Decima Seiana

  • Schnellen Schrittes platzen Seneca und sein Kamerad ins Cubiculum der Verdächtigten, Seneca war eigentlich überzeugt dass er hier was finden würde, egal was, irgendetwas müsste ihm in die Hände fallen was von nutzen sein würde. "Such alles ab.", raunte Seneca seinem Kameraden zu welcher auch gleich begann in allen möglichen Ecken zu kramen und zu wühlen, immer auf der Suche nach Schriften der Acta, oder sonstigem belastenden Material..

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    Raghnall war gerade in der Casa unterwegs, um… ja, um was eigentlich? So genau wusste er das selbst nicht, außer dass er versuchte, möglichst beschäftigt zu wirken, um irgendwelchen richtigen Aufgaben – die möglicherweise sogar noch anstrengend waren – zu entgehen. Klappte leider nicht immer, vor allem dann nicht, wenn die Decima eine Aufgabe für ihn hatte, weil das auch Vorrang vor jeder echten Arbeit gehabt hätte, die ihm der Maiordomus aufbrummte, aber immerhin: es klappte oft genug, dass es sich lohnte, es einfach immer wieder zu versuchen.


    Im Zuge dieser beschäftigt wirkenden Nicht-Beschäftigung ging Raghnall also am Cubiculum seiner Herrin vorbei, nicht zu langsam, nicht zu zügig, genau so dass er nicht auffiel… als ihm etwas auffiel. Die Tür stand sperrangelweit offen, und drinnen war zu hören, wie rumgekruscht wurde. Der Gallier blieb stehen. Rumkruschen, das war nun so gar nicht der Stil der Decima. Für einen Augenblick überlegte er, ob er einfach weiter gehen sollte, immer eingedenk einer möglichen neuen echten Aufgabe, aber dann siegte doch die Neugier. Er ging die paar Schritte zu der Tür, bis er hinein sehen konnte – und zog überrascht die Brauen hoch, als er zwei Männer in schwarzer Uniform gewahr wurde. Prätorianer. Bei der Decima. Für den Bruchteil eines Augenblicks huschte ein breites Grinsen über sein Gesicht. Normalerweise war er derjenige, der in diesem Haushalt Ärger mitbrachte. Raghnall dämmte sein Grinsen ein, lehnte sich gegen den Türrahmen und räusperte sich dann. „Darf man… erfahren, was ihr da… sucht?“





    SKLAVE - DECIMA SEIANA

  • Seneca und sein Kamerad hörten augenblicklich auf zu wühlen und blickten den Mann stumm an. Dann blickte Figulus den jungen Iunier an und nickte, während der Hüne weiterwühlte. Seneca stellte sich breit in die Tür und blickte dem Mann ausdruckslos ins Gesicht..


    "Es sind laufende... Nennen wir es Ermittlungen gegen die Herrin des Hauses. Wir suchen bestimmte Dinge.", mehr wollte er nicht verraten, denn es hätte ja sein können das der gute Mann genau diese Dinge wegschaffen würde, und das wollte natürlich niemand...
    ...Außer vielleicht Seiana selbst...
    "Wer bist du überhaupt? Ein Decimer?", raunte Seneca den Mann an, nicht wissend dass es ein Sklave war, man kann ja selbst als Prätorianer nicht auf alles achten..

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    Beide Schwarzröcke hörten kurz auf und sahen zu ihm, und Raghnall beschloss – weil sie beide so, so... steif dreinsahen – ihnen ein fröhliches Lächeln zuzuwerfen. Es gab kaum etwas besseres, schlecht gelaunte, griesgrämige oder auch einfach nur todernste Menschen durch simple Freundlichkeit aus dem Konzept zu bringen.


