• Nachdem sie einige Briefe an die Heimat gesandt hatte, waren nun die Antworten gekommen. Im Schein der Öllampen saß sie an ihrem Schreibtisch. Die Kinder schliefen und so hatte sie die Möglichkeit im Ruhe selbst einige Zeilen auf das Papier zu bringen und zu antworten. Als erstes wollte sie auf Eilas Brief reagieren.



    An
    Duccia Flamma
    Mogontiacum
    Provincia Germania superior



    Liebe Eila,


    ich habe mich sehr gefreut ein paar Zeilen von dir zu lesen. Es stimmt, ich habe einige Zeit lang keinen Brief geschickt, jedoch vor einiger Zeit einen auf die Reise geschickt. Ist er bei euch nicht angekommen? Dies kann immer mal geschehen. Ich schickte ihn mit meinen Zeilen an Rufus. Soll wirklich nur einer der beiden bei euch angekommen sein? Es würde mich sehr betrüben.


    Den Kindern geht es gut und sie entwickeln sich bestens. Sie beginnen die Welt auf ihren eigenen Beinen zu entdecken, sind dabei sehr gelehrig und flink unterwegs. Das ruhige Mutterleben ist nun zu Ende. Ich muss ständig aufpassen wohin sie gehen und was sie wieder anstellen. Flausen haben sie viele in ihrem Kopf.
    Primus ist in das feindliche Land der Parther aufgebrochen um seinen Bruder, meinen Schwager, Livianus zu suchen. Er ist nun schon viele Monate unterwegs ohne, das ich eine Nachricht von ihm erhalten habe. Ich hoffe sehr das es ihm gut geht und er bald zurückkehren wird. Ich habe die Götter um Beistand für ihn gebeten. Mehr kann ich nicht tun.


    Das Leben hier in Alexandria ist anders als in Mogontiacum oder unserer Heimat. Es ist immer warm und wenn man hier von Schnee erzählt, denken die Leute man könnte zaubern. Gefrorenes Wasser kennen sie hier nicht. Selbst im Winter fällt es schwer zu frieren. Durch die Lage am Meer ists allerdings nicht ganz so heiß wie im Landesinnern.


    Roma ist eine große Stadt, ich hoffe du konntest dir ein Bild von ihr machen. Das Leben ist dort anders, die Stadt viel größer als man es kennt. Ich weiß um deinen Verlust und auch mich stimmt es traurig, dich da verständlicher weise noch mehr. So freut es mich zu lesen, dass der Besuch dir ein wenig helfen konnte, dich unterstützen. Die Wunden heilen langsam, aber sie werden es tun. Das kannst du mir glauben. Es wird sicher bald ein Mann in dein Leben treten, der dich heiraten wird und der für immer bei dir bleiben wird. Wir aus dem Stamm der Amsivarier, aus der Sippe der Wölfe haben viele Geister in unserem Herzen und nicht wenig zieht uns zurück zu unseren Wurzeln. Mich würde es jedoch nicht mehr zurück an die Amisia ziehen sondern noch weiter in den Norden. Nach Britannia. Nach unserem Fortgang nach den Überfällen ist dieses Land meine Heimat geworden bis mich das Schicksal nach Germania verschlug. Nun bin ich hier. An einem ganz anderen Ende der Provinz. Auch wenn ich jetzt hier lebe sind meine Gedanken nicht selten bei euch, fragen sich wie es euch geht und was ihr tut.


    Es ist schön zu lesen, das die Familie immer mehr zusammenfindet, wenngleich einige unserer älteren Angehörigen ihren Weg zu den Ahnen finden oder ihren Dämonen folgen müssen.


    Es würde mich sehr beruhigen wenn ich weiß, dass du Marga bei diesem schweren Unterfangen die Männer zu bändigen helfen würdest. Ich weiß um dieses Hornissennest. Es ist schwer zu bändigen und glaube mir, ich musste es auch erst lernen. Ein schweres Los als älteste Frau diese Familie zu leiten. Ich wäre gern bei euch, doch nach Aufgabe meiner Ämter bin ich Hausfrau geworden und nun zweifache Mutter. Mein Platz ist an der Seite meines Mannes, den ich über alles liebe auch wenn mich das nun viele Meilen von euch entfernt hat. Ihr seid immer in meinen Gedanken und meine besten Wünsche sind bei euch. Tu mir bitte einen Gefallen und stelle dein Leben nicht hinter das der anderen. Ein jeder von euch ist wichtig und du bist es auch. Opfere dich nicht für die Dummheiten der Männer.


    Richte Verus bitte meine Glückwünsche zu dieser Beförderung aus. Ich bin wirklich sehr stolz auf ihn, das kannst du mir glauben und ihm natürlich sagen. Es freut mich, dass ihr euch alle so engagiert.


    Ich werde gern einen Brief an die Schola in Roma schicken und dort darum bitten dich für die Arbeit in der Schola einzustellen. Wenn wir Antwort erhalten haben, gebe ich dir auch gern einige Anregungen und Erfahrungen mit auf den Weg. Ich bin zuversichtlich, dass es bald eine Antwort aus Roma geben wird. Die Schola weiß ich bei dir in sehr guten Händen und es ist mir eine Ehre zu wissen, das du mir nachfolgen möchtest.


    An dieser Stelle noch einmal Dank für deine Zeilen und die Nachrichten aus der Heimat.


    Liebe Grüße und das Heil der Götter stets an eurer Seite hoffend,


    Deine Dagmar.



    Nachdem diese Zeilen nun auf dem Papier waren, nahm sie eine andere Schriftrolle und verfasste einige Zeilen an die Schola Romas.



    An
    Medicus Germanicus Avarus
    Rector Schola Atheniensis
    Roma
    Provincia Italia



    Salve und herzliche Grüße aus dem Süden des Reiches an dich Senator Germanicus Avarus.


