atrium | Die Saturnalienfeier der Flavier

  • Einen kurzen Moment hatte es den Anschein, meine Traurigkeit wäre geschwunden, als er davon erzählte, ih hätte ihn an jenem Abend verwechselt.


    Ich habe dich verwechselt? Mit wem? Oh nein, doch nicht mit...


    Severus! Die beiden waren die weinzigen Männer auf dem Fest. Ich mußte ihn wohl mit severus verwechselt haben! doch er sah ihm doch gar nicht ähnlich! Das ganze wurde immer peinlicher!


    Ist sonst noch etwas peinliches passiert?fragte ich sicherheitshalber.


    Doch meine Traurigkeit hatte mir nur einen kurzen Aufschub gewährt.
    Er hat sich so um dich gesorgt und dich auf seinen Armen heimgetragen. Allein die Art, wie er dies sagte, rührte mich zu Tränen.
    Nein, er hat sich von mit losgesagt! schluchzte ich leise.
    Nein, meine Traurigkeit konnte ich nicht einfach hinunterschlucken. Es schmerzte zu sehr!
    Eigentlich wollte ich keinen Wein, denn ich mochte ihn nicht, doch jetzt war mir danach und so bejate ich seine Frage.


    Ja, bitte. Ich glaube, den kann ich gebrauchen!


    Dann folgte ich ihm, als er sich einen weg zu Tilla bahnte.

  • Das Überangebot an interessanten Frauen war mir schon fast ein bisschen zuviel, vor allem kannte ich die meisten nicht. An jedem anderen Tag hätte ich mich wohl voller Elan in die Menge gestürzt, und es ausgekostet, neue Bekanntschaften machen zu können, aber mir war seltsamerweise nicht danach. Seit jener Nacht mit meinem Geliebten war mir die Lust auf Zerstreuung weit weniger dringend emporgestiegen als sonst - daran änderte auch nicht, dass mir Gracchus als Geschenk ausgerechnet eine Stierstatuette in die Hände gegeben hatte.
    "Äh danke," murmelte ich überrascht und sah das mächtige, in Ton modellierte Tier verdutzt an. War das jetzt irgendwie Absicht gewesen? Eine Anspielung? Aber Gracchus war der Letzte, dem ich öffentliche Anspielungen auf unsere ganz private Leidenschaft zugetraut hätte, und so schrieb ich dies dem Zufall zu, hielt ihn auch nicht auf, als er weiterzog, um andere Gäste zu beglücken. "Na, das ist ja mal passend für einen Marspriester," sagte ich eher gelassen und spielte kurz etwas mit der Tonfigur.


    "Bona Saturnalia, Lucanus!" wünschte ich meinem Großneffen, als er an uns vorbeizog, durch die stattliche Menschenmenge, und blickte ihm kurz nach, bevor Corvinus durch sein Geschenk meine Aufmerksamkeit zu fesseln wusste. Ich mochte Geschenke - wer mochte denn keine? - und dieser kurze Moment der Ungewissheit, bis man alles ausgewickelt oder geöffnet hatte, war eigentlich das Beste daran. Ausser, das Geschenk übertraf alle Erwartungen und das tat die Schreibfeder auf jeden Fall. "Du willst mich also anmeine ganze Schreibarbeit erinnern, was?" neckte ich Corvinus grinsend und nickte ihm dankend zu. "Wenn es Dir nichts ausmacht, werde ich Dir Dein Geschenk etwas später geben, die Gäste begrüße ich nicht gern wie ein Packesel ... vielen Dank für Dein Geschenk, ich werde es auf jeden Fall in Ehren halten und schätzungsweise sehr sehr oft benutzen müssen."


    Auch das Geschenk des Ursus nahm ich mit einem erfreuten Lächeln entgegen. Die schiffsgeformte Kerze gefiel mir sehr gut und ich würde sie wohl auf meinem Schreibtisch plazieren, um bei ihrem Anblick immer mal wieder zu träumen. "Das ist genau das richtige für Männer, so eine Kerze - ich will nicht wissen, was man alles können muss, um so eine Form hinzubekommen, es sieht sehr filigran aus," lobte ich die Idee und überlegte kurz, was ich mit meinen Gaben tun sollte - aber wofür gab es die angemieteten Bediensteten? Einen von ihnen schickte ich mit den Dingen, die ich erhalten hatte, in mein Arbeitszimmer, damit ich sie nicht aus Versehen verlieren würde. "Felix ist noch in Baiae, ja, aber es ist eher eine Frage von verwalterischen Pflichten denn der Gesundheit, dass er derzeit leider absent ist. Aber ich bin mir sicher, er wird uns bald wieder beehren." Ich blickte mich wieder um, in der Hoffnung, noch irgendein bekanntes Gesicht zu entdecken, und wurde auch fündig - Priscas Anblick ließ das Lächeln auf meinen Lippen etwas aufflackern.