    Das Lächeln wurde belustigt, als einer der beiden zu sprechen begann. Laufende Ermittlungen gegen die Hausherrin. Also ging es tatsächlich gegen die Decima. Obwohl Raghnall seiner Herrin loyal war – und obwohl er auch nicht dumm war –, machte er sich dennoch nicht wirklich Gedanken über die Konsequenzen dessen. Es gab immer irgendwie einen Weg, sich herauszuwinden. Gut, dass er als Sklave geendet war, sprach nun nicht unbedingt für diese Überzeugung... aber er blieb trotzdem dabei, denn immerhin: schlecht ging es ihm ja nicht. „Ich? Nein, ich gehör zum Inventar“, antwortete er dann mit einem leichten Schulterzucken, während er beobachtete, wie der andere Prätorianer weiter Kisten, Regale, Schubladen durchsah. Er hoffte, dass nicht er der Dumme war, der das am Ende wieder aufräumen musste. „Ein Sklave der... Herrin des Hauses“, führte er dann weiter aus, bewusst die Formulierung des Prätorianers wählend, während er nun den Sprecher wieder mit einem angedeuteten Grinsen ansah. „Um was geht’s denn?“





    SKLAVE - DECIMA SEIANA

  • Ein Sklave also, dachte sich Seneca und blickte weiter schlecht gelaunt drein... "Tritt ein Sklave, und setz dich, vielleicht kannst du uns noch von nutzen sein.", sagte Seneca und trat aus der Tür raus ein Stück zur Seite um den Sklaven den Zugang zu ermöglichen,
    "Wir suchen Dokumente der Acta Diurna, alles was wir finden können, Skripte, Korrespondenzen zwischen den Mitarbeitern, Arbeitsanweisungen, Notizen zu laufenden Recherchen und ähnliches. Wenn du etwas weißt, bitte ich, und rate ich dir, dass du uns unter die Arme greifst bevor wir hier in Kleinstarbeit die komplette Casa auf den Kopf stellen müssen., Seneca nickte mit seinem Kopf in Richtung seines Kameraden Figulus, welcher weiter Schublade um Schublade, und Kiste um Kiste durchwühlte, auf den Boden auskippte, und das Zimmer in ein tiefes Chaos stürzte..

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    Och schade. Keine Reaktion, jedenfalls keine ersichtliche. Der eine wühlte weiter, der andere brummelte weiter. Raghnall ließ sich von der schlechten Laune allerdings nicht anstecken, sondern strahlte weiter diese vage Fröhlichkeit aus, ohne dabei allzu offensichtlich zu grinsen. Er trat ein wie geheißen, machte es sich in einem der Korbstühle bequem – ebenfalls wie geheißen, immerhin hatte er sich ja setzen sollen – und sah den beiden Prätorianern weiter zu. Natürlich war ihm bewusst, dass das hier Ärger bedeuten konnte. Andererseits gab es doch nichts besseres als ein bisschen Ablenkung vom üblichen öden Dasein, und damit meinte er nicht mal so sehr sein eigenes – er organisierte sich schon Ablenkung, wenn er welche brauchte –, sondern auch das der Decima, denn dass die Frau kaum etwas anderes tat als zu arbeiten, bekam wohl jeder hier im Haus mit.
    Aber natürlich hatte auch Raghnall nichts gegen ein bisschen Ablenkung einzuwenden, schon gar nicht wenn sie ihm schon so bereitwillig vor die Füße fiel ohne dass er etwas tun musste – also wollte er mal ein wenig von Nutzen sein, wie der Prätorianer es gesagt hatte. Kurz überlegte er, wie sehr er von Nutzen sein sollte, immerhin war da auch noch die unumstößliche Tatsache, dass die Unordnung irgendwer würde aufräumen müssen... Aber da überwog dann doch seine Loyalität gegenüber der Decima, und er beschloss darauf zu setzen, dass jemand anders aus der Sklavenschaft der Depp sein würde, der den Mist hier aufräumen musste.
    „Ich würd's mal beim Schreibtisch probieren“, sagte er also äußerst hilfreich.





    SKLAVE - DECIMA SEIANA

  • Das leichte Grinsen hätte Seneca dem Sklaven am liebsten beidseitig ausgetrieben, aber sein Gefühl sagte ihm dass der Kerl noch zu irgendwas gut sein müsste, also beließ er bei einem grimmigen Brummen...
    "Im Schreibtisch sagst du?", fragte er eher rhetorisch und begab sich rüber um äußerst ruppig zu wühlen. Den ganzen Kram holte er hervor und verteilte ihn auf der Tischplatte um besser sehen zu kennen was da vor ihm lag, während sein Kamerad Figulus den Rest des Zimmers bereits in ein episches Schlachtfeld verwandelt hatte, ohne irgendwas nennenswertes zu finden...
    "Servus, wie ist ein Name?", fragte der Iunier im rauen militärischen Ton, der eine gewisse Authorität vermitteln sollte, vielleicht würde der Sklave ja seine Herrin ans Messer liefern, wenn man den Druck nur ein wenig erhöht..

