Féile Bridhe- Bridhes (nicht ganz so) privates Imbolc Fest

  • Zu Beginn des Abends hatte alles danach ausgesehen, als ob dies eine schöne, gemütliche Feier werden würde. Alles hatte ich so schön vorbereitet und geplant. Auch war es mir nicht unangenehm gewesen, dass nun auch Dido zu uns gestoßen war. Bis zu diesem Augenblick! Ich hatte wirklich nichts gegen Kinder! Schließlich würde ich ja selbst bald eines haben! Von meinen eigenen kleinen Geschwistern wusste ich auch, dass Kinder manchmal Dinge taten und sagten, die ein Erwachsener nie tun würde. Mir war bewusst, dass man sich die Worte eines Kindes nicht zu Herzen nehmen sollte, gerade dann, wenn es sich um ein Schlitzohr, wie Dido handelte, die, wie jeder wusste, ein Mundwerk, wie ein Gassenjunge besaß. Doch das war zu viel! Jedenfalls für mich! Vielleicht hatte sie ja Recht, als sie sagte, ich hätte ja Glück gehabt, als Sklavin bei den Flaviern gelandet zu sein. Auch wenn ich das so nicht wirklich nachvollziehen konnte. Glück war eben Ansichtssache! Glück wäre gewesen, an jenem Tag, den Sklavenjägern entkommen zu sein!
    Doch ihre Frage, warum ich denn nun nicht die Feste der römischen Götter feiern würde, da ich doch nun römische Sklavin sei, entsetzte mich. Mit einem Mal wurde ich kreidebleich. Ich sah sie nur an und konnte eine ganze Zeit lang gar nichts sagen oder tun. Auch Micipsas Antwort rauschte förmlich an mir vorbei.


    Ich bin keine römische Sklavin! Ich bin nur die Sklavin eines Römers! Mehr nicht! Und tief in meinem Herzen werde ich auch niemals römisch sein! Und mein Kind auch nicht!


    Ich blieb ruhig und behielt die Beherrschung, obwohl ich innerlich zu bersten drohte. Meine Worte kamen langsam aber bestimmt über meine Lippen. Ich wollte nicht losbrüllen, obwohl mir danach gewesen wäre!
    Um letztlich nicht doch noch die Beherrschung zu verlieren, stand ich auf und entfernte mich von den anderen. Tränen begannen über meine Backen zu rinnen und ich fragte mich, warum ich überhaut jemanden zu meinem Fest eingeladen hatte. Warum saß ich jetzt nicht in meiner Kammer und gedachte im Stillen meiner Göttin? Dachten hier alle so wie Dido? Weder Micipsa, noch Youenn hatten ihr widersprochen! In diesem Moment wurde mir bewusst, ich würde hier früher oder später zugrunde gehen.


    Aber was war das? Ein Geräusch, das aus den Büschen zu kommen schien, riss mich aus meinem Gram. Ich sah auf, konnte aber in der Dunkelheit nichts erkennen. Ich wischte meine Tränen ab und drehte mich wieder zu den anderen am Feuer um. Jetzt laut herumzuschreien, dass sich wohl jemand im Gebüsch versteckt hielt und uns die ganze Zeit beobachtet hatte, hätte sicher denjenigen verscheucht. Deshalb ging ich wieder zielstrebig zum Feuer zurück und beugte mich über Micipsa.


    Micipsa, ich glaube, da ist wer im Gebüsch! Könntest du bitte mal nachsehen?, wisperte ich ihm leise zu.