    "Ihr entschuldigt mich doch? Ich will meinen Vetter bei der Begrüßung unterstützen, sonst trinkt er sich noch aus Verzweiflung als erster unter den Tisch." Kurz musste ich bei dem Gedanken grinsen, und als sich auch Ursus in Bridhes Richtung wandte, nickte ich Corvinus kurz zu und schritt dann gen Prisca. "Bona Saturnalia, Du schönste Erinnerung an einen sonnigen Tag," begrüßte ich sie und lächelte ihr entgegen, ein Echo unseres Ausflugs in ihren Augen zu entdecken versuchend. Schön sah sie aus, selbst mit schlichter Aufmachung war sie ausgesprochen reizvoll - manchmal brauchte es den ganzen Tand eben nicht, mit dem sich viele Frauen behängten, um zu wirken. "Ich hoffe, Du wirst heute abend eine schöne Feier erleben."

  • Sie sah, wie sich Ursus auf Tilla zu bewegte. Das wäre doch wieder eine gute Gelegenheit, beiden "Hallo" zu sagen.
    "Ich glaube, ich werde mal hinüber zu Tilla gehen. Magst du mitkommen, Minna?"
    Langsam setzte sie sich in Bewegung und suchte sich einen Weg zwischen den Menschen hindurch.


    "Salvete, allerseits!" rief sie Tilla, Ursus und Bridhe, die ihm gefolgt war, zu.
    "Ist das nicht ein wunderschöner Abend? Und es ist alles so liebevoll geschmückt!"
    Es dauerte nicht lange, bis ihr Bridhes blasses, tauriges Gesicht aufgefallen war.
    "Bridhe, was ist denn passiert?" Beunruhigt sah sie die junge Frau an, dann schweifte ihr Blick fragend zu Ursus und Tilla.
    Es mußte etwas schlimmes passiert sein. Würde sie denn sonst an einem solchen Tag, so traurig und niedergeschlagen sein?

  • Es war wirklich ein schlimmer Anblick auf diesem doch eher fröhlichen Fest: Diese unglückliche junge Frau.


    "Nein, es war nicht wirklich peinlich, mach Dir doch bitte keine Gedanken darüber. Du warst im Rausch. Und nicht nur Du. Tilla war auch ganz betrunken von dem Met." Er würde ihr bestimmt nicht jetzt auch noch davon erzählen, wie sie ihn hatte zum Feuer ziehen wollen, um... Nein, wirklich nicht.


    Der Germane hatte sich von ihr losgesagt? Was für ein eigenartiger Kerl! Doch auf den ging Ursus nicht weiter ein. Da gerade niemand mit einem Tablett in seiner Nähe war, trat er zu einem der Tische, auf dem Getränke bereit standen, und schenkte für Bridhe einen Becher Wein ein. Den reichte er ihr, bevor er sich dann mit ihr zusammen doch zu Tilla durchkämpfte, die gerade irgendwie allein zu stehen schien.


    "Io Saturnalia," wünschte Ursus lächelnd, "Tilla, ich habe etwas für Dich. Eigentlich sogar zwei Dinge." Er zog zuerst eine seiner wie Schiffe geformten Kerzen hervor und reichte ihr eine. Dann aber hatte er noch etwas längliches, was in Stoff eingewickelt war und reichte es Tilla ebenfalls. Wenn sie es auspackte, würde sie ein kleines Messer vorfinden. Es war nicht übermäßig kostbar, damit es bei den anderen keinen Neid erzeugte. Doch es hatte eine gute Klinge und der Griff war mit Einlegearbeiten aus Perlmutt verziert. Das Perlmutt schimmerte blau, in einem ähnlichen Farbton wie ihr Anhänger. Das Messer steckte in einer feinledernen Scheide, die am Gürtel befestigt werden konnte. Es war nicht groß genug, um eine bedrohliche Waffe zu sein, konnte aber als Hilfsmittel beim Essen oder für feinere Schneidearbeiten gute Dienste leisten.


    Die Idee dazu hatte er schon damals im Garten gehabt, als sie ihm berichtet hatte, daß sie nie ein Messer hatte haben dürfen.

  • Seine Worte beruhigten mich dann doch! Es war nichts schlimmes passiert! Was? Tilla war betrunken! Das konnte ich mir nun gar nicht vorstellen!
    Schließlich reichte er mir einen Becher mit Wein, den ich dankend entgegennahm. Sogleich wollte ich einen Schluck davon nehmen. Nun, ich wußte schon, warum ich den Wein nicht mochte!
    Ursus hatte ein Geschenk für Tilla. Auch sie bekam eine seiner Kerzen, doch dann hatte er noch etwas anderes.
    Fast im gleichen Moment traf Fiona auf uns.


    Hallo, Fiona! Willkommen! Schön euch wieder zu sehen!


    Das meine Stimmung nicht die allerbeste war, konnte man meinem zurückhaltenden Tonfall entnehmen. Mir war eben nicht danach in Freudentaumel auszubrechen, eher in Tränen. Doch das wollte ich lieber vermeiden.

  • Er schien sie trotz ihrem demonstrativen Vorbeigehens nicht gesehen zu haben. verwunderte beobachtete Tilla den jungen Mann, den sie nett fand. Eine Bewegung riss sie aus den Gedanken. Die Blonde da.. kannte sie die? Um alles richtig zu machen winkte Tilla zu Minna zurück und zeigte sogar ein scheues Lächeln, als ihr auch noch ein Zwinkern zugeworfen wurde. Die Frau hatte einen Becher in der Hand. das erinnerte sie an den eigenen, den sie irgendwo auf dem Boden abgestellt hatte. Egal.. sie kam sicher auch so noch an ein Getränk heran. Luca wurde inzwischen abermals von anderen Gästen verdeckt. Schade... irgendwie lief das gar nicht so gut. Tilla konnte gar niht lange darüber nachdenken. Beim nächsten Aufschauen kamen gleich mehrere Leute auf sie zu.