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    Tatsache. Hatten die noch nicht im Schreibtisch nachgeschaut. Raghnall hätte gedacht, dass das der erste Ort gewesen war, an dem die beiden gewühlt hätten – er hätte jedenfalls zuerst da nachgesehen, wenn er Unterlagen gesucht hätte. Aber gut, die Prätorianer waren ja nun nicht darauf angewiesen, möglichst schnell etwas Brauchbares zu finden. Waren ja keine Diebe... Die konnten sich wohl alle Zeit der Welt lassen und einfach der Reihe nach vorgehen, um nur ja nichts zu übersehen, nicht mal die kleinste Truhe. Sich hoch interessiert gebend sah er dem Prätorianer dabei zu, wie er sich nun an dem Schreibtisch zu schaffen machte und jede Menge Tafeln und Papyrusrollen zutage förderte. Er fragte sich, ob sie die einfach alle mitnehmen würden... oder sich hier erst mal die Mühe machten, die Dinger wenigstens oberflächlich durchzusehen und eine Auswahl zu treffen.
    „Raghnall“, antwortete er beiläufig, als er nach seinem Namen gefragt wurde. „Und deiner?“





    SKLAVE - DECIMA SEIANA

  • "Das hat dich nicht zu interessieren!", raunte Seneca den Sklaven an, langsam reichte es dem Iunier in schwarz aber gewaltig, irgendwo müsste doch was zu finden sein, Figulus erhob sich und schüttelte leicht den Kopf, langsam wurden die beiden fuchsig, der große Prätorianer packte sich den Sklaven am Arm, während Seneca sich direkt vor ihn stellte, "Jetzt hörst du mir zu Sklave! Mir langt es, dein blödes Grinsen, deine gestellte Unwissenheit, du ignorierst unsere Fragen, Fragen der Prätorianer.", Seneca schnaufte fast vor Wut, was sich dieser Sklave rausnahm, gegenüber der Garde, das hatte er nichtmals bei wesentlich besser bestellten Römern erlebt. Er packte alle möglichen Papiere zusammen auf einen Haufen die auch nur im entferntesten mit der Acta zu tun haben konnten, irgendwas würden sie schon finden..

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    „Tut's aber“, brummte Raghnall, diesmal allerdings wohlweislich deutlich leiser. Er spielte gern, aber verrückt oder lebensmüde war er dann doch nicht. Und beim Grenzen austesten ging es ja auch nicht darum, diese dann zu überschreiten... sondern sich geschickt auf diesem schmalen Grat des Niemandslands dazwischen entlang zu hangeln. Im Moment kippte er grad zur anderen Seite, das wurde im spätestens bewusst, als der Große ihn plötzlich unsanft packte und der andere ihn anraunzte, aber Raghnall freute sich zu sehr darüber, endlich eine Reaktion bekommen zu haben, als dass er sich davon die Laune hätte verderben lassen können. „Na aber was denn, ich hab doch jede Frage beantwortet! Und ihr habt im Schreibtisch jede Menge Unterlagen gefunden, könnt ihr da nichts brauchen?“ Mussten sie halt weitersuchen, hätte er am liebsten gefeixt, aber das wäre dann doch zu weit gegangen, das war ihm klar. Ein kurzer Blick auf die Unterlagen sagte ihm allerdings, dass sie da doch wohl das ein oder andere Interessante zutage gefördert hatten schon. Mussten sich nur die Mühe machen, das Zeug zu lesen... Aber da waren Berichte von Acta-Mitarbeitern dabei, so viel konnte er erkennen, ebenso wie ein paar Briefe. Dass die Prätorianer auch ihre private Post durchstöberten, würde der Decima gar nicht gefallen, vermutete er.