    Vielleicht wirst du dich wundern von mir auf diesem Wege zu hören. Lange Zeit habe ich die Niederlassung der Schola in Germania betreut. Wie ich nun gehört habe, hat sich bisher kein Nachfolger für mich gefunden. Ist das wahr? Sollte dies der Wharheit entsprechen und die Schola bisher nur behelfsmäßig verwaltet worden sein, so möchte ich dir eine Verwandte von mir für die dauerhafte Übernahme der Verwaltung der Schola vorstellen. Es ist Duccia Flamma. Ich kann dir versichern, das sie eine zuverlässige und interessierte junge Frau ist, welche die Aufgaben der Verwaltung der Schola gewissenhaft erledigen wird.


    Sollte ich allerdings Fehlinformationen über die Vakanz der Stelle erhalten haben, so bitte ich meine Forschheit zu entschuldigen. Die Informationen, die man hier in Alexandria erhält sind leider nicht immer gar aktuell.


    Ich würde mich sehr freuen wenn du mir eine Nachricht über deine Entscheidung zukommen lassen könntest ebenfalls natürlich solltest du noch mehr Informationen über meine Verwandte benötigen.


    Ich wünsche dir und deiner Familie nur das Beste.


    Vale


    Duccia Venusia


    Domus Preafecti, Regia Praefecti, Alexandria,

  • Nun kam der nächste Brief an die Reihe, jener an ihren Verwandten, der sie besuchen kommen wollte.



    An
    Marcus Duccius Rufus
    Mongontiacum
    Provincia Germania Superior


    Heilsa,


    Du hast wirklich einiges zu tun in Mogontiacum und scheinst nicht der Langeweile anheim zu fallen. Wenn du mich besuchst, wirst du mir einiges mehr darüber berichten müssen und natürlich auch noch genauer auf die Sache mit den Hunden eingehen. Es hört sich recht gut an, was ich bisher so lesen durfte.


    Du kannst natürlich auch diese Reise jetzt auf dich nehmen. Ich wollte nur zu Bedenken geben, dass es vermtulich im frühjahr etwas angenehmer wäre, aber es sollte dich nicht aufhalten. Schreibe mir doch bitte in einem Brief den Zeitpunkt deiner Ankunft damit ich mich ungefähr drauf einrichten kann. Ich weiß, dass der Weg über Wasser nicht genau abzuschätzen geht. Ein Richtwert würde mir da reichen um hier alles für deine Ankunft vorbereiten zu lassen.


    Frauen im Haus zu haben ist immer gut. Ich habe einen Brief von Eila erhalten in dem sie mir schon davon berichtete, das sie einen Teil meiner Arbeit übernehmen wird. Eine weibliche Hand braucht jeder Haushalt.


    Bis bald und mögen die Götter immer mit dir sein


    Deine Dagmar


  • Nachdem sie durch die Tür getreten waren, schloß Venusia sie sorgfältig und setzte die Kinder auf den Kissen ab. Ein wenig protestierend sahen die beiden ihre Mutter an und gaben entprechende Laute von sich. Schnell verstanden sie aber, dass nun allein spielen angesagt war und begannen dies dann auch gleich. Sie selbst ging auf einen Korbstuhl zu und bedeutete Ragin auf dem anderen Platz zu nehmen.
    "Möchtest du etwas trinken oder essen? Wie war deine Reise? Ich hoffe sie war angenehm?"

  • Der junge Germane setzte sich ebenfalls. Das war ja fast wie daheim, jeder wollte den dünnen Ragin füttern-es gab definitiv schlimmeres.


    "Nein danke, ich habe schon etwas gegessen. Auf dem Weg hierher habe ich schon zwei sehr nette Menschen kennengelernt und habe da schon etwas gegessen. Ich bin ja froh, dass ich überhaupt wieder was Essen kann. Die Reise auf dem Schiff war ja so furchtbar! Ich dachte jeden Tag ich würde bald sterben! Entweder weil es mir so schlecht ging, oder weil mich das Meer in seine Tiefe reißen möchte. Ich frage mich wie Helios und Amala das so gut überstanden haben."
    Ragin zuckte mit den Schultern. Sein Hund und sein Pferd waren da wohl aus anderem Holz geschnitzt.



    "Deine Kinder sind ja wirklich ware Sonnenscheine. Wie heißen sie denn?

  • Venusia verkniff sich die Bemerkung zu der Schiffsreise, die ihr auf der Zunge lag. Sie hatte davor gewarnt, aber es wurde ja nicht gehört. Mit einem sanften Lächeln und diese Worte sehr schnell zur Seite schiebend, hatte sie Rahin zu gehört.
    "Dann sind wir wirklich froh, dass du heil hier angekommen bist und danken den Göttern dafür. Und wenn du schon gegessen hast, dann darf ich dir vielleicht noch etwas zu trinken anbieten. Hier herrscht eine trockene Luft und man sollte wirklich viel trinken. Aber ich möchte dir nichts aufzwingen. Du kannst dich gern dort bedienen wenn du den Wunsch verspürst. "
    Mit der Hand deutete sie auf einen kleinen runden Tisch auf dem Becher und Wasser und Saft in Karaffen standen. Nachdem sie nach den Namen der Kinder gefragt wurde, blickte sie kurz, ganz stolze Mutter, zu den kleinen und dann wieder zu dem Besucher.
    "Sevilla ist die Erstgeborene und Lucius Secundus, wie sein Name schon sagt, der Zweitgeborene. Sonnenscheine, das sind sie. Im Moment allerdings sind sie sehr agil. Man darf sie nicht aus den Augen lassen und wenn sie still sind und eigentlich keine Schlafenszeit ist, dann sollte man schnell schauen warum. Irgendetwas stellen die beiden dann an."
    Es war wirklich eine interessante Mischung und sie befürchtete Manchmal, dass die Ausgeglichenheit, die zwischen ihr und Magnus herrschte, nicht auf die Kinder zu übertragen war. Hier kamen wohl beide Seiten in den Kindern zu Tage. Das hispanische Temperament und die besten Eigenschaften der germanischen Sippe aus dem Norden. Ihrer Familie.

