[Hortus] Iulii in viriditate

  • Da war sie wieder - diese direkte Art, die Torquata so mochte. Und vor allem nannte Flaminina sie gleich zu Beginn Torquata - nicht so wie die Segia, die sie absichtlich mit Iulia auf Distanz gehalten hatte.
    Torquata lächelte zurück. "Ja, das stimmt. Und du bist Flaminina." Neugierig musterte Torquata ihr Gegenüber. "Ich hatte schon befürchtet, dass ich hier in der Casa Iulia die Einzige sein würde, die noch keine zwanzig ist." Das Mädchen lachte ein wenig verlegen.
    Dann wurde ihr Blick besorgt. "Habe ich dich sehr erschreckt? Das wollte ich nicht. Tut mir Leid", entschuldigte sich Torquata. Schließlich mochte sie es ja selbst nicht, wenn jemand sie plötzlich aus ihren Gedanken riss.


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  • Mit einer nachlässigem Winken der Hand versucht Flaminina die ganze Sache etwas abzuwiegeln.
    "Die bin ich. Ach nicht schlimm, ich war in Gedanken, mehr nicht. "
    Den Kopf ein wenig schief legend, suchen ihre blauen Augen den Blick der Jüngeren. "Da hast du Glück, ich bin auch erst seit kurzem hier. Jedenfalls noch nicht lang genug, um mich hier zu Hause zu fühlen."
    Ein jähes breites Grinsen hellt die Züge Flamininas auf "Zu zweit wird es sicher erträglicher sein und ich bin nicht mehr die Einzige, die mit Argusaugen bew....betrachtet wird. "
    Ausdrucksvoll rollt sie mit den Augen und lacht leise und ein wenig spöttisch auf. "Du hast Glück, das du jünger bist, dir werden sie noch ein wenig Zeit lassen, bis sie dir einen Mann suchen. Dich haben sie doch sicher auch hergeschickt um dich passend zu verheiraten, nicht wahr? "
    Für einen Herzschlag verdunklen sich ihre Augen wie in einem jähen Schmerz, entschlossen schaut sie den Weg entlang. "Lass uns ein paar Schritte gehen" fordert sie ihre unverhoffte Begleitung auf. Still zu stehen scheint nicht ihrer Natur zu entsprechen, ihre Bewegungen sind geschmeidig und dennoch sparsam, wie von jemandem, der es gewohnt ist, den ganzen Tag in Bewegung zu sein und mit seinen Kräften Haus zu halten.

  • Zitat

    Dich haben sie doch sicher auch hergeschickt um dich passend zu verheiraten, nicht wahr? "


    Torquatas Lälcheln verblasste ein wenig bei Flamininas Worten. Und zwar aus zwei Gründen.
    Erstens, weil es manchmal das einzige Ziel der Erwachsenen zu sein schien, ihre Töchter an den Meistbietenden zu verschachern.
    Und zweitens, weil... Torquata verbot sich selbst daran zu denken.
    "Nein", erwiderte sie schließlich, als sie den Weg entlanggingen. "Mich hat keiner hierhergeschickt." Plötzlich hatte sie einen Kloß im Hals und sie musste sich zur Ruhe zwingen.
    "Meine Eltern sind beide schon tot", sagte sie nach einer Weile des betretenen Schweigens.
    Bedenke...
    Torquata blieb jäh stehen, als Selenus' Stimme in ihrem Kopf erklang. Unvermittelt sah sie Flaminina aus ihren ungewöhnlich hellen Augen an.
    "Weißt du, Selenus sagte immer Götter, gebt mir den Mut zu ändern, was ich ändern kann, gebt mir die Geduld zu ertragen, was ich nicht ändern kann und gebt mir die Weisheit, beides zu unterscheiden. Die Heirat muss für uns Frauen nicht das Ende der Freiheit bedeuten." Dann neigte sie sinnierend den Kopf zur Seite.
    "Auch wenn ich mich nur zu gern an die Zeit zurück erinnere, als ich unbekümmert mit meinem Bruder Servius über die Wiesen hinter unserem Haus jn Misenum gerannt bin", erklärte Torquata leise. "Aber wir haben beide sicherlich noch ein wenig Zeit, bis wir unter die Haube kommen. Unsere einzige Hoffnung besteht darin, bis dahin einen Mann zu finden, den wir lieben können."
    Da musste das Mädchen wehmütig lächeln. "Ich werde schon wieder pathetisch, bitte verzeih! Ich will dich nivht langweilen." Schließlich fragte sie: "Habe deine Eltern denn genauere Pläne für dich?"


