Unterkünfte - Turma IIII

  • Zitat

    Hier sind die Unterkünfte der Ala II Numidia
    Turma IIII


    Eine Turma von 32 Mann zerfällt in der Unterkunft in 4 Contubernia (Zimmergemeinschaften), in der sie untergebracht sind.
    Jeweils 2 Turmae bewohnen eine Baracke, wobei sich an den beiden Kopfenden die Unterbringungen für die Decuriones befanden.
    Diese hatten ungefähr diesselbe Wohnfläche zur Verfügung, wie 2,5 Contubernia, also das 20-fache eines einfachen Reiters.

  • Wie erwartet, hatte das Wecken viel zu früh stattgefunden. Vorausschauend hatte Quintus sich so nüchtern als möglich gehalten, so dass er recht schnell wach und frisch war, als das lautstarke Wecken von statten ging.
    Man hatte ihm eine Tabula gegeben, auf dem seine neue Turma, deren Barackennummer und deren Decurio sowie der derzeit stehende Befehl vermerkt waren. Darunter befand sich der Tagesbefehl: Wachdienst vor der Principia...


    Quintus brachte seine Ausrüstung, seine persönlichen Habe und die Waffen in die neue Unterkunft, wo er ohne Mühe die unbelegten Feldbetten fand. er suchte jenes, das ihm zugewiesen worden war, ehe er seine Sachen verstauen und seine Ausrüstung anlegen konnte.
    Die ganze Zeit konnte er nur an eines denken: Warum ausgerechnet Tubero und sein Haufen???

  • Quintus war müde und erschöpft. Wachdienste waren weit anstrengender, als man vermuten mochte. Er wollte sich gerade auf sein Feldbett werfen, als er die kleine Papyrusrolle sah, die dort lag. Er entrollte sie, las und stöhnte laut auf. Die Kameraden in seinem Contubernium sahen ihn verwundert an. Er wedelte nur mit dem Papyrus und murmelte Tubero, worauf einige der Anwesenden in schallendes Gelächter ausbrachen. Mitleid brauchte Quintus von diesem Haufen wohl nicht zu erwarten. Müde schlich er wieder hinaus in die Kälte und machte sich auf die Suche nach seinem Decurio...

  • Es war schon dunkel, als Quintus vor der Unterkunft der Vierten auf einem Spaltblock für Holzscheite saß. In den Händen hielt er den Dolch, den der Vexillarius Romanus ihm geschenkt hatte. Er betrachtete die Gravur auf der Klinge im Schein einer Öllampe.
    [Blockierte Grafik: http://img.photobucket.com/albums/v477/skreet/RomanusDolch.jpg]
    Die Schriftzeichen waren eindeutig Runen, und die verwendete Sprache war auch durchaus Germanisch, nur der Dialekt war dem jungen Eques völlig fremd. Er konnte die Worte fijheend a maeitmazzi entziffernd, aber ihre Bedeutung verschloss sich ihm.
    Quintus dachte angestrengt nach, aber in keinem der sechs Dialekte, die er mehr oder weniger beherrschte, ergab das einen Sinn. Das erste Wort konnte Feind bedeuten, es konnte aber auch einen völlig anderen Sinn haben. Er war sich wenigstens sicher, dass die einzelne Rune a in ihrer Bedeutung als Symbol für die Asen, die Götter also, gedacht war. Demnach musste es sich bei der Inschrift entweder um eine Widmung oder um einen Fluch handeln. Aber das letzte Wort...