    Sie sah sich um.. kamen die wirklich auf sie zu? Unsicher dreinschauend blieb Tilla auf ihrem Fleck stehen. Fiona erkannte sie dank ihrer roten Haare wieder... und auch Minna kam her. Salve. gebärdete sie in Ermangelung eine passenden Geste zu dem Fest, welches heute gefeiert wurde. Tilla fing den Blick Fionas zu Bridhe auf. Severus. Sie strich sich über die dunklen Haare, zeigte mit den Fingern eine runde Kugel an, die über eine flache Fläche wanderte. Dass war das Gebärdenzeichen für den großen blonden Mann, dem sie einst einen Beutel Münzen gestohlen hatte.


    Eine männliche Stimme erreichte Tillas Ohr. Er hatte was für sie? Fragend sah sie zu Ursus auf. Von ihm bekam sie ein Schiff aus Wachs. Sie steckte es zu dem tönernen Pferd in den Beutel an ihrem Gürtel und nahm das zweite Geschenk entgegen. Flinken Fingern gleich zupfte sie den Stoff weg und starrte den Gegenstand an, der darunter zum Vorschein kam. Tilla war es als ob die Welt um sie herum stillstand und alle um sie herum abrupt verstummt waren. Ein Messer.. und was für eines!!! Ganz zart berührte sie das Leder, umfuhr sachte mit den Fingerkuppen den blau schimmernden Griff. Blau. war die erste Geste die von Tilla Händen kam, sie flüsterte das farbige Wort zugleich ohne Stimme. Für Tilla bedeutete es sehr viel ein Messer zu besitzen. Es sogar von demjenigen geschenkt zu bekommen, dem sie sich zuerst geöffnet hatte. Mit verdächtig feucht schimmernden Augen und zusammengepressten Lippen sah Tilla auf und umarmte Ursus impulsiv, wobei sie das Messer ganz fest hielt. Von der körperlichen Größe her reichte sie ihm eh nur bis zur Brust. Nein, sie war nicht traurig, sie war.. gerührt. Und konnte es nicht mal aussprechen, nur ihre Mimik und auffunkelnden Augen zeigten ihre Gefühle. Jetzt kehrten die Geräusche wieder zu ihr zurück. Beschämt über ihre Impulsivität löste sie sich von Ursus und lächelte verlegen. Danke!

  • Als Fiona von Bridhe angesprochen wurde, begann sie wieder zu lächeln. Sie hatte nicht auf ihre Frage reagiert. Es mußte sicher einen ernsthafteren Hintergrund haben. Deshalb beunruhigte sie es doch, wie niedergeschlagen sie wirkte.
    "Salve Bridhe! Wie geht es dir? Es ist schon eine Weile her, seit wir uns zuletzt gesehen haben. Wo ist Severus?"Sie schaute sich nach dem Germanen um,doch sie konnte ihn nicht entdecken. Doch als sie in Bridhes Gesicht sah, wußte sie sofort, daß dies definitiv die falsche Frage war.
    Wahrscheinlich hatte ihre Niedergeschlagenheit etwas mit Severus Abwesenheit zu tun.

  • Irgendwie trat nach dem Becher Wein immer noch nicht die gewünschte Wirkung bei Minna ein. Es wollte einfach nicht so richtig Heiterkeit in ihr aufkommen.


    Als Fiona sich bereits zu den anderen aufmachte, entdeckte sie plötzlich von weitem den blonden Schopf von Severus. Ihr Gesicht erhellte sich mit einem Mal. Abrupt blieb sie auf der Stelle stehen und überlegte, ob sie nun ihrer Freundin folgen sollte oder lieber ihren Landsmann begrüßen sollte. Schließlich entschied sie sich für das Letztere. Sie kannte ihn zwar nicht besonders gut, doch die wenigen Male, an denen sie sich begegnet waren, war sein Hass auf Römer unübersehbar gewesen. Severus war sicherlich auch von diesem heuchlerischen Getue genervt. Zusammen könnten sie herrlich in ihrer Heimatsprache über diese aufgeblasenen Römer herziehen."Geh’ ruhig schon mal vor! Ich komme gleich nach." rief sie Fiona zu und bahnte sich anschließend ihren Weg durch die Menschenmenge in Severus’ Richtung. Als sie sich ihm näherte, bemerkte sie eine junge Frau an seiner Seite. Minna stutzte. Nanu, wer war das denn? Ihr Gesicht war ihr nicht bekannt. Doch das Haar von ihr hatte dieselbe Farbe wie ihres. Ob sie vielleicht auch eine Germanin war? Vorsichtig trat sie näher an die beiden heran. "Heilsa Severus! Welch’ eine Freude dich wiederzusehen." Sofort fiel sie überschwänglich ins Chattische. Da sie jedoch nicht wusste, ob die Blonde neben ihm ihre Sprache verstand, wollte sie nicht unhöflich sein und sprach wieder in dem verhassten Latein. "Oh entschuldige! Salve, mein Name ist Minna." Freundlich lächelte sie ihr zu.

