Zum Prandium ein paar Trauben, Feigen und ein Brief. Zurück gelehnt las ich Stella's Brief. Die Enttäuschung war deutlich heraus zu lesen. Trotzdem wollte sie unbedingt nach Misenum kommen. Ihre Idee fand ich nicht einmal schlecht. Die Frage war, lässt mich der Praefect für ein paar Tage nach Rom. Der Lage nach zu urteilen nicht. Wie war das mit den kleinen Cousinen, denen man nichts abschlagen kann. Ich beendete mein Pandium und meldet mich beim Praefecten.
Vorzimmer des Präfekten
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Auf dem Tisch türmten sich die Tabulae. Seit sie wieder im Stützpunkt waren häufte sich die Arbeit. Liste für Liste ging wir durch. Auszahlung des restlichen Sold’s an Hinterbliebene. Streichung aus der Stärkeliste. Ausrüstungsgegenstände die an die Rüstkammer zurück gingen. Ausgabe von Verpflegung. Aufstellung von Schiffsbesatzungen. Zu jeder Tabula kam ein Vermerk, wer sich darum zu kümmern hatte. Bis mir ein Tabula in die Hände fiel, deren Inhalt mich auf eine Idee brachte. Der Praefectus hatte mit keinem Wort einen seiner Verwandten erwähnt, die in Rom lebten. Bei dem was man hörte, machte der Mob kein Halt vor gut situierten römischen Familien, egal ob sie Anhänger vom Vescularier waren oder nicht. Willkür herrschte, niemand scherte sich darum. Ein Bote stand vor meinem Tisch. Eine Tabula mit Befehlen für die Kohorte der classis, die in Rom stationiert waren, bekam er überreicht. „ Beeil dich. Nutzte die Stationen zum Wechseln der Pferde. Vale.“ Gute 1 ½ Tage bis er in Rom eintraf.
An den befehlshabenden Centurio der
in Rom stationierten Kohorte der classis
Quintus Coponius VindullusSalve Centurio
In Anbetracht der derzeitigen gespannten Lage ermahne deine Männer zur Ruhe. Die classis steht auf der Seite des Senator’s Appius Cornelius Palma, unserem zukünftigen Imperator. Ein Befehl ergeht an dich. Schicke 20 Legionäre zur Casa Octavia, sie sollen dort Stellung beziehen und den Mob fern halten bis sich die Lage beruhigt hat. Außer Schwertern ist die Bewaffnung dir überlassen. Zwei Legionäre sollen bei der Casa Decima Mercator nach dem rechten sehen. Sollte es notwendig sein, schicke ebenfalls 20 Legionäre dorthin. Der Praefectus classis wird mit dem Senator nach Rom marschieren. Ein kurzer Besuch bei dir wäre möglich.
Appius Decimus Massa
~ Centurio classis ~
Princeps Praetorii – Adjutant des Praefectus classisDie Vorsichtsmaßnahme, die ich für die casa Decima eingebracht hatte war sicher nicht notwendig. Serapio war Gardepraefect und hatte ohne Zweifel dafür gesorgt, dass sie nicht ungeschützt blieb. Bei den Wirren war ich mir aber nicht hundertprozentig sicher. Meinen guten Willen hatte ich gezeigt und das was in meiner Macht stand hatte ich getan.
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Seit der Rückkehr nach Misenum hatte Cnaeus seine Pflichten als Tribun etwas in den Hintergrund stellen müssen, hatte er sich in Ostia doch zuletzt noch eine tückische Erkrankung eingefangen, die ihn für mehrere Tage, gar Wochen mit Fieber an sein Bett fesselte. Nichtsdestotrotz durfte er sich über seinen physischen Zustand in keinem Fall beklagen: Er war den Strapazen des Krieges ohne Folgen entgangen, weil er über die Dauer der Auseinandersetzungen in Ostia verweilte und dort für die Koordination der verbliebenen Flottentruppen zuständig gewesen war. Das laue Gefühl, das sich bei dem ein oder anderen ambitionierten Berufssoldaten wohl eingeschlichen hätte, wenn er nicht direkt mit seinen Brüdern in die Schlacht gezogen wäre, teilte der Fabier in keinster Weise. Cnaeus befand es nicht als unehrenhaft, nicht das Schwert ziehen zu müssen und zu kämpfen. Im Gegenteil: Sein persönliches Wohlbefinden stellte er auch in diesem Fall über den Anspruch eines Soldaten, in die Schlacht zu ziehen und für das Vaterland zu sterben. Lieber lebendig ohne Krieg, als durch einen Schwerthieb zu sterben.
