cubiculum | Flavia Celerina

  • Huch! Na das war aber eine doppelte Überraschung. Endlich mal eine Sklavin die Serenus Kampfhund Nero süß fand. Die meisten Sklaven hatten Angst vor ihm, außer Hannibal und Dido. Und Sciurus schöpfte seine Furchtlosigkeit vor Nero sicher aus dem Umstand, dass er für seinen Herrn und den Geschäftsbetrieb der Villa zu wichtig war und sein Herr mit Serenus schlimm schimpfen würde, wenn der Hund ihm an die Tunika ging. Dabei war Nero sanft und harmlos wie ein Lämmchen, zumindest solange wie Serenus es befahl oder nicht in Gefahr war.
    Aber diese Sklavin wusste nicht wer Serenus war? Das schrie ja geradezu nach einer schweren Bestrafung. Er würde mit seiner Nichte sprechen. 2 Wochen Spinat- und Gerstenbrei zu allen Mahlzeiten und Beteiligung an der wöchentlichen Wäschewascherei würden ihr Gedächtnis sicher schärfen. Beliebt war es auch die Böden aller Flure und Räume in der Villa zu schrubbern. Alles echte Knochenarbeiten.


    „Melde mich meiner Nichte Celerina an. Ihr Onkel Serenus wünscht sie zu sehen. Und wie ist dein Name?“.


    Serenus lächelte die Sklavin freundlich und unschuldig an.

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    Ylva staunte nicht schlecht, als der Knirps etwas von Onkel und Nichte erzählte. Doch sie lächelte freundlich zurück und dachte bei sich, ach was ä goldisch Biwel! :D
    "Ään Moment, bitte!" Ylva wandte sich von der Tür ab und ging einige Schritte auf ihre Herrin zu. "Herrin, doin Onkel wünscht disch zu schpreschen!"


    Mein Onkel, dachte ich. Warum sucht mich denn Gracchus in meinen Räumen auf? Sehr seltsam! Aber gut! Sicher hatte er seine Gründe dafür. "Ich lasse bitten!"
    Ich gab meiner Ylva einen Wink, sie möge meinen Onkel doch herein bitten. Ich selbst erhob mich und strich meine Tunika glatt.


    Ylva ging wieder zurück zur Tür und öffnete diese.
    "Du kannscht jetzt roi kommen!" Mit einer einladenden Geste bat sie den jungen Serenus, samt seines Hundes herein.

  • Nach dem gemeinsamen Ausflug mit meinem Bruder zu den Modegestaden der ewigen Stadt, war ich doch sehr erschöpft! Doch an diesem Tag hatte ich auch eine nette Bekanntschaft mit einer jungen Aurelia gemacht. Gute Beziehungen waren in dieser Stadt lebensnotwendig! Wer keine guten Verbindungen zu den wichtigsten Familien Roms hatte oder sie nicht sorgsam pflegte, war hier auf verlorenem Posten. Das galt besonders für diejenigen, die sich eine gute Partie in der Hochzeitspolitik erhofften. Ich selbst befand mich zwar noch offiziel in meiner Trauerzeit, doch wie schnell waren diese Monate verstrichen! Es war an der Zeit, sich nach etwas passendem umzusehen! Da kam mir diese Bekanntschaft wie gerufen! So beschloss ich, um den ersten Schritt zu wagen, die Aurelierin hierher zu mir einzuladen.
    "Ylva! Papyri und mein Schreibzeug! Es ist an der Zeit, einen Brief zu verfassen!"
    Ohne zu zögern sprang Ylva auf und holte mir die gewünschten Utensilien.
    Einen kurzen Moment überlegte ich, was ich denn schreiben könnte. Dann begann ich...




    Aurelia Minervina


    Villa Aurelia Roma



    Salve Aurelia Minervina!
    Ich war überaus erfreut, in der Stadt deine Bekanntschaft gemacht zu haben. Doch leider war die Zeit viel zu kurz, um sich näher kennenzulernen. Da ich davon überzeugt bin, dies sobald als möglich ändern zu müssen, möchte ich dir heute diese bescheidene Einladung zukommen lassen.
    Ich würde mich sehr freuen, dich hier demnächst in der Villa meiner Familie begrüßen zu dürfen. Zeitlich würde ich mich ganz nach dir richten.
    In freudiger Erwartung


    Flavia Celerina


    "So! Bring diesen Brief zur Villa Aurelia und gibt ihn nur persönlich ab, bei Aurelia Minervina! Wenn die Aurelia meinerEinladung gewogen ist, dann warte auf ihre Rückantwort! Du kannst jetzt gehen!"
    Nachdem ich den Brief verfasst hatte, rollte ich ihn zusammen und übergab ihn Ylva, die sich auch sofort auf den Weg machte.