  • Warum mußte jeder, dem ich heute begegnete noch tiefer in meiner Wunde bohren! Warum nur! Sicher, sie meinten es alle nur gut mit mir, doch ich konnte es einfach nicht mehr hören!


    Bitte frag nicht! Wie du siehst, geht es mir nicht besonders! Und bitte erwähne diesen Namen nicht mehr in meiner Gegenwart. Er macht mich krank.


    In aller Deutlichkeit hatte ich es endlich ausgesprochen. Dabei war es mir vorerst gleich, ob ich Fiona und all die anderen vor den Kopf stoßen würde.
    Ich konnte es nicht länger ertragen. Alles machte mich krank! Die gutgemeinten Ratschläge und Mitleidsbekundungen, das ständige daran erinnert werden an Severus und an alles, was war, dieses absurde Fest und nicht zuletzt seine Gäste.
    Am liebsten wäre ich auf der Stelle fort gerannt. Irgendwohin, wo mich niemand finden würde, wo ich allein sein könnte, wo ich vielleicht endlich Ruhe finden könnte.
    Wieder ließ ich meinen Blick über die Menschenmenge gleiten. Diesmal war es nicht mehr Severus, den ich finden wollte. Nein diesmal suchte ich nach einem geeigneten Fluchtweg.

  • Eigentlich hatte sie diese Feier einfach nicht besuchen wollen. Noch mehr Römer, noch mehr Dinge, die sie nicht kannte, noch mehr potentielle Verwirrung, vor allem, weil sie sich sicher war, dass sie sich mit den wenigsten dieser Menschen würde unterhalten können. Nichts war schlimmer als auf einem Fest zu erscheinen, auf dem sie kaum jemanden kennen würde, und auch nicht unbedingt erscheinen hatte wollen. Aber Siv hatte sie darum gebeten, und der Germanin hatte sie diese Bitte nicht abschlagen wollen und können, nicht, nachdem sie sich gegenseitig einmal ausgesprochen hatten und sie in Siv jemanden erkannt hatte, den sie schätzte.


    So hatte sie sich die weinrote tunica angezogen, die noch von der Meditrinaliafeier in ihrer Unterkunft gelagert gewesen war, hatte das Haar ausgekämmt, bis es glänzte, und mehr hatte sie nicht getan. Sie wollte weder schön aussehen noch allzu viel Zeit mit lauter Fremden verbringen, die ohnehin wohl alle Römer sein würden. Schon am Eingang war sie fast wieder soweit gewesen, sich umzudrehen und zurück zur villa Aurelia zu laufen, es waren ihr einfach zuviele Leute, und ausser in einem Kampf mochte sie Menschenaufläufe nicht. Aber sie hatte es Siv versprochen, also schob sie sich vorsichtig und langsam am Rande der vielen unbekannten Gesichter in den Raum hinein, um dort im Schatten einer Säule zu verharren und sich umzublicken, die aufkommende Panik herunterkämpfend.

  • "Du bist Chattin...", stammelte Severus spiegelbildlich, noch immer in seiner Sprache, machte grosse Augen und stand wie vom Donner gerührt. Lebhaft brandeten die Gefühle auf den Zügen der jungen Frau auf. Siv. Er sah sie einfach nur an, ungläubig, dann streiften ihre Finger seine Wange. Da hob er die Hand und legte sie warm und rauh um ihre, umschloss sie und drückte sie einen Moment lang fest. Dann liess er sie wieder sinken und nickte nur. Ein freudiges Lächeln breitete sich auf seinem Gesicht aus, vertrieb die Düsternis und Bitterkeit.
    "Ja! Das ist eine grosse Freude! Ich bin - ich werde Severus genannt hier. Ich hab nur geraten, Tilla, Tilla der kleine Irrwisch, hatte mir von Dir erzählt, und als ich Dich eben sah, da dachte ich: das muss sie sein."
    Ein wenig eingerostet war seine Muttersprache allerdings. Zu lange hatte er fast nur Latein gesprochen.
    Severus beugte sich ein wenig vor. Sacht nahm seine grosse, schwielige Hand eine Strähne von Sivs Haar auf, und ein kräftiges Gebiss kam zum Vorschein als er sein schönstes Raubtierlächeln zeigte.
    "Wahrlich, mir scheint die Schönste der Schönen, die goldlockige Gemahlin Donnars ist hinabgestiegen aus ihrer Halle, um uns mit ihrem Liebreiz zu blenden."
    Spielerisch bewegte er die Strähne ein wenig hin und her, liess einen goldenen Lichtreflex darüber hinweg wandern, liess sie dann wieder los und grinste schief um den Pathos seiner Worte ein wenig zu mildern.


    Das war doch das gute daran, sagte er sich bestimmt, an dem ganzen Elend mit Bridhe, dass er jetzt wieder schöne Augen machen konnte wem immer er wollte. Und die Frauen seines Volkes waren doch sowieso die Allerschönsten. Er konnte FROH sein, dass er das Keltenweib los war. Es machte ihm GAR NICHTS aus. Unwillkürlich huschte sein Blick durch das Atrium, suchend, beim Gedanken an seine Verflossene. Da sah er sie tatsächlich. Angrbrodas Brut! Wie sah sie bleich und krank aus! Wie der Draug ihrer selbst stand sie inmitten der bunten, vor Freude und Gesundheit strotzenden Feiergesellschaft. Ein dunkler Schatten schien auf ihr zu lasten. Diesmal war sie das Memento Mori des Saturnalienfestes.
    Der Germane verspürte einen Stich, einen wehen Liebesschmerz. Das fröhliche Lächeln erstarrte, seine Augen verschmälerten sich und seine Nasenflügel bebten. Am liebsten wäre er hingelaufen, hätte sie in die Arme geschlossen und... - Schwachkopf! Lass das schön bleiben!