    SKLAVE - DECIMA SEIANA

  • Als der aufmüpfige Sklave es nicht lassen konnte immernoch Widerworte zu geben, erhöhte Figulus den Druck auf den Arm des Mannes. Seneca band derweil alle möglichen Akten und Briefe und eigentlich jedes Papier auf einem Stapel zusammen, und zurrte alles fest. In der Castra, oder später, noch im Hause der Decima, das würde sich noch klären, würden sich die Prätorianer die Dokumente ansehen. Seneca zuckte mit den Schultern, irgendwas hatten sie sicherlich gefunden, und auch die anderen Kameraden im Rest der Casa welche teilweise deutlich zu hören waren, kämen bestimmt nicht mit leeren Händen zurück..


    "Hör zu Großmaul, ich rate dir für jetzt, und für die Zukunft dein Wesen zu zügeln. Mit Männern der Garde geht man nicht so um, oder besser gesagt, kein zweites Mal. Wir können auch anders. Hast du das verstanden?!", verdeutlichte Seneca dem Mann, eigentlich war dieses drohen ja nicht seine Art, aber manchmal musste man auch den Prätorianer raushängen lassen, und wann bot sich bitte die Chance besser als jetzt?
    "Gibt es noch ein Arbeitszimmer hier? Oder Archive?", fragte Seneca noch während er das festgepackte Papierbündel in einen Leinensack packte..

  • Raghnall:
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    Ouh, das war nicht mehr fein, fand Raghnall, als sich der Druck auf seinen Arm noch verstärkte. Humor besaßen die Schwarzröcke ganz offensichtlich nicht, jedenfalls diese beiden nicht, so viel war nun klar. Die Bezeichnung Großmaul allerdings hörte er nicht zum ersten Mal, genauso wenig wie die Aufforderung, sich zu zügeln – und würde es vermutlich auch nicht zum letzten Mal hören. Es brannte ihm auf der Zunge, wieder Kontra zu geben, nicht aus Prinzip, nicht weil er sich ungerecht behandelt fühlte, sondern einfach nur, weil es SO schön gewesen wäre, den Prätorianer nun nachzuäffen – Uuuh, wir können auch anders… –, und, natürlich, weil ein Teil von ihm dann doch irgendwie wissen wollte, wie weit er gehen musste, um sich eine zu fangen. Das mit der Balance auf der Grenze war ja nun eh schon dahin…


    Raghnall ließ sich nichts davon anmerken, dass der Druck so langsam unangenehm wurde, und lächelte weiterhin. „Oh, ja. Perfekt verstanden!“ Er konnte es nicht lassen. Er sagte, was der Prätorianer hören wollte, aber er schaffte es nicht, den angemessenen ernsten Klang hineinzulegen. Oh, sicher, er lachte nicht, er triefte auch nicht vor Ironie oder klang patzig… Aber es schwang immer dieser leichte Anklang der Amüsiertheit mit, die er die ganze Zeit schon empfand. Die Situation hatte einfach eine gewisse Komik, fand er jedenfalls – natürlich konnten das die Prätorianer weder wissen noch nachvollziehen, aber er hatte seinen Spaß daran, dass die Decima sich Ärger eingefangen hatte, nicht weil er sie nicht mochte, sondern weil er fand, dass es mal Zeit wurde. Man lebte doch nicht wirklich, wenn nicht zwischendurch etwas Aufregendes passierte. „Joah… andere Decimi haben schon Arbeitszimmer…“, antwortete er, immer noch im Griff des Prätorianers. „Aber nicht Decima Seiana, die arbeitet hier. Meistens. Archive gibt’s nicht… Aber eine Bibliothek.“ Da arbeitete die Decima auch manchmal. Sie arbeitete auch manchmal im Tablinum oder im Hortus, wenn das Wetter es zuließ, aber da verstaute sie nichts. War aber im Grunde auch egal, denn was er so hören konnte, blieb da sowieso nichts verschont.





    SKLAVE - DECIMA SEIANA

  • Dieses Lächeln, dieses entnervende Lächeln. Seneca stellte sich allerlei "lustige" Situation vor, welche Raghnall, wie auch immer man diesen Namen aussprechen sollte, das Grinsen schon austreiben würden. Bei den Prätorianern lernte man da so allerlei Taktiken.
    Nachdem die vermeintlich wichtigen Dokumente der Decima verpackt waren, richtete sich das Augenmerk auf die Bibliothek..
    "Wir gehen in die Bibliothek, du kommst mit Ragh.. nall.. Rag.. Ach ist mir egal, du führst uns hin Sklave.", rettete sich Seneca und gab Figulus das Zeichen den Mann "hochzuhelfen", dieser Hüne riss ihn katapultartig aus seinem Stuhl und schubste ihn dann in Richtung Tür..
    "Beweg dich.", raunte Figulus den Sklaven an, man hatte ja auch nicht ewig Zeit und konnte sich auch besseres Vorstellen als den decimischen Hausrat zu durchwühlen.
    "Diese Decima, behandelt sie dich gut?", fragte Seneca für diese Situation vielleicht schon etwas auffällig ruhig, aber vielleicht hegte der Vorlaute Unfreie ja einen Groll gegen seine Herrin und würde sich noch als nützlich erweisen..