  • Onkel Serenus und Kampfhund Nero betraten das Cubicilum seiner Nichte Celerina. Neugierig schaute sich Serenus um. Das Zimmer war aber klein und vollgestopft. Vermutlich hatte seine Nichte noch nicht raus, wie man sich nach und nach weitere Räume in der Villa eroberte. Serenus hatte es durch geschickte Interaktion geschafft drei Räume in Beschlag zu nehmen.
    Zunächst einmal hatte er das größte Cubiculum in der ganzen Villa. Der Raum erschien Serenus nicht nur größer, weil dieser noch so klein war. Nein, er war auch 2 1/3 Schritt länger als die anderen. Serenus hatte nachgemessen.
    Danach hatte er das Cubiculum seiner Tante Minervina in deren Abwesenheit annektiert und nach und nach fast all seine Spielsachen dorthin verlagert, während das Inventar von Tante Minervina in das leerstehende Cubiculum der verstorbenen Tante Leontia gebracht worden war. Das hatte für den Rest der Villa auch den Vorteil, daß es einen festen Sammelpunkt für Serenus liegengebliebene Spielsachen gab.
    Eine Zeit lang hatte er die Bibliothek der Villa als Arbeitszimmer benutzt. Onkel Senator Felix hatte sie ihm zugewiesen, was Onkel Gracchus aber nicht gefallen hatte, weil er dadurch nicht mehr in die Bibliothek konnte. Also hatte es einen Kompromiss gegeben. Die Bibliothek für die Familie und das Cubiculum von Onkel Furianus als provisorisches Arbeitszimmer von Serenus, wo dieser inzwischen all seine Schriftrollen, Karten und seine "Sklave Gaius ist der Beste" Sammlung untergebracht hatte. Dort unterrichteten ihn auch Sciurus, Hannibal und Tante Antonia in der Vermögensverwaltung der Gens Flavia.


    "Salve, meine liebe Nichte Celerina. Ich hoffe ich habe dich nicht bei etwas Wichtigem gestört."

  • Ich staunte nicht schlecht, als ich Serenus samt seinem Riesenköter mein Cubiculum betrat. Irritier sah ich Ylva an, die mich wiederum grinsend anblickte. Erdreistete sich meine Sklavin etwa und machte sich ob meiner Verwirrung lustig! Mit einem eisigen Blick erwiderte ich den ihren. Na warte! Du wirst dich noch freuen können!
    "Serenus, mein lieber Junge! Was führt dich hier her? Nein, du hast mich bei nichts wichtigem gestört!" Mein Lächeln wie auch mein Ton, in dem ich zu ihm sprach, wirkte etwas aufgesetzt. Oh ja, ich war mehr als überrascht und ja, eigentlich hatte er mich gestört, denn ich war gerade im Begriff gewesen, einen jener Tränke mit einer endgultigen Wirkung zu brauen, der so manchen störenden oder unliebsamen Zeitgenossen dazu bringen würde, zukünftig von Belästigungen jeglicher Art abzusehen.
    Nun, der Junge mußte von all dem nichts mitbekommen! Darum stellte ich mich von meinen Tisch, um die Sicht auf meine Töpfchen die darauf standen und mit denen ich bis vor wenigen Minuten noch gearbeitet hatte, vor ihm zu verbergen.
    Mit einer leichten Abscheu sah ich auf den mächtigen Hund, der sabbernd und treu doof dreinblickend neben seinem Herrchen Platz gemacht hatte. Ich hatte noch nie etwas übrig für Hunde, die so groß waren, wie Kälber und von deren Atem ein abscheuliches Odeur ausging.

