atrium | Die Saturnalienfeier der Flavier

  • Offenbar war Fiona zur falschen Zeit am falschen Platz. Kaum hatte sie sich zu der Gruppe gesellt, eskallierte alles. Das blonde Mädchen war richtig außer sich. Es bediente sich doch recht derber Worte und lief schließlich in Richtung der Villa, fort. Weswegen sie das getan hatte, wußte sie nicht.
    Völlig perplex blickte sie die Anderen an und erspähte bei dieser Gelegenheit auch Tilla. "Oh Tilla, du bist auch hier?"fragte sie etwas ungläubig.
    Es war ihr sichtlich unangenehm, hier zu sein. Doch einfach wegzurennen, wie das blonde Mädchen, kam für sie nicht in Frage.
    So räusperte sie sich und stimmte Cadhla und Ursus zu. "Ja, es ist ein wunderschönes Fest! Wirklich gelungen! Ja!" Unweigerlich fiel ihr Blick wieder auf Tilla und sie mußte ihr zuschmunzeln.

  • Zitat

    Original von Manius Flavius Gracchus


    Ihr Herz schlug bis zum Hals, als sie die Bewegungen ihres Gatten beobachtete. Nichts entging ihr, kein noch so kurzes Zucken, kein Weiten der Pupillen – so mussten Götter sehen. Iris vielleicht. Oder Argus.
    Das Zittern der eigenen Hände suchte sie indes zu verbergen, indem sie eben jene faltete und so zur Ruhe zwang. Auf nichts hatte sie mehr gewartet, als seine Reaktion auf ihr Geschenk zu sehen, hoffte auf etwas wie Freude, Anerkennung für ein glückliches Händchen oder auch nur ein ehrliches Lächeln, welches das gekünstelte, geschauspielerte für wenige Sekunden ablösen würde. Sie gierte danach, wie ein Verdurstender in der Wüste nach Wasser.
    Ein erstes ‚Danke‘ entschlüpfte seiner Kehle, doch reagierte Antonia nicht darauf, zu sehr war sie damit beschäftigt, ihm zuzusehen.
    Er las. Langsam, quälend langsam, suchten seine Augen ihren Weg über die Zeilen. Gespannt öffnete die Claudia ihre Lippen einen Spalt, um die mit einem Mal sehr stickig gewordene Luft des Atriums einzusaugen. Er erkannte den Autor. Sie sah es, sie wusste es. Und ihre Hände drückten sich so fest aneinander, dass die ohnehin schon blasse Haut um ihre Knöchel schneeweiß wurde. Er sah auf – und blickte in ein hoffnungsvolles Gesicht, feucht glänzende Augen, die wissbegierig seinen Blick suchten.
    ‚Danke‘, sagte er. Erneut ein ‚Danke‘, nichts weiter. Der Glanz in ihren Augen verschwand, Enttäuschung machte sich breit. Es war das Falsche. Das falsche Geschenk, der falsche Autor, die falsche Schenkerin. Woran auch immer es liegen mochte, es war falsch, sie bemerkte es an seiner Reaktion. Die Hände glitten auseinander und suchten sich ihren angestammten Platz an Antonias rechter und linker Seite. Es war falsch. Nichts, gar nichts, schien sie richtig machen zu können, wenn es um ihren Gatten ging. Sogar ihrem Blick wich er nun aus, ertrug wohl nicht länger, der Person, welche er zu heiraten genötigt worden war, in die Augen zu blicken. Sie konnte es ihm nicht verdenken und senkte, um Fassung ringend, den Kopf. Erst, als er sich erneut wortreich an sie wandte, wortreich wie gewohnt, nicht sprachlos vor Bestürzung über seine unfähige Gemahlin, ist die Claudia fähig, wieder den Kopf emporzuheben.
    Lügner.
    Sie denkt es nur, spricht es nicht aus.
    Lügner.
    Jedes Wort, jedes Kompliment, das er ihr machte, war eine Lüge. Sie wusste es. Nicht annähernd so perfekt wie sein Geschenk sah sie selbst aus, auch das wusste sie. Nichts, das sie bereits besaß würde dem gleich kommen. Er war perfekt und sie war eine Närrin zu glauben, auch nur ansatzweise an seine Vollkommenheit heranzukommen.
    Lügner.
    Ein tiefer Luftzug war nötig, ehe sie eine eiskalte Hand, die das Zittern aufgegeben hatte, ausstreckte, um das Kästchen entgegen zu nehmen. Die zweite folgte, um den Deckel zu öffnen.
    Wie festgefroren musste sie auf Umstehende wirken, denn sie starrte regungslos auf den Inhalt des Kastens. Wäre sie nicht so an das Atmen gewohnt gewesen, sie hätte es wohl vergessen. Sie wollte etwas sagen, fand jedoch weder die rechten Worte, noch ihre Stimme in jenem Moment. Stattdessen fuhr sie langsam, sacht und vorsichtig über das kunstvoll gearbeitete Geschmeide.
    Und sie hatte recht behalten. Sie besaß nichts, was es mit jener Kette hätte aufnehmen können. Nichts glänzte so, nichts hatte derartig wundervolle Edelsteine, nichts zog den Blick derartig auf sich.
    „Ich..“ , wählte sie, ungewollt und unbewusst den gleichen Anfang wie Gracchus zuvor. „Danke.“
    Endlich glaubte sie sich im Stande dazu, seinen Blick wieder zu ertragen und riss den Blick von ihrem Geschenk los.
    „Danke.

  • Obwohl ich den Typen eigentlich nur beiläufig angequatscht hatte, ohne´ne Antwort zu erwarten, begann er fröhlich in seinem überkanditelten Latein loszulabern. Da mußte sogar die Olive warten, die sich schon auf meinen Mund gefreut hatte.
    "Hey Kumpel, ich hab zwar keinen blassen Schimmer, wo du her kommst, aber in Augustodunum, da wo ich her komm, verkaufen die garum, das sie aus vergammelten Fischen gemacht haben, ohne Ex-krä..., öhm ohne Kacke, eben!"
    Mannomann, wo hatte der denn so quatschen gelernt? Da konnte man ja richtig Angst kriegen. Aber trotz dem feinen Rumgesülze hatte er null Ahnung von garum! Ich hatte ja eigentlich auch nur so´n bisschen Ahnung davon, weil in meinem Viertel so´n süditalischer Händler aus Paestum gewohnt hatte, der mich und meine Leute ab und an mit Essenszeug versorgt hatte, wenn was übrig geblieben war.Der hatte mir so einiges gezeigt und erklärt. Tja, der Quintus war´n echt dufter Kumpel, nich so blöd und engstirnig wie die anderen Händler, die uns ständig weggejagt hatten. Deswegen hatten wir den auch nie beklaut!