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    „Raghnall“, soufflierte der Angesprochene hilfreich, „Ragh… ja, genau. Nall. Raghnall.“ Und kaum war ihm das über die Lippen gekommen, wurde er auch schon hochgerissen und quasi halbwegs zur Tür geworfen. So langsam… also, vielleicht sollte er sich doch ein wenig zusammenreißen. Ein wenig. In seinen Augen funkelte es immer noch verschmitzt, aber er bemühte sich nun wenigstens für einen halbwegs ernsthaften Gesichtsausdruck. Die Prätorianer machten nicht den Eindruck, als sei mit ihnen gut Kirschen essen, und auf eine Tracht Prügel war er nun beim besten Willen nicht aus. Wenn ein wenig grob mit ihm umgesprungen wurde, hatte er kein Problem, aber seine Zähne wollte er schon noch behalten, und es wäre ihm auch unrecht, wenn andere wichtige Körperteile in den nächsten Tagen nur eingeschränkt nutzbar waren. Für seine Verhältnisse recht brav also führte er die beiden Schwarzröcke zur decimischen Bibliothek. Allein, der Prätorianer machte es ihm schon wieder schwer, nicht amüsiert zu grinsen. Und das wieder aus einem Grund, den er gar nicht wissen konnte. Ob die Decima ihn gut behandelte? Natürlich tat sie das. Sie behandelte ihre Sklaven generell nicht schlecht, aber er hatte noch mal einen Sonderstatus bei ihr, und das wusste er. Nach Elena, die sie fortgeschickt und freigelassen hatte, war er derjenige, der sie am längsten kannte. Der auch noch ihre Mutter gekannt hatte – wichtiger noch: der das Vertrauen ihrer Mutter genossen hatte, trotz mancher Eskapaden. Und das war ein Schwachpunkt bei der Decima, den er für sich zu nutzen verstand. Er war immer noch Sklave, daran gab es nichts zu rütteln, aber seine Grenzen waren deutlich laxer gesteckt als bei den anderen, und er war auch der festen Überzeugung, dass er das verdiente. Immerhin konnte er ihr auch Dienste leisten, die andere nicht bringen konnten, und damit meinte er nicht nur, dass er es ihr gelegentlich besorgte.


    Nach einem kurzen Moment des Zögerns also, der hauptsächlich dem Kampf um Selbstbeherrschung geschuldet war, nickte Raghnall. „Ja, tut sie. Man kann’s als Sklave deutlich schlechter treffen als hier“, antwortete er recht neutral, während sie nun die Bibliothek erreichten, wo er ihnen sogar die Tür aufhielt.





    SKLAVE - DECIMA SEIANA

  • Nachdem die Prätorianer verschwunden waren, wusste Seiana zunächst nicht wohin. Sie hatte… nicht die… geringste… Ahnung, wohin. Oder was tun. Wie in Trance bewegte sie sich zu ihren Räumlichkeiten, und wie erstarrt blieb sie dann in der Tür stehen, als sie das Chaos sah, dass die Männer angerichtet hatten. Fassungslos starrte sie darauf, stand einfach da, bis plötzlich, ohne Vorwarnung, die Anspannung in sich zusammenfiel, die sie bis jetzt aufrecht gehalten hatte. Ihr Magen begann zu flattern, ihr Atem ging schnell und immer schneller, bis sie meinte keine Luft mehr zu bekommen, und zugleich wollte sich ein Heulkrampf seinen Weg nach außen bahnen, den sie nur mit äußerster Mühe bekämpfen konnte. Sie schnappte nach Luft wie ein Fisch auf dem Trockenen und keuchte, wimmerte, während sie sich mit dem Rücken gegen den Türrahmen lehnte und den Oberkörper nach vorne neigte, die Hände auf die Oberschenkel gestützt, und gegen die Panikattacke ankämpfte, um Kontrolle über ihren Körper rang.