  • Quintus nutzte die wenige Freizeit, die er hatte, um über die Geschehnisse in Borbetomagus nachzudenken. Viel war geschehen in den wenigen Tagen, die sie dort unten verbracht hatten. Kameraden waren gestorben und er hatte in die hässliche Fratze des Krieges geblickt. Und auch an ihm waren die Gefechte nicht spurlos vorbeigegangen. Vorsichtig betastete er die noch frische Narbe auf seiner rechten Wange.
    Er war gelobt und gerügt worden und hatte einmal mehr feststellen müssen, dass die Römer in ihm, einem Germanen mit Bürgerrecht, nur einen "zivilisierten Barbaren" sahen.
    Er hatte den Entschluss gefasst gehabt, diesen Landstrich, seine Heimat, gegen alle Gefahren, ganz gleich welcher Art, zu verteidigen. Er war als Teil des Imperiums aufgewachsen und konnte sich ein Leben ohne seine Segnungen nicht vorstellen. Aber nicht allen Bewohnern der germanischen Provinzen schien es so zu gehen. Warum nur hatten sich so viele dieser Hand voll marsischer Räuber angeschlossen gehabt? Lag es wirklich nur am Hunger? Oder gab es da eine tiefere Unzufriedenheit mit den Römern? Sie waren schon sehr egozentrisch und hochnäsig, diese Römer. Sie hielten sich für bessere Menschen, nur weil sie den Großteil ihrer kulturellen Entwicklung darauf verwendet hatten, sich der Erkenntnisse vergangener Hochkulturen wie etwa der Griechen, Ägypter und Phönizier, zu bemächtigen und sich so ein luxuriöses Leben zu schaffen.
    Aber auch bei den Römern war das nicht überall so. Römische Bauern beackerten ihre Felder auf dieselbe Weise wie germanische oder keltische Bauern. Und auch in anderen Dingen waren sie sich alle gleich. Es gab keinen wirklichen Unterschied, und genau das wollte Quintus auch beweisen. Nur würde er Hilfe brauchen, wollte er seinen Aufstieg und seine Karriere vorantreiben.
    Es war schon ein Schlag für ihn gewesen, dass der Präfekt nicht mehr da war, als er aus Borbetomagus zurückkehrte. Balbus wäre der Mann gewesen, der für ihn als Förderer in Frage gekommen wäre. Er hatte gehört, dass er jetzt wieder in Rom war. Vielleicht sollte er... ja, das war eine gute Idee. Er kramte ein Stück Papyrus, ein kleines Tintenfass und eine Feder hervor und begann, einen Brief zu schreiben.


    Von: Quintus Duccius Eburnus, Eques Ala II Numidia
    Castellum Ala II Numidia
    Confluentes
    Germania Superior


    An: Tiberius Prudentius Balbus
    Casa Prudentia
    Roma
    Italia



    Geschätzter Prudentius Balbus,


    ich grüße Dich. Du warst mein Präfekt in der Ala II, und mit Bestürzung musste ich nach meiner Rückkehr aus Borbetomagus von Deiner Entlassung und Abreise nach Rom erfahren. Ich hoffe, Dir und den Deinen geht es gut und dass alle gesund sind.
    Wie Du vielleicht schon gehört hast...

  • Quintus füllte etwas Wein in einen Kessel, verdünnte ihn dann stark mit Wasser und stellte den Kessel auf die kleine Feuerstelle in der Stube, die den Raum auch beheizte.
    Außer ihm, Witjon und Lando war nur noch Lucius anwesend, der dem Eques kurz zunickte und sich dann wortlos zurückzog. Kurz darauf konnte man ihn durch das kleine Fenster beobachten, wie er mit Quitnus Besen in Richtung der Via Praetoria verschwand.


    Setzt euch doch, das dort ist meine Pritsche.


    Der Raum war mehr als karg eingerichtet, es gab acht Feldbetten und die kleine Feuerstelle, die Wände waren aus roh behauenen Holzbalken, ebenso die Decke. Einzig der Fußboden schien gehobelt zu sein und war mit etwas Stroh bedeckt. Ansonsten waren da nur die Tür, das kleine Fenster, durch das ein wenig Licht herein drang und eine Kiste an jedem Bett, in denen die Soldaten wohl ihre Habe verstauten. Aus seiner Kiste zauberte Quintus nun drei Becher hervor und goss jedem etwas von dem warmen, verdünnten Wein ein.


