners auf Ursus.


    Herkules? Er schmunzelte, fühlte sich aber zugegebenermaßen doch ein wenig geschmeichelt. Mit einer eleganten, leicht übertriebenen Verbeugung nahm Ursus den leeren Becher entgegen. "Ein Herkules, Göttersohn und unbesiegbarer Held, mag ich vielleicht nicht unbedingt sein. Doch für eine schöne, edle Dame wie Du es bist, werde ich mich mit Freuden in den aussichtslos scheinenden Kampf werfen und den kostbaren Schatz, nach dem es sie gelüstet, erstreiten." Der theatralische Ton unterstrich die Geste der Verbeugung noch ein wenig und von den Umstehenden ernteten die beiden schon einige amüsierte Blicke.


    Ursus störte sich nicht daran, sondern machte sich auf den Weg, die Becher nochmals auffüllen zu lassen. Da es inzwischen nicht mehr ganz so voll an dem Stand war wie direkt nach der Zeremonie, gelang ihm dies sogar in relativ kurzer Zeit. Und so konnte er binnen kurzem Lucilla ihren Becher gut mit Wein gefüllt überreichen. "Und nun lass uns noch einmal anstoßen. Auf unsere Wette!"

  • Lucilla winkt schelmisch grinsend ab. "Würde, hätte, ... natürlich zählt der Wille, aber Durchhaltevermögen zeigt sich erst wenn es hart auf hart kommt." Jetzt ist es Lucilla, die ihre Hände in die Seiten stemmt. "Ich und aushorchen? Aber bitte, das schließt sich doch gegenseitig aus!" Natürlich weicht das Grinsen nicht von Lucillas Gesicht.


    Das versteckte Kompliment bezüglich der schönen Frau quittiert Lucilla augenblicklich mit der Rötung ihrer Wangen. Leider kann sie zu Flavius Aquilius nicht sonderlich viel sagen, so dass ihr keine schlagfertige Erwiderung einfällt, um diesen Umstand zu überdecken. "Gut, also dann auch noch Flavius Aquilius."


    Die dramatische Darbietung bringt Lucilla schließlich wieder zum kichern. Natürlich ist das albern, aber Ursus ist es schließlich auch. "Wie die schöne Penelope werde ich warten, o listiger Odysseus, während du deine Irrfahrt bestreitest ... äh ... deinen Irrgang meine ich natürlich." schickt sie ihm noch mit auf den Weg und wartet, bis er kurze Zeit später mit einem gefüllten Becher Wein zurück ist. Sie nimmt ihn und hebt ihn Ursus entgegen. "Auf unsere Wette und das rauschende Fest welches ihr folgen wird."

  • Ihr breites Grinsen sagte mehr als alle Worte und Ursus lachte amüsiert, ließ dieses Thema damit aber fallen. Es war wirklich ein Glücksfall gewesen, gerade Decima Lucilla hier zu treffen. Er hatte schon lange nicht mehr so viel Spaß gehabt.


    An der Rötung ihrer Wangen konnte Ursus gut erkennen, daß sein Kompliment angekommen war. Und da sie gar nicht mehr viel darauf erwiderte, außer daß sie Aquilius als Richter akzeptierte, fühlte er nicht wenig Stolz in sich, denn er hätte gedacht, daß es nichts gab, auf das eine Frau wie Lucilla keine schlagfertige Erwiderung einfiel. Doch schien er sie tatsächlich ein wenig in Verlegenheit gebracht zu haben. Und sie sah wirklich bezaubernd aus, wenn sie verlegen war.


    Ihre gemeinsame Albernheit fand Ursus keineswegs verwerflich, sondern er genoß es geradezu. Wann, wenn nicht an diesen Tagen, durfte man schon so albern sein ohne sich in Grund und Boden zu blamieren?


    Sie stießen mit ihren Bechern an und Ursus trank einen ordentlichen Schluck. "Nach diesem Becher werde ich Dich leider verlassen müssen, meine edle Dame, so schwer mit dies auch fällt. Doch ich freue mich jetzt schon auf unsere nächste Begegnung."

  • "Ach, das ist aber schade." Lucilla findet das tatsächlich schade. Denn das Gespräch mit Aurelius Ursus war wirklich sehr angenehm. Aber sicherlich würden sich noch andere Saturnalienfeiernde finden, mit denen die Zeit bis zur abendlichen Feier gut zu überbrücken wäre. Wer an den Saturnalia Trübsal bläst, dem ist wirklich nicht mehr zu helfen.


    "Aber ich möchte dich natürlich nicht aufhalten. Ich weiß ja selbst, wie lange man braucht, um sich herzurichten wenn die Sklaven frei haben." Sie grinst hintergründig, so dass nicht ganz klar ist, ob sie sich über Ursus lustig macht, weil Männer sich doch eh nie so lange herrichten wie Frauen, oder aber ob sie an ihre eigene Herrichtung denkt, die ohne Ambrosius immer ein bisschen im Chaos endet.


    "Ich danke dir auf jeden Fall für den netten Saturnaliabeginn und wünsche dir viel Spaß über die Feiertage. Und morgen früh einen nicht ganz so dicken Kopf." Hätte er sicherlich eh nicht. Trotz allem kann sich Lucilla nicht vorstellen, dass bei Patriziers zuhause so wild gefeiert wird.

  • "Ja, das ist wahrhaftig schade. Hätte ich geahnt, was für reizende Gesellschaft ich hier finde, hätte ich mich vielleicht nicht auf pünktliches Erscheinen festgelegt." Heute hatte sich wieder einmal erwiesen, daß zwangloses, zufälliges Kennenlernen, die nettesten Bekanntschaften hervorbrachte.


    "Zum Glück hat man es als Mann da doch wesentlich leichter. Gerade heute, wo nicht einmal eine Toga vonnöten ist. Nur die Rasur wird eine Katastrophe werden." Er lachte. Vermutlich würde er auf eine frische Rasur verzichten. Caelyn hatte ihn ja gestern erst rasiert und bevor er sich selbst verschandelte oder an einen drittklassigen Barbier geriet...


    "Ich danke Dir ebenfalls für den unerwartet netten Saturnalienbeginn. Dir auch schöne Feiertage. Und ich habe gehört, Oliven und in Öl eingelegter Fisch sollen helfen, daß man mehr Wein verträgt und auch nicht so einen dicken Kopf bekommt. Ich werde das selbst heute gleich mal ausprobieren." Vielleicht funktionierte es ja sogar.


    "Und ich hoffe, wir treffen uns bald mal wieder, Lucilla." Diese Unterhaltung hatte so viel Spaß gemacht wie schon lange keine mehr. Zu beneiden der Ehemann, der diese ungewöhnliche Frau an seiner Seite wußte.

Jetzt mitmachen!

Du hast noch kein Benutzerkonto auf unserer Seite? Registriere dich kostenlos und nimm an unserer Community teil!