    Sie wusste nicht, wie lange sie so da stand. Als sie schließlich wieder aufsah, bemerkte sie Sklaven um sich herum, die sie ansahen, besorgt, erschrocken. Seiana fuhr sich über ihr Gesicht und machte dann eine Handbewegung in das Cubiculum hinein. „Räumt das auf.“ Ihre Stimme klang so rau, dass sie für einen Moment selbst erschrak, aber die Sklaven spurten, verteilten sich, und sie war froh, dass sie nicht mehr angesehen wurde – nur noch von Raghnall, der als einziger bei ihr geblieben war. Aber der sah sie auch nicht so besorgt an. Ernst, was eher unüblich für ihn war, aber nicht besorgt oder gar erschrocken. „Ja?“



    Er fragte nicht, ob alles in Ordnung war. Das war nicht seine Art, und sie vermutete, dass er sie zudem auch gut genug kannte um zu wissen, dass sie so etwas gar nicht hören wollte. So oder so war sie dankbar dafür. Stattdessen deutete er ein Achselzucken an und wies mit einer Kopfbewegung in die Räume hinein, in denen sich nun Sklaven daran zu schaffen machten, das Chaos zu beseitigen. „Ich war dabei, als sie da drin waren. Und in der Bibliothek.“
    „Ist irgendwas Erwähnenswertes passiert? Haben sie etwas Wichtiges gesagt?“
    „Na ja. Sie haben ein paar Fragen gestellt, zu dir, zu Acta-Mitarbeitern, ob du Besuch kriegst, so was. Ich glaub nicht, dass ich sie zu ihrer Zufriedenheit beantwortet hab, aber… sagen wir mal sie haben aufgegeben.“
    Seiana schloss kurz die Augen. „Muss ich mit einer Beschwerde rechnen?“
    Das entlockte dem Gallier ein leichtes Grinsen. „Ich glaube nicht.“
    „In Ordnung. Dann will ich gar nicht wissen, was genau passiert ist.“ Sie zögerte kurz. „Lauf zum Domus der Acta. Sag niemandem, dass die Prätorianer hier waren, aber… sorg einfach dafür, dass kritische Unterlagen verschwinden. Ich will nicht dass da auch noch jemand in Schwierigkeiten gerät.“ Raghnall nickte. „Und sei unauffällig. Du weißt, wer da meine Vertrauten sind, aber sag auch ihnen nur so viel wie unbedingt nötig. Sag einfach, dass das eine Anweisung von mir ist, das muss reichen. Und dass mir das sonst ja keiner mitbekommt.“ Mit einer Handbewegung entließ sie den Gallier.

  • Seiana stand am Fenster in ihrem Cubiculum und sah hinaus – was eine ihrer Lieblingsbeschäftigungen geworden war, jedenfalls dann, wenn sie grübelte. Was sie im Moment durchaus schon wieder tat. Marcus hatte einen Gast ankündigen lassen, und da sie in der Regel nicht einfach so Besuch bekam, ging sie davon aus, dass dies jener Gast sein würde, den ihr der Duccius vor wenigen Tagen angekündigt hatte. Ein Schauer lief über ihren Rücken, und unwillkürlich verschränkte sie die Arme. Sie hatte mit dem Duccius nicht mehr gesprochen über diese Sache, seit sie sich bei Magnus' Beerdigung begegnet waren. Sie hatte ihn seither nicht einmal mehr gesehen, und dennoch war die Bedeutung seiner Äußerungen damals eindeutig gewesen, oder jedenfalls glaubte sie das. Rache. Etwas anderes als Rache konnte er nicht meinen, wenn er sagte, dass sie etwas gemein hatten in ihrer Abneigung gegen einen Sicinius, und dass er deswegen auf sie zukommen würde. Und sie wollte Rache – nach dem Gespräch mit dem Duccius war ihr das klar geworden. Es war im Grunde schon vorher klar gewesen, sie hatte diesen Gedanken nur nie zugelassen. Aber sie wollte Rache, für das was geschehen war, für das was sie danach erlebt hatte, für das was sie selbst heute noch hin und wieder heimsuchte. Sie war sich nur nicht ganz so sicher, wer nun dieser Besuch war und was er wohl anbieten würde – ob der Duccius tatsächlich dasselbe im Sinn hatte wie sie.