    Als das letzte Stückchen Brot in meinem Mund verschwunden war sah ich mich nach was trinkbarem um. Jetzt hatte ich ja ´ne gute Grundlage für mehr geschaffen. Da kam auch schon so´n Jüngelchen mit ´nem Tabelett gefüllter Weinbecher in der Hand, vorbei. Keine Ahnung, ob der noch ma wieder kommen würde. Da griff ich mir gleich ma´nen Becher ab.
    "Is ja ´ne echt geile Hütte, hier! Fast wie bei uns zu Haus!" An den Garten wollte ich erst gar nicht denken. Dort hatte ich meinen ganzen Frust des heutigen Abends zurückgelassen. sollte sich der blöde Ursus mit der blöden Cadhla vergnügen. Ich konnt dem ja sowieso nie was recht machen!
    Ich wollte jetzt was trinken und mich vielleicht, wenn möglich, so richtig voll laufen lassen!
    "Ey, haste auch was zu trinken? Komm, lass uns anstoßen!"

  • Zitat

    Original von Claudia Antonia


    Ein pflichtschuldiger Dank war alles, was ihren Lippen zu entkommen wusste. Verwunderlich indes war dies kaum, Antonia hatte vermutlich mehr Schmuck als eine der kleineren Provinzen als Jahressteuer einnahm, und obgleich Gracchus persönlich ihr Geschenk hatte ausgesucht, keine Kosten und Mühen hatte gescheut, um sie mit etwas überaus Exquisitem beschenken zu können, so war es vermutlich von Beginn an vergebliche Mühe gewesen. Doch dass es nicht einmal dazu gereichte, ihr eine kleine Freude zu bereiten, dies dauerte ihn ein wenig. Nichts, nicht das geringste schien er richtig machen zu können, so es seine Gemahlin betraf. Er konnte nicht länger ihren missbilligenden Blick auf sich ertragen, unter welchem seine wohl studierte Fassade für diesen Abend zu zerbröseln begann, darum wies er unbestimmt durch den Raum.
    "Die Gäste, du entschuldigst mich bitte."
    Ein flüchtiges Lächeln kräuselte seine Lippen, dann nahm er den Saturnalienbeutel wieder auf und wandte sich ab, strebte eilig in eine andere Richtung, gleich wohin, nur fort. Im Vorbeigehen nahm er einen Becher Wein mit und trank ihn in einem Zug zur Hälfte aus, was seiner Verfassung eher ab- denn zuträglich war, ihn doch nicht weiter bekümmerte. Seine Flucht indes hatte ihn bis beinahe zum Rande des Atrium geführt, wo Hannibal, der treue Sklave Aristides', an eine Säule gelehnt stand und merkwürdig aufmerksam einen Punkt auf der anderen Seite des Raumes fixierte, was Gracchus jedoch nicht wahrnahm, da er noch immer zu sehr damit beschäftigt war, seine eigenen Sinne wieder beieinander zu bringen.
    "Bona Saturnalia, Hannibal!"
    Insgeheim hatte sich Gracchus immer gewundert, weshalb Aristides den Sklaven hatte in Rom zurück gelassen, doch vermutlich hatte es etwas mit seinem niedrigen Rang in der Legion zu tun, welcher womöglich keine persönlichen Sklaven duldete. Weiters wusste Gracchus auch nicht, was Hannibal in Abwesenheit seines Herrn überhaupt in der Villa zu tun hatte, doch da er nicht einmal wusste, was sein eigener Leibsklave den lieben, langen Tag über tat, so ging er selbstredend davon aus, dass auch Hannibal seiner gewohnten Arbeit - wie auch immer diese aussehen mochte - geflissentlich nachging. Für einen Moment wollte Gracchus dem Sklaven den Becher in die Hand drücken, auf dass er ihn halten möge, wurde sich doch gerade rechtzeitig des Anlasses gewahr und stellte den Becher auf einem kleinen Tisch zur Seite ab, um sodann mit freier Hand in den Beutel zu greifen, und eine Tonfigur heraus zu ziehen. Es war ein Hase, welchen Gracchus dem Sklaven reichte, sodann gab er ob des verköstigten Weines gelockert seinem Drängen nach.
    "Du hast nicht etwa zuletzt etwas von deinem Herrn, welcher heute nicht dein Herr sein mag, es sonstig aber ist, gehört?"
    Schon viel zu lange war keine Nachricht mehr aus dem Osten eingetroffen, auch in der Stadt und selbst im Senat flossen die Informationen nur äußerst spärlich.

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    IUS LIBERORUM

    PONTIFEX PRO MAGISTRO - COLLEGIUM PONTIFICUM

  • Hätte Straton ob des Gossenlatein der jungen Frau erschrecken können, hätte er es sicherlich in diesem Augenblick getan - aber einen gestandenen Haussklaven erschreckte nicht mehr vieles, auch nicht nackte junge Männer im Bett seines Herrn oder derselbe mit Frauenkleidern oder ähnliche Dinge. In sofern war es auch nicht zu erstaunlich, dass andere Patrizier in puncto Sklaven einen ähnlich seltsamen Geschmack zu haben schienen wie sein eigener Herr, dessen Haushalt sich weniger durch Exclusivität denn durch Individualität auszeichnete.
    "Das weisst Du, das weiss ich, aber im Grunde könnte man garum auch aus Fischexkrementen herstellen, und es würde niemandem auffallen. Wobei ich vergammelten Fisch schon als sehr nahe an Fischexkrementen liegend empfinden würde - Eier schmecken ohne garum eindeutig besser." Der Wortschwall seiner unbekannten Gesprächspartnerin schien nicht abreißen zu wollen, und die Ausdrücke wurden immer abstruser - glücklicherweise sah Straton die Herren des Hauses im Augenblick beschäftigt, sodass keiner die eigenwillige Titulierung ihres Heims mitbekommen hatte.


    "Diese 'geile Hütte' ist ein sehr geschichtsträchtiger Ort und beherbergt die ehrenwerten Nachfahren der flavischen Kaiser - in sofern sollte man einen gewissen Anspruch an Möblierung und Ausstattung durchaus stellen dürfen. Aus welchem Haushalt stammst Du denn?" Schätzungsweise wohl dem der Aurelier, denn die Claudier nahmen es mit ihren Sklaven fast übergenau, soweit er informiert war, da blieben dann nur die Aurelier. Als sie jedoch ein Getränk nahm und anscheinend den Abend mit einem zünftigen Rausch fortführen wollte, schüttelte Straton abwehrend den Kopf. "Bedaure, ich habe dieses Fest organisiert, und ich werde bis zum Ende der Feierlichkeiten irgendwann morgen früh nicht trinken, um eine Übersicht zu wahren." Außerdem - es gab Menschen, mit denen er gerne trank, und solche, bei denen dies nicht der Fall war, und gerade bei dieser irgendwie lauten, irgendwie polternden Person war er sich nicht wirklich im Klaren darüber, ob sie überhaupt in eine der beiden Kategorien passte.