  • Was zu trinken nahm Ragin gerne. immernoch hatte er diesen eklehaften Salzgeschmack im Mund, den die vielen Tage auf See mit sich gebracht hatten. Außerdem tat die Hitze ihr übriges.


    "Du hast Recht, was zu Trinken nehme ich gerne." Er stand auf und füllte sich einen Becher mit Wasser und etwas Saft. Er nahm gleich einen Schluck. "Mhhh, das schmeckt lecker. Was für ein Saft ist das denn?" Er kannte nur wenige Früchte und hoffte mal, dass es wirklich Saft gewesen war, und nicht irgend etwas anderes. Hier in Ägypten konnte man sich da wohl nicht so sicher sein.


    Ragin lag die Frage auf der zunge, warum ihre Kinder offenbar keine germanischen Namen hatten, aber vielleicht würde sie diese frage ja als unhöflich ansehen, schließlich hatte sie einen römischen Mann geheiratet. Wahrscheinlich mochte er das nicht, und da wollte er jetzt nicht mit vorlauten Fragen nachstochern. Aber dann fiel ihm was anderes ein.


    "Oh, jetzt hab ich die arme Amala vor der Tür gelassen. Ich habe nämlich Amala, meine Hündin mitgebracht. Ich hoffe das stört dich nicht. Sie ist ganz sanft und sehr ruhig." Und wiegt so viel wie ein Kalb, fügte er in Gedanken noch hinzu. "Sie passt noch draußen auf mein Pferd Helios auf."

  • "Das ist punica Saft. Es heißt hier so. Andere sagen auch Granatapfel oder Grenadine dazu. Ein sehr gesunder Saft und besonders erfrischend. Diese Pflanze wächst hier in der weiteren Umgebung."
    Dies hatte sich Venusia zumindest auf dem Markt erklären lassen als sie die fremde Frucht dort gefunden hatte. Den Saft kannte sie bereits, allerdings war ihr diese Frucht nie unter gekommen. Das hatte sich ja nun geändert.


    Ähm...ein Hund vor der Tür? Oh je...nicht dass der alle Bittsteller vor Corvus vertrieb oder einschüchterte. Venusia war sich nicht ganz sicher ob das dem Hausherren recht war oder eher nicht.
    "Ich bin mir sicher, dass sie gut auf dein Pferd aufpassen wird. Wo genau ist denn deine Hündin? Also ich meine draußen."
    Aelia würde sicher einen Anfall bekommen wenn ein Hund durchs Haus laufen würde. Sie war ja hier auf die Geduld der Gastgeber angewiesen und diese würde vermutlich von den beiden Kindern sicher genug in Anspruch genommen werden.


    Apropos die lieben Kinder. Jene waren fast wie angedroht ruhig geworden und krabbelten durch das Zimmer. Die Kreise um den Besucher wurden immer enge gezogen und sicher würde er bald Teil ihres Spiels werden, wenn er das nicht sogar schon wahr.

  • Granatapfel, punica, Grenadine...davon hatte er noch nie gehört, aber es schmeckte sehr gut. Es war schon interessant was dieses fremde Land alles bot. Auch die Speisen bei Nikolaos waren teilweise etwas fremd gewesen. Es war nicht das was auf dem Teller lag, sondern wie es gewürzt gewesen war und daher natürlich auch der Geschmack. Es hatte gut, aber fremd geschmeckt. Irgendwie wurde ihm jetzt so richtig klar, dass er nicht mehr in Mogontiacum war, sondern in Alexandria am anderen Ende Midgards.


    "Nun, ein paar Meter neben den der Porta habe ich mein Pferd angebunden, und Amala daneben abgelegt. Sie wird auf Helios aufpassen, aber so wird ihn niemand in den Stall bringen können. Ich hoffe es ist nicht allzu schlimm, dass ich sie mitgebracht habe. Ich wollte nicht ganz ohne Schutz reisen, denn sie passt sehr gut auf mich auf, musst du wissen. Wenn sie aber zu sehr stört, werde ich gerne in eine Taberna gehen, ich möchte dir und deinen Gastgebern auf gar keinen Fall zur Last fallen."


    Er hatte genug Geld um eine ganze Weile in einer Taberna zu wohnen, seine Betriebe brachten ihm auch weiter Geld und er hatte auch nicht vor hier lange ohne Arbeit zu bleiben. Nur lernen und rumsitzen, ohne eine richtige Aufgabe kam ihm furchtbar...furchtbar...langweilig und nutzlos vor.


    Dann kamen die kleinen auf ihn zugekrabbelt und er lächelte sie an. Sie waren ja zwei so süße Wonneproppen. "Darf ich sie vielleicht mal auf den Schoß nehmen?"

  • "Nein, nein. Schlimm ist es ganz sicher nicht. Ich muss darüber nur mit meiner Gastgeberin sprechen. Sie war in letzter Zeit sehr beschäftigt, so dass ich über alle Eventualitäten bisher noch nicht mit ihr sprechen konnte. Ich werde es als bald wie möglich nachholen."
    Sie konnte auch gar nicht einschätzen ob Aelia einen Hund hier im Domus gut heißen würde oder nicht. Das Gefühl tendierte eher zu letzterem. Dennoch würde Venusia fragen gehen. Vielleicht fand Aelia das ja auch ganz spaßig und sie tat ihrer Freundin jetzt böses Unrecht? Hier hatte sie eben noch keine Erfahrungen sammeln können.