  • Dass Bridhe das Sklavenleben anders wahrnahm, als Dido, Pallas und vielleicht auch er selbst, war ihm durchaus bewusst. Dass sie allerdings auf einige eher harmlose, sicherlich nicht abwertend gemeinte Worte des Mädchens so verletzt reagierte und davonstapfte, damit hatte er nicht gerechnet. Etwas verwirrt blickte er ihr hinterher. Weinte sie etwa? Auch ihr ungeborenes Kind hatte sie erwähnt, wobei sich Micipsa nicht ganz darüber im Klaren war, ob dies beabsichtigt war und inwieweit Pallas und Dido darüber Kenntnis besaßen.
    Während er also ins Feuer starrte, unschlüssig, was denn nun zu tun oder zu sagen wäre, tauchte die schwangere Frau plötzlich wieder neben ihnen auf. Die Worte, die sie ihm zuhauchte, nahm er äußerlich unbewegt auf. In gewisser Weise war es ja auch alles andere als ein Wunder, dass der Schein des Feuers und die Ereignisse der letzten Minuten andere Wesen, sei es Tier oder Mensch, auf sie aufmerksam gemachte hatten.
    Er wartete also noch einige Sekunden, bevor er aufstand und bemerkte:
    "Ich lass euch einen Augenblick allein. Ich habe ein Bedürfnis zu befriedigen."
    Dann schritt er in die Dunkelheit der Nacht hinaus, allerdings in eine etwas andere Richtung, als Bridhe zuvor.
    Erst als das vom Feuer herrührende Licht kaum noch zu sehen war, vollzogen seine Schritte einen Bogen und schlugen eine neue Richtung ein, hin zu dem Gebüsch, vor dem Bridhe eben noch gestanden hatte.
    Wenn die Keltin sich nicht getäuscht hatte, müsste sich die 'Beute' nun genau zwischen ihm und den am Feuer Verbliebenen befinden. Die ganze Aktion bereitete ihm mittlerweile großes Vergnügen, das auch nicht durch das Unwissen darüber getrübt wurde, auf was er es eigentlich abgesehen hatte.


    Als er sich mit langsamen, möglichst leisen Schritten dem anvisierten Ziel näherte, glaubte er tatsächlich eine Gestalt wahrzunehmen, die zwischen den Sträuchern ausharrte. Nach einem Tier sah diese jedenfalls nicht aus. Für einen Moment überlegte er noch, ob er dieses Etwas vielleicht doch erst einmal aus einiger Distanz ansprechen sollte, doch dann stürmte er einfach darauf los, in der Hoffnung, es erfolgreich zu überrumpeln. Das Ganze allerdings etwas zu stürmisch, denn er geriet dabei ins Straucheln, so dass er fast ungebremst in den heimlichen Besucher hineinstürzte... Ein heimlicher Besucher, der sich zu allem Unglück und zur großen Verlegenheit des Nubiers auch noch als eine dieser steinernen Skulpturen herausstellte. Leise fluchend richtete sich der großgewachsene, etwas unbedarfte Mann wieder auf. Was diese Bridhe sich nur immer alles einbildete. Was sie auch immer hier gehört oder gesehen zu haben meinte, es war jedenfalls nicht mehr hier.
    Etwas missmutig trottete er zurück zum Feuer, ließ sich dort stumm nieder, der Keltin einen fragenden, genervten Blick zuwerfend.

  • Ich hatte mich diesmal etwas abseits von den anderen gesetzt und starrte schweigsam ins Feuer. Micipsa war sogleich aufgestanden, um nachzusehen, wer oder was da im Gebüsch saß. Ich schaute ihm nicht nach, um keine Aufmerksamkeit zu erregen. Was immer sich da auch im Gebüsch versteckt hatte, sollte nicht merken, dass man es entdeckt hatte.
    Derweil dachte ich noch einmal über meine Worte nach, die ich vorhin im Groll gesagt hatte. War meine Reaktion vielleicht doch etwas überzogen gewesen? Hätte ich besser ruhig und bedacht darauf kontern sollen? Was auch immer, nun war es zu spät. Was gesagt war, war gesagt und eigentlich hatte ich es ja auch wirklich so gemeint. Also, warum sich jetzt noch Vorwürfe machen?


    Nach einer Weile kehrte Micipsa ans Feuer zurück- allein! Darüber war ich doch sehr erstaunt. Schließlich hatte ich fest damit gerechnet, dass er denjenigen, der uns die ganze Zeit beobachtete, zur Strecke bringen würde. Stattdessen sah er mich so eigenartig an. Fast schon vorwurfsvoll war sein Blick. Konnte ich mich wirklich so getäuscht haben? Ich war mir ganz sicher gewesen, jemanden gehört zu haben! Ich konnte nicht glauben, dass mich meine Sinne derat getäuscht hatten. Oder war die Aufregungen und der Streß der letzten Tage einfach zu viel für mich gewesen und ich begann nun schon zu hallizunieren? Was immer auch dahinter steckte, es beschämte mich und am liebsten wäre ich nun davongelaufen.
    Stattdessen blieb ich aber nur in mich gekehrt sitzen und starrte weiter ins Feuer und hoffte, dieser Abend hätte bald ein Ende!

