In memoriam matris optimae

  • Mein Gelöbnis, für meine Mutter zur Erinnerung ein Opfer darzubringen und Ihr Bildnis weihen zu lassen, will ich nun endlich angehen. Onkelzwo Aquilius hatte gemeint, ich solle mich einfach an eine Iuno-Priesterin wenden, die würde mir weiterhelfen.


    In bestem Feiertagsstaat ohne einen einzigen Flecken finde ich mich also im Bereich des cultus Iunonis ein und hoffe, daß mir zu helfen ist ...

  • Sim-Off:

    In Ermangelung einer Sacerdos-ID-Alternative hoffe ich, du nimmst auch mit einem NPC-Sacerdos Vorlieb und verzeihst gleichsam, dass ich dich an einen Tempel platziere.

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    Obgleich es kaum verwunderlich war, dass Lucanus' Onkel Aquilius ihn an eine Priesterin verwiesen hatte - nicht etwa da er es nicht besser wusste, sondern da Aquilius vorwiegend an Frauen dachte, selbst im Cultus Deorum -, so gab es durchaus auch in den Tempeln der Iuno mehr männliche als weibliche Priester, wie beinahe überall im Cultus Roms. Doch tatsächlich trug die Launenhaftigkeit des Schicksals - oder jener Götter, welche das Schicksal bisweilen lenkten - dafür Sorge, dass an diesem Tage, an welchem ein klarer Himmel Rom einige, wenn auch etwas dürftige Sonnenstrahlen schenkte, eine Priesterin der Iuno ihren Dienst im Tempel der Iuno Sospita verrichtete und dem hilfsbedürftigen Flavius über den Weg lief. Es war die Sacerdos Catonia Secunda, welche bereits seit vielen Jahren schon dem Cultus Deorum diente, bisweilen ein wenig nachlässig war mit den Gaben der Opfernden - wer so viele Bildnisse, Statuetten und Votive in seinem Leben gesehen hatte, dem mochte dies durchaus nachzusehen sein -, die jedoch noch immer mit Eifer und Ehrfurcht ihren Aufgaben nachkam, mehr denn je, seitdem ihre sieben Kinder, welche sie mit dem Segen Iunos in die Welt gesetzt hatte, ihren eigenen Weg gingen. Dass der junge Mann, der ihr entgegen kam, ein Opfer darbringen wollte, entging ihrem geschulten Blicke nicht - obgleich dies natürlich unschwer zu erraten war, denn selten fand irgendwer den Weg zu den Tempeln, welcher nicht früher oder später seine Bitten durch eine Gabe wollte ausgleichen. Manche jedoch eilten zielstrebig in den Tempel, andere senkten ihren Blick, sobald ein Priester ihnen entgegen kam, und wieder anderen sah man bereits an, dass sie nicht so recht wussten, wohin und was und wie das Ganze. Flavius Lucanus schien Catonia einer jener letzteren Sorte zu sein.
    "Salve, junger Mann. Kann ich dir behilflich sein? Mein Name ist Catonia Secunda, ich bin Sacerdos dieses Tempels."



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  • Sim-Off:

    Es convenirt ungemein, kaum eine favorablere Lösung hätte es geben können.


    "Salve, ehrwürdige Frau", sage ich und komme celeriter zum puctus saltus meines Hierseins:


    "Ich möchte zu Ehren der Iuno, Mutter der Mütter und damit unser aller Mutter und im frommen Gedenken an meine verstorbene Mutter ein Opfer darbringen und der Göttin das einzige Abbild ihrer Person weihen."


    Ob Iuno blutige oder Speiseopfer bevorzugt ist mir völlig unklar, ich bin Novice und Discipulus in diesen Dingen; daß ihr Sohn Mars nicht alles nimmt, was ihm angeboten wird, hatte ich ja schon erfahren. Vom Sohn auf die Mutter zu schließen ist zwar nicht immer erfolggekrönt, aber Vorsicht ist im Umgang mit Göttern geboten. Sind launisch wie Menschen, darum uns so nah.