    Weiterhin beobachtete Venusia die beiden Kleinen wie sie spielten und immer wieder versuchten die Aufmerksamkeit des Gastes auf sich zu lenken und sehr bald hatten sie dieses auch geschafft.
    "Wenn sie es zu lassen, nur zu. Sie haben noch nicht viel Erfahrung mit Fremden sammeln können und ich bin daher auch nicht mit ihrer Reaktion vertraut. Wir können es nur ersuchen. Sei ihnen aber bitte nicht böse, wenn sie es nicht mögen. Sie kennen ja nur sich, die Hausangestellten und die beiden Gastgeber."
    Noch nicht einmal wirklich ihren Vater, fiel ihr dabei bitter ein. Er war nun schon so lange fort und sie hatte nichts von ihm gehört.

  • Ragin wollte auf keinen Fall, dass Dagmar Ärger mit ihren Gastgebern bekam. Er wollte ja nicht schon wieder Schuld sein, dass sich ein Verwandter in sein Unglück stürzte.


    "Amala ist zwar sehr groß, aber auch sehr ruhig. Ich hatte sie in der Casa und nur Sontje und Phelan haben was gemerkt, weil sie einfach in mein Zimmer gekommen sind. Ansonsten hat man von ihr nichts gehört oder gesehen. Und das wo sie mindestens so viel wiegt wie ich."


    Dann wandte er sich den beiden Kleinen zu, die ihn mittlerweile erreicht hatten. Ragin lächete er die Beiden freundlich an. Zuerst schaute sie ihn an, als wüssten sie nicht so genau was sie davon halten sollten, doch dann lächelte das Mädchen und begann fröhlich zu glucksen. Der Junge, Secundus, schaute noch einen Moment länger kritisch und beschloss dann aber seiner Schwester zu vertrauen und lachte auch. Dann beschloss sich Ragin, dass er es wagen konnte und hob Sevilla mal nach oben. "Na du kleiner Fratz? Magst du deinen Onkel Ragin gerne?" Dann setzte er die Kleine auf seinen Schoß und strich ihr sanft über den Kopf.


    "Hach sind die süß die beiden. Aber ich glaub ich kann nur eins auf einmal nehmen. Ich hoffe Secundus wir mir da nicht böse. Ach ja, hast du schon was wegen des Museions herausgefunden?"

  • "Ich bin mir sicher, dass wir ein Heim für sie finden werden. Erst einmal bleibt ihr hier. Ein Zimmer wurde hergerichtet. Das mit Amala klären wir dann."
    Freundlich lächelte sie ihn an und beobachtete dann wie er mit den beiden Kindern umging. Noch schienen sie ganz vergnügt und da es sich nicht änderte, war es also nicht schlecht. Die Zwillinge zeigten ganz deutlich wenn ihnen etwas gefiel oder nicht.
    "Leider bin ich bisher noch nicht zum Museion gekommen. Das tut mir leid. Im Moment ist einiges nicht ganz so vaurassehbar wie ich es gern hätte. Ich werde es natürlich bald nachholen oder dich begleiten. Ganz wie es dir beliebt."

  • Dagmars Worte beruhigten Ragin sehr. Wollte er doch weder Amala alleine lassen, noch seine Cousine so schnell wieder verlassen. Nun hob er Sevilla wieder herunter und schnappte sich ihren Bruder Secundus. "Ja, du kommst auch noch dran, ich mag euch doch beide. Aber du musst verstehen, dass der Onkel Ragin nicht so große Hände und nicht so lange Arme hat, für euch beide."


    Auch er landete auf Ragins Schoß. Ein wenig fiel nun auch seine Anspannung ab und dabit begann er nun zu plappern.


    "Ich glaube ich gehe selbst ans Museion, weil ich heute nämlich schon einen lehrer kennengelernt habe. Nikolaos Keryia...Kirakos... na so ein griechischer Name mit K halt. Die Griechen haben ja kein C wie die Römer im Latein. Deswegen haben die überall ein K, wo die Römer ein C haben. Ja und ich wollte ja in eine Thermae gehen, damit ich nicht so ganz dreckig und mit meiner Reisekleidung zu dir komme. Aber er hat mich bei sich baden lassen. Ein sehr netter Kerl, aber man merkt halt schon, dass er ein Grieche ist. Seine Sklaven sollten mich waschen, aber ich hab das selbst gemacht. In Mogontiacum haben das ja auch keine Sklaven gemacht, und nun sowas wollte ich ja auch nicht. Sein Scriba Personalis hat mich dann sogar bis vor die Porta hier gebracht. Ich denke ich gehe dann einfach zu dem, und der wird mir das schon alles erklären. Ich freu mich eh schon mir die Stadt nochmal genauer anzuschauen. Das war ja heute alles so viel, dass ich das Meiste sicher schon wieder vergessen habe, was ich gesehen habe. Ach ja, dann habe ich noch einen Ägypter gesehen, mit zwei Griechen, die voll gerüstet waren. Ich glaube der war von der Stadtwache, auch wenn der Scriba meinte, der wäre vom Gymnasion. Der dachte nämlich wohl, ich wollte dem Nikolaos was antun, aber das hatte sich gleich wieder beruhigt. Also entweder gibt es hier sehr viele Ämter, oder ich habe wirklich gleich viele wichtige Leute getroffen. Wobei dieser Nikolaos ja auch irgendwas mit dem Gymnasion zu tun hat. Hach, das ist ja schwer hier in Alexandria. Jetzt habe ich gerade richtig kapiert, wie das in Mogontiacum so funktioniert, schließlich ist Witjon ja jetzt Duumvir und ich durfte ihn ja wählen, weil ich den Cursus Res Vulgares bestanden hatte, aber hier ist das glaube ich noch viel schwieriger!"


