Ludi Apollonii Alexandriae

  • "Mimimimimiiiiii." Apollo saß auf einer Wolke mit seinem Lieblingsspielzeug, der Kithara, die er gerade stimmte. Doch eine Saite war um einen Halbton zu tief, das betrübte den Gott der Musiker. *Pling*


    Ein Windstoß kam auf und verebbte wieder.


    Mit geübtem Griff spannte der Gott die Saite, bis der exakte gewünschte Ton gefunden und die Kithara eine vollendet harmonische Tonfolge spielte. Das erfreute den Gott der Musiker und er konnte sich nun dem Opfer zuwenden. Neugierig lugte er hinunter. Also eigentlich hätte er auch gerne ein Stier gehabt, ein Kalb angesichts der Spiele, die man zu seinen Ehren veranstalten wollte, kam ihm da schon ein wenig mickrig vor. *Pling*


    Erneut frischte der Wind auf und wirbelte etwas Sand auf.


    Nun gut, er war gnädig gestimmt, das Opfertier hatte keine Makel und er hatte schon den Nektar kalt gestellt und die Ambrosia knabberfertig gerichtet. Allerdings erwartete er sich jetzt von den Sterblichen ein gutes Unterhaltungsprogramm.

  • Nun da sich seine Leute unter die Menge gemischt hatten genemigte sich Cleonymus ersteinmal einen kleinen Rundgang bei dem er zum einen das Opfer beobachtete und zum anderen die hier anwesenden Gäste ...


    Als Cleonymus dem Buffet näher kam änderte er seinen Kurs um erst einmal etwas zu essen und zu trinken, schließlich hatte auch er in gewisser weise dafür bezahlt ... als Mitglied des Prytaneion ...

  • Nikolaos hatte den Windhauch bemerkt, der den Staub auf dem Boden der Orchestra aufgewirbelt hatte, feinen, teils blutigen Staub. Die Priester besahen das Opfertier und dann den Himmel. Hätten sich Wolken an diesem befunden, hätte das ein Zeichen sein können.
    Nach einigem Wartens wurde das Opfertier fortgeschafft, von Opferhelfern, die in schimmernde Gewänder gehüllt waren, diese Gewänder wurden nun mit Blut, dem grauen Brei im Inneren des Kopfes und Knochensplittern besudelt. Der Altar wurde von einem Priester gereinigt, Rosmarinwasser wurde versprüht, mit Weihrauch die orchestra bestäubt, begleitet wurde dies von den feinen Klängen einer einzigen Kithara.
    Dann trat wieder Stille ein. Der oberste der Priester trat zum Altar.
    "Wir danken dir Apolle
    dass du unser Opfer
    annahmst und hoffen
    auf deine Gunst und
    Gnade für die Polis und
    den Basileus und seinen
    Vertreter in Alexandria."


    Dass der Basileus selbst göttlich war, wurde verschwiegen, denn es hätte den Apollon neidisch stimmen können. So zumindest dachten die Priester. So aber wurde es weder verneint (was wiederum Gotteslästerung wäre) noch besonders betont.
    Die Auloi wurden geblasen, die Priester sammelten sich zu einem Zug und schritten in einer geschlossenen Einheit aus der orchestra in vorderen Sitzreihen, wo ihnen Plätze freigehalten waren. Ihre blutigen Gewänder wechselten sie nicht, denn das Blut eines Opfertieres galt ihnen als rein und es an der Kleidung zu tragen somit nicht als miasma.
    Die Musikanten drängten nun mit ihren Instrumenten in den Vordergrund, da das Opfer vorbei war, und sie für einige Augenblicke die einzige Unterhaltung im Theatron boten. Jeweils ein Aulist und ein Kitharöde wechselten sich mit solistischen Einlagen ab. Währendessen wurde hinter der Scené die Aufführung des ersten Dramas vorbereitet. Die Musik diente der Übertönung der aufgeregten Stimmen der Schauspieler, dem Kistenrücken, dem Geflatter ihrer Gewänder, dem Zischen des Mannes, der dieses Schauspiel leitete.

  • Nach dem erfolgreich vollzogenen Opfer fiel die erste Anspannung von Germanicus Corvus ab.
    Während der Zeremonie hatte er noch gestanden. Jetzt ließ er sich auf seinem Platz nieder und rieb sich erwartungsvoll die Hände.
    “Welches Stück wohl den Anfang macht?“, fragte er laut in die Runde seiner Begleiter, ohne jedoch einen bestimmten dabei anzusehen. Er selbst hatte leider nicht die blasseste Ahnung von dem Spielplan, der sie erwartete.