    So, und jetzt erzählt mal der Reihe nach.

  • Eburnus war es wohl etwas unangenehm, sich mitten auf der Straße zu unterhalten, was Witjo gut verstehen konnte. Vermutlich durfte er sich während seiner Dienstzeit eigentlich gar nicht privat mit ihnen beschäftigen. Er nahm den ihm angebotenen Wein dankend an und nahm einen großen Schluck. Er wärmte augenblicklich.


    "Ja, also...Irminar hat den Aquarius abgelöst, der sich von einem Tag auf den anderen aus dem Staub gemacht hat. Die Götter wissen warum auch immer. Ich sehe Irminar in letzter Zeit nur noch abends in der Casa, wenn wir essen oder wenn er irgendwelchen Verwaltungskram zu erledigen hat."

  • Aquarius, hmm? Ein sehr verantwortungsvoller Posten. Hoffentlich übernimmt sich der gute Irminar nicht mit all seinen höchst verantwortungsvollen Aufgaben.


    Quintus grinste ein wenig und nahm einen Schluck aus seinem Bechern.


    Du hattest einen Phelan erwähnt, wer ist das denn? Und hat die gute Dagny jetzt schon mehr Damenhaftes an sich? Oder ist sie immer noch ein Wildfang?


    Er musste daran denken, wie sehr Dagny ihn an seine kleine Schwester Uthi erinnert hatte, viel zu selbstsicher und rotzfrech...

  • Als Loki die Barracke betrat, hätte er fast etwas in Richtung 'ich weiß genau warum ich kein Soldat geworden bin' gesagt, doch dann entsann er sich an die Zustände in denen er früher gelebt hatte, was dem hier sehr ähnlich war.


    "Nett... hast du es hier.", murmelte er schließlich, während er einen der Becher nahm und Arbjon knapp zuprostete. Loki blieb wie immer lieber stehen, sitzend oder liegend fand er sich immer so hilflos. So hörte er einstweilen der Unterhaltung der beiden Brüder zu, er würd schon etwas sagen wenn man ihn fragte. ;)

  • Quintus sah zu Loki auf. Der Kerl musste Hummeln im Hintern haben, er konnte sich einfach nie mal mit Ruhe hinsetzen. :P


    Nett? Naja, ich weiß nicht, nett ist was anderes. Zwei der Kameraden schnarchen, und wenn alle hier sind, kann man sich nur auf seiner Pritsche umdrehen. Aber alles in allem ist es genau so, wie unser Vater das immer beschrieben hat, entbehrungsreich aber ehrenvoll.
    Und hier in der Barracke ist es auf alle Fälle wärmer als draußen im Feld. Und bequemer und ungefährlicher obendrein.


    Quintus berührte wieder seine brennende Narbe und nahm noch einen Schluck aus dem Becher.


    Und wie geht es Dagmar? Ist das Kind schon da? Sind sie überhaupt in Aegyptus angelangt? Und habt ihr mal was von Brandinar gehört? Der wird auf seinem Weg nach Hispania doch wohl nicht unter die Räuber gefallen oder unter die Räder gekommen sein.


    Plötzlich fiel ihm eine Sache wieder ein, die er vor ein paar Tagen begonnen hatte.


    Wo wir es gerade mit entfernten Provinzen und weiten Strecken haben. Dieser Brief müsste nach Rom, aber ich werde in den nächsten Tagen hier wohl noch nicht weg können. Und da die hiesige Poststation dicht gemacht hat, könnte ich ihn eben nur aus Mogontiacum verschicken. Könntet ihr ihn vielleicht mitnehmen und für mich aufgeben?


    Bei seinen Worten kramte der Eques kurz in seiner Kiste und holte eine Papyrusrolle heraus.