Nun war Cnaeus wieder genesen und bereit, neue Befehle zu erhalten. Die Situation bei seiner Einstellung als Tribun hatte es unmöglich gemacht, die täglichen Aufgaben der Classis zu verinnerlichen, sodass der Fabier jetzt umso mehr Wert darauf legte, bald einen geregelten Arbeitsgang vorweisen zu können. Um diesen Wunsch zu verwirklichen, suchte er den Praefectus Classis auf und landete zunächst im Vorzimmer, wo wohl der Princeps Praetorii anzutreffen war. Abgesehen davon, hatte Cnaeus auch ein weiteres Anliegen, dass er dem Präfekten offenbaren wollte. Frisch herausgeputzt und in seine Dienstkleidung gehüllt, die ihn als Tribun erkenntlich machte, klopfte er also am Vorzimmer, in der Hoffnung, Aufklärung über die Situation der Flotte und seine persönliche Lage zu erhalten.
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Es klopfte? Ja, es klopfte an der Tür des Vorzimmers. Welch seltenes Ereignis. 3 Kreuze auf den Kalender. Nicht, weil hier so wenig betrieb war. Nein, weil sonst niemand zu klopfen pflegte. Ins Vorzimmer trat man ein und sprach seine Wünsche aus. Hier saß nur das niedere Getier und nicht der Praefectus persönlich. Allerdings sollte man sich überlegen, wie man auftrat, das niedere Getier, sprich ein Centurio in diesem Falle, hatte es in der Hand wie schnell man zum Praefectus vordrang.
„ HEREIN !“ rief ich so laut, dass man es bis auf den Flur hören konnte.
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Dass der Tribun nicht ohne Klopfen eintrat, sprach wohl für seine Höflichkeit und seinen Anstand - oder vielleicht auch einfach nur für seine Unkenntnis in Bezug auf das Vorzimmer des Präfekten. Wer genau dort saß wusste er nicht, immerhin hatte der Fabier bisher keinen Grund gehabt dieses aufzusuchen. Zuvor suchte er in Ostia das Zelt des Praefectus im Marschlager auf, um mit diesem zu sprechen. Und seit dem Abzug der Truppen aus der Hafenstadt hatte Cnaeus ohnehin nicht mehr die Möglichkeit gesehen, mit Dragonum zu sprechen.
Cnaeus öffnete die Tür und trat einige Schritte in das Vorzimmer, wo er nach wenigen Sekunden Decimus Massa ausmachte. Torquatus wusste, dass dieser Princeps Praetorii war und die rechte Hand des Präfekten. Vom Rang her war der Fabier zwar höhergestellt, vom Umfang und der Wichtigkeit der Aufgaben aber mit Sicherheit der Decimus, den Cnaeus bisher noch nicht weiter kennengelernt hatte. "Salve, Centurio", grüßte Cnaeus Massa mit dem nötigen formellen Tonfall. "Ist der Praefectus gerade zu sprechen?" Diese Frage war in keinem Fall rhetorischer Natur. Im Gegenteil: Aus verschiedenen Ecken hatte Cnaeus heute schon vernommen, dass der Praefectus im Moment nur sehr eingeschränkt verfügbar war. -
" Salve Tribun." ich erhob mich, wie es sich für einen Rang niederen gehörte. Zum Praefectus wollte er. Zur Zeit ein Ding der Unmöglichkeit. " Tribun, das ist derzeit nicht möglich. Um dir unnötige Wartezeit zu ersparen, würde ich dich sofort benachrichtigen lassen, sobald er greifbar ist." Seinen Namen setzte ich ganz oben auf die Tabula, Tribun Fabius Torquatus - Gespräch mit dem Praefectus - wichtig! Falls ich nicht im Officium war, wusste mein Stellvertreter bescheid.
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Die Munkelei der Soldaten erwies sich also als tatsächlich richtig: Der Praefectus war absent. Cnaeus vermutete, dass er womöglich etwaige Formalitäten tätigen und Pflichtbesuche erfüllen musste, die in Verbindung mit dem neuen Kaiser, Cornelius Palma, und dessen Amtseinführung standen. Dass die Classis eigentlich zu Beginn des Krieges auf der Seite des Vesculariers stand, hatte wahrscheinlich keine unwesentliche Bedeutung. Wenn er daran dachte, dass er selbst als Mitarbeiter der Kanzlei unmittelbar davor gestanden war, selbst einer der größten Handlanger Salinators zu werden, erkannte er erst, wie glimpflich er jedweden negativen Konsequenzen - die die Männer der falschen Seite nun tragen mussten - entgangen war. Kurz fielen seine Gedanken auf Pompeius Imperiosus, der zusammen mit seiner Frau ein großer Gönner in Torquatus' früher Hofkarriere gewesen war. Ob der Pompeier den Krieg überlebt hatte? Als Mitarbeiter der Kanzlei, ohne Zweifel, als rechte Hand des Vescularius - vermutlich nicht.