    Ich fahre fort - ein paar Stichpunkte hatte ich mir aus Vorsicht im Kopf notiert: "Außerdem werde ich bald heiraten und bitte Iuno um ihren mütterlichen Segen für die Wahl meiner Ehefrau."


    Iuno hatte schon glücklich bei meiner Mutter gewirkt, was die Verbindung an Kürze verlor, gewann sie doch an Glück und Eintracht. Und da Onkel Gracchus mit einer Frau verheiratet ist, die vor allem durch ihre Unsichtbarkeit besticht, muß ich mir jeden Beistand sichern, den ich kriegen kann. Schließlich war es Sache meiner beiden Onkel, die Ehe zu arrangieren, und Onkel Gracchus' Wort hat sicher etwas mehr Gewicht bei der Entscheidung.

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    Nicht eben bescheiden war der junge Mann, waren dies doch gleich drei Wünsche auf einmal. Catonia Secunda jedoch lächelte nur milde, denn dies war das Vorrecht der Jugend - hatte sie nicht selbst einst die göttliche Iuno um einen Ehegatten, ein Heim und gleichsam ein Kind gebeten, obgleich letztlich der passende Ehemann allein hatte ausgereicht, um die nachfolgenden Wünsche ebenfalls wahr werden zu lassen?
    "Hast du dir bereits Gedanken darüber gemacht, welche Gaben du der Iuno offerieren möchtest, abgesehen vom Abbild deiner Mutter?"
    Da Lucanus kein Sklave mit eine Vieh an der Leine folgte und er auch sonst nicht mit vollen Händen kam, ging die Sacerdos davon aus, dass er entweder das Opfer für einen zukünftigen Tag vorbereiten lassen wollte, oder aber erst die Gaben auf den Märkten vor dem Tempel erstehen würde.



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  • Ein wenig hilflos zucke ich mit den Schultern. Was wird Iuno erwarten? Daß ich mich für das Opfer ruiniere, angesichts meines für stadtrömische Verhältnisse doch geringen Taschengeldes, wie ich leidvoll erfahren mußte? Soll ich Lars für ein Faß Bier verkaufen, im sicheren Wissen, daß er am Nachmittag wieder ausgebüxt sein und zu uns zurückkommen wird? Irgendwas nettes, aber nicht armseliges, eine flavische Mutter hatte vonseiten ihres Sohnes schließlich Bestes verdient.


    "Naja, ich bin zwar ein Flavius, aber meine Verhältnisse sind, hm, ... ein Opfertier natürlich schon, aber vielleicht kein großes. Ich spare für meine Ausbildung, und Mutter wäre sicherlich nicht angetan, wenn ich das wenige, das ich habe ..."


    Ich habe einen Teil meiner Ersparnisse dabei, ich würde gleich gehen, um das passende Tier zu besorgen.

  • [Blockierte Grafik: http://img166.imageshack.us/img166/8767/sacerdoser4.jpg]
    "Es kommt nicht auf den materiellen Wert an. Das richtige Verhältnis ist entscheidend, und deine Intention. Iuno wir das Ziegenopfer einer einfachen Familie aus Trans Tiberim ebenso beachten wie die prächtige Kuh, welche die Consuln ihr opfern. Denn würden die Götter nach unseren Maßstäben entscheiden, so wären wir alle von ihnen verlassen, außer der Augustus selbst, welcher ihnen die prächtigsten Opfer von allen schenkt, meinst du nicht auch?"
    Ein Garant für das Gelingen eines Opfers war diese Aufmerksamkeit jedoch längst nicht, denn die Göttin mochte gleichwohl ungeachtet des Status einer einfachen Familie aus Trans Tiberim ebenso zürnen können wie den Consuln.
    "Du allein entscheidest, was deine Bitte dir wert ist, du allein kannst bestimmen, welcher Dank dir angemessen scheint, denn du allein weißt, was dir zur Verfügung steht. Wie wäre es mit einem Karnickel, einer kleinen Ziege oder einem Schwein?"
    Ein Schwein würde Lucanus schon ein wenig teurer kommen, doch da er erwähnt hatte, ein Flavius zu sein, war die Sacerdos nicht gänzlich sich sicher, was tatsächlich für ihn erschwinglich war.