    Empfänger wäre Prudentius Balbus in der Casa Prudentia in Rom.


    Er reichte die Rolle seinem Bruder.


    Von: Quintus Duccius Eburnus, Eques Ala II Numidia
    Castellum Ala II Numidia
    Confluentes
    Germania Superior


    An: Tiberius Prudentius Balbus
    Casa Prudentia
    Roma
    Italia



    Geschätzter Prudentius Balbus,


    ich grüße Dich. Du warst mein Präfekt in der Ala II, und mit Bestürzung musste ich nach meiner Rückkehr aus Borbetomagus von Deiner Entlassung und Abreise nach Rom erfahren. Ich hoffe, Dir und den Deinen geht es gut und dass alle gesund sind.


    Wie Du vielleicht schon gehört hast, war die Mission nach Borbetomagus von Erfolg beschienen. Die Turmae der Ala mussten nur geringe Verluste hinnehmen, von denen das Verschwinden des Decurios Lucius Albius Decius wohl der schmerzlichste war. Wir hatten zunächst angenommen, dass die Banditen den Decurio gefangen hätten und ihn in einem blutigen Ritual den germanischen Göttern als Menschenopfer darbringen wollten. Es stellte sich aber heraus, dass dem nicht so war, und selbst eine ausführliche Suche brachte keine Spur von ihm zu Tage.


    Ich selbst war gezwungen, die Führung über die halbe Turma IV zu übernehmen, nachdem der Duplicarius sehr schwer verwundet worden war. Auf der Suche nach dem Decurio waren wir in einen Hinterhalt geraten, und zwei Pfeile trafen den Duplicarius. Der eine drang nur in den Arm ein, der andere aber traf ihn durch die Achsel in den Köper und brach dort ab, so dass die Spitze nur in einer äußerst schwierigen Behandlung von einem Arzt entfernt werden konnte.


    Mittlerweile sind wir alle wieder nach Confluentes zurückgekehrt und der Alltag aus Übungen und Kastelldiensten ist wieder eingetreten. Dein Nachfolger, Präfekt Octavius Sura, hält sich bislang ganz gut. Er hat jüngst zu Ehren des Mars in großer Zeremonie einen Stier opfern lassen für das Heil der Ala. Decurio Tubero schreit immer noch genauso viel mit den Probati herum wie zu Deiner Dienstzeit, und die Probati sind an jedem Abend immer noch genauso fertig, wie es schon immer war. Wir hatten überhaupt recht viele Neuzugänge in letzter Zeit, aus allen Teilen des Reiches – zumindest will es mir so scheinen.


    Sei aber dennoch gewiss, dass, obwohl hier der Alltag eingekehrt ist, viele in der Einheit Deine Führung vermissen. Und ich ganz persönlich bin Dir sogar zu Dank verpflichtet, hat mir doch die Unterweisung – oder sollte ich besser sagen, die erteilte Lektion – auf dem Übungsplatz letztlich in Borbetmagus das Leben gerettet. Und auch unsere zwar seltenen, aber philosophischen Gespräche fehlen mir irgendwie. Dir, o Prudentius Balbus, wären die Männer der Ala bis in den Tod gefolgt! Bei Präfekt Octavius Sura bin ich da nicht so sicher, zumal er der Legio II entstammt, die zwar eine Einheit von großer Ehre ist, deren Soldaten aber scheinbar einen unerklärlichen Groll gegen uns Reiter der Ala hegen und deren Centurio Petronius Crispus unseren Decurio Albius Decius schon aufgeben wollte, als er von einer geplanten Opferung hörte. Ein gewisses Maß an Misstrauen scheint also angebracht, auch wenn ich über einen Verwandten erfahren habe, dass der Präfekt wohl große Stücke auf die Ala hält.