    Ragin hielt plötzlich inne, als er merkte, dass er angefangen hatte hemmungslos zu plappern. Axilla hatte er absichtlich erstmal nur als Scriba erwähnt, er wollte ja nicht, dass Dagmar gleich falsche Schlüsse zog.

  • Wenn die beiden doch bei ihrer Mutter auch so rücksichtsvoll wären wie bei ihrem "Onkel". Venusia musste zusehen wie sie beide unter bekam. Da wurde auch schon mal geheult wenn sie es nicht rechtzeitig schaffte.


    Als Ragin dann allerdings anfing ohne Punkt und Komme zu sprechen und sie mit einem Redeschwall zu überschütten, wurde ihr Lächeln recht schnell zu einem ausgewachsenen Grinsen. Es amüsierte sie schon ein wenig wie begeistert er von Alexandria war.
    "Da hast du schon mehr von Alexandria gesehen als ich und mehr Leute kennen gelernt. So kurz in Alexandria und schon so viel erlebt. Wenn du ihn schon kennst, dann solltest du ihn wirklich allein aufsuchen.
    Es war auch sehr putzig wie er ihr die Griechen erklärte. Dabei hatte sie doch schon das ein oder andere Mal mit ihnen zu tun und die Unterschiede waren ihr durchaus aufgefallen. Ragin war jung und hatte vermutlich noch nicht viele andere Kulturen kennen gelernt und so sah sie ihm diese überschwengliche Begeisterung nach. Vermutlich würde sie auch so reagieren, wenn sie an seiner Stelle gewesen wäre.
    "Es freut mich sehr, dass es dir hier zu gefallen scheint. Hast du vielleicht noch andere Frage an mich, die du gern jetzt stellen möchtest? Du hattest im Brief ja ein wenig was angedeutet."
    Nachdem nun ihr Bruder betuttelt wurde, kam Sevilla zu ihrer Mama und reckte die Ärmchen in die Luft um auf ihren Schoß zukommen und natürlich erfüllte sie diesen Wunsch auch.

  • Ragin behielt Secundus einfach noch ein wenig auf dem Schoß als er sah, dass Dagmar sich um Sevilla kümmerte. Er unterdrückte ein herzhaftes Gähnen.


    "Zuerst einmal bin ich jetzt froh, dass ich dich gesehen habe und weis, dass es dich auch gibt und dass die Nornen es nicht verhindert haben, dass ich zu dir gelange."


    Nun würde sie sicher nicht so bald sterben wie all die anderen.
    Mit seiner einen Hand nahm er nochmal den Becher und trank von dem köstlichen Punicasaft. Es war ein wirklich langer und aufregender Tag gewesen und langsam wurde er richtig müse. Aber er wollte seiner Cousine auf jeden Fall noch ein paar Fragen stellen.


    "Du meintest du hast meinen Vater nur kurz kennen gelernt. Kannst du mir ein wenig davon erzählen? Albin ist bei sowas immer so brummelig und hat ein wenig abfällig von Vater gesprochen. Ich weis, er macht das bei jedem der jünger ist als er, aber so wollte ich nichts über meinen Vater erzählt bekommen. Wie war er denn so? War er ein guter Soldat? Wie hat er ausgesehen? Und war er nett, oder eher etwas grober, wie so vile andere Soldaten? War er stattlich? Es gibt so viele Dinge, die ich gerne von ihm wissen möchte."


    Nun gähnte er aber doch fester. Die Hand hielt er sich natürlich nicht vor den Mund, denn diese Geste würde erst über 1000 Jahre später in Mode kommen...aber er hatte ja noch gute Zähne in seinem jungen Alter.

  • Das er froh war sie gesehen zu haben, konnte sie noch nachvollziehen, aber dass er nun wusste, dass es sie gibt? Das wusste er doch schon vorher, oder glaubte er es bisher nicht? Das konnte sie dann wieder besser verstehen. Es war sicher schwer für ihn gewesen zu erfahren, dass es seinen Vater nicht mehr gab und er nun allein war.
    "Er war bei der Legion als ich nach Mogontiacum kam und war daher wenig zu Hause. Aber ja, ich habe ihn wieder gesehen. Zehn Jahre waren eine lange Zeit gewesen und wir hatten uns beide verändert. Wie sah er aus? Es ist schon so lange her. Er war ein gut gebauter Mann, hatte ein sehr angenehmeres Äußeres und eine gepflegte Erscheinung. Die war bei jedem Legionär Pflicht. Er war sehr nett. Grob habe ich ihn nie kennen gelernt. Ich denke, dass er schon eine besondere Wirkung auf die Frauen hatte, falls du das wissen willst. Ich habe ihn nur in bester Erinnerung behalten."
    Sie lächelte ein wenig als sie so in ihren Erinnerungen schwelgte. Sie hatten wenig Zeit miteinander verbringen können, zu wenig. Dann fiel ihr sein Gähnen auf und ihr Lächeln wurde noch breiter.
    "Du solltest dich wirklich zur Ruhe begeben. Ein Sklave wird dir helfen dein Pferd unterzustellen und dir dann auch deinen Raum zeigen. So weit ich weiß, ist dieser gar nicht so weit weg von meinem."
    Ein jener solcher Sklaven betrat dann auch bald den Raum um sich um den Gast zu kümmern.

