Zu Beginn des Abends hatte alles danach ausgesehen, als ob dies eine schöne, gemütliche Feier werden würde. Alles hatte ich so schön vorbereitet und geplant. Auch war es mir nicht unangenehm gewesen, dass nun auch Dido zu uns gestoßen war. Bis zu diesem Augenblick! Ich hatte wirklich nichts gegen Kinder! Schließlich würde ich ja selbst bald eines haben! Von meinen eigenen kleinen Geschwistern wusste ich auch, dass Kinder manchmal Dinge taten und sagten, die ein Erwachsener nie tun würde. Mir war bewusst, dass man sich die Worte eines Kindes nicht zu Herzen nehmen sollte, gerade dann, wenn es sich um ein Schlitzohr, wie Dido handelte, die, wie jeder wusste, ein Mundwerk, wie ein Gassenjunge besaß. Doch das war zu viel! Jedenfalls für mich! Vielleicht hatte sie ja Recht, als sie sagte, ich hätte ja Glück gehabt, als Sklavin bei den Flaviern gelandet zu sein. Auch wenn ich das so nicht wirklich nachvollziehen konnte. Glück war eben Ansichtssache! Glück wäre gewesen, an jenem Tag, den Sklavenjägern entkommen zu sein!
Doch ihre Frage, warum ich denn nun nicht die Feste der römischen Götter feiern würde, da ich doch nun römische Sklavin sei, entsetzte mich. Mit einem Mal wurde ich kreidebleich. Ich sah sie nur an und konnte eine ganze Zeit lang gar nichts sagen oder tun. Auch Micipsas Antwort rauschte förmlich an mir vorbei.
Ich bin keine römische Sklavin! Ich bin nur die Sklavin eines Römers! Mehr nicht! Und tief in meinem Herzen werde ich auch niemals römisch sein! Und mein Kind auch nicht!
Ich blieb ruhig und behielt die Beherrschung, obwohl ich innerlich zu bersten drohte. Meine Worte kamen langsam aber bestimmt über meine Lippen. Ich wollte nicht losbrüllen, obwohl mir danach gewesen wäre!
Um letztlich nicht doch noch die Beherrschung zu verlieren, stand ich auf und entfernte mich von den anderen. Tränen begannen über meine Backen zu rinnen und ich fragte mich, warum ich überhaut jemanden zu meinem Fest eingeladen hatte. Warum saß ich jetzt nicht in meiner Kammer und gedachte im Stillen meiner Göttin? Dachten hier alle so wie Dido? Weder Micipsa, noch Youenn hatten ihr widersprochen! In diesem Moment wurde mir bewusst, ich würde hier früher oder später zugrunde gehen.
Aber was war das? Ein Geräusch, das aus den Büschen zu kommen schien, riss mich aus meinem Gram. Ich sah auf, konnte aber in der Dunkelheit nichts erkennen. Ich wischte meine Tränen ab und drehte mich wieder zu den anderen am Feuer um. Jetzt laut herumzuschreien, dass sich wohl jemand im Gebüsch versteckt hielt und uns die ganze Zeit beobachtet hatte, hätte sicher denjenigen verscheucht. Deshalb ging ich wieder zielstrebig zum Feuer zurück und beugte mich über Micipsa.
Micipsa, ich glaube, da ist wer im Gebüsch! Könntest du bitte mal nachsehen?, wisperte ich ihm leise zu.