    Egal was er allerdings im Sinn hatte, es ging um ein delikates Thema, eines, von dem sie ganz sicher nicht wollte, dass es irgendwelche unerwünschten Ohren erreichte. Jetzt, wo Faustus heimgekehrt war und sie wohl den Praefectus Praetorio heiraten würde, wenn denn alles glatt lief, noch viel weniger. Allein deshalb schon musste sie irgendwie dafür sorgen, dass der Sicinius zum Schweigen gebracht wurde. Bisher hatte er keinen Ton von sich geben, nicht dass sie wüsste jedenfalls, aber wenn bekannt wurde, wenn sie heiraten würde... überlegte er sich vielleicht doch noch einmal. Sie wollte weder erpressbar sein noch sich irgendwie zum Gespött machen – und erst recht nicht dieses fragile Bündnis mit dem Terentius gefährden.
    Entsprechend hatte sie den Gast in ihr Cubiculum bitten lassen, etwas, das sie selten tat – obwohl ihre privaten Räume ihr auch als Officium dienten, was einem Teil davon auch anzusehen war, hielt sie diese in der Regel auch privat und empfing keine Besuche hier. Aber es gab immer Ausnahmen, und das hier gehörte dazu.


    Als sie ein Klopfen an der Tür hörte, drehte sie sich mit einem „Herein“ um, blieb aber vor dem Fenster stehen. Im Gegenlicht des Sonnenscheins, der hereinfiel, würde sie nicht sofort so gut zu erkennen sein wie ihr Gegenüber, und das war durchaus beabsichtigt von ihr. Mit einer angedeuteten Kopfbewegung bedeutete sie dem Sklaven, zu verschwinden – dass sie jetzt um keinen Preis mehr gestört werden wollte, hatte sie ihm zuvor schon eingeschärft –, und wandte sich dann ihrem Besucher zu. „Salve, Cispius. Du wolltest mit mir sprechen?“

  • Aulus Amatius Corvus
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    "Nein.", sprach Corvus ohne die Decima zu grüßen, gleich zur Sache kommend. Hausbesuche hatten immer etwas gegen sich, und das bestand vor allem darin, dass man nie wusste was auf der anderen Seite der gekalkten Mauern wartete. "Aber ich wurde überzeugend... genug... gebeten hierher zu kommen, um bei einem speziellen Problem zu helfen."
    Sein Blick taxierte die Einrichtung des Cubiculums genauest, als wäre jedes Stück von besonderem Interesse für ihn. War es schließlich auch, wer wusste schon, unter welchen Umständen es von Nutzen sein konnte sich hier auszukennen? Nicht nur einmal hatte er in die verblüfften Gesichter ehemaliger Kunden geblickt bevor deren Augen leer wurden.. besser, man war auf jede Wendung vorbereitet, und das Leben offenbarte nicht selten einen Hang zur Ironie.
    Als sein Blick auf der Decima, die immerhin zu den mächtigsten unverheirateten Frauen Roms zählte, war er jedoch so unnahbar, distanziert und kalt, als wäre er gar nicht hier. Als wäre es eben nicht eine der mächtigsten Ledigen Roms, sondern irgendeine der Dirnen, die mehr oder minder freiwillig sein bürgerliches Ich aufrecht erhielten.


    "Wer ist es?"

  • Eine Augenbraue wanderte nach oben, als Seiana das Nein hörte. Aber sie sagte nichts weiter dazu. Dass der Mann hier war, hatte sicher seinen Grund, und er war hier. Ob er mit ihr nun eigentlich sprechen wollte oder nicht, spielte wohl keine Rolle. „Wurdest du“, stellte sie fest, zwar formuliert wie eine Frage, aber im Tonfall einer Tatsache, und sie erwartete darauf nicht wirklich eine Reaktion. Natürlich fragte sie sich, was der Duccius wohl angebracht hatte, um so überzeugend zu sein... und was sie ihm dafür schuldig war. Aber sie bezweifelte doch stark, dass der Mann hier – Cispius oder wie auch immer er heißen mochte – ihr darüber etwas erzählen würde. Tat er es doch, wäre es ein Grund auf seine Dienste zu verzichten.