  • Ob der sowas, wie´nen Stock verschluckt hatte? Von welchen Stern der wohl kommen mochte? Wenigstens war er ja nich so hochnäsig und ergriff die Flucht, nachdem ich ihn angesprochen hatte. Das er sich offenbar Mühe gab um, so was wie witzig wirken zu wollen, fand ich ja ganz sympathisch. "Tja, das stimmt! Eier schmecken auch ohne Fischsauce lecker!" stimmte ich ihm zu.
    Die geile Hütte hatte es ihm ja echt angetan! Sogleich hielt er mir ´nen Vortrag, wer denn schon alles in der geilen Hütte gewohnt hatte. Um ihn ´n bisschen zu beruhigen tat ich so, als wäre ich total hin und weg davon. "Mensch Kerl, das is aber ma interesseant! Müssen ja echt reiche Typen sein, die hier wohnen, was? Tja, weißte, die Typen die dort wohnen, wo ich her komm, müssen ungefähr auch genauso betucht sein. Ich bin übrigens Caelyn und komm aus der Villa Aurelia. Aber ey, erinner mich bloß nich da dran! Die können mir heute echt alle gestohlen bleiben, besonders der Ursus, dieser Blödmann!
    Ey sach ma, wie heißte´n du eigentlich?"
    Wenn ich mir den so betrachtete und mir ´nen Namen für den aussuchen müsste, käm ich wahrscheinlich auf Hektor, Crinon oder so was. Irgendsowas griechisches eben!
    War ja echt schade, dass der nich mit mir trinken wollte! Aber ich hatte natürlich für seine Ausrede Verständnis! Wobei ich mir den Grund schon denken konnte.
    "Is echt der Knaller, das Fest, mein ich!" Zwar hatte ich noch kurz zuvor gesagt, das Fest könnte mich ma, aber das mußte er ja nich wissen. So´n Kompliment konnte ja jeder gebrauchen! Und wenn ich schon keine bekam, wollte ich wenigstens welche austeilen.

  • In der Tat, wenn man den hochgewachsenen Griechen von der Seite ansah, konnte man durchaus auf den Gedanken kommen, er hätte irgendwann einen Stock verschluckt, und seitdem nicht mehr losgeworden, er hielt sich sehr aufrecht, nicht zuletzt aus der Gewohnheit langer Jahre. Der Gegensatz zwischen dem etwa dreissig Sommer zählenden Mann und der jungen Frau hätte im Grunde nicht größer sein können - und er schien sich dessen bewusst zu sein. "Die gens Flavia zählt zu den angesehensten patrizischen Familien, da muss ich Dir recht geben, und schätzungsweise auch zu den vermögendsten." Also war sie tatsächlich aus der villa Aurelia, und ebenso wie er Sklave. Dass sie zu den Römern gehörte, schloss ihre Sprache samt dem blonden Haar wie von selbst aus. "Mein Name ist Straton, und außerhalb der Saturnalien bin ich der vilicus des Flavius Aquilius." Was die Rang- und Hackordnung recht eindeutig klarstellte - als Hausverwalter und damit der erste Vertrauensmann seines Herrn empfand sich Straton als höherstehend als die meisten Haussklaven der Flavier, die seinen Weisungen gegenüber gebunden waren, und auf diesen Umstand war er durchaus stolz.


    Ihre Worte allerdings ließen auch auf einen Streit schließen, der sich an einem solchen Fest eigentlich nicht ereignen sollte - aber man konnte es wohl kaum verhindern, wenn sehr unterschiedliche Menschen zusammen waren, die ansonsten durch Standesgrenzen und Pflichten voneinander getrennt waren. "Das Fest entwickelt sich durchaus agreabel," kommentierte der Grieche das Geschehen und stellte auch zufrieden fest, dass einige der Gäste sich dem Essen widmeten, und es ihnen zu schmecken schien. Was konnte man sich schon mehr wünschen als einen halbwegs friedlich verlaufenden Abend, der so viel schiefer gehen könnte? "Ist dies Dein erstes größeres Fest oder hast Du in Deinem Haushalt schon andere mitgemacht?" Freundliches Festgeplauder war Stratons Sache nicht und würde es wohl nie werden, das konnte man deutlich merken.

  • Na hatt ich´s mir doch gedacht! Straton! Alleine von dem Namen kriegte man ja schon Zahnschmerzen. Das paßte wie das Töpfen zum Deckelchen. Und wie er das schon sagte! Außerhalb der Saturnalien ist er der vilicus des Flavius Dingenskirchens. Aha, also was besseres! Aber das war mir so was von Wurscht! "Mann, da haste ja echt was zu tun,was?" bemerkte ich beuläufig während ich mir den Rest des Weines in meinem Becher hinter die Binde kippte. "Mhhm, echt lecker das Zeug, fast wie bei mir zu Haus. Weißte, bei uns machen die auch Wein, so richtig guten Roten!"
    Aha, er war also für den Ablauf des Festes verantwortlich gewesen. War sicher mit massig Arbeit verbunden. Doch dann sagte er was ,was ich nich so ganz kapierte. Wie entwickelte sich das Fest? A- gr- a- bel? He?! Was is los? "Was macht das Fest?" Ganz verwirrt und ratlos schaute ich zu ihm rüber, so als ob er gerade was in ´ner Fremdsprache gesagt hätte. Warum konnte der nich einfach ganz normal reden, so wie die Anderen auch? So komisch redete nicht mal Ursus und das sollte was heißen!
    "Nee, das is hier meine erste große Fete, seitdem ich hier bin. Weißte, ich bin noch nich so lange hier! Zu Haus mit meinen Kumpels, ja da hab ich öfters ma was gefeiert. Nö, aber hier noch nich so."
    Glücklicherweise kam der nette Kerl mit den Weinbechern nochmals in unsere Richtung. Lautstark rief ich ihn zu mir und verlangte nach mehr Wein. Der grinste nur, als ich nach dem Becher griff und ging dann weiter.
    Mhhm, der schmeckte ja noch mal so gut. Mit dem Wein wurde ich schließlich noch redseliger und wollte mir mal den ganzen Frust von der Seele reden. "Ach weißte, is echt blöd, alles! Der Ursus, ne, der macht schon die ganze Zeit mit der Cadhla im Garten rum. Und mich, ne, mich sieht der ü b e r h a u p t nicht! Weißte, das nervt mich total! Ne und weißte die Tilla, die hat hier ihren Luca treffen wollen, doch der redet die ganze Zeit nur mit dieser roten Schnalle. Da hat sie ihr einfach ihren Wein übergekippt. Is das nich irre? Ja, aber weißte was, der is an allem Schuld, der Luca mein ich!"