    Er riss seinen Blick von ihr los, und da trat auch schon Minna auf Siv und ihn zu, und begrüsste ihn überschwänglich.
    "Heil Dir Minna!"antwortete er herzlich, "Hat es Dich auch auf dieses Fest der Verlogenheit und Heuchelei verschlagen", und legte ihr zur Begrüssung kurz die Hand auf die Schulter. Streng verwies er die trüben Gedanken in ihre Schranken. In Gesellschaft zweier so strahlender Stammesgenossinnen sollte er wirklich nicht Bridtha hinterhertrauern. Überhaupt. Aus. Schluss. Vorbei.
    "Stell Dir vor - Siv hier ist auch von unserem Volk!", verkündete er ihr die frohe Botschaft, sah von einer zur anderen und hatte auf einmal eine bestechende Idee, mit der er auch gleich herausplatzte.
    "In ein paar Tagen ist doch Mittwinter. Wir könnten das Julfest zusammen feiern! Was meint ihr?"

  • Zitat

    Original von Bridhe


    Ursus! Ich frage mich nur, woher ich ihn kenne! antwortete ich Caelyn. Doch mit meinen Gedanken war ich ganz woanders. Ich rätselte immerzu, wo ich ihn schon einmal gesehen haben könnte. Bei diesem römischen Fest? Nein! Ob ich einfach zu ihm gehen und fragen sollte? Ach nein! Lieber nicht? Aber warum nicht? Heute war doch dieses eigenartige Fest, an dem angeblich alle gleich waren.


    Bitte entschuldige mich, Caelyn!


    Ohne Worte! Sie ließ mich einfach hier so stehen! Ja ja, verlaßt mich nur alle!
    Bridhe war in Ursus´ Richtung abgerauscht und Tilla hatte sich zwischendurch auch klammheimlich verabschiedet. Toll!
    Ein bißchen hiflos schaute ich mich um. Hier waren einfach zu viele Leute! Da konnte man leicht den Überblick verlieren! Was das Ganze keinesfalls leichter machte, war die Tatsache, daß ich die meisten Leute gar nicht kannte. Also konzentrierte ich mich mal in erster Linie auf die, die ich kannte.
    Da war Siv, sich die mit zwei weiteren Blonden unterhielt. Wetten, daß die auch Germanen waren! Sollte ich mich dem Club der Blonden auch anschließen? Ich war ja zwar auch blond aber eben nicht germanisch. Nee, laß mal!
    Aber da war auch Cadhla! Sie stand ganz alleine da und ich hatte so den Eindruck, bei ihr eine gewisse Abneigung gegen dieses Fest bemerkt zu haben. Ich beshloß, mal zu ihr rüber zu gehen.
    "Salve Cadhla! Na ,wie schaut´s?"

  • Zitat

    Original von Bridhe


    Sie wußte erst nicht, was sie auf diese deutlichen Worte entgegnen sollte. Möglicherweise wäre es wohl das Beste gewesen, wenn sie sich einfach von Bridhe abgewandt hätte. Doch sie konnte sich, aus dem, was sie ihr förmlich ins Gesicht geschleudert hatte, zusammenreimen, was sie bedrückte.
    Sie wollte sie zur Seite nehnen, so daß außer ihnen beiden niemand von ihrer Unterhaltung etwas mitbekommen würde.
    "Bridhe, bitte ich möchte dir helfen! Du kannst mir vertrauen. Hat er dich verlassen? Hat er dir weh getan?"
    Fiona sprach leise, doch sehr eindringlich.
    Manchmal konnte es helfen, wenn man einfach los ließ und alles, was so belastend war, sich von der Seele redete.
    Eigentlich kannte sie sie gar nicht so gut, um derart vertraut mit ihr zu sprechen. Sie hatte sie erst zweimal gesehen. Doch sie fühlte mit ihr! Herzschmerzen waren die schlimmsten und heftigsten aller Schmerzen.
    Dieses blasse Gesicht, wie traurig es doch aussah!
    Ganz spontan nahm sie Bridhe in den Arm und wollte sie damit trösten.

  • Ich fand mich unerwarteter Weise in Fionas Armen wieder. Sie hatte mich einfach in den Arm genommen, obwohl ich doch eine Fremde für sie war. Doch statt mich dagegen zu sträuben, ließ ich sie gewähren. Ich genoß sogar diesen kurzen Moment der Nähe zwischen uns.


    Ja, er hat mich verlassen und er hat mich auch geschlagen. Doch es war alles meine Schuld, Fiona! Ich habe es verdient! Das was ich getan habe, ist nicht zu entschuldigen!
    flüsterte ich in ihr Ohr, als ich mich entgültig gehen ließ und meinen Tränen freien Lauf ließ.
    Nach einem unendlichen Moment der Nähe zwischen uns, löste ich mich von ihr, hielt sie aber dennoch an ihren Armen fest und schaute sie mit meinem verheulten Gesicht an.