  • Öha! Da hatte Dido wohl in ein Tarantelnest gestochen. Wie die Hornissen kam es aus Bridhes Mund geschossen. Dido starrte sie verblüfft an. Römische Sklavin, Sklavin eines Römers? Ja, wo war denn da der Unterschied? Dido raffte es nicht und musste schnell einen Happen Fleisch der Irritation wegen essen. Sie verschlang es gierig und starrte Bridhe neugierig dabei an. Kind, welches Kind? Dido sah sich suchend um, entdeckte natürlich keines. Deswegen dachte Dido scharf nach, welches von den Kindern in der Villa denn zu Bridhe passen könnte. Es fiel Dido nicht ein, aber sie gab sich auch nicht mit allen Kindern ab. Besonders die ganz Kleinen waren ihr sehr suspekt. Brabbelten, krabbelten und spuckten nur so um sich, waren dabei hilflos und versauten sich selber mit Essen und Ekligerem. Ne, Dido mochte keine kleinen Kinder. Verdutzt starrte Dido hinter Bridhe her und war fast versucht Pallas oder Micipsa zu fragen, was die denn hatte. Doch Dido zuckte mit der Schulter und legte das Verhalten in die Schublade 'Das merkwürdige Verhalten geschlechtsreifer Erwachsener' ab und damit war die Sache für Dido gegessen.


    Verwirrt verfolgte Dido auch das muntere Treiben am Feuer, mal ging der Eine, dann wurde gewispert, Dido verstand nichts davon, obwohl sie sich bemühte, dann ging der Andere, Dido starrte ihm hinter her, doch sie konnte nicht erkennen, was Micipsa so trieb. Und schon tauchte er wieder am Feuer auf, erneut wurde gewispert. Also, das roch wieder nach Verschwörung. Die brütende Stimmung von Bridhe danach jedoch nicht. Verwirrt und verwundert war Dido jetzt durch und durch. Sie suchte jedoch, sich keine Blöße zu geben. Außerdem war das Essen schon radikal reduziert. Vielleicht war es langsam an der Zeit, einen Rückzieher zu machen, damit sie am nächsten Morgen gleich alles Sciurus berichten konnte. Dido biß sich auf die Lippe und dachte angestrengt nach. „Öhm...ich gehe dann mal...oder so!“, murmelte sie und zog die Decke von ihrer Schulter.

  • Einen kurzen Moment konnte ich meinen Blick vom Feuer losreissen und ließ ihn zu dem Kind wandern, das mich mehr als verwundeet ansah. Natürlich hatte sie nicht verstanden, was ich gesagt und gemeint hatte. Ich selbst fühlte mich ja momentan auch mehr oder weniger aus der Spur geworfen. Wie konnte ich mich so geirrt haben? Aber gut! Vielleicht hatte sich das, was ich gehört hatte, längst aus dem Staub gemacht.
    Nun wollte sich Dido wohl zurückziehen. Eigenartigerweise empfand ich dies als eher traurig. Vielleicht hatte ich sie durch mein Verhalten ja gekränkt, vielleicht fand sie diese Veranstaltung hier nun auch mehr als suspekt. Womöglich hatte die Kleine ja auch recht! Es wäre wohl am geschicktesten, wenn ich nun noch meine Opferung zelebrierte, um meiner Göttin zu gedenken und dann diese ganze Feier abzubrechen, zusammenzuräumen und mich anschließend irgendwo in der Villa zu verkriechen. Ja, so sollte ich es am Besten machen!
    So erhob ich mich und nahm den Krug mit der übriggebliebenen Milch und kniete mich direkt vor das Feuer. Ich erhob meine Arme gen Himmel und begann laut und deutlich zu sprechen.


    Brigid, große Göttin, nimm dieses bescheidene Opfer als Dank. Du hast das Dunkle vertrieben und durch dich empfangen wir wieder neues Leben.


    Vorsichtig vergoß ich die Milch in die Flammen. Nur schwer waren mir die Worte über meine Lippen gekommen. Ich danke Brigid für das neue Leben. Nicht nur für das nun sprießende Grün, nein auch für das neue Leben, welches in mir selbst heranwuchs und gegen das ich mich doch so sehr wehrte. Doch trotz allem wäre ein vorzeitiger Abbruch für mich unvorstellbar gewesen. Dies hätte gegen alles widersprochen, woran ich glaubte.
    Dann hielt ich meine beiden Hände vor mein Gesicht und begann noch leise ein Gebet zu murmeln. Es war etwas persönliches und niemand sollte hören, was ich mit meiner Göttin zu besprechen hatte.
    Noch eine ganze Weile verharrte ich so betend vor dem Feuer und vergaß alles um mich herum.