  • "Dir ist schon bewusst, dass Du gerade einen edlen Falerner trinkst, als sei er Brunnenwasser? In Deinem eigenen Interesse hoffe ich, dass Du das gewöhnt bist, sonst hast Du morgen früh einen Kopf, der ungefähr die dreifachen Ausmaße offenbaren wird, die er nun besitzt - gefühltermaßen," kommentierte Straton recht knapp Caelyns Weinkonsum. Wie konnte eine Frau schon von sich aus so viel trinken? Es war nicht nur unstatthaft, sondern verlieh ihr auch die unsolide Ausstrahnung einer Weibsperson, die durch den Alkohol besonders leicht zu haben sein würde - nicht umsonst waren die Saturnalien einer der Hauptgründe, warum neun Monate später besonders viele Kinder geboren werden würden. Es hätte ihn nicht gewundert, würde gerade diese junge Frau am heutigen Abend die ein oder andere Lebenserfahrung machen, die sich später in lautem Geplärr und einer Neigung zur Windelverunreinigung äußern würde. "Das Fest entwickelt sich zufriedenstellend." Fremdworte kannte sie auch nicht - ein weiterer Punkt, der sie auf seiner inneren Achtungsskala ein wenig absinken ließ, denn eine Sprache nicht zu beherrschen, weil man aus einem anderen Land stammte, war noch immer etwas anderes, als Latein zu sprechen, das als solches schon fast nicht mehr zu erkennen war.


    In solchen Augenblicken bedauerte er es, als Ausrichter dieses Festes zur Höflichkeit gezwungen zu werden - schließlich sollte sich jeder Gast wohlfühlen - denn seine mehr oder minder knappen Kommentare schienen die Erzähllust dieser jungen Frau nur noch mehr herauszufordern. Dass sie ihm nun auch noch ihre Seelenpein anvertraute, nahm Straton als ein weiteres Indiz dafür, warum es immer wieder Männer gab und geben würde, die ihre Lust beim gleichen Geschlecht zu stillen vorzogen, Frauen redeten einfach oftmals viel zuviel.
    "Wenn Du Dir wünscht, von einem Mann wahrgenommen zu werden, solltest Du nicht auf den Zufall hoffen, sondern die Dinge selbst in die Hand nehmen. Herausfinden, was er schätzt, und dann entsprechend handeln." Ursus? Wahrscheinlich Aurelius Ursus, einen anderen Ursus kannte er nicht vom Namen her - und das brachte ihn wieder einmal zu dem Gedanken, dass Liebschaften zwischen Herren und Sklaven selten funktionierten und noch seltener Glück brachten. "Warum sollte Flavius Lucanus schuld an alledem sein? Letztendlich ist er, wie es einem Gastgeber gebührt, freundlich gegen alle Gäste, nicht gegen einen alleine. Weiß er überhaupt, dass sie sich für ihn interessiert?" Menschliche Beziehungen waren vor allem unübersichtlich und kompliziert, und die meiste Zeit zudem kräftezehrend, soviel war sicher.

  • "Ich und nich gewöhnt sein? Na hör ma! Mann, ich komm aus ´ner Weingegend verstehste? Da saugt man den Wein sosusagen mit der Muttermilch auf, hicks!" So langsam begann der Wein seine Wirkung zu entfalten. Da war es völlig egal, ob das ein edler Falerner oder nur ein billiger Fusel war. Außerdem hatte ich ja schon recht früh in meinem Leben Bekanntschaft mit Wein gemacht. Von daher war ich auch einiges gewohnt.
    "Achso, sags doch gleich!", entgegnete ich ihm auf seine Erklärung des Wortes a-gre-a-bel. Warum die immer mit so komischen Worten um sich schmeißen mußten!
    Als ich noch ´nen Schluck von dieser Edelbrühe nahm, fiel mein Blick unweigerlich auf ihn. Fühlte der sich irgendwie unwohl oder was? Oder war der einfach nur verklemmt? Naja, ich selbst hatte ja da auch nich unbedingt so die Ahnung davon, denn mit Männern kannte ich mich nich so aus. So was wie´nen Freund hatte ich nie gehabt und wenn ma einer kam und blöd rumlaberte, da hatte der blitzschnell meine Faust im Gesicht! Männer kannte ich nur vom sehen her. Ich hab sie immer beobachtet, auf´m Markt. Hatte besonders´n Augenmerk auf die reichen Typen, denn die hatten immer gutgefüllte Geldbeutel mit dabei. Meine Masche war immer, auf einen zugehen, anrempeln und ratzfatz den Geldbeutel mit ´nem sauberen Schnitt abschneiden. Hat fast immer geklappt. Aber sonst war´n mir die Kerle egal.
    Doch er hier, Straton war da so was wie´n Experte auf dem Gebiet! Er gab mir auch gleich ma ´n Paar Tipps. "Du meinst ich soll zu ihm gehen und ihn fragen was er will? Mann , das mach ich doch jeden Tag, was er will und trotzdem! Nagut, manchma geht das, was ich mach auch ma in die Hose. Aber ey, ich streng mich voll an!"
    Das war ja klar, dass der zu diesem Luca hielt! Gut, den jungen Schnösel kannt ich ja eigentlich gar nich, hatt ihn ja nur ma kurz gesehn. Aber na klar, wußte der, Tilla sich für ihn interessierte!
    "Nagut, dann erzähl ich dir jetzt ma die ganze blöde Geschichte!", fing ich an und war mir überhaupt nicht bewußt, dass dies noch ein abendfüllendes Gespräch werden würde!
    "Nu, die ham sich auf´m Markt kennengelernt und sie hat ihm ´nen falschen Namen genannt,Caro irgendwas, warum auch immer! Und seit wir jetzt hier sind, wartet sie sehnsüchtig drauf, dass er ma zu ihr kommt und mit ihr quatscht. Aber nee, der labert stundenlang mit dieser roten Tussi. Und die rote Tussi hat nix besseres zu tun, als ihm zu erzählen, dass das gar nich ihr richtiger Name is. Kommste noch mit? Und dann quatscht die auch noch alles möglich über das Samhainfest aus, was irgend so´n Paar von hier und von uns und von den Claudiern bei uns gefeiert haben. Ich weiß nich, was da abgegangen is, da war ich noch nich da! Leider! Naja auf jeden Fall war Tilla dann so sauer und hat der Roten ihren Wein übergekippt. Wir beide, Tilla und ich sind dann raus in ´nen Garten und wen erwischen wir da, händchenhaltend? Na, richtig! Ursus und Cadhla! Mann! Wir, nix besseres zu tun gehabt, als uns hinterm Busch zu verstecken und zugehört, was se gesgt haben. Leider hab ich aber nix verstanden, weil Tilla dauernd gehickst hat. Hicks. Dann is auch noch Tillas blöder Ball weg gerollt und ich hab mich hinterher gestürzt. Mensch, sonst wär se doch wieder traurig gewesen! Na und dann hat er uns natürlich entdeckt und blöd angemacht! Dann kommt dieser Schnösel, öhm Luca und die rote Schnalle auch noch raus und fragt, wie denn so das Fest wär und stell dir vor, Ursus, dieser Heini sagt doch glatt, Oh wunderbares Fest hier alles super, alles toll, tja und da is mir der Kragen geplatzt und ich hab mich aus´m Staub gemacht. So´n blödes Gesülze kann ich mir echt nich geben! Na haste verstanden?" Der arme Kerl konnte einem ja echt leid tun. Aber wer fragt, kriegt auch ´ne Antwort!