  • Ragin hörte ihr gespannt zu. Endlich konnte er einmal etwas über seinen Vater hören, wo er nicht als Wirrkopf bezeichnet wurde. Offenbar schien er sogar ein sehr hübscher und stattlicher Mann gewesen zu sein. Ein klein wenig schwoll seine Hühnerbrust dann doch an. Hätte ihm doch nur seine Mutter früher mehr von ihm erzählt. Doch sie hatte ihre Söhne in dem glauben gelassen, dass ihr Vater tot war...und im Endeffekt hatte sie sogar recht gehabt.


    "Entschuldige bitte, aber ich bin wirklich müde. Ich hoffe ja, dass ich jetzt wieder richtig schlafen kann, mit festem Boden unter den Füßen."


    Ragin lächelte, stand auf und gab truf Secundus zu seiner Mutter. "Du hast wirklich Glück, die beiden sind wunderbare Kinder. Ich würde mir gerne dann morgen die Stadt nochmal genauer anschauen, wenn du die Zeit dafür hast. Ansonsten wünsche ich dir eine gute Nacht. Ich freue mich wirklich sehr hier zu sein. Ich danke dir, dass du mich so freundlich hier aufgenommen hast."


    Dann folgte er dem Sklaven zu seinem Pferd. Amala saß immer noch genau da, wo er sie gelassen hatte und passte auf Helios auf. Als er dann da war, stand sie dann aber doch auf und schwänzelte aufgeregt. Der Stall war dann auch schnell gefunden und ragin war sicher, dass Helios hier gut versorgt werden würde.


    Anschließend wurden er uns Amala in sein zimmer gebracht. Es war schön eingerichtet, zwar deutlich römischer als daheim, aber trotzdem schön, und der junge duccier fühlte sich sofort wohl. Er bedankte sich bei dem Sklaven und legte sich dann auch gleich ins Bett. Zwar war ihm ein wenig heiß hier, aber er war so müde, dass er schnell einschlief und auch traumlos blieb. Bewacht wurde er von Amala, welche am Fußende des Bettes platz nahm und über ihr Herrchen wachte.

  • Er hatte seine Familie verlassen um seine Familie zu suchen. Irgendwie klang das komisch, aber für ihn war es richtig, denn ein Teil seiner Familie wohnte in einem riesigen Palast am anderen Ende Midgards. Er hatte einen Rucksack geschultert und marschierte durch lichte Wälder und folgte dem einen oder anderen Trampelpfad. Das Sax seines Vaters hatte er an seiner Seite, aber ansonsten war er alleine. Hatte er nicht noch jemanden mitnehmen wollen? Niemand außer ihm war hier, aber er hatte keine Angst und so verflogen die Gedanken auch gleich wieder. Er wanderte Stunde um Stunde und Tag um Tag ohne dass er Müde oder verdrießlich wurde.


    Doch eines Tages kam er dann an einen riesigen Fluss dessen Ende er nicht einmal sehen konnte. Der Fluss war dunkel und schnell und der Wanderer sah keine Chance auf die andere Seite zu kommen. Er war zwar ein ganz guter Schwimmer, aber seine Kleidung, sein Gepäck und die Strömung würden ihn auf gar keinen Fall auf die andere Seite kommen lassen. Er schaute sich um, ob hier ein Palast war, denn für ihn war hier das Ende Midgards gekommen. Doch nirgends konnte er ein Bauwerk erblicken. Da blieb ihm nur übrig dem Flussverlauf zu folgen und auf eine Furt zu hoffen.


    Doch wieder lief er mehrere Tage, aber eine Furt wollte und wollte nicht kommen. Da wurde auch er verdrießlich und ließ sich resigniert auf seinen Hintern fallen und legte sich dann hin. Da lag er nun ihm Gras und starrte in den Himmel. Plötzlich hörte er direkt neben seinem Ohr einen Fruska (Frosch) quaken. Da setzte er sich wieder auf und nahm den grünen Hüpfer auf seine Hand. Und schaute ihn an. Seine Haut war grün und glatt, nicht so wie die einer Kröte oder einer Unke, und er funkelte fast wie ein Edelstein.


    "Du bist ein wunderschöner Frosch. Wenn ich nur so sein könnte wie du, dann wäre es mir möglich auf die andere Seite zu schwimmen. Oder kannst du mir sagen wie ich auf die andere Seite komme?"


    Und zum großen Erstaunen des Jungen antwortete der Fruska: "Wie ich sehe, hast du weder Werkzeug dabei um dir ein Floß zu bauen, noch besitzt du Flügel. Somit wird dir wohl nichts anderes übrig bleiben, als den Sund zu durchschwimmen, denn er geht ewig weiter in beide Richtungen."


    Von der Antwort war der Jünglin fast noch mehr erstaunt, als darüber, dass der Frosch überhaupt sprach. "Das kann nicht dein Ernst sein, lieber Fruska. Ich werde sofort ertrinken, wenn ich das wage. Wahrscheinlich wird mich der Fluss sofort ins Reich der Hel tragen und ich werde meine Familie niemals finden. Ich werde schneller auf den Grund sinken, als ein Haufen Dung benötigt, um aus dem Hintern einer Kuh auf die Erde zu fallen!"


    Der Frosch schien ihn wohl auf den Arm nehmen zu wollen oder er wollte ihm gar etwas Böses.


    "Halte dich nicht so fest an deiner Vergangenheit mein Junge. Habe vertrauen. Bring dem Geist des Sundes ein Opfer dar, und er wird dich sicher auf die andere Seite geleiten, wenn du das denn noch willst. Aber nun muss ich weiter!"


