• Den ganzen Tag hatte er probiert seinen Bruder zu sprechen, doch immer wenn er an die Tür des Hauses geklopft hatte, hatte man ihm nur beschieden, das Surenas nicht zu sprechen sei. Selbst am Abend, kurz vor Sonnenuntergang, wenn Surenas üblicherweise zu einem Rundgang durch seine Geschäfte in der Stadt aufbrach, hatte er sich nicht an der Tür blicken lassen.


    Anders als sein Bruder war er ein überzeugter Verteidiger seiner Stadt und sass nun in dem Hauptquartier seines Wachsabschittes an einem Tisch, ihm gegenüber Samad, ihr Anführer. Eigentlich war es keine Wachstube, vielmehr der Schankraum einer Taverne, doch schliesslich waren sie auch keine Soldaten, sondern einfache Bürger, bunt wie der Regenbogen bewaffnet, aber dennoch zu allem bereit.


    "Nieder mit dem Römerpack !"


    "Für das glorreichen Parthia !"


    "Parthia oder Tod !"


    Samad hatte zwar schon eine Weile aufgehört zu reden, aber immer noch gröllten die Männer die Sprüche, die er gebracht hatte.

  • Auch Sparsus schlich mit dem Kommando mit. Wie damals bei dem nächtlichen Überfall und der Rettungsmission für Centurio Aristides hatte er seinen Helm, seinen Schild und seinen Kettenpanzer im Lager zurück gelassen. Das Gladius hatte er in die heißen Kohlen gehalten und war rußschwarz und die Schuhe hatte er im Lager ausgezogen, damit man auch wirklich keinen Schritt hörte. Bewaffnet nur mit Dolch und Schwert schlich er also im Konvoi entlang. Kein Funkeln im Mondlicht verriet die Miles und scheinbar unbemerkt kamen sie der Stadt zumindest langsam näher.
    Sie überquerten ein Feld und Sparsus rutschte in eine bewässerungsgraben. Schöne Scheiße. Im ganzen Land kein tropfen und nun steckte er knöcheltief im Schlamm. Sparsus besah sich den sternenklaren Himmel. Keine Wolke am Himmel und keine Deckung. Und dann noch die Socken versaut. Das fing ja schon mal gut an. Er bekam einen Klapps auf die Schulter und rappelte sich wieder auf. Die Truppe bewegte sich weiter und hielt dann, als sie Deckung gefunden hatten, an. Anscheinend wurde das weitere Vorgehen geplant. Juhu, der Tribun improvisierte also. Da fühlte man sich spontan sicherer.

  • Das letzte Stück war gegangen worden, nur wußte wohl der gute Händler nicht mehr 100% unter welchem Stein, Gebüsch oder sonstwas der Zugang gelegen war, nur daß es hier im Umkreis war. Nun sie waren genug um den Durchgang schnell zu finden. So wandte er sich also an den Trupp:"Also meine Herren hier muß es irgendwo sein, sucht unter jedem Stein und Gebüsch, dann sollten wir den Zugang innerhalb kürzester Zeit gefunden haben, unser Händler hier hat anscheinend vor nervösität Gedächnisschwund."

  • Eine Schlange glitt in den Graben, schlängelte sich durch den morastigen Grund, tauchte unter als das Platschen eines Soldaten ertönte. Der Wind zerrte an dem Gebüsch, nahe des Flußes, es knackte an einem Ast, irgendwo war ein Rascheln in der Dunkelheit zu vernehmen, all die kleinen Geräusche um sich herum nahm Marcus wahr, halb bewußt, aber durch die Anspannung des nächtlichen Treibens etwas sensibilisiert darauf, wer weiß, vielleicht war das ganze hier doch eine Falle? Ein Tribun, ein centurio, mehrere Soldaten der prima, ganz unlohnend waren sie nicht als Ziele, womöglich erhofften sich die Stadtbewohner eine Geisel, um den Kaiser zu bewegen abzuziehen und ein Tribun wäre doch sicher ein lohnenswertes Opfer. Marcus Augenbrauen zogen sich zusammen, er warf Cyprianus einen schnellen Seitenblick zu, war sich aber sicher, daß der Mann schon wußte, was er tat. Schließlich war der Terentier - wie Marcus von einem Kollegen erfahren hatte! - ebenfalls vorher Berufssoldat gewesen. Dem Händler schenkte Marcus einen abfälligen Blick. Zivilist!, dachte er sich. War zwar heraus gekommen, aber entsann sich nicht mehr an die Öffnung, die er doch den Römern zeigen wollte, wozu hatten sie ihn dann überhaupt dabei? Der Funken von Mißtrauen keimte etwas mehr in Marcus, aber er nickte nur stumm auf den Befehl von Cyprianus, jedes Wort könnte sie schließlich verraten, jeder Laut auf sie aufmerksam machen. Marcus wandte sich den anderen Soldaten zu und deutete mit einer stummen Geste, ihm zu folgen. An dem Rad duckte sich Marcus vorbei, warf einen Blick auf die Stadtmauern und näherte sich an dem dichten Gewächs des Ufers der Stadtmauer.