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  • Über das, was die sacerdos sagt, muß ich mich doch etwas wundern. Nein, das meine ich nun überhaupt nicht. Wozu wurden Hekatomben von Rindern bei Staatsopfern geschlachtet, wenn auch ein einziges Stück Vieh genügen würde? Wozu opfert der Kaiser, wenn es auch Caius Nemo aus der Subura sein könnte? Als nächstes muß man noch mit reinem Herzen oder so ad altarem des Gottes treten, man vielleicht überhaupt nicht mehr real opfern?


    Do ut des - bekommt der Gott ein gutes Opfer, bekomm' ich auch 'was Gutes. Wer mit minderwertigen Geschenken kommt, muß sich nicht wundern, wenn er nur zum Hintereingang hineindarf.


    "Hm, ich habe eben einen Wurf rosiger Ferkel gesehen, wenn ich je eins für meine Mutter und eins für die Wahl meiner Ehefrau darbringe?" Daß mich Mutter ab und an 'ihr kleines Ferkelchen aus dem Garten Epikurs' gerufen hat, wenn ich im Garten tobte und verschwitzt ein Zitronenwasser erbettelte, will ich jetzt nicht begründend anfügen. 'Oinkoinkoink' stolzierte ich dann mit dem Becher laut singend herum. Damals war ich natürlich noch ziemlich klein, aber komisch, manche Dinge bleiben im Gedächtnis, andere fallen hinab wie in eine tiefe Schlucht ohne Wiederkehr.


    Sim-Off:

    Ferkel kauf' ich selbst und mach' ein 0-Sesterzen-Angebot? Wohin? ... Oder?

  • [Blockierte Grafik: http://img166.imageshack.us/img166/8767/sacerdoser4.jpg
    Obgleich weder Lucanus noch die Sacerdos davon etwas ahnten, dachte der junge Flavier im Grunde - obgleich er andere Meinung war - eben dies, was sie hatte ausdrücken wollen - obgleich dies womöglich missverständlich war ausgedrückt worden, da eine simple Ausdrucksweise es nicht immer einfacher machte, einen komplexen Sachverhalt zu beschreiben - denn wäre es anders und die Götter würden ihre Aufmerksamkeit einzig dem generell Besten von allem im Allgemeinen schenken, so wäre Lucanus' Opfer, wie abertausende andere Opfer auch, von vorneherein zum Scheitern verurteilt, würde er nicht den Pontifex Maximus dazu bewegen können, eine mittelgroße Kuhherde als Dankesgabe für die Erfüllung seiner Bitte zu opfern. Zwei Ferkel jedoch waren für Lucanus in dessen Situation für diesen Wunsch angemessen, wohingegen bei gleicher Bitte ein ärmlicher Pelbeierjunge sicherlich Iunos Aufmerksamkeit auch durch eine Taube hätte erlangen können, ein Magistrat dagegen zumindest eine große Sau oder ein Schaf hätte opfern müssen, um einen Anschein von Ernsthaftigkeit zu wahren. Do ut des - gutes Opfer, gute Chancen - doch was für den einen gut war, mochte der andere als mäßig nur ansehen, gemessen an seinen eigenen Möglichkeiten.
    "Zwei Ferkel scheinen mir eine gute Wahl zu sein. Achte darauf, dass es weibliche Tiere und sie auch schön hell sind. Für das Voropfer kann ich dir aus den Tempelbeständen ein wenig Wein und Blumen verkaufen, oder aber du siehst dich ebenfalls nach etwas passendem auf den Märkten um."
    Zwei Ferkel schienen Catonia Secunda in der Tat äußerst angemessen, denn die Chancen standen dabei nicht schlecht, dass das Fleisch zumindest eines davon dem Tempel als Spende würde verbleiben und so letztenendes auf dem abendlichen Esstisch der Sacerdos würde landen. Die Vergütung des Tempeldienstes war nicht unbedingt schlecht, doch auch nicht sonderlich gut, zudem hatte sich Catonias Gemahl seit seinem Scheitern in der Politik standhaft geweigert, einer Tätigkeit nachzugehen, so dass das Essen selten sehr feudal ausfiel.