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    Einmal editiert, zuletzt von Iulia Torquata ()

  • Leise und undamenhaft schnaubt Flaminina, liegt ihr schon eine reichlich zynische Bemerkung auf der Zunge. Doch wieso soll sie der Kleinen ihre Illusionen rauben? Das würde schon früh genug passieren.


    Nur ein kleiner Seitenblick wandert zu Torquata, ehe sie antwortet.
    "Das tut mir leid. Du vermisst sie anscheinend."
    Als Torquata abrupt stehen bleibt, wendet sie sich ihr ganz zu, erwiedert den Blick der Jüngeren.
    Leicht heben sich ihre Schultern.
    "Mein Vater und meine Brüder sind gestorben und meine Mutter hatte nichts eiligeres zu tun, als mich hierher abzuschieben. Da ich kein eigenes Vermögen habe, bin ich auf meinen Onkel Potitus angewiesen. Vermutlich wird es bei mir nicht all zu lange dauern, ehe die ersten passenden Kandidaten hier auftauchen."
    Ihre Stimme klingt sachlich und nüchtern. Nur all zu präsent war ihr dieses angestarrt und bewertet werden, als wäre sie nichts weiter als eine Zuchtstute, die es zu beurteilen galt.
    Rasch zwingt sie ihre Gedanken zurück in den Hortus zu ihrer Cousine.
    Ihre Stimme klingt deutlich wärmer, als sie sie fragt. "Wer ist denn Selenus? Und wieso bist du hier, wenn dich keiner geschickt hat?"

  • Torquata lächelte. "SSelenus war mein Lehrer in Misenum. Er ist ein Freigelassener meines Vaters und hochgebildet. Dives hat meiner Tante Agrippina eine Nachricht geschickt, ob er nicht vielleicht herkommen kann, um mich weiter zu unterrichten - ich hoffe wirklich, dass er kommen kann..."
    Und dann beantwortete sie Flamininas zweite Frage: "Ich bin meinem Bruder Servius gefolgt, als als unsere Eltern ermordet wurden. Und da er in Rom als Tiro bei den Cohortes Urbanae dient, bin ich auch hergekommen. Und ja - ich vermisse meine Eltern sehr. Ganz besonders meinen Vater." Torquatas Augen wurden dunkel vor Trauer.
    Um nicht weiter über ihre traurige Vergangenheit nachdenken zu müssen, fragte sie: "Was tust du eigentlich den ganzen Tag lang so?"


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  • "Das hast du auch vollkommen richtig gemacht." entgegnete Potitus.
    "Das Problem ist nur, dass ich und meine Frau in geschäftlichen Dingen in der nächsten Zeit unterwegs sein werden. Und ich überlege, welcher unserer sonstigen Verwandten sich wohl eignet, dich zu begleiten." Und wahrlich er würde wohl in den sauren Apfel beißen müssen.
    "Ich denke, ich werde die Frau von Iulius Dives fragen, ob sie dich begleiten kann. Sergia Fausta." die letzten zwei Worte, mithin der Name der Frau, sprach Potitus indes mit einem Kräuseln um seine Lippen, die nicht unbedingt auf Freundschaft schließen ließen.