    Leise schmatzte es mal unter Marcus Füßen, ehe er etwas trockenen Grund fand und auch den kleinen Ästen - soweit er sie in der Dunkelheit sehen konnte - auswich. Immer mal wieder spähte er zu der Mauer hinauf, doch, ein Schatten glitt vorbei, Marcus hob die Hand, damit der Trupp im Schutze des Ufergestrüpp verharrte, dann, als der Schemen vorbei war, lief Marcus geduckt weiter. Mit dem Rücken stellte sich Marcus an die Mauer und sah erneut nach oben, seine Finger glitten über den brüchigen Stein, der hier einen tiefen Riß offenbarte. Einer ernsthaften Belagerung würde die Mauer nicht mal Tage stand halten, so erschien das Marcus in dem Augenblick, aber der Kaiser wollte die Stadt im Handstreich haben, darum war die nächtliche Operation - egal wie suspekt sie schien! - noch immer die bessere Option. Marcus sah nach rechts und links, erneut nutzte er nur seine Hände, um die nächsten Befehle weiter zu geben. Drei kleine Grüppchen von Männern, die die Mauer nach dem ominösen Durchgang - sofern er überhaupt existierte - suchen sollte. Marcus ließ seine Hände sinken, wartete einen Moment, ob ihn die Soldaten verstanden hatte und trat an das Flußufer, das immer wieder gegen die Befestigungsanlage der Stadt plätscherte. Der Mond spiegelte sich in den Fluten, Marcus sah seinen Schatten darüber hinweg gleiten und trat langsam am Uferrand entlang. Wenn es den Durchgang gab, würden sie ihn hoffentlich entdecken, Marcus Pupillen weiteten sich marginal, er suchte den Rand des Ufers ab, drückte mal einen dornigen Busch zur Seite, erblickte jedoch nur einen weiteren Mauerabschnitt. Hoffentlich hatte jemand von den unteren Rängen mehr Erfolg.

  • Wunderbar, einfach wunderbar, erst diese sternklare Nacht, die kein bisschen zusätzlichen Schutz bot und dann vergaß dieser Händler auch noch, wo der Zugang lag. Licinus hatte fluchen wollen, beschränkte sich anbetracht ihrer Situation auf eine unwirsche Handbewegung. Anschließend ließ er sich in der Nähe eines Strauches auf alle viere herab um den Boden nach einem möglichen Tunnelzugang zu untersuchen, fand jedoch nichts.


    Dann erhob er sich wieder und sah sich um, ob irgendjemand das Signal gab, dass er erfolgreich war und sie weitermachen konnten.

  • Priscus wandte sich um, als ihn der Melder des Primus Pilus ansprach. Schweigend nahm er die Meldung zur Kenntnis. Die geheime Operation schien also größere Ausmaße zu haben. Die Kameraden wären nicht sonderlich erfreut, in einer halben Stunde gleich wieder antreten zu müssen. Priscus schickte den Melder wieder zurück, die Annehme der Meldung zu bestätigen und begab sich dann zurück zu den Zelten. Es war sicher besser, den Jungs jetzt direkt bescheid zu sagen, dass sie zwar noch in den Zelten bleiben und ein wenig ausruhen sollten, aber es gleich wieder los gehen würde. Besser so, als wenn sie nachher gerade eingeschlafen waren. Außerdem dauerte sowohl das Aufschnüren als auch das wieder Anlegen der Caligae ein wenig und das wollte der Optio seinen Leuten nun wirklich ersparen, wenn sie schon planmäßig um die Nachtruhe gebracht wurden.


    Leise ging er also von Zelt zu Zelt und setzte die Soldaten in Kenntnis, verbunden mit der Aufforderung, dass alles ruhig ablaufen sollte. Von der Stadt aus sollte man nichts merken und unbeteiligte Kameraden brauchten auch nicht aufgeschreckt zu werden.

  • Immer wieder gingen die Blicke des Artoriers zum Centurio, der anscheinend nicht gerade sehr erfreut zu sein schien. Was hatte der Händler denn nun gesagt, fragte er sich, doch als sie das Zeichen bekamen, Aristides zu folgen, duckte er sich und tat, was ihm befohlen wurde.


    Anscheinend mussten sie wirklich den Eingang noch suchen... das konnte nun wirklich nicht sein. Tiberius schaute zu Titus, fragte sich, warum er dabei war ? Es gab sicherlich einen guten Grund dafür. Sollte er etwa den Händler töten ? Egal ob sie nun reinkommen oder nicht ?


    Der Optio suchte die Mauer nach dem Eingang ab, was sich als ziemlich schwer erwies, da er immer wieder ausschau halten musste, bloß nicht auf einen der Äste zu treten. Was suchte hier überhaupt, keiner von ihnen wusste nun wirklich, wie dieser Eingang überhaupt aussah. Tiberius glaubte nicht, dass hier irgendwo ein Eingang war, sondern glaubte er vielmehr, dass dies ein Hinterhalt war.

  • Leise huschte ich hinter dem Centurio her, immer bemüht den schlammigen Stellen auszuweichen. Da war was auf der Mauer! Ein Wächter! Mit hart klopfendem Herzen verharrte ich in der Deckung, bis der Schemen vorrüber war. Das war... aufregend! Ein echtes Abenteuer. (Natürlich war mir klar, dass es jeden Moment in blutigen Ernst umschlagen konnte, trotzdem erfüllte es mich richtig mit Euphorie, bei so einer wichtigen Mission dabeizusein. Der Kitzel der Gefahr, schätze ich.) Ich bemerkte auch dass meine Lippen sich immerzu zu einem seltsamen, nervösen Lächeln verzogen, fast als hätten sie ein Eigenleben.
    Wir kamen immer näher an die Befestigungsanlagen heran, die hier bis zum Ufer reichten. Hohe Mauern bauten sich neben uns auf, massig und dunkel. Grosse Felsklötze waren Teil des Fundamentes. Ob es diesen Durchgang wirklich gab?