  • Serenus nahm mit einem Lächeln zur Kenntnis, daß seine Nichte eine gewisse Reserviertheit gegenüber seinem treuen Hund zu Tage legte, der seine Nichte mit aufmerksamem Blick musterte und nebenbei in Richtung Tisch schnupperte, dann aber die Nase verzog.


    “Du brauchst vor Nero keine Angst zu haben, auch wenn er ein Molosserhund ist. Er ist friedlich wie ein kleines Lamm, solange ich es möchte oder man mir nichts tut, und hört ausgezeichnet. Nur Onkel Aquilius mag er nicht sonderlich, aber da zeigt sich nur der gute Instinkt eines Tieres.
    Ich bin gekommen um Dir dein wöchentliches Taschengeld vorbei zu bringen, denn ein guter Onkel zahlt seiner lieben Nichte so etwas.”


    Serenus griff in die Tasche an seinem Gürtel und gab Celerina drei Sesterzen in die Hand. Dann lugte er links und rechts an seiner Nichte vorbei in Richtung Tisch, wo er zahlreiche kleine Flaschen, Ingridenzien und ominöse Substanzen entdeckte. Und da seine Nichte nicht sonderlich dick war und auch keinen so breiten Hintern hatte konnte sie auch nicht den ganzen Tisch verdecken.


    “Du stellst deine Duftwässerchen und Öle selber her? Das ist ja lustig! Tante Antonia kauft diese Sachen immer in riesigen Flaschen und Krügen auf dem Forum. Vor allem so eine Milch gegen Falten. Und dann wieder solche Öle, damit man keine runzelige Haut am Hintern bekommt. Bei dem “Duftmischer ihres Vertrauens” kaufe ich auch für mich selber ein. Genauer gesagt für meine Rennziegen, denn Ziegen stinken auch wenn man sie so sauber hält wie ich es tue. Also bespritze ich sie mit Rosenöl und Fliederwasser regelmäßig. Aber so etwas brauchst du doch nicht selber zu mischen. Da kommst du das nächste Mal mit auf das Forum. Tante Antonia kauft andauernd ein, vor allem Schuhwerk. Und Onkel Gracchus bezahlt alles. Die Rechnungen von Tante Antonia sind immer so hoch, daß es selten auffällt, wenn wir anderen auch mit einkaufen gehen.”

  • Wie schön! Wenigstens verzichtete Serenus auf diese kreuzdämliche Hundebesitzerfloskel 'der will nur spielen!' Trotz aller Beschwichtigung, es handele sich hierbei um ein friedliches Tier, blieb ich auf Abstand. Sobald Serenus mein Cubiculum wieder verlassen hatte, müßte ich Ylva damit beauftragen, den Boden schruppen zu lassen, damit der Sabber des Hundes entfernt wurde. Wie praktisch waren doch Katzen hingegen, besonders die Ägyptischen. Sie hinterließen keinen Schmutz und waren ansonsten auch sehr annehmliche Tierchen.
    Die Sprache verschlug es mir allerdings, als Serenus mir den eigentlichen Grund seines Besuches eröffnete. "Taschengeld??" Wenn nun meine Ziehmutter anwesend gewesen wäre, hätte sie mich sicher ermahnt, Kind, mach den Mund zu!
    Bevor ich widersprechen konnte, hatte er mir auch schon drei Sesterzen in die Hand gedrückt. Mehr als verdutzt besah ich mir die drei Münzen in meiner Hand. Dabei entging es mir fast gänzlich, wie sein neugieriger Blick auf die Gegenstände fiel, die sich auf dem Tisch befanden.
    "Duftwässerchen?? – Oh ja, Duftwässerchen, genau!" Es bedurfte einige Zeit, bis daß ich endlich mit meinen Gedanken bei der Sache war. "Nun, weißt du, es gehört zu meinen Leidenschaften, mir selbst meine Kosmetika herzustellen. Da weiß man, was man hat", antwortete ich resolut lächelnd. "Aber du hast Recht mein Junge! Mit Tante Antonia werde ich sicher demnächst einmal einkaufen gehen!" Sie konnte bestimmt etwas Zerstreuung gebrauchen, dachte ich und schweifte mit meinen Gedanken ab.
    Doch da waren noch immer noch die drei Münzen in meiner Hand.
    "Ach ja, das Taschengeld! Nun, mein Junge, das ist wirklich sehr nett, doch der liebe Onkel Gaius hat mir soviel Geld hinterlassen, daß du wegen mir nicht deine Ersparnisse plündern mußt. Hier, nimm es ruhig wieder", sagte ich und war mir eigentlich sicher, den Jungen damit nicht verprellt zu haben.