    Wir hatten einen Streit, der tagelang angehalten hatte. Wir haben uns gegenseitig ignoriert. Und das tat mir so weh! Dann eines Abends ist es passiert, was nicht hätte passieren dürfen! In meiner Wut und meinem Schmerz habe ich mich einem Anderen an den Hals geworfen.
    Severus hat es herausgefunden und hat mich verlassen.
    Ich wollte danach nicht mehr leben, Fiona! Ich habe..ich wollte mir das Leben nehmen. Ich war schon in Morrigans Fängen, als man mich zurückgerissen hatte. Luca dort trüben, hat mich aus dem kalten Wasser geholt.


    Leise, nur für sie hörbar, erzählte ich meine Geschichte. Ließ dabei aber aus, weswegen wir uns gestritten hatten und mit wem ich Severus betrogen hatte. Denn dies tat hier nichts zur Sache.
    Leicht deutete ich in Lucas Richtung, der etwas weiter von mir entfernt stand.
    Zum ersten mal hatte ich (fast) alles einer Außenstehenden erzählt und es hatte mir gut getan. Folgte nun die Absolution?

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    Original von Sciurus


    Fröhlichem Gezwitscher gleichend brandeten die Stimmen um Dido, waren doch nun viele Gäste eingetroffen, die sich gleich zu kleinen Grüppchen zusammen rotteten und ihren seltsam grotesken Bräuche und ewig den selben Gesprächen frönten, so erschien das oft der jungen Dido, die sich nicht selten maßlos bei den Gesprächen der Älteren langweilte. Aber hier und in dem Moment interessierte sie sich allemal nicht für dererlei, denn ihre Kinderaugen waren ganz auf Sciurus gerichtet, folgte jedem seiner Bewegungen, studierte seine Mimik, um eine Reaktion vorzuahnen und sich zu wappnen, damit sie keine dumme oder kindliche Erwiderung nur parat hatte. Dido wünschte sich in dem Augenblick, dass ihr mehr von den adulten Worten disponibel wäre, die sie Sciurus schenken konnte. Aber so beschränkte sie sich auf würdevollen Ernst, als sich Sciurus zu ihr herab beugte und die Worte wisperte. In Ordnung...es hallte nach als Sciurus Gesicht bereits vor Dido schwebte, ein Strahlen schlich sich in Didos Augen. Er hat zugestimmt? Er? Der große Sciurus würde sie teilhaben lassen an seiner Welt.


    Die Lichter, Kerzen und Öllampen, flackerten auf Didos kindlichem Gesicht, spielten mit den Konturen auf ihrem Antlitz, warfen Schatten neben ihrer Nase, verbargen die großen Augen in dunklen Höhlen, glitzerten auf der feuchten und glänzenden Oberfläche ihrer Iris, die in vielen grünen und blauen Farben changierten. Dido war schon seit langem von dem Ehrgeiz ergriffen, mehr zu werden als nur eine einfache Haussklavin. Niemals wollte sie so enden, wie viele hübsche, blonde Sklavinnen, die sich nur als Bettgefährtin ihrem Herrn ergaben und sich daraus Privilegien erhofften, bis zu dem bitteren Tag, wo sie fallen gelassen wurden als das, was sie nämlich tatsächlich waren, ein Spielzeug, eine sklavische Mätze. Nein, Dido wollte mehr. Und da konnte sie nur von jemanden lernen, der wie Sciurus war. Würde sie sich da auf die faule Haut legen wollen? Niemals.


    „Ich bin nicht arbeitsscheu. Lieber möchte ich Dich begleiten als mich auf die faule Haut zu legen.“ Gar schon feierlich sprach Dido das, sie wünschte, sie hätte es schöner von sich geben können, als nur die Worte von Sciurus zu wiederholen, aber ihr war nichts besseres eingefallen. Aber sie würde Sciurus mit ihren Taten, nicht unbedingt mit ihrer Eloquenz, die sie als Kind freilich noch nicht besaß, überzeugen. Womöglich zählte das auch mehr. „Wann auch immer, ich werde bereit sein, Sciurus.“ Das wollte sie auch. Lieber ließ sie dieses Fest hier sausen um Sciurus in leibhaftigem Wirken zu erleben und ihm nahe sein zu dürfen. Hach, wenn doch Sciurus ihr Vater wäre!! Wenn Serenus Großmutter ihn gewählt hätte für die Zucht der Sklavenlinie, Sciurus war es mindestens tausend Mal mehr wert als Didos tatsächlicher Vater.