    Der Centurio bedeutete uns mit Gesten danach zu suchen. Sparsus und ich schlichen zum nächsten Mauerabschnitt - gaaanz leise, ganz dicht an der Mauer. Die Vorstellung, dass vielleicht gerade jemand da oben auf dem Wehrgang stand und den Bogen spannte - oder auch den Pechtopf köcheln liess - die liess mir einen kalten Schauder über den Rücken laufen. Ich legte den Kopf in den Nacken und sah hinauf. Nun war die Hälfte meines Blickfeldes - die Mauer, im Schatten - ganz schwarz, tintig schwarz, dann kam die scharf gezackte Grenzlinie der Zinnen, vom bläulichen Schimmer des Mondes wie herausgemeisselt, dann der unendliche, sternklare Nachthimmel. Ich atmete tief ein und pirschte mich weiter, schob vorsichtig das Gestrüpp am Fusse der Mauer beiseite und suchte nach dem geheimnisvollen Zugang. Nichts...
    Dann kam eine Stelle, an der die vorgeschobene Mauer einen Knick machte, und dort von den Fluten des Euphrats beleckt wurde. Ganz langsam, um nicht zu plätschern, watete ich hindurch, eine Hand an der Mauer, eine am Schwert. Tief sanken meine Füsse in den Schlamm und das Wasser schwappte um meine Waden herum.
    Es roch modrig hier, nach Schlamm und Fäulnis, und meine Hand berührte glitschige Flechten, die die Mauer überzogen. Brr. Aber ich sagte mir: da musst Du durch, (und versuchte nicht daran zu denken was für giftiges Schlangenviehzeug hier unterwegs sein mochte).


    Da fiel mir mit einem mal etwas auf - eine Stelle am Ufer, halb im Schatten eines grossen Gebüsches mit wild verschlugenen Wurzeln, wo die Wasseroberfläche sich ein klein bisschen kräuselte, wie von einer einmündenden Strömung. Das Spiegelbild des Mondes sah dort so aus, als wäre es in viele Teile zerbrochen. Mondscherben dachte ich, und trat heran, da spürte ich die leise Strömung an meinen Beinen. Könnte es das sein? Wieder warf ich einen vorsichtigen Blick hinauf zur Mauer - und diesmal schien sich da jemand zu nähern. Eine dunkle Silhouette. Schnell duckte ich mich unter das Gebüsch, wartete still wie ein Häschen in seiner Kuhle bis sie wieder verschwunden war...
    Der Boden war wieder etwas fester hier. Ich tastete um mich herum. Da war ein stinkiges Rinnsal, das hier in den Fluss einmündete, in einem fast versandetes Bachbett. Oder war es mal ein Kanal gewesen? Am Rand meinte ich die verwitterten Reste einer steinernen Umfassung zu spüren. Ich verfolgte es mit den Händen, bis zu der Stelle wo es aus der Mauer herauskam. Schlingpflanzen und Gestrüpp hatten es überwuchert, ein Dorn riss mir die Hand auf - aber da war eindeutig ein Loch in der Mauer! Ein Gitter war darin, doch es fühlte sich verrostet an und schien an der Seite, meinem flüchtigen Eindruck nach, etwas Platz zu lassen. Womöglich konnte man sich da hindurchzwängen.
    HEUREKA!
    Fortuna war wieder mal mit mir. Ich tauchte unter dem Busch auf und zeigte Sparsus ganz aufgeregt die Stelle, dann huschte ich zurück, in Richtung der anderen, und bedeutete ihnen eifrig, nur mit Gesten natürlich, den Weg zu dem Durchschlupf.

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    SODALIS FACTIO AURATA - FACTIO AURATA

    Klient - Decima Lucilla

  • Kurz davor schon den Händler seine Meinung zu zeigen und ihn sozusagen als doppelten Verräter zu bezichtigen wurde Appius dem Miles gewahr der wild vor sich hin gestikulierte, also folgte Appius, im Schlepptau den Händler, ihm und tatsächlich! Der Druchgang war gefunden. Aufmunternd klopfte er dem Decimer auf die Schultern, als Lob sozusagen.
    Er schubste den Händler vorwärts und bedeutete dem Trupp ihm zu folgen.
    Nun würde man also in die Kanalisation der Stadt eintauchen, ein recht unangenehmer Ort voller ratten und Fäkalien, aber was tat man nicht alles für die Glorie Roms.

  • Imperiosus suchte weiter die Stelle ab, an der er scih gerade befand. Irugendwo musste der Durchgang sein, langsam bewegte er sich weiter nach reichts, doch finden konnte er nicht. Am liebsten würde er jetzt fluchen, doch gerade dies konnte er jetzt nicht machen.


    Plötzlich bemerkte er, im Augenwinkel, dass Serapio wohl etwas gefunden hatte. Der kleine Trupp bewegte sich langsam zu der Stelle, wo der Miles den Eingang gefunden hatte. Tiberius fragte sich, warum der Händler nicht gleich zu dieser Stelle gegangen war, doch war es ihm eigentlich egal, sicherlich wird er seine gerechte Strafe schon noch bekommen, entweder durch de Hand eines Römers oder seine Gott* würde ihn für diesen Verrat bestrafen.




    Sim-Off:

    * Ich glaube die Parther hatten nur einen Gott, oder irre ich mich da jetzt, wenn ja korrigiere ich das.

  • Titus
    --------------------------------


    Titus war dem Parthischen Händler dicht gefolgt, sein Auftrag war eindeutig, da hatte der Legat auch nicht den geringsten Zweifel gelassen. Und als dieser Bastard begann im Dunkel herum zu stochern, sah er den Zeitpunkt gekommen, ihn langsam und qualvoll zur rechenschaft zu ziehen und jenen Göttern oder jenem Gott zu übergeben an dem er glaubte.


    Titus hatte schon eine Hand auf der Schulter von Seurenas, als das Zeichen kam, das die Stelle gefunden sei. "Dein Glück, Parther," flüsterte er ihm drohend ins Ohr und machte sich mit den anderen auf den Weg. Für einen Mann seiner Grösse und besonders seines Gewichtes, bewegte er sich mit einer unglaublichen Leichtigkeit.