  • Das Opfer hatte sie interessiert und gespannt verfolgt so wie sie es immer mit Opfern tat. Nachdem dieses nun erfolgreich abgehalten wurde und vom angesprochenen Gott angenommen wurde, sollten die VOrstellungen nun beginnen. Sehr glücklich hatte sie die Möglicheit zum Sitzen nun genutzt und es getan. Es war trotz der Schwierigkeiten, die man im Sitzen hatte noch angenehmer als das Stehen.
    Ich kann dir leider keine Antwort auf deine Frag egeben. Mtir ist leider bisher kein Programm untergekommen und ich konnte mich bis heute morgen auch noch nicht so ganz damit auseinander setzen und beschäftigen. Dieses Ereignis kam doch ein wenig überraschend.
    Wie sollte man sich auch mit etwas beschäftigen von dessen Existenz man am Morgen noch nichts wusste. Sie würde sich also genauso überraschen lassen miüssen sollte kein anderer helfen können. ;)

  • Die Frage des Praefectus konnte ich ebenfalls nicht beantworten. Mir schien als ob es eine Art Überraschung sein sollte. Niemand sollte sich auf etwas Vorbereiten können. Nun, ein Experiment. Gespannt wartete ich auf den Beginn.


    ... hoffentlich suchte Silanus uns einen Platz in den hinteren Reihen ...

  • Am Rand der scené erschien ein Ausrufer. Er ließ seinen Blick über die Sitzreihen wandern, bevor er zu schreien begann: "Hört! Nun wird euch ein Spiel geboten von einem Mann, den ihr sicher kennen werdet. Er wird den Anfang machen, doch er verbirgt sich. Denn nicht ihn sollt ihr bestaunen sondern sein Werk.
    Zuerst wird ein Bocksgesang geboten, dann ein Festgesang, schließlich das freche Spiel mit beidem. Dies alles weihen wir Apollon. Möge er er sich erfreuen, wie schon auch er das Opfer angenommen hat.


    Freut euch auf und bejubelt
    Milos als Aristides
    Kalthymos als Hesperis
    Agamemmon als Menander
    und auf viele andere in vielen anderen


    in Arktos tou Aristidou"

    Der Ausrufer verschwandt rasch.

  • Der Chor erhob sich. Zuvor hatte er am Rande der Orchestra gesessen. Begleitet von Auloi stimmte er einen ersten Gesang an:
    "Das Opfer wird dir dargebracht, o Apolle, und es wird auch euch ein Opfer sein, ihr, die sitzt und schaut.
    Welches Gewicht hat die Pflicht des Sohnes gegenüber seinem Vater, wenn der Vater lügt und feige ist?
    Doch welches Gewicht hat das Leben eines Sterblicher, wenn er die Götter beleidigt?"


    Vor der scené erschienen nun Aristides und Hesperis. Der Darsteller von Aristides trug die Maske eines jungen Mannes mit kurzem Bart, der Darsteller der Hesperis trug die Maske, auf der das Gesicht einer zarten, jungen Frau gemalt war. Ihre Haut war weiß, ihre Augen dunkel, die Lippen tiefrot, um die Augen war blauer Schatten gemalt.


    Aristides: "O Heperis-"


    Heperis: "Sprachst du schon mit Vater?"


    Aristides: "Ich traute mich nicht, denn Zweifel hatten mir den Schlaf geraubt in letzter Nacht. Das Zirpen der Grillen im Garten erschien mir wie der Chor von vielen mahnenden Stimmen. Die Eule schien mich warnen zu wollen."


    Heperis: "Wovor, Geliebter, wovor? Vater mag dich, du bist ihm wie ein Sohn. Er wird nicht zürnen, er wird sich freuen."


    Aristides: "Ich kann es nicht erwarten."


    Heperis: "Drum frage ihn, jetzt gleich, denn ich bin nicht lange jung. Jede Blüte verblüht, wenn es an der Zeit ist."


    Aristides: "Da kommt er, dein Vater."