  • Wie Minna selbst schien auch Siv von der Diskussion zwischen Bridhe und Severus verunsichert zu sein. Zum Glück folgte sie ihr, als sie sich von den anderen etwas entfernte. Was sie über Rom erzählte, konnte Minna nur allzu gut nachvollziehen. "Ich kann dich so gut verstehen. Diese Stadt ist wirklich riesig. Es ist beinahe schon unheimlich." Von daher war es eine brilliante Idee von Severus gewesen, das Julfest im Wald zu feiern. Fernab von den ganzen fremden Menschen. Dann jedoch begann Siv auf einmal herumzudrucksen. Doch die Frage, die darauf folgte, war weniger schlimm als sie befürchtete. Das es Siv dennoch unangenehm war dies nachzufragen, konnte sie verstehen. Wer sprach auch schon gerne so ein heikles Thema an? "Ich gehöre zu den Claudiern. Eine reiche Familie. Sie sind mit den Flaviern gut befreundet soweit ich weiß." Dabei betonte sie das 'zu' ein wenig, denn das hörte sich immer noch besser an, als dass sie ihnen gehörte. "In Rom bin ich jetzt etwa länger als ein halbes Jahr. Mir kommt es so vor als wären es schon Jahre. Aber die Bilder von der Heimat habe ich noch genau vor Augen. Ich würde so gerne wieder zurückkehren..." Sehnsucht kam in ihr auf, doch bevor sie in Melancholie versank, fing sie sich wieder und lächelte Siv milde an. Auch sie sah traurig aus. Vielleicht wäre es besser, wenn sie sich ablenken würden.


    Nicht weit von ihnen wurden in der Zwischenzeit feine Delikatessen für die Gäste angeboten. Jetzt, als sie die ganzen Leckereien sah, bemerkte sie, dass sie so langsam Appetit bekommen hatte. Sie beschloss auf jeden Fall davon zu kosten, schließlich bekam man das als Sklave nicht alle Tage zu essen. Außerdem wäre es bei dem ganzen Alkoholgenuss sicherlich eine ordentliche Grundlage. "Sieh mal, das Essen sieht ja richtig lecker aus. Ich denke, ich werde etwas davon probieren. Was ist mit dir? Kommst du mit?" Sie schaute noch mal kurz zu Bridhe und Severus hinüber, aber so wie es schien, wäre es besser, wenn man die Beiden jetzt allein lassen würde. "Mit Severus können wir ja auch noch später alles besprechen." Sie wartete noch einen Moment auf ihre Antwort und bewegte sich anschließend Richtung Festessen. Vielleicht würde sie dort auch auf Fiona antreffen. Die hatte sie schon lange nicht mehr gesehen. Wo steckte die denn bloß?
    Endlich am Mahl angekommen, beäugte sie zunächst eingehend die vielen Köstlichkeiten, die vor ihr lagen. Eine Speise sah exotischer aus als die andere, was sie doch ein wenig verunsicherte. Minna entschied sich vorerst für das Hühnerfleisch. Da konnte man nicht viel verkehrt machen. Gerade als sie sich einen dieser knusprigen Hühnerschenkel greifen wollte, hörte sie etwas, was ihr ein eiskalter Schauer über ihren Rücken laufen ließ. Was zum ...? Blitzartig drehte sie sich um und blickte entsetzt in das Gesicht eines blonden Mädchens (Caelyn), das sich in ihrer Nähe aufhielt und sich mit einem dunkelhaarigen Mann (Straton) unterhielt. Normalerweise hätte Minna die Beiden nicht weiter beachtet, hätte das Mädel nicht so laut gesprochen und dabei das Wörtchen 'Samhain' in ihrem Gespräch erwähnt. Ja doch, sie hatte es ganz genau verstanden. Das konnte doch nicht war sein! Redeten die da tatsächlich über ihr Samhainfest? Minna starrte sie immer noch an, während das Mädchen – vermutlich auch eine Sklavin – einfach weiterplauderte. Von irgendwelchen Dingen, von denen Minna kein Wort verstand. Es interessierte sie auch nicht sonderlich. Vielmehr kreisten Gedanken um das heimliche Fest in ihrem Kopf herum. Wer um alles in der Welt war diese Blonde und wieso zum Geier redete sie darüber mit diesem Typen, der ihr ebenso unbekannt war? Ob jemand von den anderen sich verplappert hatte? Verdammt, es reichte doch schon, dass ein Römer davon erfahren hatte. Vielleicht redeten die auch über ein ganz anderes Samhainfest? Aber die Wahrscheinlichkeit, dass noch jemand hier in Rom dieses keltische Fest feierte, war nicht besonders groß. Und überhaupt, war dieses Weib schon betrunken? Irgendwie machte die einen seltsamen Eindruck. So lärmend. Misstrauisch musterte die Germanin sie noch eine Weile. Die würde sie noch weiterhin im Auge behalten. Sobald sie alleine wäre, würde Minna sie darauf ansprechen. Mit diesem Entschluss wandte sie sich um und widmete sich wieder dem Essen zu, auch wenn es ihr nicht so recht gelang, sich darauf zu konzentrieren.

  • Während der Wortschwall Caelyns weiter und weiter über den Kopf des Griechen hereinbrach, behielt dieser den Blick auf seiner Umgebung, wie er es gewöhnt war - letztlich war eine wichtige Voraussetzung für das Gelingen eines Festes auch, dass sich zumindest im Haus niemand prügelte, und die im Raum liegenden Spannungen des Abends mussten sich nicht unbedingt in der villa selbst entladen. Was dem vilicus allerdings bei all den gesprochenen Worten doch seltsam ankam, dass diese junge Frau einem völlig Fremden so viel erzählte, was eigentlich vertraulich war - ihm wäre ein solcher lapsus sicherlich niemals passiert, war er doch mit dem Wissen um seinen Stand und dessen Grundlagen aufgewachsen, und ihre Art offenbarte schon durch diesen Umstand mehr, als sie jemals hätte sagen können. Welcher der Aurelier war verrückt genug gewesen, sich so eine Sklavin zu kaufen? Das konnte ja auf Dauer nicht wirklich gutgehen.
    "Auch wenn Du aus einer Weingegend stammst, wirst Du doch sicher wissen, welchem Wein ein gewisser Respekt ob der Reife und des Geschmacks gebührt, und welchen man trinken kann, als sei er gefärbtes Wasser," brachte Straton seine Kritik schließlich doch noch an den Mann - beziehungsweise die Frau. Ob sie jemals irgendwann aufhören würde, ihm Dinge zu erzählen, die ihn weder angingen noch interessieren durften? Aber wie es seine Art war, bewahrte er auch diese Informationen in einem Winkel seines Gedächtnisses, um sie später irgendwann zu nutzen.