    Doch am Eingangsloch angekommen, reichte ihm ein knapper Blick auf das Gitter, um sich wissen, das er kaum hindurch kommen würde. Auch für die anderen wäre schwierig, selbst wenn Surenas nicht gerade zierlich war und wenige Stunden zuvor hindurch geschlüpft war. Doch die Form des Gitters machte es wesentlich leichter, aus dem Gang hinaus zu kommen, denn in ihn hinein.


    Aber Titus verzagte sich, ein, zwei Stäbe etwas gebogen und es würde schon gehen. Seine beiden Pranken umschlossen den ersten Stab und begann daran zu ziehen. Doch so sehr er sich auch bemühte, das Gitter gab nicht nach. Nicht viel fehlte, das spürte er, aber allein schaffte er es nicht.


    "Pack mal mit an," flüsterte er dem nächsten Miles zu.

  • Chengeant funkelten die Sterne am dunklen Nachthimmel, flackerten mal heller, dann dunkler, getrübt von der schützenden Lufthülle, Marcus sah einen Herzschlag lang in den Nachthimmel, betrachtete einen marginalen Augenblick lang den Mond, um anhand seiner Wanderung abzuschätzen, wie lange sie ungefähr bis zur Mauer gebraucht haben. Nicht mal eine Hand weit hatte Luna ihre Bahn über das nächtliche Firmament gezogen, zufrieden wandte sich Marcus um, weiter nach dem Eingang suchend. Das Wasser des Flußes plätscherte immer mal wieder gegen die Sohlenkante seines Stiefels als er zwischen Fluß und Mauer entlang schlich, aber nur weitere - mehr marode, aber durchaus hohe - Mauerteile inspizieren konnte. Ein Rascheln, schnelle Schritte, Marcus richtete sich auf, nachdem er einen dunkleren Schatten an der Mauer genauer angeschaut hatte und sah den aufgeregt scheinenden Serapio, der dem Tribun gestikulierend etwas zeigte, Marcus folgte den Gesten, spähte mit den Augen an der Wehrmauer entlang und ahnte mehr, als daß er es wirklich sah, daß dort womöglich ein Durchgang war. Ohne zu zögern schritt Marcus von seiner Position aus zurück und folgte dem Tribun, wobei er schnell einen Blick zu den Männern warf, um zu sehen, ob auch alle sich anschloßen. Ein Stein kullerte zur Seite als Marcus an dem Gestrüpp und Schlingpflanzen vorbei trat, jetzt erkannte auch Marcus den Eingang, das Loch in der Mauer. Oh je, das sah nicht sehr groß aus und Marcus ahnte schon, daß es für ihn sehr müsehlig werden würde, sich dort hindurch zu zwängen. Der schmale Spalt an der Seite war ganz gewiß zu schmal für den ordentlich um die Leibesmitte ausgestatteten Aristides. Aber auch der große Titus schien dasselbe Problem erkannt zu haben, denn er machte Anstalten, an dem Gitter zu ziehen, Marcus musterte die Bemühung eine Weile und als er dann die Worte vernahm, die Titus sprach, tat Marcus, was ihm in den Sinn kam. Er zog seinen pugio und kniete neben dem Eingang nieder. Er rüttelte einige Male an dem Gitter, dann steckte er den Dolch zwischen die Mauer und das Gitter und drückte das Metall tief hinein, mit brutaler Gewalt, aber auch gleichzeitig das Gitter festhaltend, damit es ihm nicht entgegen sprang. Dabei ließ Marcus noch etwas Platz, falls noch einer der Soldaten mit anpacken wollte. Es kratzte über Stein, dann ein leises Ächzen des Gemäuers, Marcus verharrte einen Moment und spähte nach oben, aber je schneller sie von hier weg kamen, desto besser. Ganz offen war das Gitter nicht, aber besser als vorher war es allemal. So beschloß Marcus schnell in den Gang zu schlüpfen.