Cnaeus brauchte einen Moment, um sich wieder zu sammeln und die volle Aufmerksamkeit dem Centurio zu schenken. Nun stand der Fabier eben da, wo er stand und hatte sich glücklicherweise für den richtigen Weg entschieden, indem er sich dem Exercitus anschloss - Nein, Fortuna hatte dabei ihre Finger nicht im Spiel. Vielmehr sprach er diese positive Fügung seiner Raffinesse und seinen eigenen Vorahnungen zu. "Das ist bedauerlich. Wo genau verweilt der Praefectus denn?" Cnaeus fragte aus reinem Interesse, um seine zuvor getätigten Vermutungen für sich selbst zu bestätigen. "Eines könntest du noch notieren, um unnötige Korrespondenz zu vermeiden: Richte dem Praefectus aus, dass ich mich nach meiner Erkrankung zum Dienst zurückmelde und für etwaige Befehle zur Verfügung stehe." Damit war schon einmal gewährleistet, dass der Kommandant von Torquatus nicht den Eindruck eines schluderhaften Offiziers gewann - der er eigentlich war, würde er es sich im Moment doch immerhin viel lieber mit einer Flasche Vinum auf einer Cline gemütlich machen.
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" Hhhhmmm, er setzt sich gerade mit der zivilen Bürokratie auseinander, was dauern kann. Weil etwas entwendet wurde und nun Ersatz her muss. Diese gewisse Etwas fällt leider nicht unter den Exercitus Romanus und bedarf der zivilen Klärung." Sei es eine geänderte Anweisung oder ein fehlendes Dokument. das hielt auf. Wer wusste schon wie es in den Tiefen dieses Apparates tickte, wie viele Leute sich im Endeffekt damit befassten oder eben nicht. Was sie sich neues einfallen lassen haben, um uns das Leben schwer zu machen und das Geld aus der Tasche zu ziehen. Aasgeier.
" Jawohl..." eine weitere kurze Notiz zu den bereits gemachten . " Ist notiert." wieder dienstfähig, wartet auf Befehle mehr gab es in dieser Angelegenheit für mich nicht zu tun. " Vale, Tribun Fabius."
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Ich versuchte so gut wie möglich der Wegbeschreibung des Offiziers zu folgen und fand tatsächlich die erwähnte Principia. Dort waren auch diverse Büros, doch ob ich richtig war, konnte nicht sofort sagen. Möglicherweise war es auch das falsche Büro.
Mutig fragte ich nach.
Salve!! Mein Name ist Sirius. Ich möchte mich für den Dienst in der Flotte bewerben. Ein Offizier hat mich am Tor angewiesen mich in der Principia in einem Büro zu melden. Bin ich hier
richtig?
Mein abgerissenes Äußeres musste auf den Soldaten einen abschreckenden Eindruck machen. Ich hoffte trotzdem die Chance zu bekommen mich bewähren zu können. Darüber hinaus hoffte ich mehr Informationen darüber zu bekommen wie die Ausbildung und der Dienst von statten
geht. Ferner welche Laufbahnen und Aufstiegschancen es gab. Ein wenig hatte ich ja bereits an der Porta erfahren. Ich war mir aber sicher, dass es da noch mehr zu erfahren gab. -
Über die Störung nicht erfreut, murrte der am Schreibpult stehende Optio. " Das Officium zweite Tür rechts." Immer das gleiche. Nicht mal anklopfen konnten die Brüder. " Mach die Tür zu, wenn du raus gehst."
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Nun war es doch passiert. Die falsche Tür erwischt und gleich einen schlechten Eindruck gemacht.
Ich nickte dem Soldaten wortlos zu, verließ den Raum und schloss die Tür, ganz so wie er es gefordert hatte. Dann folgte ich seiner Wegbeschreibung in der Hoffnung dieses Mal richtig zu sein. Noch einen Fehltritt wollte ich mir nicht leisten.
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