  • Seine Hand legte sich kurz auf ihre, als sie seine Wange berührte, und drückte kurz zu, bevor er sie wieder losließ. Siv schloss kurz die Augen und atmete ein. Ein Chatte… Bilder wirbelten durch ihren Kopf, und gleichzeitig schien sich ein Teil von ihr zu lösen und sie von außen zu betrachten, ein Teil der es erstaunlich fand, wie ein paar wenige Worte in ihrer Heimatsprache, ausgesprochen von einem Fremden, es geschafft hatten, sie derart aufzuwühlen. Alles schien wieder an die Oberfläche zu kommen, der Schmerz, die Sehnsucht, die Wut, und es schien so frisch zu sein wie in den ersten Tagen ihrer Gefangenschaft. Zur selben Zeit freute sie sich, freute sich darüber, endlich jemanden getroffen zu haben, der wie sie war, der ihre Sprache sprach, ihre Heimat kannte… Im Moment spielte für sie keine Rolle, dass er den Ort, wo sie herkam, vermutlich noch nie gesehen hatte. Nur dass er von ihrem Volk war, nicht nur Germane, sondern Chatte. Sie öffnete die Augen, sah sein Lächeln, und langsam breitete sich auch auf ihrem Gesicht eines aus, auch wenn ihre Augen nach wie vor ihr Staunen, ja, beinahe Fassungslosigkeit verriet. Sie hätte nicht so überrascht sein dürfen, jemanden von ihresgleichen zu treffen, Brix war ja immerhin auch Germane, und es gab vermutlich viele andere in Rom. Aber Brix war eben kein Chatte, und darüber hinaus hatte Siv ihre Unterhaltung an ihrem ersten Tag im Haus der Aurelier nicht vergessen. Dass er sich abgefunden hatte, zumindest teilweise. Außer Brix gab es nur noch einen anderen Germanen, den Leibwächter, aber mit diesem hatte Siv noch viel weniger zu tun, ganz davon abgesehen, dass er ziemlich desinteressiert wirkte.


    Sivs Lächeln wandelte sich zu einem Schmunzeln, als er ihr von Tilla erzählte. Dass sein Germanisch eingerostet war, bemerkte sie dagegen nicht, zu sehr wurde ihre Aufmerksamkeit davon in Anspruch genommen, dass er überhaupt vor ihr stand und mit ihr sprach. "Tilla der Irrwisch. Das passt zu ihr. Wo habt ihr euch denn getroffen? Ist das… ist es möglich? Können sich Sklaven gegenseitig besuchen?" Sie hatte davon bisher nichts gewusst, aber auf der anderen Seite hatte sie bisher auch keinen Grund gehabt, überhaupt jemanden danach zu fragen. Bei seinem Kompliment stieg ihr eine leichte Röte in die Wangen, war sie so etwas doch überhaupt nicht gewohnt – sie hatte sich selten wie ein Mädchen benommen, und so war sie auch behandelt worden. Aber sie hatte auch nie Wert auf Komplimente gelegt, hatte sie immer abgewehrt, selbst von Ragin – je nach Stimmung mit einem Lachen oder einem Fluch, aber immer um zu verhindern, dass sie so reagierte wie andere Frauen, dass sie rot wurde und, schlimmer noch, zu kichern anfing und mit den Wimpern klimperte. Jetzt allerdings wollte sie weder lachen noch fluchen. Severus – warum eigentlich Severus? – hätte ihre Reaktion vermutlich kaum verstanden. Also grinste sie nur ebenso schief und war froh, dass in diesem Moment noch jemand zu ihnen trat und verhinderte, dass sie antworten musste. Der Ankömmling war eine Frau, blond wie sie beide, und sie sprach sie ebenfalls auf Germanisch an. Sivs Grinsen wurde noch breiter. Dieser Abend schien wesentlich besser zu werden, als sie erwartet hätte.


    "Heilsa, Minna", antwortete sie auf Germanisch, und bevor sie noch etwas sagen konnte, stellte Severus sie bereits vor und machte gleich darauf einen Vorschlag, der Sivs Augen zum Leuchten brachte. Das Julfest? Sie war nicht davon ausgegangen, es hier überhaupt feiern zu können… geschweige denn mit jemandem zusammen. "Das Julfest? Nur zu gerne!" In diesem Moment dachte sie nicht daran, dass sie keine Ahnung hatte, wo Severus es feiern wollte, oder wie sie dorthin kommen sollte. Ob sie überhaupt durfte. Es spielte keine Rolle, alles was für sie zählte war der Gedanke, einmal rauszukommen. Abstand zu gewinnen. Durchatmen zu können und wenigstens für Momente zu vergessen, wo sie sich befand. Die einzigen Male, in denen ihr das bisher gegönnt gewesen war, war in der Gesellschaft Corvinus’ gewesen, eines Römers, und das gab ihr hinterher nur noch mehr zu denken als ohnehin schon.

  • Zitat

    Original von Bridhe


    Gebannt hörte Fiona den Worten Bridhes zu und blickte dabei sorgenvoll in das schmerzverzerrte und von Tränen benetzte Gesicht.
    Das erklärte natürlich so einiges! Warum Severus sie verlassen hatte und warum es ihr so schlecht ging. Doch warum Severus sie geschlagen hatte, konnte und wollte sie auch nicht verstehen! Ein Mann der eine Frau schlägt, aus welchem Grund auch immer, ist widerwärtig und primitiv!
    Doch was sie am meisten entsetzte, war, als Bridhe ihr von ihren Selbstmordabsichten erzählte. Wie zerstört mußte ein Mensch sein, bis er so weit war, freiwillig aus dem Leben zu scheiden. Ihr selbst war es vor einiger Zeit genauso ergangen. Doch sie fand wieder neuen Mut zum Leben.
    "Puh! Das ist aber eine Geschichte! Nun, ich kann Severus auf der einen Seite verstehen, warum er so gehandelt hat. Wobei es nicht in Ordnung war, daß er dich geschlagen hat! Andererseits, kann ich dich auch verstehen, auch wenn es mir schwer fällt.
    Sag, liebst du ihn noch? Wenn ja, hast du es ihm gesagt oder erklärt, warum du ihn betrogen hast?"