    Wie dem auch sei, ich würde Dir immer noch in jeglicher Gefahr zur Seite stehen, und Dir hiermit – im Rahmen meiner dienstlichen Möglichkeiten – meine Hasta und mein Schwert anbieten, so Du mich denn – wenn ich das einmal so frei heraus auszusprechen wagen darf – als Klienten haben wollen würdest. Ich wäre geehrt und stolz, dürfte ich Dich Patron nennen.


    Mit Entbietung meiner besten Wünsche und Grüße an Dich und die Deinen.


    Vale,



  • Loki sah zu Arbjon herab, und runzelte die Stirn.


    "Ich denke ich habe in Zuständen gelebt die diesen recht nahekamen. Auch ohne dafür mein Leben für den römischen Kaiser zu riskieren. Das haben wir auch so.", fasste Loki seine Gedanken zusammen.


    Als er auf Dagmar zu sprechen kam, musste Loki schmunzeln: "Wir haben Nachricht von ihr erhalten, dass sie gut und wohlbehalten in Aegyptus angekommen ist, und dass es schweineheiss sein soll. Ansonsten zeigt sie sich eher schreibfaul, was wohl daran liegen wird dass sie dort genug zu tun hat. Wie auch immer, den Monden nach zu urteilen dürfte das Kind mittlerweile da sein. Oder Dagmar tot. Oder beide. Was auch immer eingetreten ist, wir werden wohl bald davon erfahren, hoffe ich. Von Brandinar wissen wir noch nichts, ich befürchte das schlimmste.", und das war auch wirklich so, Brandinar vor Monaten aufgebrochen und hatte seitdem nichts von sich hören lassen, und das war kein gutes Zeichen. Als Arbjon den eingerollten Brief hervorholte, streckte Loki fast automatisch die Hand aus.


    "Wird gemacht."

  • Naja, wenigstens ist die Überfahrt überstanden. Wäre ja schlimm gewesen, wenn Dagmar auf dem Weg ertrunken oder von Piraten überfallen worden wäre.


    Als Loki von Brandinar sprach, bildete sich dann doch eine Sorgenfalte auf Quintus Stirn.


    Das ist in der Tat mehr als seltsam. Zur Zeit gibt es wahrscheinlich niemanden, den wir auf die Suche schicken könnten, oder? Es muss ja nicht sein, dass er irgendwo in den Bergen liegt und langsam von den Adlern gefressen wird...
    Ach ja, danke für die Sache mit dem Brief. Es tut gut, dass man sich in diesem Landstrich ab und an auch mal auf jemanden verlassen kann.


    Schließlich stand Quintus auf. Er ging zu dem kleinen Fenster hinüber und sah kurz raus. Dann drehte er sich abrupt um. Er sah seine Verwandten mit blitzenden Augen an.


    Ich weiß, dass ihr euch fragt, was im Feld passiert ist. Vor allem unser Kleiner hier muss vor Neugier und Ungeduld ja förmlich platzen. Gut, ich fasse mich kurz...


    Er berichtete ihnen von dem Versorgungszug nach Borbetomagus, von den Geschehnissen im Lager der Vexillatio und von der Suche nach dem Decurio Albius Decius im Umland von Borbetomagus. Als er schließlich endete, war fast eine Stunde vergangen...

  • Witjon wusste nicht, von wem die beiden redeten und zog nur gelegentlich mal eine Augenbraue hoch, während er zuhörte. Dann kam sein Bruder allerdings auf seinen Feldeinsatz zu sprechen und Witjon richtete sich auf der Pritsche auf. Arbjon berichtete ausführlich und Witjon bekam bei einigen seiner Erzählungen große Augen. Spannend und erschreckend zugleich schilderte der große Bruder seine Erlebnisse und als er geendet hatte, atmete Witjon erst einmal durch.