    Den Händler voran gehen zu laßen, das hatte Marcus gewiß nicht vor, wer weiß, wen dieser windige Geselle in der Stadt auf sie hetzen wollte und vorher seinen Kopf aus der Schlinge ziehen? Marcus deutete einem Soldaten ihm direkt zu folgen, dann rutschte Marcus zu der Lücke und suchte danach, sich durch die Öffnung zu zwängen. Mit seinen Armen kam er natürlich leicht durch, seine Hände stützten sich in einer eckelhaften, braunen Brühe ab, die er lieber nicht näher inspizieren wollte, er drängte sich weiter, sein Chiton verfing sich in den Stäben, der Stoff riß, das spitze Metall drang durch seine grobe Tunika und schürfte seine Haut etwas auf, ein unterdrücktes Fluchen drang von Marcus Mund, so gepresst, daß es vom Rauschen des Wassers und der Cloace übertönt wurde. Dann kam der schwierige Teil, seine Leibesmitte, Marcus merkte, daß ihm das Gitter sehr zu Leibe rückte, er zog seinen Bauch ein und drängte sich weiter. Herrje, wäre das vielleicht peinlich, wenn der Zenturio jetzt stecken blieb und alle aufhielt - wobei man ihm durchaus die Schwierigkeit von Außen ansehen konnte, die er bei dem Durchgang hatte, schließlich glitt Aristides nicht flink hinein. Innerlich fluchend verdammte sich Marcus, in den nächsten Wochen etwas mehr wieder zu marschieren; er rutschte weiter und mit einem Seufzer der Erleichterung - auch nicht wirklich laut - war er hindurch und im Inneren des Durchganges, der an der Stelle nicht sonderlich groß war. Aber ein wenig konnte sich Marcus aufrichten und brachte einigen Abstand zwischen sich und den folgenden Soldaten, Tribun und Händler, die Marcus hinter sich erwartete. Marcus griff nach seinem Dolch und klemmte das Metall zwischen seine Zähne, dann begann er durch die enge Röhre - wie gut, daß ihn solch eine Platznot nicht den Schweiß auf die Stirn trieb! - zu kriechen. Um seine Knie plätscherte es träge, es verfing sich etwas undefinierbar Widerliches an seiner Hand, stoisch - wie wohl selten! - ließ Marcus das über sich ergehen und kroch immer weiter. Eine Ratte huschte vor ihm davon, der Gang schien etwas anzusteigen, mal streifte Marcus etwas Feuchtes an der Wange - wahrscheinlich eine Wurzel, die sich vom Erdreich bis hier vor gebohrt hatte. Das Rauschen des kleinen Stroms wurde etwas lauter und dann auch der Gang, eine Abzweigung, wo auch immer die hinführte, tauchte direkt vor Marcus auf. Der Kanal wurde deutlich größer und Marcus rappelte sich etwas auf. Seine Augen, die sich etwas an die Dunkelheit gewöhnt hatten, meinten, einen zweiten Gang vor sich zu entdecken, der nach links, aber auch nach rechts ging, ihr Gang bohrte sich jedoch gerade aus weiter; ein schmaler Sims war am Rande zu sehen, der jedoch schnell wieder aufhörte und in dem träge vor sich hinfließenden Strom unterging. Marcus kletterte weiter nach vorne, sein Arm versank nun bis zum Ellbogen in der Brühe, er erhob sich ein wenig und rutschte in den anderen Kanal, an dem ihr Einstieg den Teil eines Kreuzes bilden würde. Marcus watete durch das Wasser und drehte sich um, die Anderen abwartend, auch den Händler, denn in welche Richtung, das konnte Marcus zwar erahnen - nämlich entgegen der Strömungsrichtung! - aber davon gab es nun deutlich zwei! Marcus wartete und stutzte! War da nicht ein Geräusch aus dem wegführenden Gang, eindeutig nicht von den Soldaten? Marcus legte seinen Kopf etwas zur Seite und versuchte erneut zu lauschen...

  • Imperiosus sah, wie Titus versuchte den Stab zu verbiegen. Als er um Hilfe bat, ging sofort der Centurio nach vorne und versuchte den Stab auszuhebeln. Imperiosus packte mit an, damit der Stab nicht noch ins Wasser platschen würde, doch auch so machten sie einige Geräusche. Als der Stab draussen war, schaute auch der Artorier anch oben, hoffte, dass keiner der Parther sie gehört hatte. Während Aristides versuchte, sich durch die Stäbe zu drängen, schaute sich Tiberius nochmals um. Irgendwie hatte er ein ungutes Gefühl, denn wenn sie einmal in der Röhre waren, wäre es ein leichtes, den Eingang zu verschließen und den Kanal zu überfluten... was den sicheren Tod bedeuten würde.


    Nachdem der Flavier, der Händler und der Tribun drin waren, klopfte Imperiosus Titus auf die Schulter, lächelte ihn freundlich an und wartete, bis er eingestiegen war. Nun versuchte auch der Optio sich durchzudrängen, da er ebenfalls etwas Probleme hatte. Das lag aber nicht daran, dass er vielleicht zu dick war, sondern eher, dass er etwas zu muskulös für diesen kleinen Eingang war, wobei er nicht unbedingt sehr viel mehr muskeln hatte, wie die anderen Mililtes. Imperiosus kroch den anderen hinterher und versuchte, den Würgereiz zu unterdrücken, damit die anderen nicht noch in seinem erbrochenen laufen warten mussten.
    Etwas später wurde der Centurio langsamer bis hin zum Stillstand. Da die Röhre so eng war, konnte er nicht wirklich erkennen, warum es nicht weiter ging.


    edit: Musste mein Beitrag anpassen, da Aristides schneller war.

  • Die Zeit verging. Quälend langsam zwar, aber die Minuten rannen dahin, während sich die Erste Kohorte sammelte. Dass diese ohnehin angeschlagene Einheit alleine in die Nacht aufbrechen würde, hatte was positives und negatives zugleich. Positiv, da es sich um mittlerweise kampferprobte, gestählte Milites handelte, denen zuzutrauen war, das Tor auch gegen einen - nicht geplanten, aber man wusste ja nie - zahlenäßig überlegenen Gegner zu verteidigen. Negativ, da es ein schmerzlicher Verlust für die Prima sein würde, wenn etwas schief ging, wen zum Beispiel das Vorauskommando entdeckt und aufgerieben würde und die Kohorte es nicht einmal bis zum Tor schaffen würde. Doch wer nicht wagt, der nicht gewinnt.


    Avitus wandte sich an einen Laufboten, ein Mulio. Bewaffnete Soldaten konnte er jetzt für so etwas nicht entbehren, denn er brauchte jeden Mann.
    "Meldung an LEGATUS... die cohors prima rückt ab"
    sagte er und fuhr fort, an die Kohorte gewandt.
    "Milites... parate vos ad iter... signa movere" ~ Bereitmachen zum Abmarsch... Abmarsch
    gab er den Befehl und setzte sich an die Spitze.


    Die Kohorte rückte ab, verschwand leise im Dunkel der Nacht...

  • Appius, immer noch mit dem Händler im Schlepptau kam nun auch mehr schlecht als recht in den Abwasserschacht wo er erstmal voller Ekel an sich hinab sah. Diese Brühe, dieser Gestank. Wahrlich er hatte schon ganz vergessen daß er das Glück hatte nie in der suurba zu leben. Da sah es genauso aus und riechen tat es wahrscheinlich noch schlimmer.
    Er blickte sich um und sah daß es anscheinend mehr als nur einen Weg gab, daraufhin schaute er den Händler grimmig an, denn von ihm hing es nun ab, ob die Truppe den richtigen oder den falschen Weg nehmen würde.
    Das Geräusch selber, was der Centurio meinte zu hören hatte er nicht mitbekommen.