  • Wie lange hatte Antonia mit sich gerungen, ehe sie sich auf den Weg zu ihrer neu angekommenen Verwandten gemacht hatte. Schon geraume Zeit war sie nun hier und doch hatten sie sich seit jenem ersten Abendessen kaum gesehen. Zum einen wohl, weil Antonia, wenn sie sich in der Villa aufhielt, kaum aus ihrem Cubiculum kam, zum anderen, weil in ihrem Kopf gänzlich andere Gedanken herumspukten, als Zerstreuung mit anderen Frauen zu suchen - selbst ihre Freundinnen bekamen sie kaum noch zu Gesicht.
    Doch heute war es anders. Wie so oft war sie vor ihrem Spiegel gestanden, hatte sich hin und her gedreht, wurde immer unzufriedener mit dem, was sie dort sah. Doch wie sie dies ändern konnte, wollte ihr einfach nicht einfallen. Da war ihr schließlich ein rettender Gedanke gekommen: Celerina.
    Sie musste einen Rat für sie haben. Irgendein Geheimnis hatte sie sicher, sah sie doch stets makellos, schön, schlank, flavisch aus. Angesichts der Tatsache, dass Antonia sie kaum mehr als zwei- bis dreimal gesehen hatte, war dies vielleicht auch nicht so verwunderlich.
    Nichtsdestotrotz hatte sie ein ungutes Gefühl, als sie nun endlich vor der Türe stand, die sie von Celerina trennte, bat sie doch selten - um nicht zu sagen nie - um Hilfe, geschweigedenn, dass sie über Probleme sprach.
    Den Kopf gesenkt haltend, atmete sie stoßartig einige Male durch, um endlich wieder aufzublicken und die Holzmaserung der Tür anzustarren, genau wie ihr Gatte dies oft vor ihrer Türe tat - was sie allerdings nicht wusste.
    Ihre rechte Hand hob sich, um anzuklopfen, verharrte jedoch in der Luft und sank wieder nach unten, ohne ihrer Aufgabe nachgekommen zu sein.
    Lächerlich., murmelte sie halblaut und wandte sich wieder zum Gehen, blieb jedoch schon nach wenigen Schritten wieder stehen.
    Was hatte sie schon zu verlieren? Schlimmer, als es jetzt war konnte es ja ohnehin nicht mehr werden. So kehrte sie zurück und klopfte an.

  • Erfolg hatte seinen Preis und wenn man ihn stets kosten wollte, so mußte man diesen Preis zahlen, auch wenn dies gelegentlich mehr als schweißtreibend war.
    Mir war, als wäre ich an diesem Morgen von einem Alptraum heimgesucht worden. Der allmorgentliche Bilck in meinen Spiegel verhieß nichts Gutes! Mir war dieses kleine unscheinbare Speckröllchen an meinem flachen Bauch nicht entgangen. Selbst Ylva wuße, was dies zu bedeuten hatte, doch sie wollte mich gleich beschwichtigen. "Is doch ned schlimm, Herrin!" Und ob das schlimm war! Schließlich wollte ich nicht als fette, häßliche Matrone enden, die jedesmal kurz vor einem Herzinfakt stand, wenn sie sich bewegte!
    "Oh nein Ylva! Der Speck muß weg!"
    Sofort stürzte ich mich in Aktionismus und warf mich zu Boden. Nur mit einer dünnen, kurzen Tunika bekleidet, begann ich einige Liegestützen zu machen. Eine Dame meines Stande konnte eine sportliche Aktivität natürlich nicht in aller Öffentlichkeit ausüben. So blieb mir nur mein Cubiculum übrig...und auf Ylvas Verschwiegenheit war Verlaß!
    Nach den ersten zehn Liegestützen wurde es mir schon etwas wärmer, nach den nächsten zehn, begann ich zu transpirieren, nach weiteren zehn kam ich doch ganz schön ins schwitzen. Doch dann, ein Klopfen an meiner Tür! Innerlich dankte ich den Göttern, daß sie ein Einsehen mit mir hatten. Äußerlich gab ich mich eher enttäuscht, da nun meine Übungen ein jehes Ende gefunden hatten. Ylva reichte mir ein Tuch und meinem Morgenmantel. Dann ging sie zu Tür und schaute nach, wer sich zu so früher Stunde zu mir verirrte.
    "Guten Morgen, wen darf isch melde?"