  • Der Garten war hübsch hergerichtet wie immer und einige Vögel zwitscherten fröhlich, als Torquata ihn als Erste betrat.


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  • Torquata führte die Besucherin auf dem schmalen gewundenen Weg durch das Grün.
    "Es tut mir Leid, dass ich dir im Moment kein Zimmer anbieten kann, obwohl du sicherlich müde bist, Iulia, denn wir müssen auf den Hausherren warten. Aber ich bin mir sicher, dass er bald heimkommen wird", beruhigte Torquata sie mit einem freundlichen Lächeln. Dabei verwendete sie absichtlich die allgemeine Anrede Iulia, da sie die Fremde noch nicht gut genug kannte, um sie mit ihrem Cognomen anzureden.
    "Hat dich Tante Agrippina tatsächlich geschickt?", wollte sie dann wissen. "Und keine Angst: Ich werde dich bestimmt nicht verpfeifen." Torquata konnte in diesem Hause jeden Verbündeten gebrauchen.


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  • Vestina schaute die kleine Gestalt neben ihr an. Iulia Torquata sah aus, als könnte man ihr vertrauen und sofern ihre Erinnerungen sie nicht trügten, war sie auch damals eine loyale Freundin gewesen.
    So antwortete sie ihr wahrheitsgemäß:
    "Nein, das hat sie nicht. Sie hatte nur mal in einem Gespräch deine Reise nach Rom erwähnt und so kam mir die Idee dies auszunutzen, als mich der Ianitor nicht in die Casa lassen wollte."
    -" Er ist wohl sehr vorsichtig und wachsam..." In Vestinas worten schwang widerwillige Bewunderung mit.

  • Torquata verzog das Gesicht zu einer Grimasse. "Ja, das ist er wohl", stimmte sie Vestina zu.
    Aber dann musste sie unwillkürlich lächeln. "Als ich herkam, da hatte ich mir gedacht: Cum finis est licitus etiam media sunt licita - der Zweck heiligt die Mittel. Mit anderen Worten: Ich habe versucht, ihn davon zu...ah...überzeugen, mich hereinzulassen."
    Aber dann wurde sie wieder ernst. "Haben deine Eltern dir irgendetwas hinterlassen? ich meine, so etwas wie ein Testament oder irgendetwas anderes, das dich in die Obhut der hiesigen Iulii übergibt? Das würde die ganze Sache nämlich deutlich vereinfachen. Was genau hat dir Tante Agrippina denn erzählt?"


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  • Vestina schaute ihre Begleiterin verdutzt an.
    "Genau dasselbe habe ich mir auch gedacht, als ich mit der Wahrheit nicht durch die Porta kam."
    Sie grinste. " Uns scheint doch mehr zu verbinden, als auf den ersten Blick zu erkennen ist!"
    Doch als sie an ihre Eltern denken musste wurde sie etwas traurig. Das Sumpffieber war so unerwartet gekommen.
    " Meine Eltern haben mir in der Tat ein Testament hinterlassen, aber ich....ich bin noch nicht dazu gekommen, mir es genauer anzusehen.." Sie hatte erstmal Wichtigeres zu tun gehabt, z.B. herausfinden, was sie jetzt als Waise ohne Dach über dem Kopf tun sollte.
    " Die Fundania erzählte mir, dass ihrer Nichte, auch einer Iulia, ähnliches passiert sei, wie mir, als ich mich über den nähesten Wohnort der Iulier informierte. Ihre Eltern waren bei einem Überfall umgekommen, sie war nun Waise wie ich und hoffte auf ihrer Reise nach Rom auch noch ihren Bruder wiederzufinden. So erfuhr ich von deinem Schicksal und erhoffte gleichermaßen, auch hier aufgenommen zu werden."