    Sim-Off:

    Für ein kleines blutiges Opfer bedarf es eines Lammes, einer Kanne Landwein, fünf mal Blumen/Kräuter und Gebäckes. Du kannst Teile davon oder alles zusammen, was Lucanus von den Märkten mitbringt, mir als Angebot einstellen, ich werde es zu einem Opfer kumulieren und dir entsprechend bepreist zurücksenden.


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  • "Ei, so machen wir's" nehme ich das Angebot an. "Du bringst gegen Entgelt Wein und Blumen, ich die beiden jungen Sauen mit Gebäck.- Und natürlich das Weihgeschenk für die Göttin." :) Ich freue mich, daß das so reibungslos klappt. Vorerst jedenfalls. Die Auswahl der Schweinchen dürfte kein Problem sein, wahrscheinlich sind hier um den Iuno-Tempel nur weibliche Tiere zu finden, die männlichen dann bei anderen Kultstätten.


    "Ich bin gleich wieder da, wenn's recht ist. Oder wäre es Dir zu einem anderen Zeitpunkt lieber?" Es sieht zwar nicht so aus, als wäre ich gerade in einer Stoßzeit und die Frauen würden über mangelndes männliches Interesse oder Nachwuchssorgen klagen, aber wer weiß? Auch Senator Purgitius Macer hatte sich angekündigt ...

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    Die Sacerdos nickte zustimmend.
    "In einigen Augenblicken ist mir so recht, wie jeder andere Zeitpunkt. Ich werde zwischenzeitlich den Wein und ein Blumengesteck holen und hernach wieder hier auf dich warten."
    Erst gegen Nachmittag, wenn die vornehmen Damen aus den Bädern, und zum frühen Abend hin, wenn die arbeitenden Frauen nach Hause würden eilen, würde der Opferbetrieb im Tempel sich vermutlich ein wenig steigern, doch augenblicklich war der Altar nicht eben überfüllt.



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  • "Mogsch a Säule?" hat mich der Händler gefragt, als ich die kleinen Schweinchen begutatete. Alles Weibchen. Ich schaute den Händler an, der Händler schaut mich an: "Hanoi, mogsch a Säule?" lächelte er mich an. "Ich hätte gerne diese beiden rosigen Schweinchen, das sind doch alles Weibchen, nicht?" "Haja, des sin' alles Säule, dominusch." Hm. Ich - klug, logisch kombinierend und leutselig wie ich bin - sagte also: "Gut, dann nehm' ich zwei von den Säulen!" Stolz blicke ich den Händler an. Es geht nichts über allemannisch-römische Völkerverständung. "Noi, noi, Säulen het's beim Mo meiner Schweschter, der isch' ja der Baumeischter. I han nur Säule." Er versucht freundlichst lächelnd, mir den Weg zum Geschäft des Mannes seiner Schwester zu erklären, bis ich abwinke. "Zwei. Die da. Die und die", und der Handel ist perfekt. Geld gegen zwei rosig-rote sich bewegende Fleischklumpen je mit einem sich ringelnden Aufhänger dran.


    Zu dritt gegen wir wieder zum Tempel zurück; ein Gebäckstück zerbrösele ich und lasse die beiden Säu... Tiere darauf herumknurpseln, den Rest verwahre ich für Iuno.


    "Da bin ich wieder", sage ich, auf dem Arm und am Gürtel die Gaben für Iuno.