  • Verdammt., zischte Antonia leise, als die Tür sich zu öffnen begann. Eine Sklavin spähte heraus. Eine Sklavin mit sonderbarem Akzent.
    Sch... äh, Claudia Antonia., antwortete sie, während sie möglichst unauffällig versuchte, in den Raum zu spähen.
    Je länger sie hier stand, desto mehr bereute sie ihre Entscheidung. Was hatte sie sich nur dabei gedacht? Wie sollte Celerina ihr schon helfen können? Hatte sie nicht selbst bereits alles versucht?

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    "Do is ä Claudia Antonia!" berichtete Ylva mir mit einem höchst seltsamen Blick, so als hätte sie einen Geist gesehen. Das mußte daran liegen, da sie noch einige Mitglieder der Familie gar nicht kannte. Ein weiterer Punkt, an dem man noch arbeiten mußte! Und wieder diese gräßliche Sprache! Es war zum verzweifeln!
    Ich hatte mich zwischenzeitlich wieder etwas trockengelegt und mir den Morgenmantel übergezogen. Ein paar Spritzer meines neuesten Parfums taten das ihrige, um etwaige Gerüche zu verbergen.


    "Oh, Claudia Antonia! Na los, auf was wartest du noch? Laß sie herein!"
    Was sie wohl zu mir geführt hatte? Ich hatte sie in letzter Zeit nur flüchtig gesehen und nie war viel Zeit für ein Gespräch gegeben. Umso mehr war ich nun erfreut, daß sie den ersten Schritt gewagt hatte.


    Ylva indes, öffnete nun die Tür, damit die Claudia eintreten konnte. Auch ich erhaschte einen ersten Blick und begann freudig zu lächeln.
    "Claudia Antonia! welch eine Freude! Tritt doch ein! Was führt dich zu mir, meine Liebe?"

  • Sie wurde hereingebeten und blieb zunächst stutzend stehen. Celerina sah nicht so aus, als hätte sie noch mit einem Besucher gerechnet. Ob sie schon zu Bett gehen wollte? Oder hatte Antonia etwas anderes unterbrochen? Mit hochgezogener Augenbraue sah sie kurz zur Sklavin.
    Ich hoffe, ich störe dich nicht?, sagte sie im Näherkommen und fand sogleich ihr Lächeln wieder. Auf das eigentliche Thema wollte sie jedoch noch nicht zu sprechen kommen.
    Oh, weißt du, ich dachte mir, nachdem du dich mittlerweile sicher eingelebt hast, wird es Zeit, dass wir beide uns ein wenig besser kennen lernen. Als die einzigen Frauen in diesem Männerhaushalt.
    Zumindest war jene Aussage nur halb gelogen, denn die Claudia war zwar nicht aus diesem Grund gekommen, doch minderte dies den Wahrheitsgehalt natürlich keineswegs.
    Aus Nervosität begann sie mit einer Hand ihre Tunika zurecht zu zupfen.

  • Auf eine gwewisse Weise, spürte ich, dies war nur die halbe Wahrheit. Etwas, wahrscheinlich der eigentliche Grund für ihren Besuch, verbarg sie noch. Woran dies liegen konnte, dessen war ich mir nicht ganz sicher. War es meine Aufmachung, die gelinde gesagt doch etwas unkonventionell war, oder lag es an Ylvas Anwesenheit, die sie daran hinderte, mit der Sprache herauszukommen. Doch dem letzteren konnte ohne Schwierigkeiten abgeholfen werden.
    Nachdem die Claudia eingetreten war, gab ich Ylva einen Wink. "Ylava, du kannst gehen!" Ich wußte zwar um die Verschwiegenheit meiner Sklavin, umsomehr war in ihrem Gesicht die Enttäuschung zu sehen. Mit einem leicht miesepetrigen Gesicht, verlies sie das Cubiculum.
    "Bitte nimm doch Platz!" Ich bot Antonia einen bequemen Stuhl an. Um meine Unterkunft noch etwas wohnlicher zu gestalten, hatte ich mir vor kurzem einige Stühle und einen Tisch zugelegt. Das neue Möbel fügte sich lückenlos ins übrige Mobiliar ein. Es war ebenso aus Ebenholz gefertigt. Die Tischplatte war durch endle Perlmuttintarsien veredelt worden.
    Auch ich nahm Platz. "Ja, in der Tat wird es Zeit. Während der gemeinsamen Cena gab es ja nicht wirklich die Gelegenheit, sich kennenzulernen. Umso mehr erfreut es mich, dass du heute Zeit gefunden hast." Ich warf ihr ein vielsagendes Lächeln zu. Vielleicht käme die Claudia nun etwas aus sich heraus.