  • Torquata freute sich, endlich jemanden gefunden zu haben, der auf gleicher Wellenlänge war.
    Verständnisvoll folgte sie Vestinas Erzählung und fragte sich unwillkürlich, wie viele andere Mädchen wohl ein ähnliches Schicksal erleideten - und die nicht so viel Glück hatten wie sie...Sie schauderte.
    Doch dann sickerte etwas verspätet in ihren Verstand.
    Moment mal...sie war bei Tante Agrippina?...Könnte sie vielleicht etwas von Selenus wissen?
    Bemüht, ihre plötzliche Aufregung zu unterdrücken, fragte sie langsam:
    "Sag mal...als du bei Agrippina warst...hat sie dir zufällig einen Selenus vorgestellt?" Torquata suchte mühsam nach Worten. "Ich meine: Hast du einen Selenus dort kennengelernt...und hat er dir vielleicht etwas mitgegeben...?"
    Hmpf...eher unwahrscheinlich, oder? Vestina hätte es mir dann bestimmt schon ausgehändigt. Aber wie sagte man so schön: Spes moritur ultima - die Hoffnung stirbt zuletzt.


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  • Vestina überlegte kurz. Doch, als sie bei der Fundania gewesen war, war da auch noch dieser Mann gewesen. Wie konnte sie diese große, elegante Erscheinung nur vergessen!
    "Ja, das hat sie!", rief sie aufgeregt. "Und er hat mir sogar etwas für dich mitgegeben, warte ich muss es hier irgendwo haben.."Sie kramte schnell in ihrer Umhängetasche. Ah, da war es!
    "Hier, dies ist für dich." Vestina übergab Torquata eine kleine Schriftrolle.

  • Numquam despera - gib niemals die Hoffnung auf!
    Torquata empfing die kleine Papyrusrolle mit zitternden Fingern und ließ sich auf einer der marmornen Bänke nieder, die neben duftenden Holunderbüschen und Rododendren standen.
    Bedächtig öffnete sie das korrekt versiegelte Schreiben (Torquata hatte noch nie zuvor das Siegel der Gens Fundania gesehen!) und fing an zu lesen. Es war auf Griechisch verfasst.



    Selenus grüßt seine kleine Torquata.


    Liebe Torquata, ich hoffe, dass du die Reise nach Rom gut überstanden hast und freue mich, dir mitteilen zu können, dass sich deine Tante, die werte Fundania Agrippina, bereits mit deinem Tutor - oder inzwischen vielleicht sogar deinem Vater - darauf geeinigt hat, meinem Anliegen, anzureisen, stattzugeben, sobald ich hier alle notwendigen Vorbereitungen getroffen habe.
    Eine dieser Angelegenheiten betrifft insbesondere deinen Bruder Servius, von dem ich hoffe, dass er sich ebenfalls bester Gesundheit erfreut.
    Außerdem wird dein Vormund sicherlich viele Fragen an mich haben, die du nicht alle beantworten konntest.


    Die Überbringerin dieser kleinen Notiz ist deine Cousine Iulia Vestina, die du vor langer Zeit schon einmal getroffen hast. Vermutlich wirst du dich kaum an sie erinnern können, aber sie ist auf jeden Fall vertrauenswürdig und ein sehr freundliches Mädchen.
    Dies ist einer der Gründe, weshalb ich Agrippina dazu überredete, sie ebenfalls nach Rom zu vermitteln - zu zweit seid ihr stärker!
    Denn es werden nicht alle in der Casa Iulia euch mit offenen Armen empfangen, obwohl ihr wie sie zu den Iulii Caepiones gehört.
    Warum ich das denke?
    Weil Rom eine Stadt ist, deren Ewigkeit durch Machtgerangel, Intrigen und Netzwerken aufrechterhalten wird. Diese Eigenschaften treffen bei Weitem nicht auf alle Einwohner zu, aber doch auf eine beträchtliche Minderheit. Beträchtlich ist sie deshalb, weil sie sich fast ausschließlich in der Gesellschaftsschicht befindet, in welcher ihr euch bewegt.
    Kurz: Ihr, beide der ländlichen Harmonie des Südens entsprungen, seid der plötzlichen Hektik und Berechnung der Stadtbewohner nicht gewachsen und müsst auf der Hut sein und euch anpassen, um euch zu behaupten.
    Ich hoffe sehr, dass du verstehst, was ich dir damit sagen will.
    Gemeinsam seid ihr stark! In Rom kann niemand allein existieren - auch eine Vestalin nicht. Vergiss das nie.
    Ihr müsst es schaffen, eure gemeinsame Schwäche in Stärke zu verwandeln - und dafür braucht ihr einander.