  • Surenas der Händler war nun auch hier und versuchte sich krampfhaft daran zu erinnern, welcher der beiden Gänge zu sich führen würde. Unter Druck, angestarrt von diesen babarischen Römern, vor allem diesem Hüne, der anscheinend nur darauf wartete ihn das Genick zu brechen, war das allerdings leichter gesagt als getan.


    "Denk nach!" dachte er sich, "denk nach!"


    Dann nach einer Minute, wo er sich ganz in sich zurückgezogen hatte streckte er den Arm aus und zeigte auf den rechten Arm des Kreuzes:" Da lang müssen wir, dort sind wir richtig!" sagte er leise den zuhörenden Römern.


    Er hoffte und betete inständig, daß er sich nicht geirrt hatte.


    [SIZE=7]edit: die signatur[/SIZE]

  • [Blockierte Grafik: http://img219.imageshack.us/img219/972/daryaa1qs5.jpg] | Daryaa


    Eine einzige Flamme spiegelte sich auf der Oberfläche des Wassers ab, ein schlanker Finger tauchte sich in das Naß und verzerrte das Spiegelbild der fröhlich vor sich hin flackernden Feuerzunge. Wellen glitten in Ringform durch das Wasserbecken, den Teich in dem üppig bewachsenen Garten, schwere blauviolette Blüten neigten sich über die hölzerne Ballustrade und berührten mit der Spitze des Blumenkelches das Wasser, bewegten sich auf und ab als die Wellen mit ihnen spielten. Die Hitze des Tages war schon lange verschwunden, kühl war es mittlerweile und die junge Frau, die am Rande des Brunnens saß, sah grüblerisch in das dunkle Wasser, suchte danach es mit ihren Augen zu durchdringen. Das rote Gewand über ihren Schultern raschelte leise als sie sich bewegte, ein Schatten glitt an sie heran und eine Hand streckte sich nach der sonnengebräunten Schulter der jungen Frau.


    „Wenn Du mich erschrecken willst, Anoosh, mußt Du leiser laufen!“
    , grinsend drehte sich die junge Frau um und sah zu dem grobschlächtigen Mann hinter ihr, der die Hand schnell sinken ließ. Anoosh zuckte mit der Schulter und kratzte sich am Ohr.
    „Öhm...ja, Herrin. Beim nächsten Mal.“
    „Oder übernächsten Mal!“

    , erwiderte Daryaa.
    „Ist es soweit?“
    „Ja, Herrin!“


    Daryaa erhob sich, der Schal um ihre Schultern entglitt ihren Fingern und fiel langsam hinunter, landete sanft auf dem Rand des Beckens und fiel zur Hälfte in den Brunnen hinein, der Stoff tränkte sich schnell mit dem Wasser und das leuchtende Rot nahm einen dunkleren Ton an. Das Wasser drückte den Stoff tiefer hinunter. Mit einem leisen Seufzer nahm Daryaa den Stoff in ihre Hand und ließ den naßen Schal durch ihre Finger gleiten. Ihre Augen ruhten auf dem dunklen Teil und ihre Lippen pressten sich zusammen.


    „Wenn ich doch nur ein Mann wäre! Vater würde...“
    „...Dich genauso lieben, Daryaa. Hör doch mit dem Unsinn auf!“
    „Aber ich könnte kämpfen. Die Stadt mit verteidigen. Gegen diese Hunde! Die unser Land überfallen!“


    Die junge Frau ballte ihre Faust um den zarten Schal und presste ihn heftig zusammen, ein Wassertropfen glitt an ihrer Faust entlang und fiel hinunter auf den Brunnenrand, unbeachtet und bedeutungslos. Daryaa sah bitter in den dunklen Garten, der im Herzen des schönen Händleranwesens lag. Ohne ein weiteres Wort zu verlieren drehte sich Daryaa um und marschierte über den Gartenweg und in das Haus, das aus Lehmziegeln erbaut war, aber mit einem strahlenden Kalküberzug am Tage leuchtete und mit Zedernholz an vielen Stellen geschmückt war, der seinen Duft immerzu ausströmte und seinen wunderschönen Schnitzereien den Reichtum der Familie von Daryaa offenbarte. Über bunte Mosaike trat die junge Frau, einen Gang entlang, der von Öllampen erhellt wurde und in eine große Eingangshalle. Erneut keimte die Bitterkeit in Daryaa auf als sie ihren Vater sah, dem eine Dienerin die alte Rüstung anzog, die er vor mehr als zwei Jahrzehnten das letzte Mal getragen hatte und damit nun rüstete, um die Stadt vor den Römern zu verteidigen. Ihre Mutter schluchzte und jammerte, aber Daryaa hielt sich aufrecht und trat auf ihren Vater zu, der ihr einen liebevollen Blick schenkte.


    „Mein Herz!“


    Daryaa lächelte, sie wußte, es machte keinen Sinn, ihren Vater davon noch einmal abzuhalten, gegen die Römer sich zu stellen, selbst in seinem hohen Alter nicht mehr, auch die Tränen seiner Tochter – die sie in dem Moment nicht weinte – würden ihn nicht umstimmen. Die Dienerin schnallte die letzte Armschiene an, zog den Brustpanzer zurecht – der etwas altmodisch wirkte. Barzin, Daryaas Vater, hob die Hand und legte sie auf die Wange von Daryaa.