  • Verfroren war Dido dennoch, denn langsam hatte sich die Kälte auch unter der Decke breit gemacht, drang durch die dünnen Sandalen, die sie trug und unter die dünne Tunika. Sie erhob sich und legte die Decke auf den Sockel der Statue, während ihre Kinderaugen das Treiben von Bridhe verfolgte, etwas misstrauisch war sie dabei, aber auch sehr neugierig und mit einer Portion von Faszination, die sie oft bei Opfern und religiösen Dingen verspürte, selbst wenn Dido noch sehr wenig Ahnung hatte, was viele Dinge bedeuteten dabei. Bis jetzt gab es wenige Menschen, die ihr darüber ab und an Auskunft gegeben hatte. Und wenn, dann römische Gottheiten. Von ihrer Mutter hatte sie nur noch wenige Erzählungen mitbekommen und mit den Jahren verschwammen die Worte immer mehr. Dido schlang die Arme um ihre magere Kinderbrust und beobachtete Bridhe weiter. Sie lauschte ihren Worten und verfolgte die Gestik, mit der sie das Opfer dem Feuer übergab. Dido blieb noch länger stehen, dabei von einem Bein auf das Andere tretend und schrecklich frierend, aber sie wollte sehen, was Bridhe noch tat. Es schien Dido, dass Bridhe noch etwas flüsterte. Aber was? Noch ein bisschen gewartet, einmal gegähnt und mit Zähneklappern, beschloss Dido, dass das Opfer wohl vorbei zu sein schien. Schon wollte Dido auf dem Absatz kehrt machen und in das Haus zurück eilen. Doch irgendetwas hielt sie zurück. Dido konnte nicht sagen warum, Dido hätte wohl auch nicht darüber nachgedacht, was sie da tat. Aber sie folgte einfach ihren Händen, die zu ihrem Hals griff und den Knoten eines ledernen Bandes aufknöpfte. Einen hölzernen Anhänger zog Dido unter der Tunika hervor. Grob geschnitzt stellte es einen Tiger da, der mit Farbe bemalt worden war. Dido trat neben Bridhe und ließ lautlos den Anhänger auf ihren Schoß gleiten.


    Schnell drehte sich Dido um, ohne ein Wort zu sagen. Sie hob nur leicht die Hand, um Micipsa und Pallas noch zu grüßen und eilte davon. Nur das kleine Holztier ließ sie zurück. Vielleicht ihre Art Danke zu sagen? Vielleicht auch nur eine Laune? Doch schon verschwand Dido zwischen den Büschen, lief eilig auf den kleinen Nebeneingang zu und versuchte so lautlos wie möglich in das Haus zu schlüpfen und leise wieder in den Schlafsaal der Sklaven zu schleichen. Um verfroren und nun müde, aber satt und etwas verwirrt, wieder im Bett zu verschwinden.

  • "... ist die natürliche Selektion der Stärksten eines der Grundprinzipien unseres belebten Kosmos. Da macht Flaviobriga keine Ausnahme." :D fahre ich fort, als wir aus dem Atrium Kommen. "Wie mein Freund Pedro immer sagte, wenn's uns wieder gebrettert hatte: 'Um'n schlechtn is' nich' schad un'n Gut'n macht's nu' stärka." :D


    Latürnich hatten wir keine Toten zu beklagen, aber da wir sowieso nur über uns jammerten, hatte fast jeder immer wieder einen Grund dazu. "So eine Kiste kann man eigentlich nur bremsen, indem man auf ein Hindernis auffährt. Vorzugsweise auf einen Heuhaufen. Oder ausrollen lassen." :) Manche haben es auch vorgzogen, die Kiste zum Kentern zu bringen, wobei nicht immer nur Freiwilligkeit im Spiel war. Jedenfalls eine klasse Sache. Wär' ich ein einflußreicher Sohn eines einflußreichen Hofbeamten, würde ich den clivus Palatinus hinunterbrettern - Platz da! Und als princeps iuventutis sowieso. Aber auch andere Hügel haben nett abschüssige Gassen ...


    "Ich bin noch zu haben" antworte ich auf die Frage nach einem Favoriten. "Als Flavier sollte ich ja der Purpurea zuneigen, allerdings habe ich von denen nicht einmal ein Pferdehaar gesehen, geschweige denn einen kompletten Renner." Ich zucke die Schultern. "Und Du - sind alle Aurelier nicht Aurata-Anhänger?"


    Der Abend ist wirklich sehr angenehm und wir schlendern ziellos über die kiesbestreuten Wege.