    "Wenn Aurelius Ursus ein wohlerzogener Mann ist, was mir ob seines Erscheinens durchaus der Fall zu sein scheint, wird er auch von einer Frau ein gewisses Maß an Erziehung, Zurückhaltung und Benehmen erwarten - und auch eine Form von Sprache, die sich nicht anhört, als sei man gerade einem Pferdestall oder der Gosse entsprungen," fuhr der Grieche ungerührt fort. "Zudem dürfte er einer ansprechenden Erscheinung in Form von schöner Kleidung, ordentlichem Haar und gepflegter Haut sicherlich mehr Aufmerksamkeit zollen als einer Erscheinung, bei der man sich zuerst fragt, ob man einen Mann oder eine Frau vor sich hat. Patrizier haben an Frauen im Allgemeinen hohe Ansprüche, und einer der wichtigsten ist, dass man zu schweigen lernt und ihnen in vielem zustimmt, das lernen junge Damen schon sehr vieles, da es der Eitelkeit eines jeden Menschen schmeichelt, Recht zu bekommen, selbst wenn man nicht Recht hat." Schätzungsweise würden seine Worte an ihr wirkungslos abprallen, wie auch die vorherigen nicht allzu viel Wirkung gezeigt hatten, aber für ihn begann die Sache langsam ihren Reiz zu entwickeln.
    Was sie von den Ereignissen im Garten erzählte, liess er zufürderst erst einmal unkommentiert - dass sie auf jene Cadhla unbekannterweise eifersüchtig schien, war eine der Hauptinformationen, dass jene Tilla ebenso eifersüchtig auf eine unbekannte Rothaarige gewesen war, zudem. Warum lernten diese Sklavinnen nie, bei ihresgleichen zu bleiben? Sich in den Herrn zu verlieben, brachte nur Ärger, aber sie waren ja auch noch so jung. Es würde wohl die erste Lektion sein, die sie lernen mussten.

  • Sim-Off:

    Tut mir leid Cadhla, ich habe dich glatt überlesen! ;)


    Es war eine äußerst gereitzte Stimmung und am liebsten wäre Fiona wieder fort gegangen. Doch Cadhla wollte noch retten was zu retten war."Danke Cadhla, es geht mir gut! Ja es ist wirklich, schön, daß wir uns hier wieder sehen." Da Luca noch immer in der Nähe war, vermied sie es, noch einmal den Fehler zu begehen und das geheime Fest, welches sie einige Wochen zuvor gemeinsam gefeiert hatten, zu erwähnen.
    "Ach weißt du, eigentlich bin ich ja auf der Suche nach Minna. Aber hier ist sie auch nicht. Dann werde ich einfach drinnen nochmal mein Glück versuchen. Also, bis dann!" Fiona war über sich selbst erstaunt, wie galant sie sich aus der Affäre gezogen hatte. Sie zögerte keine Minute und begab sich wieder zurück ins Atrium.
    Zu ihrem erstauen war Minna nicht mehr dort, wo sie sie zuletzt gesehen hatte. Wohl sah sie aber, daß Bridhe noch immer mit Severus sprach. Wahrscheinlich war das Minna alles zuviel geworden und sie hatte sich fortgeschlichen.
    Nach einer Weile hatte sie endlich die Freundin erspäht, wie sie sich gerade am Essen bediete. Eilend lief sie zu ihr. "Oh Minna, da bist du ja endlich! Bin ich froh, daß ich dich wiedergefunden habe! Du glaubst nicht, was mir passiert ist!"
    Sicher mußte Minna aufgefallen sein, daß ihre Freundin plötzlich ein ganz anderes Kleid trug, als jenes, welches sie beim Verlassen der Villa Claudia getragen hatte.
    Erst jetzt, da ihre Aufregung sich etwas gelegt hatte, bemerkte sie eine weitere blonde Frau (Siv) an Minnas Seite. Sie erkannte in ihr jene Frau, die ebenfalls neben Severus gestanden hatte, doch ihren Namen kannte sie noch nicht.

  • Mannomann, der hatte echt voll den Durchblick! Das mußte man ihm wirklich lassen. Der wußte, wie und wo der Hase langlief!
    Über die verschiedenen Weinsorten, die es nich nur in meiner heimatlichen Umgebung gab, hatte ich mir nie groß Geganken gemacht. Meine Kumpels und ich hatten immer genommen, was gerade da war, ob billiger Fsel oder edler Tropfen. Das spielte keine Rolle und von uns interessierte es auch keinen, was da getrunken wurde.
    Doch es wurde noch besser! Straton rückte noch mit mehr Tricks heraus, wie man es anstellen konnte, beim männlichen Geschlecht Aumerksamkeit zu erregen. Das ich mit meinem Gelabere, dies bereits erreicht hatte, fiel mir natürlich nich im Geringsten auf. Dafür hätte ich auch nüchterner sein müssen. "Ach weißte, du bidt ja echt voll der Hammer! Mensch ist ja echt Glück, so´nen Freund wie dich zu haben!" Zugegeben, der Alkoholspiegel in meinem Blut stieg und stieg und das ließ mich noch ungezwungener werden, als ich es sonst schon war.Drumm klopfte ich ihm ma wohlwolled aud die Schulter.
    Als er jedoch auf das Erscheinungsbild zu sprechen kam, mußte ich einfach mal an mir hinab sehen. Jungejunge, wie sah´n nur schon wieder meine Klammotten aus? Meine Tunika, die noch vor wenigen Stunden noch sauber und hellblau war, sah ziemlich zerknüllt und schmutzig aus. In der Kniegegend prangten zwei häßliche grüne Grasflecken, die zweifelsohne von meinem gewagten Sprung hinter Tillas Ball herrühren mußten. Nagut, meine Frisur hatte auch schon mal besser gesessen. Aber hey, ich sah doch nich wie´n Kerl aus, oder?
    "Ho, ho, ho, jetzt aber ma langsam mit die jungen Pferde hier! Ich seh doch nich aus wie´n Kerl! Nagut, die Klamotten sehen bisschen Kacke aus, sber das kommt nur vom Ballspielen! Und was, ich soll dem Ursus immer recht geben? Mann! Weißte was dann passiert? Hmm? Der wird noch hochnäsiger und ich werd verrückt! So! Das konnte er doch nich wirklich so gemeint haben? Schließlich sollten die Kerle auch wissen, wo´s lang ging! Das war jedenfalls meine Meinung.