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    Die Sacerdos erwartete Lucanus bereits vor dem Tempel, winkte eine Sklavin herbei, auf dass diese sich der Schweine annahm und sie zum Opfer vorbereitete.
    "So du soweit bist, können wir mit dem Opfer beginnen. Ila hier wird sich um die Tiere kümmern, so dass du nach dem Voropfer direkt zum Altar schreiten kannst. Lass' uns hinein gehen."
    Catonias Schritte die Stufen des Tempels hinauf waren nicht eben als schwerfällig zu bezeichnen, doch das Alter hatte längst die Kraft der Jugend aus ihrem Körper gefegt. Oben, zwischen den bunt bemalten Säulen, blieb sie einen Augenblick stehen und gab vor, noch einmal nach der Sklavin Ila und den Schweinen zu sehen, die um den Tempel herum verschwanden.
    "Alles in Ordnung"
    , nickte sie dem jungen Flavius zu und trat durch die große Türe hindurch, die den Tag über immer auf einer Seite offen stand. Das Tempelinnere war erfüllt von nebligen Rauchschwaden, welche das goldfarbene Licht etlicher Kerzen zerteilten. Zahlreiche kleine Statuetten und Votivgaben umgaben das große Bildnis der Iuno Sospita, welches gütig über die Menschen hinweg blickte, zu ihren Füßen sammelten sich bereits Opfergaben - nur so viele jedoch, dass die Masse nicht erdrückend war, denn unscheinbare Tempeldiener räumten die Gaben immer wieder einmal über den Tag verteilt ab. Dadurch, dass der Tempel weit in die Höhe ragte und die prächtige Statue der Iuno bis beinah unter die Decke reichte, erschien sie weit größer noch als sie ohnehin war. Catonia Secunda tauchte ihre Hände in ein Becken mit Wasser, welches neben der Tür im Inneren des Gebäudes aufgestellt war, reinigte sie zum ungezählten Male an diesem Tag und forderte auch Lucanus mit stummem Wink auf, sich ebenfalls die Hände zu waschen. Sie streifte das Tuch, welches ihr offenes Haar bedeckt gehalten hatte, vom Kopf zurück und holte aus einer kleinen Nische in einer der Seitenwände eine Schale voll getrockneter Kräuter zur Räucherung, eine kleine Kanne Wein und einen Blumenkranz, durch welchen sie ihre Hand hindurch streckte. Hernach schenkte sie Lucanus ein aufmunterndes Lächeln.



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  • 'Introibo ad altarem Deae, ad Deam, quae laetificavit iuventutem meam' sage ich still vor mich hin, ein Gebet, daß ich von meiner Mutter gelernt hatte, ein Gebet, das sie sprach, wenn sie Iuno opferte. 'Reinige mich, damit ich weißer werde denn Schnee' bete ich, da ich meine Hände im Becken wasche. Der Tempel ist von innen größer als von außen, ein Meisterwerk der Perspektive, Iuno bricht gleich durch den First in den höchsten Höhen.


    Meine eigene Gabe erscheint mir klein und gering, angesichts dieser gülden glänzenden Pracht, die doch nicht auf mich einstürzt, sondern sich weihrauchgeschwängert Schicht um Schicht dem staunenden Auge offenbart. Nur mit einem Auge beobachte ich das Tun der sacerdos, das andere und meine beiden Ohren gehören ganz dem Tempel. Diese devotio religiosa gegenüber der Mutter aller Mütter, 'adoro te devote' möchte ich freudig ausrufen, jederzeit meine eigene Mutter um eine Säule herumkommend erblicken wollend.


    Und jetzt? Soll ich die Hände der Priesterin ergreifen? Oder? "Nun ..." sage ich vorsichtig, in jeder Richtung einen Fallstrick vermutend. Möchte Sie das Bildnis meiner Mutter?

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    Der junge Mann schien nicht recht zu wissen, wie er weiter sollte verfahren. Womöglich war es die erste Weihung, welche er mit einem Opfer verband, darum wollte Catonia Secunda nicht allzu vorschnell mit ihrem Urteil sein.
    "Zuerst das Voropfer"
    , erklärte sie, ohne dabei erklärend zu klingen, um Lucanus nicht zu verunsichern, ganz so, als würde sie für sich selbst noch einmal die Reihenfolge repetieren.
    "Die Räucherung, um die Aufmerksamkeit der Iuno auf uns hinab zu lenken, hernach offerieren wir Wein, Blumen und Gebäck. Anschließend weihst du das Bildnis deiner Mutter, bevor wir uns wieder nach draußen zum Opferaltar begeben. Ist es dir genehmer, die Worte allein zu sprechen oder möchtest du, dass ich sie einleite?"



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  • Der bittere Geschmack von Nervosität und die Säure der Panik machen sich in meinem Mund breit. "Wo ist mein Text??? So kann ich nicht arbeiten!!!" hätte jetzt vielleicht einer der berühmtesten Schauspieler zur Zeit des vergöttlichten Claudius zornesrot ausgerufen, mir bleibt nur, ein still-verzweifeltes Oioioioi! zu beten.