  • Sim-Off:

    Man, ich fühle mich in meine Kindheit versetzt mit Seifenkistenrennen und Rennen mit dem alten Bollerwagen meines Opas :D8)


    Ursus lachte. "Eine sicherlich wahre, aber doch auch sehr extreme Ansicht. Natürliche Auslese hat wirklich etwas für sich, doch manchmal habe ich das Gefühl, daß die Auswahlkriterien nicht immer die richtigen sind." Zu gerne wäre er bei einem solchen Rennen mal dabei gewesen. Lucanus mußte eine schöne Kindheit gehabt haben, trotz der Armut, in der er aufgewachsen war.


    "Also, ich gehöre der Aurata an. Doch es gibt bei uns in der Gens keine Verpflichtung, sich dieser factio anzuschließen. Allerdings kenne ich keinen Aurelier, der einer anderen factio angehört." Er lachte. Irgendwie war ihm nie etwas anderes in den Sinn gekommen als die Aurata. Von Kindesbeinen an hatte er nie einer anderen factio zugejubelt.


    "Im Moment sind wir zugegebenermaßen nicht allzu stark. Aber das werden wir noch werden, wir sind fest entschlossen. - Du hast ja jetzt beim Wagenrennen die beste Gelegenheit, Dir einen Favoriten zu suchen. Aber bitte nicht die Venata, das sind unsere erklärten Erzfeinde und das wäre doch wirklich schade, wenn wir uns im circus anfeinden müßten." Er grinste breit, denn natürlich meinte er das nicht ganz ernst. Sportliche Konkurrenz war nichts, was eine Freundschaft gefährden sollte.


    Es war in der Tat sehr angenehm draußen. Die Luft war zwar kühl, aber nicht so, daß er frieren würde. Ursus atmete tief durch. Es roch nach Frühling. Fand er zumindest. - Hm. Oder... Ein brenzliger Frühling - irgendwie. "Brennt da irgendwas?" Die Urangst eines jeden Römers: Feuer.

  • Wie so oft fühlte sich Pallas wie ein kleiner Außerirdischer. Ein Britannier in Rom. Das plötzlich aufkeimende Bedürfnis, eine bestimmte Melodie zu summen, unterdrückte er erfolgreich. :D
    Das Dumme war, dass er nicht allein das Verhalten von Nicht-Kelten/Römern nicht recht nachvollziehen konnte, sondern vor allem Bridhe ihm Rätsel aufgab. Sie war nicht römisch - gut, das war nicht allzu schwer zu verstehen. Doch ihr Kind? Hatte sie denn bereits ein Kind? Wohl kaum, das hätte sie sicherlich erzählt. Das ließ jedoch nur den anderen Schluss zu, dass sie schwanger sein musste. Er beschloss, sie später danach zu fragen und warf lediglich Micipsa, in einer Geste der Verbrüderung, einen Blick zu, der nichts anderes zu besagen schien als "Weiber".
    Dido indes machte Anstalten die Feier zu verlassen, hinterließ lediglich einen Anhänger und verschwand im Dunkel der Nacht.


    Doch sie sollte nicht die letzte Besucherin gewesen sein, wie ferne Stimmen wenige Minuten später verrieten. Es war wie verhext.
    "Hört ihr das?", fragte er. Schließlich konnte es auch sein, dass seine Fantasie heute ein wenig überaktiv war und er sich die Stimmen nur einbildete.

  • "Die Besten sind nicht immer die Besten" antworte ich kryptisch und schüteele bestätigend mein waises Haupt.


    "Aber das gilt natürlich nicht bei den Wagenrennen. Da sind 'Beste' noch 'Beste', das ist eine klare Sache. Das Rad ist rund und eine Staffel sind viereinhalb Runden." Sort ist etwas sehr einfaches, jedenfalls gibt es oben und unten, hinten und vorne, Sieg oder Niederlage. Tertium non datur und für Sophistereyen ist da kein Platz.


    "Es brennt?", frage ich zweifelnd. Eigentlich wollte ich mich über Feindschaften und Freundschaften verbreitern, schließlich ist ein guter Feind treuer als mancher Freund, aber jetzt schnüffele ich, meine Nasenflügel beben und ich versuche, meinen Riechkolben in den Wind zu hängen ...


    "Stimmt, da riecht's. Nicht angebrannt, sondern wirklich verbrannt. Holz, Blätter und sowas." Ich überlege, auch wenn erst handeln und dann denken zu meinen bevorzugten Übungen gehört.