  • Vielleicht hatte ich mir ja einen falschen Kreis ausgesucht, wirklich hineingeplatzt in eine Ansammlung von Freunden war ich sicherlich nicht, aber sie kennen sich alle. Ein "cercle aurelienne", der Herr ist ein Aurelier! Den nicht nur im übertragenen Sinne "Ausbruch" des einen jungen Mädchens [Caelyn] nehme ich mit einem leicht blöden Gesicht zur Kenntnis, was soll das nun? Etwa eine junge Aurelia? Ich denke, ich werde mich eher an die claudischen Frauen halten, Aurelia Tilla oder Tilla Aurelia und jetzt diese junge Dame ... leicht reizbar allesamt, wären sie älter, würde man sie glatt "Besen" schimpfen. Armer Vater, der sie verheiraten muß. Auch das andere Mädchen [Cadhla] zieht sich aus dem Kreis zurück , bis ich quasi mit den Aureliern alleine bin.


    Etwas verlegen sage ich: "Hm, ja, das freut mich, wenn es Dir gefällt", auch wenn ich mir sicher bin, daß es ihm im Augenblick nicht so wirklich zusagt.


    "Aber Du hast recht, laß' uns hineingehen, es ist ein neuer Gang aufgetragen worden; ich bin übrigens Flavius Lucanus, Neffe so ziemlich aller im Hause lebenden Flavier".- "Die junge Aurelia Tilla habe ich ja schon kennengelernt", setze ich hinzu und versuche, ein wenig zu retten, ohne auf nähere oder weitere Umstände einzugehen und mach eine leichte Verbeugung in Tillas Richtung. :)

  • Erst drängelte sich alles um ihn herum, dann verzog sich alles wieder. Cadhla nahm die Gelegenheit wahr, was Ursus nicht ohne Genugtuung bemerkte. Es war ihr zu gönnen, ein wenig Ruhe zu bekommen, um ihren Gedanken nachhängen zu können. Es waren Saturnalien und da sollte ihr dieser doch wirklich bescheidene Wunsch erfüllt sein.


    Daß Caelyn auch einfach so verschwand, fand er dagegen ziemlich überraschend. Sie wirkte irgendwie unzufrieden. War sie wegen irgendwas wütend? Aber warum? Er konnte sich wahrhaftig nicht vorstellen, was ihre Verstimmung verursacht haben könnte.


    Und dann verzog sich auch Fiona gleich wieder, kaum daß sie aufgetaucht war. Frauen. Sie waren manchmal wirklich merkwürdig, egal ob Sklavinnen oder freie Frauen.


    Da war es doch wesentlich besser, sich Lucanus zuzuwenden, der sich jetzt auch vorstellte. "Erfreut, Dich kennenzulernen, Flavius Lucanus. Aurelius Ursus ist mein Name..." Ein Hustenanfall unterbrach seine Worte, die eigentlich noch folgen sollten. "Aurelia Tilla?", fragte er entgeistert mit kratziger Stimme und warf Tilla einen mehr als vernichtenden Blick zu. Was war das für ein Spiel? "Tilla! Gleichheit an den Saturnalien hin oder her! Aber das...!" Was für eine Anmaßung! Sie hatte sich als Aurelierin ausgegeben? Keine Frage, er mußte sich das Mädchen in den nächsten Tagen mal vornehmen. Anscheinend hatte sie zuviele Freiheiten und brauchte mal eine gründliche Zurechtweisung.


    Ursus atmete tief durch und schloß für einen Moment die Augen. Dann erst wandte er sich wieder an Lucanus. "Tilla gehört zwar zu unserem Haushalt, doch sie ist keine Aurelia", erklärte er dann mit Bestimmtheit. Dieses kleine Biest! Was erzählte sie denn eigentlich?


    "Nun, an den Saturnalien sind wir alle gleich, da ist so etwas vielleicht doch verzeihlich. Wollen wir nicht lieber sehen, was es Gutes zu essen gibt? Ich gebe zu, daß ich mittlerweile durchaus Appetit verspüre." Er wandte sich dem Haus zu und schritt voran, bemüht, seine gute Laune wiederzufinden. Schon Lucanus zuliebe, der einen recht sympathischen Eindruck auf ihn machte.

  • "Aurelius Ursus ... ah, Du bist auch einer der neuen vigintivir, nicht? Ich habe Eueren Wahlkampf mit Spannung verfolgt." Auch wenn ich weiß, daß Aurelius Ursus keine Brotspenden verteilt hat, bzw. ich nicht in den Genuß irgendeines aurelischen Wahlgeschenkes gekommen war. :D


    "Und - verzeih' - daß ich Tilla eine Aurelia genannt habe, das ist in meinem Kopf gesponnen worden. Sie hat sich nie so vorgestellt", im Gegenteil, nicht, Caro? "und da ich erst kurze Zeit in Rom bin, Tilla ein nettes, angenehmes und in gewisser Weise vornehmes Wesen hat, habe ich kombiniert, als ich hörte, sie lebt in der villa Aurelia - offenbar völlig in die Irre. Das ist also ganz meine Schuld, wenn Du Dich jetzt ärgern solltest." Achje, Luca und die Logik - zwei Welten ohne echten Kontakt zueinander.


    "Mein Onkel Flavius Aquilius, der ja wohl bald eine Aurelia heiraten wird, hat mir schon viel von deinen weiblichen Verwandten vorgeschwärmt, und dabei auch Aurelia Helena erwähnt. Ich hoffe, sie ist wohlauf?" Kurve - genommen? Oder hinausgeflogen?

  • Tilla staunte nicht schlecht als kurz nach Luca auch die rothaarige Fiona dazukam. Was ging hier vor? Sie würde von dieser offenbar nicht gleich gesehen und entdeckte, dass diese eine neue Tunika bekommen hatte. Na sowas! Cadhla versuchte gut Wetter bei Luca zu machen. Ursus Stimme erklang und auch er antwortete auf Lucas Worte. Tilla wusste gar nicht zu wem sie alles schauen sollte, zuckte sichtlich zusammen als Caelyn mit derben Worten den Rückzug antrat. Cadhla folgte ihr fast auf dem Fuße hinten drein, verabschiedete sich auch schon wieder von der Gruppe.


    Und jetzt? Jetzt stand sie hier mit Luca und Ursus sowie Fiona. Letzere entdeckte sie aufgrund der geschrumpften Möglichlichkeiten sich unsichtbar zu machen und begrüßte sie freundlich. Ja! Ich AUCH hier. erwiderte Tilla knapp, wagte es nicht zurückzuschmunzeln, weil ihr das seltsam vorkam. War sie ihr gar nicht böse? Oh.. sie musste noch so viel von den Erwachsenen lernen. irgendwie schaffte Fiona es unbemerkt von dannen und wieder nach drinnen zu gehen.


    Tilla seufzte erleichtert auf und warf Luca einen schwämerischen Blick zu. Aber nein.. er konnte ihn nicht auffangen, weil er gerade mit Ursus redete. Sie riss sich zusammen, spitzte die Ohren und bekam nach seinen Worten eine Verbeugung von Luca. Mensch, das war ihr jetzt völlig piepsegal, wie sie nun hiess oder angesprochen wurde. Tilla lächelte breit, freute sich und verbeugte sich ihrerseits vor ihm. Verbarg ihr Lachen hinter vorgehaltener Hand, als Ursus husten musste. Doch dominus fand ihre vornehme Anrede durch Luca leider nicht witzig. Instinktiv trat Tilla zurück, zog angesichts seines Blickes den Kopf ein. Es ist doch nur ein Namens-Spiel... erwiderte sie kleinlaut zu ihrer Verteidigung.


