- Prolog -
Warm glänzte das braunrote Fell der Ziege, die langsam an einem Weg entlang trottete, den man noch nicht mal mit Recht so nennen konnte. Mehr eine Ahnung von einem Pfad war dieser. Die großen Steine zur Seite gerollt, damit auch mal ein Wagen – gezogen von einem Ochsen oder Mauleseln – hier entlang poltern konnte. Als ob die Ziege alle Zeit der Welt hatte – wer wollte sie auch stören? - graste sie die dornigen Büsche hier ab, denn hier wurde sie nicht von den Hacken vertrieben, die die Männer nur wenige Schritte von ihr entfernt durch die Luft schwangen, um den Boden auf die kommende Saat vorzubereiten. Hoch und runter sauste die Hacke, wirbelte einmal über breite Schultern hinweg und bohrte sich tief in den erdigen Grund, der von einigen Steinen durchzogen war. Immer mal wieder bückte sich der Mann, der die Hacke schwang, zog einen besonders großen Stein hervor und warf ihn auf einen Haufen hinter sich, zupfte ab und an etwas von der dornigen Masse aus dem Boden, die sich in der Zeit, in der das Land brach lag und sich von der letzten Ernte noch erholte, über den Boden ausgebreitet hatte. Die Sonne schien in das Gesicht des Mannes, auf seinen Rücken und seine Schultern hinab, mit einem Seufzen auf den Lippen richtete er sich auf und wischte sich den Schweiß von der Stirn.
Seine Augen streiften über den Bach hinweg, der an dem Feld sich vorbei schlängelte und sich in dem kleinen Fluß am Rande seines Dorfes mit all dem Wasser vereinte, das aus dem Osten kam, irgendwo entsprungen aus Felsen, wo sich das Wasser mit Macht einen Weg aus den Tiefen bis an die Oberfläche der Welt gebahnt hatte und nun auch diesen Menschen von dem guten Naß gab, was ihre Felder fruchtbar machte und ihnen das Leben ermöglichte, selbst wenn ihr Dorf nicht direkt am Euphrat lag oder in den besonders fruchtbaren Tälern von Parthia. Ein Lächeln zeigte sich auf seinem Gesicht als der Parther zu den Häusern sah, die von einem natürlich entstandenen Wall, von Steinen und dornigen Hecken umgeben war, was die Tiere oftmals davon abhielt sich ihre Ziegen zu erjagen oder die Schafe zu erbeuten, aber nicht immer. Der Mann, Kamran war sein Name, hatte schon Nächte erlebt, wo die gestreiften Hyänen oder die Wölfe der Gegend besonders dreist waren und ein Mal meinte er sogar, daß eine seiner Ziegen von einem Bären gerißen wurde, der nahe an das Dorf - des Winters wegen - gekommen war. Gut ein Dutzend Häuser und Katen standen in dem Dorf und von den Truppen des Shah waren die Männer hier auch verschont worden, die in andere Dörfer gekommen waren und die Söhne aus den Armen ihrer Mütter gerißen haben, die Väter den Kindern genommen haben und die Brüder den Schwestern, damit sie in dem Krieg gegen die Römer kämpften.
Kamran trat zu einem Eimer, in dem eine Schöpfkelle aus Holz schwamm und nahm einen tiefen Schluck. Der Wind strich über den Boden hinweg, ließ etwas von der Erde auffliegen und spielte damit, so daß sich die Krumen in einem Wirbel in die Luft hoben und dann achtlos auf die Erde fallen gelaßen wurden. Der Luftstrom bauschte die Hose von Kamran auf, aus Schafswolle gesponnen, gewebt und genäht, zerrte an dem wollweißen Kittel, den er darüber trug und spielte mit seinen schulterlangen Haaren, die er sich zwar zurück gebunden hatte, aber von denen sich bei der Arbeit einige Strähnen gelöst hatten. Gerade wollte sich Kamran umwenden, um weiter sein Stück Erde zu bearbeiten, wie die anderen Männer des Dorfes, die sich an diesem Tage dort versammelt hatten, als ein Ruf die Luft durch schnitt:
„Seht! Da kommt wer!“
, rief ein Junge, der auf der Schwelle stand, zum Manne zu werden. Kamran wandte seinen Kopf um und in die Richtung, die der Junge – Farshid – deutete. Staub war zu sehen, noch ein gutes Stück vom Dorf entfernt. Kamran kniff die Augen zusammen, dann wandte er sich zu Farshid, packte ihn am Arm.
„Lauf, sag' Aarman Bescheid!“
Kamram gab dem Jungen einen leichten Stoß, damit dieser los lief. Farshid rannte eilig in Richtung des Dorfes. Ein älterer Mann trat an die Seite von Kamran und versuchte ebenfalls zu erkennen, was auf sie zu kam.
„Die Männer des Shah? Kommen sie nun doch?“
Kamran zuckte ratlos mit der Schulter.
„Egal, wir gehen besser auch zurück. Und egal, ob Shah, Räuber oder Römer...wir laßen uns gewiß nicht als Opfer oder Schlachtvieh benutzen!“
Der Ältere nickte zustimmend. Die Männer mit den Hacken drehten sich um und ließen das Feld brach zurück, während sie zum Dorf zurück gingen. Nur der Eimer mit Wasser blieb am Rande des Weges stehen. Die Kelle schwappte hin und her, als der Wind an ihrem Henkel spielte.
SimOff: Jeder ist dazu eingeladen, nein, sogar darum gebeten, selber an Beschreibungen und Personen mitzuwirken, ebenso an Handlung und ähnlichem, wenn er gerne mag.