    "Vielleicht machen die Gärtner für die alten Äste und Blätter ja ein Feuer, wer wird um diese Jahreszeit sonst so ... eine Idee haben?"

  • Zitat

    Original von Pallas
    Doch sie sollte nicht die letzte Besucherin gewesen sein, wie ferne Stimmen wenige Minuten später verrieten. Es war wie verhext.
    "Hört ihr das?", fragte er. Schließlich konnte es auch sein, dass seine Fantasie heute ein wenig überaktiv war und er sich die Stimmen nur einbildete.


    Ich kniete immer noch vor dem Feuer und war in mein Gebet vertieft. Was um mich herum geschah, nahm ich nur schemenfaft wahr. Auch von Didos Aufbruchabsichten bekam ich nicht viel mit. Erst als sie neben mir stand und plötzlich einen hölzernen Anhänger auf meinen Schoß fallen ließ, sah ich kurz auf. Doch so schnell und lautlos, wie sie an mich herangetreten war, so schnell war sie auch wieder weg.
    Ich besah mir kurz den Anhänger und erkannte ein katzenähnliches Tier darin. Ich wusste nicht, was ein Tiger war. Ein solches Tier hatte ich zuvor noch nicht gesehen.
    Schnell kehrte ich wieder in mich und zu meinem Gebet zurück.
    Pallas´ Bemerkung lenkte mich noch einmal von meiner Meditation ab. Doch ich erwiderte nichts darauf. Ich dachte mir nur meinen Teil! Anscheinend litten hier auch noch Andere unter Halluzinationen.
    Schon bald konzentrierte ich mich wieder voll auf das, was ich meiner Göttin noch sagen wollte und versank wieder in meinen Gedanken.

  • Wären der keltischen Göttin im Verlauf der spätabendlichen Veranstaltung nicht schon genug Merkwürdigkeiten geboten worden, hätte Micipsa vielleicht mit größerer Irritation auf Didos plötzliches Verschwinden und Bridhes Eigenarten reagiert. So aber beließ er es dabei, Pallas' Blick verständnisvoll zu erwidern. Wenigstens der Mann aus Britannien wirkte relativ unbeeindruckt vom Geschehen.
    Seine Frage ließ allerdings Zweifel in Micipsa aufkommen. Nicht schon wieder! Ein zweites Mal würde der Nubier sicherlich nicht aufspringen, um auf Anraten eines seiner Begleiter durch die Büsche zu schleichen.
    Doch diese Zweifel verschwanden schnell wieder. Denn tatsächlich glaubte nun auch der Nubier, einzelne Wortfetzen zu vernehmen, die aus einem nahe gelegenen Teil des Gartens zu ihnen herüberdrangen.
    Offensichtlich hatte sich das Mädchen gerade rechtzeitig aus dem Staub gemacht. Am liebsten hätte es der Nubier ihr jetzt einfach nachgemacht und die Feuerstelle fluchtartig verlassen. Aber da weder Pallas noch Bridhe Anstalten machten, es Dido gleichzutun, entschloss er sich, am seinem Platz auszuharren und zu warten, was auf sie zukommen sollte. "Vielleicht ist es nur einer der Hausherren, der von einem Trinkgelage nach Hause wankt. Und uns dabei gar nicht bemerkt!" versuchte er sich selbst zu beruhigen.


  • "Ein Gärtner? Jetzt noch?" Ursus runzelte verwundert die Stirn. Doch, andere Haushalte, andere Sitten, das war nichts, was ihn zu stören hatte. Und so tat er die Sache mit einem Schulterzucken ab, nachdem Lucanus eindeutig signalisiert hatte, daß er nicht im mindesten beunruhigt war. Stimmen waren auch keine zu hören, für Ursus war die Angelegenheit erledigt. Vorerst zumindest.


    "Auch beim Wagenrennen siegt leider nicht immer der Beste", widersprach Ursus, während sie langsam weiter den Kiesweg entlangschlenderten. "Oft genug ist es einfach Pech, eine Beschädigung am Wagen, ein im ungünstigsten Moment scheuendes Pferd... Aber gerade diese Unwägbarkeiten machen es ja spannend. Aber das schönste, - das allerschönste, - ist die Stimmung, wenn tausende Menschen mitfiebern und die eine oder andere factio anfeuern und andere mit wüsten Beschimpfungen und Spottgesängen niedermachen. Der circus maximus ist einfach gewaltig. Und es ist ein ungeheures Gefühl, wenn er allein von jubelnden Stimmen zum Beben gebracht wird." Seine Augen glänzten vor Begeisterung und enthüllten seine wahrlich große Leidenschaft für diesen Sport.