    Mit einem Sprung war er von der Hand verschwunden und war auch im Gras nicht mehr zu sehen. Natürlich dachte er gar nicht daran einfach ins Wasser zu springen, das war ja verrückt! Er konnte doch nicht einfach ins Wasser springen. Also wanderte er weiter und weiter und stellte dann doch irgendwann fest, dass der Frosch wohl recht gehabt hatte. Also kramte er in seinem Rucksack nach einem Opfer für die Flussgeister, aber er fand nur einen Apfel. Den hatte er sich extra aufgehoben, denn er war rot und voll und das auch noch nach einer so langen Wanderschaft. Also stellte er sich an den Rand. "Bitte nimm dieses Opfer an, und bringe mich zu meiner Familie, ehrenwerter Geist des Flusses." Mit diesen Worten warf er den Apfel in die Fluten. Er schwamm kurz an der Oberfläche, doch dann schien ihn etwas nach unten zu ziehen. Der Jüngling nahm das als ein gutes Zeichen und sprang mit seinem ganzen Gepäck ins Wasser. Wie erwartet zog es ihn gleich nach unten und das Wasser schlug über ihm zusammen. Er strampelte und ruderte, aber er sank immer und immer weiter.


    Doch dann packte ihn eine Hand am Arm und er öffnete die Augen. Er sah, dass ihn eine Nixe, eine Wasserfrau gepackt hatte. Sie schien in seinem Alter zu sein, hatte langes dunkelbraunes Haar und grüne Augen. In ihrem Haar waren Algen und Muscheln und ihr Körper endete in einem großen grüngeschuppten Fischschwanz. In ihrer anderen Hand hatte sie einen halb gegessenen roten Apfel.


    "Ich danke dir für diese Köstlichkeit du Beinträger, aber ich hätte dir auch so geholfen. Seit Tagen begleite ich dich und schaue dir zu, wie du am Ufer langgelaufen bist und habe gehofft, dass du mich endlich besuchst und keine Angst mehr hast. Bis ich dir meinen Freund den Fruska geschickt habe."


    Er hörte aufmerksam zu, denn seine Panik war wie verflogen und er verstand sie ganz normal. Doch lief er langsam blau an, und aus seinem Mund kam nur ein Blubbern.

    "Hab keine Angst, wenn ich bei dir bin, können dir die Fluten nichts anhaben. Du wirst bei mir auch nicht ertrinken."


    Beinahe liebevoll strich sie ihm durch sein blondes Haar und lächelte ihn an. So konnte er ihr nicht misstrauen und so ließ er das Wasser in seine Lungen fließen. Sie hatte wirklich nicht gelogen, denn er bekam so gut Luft, also würde er noch am Ufer stehen.


    "Ich danke dir, dass du mir hilfst. Ich suche einen Palast in dem meine Familie wohnt. Aber ich finde den Weg nicht und ich hatte Angst, dass mich die Fluten hinweg reißen. Kannst du mir helfen?"


    Sie lächelte ihn abermals an und so folgte er ihr einfach ohne noch einmal zu fragen. So schwammen sie in den Sund, und es war ihm nicht kalt. Wenn sie Hunger hatten, dann aßen sie etwas, denn die Nixe wusste wie man unter Wasser verpflegte. Einmal waren sie sogar bei einem Lurch zum Essen, der ihnen merkwürdige aber wohlschmeckende Dinge auftischte. Sie alberten und spielten Fangen im Wasser, und es war eine wunderschöne Zeit, während der sie immer weiter dem Fluss folgten. Beinahe hatte er schon vergessen, warum er ins Wasser gegangen war, als sie dann auf einmal da waren. Auf dem Grunde des Flusses stand ein großer Palast. Aber er wirkte düster, verlassen und wenig einladend.


    "Endlich bin ich da. Aber werden wir uns wiedersehen?" fragte er die Nixe schüchtern, denn er hatte sie lieb gewonnen. Sie war ihm eine Freundin geworden. "Sicher, ich warte auf dich, bis du wieder herauskommst und dann werde ich dir noch mehr von meiner Welt zeigen."


    Da war er beruhigt, freute sich schon darauf und schwamm so zum Tor des Palastes. Es war offen und bewegte sich sanft in der Strömung. Im Palast war es düster und kalt, ganz anders als draußen. Er schwamm durch die dunklen Gänge, aber er sah niemanden und er hörte auch nichts. Dann sah er eine Bewegung vor sich. Etwas düsteres großes bewegte sich und schwamm auf ihn zu. Er drehte sich herum und versuchte wegzuschwimmen, er wollte wieder nach draußen und schwamm so schnell er nur konnte. Das Hippodingsda blieb ihm auf den Fersen und als er kurz vor dem Tor war, hatte es ihn eingeholt. Aus der Dunkelheit formte sich ein riesiges Maul mit armlangen Zähnen und schnappte nach ihm. Der Jüngling schrie noch um Hilfe, aber es war zu spät…


    Ragin erwachte schweißgebadet. Seit er hier in Alexandria wohnte schlief er schlecht, denn die Temperaturen machten ihm zu schaffen. Aber an Schlaf war nun nicht mehr zu denken, denn er war hellwach. Nur die gute Amala spürte seine Angst und kam zu ihm und schleckte seine Hand ab. Sie war wirklich seine Beschützerin. So lag er die restliche Nacht in seinem Bett, starrte an die Decke und dachte nach...

  • Es waren mal wieder einige Briefe aufgelaufen, die es zu beantworten galt. Ihr Klient hatte sie mit einem Schriebenbedacht und einer Bitte, der sie leider nicht entsprechen konnte. Es stimmte sie zwar traurig, doch war es an der Zeit der Wahrheit ins Auge zu blicken und die folgenden Zeilen an den Terentier zu richten.



    Duccia Venusia, Regia Praefecti, Alexandria, Provinzia Alexandria et Aegyptus




    Salve Terentius Primus, mein Klient!


    Es freut mich sehr mal wieder von dir zu hören.


    Meinen beiden Kindern und auch mir geht es gut. Sie werden von Tag zu Tag größer und sind der ganze Stolz ihrer Mutter. Aber ist das nicht jedes Kind?