    Sie wollte ihr auf irgendeine Weise helfen, so gut es ging. Menschen konnten ihre Meinung ändern, wenn über dem Ärger etwas Gras gewachsen war. Wenn man etwas Abstand hatte, sah man manches mit ganz anderen Augen.
    Sie hatte Severus nur flüchtig kennengelernt, doch dabei war ihr aufgefallen, wie stolz und temperamentvoll er war. Ob er bereit dazu wäre, seine gefasste Meinung zu ändern?

  • Was für ein müder Haufen. Micipsa hatte eine etwas ausgelassenere Stimmung erwartet. Insbesondere die Dienerschaft schien kein großes Interesse an diesem Fest zu haben. Lauter trübsinnige Mädchen und missmutige Männer.
    Wahrscheinlich lag es daran, dass er dem Wein schon in größeren Mengen zugesprochen hatte; jedenfalls meldete er sich plötzlich lautstark in Richtung einiger Gäste zu Wort.


    Unctis falciferi senis diebus, regnator quibus inperat fritillus,
    versu ludere non laborioso permittis, puto, pilleata Roma.


    An den üppigen Tagen des Saturn, wenn der Würfelkönig herrscht,
    darf ich eben mal, verrücktes Rom, so locker vor mich hin dichten?


    Risisti; licet ergo, non vetamur? Pallentes procul hinc abite curae;
    quidquid venerit obvium loquamur morosa sine cogitatione...


    Ich schreibe auf, was mir so kommt Und denk nicht weiter drüber nach.
    Junge, bringe Wein oder auch zwei. Denn nüchtern dichte ich recht schlecht!
    Mit Wein so gut wie keiner!“


    Er brach ab, über sich selbst etwas erschrocken. Ja, er hatte dem Wein wohl tatsächlich zu viel Aufmerksamkeit geschenkt, wenn er jetzt schon auf Martials Worte zurückgriff.
    In der Hoffnung, die Hausherren nicht verärgert zu haben, griff er nach einem neuen Becher, diesmal aber mit nichtalkoholischem Inhalt. Aber immerhin waren ja heute die Saturnalien.

  • Nicht zu früh und nicht zu spät, sondern genau zu eben jener Zeit, die sie dafür vorgesehen hatte, betritt Antonia ebenfalls das Atrium. Vor der letzten Saturnalienfeier konnte sie sich drücken, hatte Unwohlsein vorgeschoben, doch dieses Mal wollte sie dabei sein. Und sei es nur, um ihrem Gatten ihren guten Willen zu demonstrieren.
    Dem anderen Grund, Aquilius, nickte sie, nachdem sie ihn entdeckt hatte freundlich zu und deutete mit ausholender Geste an sich hinab. Der Händler hatte den Tuchballen aus erlesener Seide geliefert und die Claudia hatte sich ein Kleidungsstück daraus anfertigen lassen. Verschmitzt lächelnd zwinkerte sie dem Flavius zu - eindeutiges Zeichen dafür, dass sie sich bereits ein oder zwei Becher Wein zur Auflockerung genehmigt hatte - und ging weiter durch den Raum, zielstrebig auf Gracchus zu. Die meisten anderen Anwesenden kannte sie ohnehin nicht, schenkte aber dennoch jedem ein aufmerksames Nicken.
    "Io Saturnalia.", grüßte sie mit festgetackertem Lächeln und zog eine Schriftrolle hervor, welche sie ihrem Gatten überreichte. Wie sich herausgestellt hatte, erwies sich ihr britannischer Sklave als hilfreicher als zunächst gedacht, schien er doch Augen und Ohren überall im flavischen Haushalt zu haben. So erfuhr Antonia durch ihn für Gracchus Passion für Originalausgaben der großen Schriftsteller - und schickte eben jenen Sklaven umgehend los, eine zu besorgen. Das Ergebnis dieser Bemühungen hielt ihr Gatte nun in Händen.

  • Ein Grinsen im Gesicht kam, kurz nach seiner Herrin, die in den nächsten Tagen gar nicht seine Herrin war, auch Pallas in den Raum. Der Britannier hatte zwar schon einige Saturnalienfeiern erlebt, allerdings war dies die erste hier in Rom. Und wie bei allem fiel ihm auf, dass hier alles größer, prächtiger, lauter und aufwändiger gestaltet wurde. Und dass man am besten zu Hause blieb, denn auf den Straßen drängte sich, wie es ihm schien, ganz Rom.
    Allein für die Laufarbeit, die er in den Wochen vor den Saturnalia erledigt hatte, hatte er sich dieses Fest verdient - fand er zumindest. Nur weil die Dame unbedingt ein ganz ausgefallenes Geschenk für ihren Gatten haben wollte. Als ob es eine neue Tunika oder ein paar Sandalen nicht auch getan hätte. Allein der Gedanke daran ließ seine Füße erneut schmerzen.
    Ein prüfender Blick über die Anwesenden verriet ihm, dass wohl mehr Sklaven als Herren anwesend waren. :D
    Wobei Rom an sich sicher 10 Mal so viele Sklaven beherbergte, wie Freie. Heute ließ sich jedoch vor allem eine Tendenz zu weiblichen Sklaven feststellen.

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