    Irgendwie aber schaffte Luca es die Irrungen und Wirrungen dieses Spielchens Ursus in geschönten Worten darzulegen. Tilla nickte zu jedem Wort welches ihr Schwarm da sagte und versuchte ernst zu bleiben. Das meiste war auch wahr! Für einen kurzen Moment erfasste sie Lucas Hand, drückte sie sachte und legte eine zum Dank eine schillernd bunte Papageienfeder hinein. Den Vogel hatte sie neulich auf dem Markt gesehen, aber das war eine andere Geschichte.


    Tilla trat eilig zurück und liess den Männern den Vortritt. Oh mannomann... was für eine Aufregung! Sogar der nervige Schluckauf war verschwunden. Rasch schlüpfte sie hinter Ursus und Luca ins Haus der Flavier hinein. Sie nahm sich Ursus Worte sehr zu Herzen, schlug einen anderen Weg ein und machte sich auf die Suche nach einer blonden Erwachsenen. Ganz behutsam schob sie ihre Hand in die so viel größere hinein und beschloß diese für den Rest des Abends nicht mehr loszulassen. Stumm sah sie, recht eingeschüchtert wirkend, zu Siv auf, liess ihren Blick und schliesslich ihre Hände sprechen. Ich bin müde.

  • "Wenn das so ist... Dann..." Ursus drehte sich um, in der Annahme, Tilla sei direkt hinter ihm. Doch er konnte gerade noch sehen, wie sich sich davonmachte und schließlich bei Siv stehen blieb. Nun, es war sowieso besser, das in den nächsten Tage mal in aller Ruhe mit ihr zu besprechen. "Ich kläre das noch mit ihr, wenn es so ist, wie Du sagst, trifft sie natürlich kaum eine Schuld. Sie hat ein sehr überschäumendes Wesen, doch Bösartigkeit kann man ihr wahrhaftig nicht unterstellen." Es war ja nicht so, daß er Tilla nicht mögen würde. Er fand nur, sie könnte manchmal etwas mehr Vernunft walten lassen. So jung war sie nun auch wieder nicht, daß sie das nicht könnte. Das war zumindest seine Meinung.


    "Du hast den Wahlkampf verfolgt? Aber zur Feier der Meditrinalia warst Du noch nicht in Rom? Zumindest kann ich mich nicht erinnern, Dich bei uns gesehen zu haben." Diese Feier war schließlich ein bedeutender Teil seines Wahlkampfes gewesen. Und das Wahlergebnis zeigte ja, daß die Vorgehensweise nicht falsch gewesen war.


    Als sie das Haus betraten, konnte Ursus auch wieder seinen Beutel mit den Saturnaliengeschenken an sich nehmen. "Io Saturnalia, übrigens", lächelte Ursus und entnahm dem Beutel einer der filigranen Kerzen in Schiffsform, um sie Lucanus zu überreichen. "Noch haben die beiden es nicht offiziell bekannt gegeben, deshalb können wir wohl noch nicht fest davon ausgehen. Aber ich würde mir sehr wünschen, daß es zu dieser Verbindung kommt. Bei Aquilius wüßte ich meine Cousine in guten Händen. Und unsere Familien würden noch enger aneinander wachsen."


    Sie näherten sich dem Buffet und Ursus konnte Caelyn bei einem streng und steif wirkenden Mann stehen sehen. Sie wirkte sehr aufgedreht und er konnte nur hoffen, daß sie sich einigermaßen anständig benahm. Was sie sprachen, konnte er von hier nicht hören. Vielleicht zum Glück. "Aurelia Helena ist leider nicht mitgekommen. Sie fühlte sich nicht recht wohl und fühlte sich daher solch einer Feier heute nicht gewachsen. - Doch ich werde ihr gerne ausrichten, daß Du Dich nach ihr erkundigt hast. Ihr habt euch also schon kennengelernt?" So hatte sich das für ihn jedenfalls angehört.

  • "Ich" wollte jetzt eigentlich etwas sagen, aber Tilla wischt an mir vorüber, steckt mir etwas längliches, hart-weiches in die Hand, eine Feder. Ihre Hand ist warm, klein und weich, wie die eines Kindes. Ich manövriere die Feder in meinen Ärmel, verschränke die Hände hinter meinem Rücken. Was wollte ich sagen? 'Ich' ... guter Anfang, der Esel nennt sich immer zuerst, also, was wollte der Esel den sagen? Sagen wir etwas Neues, etwas Frisches, Unverbrauchtes:


    "Äh" sage ich also, "nein, zu den Meditrinalia war ich noch nicht in Rom, bzw. gerade erst angekommen, voller Reisestaub und man hat mir selbstverständlich keine Einladung übermittelt, meine Onkel" 1, 2, 3, 4, viele? "meine Onkel waren sicher mit Recht der Ansicht, daß ich, äh, noch nicht, noch nicht gleich mich in der fremden Umgebung zurechtfinden würde und ich diese erst einmal kennenlernen müßte." Und vor allem erstmal baden, schlafen und essen. "Aber ich habe danach, sobald es ging, mich umgehört und mitgefiebert", vornehmlich zwar mit meinem Onkel, aber das versteht sich von selbst.


    "Das freut mich sehr, ein nützliches Geschenk, danke sehr" sage ich und meine die Kerze, die vielleicht wirklich schwimmt und nicht nur so aussieht? "Io Saturnalia - ich habe kleine Blätterteig-Kugeln mit Fruchtfülle gebacken, als Geschenk aus meiner hispanischen Heimat quasi. Es dürfte dahinten am Buffet wieder welche geben. Am besten sind sie, wenn sie warm sind." Kalte hojaldres schmecken meistens wie Mehl-Kleister, selbst manch' wählerischer Hund schnuppert daran dann nur und suchen sich eine fette Ratte.


    "Nun, wie es aussieht", ich muß lächeln, als ich an Tilla denke, "kenne ich nun doch noch keine aurelische Frau, weder jene, von der Onkel Aquilius sich wohl erwählt hat, noch Aurelia Helena, von der ich auch nur erzählen hörte. Beides ehrbare und fromme Jungfrauen, wie ich meine. Patrizierinnen habe ich bislang nun, was Wunder!, noch nicht kennenlernen dürfen, keine wurde mir vorgestellt, das Haus meiner Onkel verlasse ich ja auch kaum mehr als zum lernen und arbeiten." Und um auf den Märkten herumzustreunen, in den Tavernen und auf dem Forum mit Iuliern zu plaudern. Männlichen Iuliern, was sonst?

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