    "Ohne die Anhänger der factiones, die sich gegenseitig niedermachen und ihre eigenen Leute anfeuern, wäre Wagenrennen nur halb so schön. Dabei hat wohl jede factio einen Lieblingsfeind, wenn ich das mal so ausdrücken darf." Er lachte. Lieblingsfeind traf es ziemlich gut, fand er.

  • Zitat

    Original von Titus Aurelius Ursus


    Ich lächele leicht: "Na, hoffen wir, daß Du beim Militär auch Gelegenheit hast, Deiner Leidenschaft zu frönen ... wo wirst Du denn hinversetzt?"


    Wahrscheinlich Mantua oder Rom, wehe ihm, wenn nach Hispania! Dann ... bin ich jedenfalls neidisch. Langsam fröstelt's mich dann doch, irgendein Dämon scheint mir im Nacken zu sitzen und mir kalt gegen den Hinterkopf zu blasen.


    Sim-Off:

    Hier gehört's hin. :) Versuche mal, abzubiegen - mußt ja weg ... :(

  • Ursus grinste breit. "Ich fürchte, eher nicht. Aber dafür gibts es sicherlich andere spannende Dinge zu erleben, falls es denn klappt mit dem Tribunat. Ich schätze, daß es mich nach Ägypten oder Germanien verschlagen wird. Die Posten in Rom und überhaupt Italia sind heiß begehrt und da mein Tribunat ein freiwilliges ist und ich auch keinen Wunsch hinsichtlich des Einsatzortes geäußert habe, werde ich wohl erhalten, was am Ende übrig bleibt." Blieb zu hoffen, daß es überhaupt was werden würde.

  • "Nicht vielleicht Hispania?" hackte ich nach. "Nicht, daß ich Dir für den Proconsul Flavius Furianus eine Empfehlung schreiben würde ... aber wenigstens ist es besser als Germanien. Wer will den da schon hin?" Gleich, ob als Militär oder Zivilist - nicht umsonst heißen schlechte Träume ja Alp-Träume, weil sie von hinter den Alpen kommen.


    Langsam schlendern wir im Bogen über die Wege wieder in Richtung Haus. Das Hauptessen dürfte bald fertig sein, ich habe lange zwischen einem großen Kalamar im Ganzen, gefüllt mit Schnecken, und einem Hasche aus Krokodil und Krustentieren geschwankt, dann aber doch lieber, naja, soll ja eine Überrschung werden ... :)


    "Aber Ägypten ist auch nicht übel, sieht man von den Katzen ab." Katzen sollen göttlich sein. Warum nicht gleich Kühe?

  • Ursus lachte. "Naja, wenn ich ehrlich bin, würde ich am liebsten gar nicht weg gehen. Aber es wäre utopisch gewesen, um einen Posten in Rom zu bitten, daher habe ich es gleich gelassen. Und die Erfahrung ist natürlich nicht zu verachten. Ja, Hispania könnte auch sein, wer weiß? Germanien soll kalt sein, ansonsten stelle ich es mir eigentlich ganz spannend vor. Da passiert wenigstens auch mal was. Und die Kontakte, die man dort schließen kann, sind auch nicht zu verachten. Die Statthalter von Germanien haben für gewöhnlich eine große Zukunft vor sich. Es ist nicht verkehrt, solche Leute zu kennen."


    Man mußte sich eben immer die Vorteile bewußt machen. Es würde Ursus nicht stören, nach Germanien geschickt zu werden. Hispania wäre natürlich auch nett. Nur Ägypten fände er etwas arg heiß.


    "Katzen... naja, jedes Volk braucht seine kleine Spinnerei, hm?" Sie betraten das Haus und die Düfte ließen schon gutes für das weitere Mahl vermuten. Ursus war schon sehr gespannt, was Lucanus auftischen lassen würde.