    Ich reiße mich zusammen, Neffe unzähliger flavischer Onkel, Sohn der besten aller Mütter, wenn man einen Fisch an der Angel hat, kann man auch nicht zuwarten, bis jemand einem beispringt.


    "Ich fange an", sage ich mit einer Stimme zwischen Tremolo und beinahe sterbendem Adagio und räuspere mich Marciato. Sollte aus meinem sistrum nur Murx kommen, wird sie sicherlich rettend eingreifen.


    O Iuno, mater matrum, Mutter aller Mütter, der Sohn Deiner Tochter Foslia Milonia tritt hin vor Dich und fleht Dich an. Ich, Cnaeus Flavius Lucanus, dessen Mutters Lebensfaden allzu früh von den Moiren von der Spindel gerissen wurde, stehe vor Dir in frommem Gedenken an sie, die mich als Waise hier in dieser Fremde zurückgelassen hat.


    Ihrem seligen Angedenken sei dieses mein Opfer für Dich gewidmet, auf daß ich immer ihrer mütterlichen Unterweisung und Liebe" ich schniefe "und Liebe gegenwärtig bin und sie nie vergesse.


    Ich bitte Dich auch, Hohe Frau, schenke meinen Kindern eine solche Mutter, eine Mutter so voller Liebe, voller Freundlichkeit, Herzenswärme und Auf ..." 'mein Liebstes', denke ich und Bilder schießen mir sekundenschnell durch den Kopf: Mutter, mit dem Rücken zu mir in einem Topf Puls rührend, unter ihrem Baum sitzend, in eine Schriftrolle vertieft, wie sie sich morgens über mich beugt und über die Backe streichelt. Tränen laufen mir über die Backe, meine Nase läuft, ich schniefe und wische mir mit dem Ärmel schnell übers Gesicht. "und Aufopferung. Eine Frau, die ich liebe und ehre wie sie." Ich schniefe erneut und blicke vorsichtig zur sacerdos.


    "Entschuldigung" sage ich leise.

  • "Ooch, ist der Kleine niedlich. Denkt an seine Mutter... wie süß von ihm." entfuhr es Iuno, als sie dem jungen Sterblichen zuhörte.


    Sehr interessiert kam sie näher, wartend, was nun folgen wollte.

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    In faserigen, umeinander wirbelnden Fäden zog der Rauch der auf den glühenden Kohlen vor der Iuno verglimmenden Kräuter bis unter das Dach des Tempels, umströmte den Opfernden und die Sacerdos mit seinem wohligen Geruch und reihte sich ein in den zähflüssigen Odeur, welcher sich durch das gesamte Gebäude wälzte und nur ab und an seinen Weg hinaus durch die Türe fand. Bei Lucanus' Worten, welche der Catonia mehr die eines verlorenen Jungen denn eines jungen Mannes schienen, wurde auch sie recht rührselig, dass sie fast sich dazu hinreißen ließ, den armen Jungen in ihre Arme zu schließen. Doch sein vorsichtiger Blick und die leise Entschuldigung hielten sie davon ab, ließen nur ein verborgenes Räuspern ihrer Kehle echappieren.
    "Das macht doch nichts"
    durchdrang ihre weiche Stimme die rauchige Luft, verlor sich doch schon außerhalb des sie und Lucanus umgebenden Kokon des Ritus in den gewaltigen Dimensionen des Tempels. Nach und nach reichte sie die Gaben, auf dass der junge Flavier sie darbringen konnte, den Wein, um ihn in die goldene Schüssel zu gießen, die Blumen, um sie der Iuno zu Füßen zu betten, und die Gebäckstücke, um sie auf die mensa vor ihr zu legen. Schlussendlich und äußerst ehrfürchtig übergab sie Lucanus das Bild seiner Mutter, einer schönen Frau, wie Catonia neidlos feststellte, auf dass er nach den Gaben es der Göttin konnte weihen, um damit das Voropfer abzuschließen.