    Sie wartete, mit einer äußerlichen Ruhe, die sie innerlich nicht wirklich empfand, bis der Cispius seine Musterung abgeschlossen hatte und sich wieder ihr zuwandte – und war überrascht, als er so unverblümt nach einem Namen fragte. Nicht mehr. Nicht was, nicht wie, nicht warum. Hatte der Duccius tatsächlich schon so weit alles abgesprochen? Oder gehörte dieser Mann hier zu denen, die man nur für eine bestimmte Art von Auftrag anheuerte „Sicinius“, antwortete sie. „Appius Sicinius Ruga, um genau zu sein.“ Sie musterte den Cispius. Er legte eine Art an den Tag, so kühl und distanziert, die ihr entgegen kam. Die sie sogar angenehm empfand. Sie konnte nicht viel mit Schmeicheleien anfangen – bei manchen Männern verunsicherten sie sie, bei vielen langweilten oder nervten sie sie allerdings auch. Und sie hätte nicht viel damit anfangen können, wäre er anzüglich geworden. Oder hätte sich ein Maß an Vertrautheit herausgenommen, das ihm nicht zustand. Nein, Distanz, das lag ihr, damit kam sie gut klar, und für sie war das zudem auch ein Zeichen von Professionalität. „Was wurde schon abgesprochen?“ Sollte er erst mal erzählen, dann konnte sie immer noch genauer nachfragen, wo ihr Punkte unklar erschienen.

  • Aulus Amatius Corvus
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    Eine Augenbraue wanderte nach oben, als sie den Namen einer alten plebeischen Gens, die ihre glorreichen Zeiten lange hinter sich gelassen hatten. Aber es waren Senatoren.. und Vala hatte ihm genau das versprochen. Der Name Ruga allerdings sagte ihm zuerst nichts, bevor er sich vage daran erinnerte, dass dieser der Sohn des sicinischen Senators Labienus war. Ein Senatorensöhnchen, kein Senator. Enttäuschung machte sich in Corvus breit, vor allem Enttäuschung über die Versprechungen des unseligen Duccius, der ihn gelockt hatte mit der Möglichkeit sein Messer endlich in senatorisches Blut tauchen zu können. Nun, er würde das... allerdings anders, als er erwartet hatte.


    "Das wird teuer...", überging er ihre Frage nach dem bereits abgesprochenen, allerdings entsann er sich einen Moment später der Tatsache, dass diese Frage vor allem von jenen gestellt wurde, die keine Erfahrung mit den Leistungen seiner selbst gemacht hatten, "Es gibt nichts zu klären... ich brauche einen Namen. Und Geld."
    Seine dunklen Augen ruhten weiterhin auf der Decima, sein Gesicht emotionslos, als würde es sich um bei der Ware um ein schlichtes Ei handeln, und nicht um das stehende Herz eines Menschen.
    "So du keine.. Sonderwünsche.. hast. Die haben allerdings ihren Preis."

  • Seiana erwiderte seinen Blick regungslos, und sie zuckte auch mit keiner Wimper, als er davon sprach, dass es teuer werden würde. Dass das, was der Mann offensichtlich bot, nicht billig zu bekommen war, war nicht schwer zu erraten. Und es gab also nichts zu klären… hätte sie nicht im Grunde schon die an Sicherheit grenzende Vermutung gehabt, um was es ging, hätte sie spätestens jetzt Gewissheit gehabt. Wäre es einfach nur um einen Denkzettel gegangen, irgendeine andere Art der Rache, dann hätte es etwas zu besprechen gegeben. „Einen Namen hast du“, antwortete sie ruhig. „Wie viel?“ Das war das einzige zu klären, scheinbar. Und die Sonderwünsche. Sie war sich selbst nicht einmal so sicher, ob sie welche hatte. Ob sie… reichte es ihr, wenn der Sicinius einfach nur starb? Die Gewissheit, dass er tot war? Nein, wisperte eine Stimme in ihr… und vor ihrem inneren Auge begannen blutige Szenen zu flimmern. Ohne dass sie es bemerkte, wurde ihr Gesichtsausdruck hart. „Und wie viel mehr, damit er leidet?“

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