Nachdem sie einige Briefe an die Heimat gesandt hatte, waren nun die Antworten gekommen. Im Schein der Öllampen saß sie an ihrem Schreibtisch. Die Kinder schliefen und so hatte sie die Möglichkeit im Ruhe selbst einige Zeilen auf das Papier zu bringen und zu antworten. Als erstes wollte sie auf Eilas Brief reagieren.
An
Duccia Flamma
Mogontiacum
Provincia Germania superior
Liebe Eila,
ich habe mich sehr gefreut ein paar Zeilen von dir zu lesen. Es stimmt, ich habe einige Zeit lang keinen Brief geschickt, jedoch vor einiger Zeit einen auf die Reise geschickt. Ist er bei euch nicht angekommen? Dies kann immer mal geschehen. Ich schickte ihn mit meinen Zeilen an Rufus. Soll wirklich nur einer der beiden bei euch angekommen sein? Es würde mich sehr betrüben.
Den Kindern geht es gut und sie entwickeln sich bestens. Sie beginnen die Welt auf ihren eigenen Beinen zu entdecken, sind dabei sehr gelehrig und flink unterwegs. Das ruhige Mutterleben ist nun zu Ende. Ich muss ständig aufpassen wohin sie gehen und was sie wieder anstellen. Flausen haben sie viele in ihrem Kopf.
Primus ist in das feindliche Land der Parther aufgebrochen um seinen Bruder, meinen Schwager, Livianus zu suchen. Er ist nun schon viele Monate unterwegs ohne, das ich eine Nachricht von ihm erhalten habe. Ich hoffe sehr das es ihm gut geht und er bald zurückkehren wird. Ich habe die Götter um Beistand für ihn gebeten. Mehr kann ich nicht tun.
Das Leben hier in Alexandria ist anders als in Mogontiacum oder unserer Heimat. Es ist immer warm und wenn man hier von Schnee erzählt, denken die Leute man könnte zaubern. Gefrorenes Wasser kennen sie hier nicht. Selbst im Winter fällt es schwer zu frieren. Durch die Lage am Meer ists allerdings nicht ganz so heiß wie im Landesinnern.
Roma ist eine große Stadt, ich hoffe du konntest dir ein Bild von ihr machen. Das Leben ist dort anders, die Stadt viel größer als man es kennt. Ich weiß um deinen Verlust und auch mich stimmt es traurig, dich da verständlicher weise noch mehr. So freut es mich zu lesen, dass der Besuch dir ein wenig helfen konnte, dich unterstützen. Die Wunden heilen langsam, aber sie werden es tun. Das kannst du mir glauben. Es wird sicher bald ein Mann in dein Leben treten, der dich heiraten wird und der für immer bei dir bleiben wird. Wir aus dem Stamm der Amsivarier, aus der Sippe der Wölfe haben viele Geister in unserem Herzen und nicht wenig zieht uns zurück zu unseren Wurzeln. Mich würde es jedoch nicht mehr zurück an die Amisia ziehen sondern noch weiter in den Norden. Nach Britannia. Nach unserem Fortgang nach den Überfällen ist dieses Land meine Heimat geworden bis mich das Schicksal nach Germania verschlug. Nun bin ich hier. An einem ganz anderen Ende der Provinz. Auch wenn ich jetzt hier lebe sind meine Gedanken nicht selten bei euch, fragen sich wie es euch geht und was ihr tut.
Es ist schön zu lesen, das die Familie immer mehr zusammenfindet, wenngleich einige unserer älteren Angehörigen ihren Weg zu den Ahnen finden oder ihren Dämonen folgen müssen.
Es würde mich sehr beruhigen wenn ich weiß, dass du Marga bei diesem schweren Unterfangen die Männer zu bändigen helfen würdest. Ich weiß um dieses Hornissennest. Es ist schwer zu bändigen und glaube mir, ich musste es auch erst lernen. Ein schweres Los als älteste Frau diese Familie zu leiten. Ich wäre gern bei euch, doch nach Aufgabe meiner Ämter bin ich Hausfrau geworden und nun zweifache Mutter. Mein Platz ist an der Seite meines Mannes, den ich über alles liebe auch wenn mich das nun viele Meilen von euch entfernt hat. Ihr seid immer in meinen Gedanken und meine besten Wünsche sind bei euch. Tu mir bitte einen Gefallen und stelle dein Leben nicht hinter das der anderen. Ein jeder von euch ist wichtig und du bist es auch. Opfere dich nicht für die Dummheiten der Männer.
Richte Verus bitte meine Glückwünsche zu dieser Beförderung aus. Ich bin wirklich sehr stolz auf ihn, das kannst du mir glauben und ihm natürlich sagen. Es freut mich, dass ihr euch alle so engagiert.
Ich werde gern einen Brief an die Schola in Roma schicken und dort darum bitten dich für die Arbeit in der Schola einzustellen. Wenn wir Antwort erhalten haben, gebe ich dir auch gern einige Anregungen und Erfahrungen mit auf den Weg. Ich bin zuversichtlich, dass es bald eine Antwort aus Roma geben wird. Die Schola weiß ich bei dir in sehr guten Händen und es ist mir eine Ehre zu wissen, das du mir nachfolgen möchtest.
An dieser Stelle noch einmal Dank für deine Zeilen und die Nachrichten aus der Heimat.
Liebe Grüße und das Heil der Götter stets an eurer Seite hoffend,
Deine Dagmar.
Nachdem diese Zeilen nun auf dem Papier waren, nahm sie eine andere Schriftrolle und verfasste einige Zeilen an die Schola Romas.
An
Medicus Germanicus Avarus
Rector Schola Atheniensis
Roma
Provincia Italia
Salve und herzliche Grüße aus dem Süden des Reiches an dich Senator Germanicus Avarus.
Vielleicht wirst du dich wundern von mir auf diesem Wege zu hören. Lange Zeit habe ich die Niederlassung der Schola in Germania betreut. Wie ich nun gehört habe, hat sich bisher kein Nachfolger für mich gefunden. Ist das wahr? Sollte dies der Wharheit entsprechen und die Schola bisher nur behelfsmäßig verwaltet worden sein, so möchte ich dir eine Verwandte von mir für die dauerhafte Übernahme der Verwaltung der Schola vorstellen. Es ist Duccia Flamma. Ich kann dir versichern, das sie eine zuverlässige und interessierte junge Frau ist, welche die Aufgaben der Verwaltung der Schola gewissenhaft erledigen wird.
Sollte ich allerdings Fehlinformationen über die Vakanz der Stelle erhalten haben, so bitte ich meine Forschheit zu entschuldigen. Die Informationen, die man hier in Alexandria erhält sind leider nicht immer gar aktuell.
Ich würde mich sehr freuen wenn du mir eine Nachricht über deine Entscheidung zukommen lassen könntest ebenfalls natürlich solltest du noch mehr Informationen über meine Verwandte benötigen.
Ich wünsche dir und deiner Familie nur das Beste.
Vale
Duccia Venusia
Domus Preafecti, Regia Praefecti, Alexandria,