    "Ich bin glücklich, dass du trotz aller Verluste und Gefahren wohlbehalten wieder zurück bist. Wodan und Thor haben dich unter ihren Schutz genommen und dafür danke ich ihnen. Es tut mir leid um euren Duplicarius, doch das lässt sich nun ja leider nicht mehr rückgängig machen. Hoffen wir, dass die Gegend in nächster Zeit nicht von weiteren Banditenbanden heimgesucht wird.
    Über ein langweiliges Leben kannst du ja offensichtlich nicht klagen. Ich freue mich für dich, dass du hier so gute Kameraden hast und alles so glimpflich für dich gelaufen ist.."


    Seine Worten waren aufrichtig, doch beneiden konnte Witjon seinen Bruder trotz allem nicht. Allein diese Baracke ließ ihn mit großer Wertschätzung an die Casa Duccia denken und an die vielen Angenehmen Luxusgüter, die man dort genießen konnte. Er nahm einen Schluck aus seinem Becher und schaute Arbjon lächelnd an. Eine kleine Pause entstand, in der niemand etwas sagte. Da kam ihm ein Gedanke, der seinen Bruder bestimmt brennend interessieren würde.


    "Weisst du, ich habe in Mogontiacum einige tolle Frauen kennen gelernt."
    Er schaute zu Lando hinüber, dem dieses Thema vermutlich nicht gefallen würde, doch das konnte Witjon nicht wissen, er war über Landos Erfahrungen mit den Damen der Gens Quintilia nicht im Bilde.


    "Sie sind Quintilierinnen. Zwei Kusinen, beide schön wie Waldnymphen und doch so unterschiedlich wie Feuer und Wasser."


    Witjon war gespannt, was sein Bruder zu dieser Neuigkeit sagen würde, denn er war noch nie der Frauenschwarm gewesen. Er hatte immer auf dem Hof gesessen und Arbjon dabei zu gesehen, wie er den Nachbarmädchen den Kopf verdrehte. Er selbst hatte bis jetzt nur wenige und nicht sehr langwierige Beziehungen zu Frauen gehabt, dazu war er in der Obhut des Hofs und im Schatten seines Bruders einfach zu schüchtern gewesen. Oder er war einfach zu beschäftigt mit anderen Dingen, die ihn von einer intensiven Beschäftigung mit dem weiblichen Geschlecht abhielten.


    Seit er jedoch den Hof verlassen hatte, war alles etwas anders gekommen. Witjon war selbstständiger geworden, sein Selbstbewusstsein war stärker geworden und nach kurzer Zeit im Stadtleben hatte sich etwas in Witjon getan. Er war Unternehmungslustiger geworden und genoss die vielen Menschen in der Umgebung.

  • Zitat

    Original von Numerius Duccius Marsus
    "Weisst du, ich habe in Mogontiacum einige tolle Frauen kennen gelernt."
    Er schaute zu Lando hinüber, dem dieses Thema vermutlich nicht gefallen würde, doch das konnte Witjon nicht wissen, er war über Landos Erfahrungen mit den Damen der Gens Quintilia nicht im Bilde.


    "Sie sind Quintilierinnen. Zwei Kusinen, beide schön wie Waldnymphen und doch so unterschiedlich wie Feuer und Wasser."


    Witjon war gespannt, was sein Bruder zu dieser Neuigkeit sagen würde, denn er war noch nie der Frauenschwarm gewesen. Er hatte immer auf dem Hof gesessen und Arbjon dabei zu gesehen, wie er den Nachbarmädchen den Kopf verdrehte. Er selbst hatte bis jetzt nur wenige und nicht sehr langwierige Beziehungen zu Frauen gehabt, dazu war er in der Obhut des Hofs und im Schatten seines Bruders einfach zu schüchtern gewesen. Oder er war einfach zu beschäftigt mit anderen Dingen, die ihn von einer intensiven Beschäftigung mit dem weiblichen Geschlecht abhielten.


    Soso, hast du also auch endlich die Vorzüge richtiger Frauen vor Marmorstatuetten und Abbildungen in Büchern erkannt.