  • Während ich so am Feuer saß und mich dem Gebet an meine Göttin hingeben wollte, hatte ich schon gemerkt, wie es etwas unruhig um mich herum wurde. Erst war Dido verschwunden und hatte mich mit diesen Anhänger beehrt, dann das Raunen von Youenn und das Geflüstere von Micipsa und schließlich auch noch von weitem einige Stimmfetzen, die an mein Ohr drangen. Wie sollte man sich da auf etwas besinnen können, wenn ständig jemand störte!
    Von all dem und auch von meiner inneren Enttäuschung, da ich der Meinung war, mein kleines Fest sei nun vollkommen ruiniert, ließ ich mir nichts anmerken. Wie sollte man denn auch ein keltisches Fest in einem römischen Garten feiern! Für das nächste Fest, das schon in wenigen Monaten anstand, müsste ich mir etwas besseres einfallen lassen. Das dumme war nur, dass auch Beltaine mit einem Feuer gefeiert wurde! Das würde wesentlich schwieriger werden, denn in einigen Monaten würden sicher die Flavier ihren Garten für sich selbst beanspruchen. Darüber nachzudenken machte mich traurig und meine Stimmung war momentan sowieso nicht die Beste!
    Nachdem ich mein Gebet beendet hatte erhob ich mich wieder und ging zurück zu meinem Platz neben Micipsa und Youenn.


    Ich glaube, sie sind jetzt weg! Wir werden wohl nicht von irgendwelchen aufgebrachten Flaviern von unserem Feuer vertrieben werden.


    Ich musste etwas schmunzeln und die Situation erinnerte mich zwangsläufig an das Samhainfest in der Villa Aurelia, von dem ich selbst nur bruchstückhafte Erinnerungen hatte aber auch einiges von Erzählungen her noch wusste. Zum Glück hatte ich diesmal nicht mit Fliegenpilzen experimentiert. Wer weiß, wie dann das Fest verlaufen wäre? Vielleicht wäre ich dann nicht ganz so deprimiert, wie ich es jetzt war. Dieses ganze verdammte Dasein war eben nur im Vollrausch zu ertragen! Ach ja, den Met hatten wir noch gar nicht angerührt!


    Möchtet ihr nicht auch etwas Met trinken?


    Ich griff zu einem der Becher und füllte ihn mit dem Honigwein. Kam es mir nur so vor oder schmeckte er jetzt noch besser?

  • Micipsa nahm die Tatsache, unentdeckt geblieben zu sein, erleichtert zur Kenntnis. Er bereute es nun ein wenig, dass sie während der Ausübung ihrer Opferzeremonie nicht geschwiegen und damit aus Bridhes Sicht ihren Bräuchen vielleicht nicht den notwendigen Respekt entgegengebracht hatten. Doch wenn die Keltin darüber verärgert war, ließ sie es sich ihren beiden verbliebenen Begleitern gegenüber jedenfalls nicht anmerken.
    Im Gegensatz zu so manchem Römer schätzte er den süßen Geschmack des angebotenen Mets und so griff er dankbar nach einem Becher und nahm einen großen Schluck davon. Lange war ihm der angenehme Honigwein nicht mehr vergönnt gewesen und umso intensiver konnte er ihn nun genießen.
    "Nicht schlecht. Noch etwas stärker gewürzt und er wäre perfekt!" sagte er mit der inneren Überzeugung eines Kenners und Experten.
    "Ich weiß zwar nicht, wie du das alles hier aufgetrieben hast, aber ich denke, es ist Zeit, mich einmal für die Versorgung hier zu bedanken."
    Er blickte von Bridhe zu Pallas hinüber, nur um sich zu vergewissern, dass der Mann aus Britannien noch nicht eingeschlafen war. Vielleicht wurde es auch langsam Zeit für ihn selbst, sich zurückzuziehen, da sich der Nubier mittlerweile schwer tat, ein ermüdetes Gähnen zu unterdrücken.

  • Eingeschlafen war Pallas noch nicht, lediglich mit den Gedanken in gänzlich anderen Gefilden. Als er Micipsas Blick bemerkte, fühlte er sich ertappt, glaubte schon, etwas verpasst zu haben und sah zu Bridhe. Hatte jemand ihn etwas gefragt? Er lächelte hilflos und zuckte mit den Schultern. Im Zweifelsfall war Unwissenheit zu signalisieren immer besser als Unaufmerksamkeit.
    Dennoch brannte ihm eine Frage auf den Lippen, die er nun, wo das Mädchen und die fernen Stimmen fort waren, zu stellen wagte.
    "Bridhe, du hast vorhin etwas gesagt.. ", begann er zögerlich, den Blick auf einige Grashalme gerichtet, die orange vom Feuer beleuchtet wurden. Wie viele Bücher hatte er gelesen, wie viele Gedichte und doch wusste er nicht recht, wie er den folgenden Satz formulieren sollte.
    "Du bist schwanger?"

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