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  • Ich schniefe nochmal wie zum interpunktorischen Abschluß meiner Vorrede, nehme nacheinander Wein, Gebäck und die Blumen und bringe sie dar.


    "So weihe ich Dir, Himmlische Mutter, diese Gaben:
    Ihr Götter, Ihr schenkt uns den Wein, die Frucht des Weinstocks und der menschlichen Arbeit, sieh' her: ich gieße ihn aus vor Dir wie meine Tränen;
    Ihr Götter, Ihr schenkt uns dies Gebäck, die Frucht der Mutter Erde und der menschlichen Arbeit, sieh' her: ich weihe es Dir, die Du mich wie meine Mutter nährst;
    Ihr Götter, Ihr schenkt uns die Blumen, den Schmuck unserer Mutter Erde, Euch und uns zur Freude, sieh' her: ich will Dich erfreun, wie ein Sohn seine Mutter.


    Schließlich nehme ich das Bild meiner Mutter aus den Händen der Priesterin, fahre sanft über den Rand des Holzes, als würde ich eine lange Haarlocke hinter ein Ohr meiner Mutter streichen.


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    "Auch weihe ich Dir, Ehrwürdigste Mutter, dies Bild meiner Mutter, Zeichen für dies, welches wir - ich und alle, die sie kannten - noch in ihrem Herzen tragen werden, wenn dieses Holz verfallen, verbrannt, vergangen ist. Und würde ich blind, so sähe ich sie doch, denn wir sehen allein mit dem Herzen gut."


    Damit lege ich das Bild auf den Tisch, die Augen nicht davon loslassend. Sie ist es, die Frau auf dem Bild, und sie ist es auch nicht. Mit einer knappen Verbeugung drehe ich mich zur Priesterin um. Nun ist wohl das Voropfer beendet und wir können uns zum Opferaltar hinauswenden ...

  • "Ich gehe schon mal hinaus", sage ich zur Priesterin. "Du möchtest Dich sicherlich für das blutige Opfer am Altar draußen umziehen, nicht?" Angesichts der zu erwartenden ... hm ... Schweinerei mit den zwei Ferkeln wäre das jedenfalls eine gute Idee, denke ich.


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    "Ja, warte draußen auf mich", sagt Catonia und wendet sich, mit leicht beschwingten und dennoch gemessenen Schritten einer Frau, der ihre Aufgaben keine Last sind, einer Seitentür zu.


    Ich wende mich ein letztes Mal um und schaue auf das Bild meiner Mutter und gehe dann langsam endgültig hinaus. Während ich über die Stufen hinab zum Opferaltar schreite, trifft auch die Sklavin mit den beiden gebadeten und rosig gerubbelten kleinen Schweinchen ein. Beide tragen kleine immergrüne Halskrausen mit Blumen darin und einem bunten Band, das um die Kränze geflochten ist und schnüffeln neugierig und vergnügt auf dem Arm der Gehilfin in die Umgebung.


    Drei camilli packen gerade das Putzzeug zusammen, Lappen, Bürste und einen Holzeimer mit Henkel. Der Altar ist nun wieder bereit, ein neues Opfer für Iuno zu präsentieren. Eine Girlande hängt ein wenig schepps herunter, wird aber von einer kleinen Hand wieder in Form gebracht und richtig appliziert.


    Die Schweinchen, Sklavin und ich stehen seitlich am Altar und warten auf die Priesterin.

  • Catonia und mir werden von einem camillus erneut ein malluvium, gefüllt mit Wasser, gereicht, um uns nochmals - vorsichtshalber? - zu reinigen. Mir schwirrt die blöde Geschichte von dem Bauern im Kopf herum, der bei feinen Leuten eingeladen ist und die Schale mit Zitronen- und Rosenöl vermischtem Wasser in einem Zug trinkt, weil er denkt, das sei der Aperitiv. Irgendwie habe ich das stete Gefühl, selbst hier dieser Bauer zu sein.


    Während die Priesterin direkt zum Altar schreitet, gehe ich einige Schritte mit, bleibe aber ein wenig Abseits stehen. Den nun folgenden Ablauf kenne ich ja eigentlich schon. In einigen Wiederholungen. -.^

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