  • Die Sklavin war fort und umgehend löste sich ein Teil von Antonias Verkrampfung. Nicht, dass ihr die Anwesenheit Ylvas bewusst etwas ausgemacht hätte. Sie war schließlich eine Sklavin und eine Sklavin war kaum mehr als ein Wellensittich, der sich brav alles anhörte und doch nichts verstand – zumindest nach Ansicht der Claudia. Doch war dies ein anderes Thema.
    Wie angeboten nahm sie auf einem der Stühle Platz, stocksteif mit einer Mischung Erhabenheit wie immer, hatte man es ihr doch lange genug eingetrichtert, wie man als Patrizier zu sitzen hatte. Mit einem Handstreich strich sie ihre Tunika über den Beinen glatt. Zum Einen, weil die Zerknitterung sie störte, zum Anderen um ihre Gedanken zu sammeln. In der Bewegung begannen ihre Armreifen zu klimpern und glitzern. Darunter – natürlich – ein besonders funkelndes Stück, welches ihr Aquilius vor nicht allzu langer Zeit geschenkt hatte.


    „Hast du denn bereits neue Bekanntschaften in Rom gemacht?“, fragte sie zunächst etwas Unverfängliches.
    Zugleich ließ sie ihren Blick durch den Raum schweifen. Nicht zu neugierig, aber dennoch interessiert an der Einrichtung. Am Tisch blieben ihre Augen dann stehen, die Lippen verschoben sich zu einem milden Lächeln.
    „Ein schönes Stück.“, meinte Antonia beiläufig und sah wieder auf.

  • Das saß sie nun, die Claudia. Gottgleich, prachtvoll und erhaben, so wie es sich eben für eine Dame von Stand geziemte. Sie war einfach vollkommen! Vortrefflich gekkleidet, die Frisur tadellos und als Krönung trug sie einen exquisiten Schmuck, bestückt mit den edelsten Steinen. Ihr Gatte musste wirklich Geschmack haben! Wie konnte man nur soviel Glück im Leben haben? Da konnte man ja direkt neidisch werden! Nein! Sie war mein Vorbild! All das, was sie war und wie sie wirkte, war erstrebenswert für mich. So wollte ich auch sein, eines Tages. Erhaben, prachtvoll und, was am allerwichtigsten war, verheiratet!
    "Oh ja, das habe ich wohl! Erst kürzlich lernte ich auf dem Markt diese junge Aurelia kennen - Aurelia Minervina. Das witzige daran ist, auch sie ist erst seit kurzem in der Stadt" Ob ich Antonia auch von dem Aurelius erzählen sollte? Was würde sie nur von mir denken, wenn sie gewusst hätte, daß ich einen wildfremden Mann auf dem Sklavenmarkt angesprochen hatte? Ach was soll´s! Sie war schließlich auch nur eine Frau und was gab es schöneres, als Männergeschichten, die man untereinander austauschen konnte!
    "Und du wirst es nicht glauben! Dann habe ich noch diesen unglaublich gutaussehenden Mann getroffen!"