    Bitte verbrenne diese Nachricht, sobald du dir meine Worte eingeprägt hast. Es ist besser, wenn niemand etwas davon erfährt.
    Im Übrigen kann ich euch beiden bis zu unserem Wiedersehen nur alles Gute wünschen.


    Mögen die Götter dich, Vestina und Servius schützen!


    Caius Iulianus Selenus


    Torquata saß stumm vor Staunen auf der Bank und las die Zeilen immer und immer wieder.
    Selenus würde bald nach Rom kommen!
    Aber dann runzelte Torquata die Stirn.
    War Vestina eigentlich klar, was Selenus bezwecken wollte? Nun ja, jedenfalls war der Plan perfekt ausgeführt: Vestina und sie passten genau zueinander!
    Schließlich wandte sie sich wieder an Vestina.
    "Und, was machte Selenus für einen Eindruck auf dich?", fragte sie gespannt. Sie selbst kannte ihn ja als einen unglaublich klugen, aber zurückhaltenden und hochgebildeten Mann - aber andere mussten es ja nicht so sehen...


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    6 Mal editiert, zuletzt von Iulia Torquata ()

  • Vestina dachte über ihre Begegnung mit Selenus nach. Viel hatte der Mann nicht mit ihr geredet, insofern konnte sie sich nur schlecht ein Bild von ihm machen. Was ihr besonders in Erinnerung geblieben war, war seine große Gestalt, doch könnte sie ihrer neuen -oder doch eher alten?- Freundin schlecht sagen, dass sie nur auf seine Größe geachtet hatte.
    " Er hatte eine bodenständige Ausstrahlung...", begann sie vorsichtig.
    "Außerdem wirkten seine Augen klug."
    Vestina teilte schon immer die Ansicht, dass die Augen die Spiegel der Seele des Menschen waren - Oculus animi index.

  • Torquata lächelte vor sich hin. Ja, Selenus' Augen wirkten in der Tat...klug.
    Vielleicht sollte Vestina diesen Brief ebenfalls zu lesen bekommen? Dann wussten sie beide besser, woran sie waren.
    "Hier, der Brief betrifft auch dich", wandte sie sich an ihre Cousine. Doch dann sah sie, dass Vestina noch immer dastand. "Aber ich bitte dich: Setz dich ruhig!"
    Sie hielt ihr die Schriftrolle hin, wobei ihr einfiel...konnte Vestina überhaupt Griechisch?
    Selbstverständlich war das nämlich nicht! Ihr Vater, Caius Iulius Octavenus, hatte ihr - für ein Mädchen - eine außergewöhnlich umfassende Bildung zukommen lassen. Aber galt das Gleiche auch für Vestina?
    "Ah...du beherrschst doch Griechisch...?", fragte sie in wenig unsicher - sie wollte ihre neue - alte - Freundin schließlich nicht bloßstellen!


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  • Vestina setzte sich neben ihre Cousine. Sie war ein wenig verlegen, denn als Bauerstochter auf dem Land war ihre Bildung in der Tat kürzer ausgefallen als die Torquatas und so war sie des Griechischen nicht mächtig.
    "Ähm nein, das tue ich nicht...", antwortete sie und spielte mit einer Haarsträhne.
    "Was steht denn in dem Brief?"