    Der Frühling in Germania ist immer ein besonderes Ereignis. Die triste und traurige Landschaft verwandelt sich in eine blühende und bunte Welt. Überall wächst und gedeiht es. Es ist schön zu lesen, dass es wieder Zeit ist. Hier in Alexandria merkt man diesen Wechsel nur sehr wenig. Es ist immer warm und irgendwo blüht es auch immer.


    Ehe ich deine Anfrage weiter beantworte, gratuliere ich dir von ganzem Herzen zu deinem bestandenen Examen. Dies ist sicherlich ein großer Schritt in deinem Leben und auch für deine Karriere. Damit wären wir wieder bei deiner ursprünglichen Bitte. Ich befürchte jedoch, dass mein Einfluss beim Kaiser zu gering ist um wirklich etwas für deine Ernennung zum Ritter tun zu können. Das Verhältnis zu unserem verstorbenen Imperator war da weitaus größer gegeben. ich fürchte jedoch, dass unser jetziger Kaiser nicht einmal wirklich meinen Namen kennt. Seit meinem Ausscheinden aus der Verwaltung der Provinz ist es doch ruhiger um mich geworden. Ein Aspekt, der durchaus so gewollt war.


    Ich habe lange nachgedacht, deswegen hast du auch keine sofortige Antwort von mir erhalten. Ich fürchte, dass ich dich auf deiner weiteren Entwicklung nicht mehr ausreichend begleiten kann und ebenfalls auch deine Interessen nicht in dem Maße vertreten kann, wie es dir gebührt. Aus diesem Grunde möchte ich dir vorschlagen dich aus dem Patronatsverhältnis zu entlassen und es dir so ermöglichen einen einflussreichen Mann zu finden, der dir all deine weiteren Wege ermöglichen kann. Ich tue es mit einem traurigen und meinem frohen Auge. Traurig deswegen, dass ich an meine Grenzen gestoßen bin und froh weil du es geschafft hast soweit zu kommen.


    Auch wenn du mein Angebot annimmst und einen anderen Patron dir suchst, bin ich natürlich weiterhin an deiner Entwicklung interessiert und würde mich über den ein oder anderen Brief freuen.


    Es tut mir leid nichts anderes zu schreiben, bin aber zuversichtlich, dass du meine Gedankengänge verstehen kannst.


    Vale aus dem fernen Süden


    Duccia Venusia


  • Der nächste Brief hatte einen wesentlich freundlicheren Inhalt und würde Eila sicher freuen wenn sie ihr davon berichten konnte. Doch erst einmal musste der formelle Brief nach Roma geschrieben werden.



    Duccia Venusia, Domus Praefecti, Alexandria, Provincia Alexandria et Aegyptus


    Salve Senator Germanicus Avarus!


    Es freut mich sehr von dir zu hören, glaubte ich doch schon, dass die Anfrage dich nicht erreicht hatte. Noch mehr freut es mich zu lesen, dass du meiner Bitte und Empfehlung nachkommen möchtest und meine überaus tüchtige und fähige Verwandte in der Schola einsetzen möchtest.


    Duccia Flamma ist natürlich noch immer an der Arbeit in der Schola interessiert und es wird sie sicher freuen zu hören, dass sie diesem Interesse bald nachgehen kann und sich in der Schola einbringen darf. Ich werde sie über die erfreuliche Nachricht informieren. Ich darf dich dann bitten die Ernennung direkt an sie zu richten. Ein Umweg über Alexandria wäre vermutlich nur zeitraubend und unnötig.


    Ich verbleibe mit den besten Grüßen und Wünschen für dich und deine Familie.


    Duccia Venusia


  • Der Brief an Eila war kürzer als beabsichtigt, aber enthielt dennoch alles wichtige und so rollte sie ach diesen zusammen um ihn am Morgen wenn es wieder kühler war zum Cursus zu bringen.





    Duccia Venusia, Domus Praefecti, Alexandria, Provincia Alexandria et Aegyptus



    Duccia Flamma
    Mogontiacum
    Regio Germania Superior
    Provincia Germania



    Heilsa Eila!


    Wieder richte ich einige Zeilen an dich. Ich hoffe, dass es dir gut geht und die Männer dich nicht zu sehr ärgern.Ein Schreiben in der ich dir den Auftrag gab meine Stelle in dem verrückten Haufen einzunehmen und sie im Zaum zu halten, müsste dich schon erreicht haben.


    Mir geht es sehr gut. Meine beiden Kinder wachsen und gedeihen sehr gut. Sie werden sogar immer mutiger und frecher. Ich bin mir sicher, dass der nordische Wolfseinschlag unserer Familie durchaus bei ihnen vorhanden ist. Aber sag wie geht es dir? Ist alles in ordnung?


    Ich habe noch etwas zu berichten. Mich erreichte Post aus Roma. Eine Antwort auf meine Empfehlung dich in der Schola in Germania anzustellen. Dieser Bitte wurde entsprochen. Ich habe ohne weiteres Nachfragen einfach dein Interesse bestätigt. Es sollte dich demnächst die Ernennungsurkunde erreichen. Es freut mich sehr die Schola bald wieder in den Händen der Familie zu wissen. Du wirst der Arbeit dort sicher mehr als nur gerecht werden können und wer weiß, vielleicht hälst du irgendwann auch deinen eigenen Kurs ab.


    Bitte grüße mir die anderen und schreibe mir doch ein wenig von euch. Zu wissen, dass es euch gut geht und alles zu besten steht, freut doch jeden und es dann auch noch lesen zu können, macht es noch zu einenm schöneren Wissen.


    Dies soll es vorerst von mir gewesen sein.


    Es grüßt dich aus dem Süden Dagmar.


    Duccia Venusia


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