    Ehre Spenta Armaiti, mein Herz. Und Haurvatat! Strebe stets danach Ascha hoch zu halten, mein Kind. Wir sehen uns in Bälde wieder!“
    „Möge Ormuzd nicht von Deiner Seite weichen, Vater!“


    Freundlichen Lächelns und stolz beugte sich Barzin- der selbst im Alter sein Feuer nicht verloren hatte, um gegen die Römer zu kämpfen - zu seiner Tochter vor und küßte sie sanft auf die Stirn. Seiner Ehefrau schenkte er einen weiteren Kuß, dann wandte er sich ab, ließ sich sein Schwert reichen und verließ schnell das Haus, ehe er es sich doch noch anders überlegte bei all den Tränen. Daryaa sah eine Weile lang auf die geschloßene Tür, dann drehte sie sich um, das Klagen ihrer Mutter nicht beachtend eilte sie schnell in ihre Gemächer, gefolgt von Anoosh. Eilig suchte sie in einer Kiste etwas und warf ein Bündel auf ihr Bett.


    „Was hast Du vor, Herrin!“
    „Ich warte nicht ab, daß die Römer meine Stadt erobern. Nein!“
    „Aber Herrin...!“

    „Keine Widerrede. Hilfst Du mir oder muß ich mich alleine nach draußen schleichen?“

    „Herrin...!“
    , flehte Anoosh eindringlich.
    „Nun?“
    , erwiderte Daryaa ungeduldig.
    „Also gut!“


    Nur wenige Minuten später war das Fenster nach hinten geöffnet, die Gemächer der jungen Frau leer und ihre roten und weiblichen Kleider lagen unbeachtet auf dem Mosaikboden...




  • In der Taberne, die als Wachstube für einige der Verteidiger der Stadt diente, war die Stimmung gut, sehr gut sogar. Es gab zwar gerüchte, das irgendetwas im Lager der Römer vor sich ging und ein Sturm auf die Mauern schon am nächsten Morgen erfolgen konnte, doch hier zweifelte niemand daran das sie diesen Angriff zurückschlagen würden. Denn ganzen Tag hatten sie geübt, Sturmleitern schnellst möglich von der Mauer weg zu stossen und auf den Wehrgängen stand fast das ganze Öl und Pech bereit, das in der Stadt zu finden war.


    Und mochten manch andere darauf hoffen, das sie den Römer so lange standhalten konnten, bis das Heer der Parther die Stadt erreichten, waren diese jungen Männer davon überzeugt, das sie es allein schaffen könnten die Römer in die Flucht zu schlagen, manch einer sah den Namen ihrer Stadt schon im gleichen Atemzug mit Carrhae genannt.


    Arenos, der Bruder des Kaufmanns Surenas war einer von ihnen, zusammen mit Samad war er sogar einer ihrer Wortführer. Er war beseelt von der Idee für ein glorreiches Parthia zu kämpfen und er war wütend auf seinen Bruder,...


    "Glorreiche Verteidiger Circesiums," erhob er lautstark seine Stimme, "sollten die Römer morgen unsere Stadt erstürmen wollen, dann werden wir ihnen einen Empfang bereiten, welchen sie nicht vergessen werden und wir werden sie an unseren Mauern zerschellen lassen !"


    Kraftvoll schlug er mit der Faust auf den Tisch.


    "Dann werden wir sehen, welcher unser herren Mitbürger seine Stadt wirklich und wahrhaftig liebt. Morgen wird sich die Spreu vom Weizen trennen ! Denn ich sage euch, meine Freunde, nicht nur die Römer sind unsere Feinde, es gibt genug, welche die Treue ihrer Stadt nur auf den Lippen tragen,....Sie verkriechen sich in ihren Häusern,...warten ab bis es vorbei ist,..."


    "Wie dein Bruder,..." gab ihm ein Zwischenruf das Stichwort


    "Ja, wie mein Bruder, der einen Namen trägt, den er nicht verdient. Ziehen wir sie aus ihren Häussern herraus, all unsere ach aufrechten Kaufleute, helfen wir ihnen, gegen ihre Feigheit anzukommen...."


    Gelächter flammte auf und ging in begeisterung über, nur wenige Augenblicke später stürmten zahlreiche Männer herraus in die Strassen der Stadt.

  • Ich wuchs so ungefähr eine Handbreit in die Höhe, als der Tribun Terentius mir auf die Schulter klopfte. Wäre ich eine Laterne gewesen, dann hätten die Parther uns jetzt auf der Stelle entdecken müssen, so sehr strahlte ich, glücklich über diese kleine, anerkennende Geste.
    Der Centurio brach das Gitter ein Stück heraus und kroch als erster hinein - es passte knapp - verschwand ohne Zögern in den stockfinsteren Schacht. Ich gebe zu, mir wurde schon mulmig, als nach einigen anderen dann die Reihe an mir war. Letzter wollte ich aber auch nicht sein. Ich fasste mir ein Herz und nahm, so wie der Centurio es vormacht hatte, erst mal mein Pugio zwischen die Zähne. (Es schmeckte absolut scheusslich, denn ich hatte es vor dem Aufbruch Sparsus gleichgetan und die Klinge mit Russ geschwärzt. Das wirkte so professionell, fand ich.) Dann kroch auch ich hinein. Mich am Gitter vorbeizuwinden war gar kein Problem. Auf allen vieren krabbelte ich vorwärts, durch die widerlich stinkende Brühe... schon komisch, wie sehr man seinen Ekel beiseite schieben kann, wenn es wirklich sein muss, finde ich. Ein lauteres Rauschen von vorne kündigte einen grösseren Kanal an. In dem schummrigen Schein der Blendlaterne, die uns hier 'unter Tage' das absolute Minimum an Licht spendete, um nicht blind wie die Maulwürfe zu sein, erblickte ich dann die Kreuzung vor uns. Wohin jetzt? Unser Führer schien sich nicht sicher zu sein. Den Mann fand ich immer zwielichtiger. Einer der seine eigenen Leute verrät... wenn das hier eine Falle war, dann sassen wir jetzt wirklich darin wie die Ratten.