    (Fortsetzung folgt)

  • Aufmerksam hatte ich der Ankündigung des Stücks und der Vorstellung der Schauspieler gelauscht, wobei ich beim ein oder anderer ein "Oh, wundervoll, den kenne ich, der ist gut" oder "Mh... ob der das hinbekommt... " von mir gab.
    Kaum hatte das Stück jedoch begonnen, hielt ich wieder meinen Schnabel, um der Aufführung zu folgen.

  • Corvus, der Kulturbanause, hatte natürlich noch nie etwas von den Schauspielern Milos, Kalthymos oder Agamemmon gehört, und auch der Titel des Stücks sagte ihm nichts.
    “Worum geht’s denn da?“, flüsterte er seinem Weibe zu.

  • Hesperis zuckte zusammen. Aristides näherte sich ihrem Gesicht.


    Aristides: "Was bangst du, o Hesperis? Ist es doch dein Vater? Du verwehrtest mir das Recht ihn zu fürchten und nun fürchtest du dich."


    Hesperis: "Ich bin ein Weib, ich bin ein Wesen, das sich fürchten muss auf Erden."


    Währenddessen näherte sich Menander auf hohen Korthunoi. Er war kräftiger als der schlanke Aristides, der Darsteller trug eine Maske mit dem Gesicht eines bärtigen alten Mannes. Seine Stimme war kräftig und tief.


    Hesperis flüsternd: "Rasch auseinander!"


    Menander fröhlich freundlich frisch: "Seid gegrüßt, meine lieben Kinder. Die Sonne scheint, als schiene sie allein für uns. Frischer Wind vom Meer erfüllt die Hallen kühlend und streicht über die Haut wie sanfte Finger eines Heilers über Wunden. Die drückende Hitze der Tage zuvor ist in den Himmel hinaufgestiegen und lastet nicht mehr als schweres Tuch auf den Häusern und auf den Äckern. Warum sind eure Gesichter so fahl? Warum also seid ihr so schwach im Stand? Wo ist eure Jugend geblieben, fuhr auch sie gar davon mit der giftigen Hitze?"


    Die Auloi gaben einige durchdringende Töne von sich. Langsam wurde das Tympanion geschlagen, der Rhythmus schwoll an.


    Chor: "Ahnungsloser! Und doch weiß er mehr, als man ihm glauben wird. Und doch ist er durchtriebener, als sein Gesicht es verrät. Noch ist die Luft ruhig, doch ein Gewitter zieht auf über dem blühenden Garten. Noch glänzen die Birnen und die Pomeranzen voller Fleisch im Licht der Sonne. Doch bald schon wird Regen auf sie fallen und sie werden faulen in der giftigen Nässe."

  • Ich blinzelte Corvus kurz irritiert an.
    "Worum?", erwiderte ich erstaunt, als hätte er mich gefragt, wie man atme. Um während der Erklärung nicht zu viel von der Handlung zu verpassen richtete ich meinen Blick wieder auf die Schauspieler.
    "Bei Apollo, wie soll ich das denn jetzt so schnell erklären?", seufzte ich. "Also, Aristides will Hesperis. Und Menander, also... äh... ach, schau es dir doch einfach an, ist ohnehin interessanter, als wenn ich es dir erzähle. Hoffe ich zumindest."
    Ein Grinsen huschte über mein Gesicht.
    "Auf jeden Fall eher ein Stück für Frauen, solltest du das meinen."

  • "Hach.", seufzte ich leise, hakte mich bei Corvus unter und rückte ein Stück näher.
    "Es ist so romantisch. Eine verbotene Liebe... wie bei uns damals."
    Ein verklärtes Lächeln trat in mein Gesicht. Es schien noch gar nicht so lange her zu sein, dass die Didia und der Germanikuss sich in dunklen Gässchen und verschwiegenen Plätzen trafen. Und nun saßen sie hier. :]

  • Oh ja, nur zu gut konnte sich Corvus daran erinnern, wie er damals bei ihrem leiblichen Bruder, dem Senator Marcus Didius Falco vorstellig geworden war und um ihre Hand angehalten hatte. Die Reaktion des Senators und, noch schlimmer, seiner Frau, Aelias Schwägerin Liliana, war verheerend gewesen. Man hatte ihm mehr als deutlich zu verstehen gegeben, dass man ihn als nicht standesgemäße Partie für Aelia ansah und es endete mit einem recht heftigem Streit zwischen dem Senator und ihm. Corvus war in seiner Ehre verletzt und danach konnten sie sich in der Tat nur noch heimlich treffen. Das hatte er damals als sehr demütigend empfunden und 'Romantik' beschrieb seine damaligen Gefühle nur sehr unzureichend.
    Er beschloss, dass ihm dieses Stück über eine ebenfalls verbotene Liebe ganz bestimmt nicht gefallen würde, nein! :beleidigt:

  • Die Schauspieler kannte ich nicht, doch war ich gespannt auf ihre Darbietung. Nach dem ich mich zu Anfang etwas unbehaglich gefühlt hatte, kam der Wille zurück, mich einfach unterhalten zu lassen. Da kam mir diese Liebesgeschichte gerade recht. Entspannt lehnte ich mich etwas zurück um zu geniesen.

  • Der Schluß des Chorgesangs wurde mit einem dissonanten Aulos-Ton bekräftigt. Dann folgten gewissermaßen schwebende Auloi-Klänge, die eine Atmosphäre erzeugten, die an Spannung zu nahm. Aristides ging auf Menander zu. Sein Gang war etwas unsicher.


    Menander: "Wirst du mich begleiten, du, der mir wie mein Sohn war den zwanzig Jahren die vergangen sind, wirst du mich begleiten zum Heiligtum der Persephone, auf daß der Frühling Frucht bringe?"


    Die Spannung in der Musik wurde je durchbrochen, die Klänge fielen gewissermaßen hinab. Doch dann schwoll sie wieder an.


    Aristides: "Ich begleite dich gerne, dich, der mir ein Vater war in den zwanzig Jahren, die vergangen sind, ich werde dich begleiten und dir eine Frage stellen auf dem Weg-"


    Menander: "Die ist?"


    Aristides: "Das hat Zeit. Wir wollen gleich aufbrechen, solange die Hitze noch nicht drückend ist und den Weg beschwerlich macht."


    Menander: "So sei es."


    Menander geht auf Hesperis zu und umarmt sie. Aristides ist eine gewisse Anspannung anzumerken, die durch seinen ganzen Körper geht. Ein Windhauch vom Meer fuhr durch das Theatron und ließ die prachtvollen Gewänder der Mimen kurz flattern, bevor sie sich wieder legten.


    Menander: "Wir werden uns zur Mittagshitze wiedersehen, meine Tochter. Lass die Trübsal von dir nehmen. Sei lustig! Heute Abend wird dein Onkel kommen. Zwanzig Jahre war Zwietracht zwischen uns, zwanzig Jahre sprachen wir kein Wort miteinander. Doch letzt traf ich ihn im Gymnasion. Er ist in der Stadt seit einigen Tagen. Wir versöhnten uns, denn er ist mit unsrem Vater hier und dieser ist schwer krank. Wir wollen ihn nicht durch Feindschaft zwischen seinen Söhnen betrüben. Zwanzig Jahre waren wir Fremde, um nun wieder Brüder zu sein."


    Hesperis: "Ich werde dies tun, Vater."


    Sie wirft Aristides einen Blick zu, doch der wird schon von Menander vereinnahmt.


    Menander:"Du hörtest vielleicht die glückliche Nachricht, mein Sohn?"


    Aristides teilnahmslos, unglaubwürdig: "So war es. Ich kann meine Freude nicht in Worte fassen, denn alle Worte dieser Welt wären zu schal und flach für diese tiefe Freude."


    Menander, als hätte er Aristides dies abgenommen: "So lasst uns gehen zum Heiligtum der Persephone und meinen Bruder miteinschließen in die Bitten. Wir sollten nicht eilen, doch wir sollten keine Zeit vergeuden, denn heute abend schon soll es ein frohes Fest geben in diesem Haus."


    Sie gehen beide. Aristides gibt vor, Hesperis nicht zu beachten. Hesperis bleibt. Sie scheint hin und hergerissen zwischen freudiger Aufregung und Furcht.

  • Mir gefiel das Stück. Die Schauspieler waren gut und die Geschichte gut erzählt. Nur selten schaute ich mich einmal um. Schaute den anderen Gästen zu. Einige waren, wie ich mit dem Stück zufrieden, andere schienen sich zu langweilen und suchten ihre Zerstreuung im beobachten der Zuschauer. Jedem das seine, dachte ich und lächelte.

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