  • Sim-Off:

    rofl :D


    Wie sie ihr Gegenüber so betrachtete musste Antonia sich einen Seufzer verkneifen. Was hätte sie darum gegeben, mit Celerina die Rollen tauschen zu dürfen. Die ganze Welt stand ihr offen, während sie selbst sich wie eine Gefangene in ihrem Leben fühlte. Sie hatte ihre Ehe bereits hinter sich gebracht, war nicht mehr in einer Theateraufführung eingesperrt, die sie der Welt vorspielen musste. Wahrlich, sie beneidete die Flavia.
    "Aurelia Minervina?", wiederholte sie den Namen und durchwühlte ihr Gedächtnis, welches voller Namen und Titel steckte."Hm, ich glaube, diese Aurelia kenne ich noch nicht. Muss tatsächlich erst kurz hier sein, sonst wäre sie gewiss bei einer Feierlichkeit dabei gewesen."
    Die andere Möglichkeit wäre natürlich, dass jene Minervina Feste und Feiern ebenso verabscheute, wie Antonia selbst und darob nicht erschienen war. Sie hätte es nur zu gut verstanden.
    "Oho.", entfuhr es ihr dann mit einem Schmunzeln im Gesicht. "Kaum in der Stadt, schon den armen, armen Männern den Kopf verdrehen."
    Wäre Antonia von etwas fröhlicherer oder ungezwungenerer Natur, sie hätte Celerina zugezwinkert. So beließ sie es jedoch dabei.
    "Wie ist denn sein Name?"
    Ein Patrizier musste es gewiss sein. Eine Flavia würde sicherlich nicht von einem Plebejer schwärmen. Doch welcher? Einer der Aurelier? Am Ende gar ein Tiberius? Oder ein Claudius? War derzeit überhaupt ein Claudius in der Stadt? Zu ihrer Schmach musste sich Antonia eingestehen, dass sie fast gänzlich den Kontakt zu ihren Verwandten verloren hatte.

  • Verheißungsvoll schmunzelte ich zurück. Nun ja, es müsste sich noch herausstellen, ob ich ihm tatsächlich den Kopf verdreht hatte. Aber ich empfand es ja so erfrischend, endlich einmal einen Mann kennengelernt zu haben, für den noch ein Leben nach dem Geschäft und der Politik existierte. Ein Mann, mit dem man eine gepflegte Konversation halten konnte und ein Mann, der nicht nur ständig von sich selbst sprach.
    "Sein Name ist Aurelius Corvinus. Kennst du ihn?" Bestimmt mußte sie ihn kennen! Die Frage war nur, was hielt sie von ihm? Doch gleich, was sie von ihm hielt, ich für meinen Teil war noch immer ganz gefangen von ihm, wenn ich an ihn denken musste. Einen Seufzer verkneifend, lächelte ich ihr wieder vielsagend zu.
    "Ich muß sagen, es handelt sich bei dem Aurelier um einen wahrhaft interessanten Zeitgenossen." Fürwahr, ich drückte nich in ihrer Gegenwart etwas gekünstelt aus. Doch dies geschah ausschließlich deswegen, da ich mir immer noch nicht im klaren war, ob ich das aussprechen konnte, was ich empfand. "Wusstest du, daß er sich mit exotischen Pflanzen beschäftigt. Er sammelt sie - in seinem Garten." Wirklich interessant für die Claudia, dachte ich. Was interessierte sie es schon, womit sich der Aurelier beschäftigte. Vielmehr wäre es doch interessant zu wissen gewesen, was für ein Mensch dieser Mann war und wie man sich kennengelernt hatte.
    "Dieser Mann sieht nicht nur unverschämt gut aus, er ist auch unglaublich ansprechend! Wenn ich an ihn denken muß, wird mir ganz schwindelig."

  • Ein Aurelius also. Auctor der Acta Diurna und war er nicht kürzlich in den Cursus Honorum gewählt worden? Noch dazu eine ausnehmend angenehme Erscheinung. Wissend begann Antonia zu lächeln.
    "Ja, wir sind uns bereits einige Male über den Weg gelaufen.", antwortete sie auf Celerinas Frage. "Wenngleich nicht oft genug, als dass ich ein qualifiziertes Urteil über ihn abgeben könnte. Doch ich glaube, Aquilius ist recht gut mit ihm bekannt."
    Dass der Aurelier sich mit Pflanzen beschäftigte wusste die Claudia daher nicht und so schüttelte sie den Kopf. Auf die Idee, mit ihm über Pflanzen zu sprechen wäre sie aber ohnehin nicht gekommen.
    "Tut er? Faszinierend."
    Zumindest war es faszinierend in der Hinsicht, dass die Flavia es offensichtlich faszinierend fand.
    Celerinas weitere Ausführungen stimmten Antonia jedoch schon wieder ernster.
    "Wenn ich dir einen Rat geben darf.. mach nicht den Fehler, dich in ihn zu verlieben. Grundsätzlich ist es immer ein Fehler, sich vor der Ehe schon zu verlieben.. so du denn vorhast, noch einmal zu heiraten?
    Und du hast ihn erst dieses eine Mal getroffen?"