  • "Oh..." Torquata errötete. Mal wieder war sie ins Fettnäpfchen getreten.
    "Nun..." Sie räusperte sich verlegen. "Wie du vielleicht weißt, war - ist - Selenus mein Lehrer und er war wohl maßgeblich daran beteiligt, dass du hier landest..." Dann wusste sie nicht weiter. Der restliche inhalt des Briefes war zu brisant, um einfach mit ein paar Worten zusammengefasst zu werden.
    "Pass auf: Den Rest werde ich dir wortwörtlich übersetzen", raunte Torquata leise, nachdem sie sich ausgiebig davon überzeugt hatte, dass die Gänge um den garten herum leer waren. "Rück mal näher ran - es wäre gefährlich, wenn irgendjemand es hörte." Ganz besonders, wenn es sich bei diese, Jemand um die Sergia oder ihre Leibsklavin callisto handelte.
    Dann begann sie, den entscheidenen Absatz Satz für Satz ins Lateinsiche zu übersetzen.
    "Die Überbringerin dieser kleinen Notiz ist deine Cousine Iulia Vestina, die du vor langer Zeit schon einmal getroffen hast. Vermutlich wirst du dich kaum an sie erinnern können, aber sie ist auf jeden Fall vertrauenswürdig und ein sehr freundliches Mädchen....
    ...zu zweit seid ihr stärker...
    ...nicht alle in der Casa Iulia euch mit offenen Armen empfangen...
    ...Machtgerangel, Intrigen und Netzwerken...
    ...seid der plötzlichen Hektik und Berechnung der Stadtbewohner nicht gewachsen...
    ...gemeinsam seid ihr stark! In Rom kann niemand allein existieren...
    ...müsst es schaffen, eure gemeinsame Schwäche in Stärke zu verwandeln - und dafür braucht ihr einander."

    Torquata hatte die ganze zeit so leise gesprochen, dass wirklich nur Vestina sie hatte verstehen können - sie hatte ihr den Text fast ins Ohr geflüstert.
    Und laut meinte sie dann: "Wenn du willst, könnte Selenus dich vielleicht auch unterrichten - in Griechisch zum Beispiel Und Literatur! Also, das heißt natürlich, wenn du es willst..."
    Torquata blickte sich wieder um.
    Die Gänge waren noch immer leer.


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  • Vestina hörte ihrer Cousine interessiert zu.
    "Griechisch würde ich sehr gerne lernen, danke Torquata! Oh und es ist schön zu wissen, dass ich auf andere freundlich und vertrauenswürdig wirke.."- schließlich hatte Selenus ja genau das geschrieben- ".., dann wurde bei meiner Erziehung ja doch nicht alles falsch gemacht."
    Vestina grinste, wurde dann aber wieder ernster.
    " Ich weiß nicht, ob du meine Meinung teilen wirst, aber ich denke, dass gerade wir als unerfahrene, neu in die Stadt gekommene, das Land gewöhnte Mädchen, bei den ganzen Intriganten überhaupt kein Interesse wecken.
    Sie haben Wichtigeres zu tun, als sich um solche Menschen wie uns zu sorgen. Aber gerade die Position ist für uns ideal, WIR können uns das "Machtgerangel" in Ruhe ansehen, OHNE Teil zu haben und daraus lernen!
    Des Weiteren ist es gerade am Anfang wichtig, sich keine Feinde zu machen. Feinde kann man sich für später aufheben- dann, wenn man entweder mächtig genug ist ihnen die Stirn zu bieten oder Freunde hat die mächtig genug dafür sind. Lieber suchen wir nach Menschen, die das Potential für langfristige Freundschaften haben. Gerade in dieser riesigen Stadt, Rom, sollten sich genügend finden!"

    Vestina schaute ihrer Cousine fest in die Augen.
    "Ich habe jedenfalls vor, mir die Bewohner dieser Stadt und auch dieser Casa in Ruhe anzusehen und dann zu entscheiden, wen ich mag und wen eben nicht!"

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