    Quintus grinste breit, als er seinen Bruder derart frotzelte. Der Kleine war immer etwas schüchtern gewesen, sogar bei Sveija, der Tochter vom Nachbarhof, mit der er quasi aufgewachsen war, und die sich irgendwann unsterblich in Witjon verguckt hatte. Wharscheinlich schmachtete sie ihm immer noch hinterher...


    Aber Moment, Quintilierinnen? Meinst du am Ende Quintilia Valentina?


    Quintus blickte zu Loki herüber.


    Aber ich dachte, dass du und Valentina... also, ich meine... so wie du sie auf der Feier zur Einweihung der Casa angeguckt hast...


    Er schaute zwischen seinen beiden Verwandten hin und her. Oh oh, hatte er schneller geredet als gedacht???

  • Loki wunderte sich schon, warum Witjon die Erzählungen seines Bruders in zwei Sätzen abtat, verkniff es sich aber was dazu zu sagen. Als der Junge dann auch offenbahrte WARUM er kein Ohr für die Gefahren, in die sein Bruder sich berufsmäßig stürzte, klappte Loki kurz der Unterkiefer herunter. Zwei Quintiliae? Konnten eigentlich nur Narcissa und Valentina sein. Wobei Loki Narcissa schon seit Ewigkeiten nicht gesehen hatte.


    Als Arbjon dann auch noch falsche Schlüsse ziehen wollte, sah er sich genötigt einzugreifen, und zuckte mit den Schultern: "Wenn er sie meint, wünsch ich ihm viel Glück. Mein Fall ist sie nicht... die Frau hat die Angewohnheit alles ernstzunehmen, was man ihr sagt. Großer Fehler, in meinen Augen."

  • Quintus nickte nur und schluckte das breite Grinsen herunter. Bei der Entrüstung seines Vetters konnte es wirklich nicht viele Szenarien geben, die sich da in Mogontiacum abgespielt hatten. Auch das kannte er von früher. Römerinnen neigten dazu, die teils derben Späße und die manchmal etwas zu direkte Art der germanischen Männer misszuverstehen. Nicht selten hatte er sich in seiner Jugend für Bemerkungen eine eingefangen, die eigentlich als Kompliment gedacht gewesen waren. Glücklicherweise waren die ubischen Mädchen im Dorf da zugänglicher gewesen, sonst hätte er noch so geendet wie sein Bruder, mit der Nase ständig in Büchern und in scheinbar völliger Ignoranz seiner Umgebung...


    Der Eques stand auf und ging zum Kessel herüber. Er schenkte allen noch einmal nach. Dabei fiel sein Blick auf zwei Dinge, die im ersten Moment scheinbar gar nichts miteinander zu tun hatten, letztlich aber doch in engem Zusammenhang standen.


    Da war zunächst sein Bruder, der es sich auf der Pritsche leidlich bequem gemacht hatte und nun wie ein verhinderter Römer mehr lag denn saß. Dabei spannte die Tunika irgendwie ein wenig um die Körpermitte...


    Das Zweite, was Quintus ins Auge fiel, war ein recht geschundenes Holzschwert, das in einer Ecke des Raumes an der Wand lehnte...


    Wenn du bei Frauen Glück haben willst, solltest du aber was dagegen tun.


    Er deutete mit dem Kessel in Richtung Witjons Bauches.


    Der Herr Bürger setzt an! Gibt es in der Casa nicht genügend harte Arbeit? Oder schaust du lieber Lanthilda, Marga und den Jungs in der Hros beim Arbeiten zu? Besorg dir ein paar davon...


    Er deutete auf die Übungsspatha in der Ecke.


    ...und beweg dich mal wieder in der Weise, die unser Vater uns gelehrt hat! Schaden würde es dir auf keinem Fall.


    Quintus stellte den Kessel wieder ans Feuer.