  • Das war ja wirklich sehr interessant! Gut zu wissen, daß Aquilius des öfteren mit dem Aurelier verkehrte. So könnte ich ihm bei Bedarf eventuell die eine oder andere Information entlocken.
    War die Claudia gerade noch auf Klatsch und Tratsch aus, wurde sie mit einem Mal sehr viel ernster. Als sie begann, mir einen Rat geben zu wollen, hörte ich besonders gut zu. Ihr Rat widersprach all dem, was ich mir für mich nach dem Tod meines ersten Mannes vorgenommen hatte. Nie wieder wollte ich einen Mann heiraten, den ich nicht wenigstens mochte, oder besser noch, den ich liebte. "Ähm, ja.", antwortete ich verunsichert.
    "Ja, ja, ich habe ihn erst einmal getroffen, doch wir werden uns demnächst zu den ludi scaenici wieder sehen," antwortete ich, nachdem ich meine Sprache wieder gefunden hatte.
    Allerding wurde mir diese ganze Sache etwas suspekt. Ich konnte mir nun überhaupt nicht vorstellen, daß die Claudia nicht zu mir gekommen, um mir Ratschläge zu geben oder über Klatsch und Tratsch zu sprechen. Oder sollte ich mich da geirrt haben?
    "Aber nun zu dir, liebste Antonia! Was hat dich denn nun zu mir geführt?", fagte ich vorsichtig.

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    Auf direktem Wege war Ylva zu ihrer Herrin zurück gekehrt. Den Brief der Aurelierin hatte sie gehütet, wie ihren eigenen Augapfel.
    Noch völlig außer Atem, stieß sie einige hastige Worte hervor. "Do is...is die Antwort...von...von dere Aurelierin!"


    Ich mußte erst einmal diese exotische Sprache auf mich wirken lassen, bevor ich den Brief öffnete. "Und was hat sie gesagt? Hat sie sich gefreut? Sag schon Ylva!" Ich konnte kaum noch der Spannung widerstehen. Ylva indes ließ sich wieder jede Neuigkeit einzeln aus der Nase ziehen. "Jo, gefreut hot se sisch! Un kumme will se aach! Die Sklavin konnte all die Fragen, die auf sie einprasselten, nicht so recht nachvollziehen. Das alles stand doch bereits im Brief!
    Ungeduldig öffnete ich dann den Brief und begann ihn zu lesen.



    Ad
    Flavia Celerina
    Villa Flavia Felix
    Roma



    Salve Flavia Celerina,


    mit großer Freude habe ich deinen Brief erhalten. Es freut mich, dass du unsere Bekanntschaft vertiefen möchtest. Daher möchte ich deine Einladung gerne annehmen und dich in den nächsten Tagen besuchen kommen.


    Ich freue mich schon sehr darauf mit dir ausgedehnte Gespräche über die allerneuste Mode und andere wichtige Themen führen zu können. Und natürlich bin ich schon ganz gespannt die Villa Flavia Felix zu besichtigen.


    Bis zu unserem Wiedersehen verbleibe ich mit den besten Grüßen.


    Vale,


    Aurelia Minervina
    -------------------------------------------------------


    "Oh, sie freut sich! In den nächsten Tagen wird sie kommen. Sie möchte unsere Bekanntschaft vertiefen! Ylva! Ich möchte der Aurelia etwas ganz besonderes bieten, wenn sie mich besucht! Also laß dir etwas einfallen!"


    Ylva glaubte, sich verhört zu haben. Das konnte sie doch nicht ernsthaft gemeint haben! Daraufhin konnte sie gar nichts mehr vorbingen. Zu sehr war sie einmal mehr von ihrer Herrin überrascht.

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