    Wir warteten. Nervös liess ich den Blick wandern, über die Wand der Schächte - grobes Mauerwerk und Stein, an manchen Stellen durchbrochen von Wurzeln. Schimmel wuchs da, und irgendwelche schleimigen Algen. Das Wasser floss träge, und es war ganz gut dass man nicht so genau sehen konnte, was darin alles trieb. A propos Ratten - ein räudiges, fettes Exemplar schwamm auf einmal an mir vorbei, ganz nah. Ich zuckte zusammen und zog meine Beine enger an mich, biss auf den Dolch um einen Laut des Erschreckens zu unterdrücken. Wi-der-lich...
    Unser Führer hatte sich nun entschieden und zeigte nach rechts. Doch bevor ich mich wieder in Bewegung setzen und weiterkriechen konnte, hörte ich ein ganz beunruhigendes Geräusch. Nicht das Trippeln einer Ratte, oder das Tropfen von Wasser, nicht das unterdrückte Fluchen eines meiner Kameraden... es hörte sich eher so an, als ob etwas hartes über Stein streichen würde. Und es kam nicht von uns!


    Fast im selben Moment kam Bewegung in den Gang gegenüber von uns. Auf dem Sims am Rande des Dreckwassers schälte sich auf einmal eine Gestalt aus der Dunkelheit. Reglos hatte sie bisher am Boden verharrt, hatte wie ein Schatten gewirkt, oder wie Teil des Mauerwerkes. Vage nur war ein Mann zu erkennen, zerlumpt und mit wirrem Bart. Er warf eine Decke zurück - hatte er etwa da geschlafen? - starrte uns wild an und umfasste einen Stock, der an einen Bettelstab erinnerte. Das Holz schabte über den Stein und machte das Geräusch, das gerade schon erklungen war, als er hastig vor uns zurückwich, sich dann umwandte und in dem niedrigen Gang Hals über Kopf vor uns zu fliehen versuchte. Auf allen Vieren, und so eilig als wären sämtliche Ungeheuer des Tartarus hinter ihm her....

  • Ein Licht schwenkte hin und her, milchig trübe, nur eine marginales Glimmen, was den kleinen Durchgang erhellte, wo ein Soldatenkopf nach dem Anderen erschien. Es platschte und Marcus vernahm, wie die Strömung des Abwassers durchbrochen wurde als sich Cyprianus ebenfalls dort hin bewegte, wo Marcus, leicht geduckt wegen der niedrigen Decke, stand, etwas breitbeinig hielt sich Marcus in dem dreckigen Strom um seine Waden, der Gestank war immer noch ekelerregend, aber es schien als ob er es nicht mehr allzu deutlich in seiner Nase wahrnahm. Marcus Augen verengten sich und er versuchte noch mehr die Dunkelheit zu durchdringen, nach der Ursache des Geräusches zu suchen. Aber es war zu finster, kein Sternenlicht, kein Mond erhellte nur ansatzweise das dunkle Gewölbe, viel Erde lag über ihnen und der Gedanke daran ließ Marcus doch einen Moment nachdenklich werden. Es war als ob er mit einem Mal die Last von tausend Tonnen Erdgestein über sich spürte. Herrje! Unwillkürlich mußte Marcus schlucken; Marcus hatte längstens den Dolch wieder in seine Hand genommen und drehte den Dolch an seiner Seite mal in die eine, dann in die andere Richtung. Doch, da war es wieder, ein leises Geräusch; das Licht kam näher, der milchige Schein der Blendlatern, die einer der Soldaten mit sich trug, um ihnen im Gewirr der Gassen womöglich leuchten zu können, was natürlich hier im Dunkeln auch von Nutzen war.


    „Da ist...“
    , flüsterte Marcus leise durch zusammengepreßte Zähne zu Cyprianus, doch er stocke als das marginale Glimmen des Lichtes auf eine Silhouette fiel und eine Gestalt beleuchtete. Ein Schaben, ein Stock wohl...oder?
    „Verflucht...“
    , entfleuchte es Marcus; das die Gestalt sie erkannt hatte, war unzweifelhaft, denn sie machte bereits Anstalten zu fliehen. Einen Herzschlag lang leuchtete die Lampe auf zwei Augen, weiß waren die Augäpfel in den aufgerißenen Augen, dann glitt das Licht über den Stock hinweg. Marcus sah einen winzigen Bruchteil eines Herzschlages lang zu den Soldaten, die näher an dem Mann heran waren als es Marcus war.
    „Artorius, Decimus, schnappt ihn euch!“


    Der Gang und das weitere Voranschleichen durch Cloace war im Moment vergeßen. Denn wenn jener Mann Alarm schlug, egal was für eine Gestalt er nun war und warum er ausgerechnet hier und jetzt in der Kanalisation sich aufhielt, dann war es aus mit ihrer heimlichen Mission und sie gescheitert, wohl sehr zum Ärger des Kaisers, aber auch von Marcus selber. Marcus umfaßte den Dolch fester in seiner Hand, für Schwerter war der Platz zu ungenügend. Mit einer Hand packte Marcus den Händler am Schlawitchen, darauf vertrauend, daß Serapio und Imperiosus – oder gar jemand ganz anderes, Hauptsache irgendjemand! - schnell genug reagierte und dem Kerl dort folgte. Marcus zischte zu dem Händler deutlich und knurrend:
    „Wo führt der Gang hin? Gib's noch nen anderen Weg zu dessen Ende?“
    Mit der Dolchspitze deutete Marcus auf den schmalen Gang, durch den der Fliehende gekrochen war. Womöglich konnte man dem Kerl ja von der anderen Seite auch den Weg abschneiden, wenn er zu schnell für die anderen Soldaten floh.

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