    Wobei ich mich schon immer gefragt habe, wer solche Übungswaffen eigentlich herstellt. Der Kerl muss ein Vermögen verdienen, bei den ganzen Legions- und Auxiliarlagern allein hier am Limes.

  • Erst klappte Witjons Kinnlade auf den Boden, dann wurden seine Augen groß wie Tomaten....so etwas dreistes hatte er schon lange nicht gehört. Musste daran liegen, dass er seinen Bruder schon eine Ewigkeit nicht mehr gesehen hatte.


    Blitzschnell setzte er sich grade auf die Pritsche, schaute an sich herunter und meinte etwas bestürzt:


    "Nun äh, das also..."


    Bei den Göttern, dieser Kerl war aber auch kackendreist!


    "Yo, ein wenig Training und aus dem Bauch wird ein Brett."


    Witjon grinste breit und schaute kurz zu Lando herüber, der sich noch einen Kommentar wohl nicht würde verkneifen können...


    Dass sein Bruder jedoch ihren Vater und das gemeinsame Waffentraining ansprach, machte Witjon kurz ein wenig nachdenklich.


    "Hmm, du hast wohl Recht. Ich gebe mich in letzter Zeit zu sehr der römischen Dekadenz hin. Das Training an der Sax oder mit dem Gladius würde mir eindeutig gut tun, in körperlicher hinsicht wie auch um mal wieder alte Angewohnheiten zu pflegen."


    Er hatte schon lange nicht mehr gekämpft und sogar vor einem Übungskampf mit Lando vor einiger Zeit zurückgeschreckt, weil er fürchtete, sich zu blamieren. Das musste ein Ende haben...


    Dann wurde Witjon erst auf die Übungswaffe aufmerksam.
    "Was meinst du? Ach diese Holzklöppel da...frag doch mal den Kerl in eurem Magazin, der nimmt die Lieferungen doch in Empfang oder?"


    Auf die Idee, selbst solche Waffen herzustellen, kam er nicht...

  • Loki ignorierte die Diskussion um die Übungsschwerter, solange er keine Informationen über die Bezugsquellen der Einheiten hatte, brauchte er sich auch keine Gedanken darüber machen wie man in diese Kette eingreifen könnte. Was jedoch viel interessanter war, war die Tatsache dass Witjon Training brauchte.


    "Wo wir beim Thema sind. Wir haben mittlerweile einen Hauslehrer angestellt um Phelan und Dagny beizubringen was sie brauchen um später erfolgreich auch auf eigenen Beinen stehen zu können, aber uns fehlt noch eine militärische Ausbildung, wie es sich für die jungen Leute gehört. Ich habe keinen Nerv darauf zehn Männer im Haus zu haben, und nur drei können sich selbst verteidigen. Soweit ich weiß hast du regelmäßig Ausgang für mehrere Tage. Wie wäre es wenn du diesen Part übernimmst, Arbjon?"

  • Beim Gedanken daran, seinen kleinen Bruder mal wieder brüderlich verdreschen zu können, musste Quintus dann doch breit grinsen... sehr breit!


    Ja, das mit dem Ausgang ist so eine Sache. In der Theorie hast du da schon recht, aber die Turma IV ist die Leibgarde des Präfekten. Das bedeutet, dass der Ausgang für uns etwas spärlicher ausfällt und nur auf Anfrage und Genehmigung. Ich denke aber, ich werde den alten Schreihals... ähh... also ich meine meinen Decurio, davon überzeugen können, dass auch Eques mal ein wenig Vergnügen benötigen. Leg also schon mal ein paar Waffen und Schilde bereit, damit wir gleich anfangen können, wenn ich dann demnächst für ein paar Tage vorbeikomme.


    Der Eques nickte zur Bekräftigung seiner Worte und nahm mit Vergnügen wahr, wie sein Bruder etwas bleich um die Nase wurde. Er dachte wohl an vergangene Raufereien zurück...

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